Satyros oder Der vergötterte Waldteufel

By Johann Wolfgang von Goethe

Project Gutenberg's Satyros oder Der vergoetterte Waldteufel, by J.W. Goethe

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Title: Satyros oder Der vergoetterte Waldteufel

Author: J.W. Goethe

Release Date: December 1, 2003 [EBook #10353]

Language: German

Character set encoding: ISO Latin-1

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Thanks to Andrew Sly.




"Satyros oder Der vergötterte Waldteufel" by Johann Wolfgang Goethe
[in German]

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Hamburger Ausgabe, Band 4 Dramen II", the fourth volume of an edition
of Goethe's works published in 1982 by "C.H. Beck'sche
Verlagshandlung, München", ISBN 3-406-08484-2.





Johann Wolfgang Goethe

Satyros
oder
Der vergötterte Waldteufel

Drama



Erster Akt

Einsiedler.
Ihr denkt, ihr Herrn, ich bin allein,
Weil ich nicht mag in Städten sein.
Ihr irrt euch, liebe Herren mein!
Ich hab' mich nicht hierher begeben,
Weil sie in Städten so ruchlos leben
Und alle wandeln nach ihrem Trieb,
Der Schmeichler, Heuchler und der Dieb:
Das hätt mich immerfort ergetzt,
Wollten sie nur nicht sein hochgeschätzt,
Bestehlen und bescheißen mich, wie die Raben,
Und noch dazu Reverenzen haben!
Ihrer langweiligen Narrheit satt,
Bin herausgezogen in Gottes Stadt,
Wo's freilich auch geht drüber und drunter
Und geht demohngeacht nicht unter.
Ich sah im Frühling ohne Zahl
Blüten und Knospen durch Berg und Tal,
Wie alles drängt und alles treibt,
Kein Pläcklein ohne Keimlein bleibt.
Da denkt nun gleich der steif Philister:
Das ist für mich und meine Geschwister.
Unser Herrgott ist so gnädig heuer;
Hätt ich's doch schon in Fach und Scheuer!
Unser Herrgott spricht: Aber mir nit so;
Es sollen's ander auch werden froh.
Da lockt uns denn der Sonnenschein
Störch und Schwalb aus der Fremd herein,
Den Schmetterling aus seinem Haus,
Die Fliegen aus den Ritzen 'raus,
Und brütet das Raupenvölklein aus.
Das quillt all von Erzeugungskraft,
Wie sich's hat aus dem Schlaf gerafft;
Vögel und Frösch und Tier' und Mücken
Begehn sich zu allen Augenblicken,
Hinten und vorn, auf Bauch und Rücken,
Daß man auf jeder Blüt und Blatt
Ein Eh- und Wochenbettlein hat.
Und sing ich denn im Herzen mein
Lob Gott mit allen Würmelein.
Das Volk will dann zu essen haben,
Verzehren bescherte Gottesgaben.
So frißt's Würmlein frisch Keimlein-Blatt,
Das Würmlein macht das Lerchlein satt,
Und weil ich auch bin zu essen hier,
Mir das Lerchlein zu Gemüte führ.
Ich bin denn auch ein häuslich Mann,
Hab Haus und Stall und Garten dran.
Mein Gärtlein, Früchtlein ich beschütz
Vor Kält und Raupen und dürrer Hitz.
Kommt aber herein der Kieselschlag
Und furaschiert mir an einem Tag,
So ärgert mich der Streich fürwahr;
Doch leb ich noch am End vom Jahr,
Wo mancher Werwolf ist schon tot
Aus Ängsten vor der Hungersnot.

[Man hört von ferne heulen:
U! U! Au! Au! Weh! Weh! Ai! Ai!]

Einsiedler.
Welch ein erbärmlich Wehgeschrei!
Muß eine verwundte Besti' sein.

Satyros.
O weh, mein Rücken! o weh, mein Bein!

Einsiedler.
Gut Freund, was ist Euch Leids geschehn?

Satyros.
Dumme Frag! Ihr könnt's ja sehn.
Ich bin gestürzt - entzwei mein Bein!

Einsiedler.
Hockt auf! Hier in die Hütten 'rein.
[Einsiedler hockt ihn auf, trägt ihn in die Hütte und legt ihn aufs
Bett.]

Einsiedler.
Halt still, daß ich die Wund beseh!

Satyros.
Ihr seid ein Flegel! Ihr tut mir weh.

Einsiedler.
Ihr seid ein Fratz! so halt denn still!
Wie Teufel ich Euch da schindeln will?
[Verbindet ihn.]
So bleibt nur wenigstens in Ruh!

Satyros.
Schafft mir Wein und Obst dazu.

Einsiedler.
Milch und Brot, sonst nichts auf der Welt.

Satyros.
Eure Wirtschaft ist schlecht bestellt.

Einsiedler.
Des vornehm Gasts mich nicht versah.
Da kostet von dem Topfe da!

Satyros.
Pfui! was ist das ein ä Geschmack
Und magrer als ein Bettelsack.
Da droben im G'birg die wilden Ziegen,
Wenn ich eine bei'n Hörnern tu kriegen,
Faß mit dem Maul ihre vollen Zitzen,
Tu mir mit Macht die Gurgel bespritzen,
Das ist, bei Gott! ein ander Wesen.

Einsiedler.
Drum eilt Euch, wieder zu genesen.

Satyros.
Was blast Ihr da so in die Hand?

Einsiedler.
Seid Ihr nicht mit der Kunst bekannt?
Ich hauch die Fingerspitzen warm.

Satyros.
Ihr seid doch auch verteufelt arm.

Einsiedler.
Nein, Herr! ich bin gewaltig reich:
Meinem eignen Mangel helf ich gleich.
Wollt Ihr von Supp und Kraut nicht was?

Satyros.
Das warm Geschlapp, was soll mir das?

Einsiedler.
So legt Euch denn einmal zur Ruh,
Bringt ein paar Stund mit Schlafen zu.
Will sehen, ob ich nicht etwan
Für Euren Gaum was finden kann.

Ende des ersten Akts.



Zweiter Akt

Satyros [erwachend].
Das ist ein Hunde-Lagerstätt'!
Ein's Missetäters Folterbett!
Aufliegen hab' ich tan mein'n Rücken,
Und die Unzahl verfluchte Mücken!
Bin kommen in ein garstig Loch.
In meiner Höhl, da lebt man doch;
Hat Wein im wohlgeschnitzten Krug
Und fette Milch und Käs' genug. -
Kann doch wohl wieder den Fuß betreten? -
Da ist dem Kerl sein Platz, zu beten.
Es tut mir in den Augen weh,
Wenn ich dem Narren seinen Herrgott seh'.
Wollt' lieber eine Zwiebel anbeten,
Bis mir die Trän in die Augen träten,
Als öffnen meines Herzens Schrein
Einem Schnitzbildlein, Querhölzelein.
Mir geht in der Welt nichts über mich:
Denn Gott ist Gott, und ich bin ich.
Ich denk, ich schleiche so hinaus;
Der Teufel hol den Herrn vom Haus!
Könnt' ich nicht etwa brauchen was?
Das Leinwand nu wär' so ein Spaß.
Die Maidels laufen so vor mir;
Ich denk, ich bind's so etwa für.
Seinen Herrgott will ich runter reißen
Und draußen in den Gießbach schmeißen.

Ende des zweiten Akts.



Dritter Akt

Satyros.
Ich bin doch müd; 's ist höllisch schwül.
Der Brunn, der ist so schattenkühl.
Hier hat mir einen Königsthron
Der Rasen ja bereitet schon;
Und die Lüftelein laden mich all
Wie lose Buhlen ohne Zahl.
Natur ist rings so liebebang;
Ich will dich letzen mit Flöt und Sang.

[Zwei Mägdlein mit Wasserkrügen.]

Arsinoe.
Hör, wie's daher so lieblich schallt!
Es kömmt vom Brunn oder aus 'm Wald.

Psyche.
Es ist kein Knab von unsrer Flur;
So singen Himmelsgötter nur.
Komm, laß uns lauschen!

Arsinoe.
                        Mir ist bang.

Psyche.
Mein Herz, ach! lechzt nach dem Gesang.

Satyros [singt].
Dein Leben, Herz, für wen erglüht's?
Dein Adlerauge, was ersieht's?
Dir huldigt ringsum die Natur,
's ist alles dein;
Und bist allein,
Bist elend nur!

Arsinoe.
Der singt wahrhaftig gar zu schön!

Psyche.
Mir will das Herz in meiner Brust vergehn.

Satyros [singt].
Hast Melodie vom Himmel geführt
Und Fels und Wald und Fluß gerührt;
Und wonnlicher war dein Lied der Flur
Als Sonneschein;
Und bist allein,
Bist elend nur!

Psyche.
Welch göttlich hohes Angesicht!

Arsinoe.
Siehst denn seine langen Ohren nicht?

Psyche.
Wie glühend stark umher er schaut!

Arsinoe.
Möcht drum nicht sein des Wunders Braut.

Satyros.
O Mädchen hold, der Erde Zier!
Ich bitt euch, fliehet nicht vor mir.

Psyche.
Wie kommst du an den Brunnen hier?

Satyros.
Woher ich komm, kann ich nicht sagen,
Wohin ich geh, müßt ihr nicht fragen.
Gebenedeit sind mir die Stunden,
Da ich dich, liebes Paar! gefunden.

Psyche.
O lieber Fremdling! sag uns recht,
Welch ist dein Nam und dein Geschlecht?

Satyros.
Meine Mutter hab ich nie gekannt,
Hat niemand mir mein'n Vater genannt.
Im fernen Land hoch Berg und Wald
Ist mein beliebter Aufenthalt.
Hab weit und breit meinen Weg genommen.

Psyche.
Sollt er wohl gar vom Himmel kommen?

Arsinoe.
Von was, o Fremdling, lebst du dann?

Satyros.
Vom Leben, wie ein andrer Mann.
Mein ist die ganze weite Welt,
Ich wohne, wo mir's wohlgefällt.
Ich herrsch übers Wild und Vögelheer,
Frücht auf der Erden und Fisch im Meer.
Auch ist auf'm ganzen Erdenstrich
Kein Mensch so weis und klug als ich.
Ich kenn die Kräuter ohne Zahl,
Der Sterne Namen allzumal,
Und mein Gesang, der dringt ins Blut
Wie Weines Geist und Sonnen Glut.

Psyche.
Ach Gott! ich weiß, wie's einem tut.

Arsinoe.
Hör, das wär meines Vaters Mann.

Psyche.
Ja freilich!

Satyros.
             Wer ist dein Vater dann?

Arsinoe.
Er ist der Priester und Ältest im Land,
Hat viele Bücher und viel Verstand,
Versteht sich auch auf Kräuter und Sternen;
Ihr müßt ihn wahrhaftig kennen lernen.

Psyche.
So lauf und bring ihn schwind herbei!

[Arsinoe ab.]

Satyros.
So sind wir denn allein und frei.
O Engelskind! Dein himmlisch Bild
Hat meine Seel mit Wonn erfüllt.

Psyche.
O Gott! seitdem ich dich gesehn,
Kann kaum auf meinen Füßen stehn.

Satyros.
Von dir glänzt Tugend-Wahrheits-Licht
Wie aus eines Engels Angesicht.

Psyche.
Ich bin ein armes Mägdelein,
Dem du, Herr! wollest gnädig sein.

[Er umfaßt sie.]

Satyros.
Hab alles Glück der Welt im Arm
So Liebe-Himmels-Wonne warm!

Psyche.
Dies Herz mir schon viel Weh bereit't,
Nun aber stirbt's in Seligkeit.

Satyros.
Du hast nie gewußt, wo mit hin?

Psyche.
Nie, - als seitdem ich bei dir bin.

Satyros.
Es war so ahnungsvoll und schwer,
Dann wieder ängstlich arm und leer;
Es trieb dich oft in Wald hinaus,
Dort Bangigkeit zu atmen aus;
Und wollustvolle Tränen flossen,
Und heilge Schmerzen sich ergossen,
Und um dich Himmel und Erd verging?

Psyche.
O Herr! Du weißest alle Ding.
Und aller Seligkeit Wahntraumbild
Fühl ich erbebend voll erfüllt.

[Er küßt sie mächtig.]

Psyche.
Laß ab! - mich schaudert's - Wonn und Weh -
O Gott im Himmel! ich vergeh -

[Hermes und Arsinoe kommen.]

Hermes.
Willkommen, Fremdling, in unserm Land!

Satyros.
Ihr tragt ein verflucht weites Gewand.

Hermes.
Das ist nun so die Landesart.

Satyros.
Und einen lächerlich krausen Bart.

Arsinoe [leise zu Psyche].
Dem Fratzen da ist gar nichts recht.

Psyche.
O Kind! er ist von einem Göttergeschlecht.

Hermes.
Ihr scheint mir auch so wunderbar.

Satyros.
Siehst an mein ungekämmtes Haar,
Meine nackte Schultern, Brust und Lenden,
Meine lange Nägel an den Händen;
Da ekelt dir's vielleicht dafür?

Hermes.
Mir nicht!

Psyche.
           Mir auch nicht.

Arsinoe [für sich].
                           Aber mir!

Satyros.
Ich wollt sonst schnell von hinnen eilen
Und in dem Wald mit den Wölfen heulen,
Wenn ihr euer unselig Geschick
Wolltet wähnen für Gut und Glück,
Eure Kleider, die euch beschimpfen,
Mir als Vorzug entgegenrümpfen.

Hermes.
Herr! es ist eine Notwendigkeit.

Psyche.
O, wie beschwert mich schon mein Kleid!

Satyros.
Was Not! Gewohnheitsposse nur,
Fernt euch von Wahrheit und Natur,
Drin doch alleine Seligkeit
Besteht, und Lebens-Liebens-Freud;
Seid all zur Sklaverei verdammt,
Nichts Ganzes habt ihr allzusamt!

[Es drängt sich allerlei Volks zusammen.]

Einer aus dem Volk.
Wer mag der mächtig Redner sein?

Ein Anderer.
Einem dringt das Wort durch Mark und Bein.

Satyros.
Habt eures Ursprungs vergessen,
Euch zu Sklaven versessen,
Euch in Häuser gemauert,
Euch in Sitten vertrauert,
Kennt die goldnen Zeiten
Nur aus Märchen, von weiten.

Das Volk.
Weh uns! Weh!

Satyros.
Da eure Väter neugeboren
Vom Boden aufsprangen,
In Wonnetaumel verloren
Willkommelied sangen,
An mitgeborner Gattin Brust,
Der rings aufkeimenden Natur,
Ohne Neid gen Himmel blickten,
Sich zu Göttern entzückten.
Und ihr - wo ist sie hin, die Lust
An sich selbst? Siechlinge, verbannet nur!

Das Volk.
Weh! Weh!

Satyros.
Selig, wer fühlen kann,
Was sei :Gott sein! Mann!
Seinem Busen vertraut,
Entäußert bis auf die Haut
Sich alles fremden Schmucks,
Und nun ledig des Drucks
Gehäufter Kleinigkeiten, frei
Wie Wolken, fühlt was Leben sei!
Stehn auf seinen Füßen,
Der Erde genießen,
Nicht kränklich erwählen,
Mit Bereiten sich quälen;
Der Baum wird zum Zelte,
Zum Teppich das Gras,
Und rohe Kastanien
Ein herrlicher Fraß!

Das Volk.
Rohe Kastanien! O hätten wir's schon!

Satyros.
Was hält euch zurücke
Vom himmlischen Glücke?
Was hält euch davon?

Das Volk.
Rohe Kastanien! Jupiters Sohn!

Satyros.
Folgt mir, ihr Werten!
Herren der Erden!
Alle gesellt!

Das Volk.
Rohe Kastanien! Unser die Welt!

Ende des dritten Aktes.



Vierter Akt

Im Wald

[Satyros, Hermes, Psyche, Arsinoe, Das Volk sitzen in einem Kreise
alle gekauert wie die Eichhörnchen, haben Kastanien in den Händen und
nagen daran.]

Hermes [für sich].
Sackerment! ich habe schon
Von der neuen Religion
Eine verfluchte Indigestion!

Satyros.
Und bereitet zu dem tiefen Gang
Aller Erkenntnis, horchet meinem Gesang!
Vernehmet, wie im Unding
Alles durcheinander ging;
Im verschloßnen Haß die Elemente tosend,
Und Kraft an Kräften widrig von sich stoßend,
Ohne Feindsband, ohne Freundsband,
Ohne Zerstören, ohne Vermehren.

Das Volk.
Lehr uns, wir hören!

Satyros.
Wie im Unding das Urding erquoll,
Lichtsmacht durch die Nacht scholl,
Durchdrang die Tiefen der Wesen all,
Daß aufkeimte Begehrungsschwall
Und die Elemente sich erschlossen,
Mit Hunger ineinander ergossen,
Alldurchdringend, alldurchdrungen.

Hermes.
Des Mannes Geist ist von Göttern entsprungen.

Satyros.
Wie sich Haß und Lieb gebar
Und das All nun ein Ganzes war,
Und das Ganze klang
In lebend wirkendem Ebengesang,
Sich täte Kraft in Kraft verzehren,
Sich täte Kraft in Kraft vermehren,
Und auf und ab sich rollend ging
Das all und ein und ewig Ding,
Immer verändert, immer beständig!

Das Volk.
Es ist ein Gott!

Hermes.
Wie wird die Seele lebendig
Vom Feuer seiner Rede!

Das Volk.
Gott! Gott!

Psyche.
Heiliger Prophete!
Gottheit! an deinen Worten, an deinen Blicken
Ich sterbe für Entzücken!

Das Volk.
Sinkt nieder!
Betet an!

Einer.
Sei uns gnädig!

Ein Andrer.
Wundertätig
Und herrlich!

Das Volk.
Nimm dies Opfer an!

Einer.
Die Finsternis ist vergangen.

Das Volk.
Nimm dies Opfer an!

Einer.
Der Tag bricht herein.

Das Volk.
Wir sind dein!
Gott, dein! ganz dein!

[Der Einsiedler kommt durch den Wald gerade auf den Satyros zu.]

Einsiedler.
Ah, saubrer Gast! find' ich dich hier,
Du ungezogen schändlich Tier!

Satyros.
Mit wem sprichst du?

Einsiedler.
                     Mit dir!
Wer hat bestohlen mich undankbar?
Meines Gottes Bild geraubet gar?
Du hinkender Teufel!

Das Volk.
                     Höllenspott!
Er lästert unsern herrlichen Gott!

Einsiedler.
Du wirst von keiner Schande rot.

Das Volk.
Der Lästrer hat verdient den Tod.
Steinigt ihn!

Satyros.
              Haltet ein!
Ich will nicht dabei zu gegen sein.

Das Volk.
Sein unrein Blut, du himmlisch Licht,
Fließ fern von deinem Angesicht!

Satyros.
Ich gehe!

Das Volk.
          Doch verlaß uns nicht!

[Satyros ab.]

Einsiedler.
Seid ihr toll?

Hermes.
               Unseliger, kein Wort!
Bringt ihn an einen sichern Ort!
Geht, verschließt ihn in meine Wohnung.

[Sie führen den Einsiedler ab.]

Das Volk.
Sterben soll er!

Hermes.
Er verdient keine Schonung.
Und zu versühnen den himmlischen Geist,
Der uns sich so gnädig und liebreich erweist,
Wollen wir ihm unsern Tempel weihn
Und mit dem blutigen Opfer erfreun.

Das Volk.
Wohl! Wohl!

Hermes.
Zur Gottheit Füßen
Den Frevel zu büßen.

Das Volk.
Das Verbrechen
Zu rächen,
Zu tilgen den Spott.

Alle.
Zernichtet die Lästrer,
Verherrlichet Gott!

Ende des vierten Akts.



Fünfter Akt

Wohnung des Hermes

[Eudora, Hermes' Frau. Der Einsiedler.]

Eudora.
Nimm, guter Mann, dies Brot und Milch von mir,
Es ist das Letzte.

Einsiedler.
                   Weib! ich danke dir.
Und weine nicht, laß mich in Ruhe scheiden;
Dies Herz ist wohlgewöhnt, zu leiden,
Allein zu leiden männiglich.
Dein Mitleid überwältigt mich.

Eudora.
Ich bin betrübt, wie Blutdurst meinen Mann,
Das ganze Volk der Schwindel fassen kann!

Einsiedler.
Sie glauben. Laß sie! Du wirst nichts gewinnen.
Das Schicksal spielt
Mit unserm armen Kopf und Sinnen.

Eudora.
Dich um des Tiers willen töten!

Einsiedler.
Tiers! Wer sein Herz bedürftig fühlt,
Findt überall einen Propheten.
Ich bin der erste Märtyrer nicht,
Aber gewiß der harmlosen einer;
Um keiner Meinungen, keiner
Willkürlichen Grillen,
Um eines armen Lappens willen,
Eines Lappens, bei Gott! den ich brauchte.
Mein Andachtsbild, den Schutzgott meiner Ruh,
Raubt mir das Ungeheuer dazu.

Eudora.
O Freund! ich kenn sein Götterblut wie du.
Mein Mann ward Knecht in seiner eignen Wohnung,
Und Ihre borstge Majestät sah zur Belohnung
Mich Hausfrau für einen arkadischen Schwan,
Mein Ehbett für einen Rasen an,
Sich drauf zu tummeln.

Einsiedler.
                       Ich erkenn ihn dran.

Eudora.
Ich schickt ihn mit Verachtung weg. Er hing
Sich fester an Psyche, das arme Ding,
Um mich zu trotzen! Und seit der Zeit
Sterb ich oder seh dich befreit.

Einsiedler.
Sie bereiten das Opfer heut.

Eudora.
Die Gefahr lehrt uns bereit sein.
Ich geb nichts verloren;
Mit einem Blicke lenk ich ein
Bei dem kühnen eingebild'ten Toren.

Einsiedler.
Und dann?

Eudora.
Wann sie dich zum Opfer führen,
Lock ich ihn an, sich zu verlieren
In die innern heiligen Hallen,
Aus Großmut-Sanftmut-Schein.
Da dring auf das Volk ein,
Uns zu überfallen.

Einsiedler.
Ich fürchte -

Eudora.
              Fürchte nicht!
Einer, der um sein Leben spricht,
Hat Gewalt. Ich wage, und du sollst reden.
[Ab.]

Einsiedler.
Geht's nicht, so mögen sie mich töten.



Der Tempel

[Satyros sitzt ernst wild auf dem Altar. Das Volk vor ihm auf Knieen.
Psyche an ihrer Spitze.]

Das Volk. Chorus.
Geist des Himmels, Sohn der Götter,
Zürne nicht!
Frevlern deiner Stirne Wetter,
Uns ein gnädig Angesicht!
Hat der Lästrer das verbrochen,
Sieh herab, du wirst gerochen!
Schröcklich nahet sein Gericht.

[Hermes. Ihm folgt ein Trupp, den Einsiedler gebunden führend.]

Das Volk.
Höll und Tod dem Übertreter!
Geist des Himmels, Sohn der Götter,
Zürne deinen Kindern nicht!

Satyros [herabsteigend].
Ich hab ihm seine Missetat verziehn!
Der Gerechtigkeit überlaß ich ihn.
Mögt den Toren schlachten, befrein,
Ich will nicht dawider sein.

Das Volk.
O Edelmut!
Es fließe sein Blut!

Satyros.
Ich geh' ins Heiligtum hinein;
Und keiner soll sich unterstehn,
Bei Lebensstraf', mir nachzugehn!

Einsiedler [für sich].
Weh mir! Ihr Götter, wollet bei mir stehn!

[Satyros ab.]

Einsiedler.
Mein Leben ist in euren Händen,
Ich bin nicht unbereitet, es zu enden.
Ich habe schon seit manchen langen Tagen
Nicht genossen, nur das Leben so ausgetragen.
Es mag! Mich hält der tränenvolle Blick
Des Freundes, eines lieben Weibes Not
Und unversorgter Kinder Elend nicht zurück.
Mein Haus versinkt nach meinem Tod,
Das dem Bedürfnis meines Lebens
Allein gebaut war. Doch das schmerzt mich nur,
Daß ich die tiefe Kenntnis der Natur
Mit Müh geforscht und, leider! nun vergebens;
Daß hohe Menschenwissenschaft,
Manche geheimnisvolle Kraft,
Mit diesem Geist der Erd entschwinden soll.

Einer des Volks.
Ich kenn ihn; er ist der Künste voll.

Ein Andrer.
Was Künste! Unser Gott weiß das all.

Ein Dritter.
Ob er sie sagt, das ist ein andrer Fall.

Einsiedler.
Ihr seid über hundert. Wenn's zwei-, dreihundert wären,
Ich wollte jeden sein eigen Kunststück lehren,
Einen jeden eins,
Denn was alle wissen, ist keins.

Das Volk.
Er will uns beschwätzen. Fort! Fort!

Einsiedler.
Noch ein Wort!
So erlaube, daß ich dir
Ein Geheimnis eröffne, das für und für
Dich glücklich machen soll.

Hermes.
Und wie soll's heißen?

Einsiedler [leise].
Nichts weniger als den Stein der Weisen.
Komm von der Menge
Nur einen Schritt in diese Gänge.

[Sie wollen gehn.]

Das Volk.
Verwegner, keinen Schritt!

Psyche.
Ins Heiligtum! Und, Hermes, du gehst mit?
Vergissest des Gottes Gebot?

Das Volk.
Auf! Auf! Des Frevlers Blut und Tod!

[Sie reißen den Einsiedler zum Altare. Einer dringt dem Hermes das
Messer auf.]

Eudora [inwendig].
Hülfe! Hülfe!

Das Volk.
Welche Stimme?

Hermes.
Das ist mein Weib!

Einsiedler.
Gebietet eurem Grimme
Einen Augenblick!

Eudora [inwendig].
Hülfe, Hermes! Hülfe!

Hermes.
Mein Weib! Götter, mein Weib!

[Er stößt die Türen des Heiligtums auf. Man sieht Eudora sich gegen des
Satyros Umarmungen verteidigend.]

Hermes.
Es ist nicht möglich!

[Satyros läßt Eudoren los.]

Eudora.
Da seht ihr euren Gott!

Das Volk.
Ein Tier! Ein Tier!

Satyros.
Von euch Schurken keinen Spott!
Ich tät euch Eseln eine Ehr' an,
Wie mein Vater Jupiter vor mir getan;
Wollt' eure dumme Köpf' belehren
Und euren Weibern die Mücken wehren,
Die ihr nicht gedenkt ihnen zu vertreiben;
So mögt ihr denn im Dreck bekleiben.
Ich zieh meine Hand von euch ab,
Lasse zu edleren Sterblichen mich herab.

Hermes.
Geh! wir begehren deiner nit.

[Satyros ab.]

Einsiedler.
Es geht doch wohl eine Jungfrau mit.

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Waldteufel, by J.W. Goethe

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     the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method
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     has agreed to donate royalties under this paragraph to the
     Project Gutenberg Literary Archive Foundation.  Royalty payments
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     prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
     returns.  Royalty payments should be clearly marked as such and
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electronic work or group of works on different terms than are set
forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark.  Contact the
Foundation as set forth in Section 3 below.

1.F.

1.F.1.  Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
collection.  Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
works, and the medium on which they may be stored, may contain
"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
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of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
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fees.  YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
PROVIDED IN PARAGRAPH F3.  YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
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LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
DAMAGE.

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opportunities to fix the problem.

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in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS," WITH NO OTHER
WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
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1.F.5.  Some states do not allow disclaimers of certain implied
warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
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provision of this agreement shall not void the remaining provisions.

1.F.6.  INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
with this agreement, and any volunteers associated with the production,
promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
that arise directly or indirectly from any of the following which you do
or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.


Section  2.  Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of computers
including obsolete, old, middle-aged and new computers.  It exists
because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come.  In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
and the Foundation web page at https://www.pglaf.org.


Section 3.  Information about the Project Gutenberg Literary Archive
Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service.  The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541.  Its 501(c)(3) letter is posted at
https://pglaf.org/fundraising.  Contributions to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
permitted by U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations.  Its business office is located at
809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
[email protected].  Email contact links and up to date contact
information can be found at the Foundation's web site and official
page at https://pglaf.org

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     [email protected]

Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements.  We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance.  To
SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
particular state visit https://pglaf.org

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including including checks, online payments and credit card
donations.  To donate, please visit: https://pglaf.org/donate


Section 5.  General Information About Project Gutenberg-tm electronic
works.

Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone.  For thirty years, he produced and distributed Project
Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.

Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily
keep eBooks in compliance with any particular paper edition.

Each eBook is in a subdirectory of the same number as the eBook's
eBook number, often in several formats including plain vanilla ASCII,
compressed (zipped), HTML and others.

Corrected EDITIONS of our eBooks replace the old file and take over
the old filename and etext number.  The replaced older file is renamed.
VERSIONS based on separate sources are treated as new eBooks receiving
new filenames and etext numbers.

Most people start at our Web site which has the main PG search facility:

     https://www.gutenberg.org

This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
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are filed in directories based on their release date.  If you want to
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