Die Erfolgreichen : (Thirty great lives)

By Herbert Newton Casson

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Title: Die Erfolgreichen
        (Thirty great lives)


Author: Herbert Newton Casson

Release date: January 15, 2024 [eBook #72724]

Language: German

Original publication: Leipzig: Josef Singer Verlag A.-G, 1926

Credits: The Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net


*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE ERFOLGREICHEN ***
Anmerkungen zur Transkription


Im Original gesperrter Text ist _so ausgezeichnet_. Im Text des
Originals sind oftmals ein- bis dreizeilige Passagen abgesetzt,
zentriert und kursiv gesetzt. Um diese dem Autor wichtigen Aussagen
nicht zu stören, wurde dort auf eine Markierung als kursiv
verzichtet.

Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sich am Ende des Buches.




                           HERBERT N. CASSON

                           Die Erfolgreichen

                         (Thirty great lives)


                            1.—10. Tausend


                            [Illustration]

                                1 9 2 6

                  JOSEF SINGER VERLAG A.-G., LEIPZIG




  Copyright 1926 by Ernst Angel-Verlag, Berlin-Schöneberg
  Autorisierte Übertragung aus dem Englischen
  von Dr. Walter J. Briggs

  Gedruckt in der Buchdruckerei Otto Regel G. m. b. H., Leipzig




                 I N H A L T S - V E R Z E I C H N I S


                                                 Seite

    Isaac Newton                                     5

    James Watt                                      10

    Robert Clive                                    16

    Michael Faraday                                 23

    Elias Howe                                      27

    Thomas Henry Huxley                             32

    Frederick Winslow Taylor                        38

    Andrew Carnegie                                 46

    Cecil Rhodes                                    53

    Dr. Jameson                                     59

    John Wanamaker                                  64

    Murdo Mackenzie                                 70

    Cyrus H. H. Curtis                              74

    Edward Bok                                      81

    Luther Burbank, der König der Gärtner           87

    King C. Gillette                                92

    Joseph Fels                                     97

    George Westinghouse                            104

    Charles Seabrook                               111

    George F. Johnson                              117

    Thomas A. Edison                               124

    Lord Rhondda                                   128

    Sir Swire Smith                                133

    Henry Ford                                     138




                             Isaac Newton.


Wenn man das ganze britische Volk, all seine Toten und Lebenden in
einer Reihe aufstellen wollte, so würde sehr wahrscheinlich an der
Spitze dieser Reihe Sir Isaac Newton stehen.

Er als der erste der gesamten Menschheit fand das Geheimnis der Sterne.
Er war der erste, der das Mysterium der Schwerkraft bekannt machte.

Während Sie und ich über kleine Dinge nachdenken -- Zinsfuß, Löhne,
Nutzen, Erzeugung und so fort --

        dachte Newton über das Weltall nach.

Sein bedeutendes Buch »The principia« ist allgemein als das
hervorragendste Erzeugnis menschlichen Geistes anerkannt.

Allem Anschein nach werden die meisten großen Männer an bedeutungslosen
Orten geboren -- und Newton war keine Ausnahme. Er kam 1642 in einem
kleinen Dörfchen in Lincolnshire zur Welt. Sein Vater war wenige
Monate nach seiner Verehelichung gestorben. So war der kleine Newton
bei seiner Geburt schon vaterlos. Seine Mutter hatte eine bescheidene
Jahresrente von 80 Pfund.

Der kleine Isaac Newton war kein guter Schüler. Er interessierte
sich nicht dafür, was der Lehrer sagte. Er widmete seine ganze
Aufmerksamkeit mechanischen Dingen. Er erfand eine Windmühle,
eine Wasseruhr und einen neuartigen Wagen, der von seinem Insassen
angetrieben werden konnte. Er liebte es sehr, Papierdrachen steigen zu
lassen. Er machte auch Papierlaternen und befestigte diese Laternen an
dem Schwanz seiner Drachen. Dann ließ er diese Drachen nächtlicherweile
steigen, um die Landbevölkerung glauben zu machen, daß Kometen am
Himmel wären.

Schon als Junge von 12 Jahren interessierte er sich nur für Mechanik
und den Sternenhimmel. Er erfand eine Sonnenuhr. Er studierte die
Sterne. Der Mechanismus des Firmaments schien ihn zu faszinieren.

Mit 15 Jahren wurde er auf ein Gut in die Lehre gegeben, war aber
völlig wertlos als Lehrling der Landwirtschaft. Während die Schafe
herumirrten und das Vieh den Mais fraß, hockte er an einer Hecke und
las ein Buch über Astronomie.

Zum Glück wußte seine Mutter sein Genie richtig einzuschätzen. Sie
befreite ihn von der landwirtschaftlichen Arbeit und sandte ihn zurück
in die Schule.

Mit 18 Jahren wurde er in das Trinity College in Cambridge aufgenommen.
Neun Jahre später war er dort Professor der Mathematik. So gut wie sein
ganzes Leben lang blieb er mit Cambridge in Verbindung.

Mit 24 Jahren begann er das Phänomen des Lichtes zu studieren.
Er entdeckte, daß das Licht aus verschiedenartigen Strahlen
zusammengesetzt ist.

Darauf erfand er

        ein reflektierendes Fernrohr.

Es war das erste seiner Art. Sein erstes Fernrohr steht jetzt in der
Bibliothek der Royal Society mit der folgenden Inschrift: »Erfunden
von Sir Isaac Newton und von ihm eigenhändig hergestellt im Jahre 1671.«

Man hatte zu jener Zeit noch sehr geringe Kenntnisse in der Astronomie.
Alle Fernrohre waren niedliche Spielzeuge. Das, welches Newton erfand,
war sechs Zoll lang. Niemand in Newtons Generation ahnte etwas von den
100-Tonnen-Fernrohren, die wir heute haben.

Galilei war ein Jahr vor Newtons Geburt gestorben. 42 Jahre vor Newtons
Geburt war Bruno in Rom auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden, weil
er versichert hatte, daß sich die Erde um die Sonne bewegt.

Ja, in jenen frühen Tagen der Astronomie, in denen Newton erschien, war
es geradezu gefährlich, über derartige Dinge nachzudenken.

Aber Newton hatte das gute Glück, in England zu leben. Er lebte, wo die
Wissenschaft frei war. Seine Anschauungen wurden zwar angegriffen, aber
er selbst war niemals in Gefahr, verfolgt zu werden.

Es geschah, als er 24 Jahre alt war, daß er zum ersten Male die
Anziehung der Schwerkraft erfaßte. Er saß allein im Garten seiner
Mutter in dem kleinen Bauerndorf, in dem er geboren war, als er einen
Apfel fallen sah.

Warum fiel der Apfel? Wie hoch würde sein Gewicht auf einer Erde
sein, die zweimal so groß wie die unsrige wäre? Was würde dem Apfel
geschehen, wäre er halbwegs zwischen Erde und Sonne?

Das waren die Fragen, die er sich selbst stellte. Er brachte die
Vollkraft seines mathematischen Verstandes auf dieses Problem in
Anwendung.

Er studierte dieses Problem 20 Jahre. Endlich entdeckte er, daß die
Schwerkraft und die Zentrifugalkraft sich gegenseitig ausgleichen.
Damit hatte er schließlich das Geheimnis der Ordnung des gestirnten
Himmels entdeckt.

Im Jahre 1687, als er 45 Jahre alt war, veröffentlichte er sein großes
Buch »The principia«. Dieses Buch verkündete

        das Prinzip der allgemeinen Gravitation.

Dieses Prinzip ist: Jedes Atom des Stoffes im Weltall wird durch jedes
andere Atom des Stoffes mit einer Kraft angezogen, die im umgekehrten
Verhältnis zu dem Quadrat ihrer Entfernung steht.

Newton fand heraus, daß der Stein sich auf die Erde und die Erde sich
auf den Stein zubewegt. Die Erde zieht die Sonne an und die Sonne zieht
die Erde an. Jedes Atom zieht jedes andere Atom an.

Er entdeckte, daß, was wir »Gewicht« nennen, eine Täuschung ist. Ein
Mensch, der auf der Erde einen Zentner wiegt, würde zum Beispiel auf
der Sonne 13 Zentner wiegen.

Niemals versuchte Newton seine Erfindungen und Entdeckungen
geheimzuhalten. Er teilte sie seinen Freunden ganz offen mit.
Das Ergebnis war, daß in verschiedenen Fällen andere Leute seine
Erfindungen als die ihrigen bezeichneten.

Das größte Unglück traf Newton, als er sein Buch über »Die Natur des
Lichtes« vollendet hatte. Er hatte daran 20 Jahre gearbeitet. Doch,
als er einmal aus seinem Studierzimmer sich entfernt hatte, warf sein
kleiner Hund eine Kerze um, das Manuskript fing Feuer und wurde völlig
vernichtet.

Als Newton das Zimmer wieder betrat und sah, was geschehen war, soll
er ausgerufen haben: »O Diamond, wie wenig weißt du von dem Unheil, das
du angerichtet hast!«

In seinen späteren Jahren wendete sich Newton dem politischen Leben zu.
Er wurde Parlamentsmitglied. Er wurde eingesetzt als Meister der Münze.
Königin Anna verlieh ihm die Ehre der Ritterschaft und höhere Ehre
noch: er wurde Präsident der Royal Society.

Er starb 1727 im Alter von 85 Jahren. Sein Leichnam wurde in der
Westminster Abtei beigesetzt, nahe dem Eingang des Chors, auf der
linken Seite.

Er starb hochgeehrt und reich. Sein persönlicher Nachlaß betrug 32000
Pfund und sein Ruhm ist im Laufe der Jahrhunderte immer mehr gewachsen.

Er war ein bescheidener, offener und geselliger Mann.

Er war nicht eitel.

        Er liebte Menschen nicht weniger als Prinzipien.

Kurz vor seinem Tode äußerte er: »Ich weiß nicht, wie ich der Welt
vorkomme; mir selbst aber komme ich vor wie ein Junge, der am
Meeresufer spielt und der sich unterhält, hin und wieder einen besser
abgerundeten Kieselstein oder eine hübschere Muschelschale zu finden,
während der große Ozean der Wahrheit weit und unerforscht vor ihm
liegt.«




                              James Watt.


James Watt ist in Greenock im Jahre 1736 geboren. Zu jener Zeit gab
es noch keine Fabriken, Eisenbahnen, Dampfschiffe, Maschinen, freie
Schulen, Einheitspostgebühren oder Freihandel.

Er war ein zarter Junge. Er genoß wenig Schulbildung. Er wurde
hauptsächlich von seiner Mutter unterrichtet.

Er war ein eifriger Leser guter Bücher. Mit fünfzehn Jahren hatte er
»Die Elemente der Philosophie« zweimal gelesen.

Sein Vater und sein Großvater waren tüchtige Mechaniker, und
so verwendete der kleine »Jamie« seine Zeit auf drei Dinge: 1.
Spielzeugmaschinen zu machen, 2. ernste Bücher zu lesen, 3. in den
Wäldern herumzustreifen.

        Er liebte es, Experimente zu machen.

Und einmal studierte er eine Stunde lang den Teekessel. Er bedeckte
den Ausguß, um die Hebekraft des Dampfes zu erproben. Seine Tante, die
dabei saß, warf ihm vor, daß er seine Zeit damit verschwende, mit Dampf
zu spielen.

Als er siebzehn Jahre alt war, starb seine Mutter, und sein Vater
wurde plötzlich arm. James ging nach Glasgow und bekam eine kleine
Anstellung, in der er Brillen, Angelruten und dergleichen reparierte.

Mit 19 Jahren kam er nach London. Es war im Jahre 1755. Es war eine
äußerst gefährliche und unbequeme Reise, eine Reise zu Pferde. Zwölf
Tage saß James im Sattel. Das war das erste große Ereignis seines
Lebens. (Dank Watt können wir heute von London nach Glasgow in acht
Stunden reisen!)

Watt blieb in London. Er arbeitete in einer kleinen Werkstatt in
Cornhill, wo er wissenschaftliche Instrumente herstellte. Dann kehrte
er nach Glasgow zurück.

Er wurde berufen, die wissenschaftlichen Instrumente der Universität
Glasgow zu reparieren. Das war das zweite große Ereignis seines Lebens.

Verschiedene Professoren wurden auf seine Arbeit aufmerksam. Sie gaben
ihm einen Arbeitsraum in der Universität. Hier reparierte Watt die
Apparate der Universität und machte auch Fischereigeräte für fremde
Kunden. Er beschäftigte sich sogar damit, eine verbesserte Orgel
herzustellen.

Als Watt 23 Jahre alt war, trat das dritte große Ereignis ein -- er
fand ein altes Modell einer Dampfmaschine in der Universität. Natürlich
war es keine verwendbare Dampfmaschine. Es war eine, die nicht laufen
wollte. Aber sie faszinierte Watt; er begann sofort, den Dampf zu
studieren.

Zunächst begegnete er einem sehr ernsten Hindernis -- die meisten
Artikel über Dampf waren französisch und italienisch geschrieben.
Sehr wenige gab es im Englischen. Was tat Watt? Er fing sofort an,
Französisch und Italienisch zu lernen und blieb beharrlich dabei, bis
er die Artikel über Dampf lesen konnte.

Im Jahre 1764 heiratete er eine hilfreiche Frau. Sein Geschäft ging
gut. Er hatte sechzehn Arbeiter und verdiente jährlich gegen 600 Pfund
rein.

Er dachte jetzt einzig und allein an Dampf, und an nichts anderes. Im
Jahre 1765 schrieb er seinem Freund:

        »Alle meine Gedanken gelten jetzt nur noch dieser
        Maschine.«

Er verfertigte ein rohes Modell. Es wollte nicht arbeiten. Er machte
ein zweites, und es wollte nicht arbeiten. Hernach ein drittes und ein
viertes.

Es gab zu dieser Zeit keine Werkstatt der Welt, die einen
vollständigen Zylinder herstellen konnte. Das verursachte Watt so viel
Schwierigkeiten.

Er vernachlässigte sein Geschäft. Er geriet in Schulden. Da kam das
vierte große Ereignis -- er lernte Dr. Roebuck, den Begründer der
Carron-Eisenwerke, kennen.

Dr. Roebuck war der erste Mann, der es wagte, Geld in Dampf anzulegen.
Er gab Watt 1000 Pfund, um seine Schulden abzuzahlen. Dagegen gab ihm
Watt ein Zweidrittelinteresse an der Dampfmaschine.

Watt war niemals ein Geschäftsmann. Er haßte Kaufen und Verkaufen. Er
war ein Erfinder -- sonst nichts.

Immerwährend war er bei schlechter Gesundheit. Er hatte Anfälle von
Melancholie. Er litt an Kopfschmerzen. Aber er harrte aus.

Am 5. Januar 1769 erhielten Watt und Arkwright Patente für die erste
Dampfmaschine und für die erste Spinnmaschine. An diesem Tage wurde
Lancashire geboren. (Sitz großer englischer Maschinenfabriken.)

Watt hatte nunmehr den richtigen Entwurf für eine Dampfmaschine,
aber keine Werkstatt konnte sie herstellen. Ein Modell nach dem
anderen arbeitete schlecht oder gar nicht. Er hatte keine brauchbaren
Dichtungsstoffe und mußte alte Hüte und Kork verwenden. Alle seine
Modelle waren undicht.

Er geriet tiefer in Schulden. Sein Freund Dr. Roebuck wurde bankerott.
Seine Frau starb in der Schwangerschaft. Und dann kam das fünfte große
Ereignis -- er lernte Matthew Boulton kennen. Das war im Jahre 1773.

Matthew Boulton hatte eine Modellfabrik in Birmingham. Er machte Uhren.
Er war einer der gescheitesten Geschäftsleute seiner Zeit. Er war ein
Freund von Franklin, Wedgwood (Erfinder des Steingutes) und Priestley
(englischer Naturforscher). Er war ein Organisator und ein vornehmer
und tüchtiger Mann.

Dr. Roebuck schuldete Boulton 200 Pfund Sterling und Boulton nahm zwei
Drittel von Watts Patent in Zahlung. So übersiedelten im Jahre 1774
Watt und seine Maschine von Glasgow nach Birmingham. Jedermann machte
sich über die Maschine lustig, als sie im Wagen auf der Landstraße
befördert wurde.

In diesem Jahre verdiente Watt 200 Pfund Sterling durch Vermessungen.
Einen Teil davon gab er Dr. Roebuck. Persönlich gab er nicht mehr als
zwei Pfund Sterling wöchentlich aus. Die russische Regierung bot ihm
1000 Pfund Sterling das Jahr. Er sollte eine angenehme Regierungsstelle
in Kronstadt bekommen, aber er lehnte ab. Er blieb Boulton und seiner
Maschine treu.

Um diese Zeit stahl einer seiner Arbeiter die Zeichnungen der Maschine
und verkaufte sie einer anderen Firma. Das Ergebnis war: Konkurrenz.
Um sich zu schützen, mußte Watt sein Patent um sieben Jahre verlängern
lassen. Der große Burke hielt im Parlament eine pathetische Rede gegen
diese Verlängerung. Aber ohne Wirkung.

Dann kam das sechste große Ereignis -- Watt lernte Wilkinson kennen,
der es verstand, gute Zylinder zu machen.

        Mit einem Male wurde die Wattsche Dampfmaschine
        praktisch verwendbar.

Kohlenbergwerke sandten Bestellungen auf Pumpmaschinen. Boulton ließ
im ersten Jahre 65 bauen. Von dieser Zeit an war die Dampfmaschine ein
Erfolg.

Im Jahre 1802 schrieb ein Freund, namens Edgworth, an Watt und
sagte: »Warum nicht Dampf statt Postpferden? Warum nicht eine
Eisenschienenbahn?« Das war die erste Anregung für die Dampfbahn.

Im nächsten Jahre bestellte Fulton eine Maschine von Boulton und Watt,
und im Jahre 1807 fuhr das erste Dampfschiff auf dem Hudson. Um diese
Zeit gab es schon viele Konkurrenten. Die Rechtsstreitigkeiten häuften
sich. Watt und Boulton gewannen zwar diese Prozesse, aber sie waren
sehr kostspielig. Ein Londoner Anwalt verlangte eine Gebühr von 6000
Pfund Sterling.

Watt und Boulton waren 25 Jahre lang Teilhaber. Dann zogen sie sich
vom Geschäft zurück, und die Gesellschaft wurde von ihren Söhnen
fortgeführt.

Bis zum Jahre 1824 hatten Boulton und Watt 1164 Dampfmaschinen mit
insgesamt 25945 PS. erbaut. Zur Zeit betragen die Gesamtpferdekräfte
der Dampfmaschinen ungefähr 200000000. Das entspricht ungefähr der
Kraft von 4500000000 Männern.

In seinen alten Tagen wurde Watt mit Ehren überschüttet. Er
erntete Reichtümer und Ruhm. Als er im Jahre 1819 in Heathfield in
Staffordshire starb, war er in der ganzen zivilisierten Welt bekannt.

Seinem Andenken wurde in der Westminster-Abtei eine Gedenktafel
errichtet. Lord Brougham verfaßte die Inschrift in den edlen Worten:

        »Er erweiterte die Hilfsquellen seines Vaterlandes ...
        er erhöhte die Macht der Menschen ...«

Das ist die Geschichte von James Watt. Sie sollte nie vergessen werden,
solange das britische Weltreich besteht.




                             Robert Clive.


Wenn wir fragen: »Wer hat das britische Weltreich aufgebaut?«, dann ist
die Antwort: »Viele haben daran gearbeitet, doch Clive am meisten von
allen.«

Das weite Indien mit seinen 325 Millionen Einwohnern -- drei Viertel
des britischen Imperiums -- wurde von einem Mann, ohne irgendwelche
Hilfe der britischen Regierung, dem Reiche eingebracht.

Dieser eine Mann war Robert Clive -- ein armer bürgerlicher Junge aus
Shropshire mit geringer Erziehung.

Er vollendete seine Tat ohne den Beistand von Geld, Einfluß oder
militärischer Ausbildung.

        Er raffte einen Haufen Arbeiter und indischer Sepoys
        zusammen und machte sie zu Eroberern eines Fünftels
        der bewohnten Erde.

Und als er dann dieses Fünftel der bewohnten Erde der britischen Krone
überreichte, wurde er vom Parlament als ein Kriegsgewinnler getadelt.

Clive wurde 1725 in einem Shropshire-Dorf geboren. Sein Vater war ein
vergrämter Mann ohne Erfolge -- halb ein Anwalt und halb ein Farmer.

Als Junge war Bob Clive stets in Schwierigkeiten. Er war immer der
böseste Knabe des Dorfes; und jedermann meinte, er würde ein schlimmes
Ende nehmen.

Er war tapfer wie ein Bullenbeißer und von furchterregendem
Temperament. Er war immer in Kämpfen. Er organisierte die kleinen
Jungen des Dorfes und erhob Tribut von den Geschäftsleuten als
Bezahlung für den Schutz gegen andere Jungen.

Einmal kletterte er auf den Kirchturm und ließ sich auf der obersten
Spitze nieder. Er war ein verwegener Junge und ein geborener Kampfhahn.
In der Schule war er vollkommen unbrauchbar. Er versuchte eine nach der
anderen, aber keine konnte ihm Respekt abgewinnen. Er war das schwarze
Schaf der Familie, verachtet und abgelehnt von der ganzen Stadt.

So sandte der Vater in Verzweiflung den Achtzehnjährigen nach Indien in
ein Geschäft.

Der junge Clive erreichte Indien nach einer einjährigen Reise. Sein
Geld war verausgabt, er stak in Schulden. Sein Gehalt war kleiner als
das irgendeines Stenotypisten heute. Er logierte in einer kleinen
schäbigen Dachkammer.

        Das war Clives erster Einzug in Indien.

Das erste, was er tat, war, ein Duell mit einem Bramarbas auszutragen;
das trug ihm sein erstes bißchen Ansehen ein.

Das zweite war, daß er sich mit dem Gouverneur anfreundete, der eine
gute Bibliothek hatte. Er erzog sich selbst, wie es fast alle großen
Männer tun.

Zu dieser Zeit dominierten die Franzosen in Indien. Auch die Holländer
waren einflußreich. Aber die Briten waren Außenseiter. Sie wurden mehr
als Hausierer angesehen.

Die Franzosen griffen das kleine Fort an, in dem Clive als Angestellter
arbeitete, und fingen jedermann, außer Clive: Der sprang über einen
Zaun und entkam.

Dies Ereignis begründete seine Karriere. Er wurde sogleich Soldat und
studierte militärische Taktik.

Vier Jahre später wurde er Hauptmann, organisierte 200 Engländer
und 300 Sepoys -- eingeborene Inder -- und begann als ein privater,
selbständiger Abenteurer die Franzosen zu verjagen.

Er hatte Erfolg. Er stürmte ein französisches Fort und nahm es in
Besitz. Eine Armee von dreitausend Mann wurde gegen ihn ausgesendet,
aber er griff sie unter dem Schutze der Nacht an und zersprengte sie.

Eine zweite Armee von zehntausend Mann wurde aufgeboten, um ihn zu
überwältigen, aber er verschanzte sich, kämpfte fünfzig Tage und siegte
endlich durch einen Ausfall.

Er verschaffte sich weitere neunhundert Soldaten und vertrieb die
Franzosen aus Indien.

        Nur ein junger Buchhalter von fünfundzwanzig Jahren
        -- und nun plötzlich der tüchtigste britische General!

Mit siebenundzwanzig Jahren kam er nach England zurück und heiratete
ein schönes Mädchen -- Miß Maskelyne -- die er liebte.

Seine Familie war erstaunt über seine Fortschritte. »Schließlich«,
grollte sein Vater, »hat der Bub doch etwas in sich.«

Clive war jetzt reich geworden. Er zahlte die Schulden seines Vaters
und rettete den Familienbesitz.

Zwei Jahre führte er ein lustiges Leben und gab sein Geld mit vollen
Händen aus. Er wurde in das Parlament gewählt, jedoch bald wieder
hinausgeworfen. Eine Parteiabstimmung brachte ihn um seinen Sitz.

Er fing an, zu erfahren, wie England jene zu behandeln pflegt, die
seine Größe begründet haben.

Bald war sein ganzes Geld ausgegeben, und mit dreißig Jahren ging
er nach Indien zurück. Er wurde Gouverneur in der Ostindischen
Gesellschaft.

Er kam gerade rechtzeitig zurück, um die tragischen Neuigkeiten
des »Black Hole« (Das schwarze Loch) von Kalkutta zu hören. Ein
bengalischer Nabob hatte 146 Engländer in einen Kerker von zwanzig
Quadratfuß geworfen. Nur dreiundzwanzig überlebten es.

Clive wartete nicht auf Befehle oder auf die Unterschrift formeller
Anordnungen. Er ging sofort zur Tat über. Er sammelte dreitausend
Leute und griff den Nabob an. Der Nabob hatte eine Armee von
achtundfünfzigtausend. Es kam zu einer heftigen Schlacht, in der 19 : 1
gegen Clive standen.

Clive zog sich nicht etwa zurück, um in gewandtem literarischen Stil
ein Buch zu schreiben und die Technik seiner Niederlage zu begründen.

Er nahm den Kampf auf und siegte. Er zerschmetterte die Armee des
Nabob. Sie hatte Elefanten in ihrer Front, die bei ihrer Umkehr und
Flucht die eigenen Massen der Eingeborenen niedertraten.

Das war die Schlacht von Plassey.

        Der Nabob wurde gefangen und innerhalb einer halben
        Stunde hingerichtet. Von diesem Augenblick an war
        Indien britisch.

Hätte Clive gewollt, so hätte er Kaiser von Indien werden können. Er
hätte seine Siege zu seinen eigenen Gunsten ausnützen, er hätte eine
Dynastie und eine Flagge begründen können.

Er tat es nicht. Wahrscheinlich kam ihm niemals der Gedanke. Er fühlte
sich als Engländer und er handelte für England.

Durch den Sieg von Plassey wurde er der Meister der Schätze von
Bengalen. Er hatte die Macht, sich ihrer zu bedienen, und er nahm
300000 Pfund Sterling als einen fairen Tagelohn für eine faire
Tagesarbeit.

Eine zweite Armee von vierzigtausend Mann marschierte gegen ihn auf. Er
drillte seine kleine Schar von dreitausend Mann und nahm die Schlacht
auf. Wieder gewann er. Und wieder machte er sich ein Vermögen.

Dann zogen die Holländer eine dritte Armee zusammen. Clive zersprengte
sie nach seiner Gewohnheit mit einer Handvoll Engländer und Sepoys.
Diese Schlacht machte ihn endgültig zum Herrn von Indien.

Wieder kehrte er nach England zurück und wurde warm aufgenommen. Er
wurde zum Lord gemacht. Pitt nannte ihn einen »vom Himmel gefallenen
General«. Er lebte großartig in Berkeley Square und hatte zwei Paläste
auf dem Lande. Und das alles mit vierunddreißig Jahren!

Sein Einkommen war 40000 Pfund Sterling jährlich; aber er sorgte sich
wenig um Geld. Er war sehr freigebig. Das erste, was er tat, war,
seinen Eltern und Verwandten 50000 Pfund Sterling zu geben. Er trieb
alle Clives in England auf und gab ihnen einen Anteil an seinem Golde.

Mehrere Jahre lang führte er ein glänzendes Leben. Er war
Parlamentsmitglied geworden. Er lebte gut und half seinen Freunden. Es
war seine glücklichste Zeit.

In Indien aber brachen neue Unruhen aus. Er wurde gebeten, wieder
hinauszugehen, und er stimmte zu. Was er vorfand, war Unterdrückung der
Eingeborenen, alle Art Räubereien und Korruption.

Sofort bewies er sich sowohl als Staatsmann wie als General. Er
beseitigte die Bestechungen.

        Er entfernte eine Menge Schurken aus den Ämtern.

Er machte die Regierung wieder ehrlich. Er verwaltete die Justiz wie
stets als ein Freund der Inder.

Ein Nabob schenkte ihm 60000 Pfund -- er stiftete sie sogleich für die
kranken Angestellten der Ostindischen Gesellschaft.

Als er nach England zurückkehrte, wurde er von allen Seiten angegriffen.

Die Schurken, die er aus den indischen Ämtern vertrieben hatte, waren
nach England zurückgekommen und begannen einen Verleumdungsfeldzug
gegen ihn.

Zeitungen beschimpften ihn. Politiker beschuldigten ihn. Und was das
Schlimmste war, er wurde vor das Parlamentsgericht geladen, als wäre er
ein Verbrecher.

»Sie behandeln mich wie einen Hammeldieb«, sagte er. Nach einem langen
und verletzenden Prozeß sprach ihn das Parlament mit einer Warnung
frei. Er wurde öffentlich bloßgestellt -- er, der Indien dem britischen
Weltreich gewonnen hatte.

»Wir wollen Ihnen diesmal verzeihen,« sagte das Parlament, »aber tun
Sie es nicht wieder.«

Dieser Prozeß brach sein Herz.

Er wurde melancholisch. Seine Gesundheit versagte. Eine schmerzliche
Krankheit ergriff ihn. Um Linderung zu suchen, nahm er Opium -- und
langsam zerstörte das Gift sein Gehirn.

Eines Tages kam ein Beamter der Regierung eilends zu ihm. Es war im
Jahre 1774.

»In Amerika ist eine Revolution ausgebrochen«, sagte der
Regierungsbeamte. »Wir brauchen Ihre Hilfe. Das Reich ist in Gefahr.
Sie müssen sofort nach Amerika gehen.«

Clive lehnte lächelnd ab.

        »Zu spät«, sagte er. »Ich bin gerade im Begriff,
        irgendwoandershin zu gehen.«

Einige Tage später erschoß er sich.

Er hatte große Fehler -- gewiß. Große und ruhmreiche Fehler. Aber er
und seinesgleichen haben das britische Weltreich begründet.




                           Michael Faraday.


London war im Jahre 1796 noch keine besondere Stadt. Noch war
Bermondsey zu jener Zeit eine besondere Gegend in London. Ebensowenig
war die Jacob-Street in Bermondsey eine Attraktion. Noch war es der
Mietstall in der Jacob-Street.

Über diesem Mietstall aber waren einige Zimmer zu vergeben, und diese
mietete ein Schmied aus Yorkshire, der vier kleine Kinder hatte.

Und eines dieser Kinder war ein ruhiger kleiner Junge, fünf Jahre alt,
mit Namen Michael. Des Vaters Name war Faraday.

Nicht wahr? Das war kein besonderer Anfang für ein Leben? Und doch
wuchs dieser kleine Michael heran, um

        der Begründer der Wissenschaft von der Elektrizität

zu werden.

Unzweifelhaft sitzt in einem stillen Winkel des Himmels eine kleine
Gruppe kongenialer Geister beisammen und plaudert über die Gesetze des
Weltalls. Da sind Newton und Franklin, Darwin und Wallace, Huxley und
Pasteur, und in ihrer Mitte sitzt, dessen bin ich sicher, Faraday mit
seinem leuchtenden Antlitz, und erzählt ihnen, wie man kleinen Kindern
wissenschaftliche Tatsachen beizubringen hat.

Doch, um auf die Erde zurückzukommen, für den jungen Michael Faraday
war kein goldener Löffel bereit. Die Nahrungsmittel waren teuer -- der
Lohn des Schmiedes war niedrig, und so gab es für ihn überhaupt keinen
Löffel. Seine Mutter gab ihm einmal in der Woche einen Laib Brot -- das
war alles.

Was seine Schulbildung anbetrifft, so hatte er wenig oder gar keine.
Kaum konnte er gehen, mußte er Geld verdienen.

Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß Faraday, der einer der
höchstgebildeten Männer Englands wurde, Oxford niemals sah, bevor er
dahin ging, um seine Professoren zu unterrichten.

Mit dreizehn Jahren hatte der junge Michael Glück. Er wurde als
Laufjunge in einer Buchhandlung in der Nähe von der Baker-Street
angestellt. Hier fand er zum ersten Male in seinem Leben Zeitungen und
Bücher.

Eines schönen Tages, als er gerade vierzehn war, fand er ein kleines
Buch über Chemie. In diesem Augenblick begann seine Laufbahn.

Er begann abends Experimente zu machen. Er wohnte in einem ganz kleinen
Schlafzimmer im Hause des Buchhändlers; eine gutmütige Köchin stellte
ihm dort aus ihrer Speisekammer das Material für diese Experimente bei.

Mit zweiundzwanzig Jahren bekam er ein Geschenk, das für ihn mehr wert
war als alles Gold der Bank von England; einer seiner Kunden gab ihm
eine Anweisung auf einen Lehrkurs bei Sir Humphry Davy, dem größten
Chemiker seiner Zeit.

Er fiel auf bei diesen Vorlesungen -- der schlanke bleiche Bursche
mit den neugierigen Augen. Er war der jüngste unter den Anwesenden.
Er machte sich Notizen und stellte aus ihnen ein illustriertes Buch
zusammen. Als er soweit war, gab er es auf, sich vom Schicksal treiben
zu lassen und beschloß, für sich selbst zu handeln. Er schrieb an Sir
Humphry Davy, schickte ihm sein Buch und bat um eine Anstellung als
Eleve der Wissenschaft.

Sir Humphry schickte nach ihm, fand Gefallen an ihm und verschaffte ihm
eine Anstellung als Assistent im Laboratorium der »Royal Institution«.
Er begann mit fünfundzwanzig Schilling Wochenlohn.

        Nun hatte er seine eigene Leiter zum Ruhm gefunden,

und er stieg ihre Sprossen im Gleichmaß hinan, bis er den Gipfel
erreichte.

Seine erste Aufgabe war, Sir Humphry selbst auf einer zwei Jahre
währenden Europa-Reise zu begleiten. So lernte er die Gelehrten von
Paris, Genua, Florenz, Rom, Neapel und Genf kennen. Mit fünfundzwanzig
Jahren veröffentlichte er seine ersten wissenschaftlichen Artikel.
Dann, mit neunundzwanzig, machte er seine große Entdeckung der
elektromagnetischen Rotationen.

Das war die Geburt des elektrischen Motors, der heute unsere Omnibusse,
unsere Straßenbahnen, unsere Maschinen bewegt. Faraday hat diese
Entdeckung vor über hundert Jahren gemacht.

Im nächsten Jahre verliebte er sich und heiratete ein einfaches
Mädchen, das in dem Nachbarkirchenstuhl in der kleinen Kapelle saß, in
der er jeden Sonntag dem Gottesdienste beiwohnte. Ihr Name war Sarah
Barnard.

Sie lebten dann ununterbrochen glücklich -- 46 Jahre --, blieben aber
kinderlos.

Mit 32 Jahren war er einer der führenden Gelehrten der Welt. Er
war Mitglied der Royal Society und einer der Direktoren der Royal
Institution, bei der er mit 25 Schilling Wochenlohn begonnen hatte.

Jetzt kam die Gelegenheit, reich zu werden: Große Summen wurden ihm
geboten, um seine Mitarbeit als Chemiker zu gewinnen. Er besprach die
Sache mit seiner Frau, und sie kamen zu dem Beschluß, daß er keine Zeit
habe, um reich zu werden.

Er begann eine Arbeit, die 23 Jahre dauerte, sein großes Buch über
»Experimentelle Forschungen in der Elektrizität«. Dieses Buch führte
die Wissenschaft der Elektrizität von Morgendämmerung zu hellem Tage.
In fünfundsiebzig Jahren wurde es in mancher Beziehung bis heute noch
nicht überholt.

Faraday war ein Philosoph nicht weniger als ein Gelehrter. Es war

        die große Leidenschaft seines Lebens,

zu zeigen, daß das Weltall aus einer einzigen Energie und nicht aus
siebzig oder achtzig Elementen besteht.

Sein Geist suchte den geschlossenen Geist der Wahrheit zu erfassen. Er
stieg von Tatsachen zu Prinzipien auf, von Prinzipien zur universellen
Zusammenfassung. Er fühlte das Gleichmaß im Wesen der ganzen Welt -- in
Pflanzen, Elementen, Tieren, Menschen, in allem.

Er war ein Mann -- so gütig, daß Kinder sich um ihn drängten, wo immer
er ging -- so stark, daß er eine Entschuldigung von Lord Melbourne
erzwingen konnte.

Faraday und seine Frau verbrachten ihre letzten Lebensjahre in einem
Landhaus in der Nähe von Hampton Court, das Königin Viktoria ihnen
überlassen hatte. Hier saß er und erzählte den Kindern, die auf seinen
Knien saßen, die Märchen der Wissenschaft, ihnen und auch den weisesten
Gelehrten, die aus allen Weltteilen kamen, um den Meister zu sehen.




                              Elias Howe.


Nun kommt die Geschichte von Elias Howe, dem Erfinder der Nähmaschine.
Da Sie sehr wahrscheinlich glauben, selbst mit besonderen
Schwierigkeiten und Mühseligkeiten zu kämpfen, erzähle ich Ihnen diese
Geschichte, damit Sie sehen können, was wirkliche Schwierigkeiten sind.

Elias Howe, ein Wohltäter aller menschlichen Wesen, die Kleider tragen,
kam schließlich zu Ruhm und Vermögen; aber sein ganzes Leben war ein
verzweifelter Kampf gegen Armut, Dummheit, Krankheit und Tod. Doch
nichts -- nicht einmal der Hunger -- konnte ihn zum Aufgeben seines
Lebenswerkes bewegen.

Elias Howe wurde in den Vereinigten Staaten als Sohn englischer Eltern
im Jahre 1819 geboren. Der kleine Elias wurde als Kind nicht verwöhnt.
Er war einer von achten. Sein Vater war ein armer Müller, der zehn
Mäuler zu füttern hatte.

Elias war ein gebrechlicher kleiner Bursche. Sein Körper war viel zu
schwach für seinen Geist. Er war nicht nur von äußerster Zartheit -- er
lahmte auch.

Mit sechs Jahren mußte er bereits arbeiten. Er hinkte jeden Wochentag
nach der Mühle seines Vaters und half seinen Brüdern und Schwestern
Drahtzähne durch Lederstreifen zu bohren. Sehr wahrscheinlich war
es diese Beschäftigung, die in ihm den Gedanken an eine Nähmaschine
aufkommen ließ.

Mit sechzehn Jahren begab er sich nach der Stadt Lowell, da ihm jemand
von den dortigen wundervollen Werken und großartigen Maschinen erzählt
hatte.

Zwei Jahre arbeitete er in einer Baumwollspinnerei und fand dann
Stellung in einer Maschinenfabrik. Da er

        der geborene Mechaniker

war, fühlte er sich dort wohl.

Mit einundzwanzig Jahren heiratete er. Bald hatte er drei Kinder --
mehr Familie als Lohn. Sie lebten in einem schäbigen kleinen Haus und
mußten aus jedem Groschen zwei herausholen.

Seine Arbeit war hart -- so hart, daß er am Abend oft zu müde war, zu
essen. Wie er seiner Frau einmal sagte, wünschte er damals oft, er
könnte im Bett liegen für immer und ewig.

Als er fünfundzwanzig Jahre alt war, sagte eines Tages ein Kamerad zu
ihm: »Was wäre das für eine große Sache, wenn jemand eine Maschine zum
Nähen erfinden könnte.«

Diese zufällige Bemerkung ließ Howes Gehirn erwachen.

Tatsächlich war er einer der geschicktesten Erfinder der Welt, ohne
sich dessen bewußt zu sein. Er kannte seine eigenen Kräfte nicht.

Zunächst setzte er sich zu seiner Frau und sah ihr beim Nähen zu. Dann
baute er eine Maschine zur Bewegung einer Nadel, die an beiden Enden
zugespitzt war und das Öhr in der Mitte hatte. Es war ein Versuch, eine
Maschine zu machen, die die Hand seiner Frau nachahmen sollte. Das war
ein Fehlschlag.

Plötzlich blitzte eine neue Idee in seinem Gehirn auf -- warum sollte
man das Nähen mit der Hand nachahmen? Warum sollte man nicht eine neue
Art des Nähens erfinden, die eine Nähmaschine ermöglichen könnte?

Sogleich dachte er daran, die Verwendung von zwei Fäden anstatt eines
zu planen. Er erfand das Schiffchen und eine krumme Nadel mit einem Öhr
in der Nähe der Spitze. Mit einem Schlage hatte er das Problem gelöst.
Eine brauchbare Nähmaschine war erfunden.

Voll Freude gab er seine Stellung auf und zog mit seiner Familie in das
Haus seines Vaters, um seine große Erfindung zu vervollständigen.

In der Dachkammer richtete er sich eine kleine Werkstatt ein und begann
Geld zu sparen, um eine gebrauchte Drehbank zu kaufen.

Da brach ein Feuer aus und vernichtete alles. Howe rettete sein
unschätzbares Modell, aber wenig mehr.

In dieser Not kam ein Holz- und Kohlenhändler zu ihm und sagte: »Ich
will Sie in meinem Hause wohnen lassen und verköstigen und Ihnen 100
Pfund Sterling für die Hälfte Ihres Patentes geben.« Howe stimmte zu.
Er richtete eine neue Werkstatt ein -- und nach sechs Monaten hatte
er eine Maschine vollendet, welche die Nähte zweier wollener Anzüge
herstellte -- eines Anzugs für den Holz- und Kohlenhändler und eines
für ihn selbst.

Seine Aufgabe war gelöst -- so meinte er. Er wußte nicht, daß jede neue
Idee ihren Weg in die Welt gerade gegen jene Leute zu erkämpfen hat,
die den meisten Nutzen von ihr ziehen werden.

        Der Kunst des Erfindens muß die Kunst des Verkaufens
        folgen,

aber Howe wußte das nicht.

Triumphierend lief er mit seiner Nähmaschine zu den Bostoner
Schneidern. Sie versuchten sie. Sie bewunderten sie als eine »niedliche
Erfindung«, aber sie erklärten: »Wir wollen sie nicht, sie würde unser
Geschäft ruinieren.«

Er trug sie von Firma zu Firma, aber kein Mensch wollte einen Pfennig
dafür anlegen. Das entmutigte den Holz- und Kohlenhändler; er zog
sich aus dem Kompagnieverhältnis zurück und ersuchte Howe, anderswo
hinzuziehen.

Howe hatte weder Geld noch Freunde. Um seine Familie zu erhalten, wurde
er Lokomotivführer bei der Eisenbahn.

Dann wurde er krank. Ebenso seine Frau. Hätten nicht einige gütige
Nachbarn sich ihrer angenommen, die ganze Familie Howe wäre vielleicht
zugrunde gegangen -- die Nähmaschine -- alles.

Als er sich wieder erholt hatte, scharrte er genügend Geld zusammen, um
sich ein Zwischendeck-Billett nach London zu kaufen. Er glaubte, daß
England ihn besser behandeln würde, als die Vereinigten Staaten.

Aber auch hierin irrte er sich wieder. Er fand niemanden, der ihm
helfen wollte. Bis schließlich ein Mann in Cheapside seine erste
Maschine um 250 Pfund Sterling kaufte und Howe mit 3 Pfund Sterling die
Woche bei sich anstellte.

Howe arbeitete acht Monate für diesen Mann, fand aber, daß er ein zu
strenger Arbeitgeber sei, und verließ ihn. Er war ohne alle Mittel, und
oft gab es Tage, an denen er und seine Familie hungernd dasaßen in der
großen Stadt London.

Er hatte England seine Nähmaschine angeboten und England hatte sie
abgelehnt.

Der Hunger trieb ihn nach Amerika zurück. Er verpfändete sein Modell
für genügend Geld, um seine Frau und seine Kinder zurückzuschicken.
Einige Monate später kehrte er selbst zurück, da seine Frau ihm
schrieb, daß sie an der Auszehrung sterbe.

        Er kam in Neuyork mit einem Dollar in der Tasche an.

Er hatte noch 250 Meilen zu reisen. Er ging in eine Maschinenwerkstatt
und arbeitete mehrere Tage, um das Reisegeld zu verdienen.

Als er nach Hause ankam, war seine Frau gestorben.

Geschwächt und gebrochenen Herzens hielt er doch durch. Er konstruierte
ein neues Modell. Ein Geschäftsmann namens Bliß lieh ihm einiges Geld.
Er baute weitere Maschinen -- und von Fall zu Fall verkaufte er sie.

Die Nachfrage nach den Maschinen wuchs -- zwölf Jahre später war Howe
ein Millionär.

Er empfing die goldene Medaille der Pariser Weltaustellung im Jahre
1867 und das Kreuz der Ehrenlegion.

Er konnte den Hunger ertragen, die Enttäuschungen und die Verluste;
aber es scheint, daß er Ruhm und Reichtum nicht ertragen konnte. Einige
Wochen, nachdem er das Kreuz der Ehrenlegion erhalten hatte, starb er.

Er hatte seine Bahn vollendet, er hatte einen guten Kampf
durchgekämpft. Er hatte gesiegt.




                         Thomas Henry Huxley.


Es gibt nur wenige Menschen der lebenden Generation, die sich an Huxley
erinnern. Er starb in Eastburne im Jahre 1895. Aber die Geschichte
seines Lebens ist ein britisches Epos, das jeder Generation erzählt
werden sollte.

Huxley war ein kämpfender Gelehrter. Er kämpfte für die Sache
der Wissenschaft. Er schlug Aberglauben und Unwissenheit nieder.
Er focht für klares Denken -- für wirksamen Betrieb und gesunden
Menschenverstand.

        Dreißig Jahre war Huxley die Stimme der Wissenschaft,

die in einer Wildnis von Überlieferung und Gewohnheit schrie. Er war
ein Prophet -- der weiseste Lehrmeister seiner Zeit.

Vielleicht wären wir jetzt nach dem Kriege mehr geneigt, auf seine
Lehren zu horchen. England zog Gladstone Huxley vor -- und es zahlte in
Gut und Blut den vollen Preis für seine Fehler.

Thomas Henry Huxley wurde im Jahre 1825 in Ealing geboren. Ealing
war damals ein ländliches Dorf und Huxleys Vater war Lehrer in der
Dorfschule.

Im Hause Huxleys gab es wenig Geld, aber viele Bücher. Auch gab es
dort prächtige Unterhaltungen über bedeutende Gegenstände. Diese beiden
-- die Bücher und die Gespräche -- verliehen dem jungen Huxley seine
wirkliche Erziehung. Von der Schule, sagte er, habe er wenig gelernt.

Als Junge hatte er einen lebhaften forschenden Verstand. Immer fragte
er: »Warum?« Mit 15 Jahren versuchte er das Problem des Farbenspiels
bei Sonnenuntergang zu lösen. Mit 17 Jahren machte er den Versuch,
alles Wissen unter die beiden Rubriken »Geist und Natur« aufzuteilen.

Seine beiden Schwestern heirateten Ärzte -- und so wurde er mit 15
Jahren aus der Schule genommen und Student der Medizin. Er achtete
wenig auf die Vorlesungen, wurde aber von einem großen Mikroskop
geradezu fasziniert.

Dieses Mikroskop zeigte ihm die Wunder der Natur. Es öffnete ihm eine
Welt kleiner Dinge, für die unsere Augen blind sind. Manche Nacht
verbrachte er über seinem geliebten Mikroskop, und mit 19 Jahren machte
er seine erste Entdeckung: er fand eine Membrane in der Wurzel des
menschlichen Haares. Diese Membrane ist jetzt als »Huxleys Schicht«
bekannt.

Mit 19 Jahren glaubte er, ein Perpetuum mobile erfunden zu haben und
ging damit zu Faraday. Faraday hörte ihn freundlich an, erklärte ihm
aber, daß ein Perpetuum mobile unmöglich sei. »Wäre es möglich,« sagte
Faraday, »so würde es von selbst in der Natur entstanden sein und hätte
alle anderen Naturkräfte überwältigt.«

Mit 20 Jahren bestand er sein medizinisches Examen. Dann brachte ihn
ein Freund bei der Kriegsmarine unter. Er hatte das besondere Glück,
als Hilfschirurg auf einem Kriegsschiff angestellt zu werden, das auf
eine wissenschaftliche Kreuzfahrt nach den Tropen ging.

In Sidney lernte er eine junge Engländerin kennen -- Netty Heathorn. Da
gab es

        Liebe auf den ersten Blick.

Später wurde sie seine Frau. Vierzig Jahre waren sie Freunde und
untrennbare Genossen.

Huxley diente vier Jahre als Schiffsarzt, und diese vier Jahre machten
ihn zum Gelehrten. Er sammelte eine Fülle wertvoller Kenntnisse über
Pflanzen und Fische.

In einem Anfall von Großmut bewilligte ihm die Admiralität 300 Pfund
Sterling zur Veröffentlichung seiner Entdeckungen, und er wurde mit
einem Schlage ein bekannter Naturforscher.

Mit 25 Jahren heiratete er. Er verdiente damals 200 Pfund Sterling
jährlich als Professor in einem Londoner College und außerdem 200 Pfund
Sterling durch Artikel für Magazine.

Um diese Zeit begann er Vorlesungen für Arbeiter zu halten. Er war fest
davon überzeugt, daß letzten Endes die Arbeit die beste Freundin der
Wissenschaft sein würde.

»Die Arbeiterklasse soll verstehen, daß die Wissenschaft ihr wichtige
Tatsachen bietet. -- Ich habe die dilettantische Mittelklasse satt und
will versuchen, was ich mit diesen Leuten mit den schwieligen Händen,
die unter Tatsachen leben, beginnen kann.«

Mit 31 Jahren formulierte er die folgenden Gebote für sich selbst:
»Jeden Humbug zu vernichten, und sei er noch so mächtig.« »Der
Wissenschaft einen vornehmeren Ton zu geben: Ein Beispiel der
Enthaltung von allen kleinlichen, persönlichen Streitereien zu
liefern und tolerant zu sein gegen alle -- nur gegen die Lüge nicht.«
»Gleichgültig dagegen zu sein, ob die Leistung als eigene anerkannt
wird oder nicht, wenn sie nur überhaupt vollbracht ist.«

Sein Leben lang war Huxley von Schmerzen gequält, aber er lehnte es
ab, krank zu sein. Er arbeitete von 9 Uhr früh bis Mitternacht. Er
arbeitete 15 Stunden täglich -- die meiste Zeit an Dingen, die ihm
keine Bezahlung einbrachten.

Im Jahre 1859 erschien Darwins großes Buch »Die Entstehung der Arten«.
Er bewies die Theorie der Evolution, zu der sich jetzt die zivilisierte
Welt bekennt.

Damals war sie eine neue Lehre, und es erhob sich

        ein Geheul des Widerspruches.

Darwin war kein Kämpfer. Er war ein ruhiger, milder Denker. Es sah ganz
danach aus, als ob die Evolution niedergeschrien würde: und vielleicht
wäre es so gekommen -- ohne Huxley.

Der stürmte zur Front. Der schlug zurück. Der tauschte Schlag gegen
Schlag -- und er war so tüchtig, daß die alten stumpfsinnigen Leute ihn
fürchten lernten.

Einmal erging sich der Bischof von Oxford in einer öffentlichen
Versammlung in heftigen Angriffen gegen Darwin. »Ich möchte Mr.
Huxley fragen,« sagte er, »ob er selbst daran glaubt, von einem Affen
abzustammen?«

»Ich würde mich keineswegs eines solchen Ursprungs schämen,« antwortete
ihm Huxley, »aber ich würde mich schämen, von einem Manne abzustammen,
der die Gaben der Kultur und der Beredsamkeit im Dienste von
Falschheit und Vorurteil prostituiert.«

Seitdem hielt sich der Bischof ferne von Huxley.

Huxley war ein Mann der Wahrheit. »Es ist mein Geschäft,« sagte er,
»meine Wünsche zu lehren, sich den Tatsachen anzupassen und nicht den
Versuch zu machen, die Tatsachen mit meinen Wünschen in Einklang zu
bringen.«

Er half jeder guten Sache. Er glaubte nicht nur an gewisse Reformen
-- er kämpfte für sie. Er kämpfte für die Freiheit der Neger und
für die Emanzipation der Frau. Er kämpfte für ein praktischeres
Erziehungssystem.

Ohne Rücksicht auf seine schwache Gesundheit, seine Mittellosigkeit, ja
seine Armut, griff er die Absonderlichkeiten und den Aberglauben an,
die in England vorherrschten. Er konnte sie nicht vernichten, aber er
schlug sie wenigstens von den Hauptstraßen des Fortschrittes zurück.

Oft war er am Ende seines Witzes, wenn es um Geld ging.

        Einmal mußte er seine goldene Medaille für 50 Pfund
        Sterling verkaufen.

Ein reicher Freund bot ihm eine jährliche Pension von 400 Lire, aber er
wies sie zurück; denn seine Unabhängigkeit zog er allem anderen vor.

Im Jahre 1876 besuchte er die Vereinigten Staaten und setzte die
Amerikaner durch sein klares, bestimmtes Denken in Erstaunen.

Er sprach vor einem großen Publikum in Baltimore. Diesen Amerikanern,
die da saßen und Schmeicheleien erwarteten, sagte er:

»Ich kann nicht sagen, daß mir eure Macht und der Reichtum eurer
natürlichen Hilfsquellen den geringsten Eindruck machen. Umfang ist
keine Größe. Ausdehnung eines Landes macht noch keine Nation. Die große
Frage ist: Was werdet ihr mit all diesen Dingen anfangen? Die einzige
Bedingung des Erfolges ist der moralische Wert und die intellektuelle
Klarheit des einzelnen Bürgers.«

Schon im Jahre 1887 -- lange vor Taylor und Emmerson -- empfahl Huxley
wissenschaftlichen Betrieb und wissenschaftliche Organisation als
»unerläßlich für unsere Wohlfahrt«.

Er war ein Mann von überwältigender Erscheinung: viereckige Stirn,
viereckige Wangen, ein fester Mund und tiefliegende, blitzende Augen.
Seine Erscheinung erinnerte an Kraft und Geradheit. Er war ein Meister
klarer, kraftvoller Sprache. Wer ihn hörte, vergaß niemals seine
suggestive Wirkung und seine Würde.

Er lehrte uns, daß auf die Dauer nichts so praktisch, nichts so
nutzbringend und nichts so moralisch ist als die Wahrheit.




                       Frederick Winslow Taylor.


Dies ist die Geschichte von Taylor -- von Frederick Winslow Taylor, der
die Lehre von der industriellen Wirksamkeit begründet hat.

Taylor wurde in einer Vorstadt von Philadelphia im Jahre 1856 geboren.
Zur Zeit des Bürgerkrieges war er ein kleiner Junge -- zu klein, um zu
verstehen, um was es sich handelte.

Seine Eltern waren weder reich noch arm. Aber sie waren wohlhabend
genug, um den jungen Fred Taylor nach Frankreich in die Schule zu
schicken. Sie beabsichtigten, ihn die Harvard-Universität beziehen und
ihn zum Rechtsanwalt ausbilden zu lassen.

Er war ein guter Schüler. Er studierte so eifrig, daß er sich die Augen
verdarb und das Studieren aufgeben mußte: mit 19 Jahren verließ er die
Schule.

Dieser schwere Schlag machte ihn zu dem, was er geworden ist.

Er nahm eine Stellung als Lehrling in einer kleinen Maschinenwerkstatt
in der Nähe seiner Wohnung. Dort blieb er drei Jahre. Er wurde ein
Maschinenarbeiter und bildete sich auch als Former aus.

Mit 22 Jahren wurde er in den Mid-Vale Stahlwerken eingestellt. Aber
er blieb nicht lange Arbeiter.

Zunächst wurde er Vorarbeiter an der Drehbank.

Darauf wurde er Hilfswerkführer der Maschinenwerkstatt.

Drittens wurde er Werkführer.

Zum vierten wurde er Meistermechaniker, zur Leitung der Reparaturen und
Instandhaltung der Maschinen.

Fünftens wurde er Leiter der Abteilung für Entwürfe.

Zum sechsten wurde er Chefingenieur.

        Er stieg also im Verlauf von sechs Jahren vom Arbeiter
        zum Chefingenieur auf.

Während dieser Zeit besserten sich seine Augen wieder, so daß er den
Ingenieurkursus des Stevens-Instituts besuchen konnte, er studierte
nachts und Sonntags. Er war 23 Jahre alt und Werkführer, als er anfing,
wissenschaftliche Methoden auf die Fabrikation anzuwenden.

Er erfand ein neuartiges Verfahren, Metalle mit Stahlwerkzeugen von
hoher Geschwindigkeit zu schneiden, wodurch er die Leistungsfähigkeit
der Metallschneidemaschinen verdreifachte.

Er machte Zehntausende von Experimenten als ein Mann von höchster
Geduld und Ausdauer.

Er erhielt einen Anteil an seiner Erfindung und zog sich im Jahre 1901
vom Gelderwerb zurück. »Ich kann es mir nicht länger leisten, um Geld
zu arbeiten«, äußerte er.

Taylor machte sich nichts aus dem gesellschaftlichen Leben. Es lag ihm
nie daran, dekorativ zu wirken oder unterhaltend zu sein. Er kümmerte
sich weit weniger um Menschen als um Tatsachen. Er wich niemals auch
nur einen Schritt von seinem Wege ab, um der öffentlichen Meinung zu
gefallen. Er machte sich nichts aus Meinungen, nicht einmal aus seiner
eigenen. Er war der gerade Gegensatz zu einem Politiker.

Er war ein äußerst uninteressanter Redner. Ich hörte ihn einmal in New
York einen Vortrag vor dreitausend Personen halten, und alle waren
außerordentlich erfreut, als er zu Ende war.

Bei einem anderen Anlaß sprach er einmal höchst uninteressant eine
Stunde lang bei einem Bankett der amerikanischen Pressevereinigung.
Diese Rede schadete der Lehre von der Wirksamkeit in den Vereinigten
Staaten außerordentlich, weil

        der allzuernste Taylor die Pressevereinigung mehr langweilte
        als jemals ein anderer Redner.

Einige der Banketteilnehmer flüchteten, andere schliefen ein. Sie waren
geistvolle, seichte, sensationslustige Journalisten, und sie machten
sich über den ernsten und langweiligen Taylor lustig und lehnten ihn ab.

Dennoch machte er sich reich. Oder noch besser, er machte seine
Firmen reich. Oder noch viel besser: er rekonstruierte die
Maschinenwerkstätten der ganzen Welt.

Taylor war kein Genie. Er war nicht geistvoll. Er war nicht
anpassungsfähig. Vielleicht war seine Selbstbeherrschung das Geheimnis
seines Erfolges. Er besaß die zäheste Ausdauer, die jemals ein Mensch
hatte.

Wenn er einmal eine Arbeit begonnen hatte, konnte nichts ihn davon
abbringen, bevor er sie vollendet hatte. Er gab selbst zu, daß sein
Erfolg darauf beruhte, daß er sich mit den Zähnen in die Dinge
festbiß. Er lieferte einmal folgende Definition des »Charakters«: »Die
Fähigkeit, unangenehme Dinge zu tun.«

Ein Stümper bleibt, wer nur das tut, was er gern tut. Taylor verfolgte
Zeit seines Lebens die Linie des größten Widerstandes.

So zwang er sich Buchhaltung zu lernen, obwohl er sie verabscheute,
weil er gefunden hatte, daß übersichtliche Berechnung von größter
Wichtigkeit für den Fabrikanten ist.

Taylor machte sich zum Diener seiner Arbeit. Er gab sich mit dem
größten Eifer und unermüdlicher Geduld der täglich wiederkehrenden
Kleinarbeit hin, die die meisten Leute vernachlässigen -- auch das ist,
kurz gesagt, eines der Geheimnisse seines Erfolges.

Taylor war ein Mann der Tat. Er war kein origineller Denker. Er hatte
sehr wenig Einbildungskraft und nicht sehr viel Takt. Er war vollkommen
einfach und gerade.

Einige Anweisungen, die Taylor als Lehrling von einem alten Fabrikanten
erhielt, machten auf ihn einen tiefen Eindruck. Der alte Herr, dem der
Junge auffiel, schickte nach ihm und sagte: »Ich will Ihnen sagen, wie
Sie es anfangen müssen, um im Leben Erfolg zu haben:

        Wenn Ihr Arbeitgeber wünscht, da Sie um 7 Uhr früh
        zu arbeiten beginnen, seien Sie stets sieben Minuten vor
        7 Uhr zur Stelle.

Wenn er wünscht, daß Sie bis 6 Uhr abends bleiben, bleiben Sie stets
bis zehn Minuten nach sechs.«

»Wenn Sie nicht genug Vernunft haben, um zu wissen, was ich damit
meine, so haben Sie ohnehin nicht genug Vernunft, um Erfolg zu haben.«

Eines Morgens, als Taylor Werkführer war, zerbrach ein Ventil. Er
ließ die ganze Abteilung die Arbeit einstellen und suchte überall in
Philadelphia nach einem Ersatzventil. Er lief zu jedem Händler in der
Stadt. Vergebens.

Er kehrte in das Werk zurück, meldete sich beim Generaldirektor und
begann ihm zu berichten. Der Generaldirektor blickte ihn scharf an.

»Wollen Sie mir sagen, daß Sie dieses Ventil nicht erhalten haben?«

»Jawohl!«

»Hinaus,« schrie der Manager, »bringen Sie das Ventil!« Taylor fuhr
nach New York, neunzig Meilen weit -- brachte das Ventil.

Dieses Erlebnis gab ihm eine wichtige Lehre mit: »Nicht Argumente,
sondern Resultate zu bieten.«

Mehrere Jahre arbeitete Taylor unter William Sellers, einem berühmten
Ingenieur. Eines Tages beklagte er sich bei Sellers, daß ein
übelgelaunter Vorgesetzter ihn schlecht behandle. Er brachte seine
Beschwerde bei Sellers ziemlich ausführlich vor. Sellers wartete die
Beschwerde geduldig ab und antwortete dann:

»Das alles führt mir lebhaft vor Augen, daß Sie noch ein junger Mann
sind. Lange bevor Sie so alt sind wie ich, werden Sie herausgefunden
haben, daß Sie gelegentlich eine ganze Menge Schmutz zu sich nehmen
müssen, und Sie werden darauf losgehen und ihn so lange zu sich nehmen,
bis Ihre Verdauung ernstlich gestört ist.«

Der junge Taylor nahm sich diese Antwort zu Herzen, und er beschloß
fortan, seinen Charakter nicht durch Klagen und Verstimmungen schwächen
zu lassen.

Einmal, als er sich schon zum Leiter einer kleinen Abteilung
emporgearbeitet hatte, war ein Wasserabzug verstopft. Dieser Abzug war
25 Fuß unterhalb der Fabrik. Er schickte Leute hinunter, ihn frei zu
machen. Sie arbeiteten daran mit langen, aneinander befestigten Stäben,
aber erfolglos. Sie berichteten, daß man die Leitung aufgraben müsse.

Das hätte den Betrieb der Fabrik mehrere Tage lahmgelegt: Taylor
beschloß daher, den Abzug selbst freizumachen. Er legte seine Kleider
ab, zog einen Arbeitsanzug an, band Schuhe an seine Ellbogen und Knie
und stieg in den Abzug. Mehrere Male mußte er seine Nase in die Wölbung
des Abzugs heben, um nicht zu ertrinken.

Er kroch in der Dunkelheit über hundert Meter vorwärts. Er fand das
Hindernis, zog es heraus und kroch durch das Schmutzwasser zurück.

        Er war über und über mit Schmutz bedeckt, aber er
        hatte gesiegt.

Seine Arbeitsgenossen lachten ihn aus, aber der Präsident
der Gesellschaft vernahm die Geschichte und erzählte sie den
Verwaltungsräten. Taylor hatte der Gesellschaft viele hundert Pfund
erspart. Dafür erhielt er eine weitere Beförderung.

Er war keineswegs weichlich. Er war grob und fluchte häufig. Wenn
er erregt war, war seine Sprache meistens zu lebhaft persönlich und
bezeichnend, um druckfähig zu sein.

Als ihn einmal ein Parlamentsausschuß wegen seiner Ausdrucksweise
tadelte, sagte er, sich entschuldigend:

»Ich fürchte, meine Herren, daß meine Jugenderziehung sehr
vernachlässigt war.«

Man konnte Taylor nichts einreden. Narren machten ihn ungeduldig. Und
wie jeder starke Mann verachtete er jeden Schwindel.

Seine Intelligenz war zu groß, um sich um Haarspaltereien zu kümmern.
Wenn er einen Kragen und eine Halsbinde anhatte, war es gut; wenn
nicht, was lag daran? Er verschwendete keine Zeit an Unwesentlichkeiten.

Dennoch war er im höchsten Sinne von guter Abkunft. Die Vorfahren
seines Vaters gehörten zu den »English Friends«, und seine Mutter
stammte aus einer Puritanerfamilie namens Spooner, die mit der
»Mayflower« nach Amerika gegangen war und zu den Mitbegründern der
ersten englischen Kolonie in der Neuen Welt gehörte.

Taylor aber machte sich nichts aus hoher Geburt und sehr wenig aus
Erziehung. Er kannte keine Art Prahlerei. Er zog Arbeiter Professoren
vor.

Er mochte weder Arbeiterführer noch Direktoren leiden. Sein ganzes
Leben lang bekämpfte er beide. Die einen wären so schlimm wie die
anderen, sagte er, im Verhindern von Verbesserungen.

Er war ein Anhänger der Ausbildung von Angestellten, nicht aber der
Fürsorgetätigkeit. Er hatte für die Verhätschelung der Arbeiter nichts
übrig. Er befürwortete, sie anständig zu behandeln, es aber ihnen zu
überlassen, mit ihrem eigenen Leben anzufangen, was ihnen beliebte.

Taylor arbeitete mit seinen Leuten. Er fürchtete sich nicht vor ihnen.
Wenn sie etwas falsch machten, so sagte er es ihnen in einer Art, die
sie nie wieder vergaßen. Er war kein bequemer Vorgesetzter, aber er war
gerecht. Er war immer ein Mann unter Männern.

        Taylor war der Ansicht, daß die Industrie ebenso bestimmte
        Regeln kennen sollte wie der Boxkampf.

»Fouls« und Nierenschläge sollten verboten sein. Keine Firma dürfe
versuchen, ihre Arbeiter zu berauben, kein Arbeiter sollte versuchen,
seine Firma zu berauben.

Freie Betätigung in jeder Arbeit, und es wird für alle genug Geld
vorhanden sein -- das war seine Doktrin.

Er verachtete Faulheit, Hinterlist, und Prahlerei als eine
Dreieinigkeit des Übels. Er jätete dieses Unkraut in jeder Fabrik, in
der er tätig war.

Indem er sein Denken in die Arbeit steckte, machte er sie zu einem
Vergnügen. Er erhob die Arbeit auf das Niveau der Wissenschaft.

Er hatte unter seinen Arbeitern viele persönliche Freunde. »Mr. Taylor
hatte eine wundervolle Fähigkeit für Freundlichkeit«, sagte einer von
diesen einmal, »eine Fähigkeit, die sich über alle Meere ausdehnen,
eine Lebenszeit dauern und die Geringsten unter den Arbeitern
einbeziehen konnte.«

Sein Herz war ebenso groß wie sein Wille. Wohl achtete er Tatsachen
mehr als alles andere, aber er wußte, daß Gefühle Tatsachen sind. Er
wußte, daß die Tatsachen der Menschennatur mindestens so wichtig sind
wie die Tatsachen der Materialien und der Maschinen.

In seiner letzten öffentlichen Ansprache, wenige Wochen vor seinem
Tode, sagte er: »Wir müssen uns stets vor Augen halten, daß das
Wichtigste bei jedem Geschäft die richtigen gegenseitigen Beziehungen
sind.«

So war Fred Taylor -- der Begründer der industriellen Wirksamkeit --
gleich groß als Mensch und als Meisteringenieur.




                           Andrew Carnegie.


Wenn man mich fragte: »Wer war der tüchtigste, großmütigste,
originellste und unabhängigste Mann der Welt?«, müßte ich antworten:
»Andrew Carnegie.«

Er wäre auch der reichste Mann gewesen, hätte er nicht sechzig
Millionen Pfund verschenkt.

Sein Leben lang war

        Carnegies Motto: »Mehr!«

Er erwarb mehr -- verschenkte mehr -- tat mehr als irgendein anderer,
vielleicht mit Ausnahme von Rockefeller.

Carnegie wurde im Jahre 1835 in einer kleinen Hütte in Schottland
geboren.

Sein Vater war ein Weber -- arm und unzufrieden --, eine Art lokaler
Arbeiterführer.

Als er ein kleiner Junge von zehn Jahren war, sparte er vier Schilling
sechs Pence und kaufte eine halbe Kiste Orangen. Mit diesen ging er von
Tor zu Tor hausieren und verdiente zwei Schilling sechs Pence.

Als er dreizehn Jahre alt war, veranlaßte Arbeitslosigkeit die ganze
Familie, nach Amerika auszuwandern. In einem kleinen Segelboot legten
sie die Strecke in 49 Tagen zurück (nicht in 16 Stunden mit dem
Flugzeug!).

Der kleine Andy fand sogleich eine Stellung als Boy, mit fünf Schilling
die Woche. Sein Vater arbeitete in einer Baumwollspinnerei; seine
Mutter wusch. Sie lebten in einer engen Gasse, die Barefoots Square
hieß.

In einigen Wochen wurde Andy zum Heizer befördert und erhielt sieben
Schilling die Woche. Ein Jahr später verdiente er als Telegraphenbote
zwölf Schilling die Woche. Er hatte so gut wie keine Schulbildung,
aber er las mit großem Eifer. Seine Vorliebe für Bücher lenkte die
Aufmerksamkeit eines freundlichen Mannes, des Colonel Anderson, auf
ihn, der dem schottischen Jungen die Benutzung seiner Bibliothek
gestattete.

Diese Bibliothek machte Carnegie zu dem, was er geworden ist. Sie
entwickelte ihn aus einem Laufburschen zu einem Führer der Menschheit.

Mit 17 Jahren hatte er sich das Telegraphieren beigebracht. Eines
Tages, als die Telegraphisten nicht anwesend waren, kam eine wichtige
Mitteilung. Er sprang zum Aufnahmeapparat und nahm sie entgegen. Das
war zwar gegen die Regel, aber er wurde sofort zum Telegraphisten mit
24 Schilling wöchentlich befördert.

Zwei Jahre später sprang er wieder ein und klärte einen Eisenbahnunfall
auf. Auch das war gegen die Regel, aber er wurde dafür zum Sekretär
eines Eisenbahndirektors befördert.

Er sparte sein Geld und kaufte Aktien aller möglichen Gesellschaften.
Zehn Jahre lang war er Eisenbahnangestellter -- der Gehilfe des
obersten Betriebsleiters.

Er war voll Initiative. Während andere überlegten, handelte er. Als
der Prinz von Wales zum Beispiel Pittsburg besuchte, trat der junge
Carnegie rasch auf ihn zu und fragte den Prinzen:

        »Möchten Sie gerne einmal auf der Lokomotive
        fahren?«

So fuhren der künftige König von England und der künftige Stahlkönig
vergnügt gemeinsam mit dem Lokomotivführer in dessen Häuschen.

Mit 27 Jahren verdiente Carnegie seine ersten zweihundert Pfund in
einer Ölspekulation. Er verdiente noch weit mehr, indem er sich an der
Pullman Company beteiligte, die die Schlafwagen auf Eisenbahnzügen
eingeführt hatte.

Dann, mit 29 Jahren, kaufte er ein Sechstel Anteile an einem kleinen
Eisenwerke, um 1780 Pfund.

Es war eine unbedeutende kleine Eisengesellschaft. Sie zahlte keine
Dividenden, sie stand fortwährend am Rande des Bankrotts.

Die anderen Teilhaber gaben die Hoffnung auf -- Carnegie kaufte sie
aus. Er hielt fest. »Was wir brauchen,« sagte er, »ist mehr Geschäft.«
So gab er seine Stellung bei der Eisenbahn auf und wurde Verkäufer der
Eisenerzeugnisse.

Er bekam größere Aufträge zu besseren Preisen. Er stellte bessere
Maschinen ein. Er arbeitete wie ein Dämon. Bald wurde er, was die
meisten unter uns reich nennen würden. Aber das genügte Carnegie nicht.
Er wollte mehr.

Mit 31 Jahren kam er nach England und sah in Derby Stahlschienen. In
Sheffield sah er zum erstenmal einen Bessemer-Konverter und war davon
fasziniert.

Er kehrte eilig nach den Staaten zurück und baute dort ein
Bessemer-Stahlwerk. Von jedermann, den er kannte, borgte er sich
hierzu Geld. Er setzte alles, was er hatte, auf die eine Karte: »Stahl.«

        1881 war er bereits der größte Stahlerzeuger
        der Welt

geworden. Er beschäftigte 45000 Arbeiter.

1899 war er bereit, auszuverkaufen und bot seine Gesellschaft seinen
eigenen Teilhabern um 31 Millionen Pfund an. Sie entschlossen sich
nicht schnell genug, und so offerierte Carnegie seine Anteile
Rockefeller für 50 Millionen, halb bar, halb Aktien.

Rockefeller sagte: »Zu viel«; so gründete Carnegie eine eigene
Verkaufsgesellschaft. Wieder einmal war sein Motto: »Mehr.«

Er bekämpfte seine Konkurrenten, bis sie beschlossen, ihn auszukaufen,
koste es, was es wolle. Sie zahlten ihm 90 Millionen Pfund in
Obligationen und Aktien.

Mit einem Schlage wurde er der reichste Mann der Welt. Er hatte eine
jährliche Rente von drei Millionen Pfund. »Hurra,« sagte er, »ich bin
aus dem Geschäft!«

Im allgemeinen war seine Geschäftspolitik:

1. Massenerzeugung.

2. Die besten Maschinen.

3. Konzentration. »Tu alle deine Eier in einen Korb«, sagte er, »und
dann bewache diesen.«

4. Vermeidung aller Details. Er leitete sein Geschäft gewöhnlich aus
der Entfernung.

5. Reisen. Er glaubte an persönliche Fühlungnahme mit der Außenwelt.

6. Tägliche Berichte von allen Direktoren.

7. Für alle Direktoren kleine Gehälter und große Vergütungen, die in
Aktien bezahlt wurden.

8. Wiederanlage der Profite im Geschäft.

9. Sorgfältige Beachtung der Chemie und der Maschinen.

10. Hohe Löhne, hoher Profit und niedrige Gestehungskosten.

Auch in seiner philanthropischen Betätigung wandte Carnegie eine ganz
bestimmte Politik an --

        den Menschen zu helfen, die sich selbst zu helfen
        versuchten.

Niemals gab er etwas, um dem Untergegangenen zu helfen. Er hielt nichts
von Wohltätigkeit im gewöhnlichen Sinne.

Er baute dreitausend Bibliotheken und gab für sie zwölf Millionen Pfund
aus.

Eine weise und edle Tat: die Tore des Wissens Millionen Menschen in
Englisch sprechenden Ländern zu eröffnen.

Er stiftete zehn Millionen Pfund für wissenschaftliche Forschungen,
fünf Millionen Pfund für technische Schulen und zwei Millionen Pfund
den schottischen Universitäten.

Er baute den Friedenstempel im Haag -- ein schneeweißes Gebäude, das
die Welt nicht verdient hat.

Für sich selbst verausgabte er sehr wenig. Seine einzige Extravaganz
war Reisen; und er betrachtete Reisen stets als eine geschäftliche
Notwendigkeit.

Er hat den Atlantischen Ozean über siebzigmal gekreuzt. Er war
Ehrenbürger von vierundfünfzig britischen Städten. Im Jahre 1902 wurde
er zum Präsidenten des Britischen Eisen- und Stahlinstituts erwählt.
Er überschüttete britische Städte, und besonders Dunfermline, seine
Geburtsstadt, mit Geschenken. So kann man ihn mit Recht als einen
Briten ansehen.

Sein Geschmack war der denkbar einfachste. Er war ein
Leichtgewichtmann, nur fünf Fuß vier Zoll groß. Er wog nicht mehr als
vier Fuß einer Stahlschiene.

Von Anfang an betrachtete er das Geschäft als ein Spiel. Er ließ sich
niemals, wie die meisten von uns, vom Gelde beherrschen.

Er war ein Mann mit dem Herzen eines Jungen, stets eifrig,
enthusiastisch und rasch handelnd. Sein Gehirn schäumte dauernd von
neuen Ideen über für die Verbesserung des Menschengeschlechts.

Er benahm sich weit weniger würdevoll als ein durchschnittlicher
Schreibknecht. Ich habe ihn auf dem Boden seiner Bibliothek in seinem
Neuyorker Hause herumkriechen und dort Karten und Papiere ordnen sehen.

Er kümmerte sich nicht im geringsten um Äußerlichkeiten. Er wollte sein
Spiel spielen und gewinnen.

Seine Lieblingsdinge waren: Stahl, Bibliotheken, Frieden, Demokratie
und -- bis zu einem gewissen Grade -- Wissenschaft und Musik. Er war
ein starker Anhänger der Liberalen Partei in England. Seine besten
Freunde waren Bryce und Morley.

Er hatte eine Leidenschaft für Bücher. Er sagte einmal:

        »Wenn ich mein Leben noch einmal zu beginnen hätte,
        würde ich am liebsten Bibliothekar werden.«

Er verabscheute gestärkte Wäsche und modische Gesellschaft. Er
hatte keine Privatjagd und keinen Salonwagen. Er vermied die
Gesellschafterei. Er heiratete mit 52 Jahren, und seine Frau widmete
sich dem Haushalt. Sie hatten eine Tochter -- ein zartes Mädchen,
die einen jungen Eisenbahndirektor heiratete. Hätte sie einen Herzog
geheiratet, es hätte Carnegie das Herz gebrochen.

Er war ein guter Arbeitgeber -- immer der erste, die Löhne zu erhöhen.
Er sparte niemals durch Verkürzung der Löhne seiner Arbeiter, sondern
nur durch Verbesserung der Maschinen.

Er verdiente tonnenweise, aber es war alles reines Geld. Er machte
niemanden ärmer. Er erwarb es als Lohn seiner Führerschaft. Als er zur
Welt kam, kostete Stahl einen Schilling das Pfund -- er brachte den
Preis auf weniger als einen Penny.

Er war ein Kapitalist. Und doch beraubte er niemanden. Er erhöhte die
Löhne. Er erleichterte die Arbeit. Er ermöglichte mehr Beschäftigung.
Er verringerte die Preise. Er baute einen großen Handel auf zum Wohle
der ganzen Welt.

Und er begann sein Leben in einer kleinen Hütte in Dunfermline.

Das ist das Epos von Carnegie -- dem größten aller industriellen
Schotten.




                             Cecil Rhodes.


In einer Zeit, in der Politiker und Theoretiker obenauf sind und die
praktischen Geschäftsleute am Boden liegen und den schlechtesten
Teil erwählt haben, halte ich es für nützlich, die Geschichte eines
wirklichen Staatsmannes zu erzählen -- eines Mannes, der den Nutzen,
nicht die Steuern seines Landes vermehrt hat --, eines Mannes, der zu
zweckmäßig und wirksam handelte, um von seiner eigenen Generation nach
seinem wahren Wert gewürdigt zu werden.

Ich meine Cecil Rhodes, der Zentralafrika dem britischen Weltreich
einverleibt hat.

Cecil Rhodes gab England Rhodesia. Er gab ihm den Zentralhöhenzug
Afrikas, der den Kontinent beherrscht.

Er brachte 700000 Quadratmeilen neues Land unter britische Herrschaft,

        er gab dem Britischen Reich eine neue Provinz, die
        sechsmal so groß ist als Großbritannien.

»Und was machen Sie in Afrika, Mr. Rhodes?«, fragte Königin Victoria.
»Ich erweitere die Dominions Ew. Majestät!« antwortete Rhodes.

Cecil Rhodes wurde 1854 in einer kleinen englischen Pfarre geboren.
Sein Vater war ein Pfarrer -- ein vernünftiger Pfarrer --, der immer
nur zehn Minuten lang predigte.

Die Küken waren für das Nest zu zahlreich. Es gab neun Söhne und zwei
Töchter. So ging der junge Cecil mit 17 Jahren nach Südafrika zu seinem
älteren Bruder auf eine kleine Baumwollpflanzung. Er unternahm die
Reise auf einem Segelschiff, das Kapstadt durch große Ausdauer in 70
Tagen erreichte.

Im nächsten Jahre zog er auf einem Ochsenwagen nach Kimberley, wo
gerade Diamanten entdeckt worden waren. Er wurde Diamantensucher.

Nach zwei Jahren hatte er einige hundert Pfund erworben. Es war sein
erstes Geld. Er beschloß, die ganze Summe auf die Verbesserung seiner
Bildung zu verwenden. Er reiste nach Hause und ging nach Oxford -- ein
langer, klapperbeiniger, schüchterner Jüngling, der viel erfolgsicherer
im Sport als im Studium war.

Er war 21 Jahre alt, als ihm ein englischer Arzt erklärte, daß sein
Herz und seine Lunge schwach wären. »Sie haben nur noch sechs Monate zu
leben«, sagte der Doktor.

Rhodes floh, um sein Leben zu retten, nach Afrika und -- lebte noch
28 Jahre. Besser gesagt, er lebte das erfolgreichste Leben der
victorianischen Epoche. Er erfüllte seine 28 Jahre mit geleisteten
Taten.

Mit 24 Jahren machte er ein Testament -- wohl das außerordentlichste
Testament, das jemals ein Mensch von 24 Jahren gemacht hat. Er
hinterließ all sein Geld einer zu gründenden geheimen Gesellschaft,
um die britische Herrschaft über die ganze Welt auszudehnen -- die
Vereinigten Staaten zurückzugewinnen, Afrika, Südamerika und Asien
unter die britische Flagge zu bringen -- allen Teilen des Weltreiches
Selbstverwaltung zu geben und sie alle in einem Reichsparlament
zusammenzufassen.

Was war sein Zweck? Nicht Eroberung, nicht nur Bildung eines
Weltreiches. Nein. Sein Zweck war, den Krieg unmöglich zu machen und
die besten Interessen der Menschheit zu fördern.

        Sein erstes Ziel war, Geld zu verdienen, weil Geld
        Macht bedeutet.

In wenigen Jahren wurde er reich. Er gründete die
De-Beers-Gesellschaft im Jahre 1880 und erweiterte sie, bis sie eine
der größten Gesellschaften der Welt wurde. Mit 35 Jahren war Rhodes der
»Diamantenkönig«.

Als er genügend Geld hatte, stürzte er sich in das öffentliche Leben.
Er wurde Mitglied des Kap-Parlaments; und seine erste Rede hielt
er zur Verteidigung der Rechte der Eingeborenen. Mit 37 Jahren war
er Premierminister, saß in Hemdsärmeln an seinem Schreibtisch und
verwaltete die verworrenen Angelegenheiten der kleinen Kolonie.

1888 schloß er mit Lobengula, dem König des Mashonalandes, einen
Handel ab; er erwarb alle Bergwerksrechte in einem Territorium, das
so ausgedehnt war wie ganz Mitteleuropa. Mit einer kleinen Schar
von tausend Mann nahm er es in Besitz. Er bekämpfte Eingeborene,
Portugiesen, Buren und Downing-Street. Was er nahm, hielt er fest.
Und es ist nicht anzunehmen, daß er den Wunsch hatte, Mashonaland etwa
einem Völkerbund zu übergeben.

Er meisterte die Menschen durch seine Furchtlosigkeit und seine
Willenskraft. Einmal ging er unbewaffnet fünfhundert bewaffneten
Eingeborenen entgegen und zwang sie, Frieden zu machen. Er liebte das
rauhe Lager der Pioniere, und er haßte die Gesellschaft. Seine einzige
unglückliche Lebenszeit war, wenn er in London gefeiert wurde.

Er gründete Rhodesia und machte es so britisch wie Oxford oder
Lancashire.

Um jene Zeit war Afrika das Land der Einfälle. Jedermann fiel ein.
Die Buren taten es. Die Eingeborenen taten es. Es war kein Land der
Etikette, der guten Sitten und des Amtsdienstes. Es war ein Land von
Wilden, in dem einige harte Männer um die Herrschaft rangen.

Es kam der berühmte Jameson-Einfall. Der Kampf lag in der Hauptsache
zwischen Krüger und Rhodes -- den beiden stärksten Persönlichkeiten,
die Afrika je hervorgebracht hat. Krüger war beschränkt. Er war
so eine Art Buren-Sinn-Feiner. Im Gegensatz zu ihm war Rhodes
weitausschauend. Er sah Afrika als einen Teil der großen weiten Welt;
und er wollte es frei und glücklich machen.

Dann kam der Krach des Burenkrieges. Aufgemuntert durch die
Versprechungen deutscher Hilfe stürzten sich die Buren in den Kampf
gegen die Briten. Rhodes ging nach Kimberley und nahm während der
Belagerung die Führung in die Hand. Er hielt die Stadt zusammen und
rettete sie.

Am Ende seines Lebens baute er sich ein großes Haus, benutzte es aber
hauptsächlich als ein Hotel für alle Besucher. Er sagte:

        »Dieses Haus gehört der Allgemeinheit so gut wie mir.«

Rhodes war ein Mann der einfachsten Gewohnheit. Er brauchte wenig für
sich selbst. Anfangs lebte er in einer Kaffernhütte. Er hatte alle
Instinkte eines Pfadfinderjungen.

Seine Kleidung war derb. Er zog es vor, ein festes Ziel und ein
lockeres Halstuch zu haben, statt umgekehrt. Als er dem Sultan der
Türkei vorgestellt werden sollte, hatte er keinen Gehrock und erschien
im Straßenanzug.

Einmal, auf einer Seereise, mußte er sich zu Bett legen, während ein
freundlicher Matrose einen Segeltuchfleck auf seine einzige Hose nähte.

Er hatte blaue Augen und ein herzliches Lachen. Mit Narren und Snobs
hatte er keine Geduld; aber er liebte die Buren, die Eingeborenen, die
Ansiedler und alle praktischen, nützlichen Leute.

In gefährlichen Lagen konnte er so furchtbar sein wie ein afrikanisches
Gewitter; aber er ärgerte sich niemals über Kleinigkeiten.

Er machte sich nichts aus hochtönenden Phrasen und papiernen Plänen. Er
berauschte sich niemals selbst mit Worten. Er war ein illusionsloser
Optimist.

Er war kein Sparer, er führte keine Bücher. Er war nachlässig mit
Geld und hatte selten welches bei sich. Seine Aktien hatte er in den
Rocktaschen und allen möglichen Schubladen.

Er war großmütig bis zur Sorglosigkeit. In einem schlechten Jahre gab
er einmal den Ansiedlern in Rhodesia sechzehntausend Pfund.

Rhodes verabscheute die Bureaukratie. Er glaubte nicht daran, daß
kleine Leute große Dinge tun könnten. Er glaubte an Geblüt, Wirksamkeit
und Menschennatur.

Er begründete ein wundervolles System von Stipendien, teilweise um
Oxfords enge Geleise zu erweitern, und teilweise, um die englisch
sprechenden Nationen enger zu verbinden.

Er lebte gerade lange genug, um die britische Flagge überall zu sehen
-- dann begab er sich nach einer kleinen Lieblingsbesitzung, legte sich
nieder, sandte nach Jameson und starb. Seine letzten Worte waren:

        »So viel zu tun -- und so wenig getan!«

Nach seinem Wunsche liegt er in einem einsamen Grabe auf der Höhe eines
seiner afrikanischen Berge. Kein Ruhmeswort auf diesem Grabstein --
nichts als die Worte:

        »Hier liegt Cecil John Rhodes.«

Aber dieses Grab wird den Südafrikanern ein Mekka bleiben, solange die
Erde besteht.




                             Dr. Jameson.


Jameson von Südafrika! Jameson, der Mann des verunglückten Einfalls!
Jameson, der aus dem Kerker von Holloway aufstieg, um Premierminister
von Südafrika zu werden!

Nun ist er schon mehrere Jahre tot, und Jam Colvin hat eine sehr kluge
und faszinierende Geschichte seines Lebens geschrieben.

Man sagt: »Jedermann hat seinen Preis!« Das galt nicht von Jameson.
Alles Gold und alles Silber der Welt würde ihn nicht interessiert
haben, hätte man es ihm um Verrat geboten.

Er war ein Schotte, in Edinburgh geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt
-- aber auch Dichter, Redner und Reformer. Er war für Freihandel und
Abschaffung des Sklavenhandels.

Familie Jameson hatte elf Kinder -- zehn Jungen und ein Mädchen. Die
Jungen wanderten hierhin und dorthin, nach verschiedenen Teilen der
Welt. Einer ging nach Südafrika.

Als Jim 25 Jahre alt war, schickte ihm dieser Bruder aus Südafrika
einen Diamanten. Sofort machte sich Jim auf und fuhr nach Kapstadt. Er
war klein, schlank, beinahe zart, aber er hatte das Herz eines Löwen.

Er begab sich nach den Diamantengruben und wurde bald einer der
populärsten Leute in Kimberley.

Er war ein geschickter Chirurg. Seine Praxis wuchs schnell. Bald
verdiente er fünftausend Pfund jährlich.

        Er war ein lustiger Verschwender,

ein Kartenspieler, der alles bis auf seine Hosen setzte, Sportsmann und
ein Wagehals.

Vielleicht wäre er nie etwas anderes geworden, hätte er Rhodes nicht
getroffen.

Er und Rhodes waren 22 abenteuerreiche Jahre lang Freunde -- Genossen
-- Gesellschafter fürs Leben. Rhodes war der Denker, und Jameson war
der Täter. Rhodes hatte das Hirn, und Jameson hatte die Zunge und Faust.

Es war eine seltsame Zusammenstellung -- der große und der kleine Mann.
Der große Mann machte die Pläne, und der kleine Mann führte sie aus.

Rhodes wollte dem britischen Weltreich das große zentrale Rückgrat
Afrika einfügen. Er konnte weder vom Parlament noch von Downingstreet
Hilfe bekommen. So bekam er sie von Jameson.

Nördlich von Kimberley liegt das unermeßliche Land des Matabelevolkes.
Ein Riese namens Lobengula beherrschte es -- ein riesiger Neger, der
über zwei Zentner wog. Er war so groß wie drei »Dr. Jims«.

Rhodes wollte eine Straße nach Norden durch das Land der Matabele
legen, und er schickte Jameson aus, um von Lobengula die Ermächtigung
hierzu zu erwerben.

Jameson erhielt sie. Erhielt sie nur durch seinen Mut. Niemand, weder
ein Weißer noch ein Schwarzer, hatte sich bisher anders als kriechend
an Lobengula herangewagt; aber der kleine »Dr. Jim« ging lebhaft auf
ihn zu, fühlte seinen Puls und machte ihm eine Morphiumeinspritzung, um
einen Gichtanfall zu heilen.

Wieder und immer wieder ging Jameson in den Urwald von Innerafrika, um
den Weg für britische Ansiedler zu bereiten. Oft ging er in die Irre,
wurde angegriffen und von wilden Bestien bedroht. Aber niemals weigerte
er sich, wieder zu gehen, wenn Rhodes einen neuen Plan vorhatte.

Er ging nach Osten in das Gazaland und fügte dem britischen Weltreich
ein neues, weites Gebiet hinzu. Das Land, von dem er Besitz ergriff,
war um ein Vielfaches größer als ganz Großbritannien.

Jameson kämpfte mit Krüger, mit Negerhäuptlingen, mit unbekannten
Gebieten. Wo immer es eine Gefahr oder eine Schwierigkeit gab, Jameson
trat ihr entgegen.

1894 kam Jameson nach England. Mehrere Wochen lang war er der Löwe
von London. Man veranstaltete ihm Gastmähler und Trinkgelage. Die
Königin bewirtete ihn. Er gab seinen Verwandten und Schulfreunden
Sektfrühstücke.

Dann eilte er nach Südafrika zurück, raffte 500 Mann zusammen und
marschierte gegen Johannesburg. Das war der

        »Jameson-Einfall«.

Rhodes und die meisten andern wußten davon. Alle waren sie mit dem Plan
einverstanden -- bis er mißlang. Dann zogen sie sich nach und nach
zurück und ließen die ganze Verantwortung auf Jameson sitzen.

Jameson tat das seinige. Die anderen bekamen kalte Füße, als die Zeit
zum Zuschlagen gekommen war.

Mit seiner kleinen Schar ging Jameson vorwärts, ungeachtet der
Todesgefahr. Die Buren umringten ihn. Es gab einen kurzen Kampf -- dann
fand sich Jameson im Kerker von Pretoria wieder.

Einige Monate später stand er mit sechs Kameraden in London vor
Gericht, um sich gegen zwölf Anklagepunkte zu verantworten.

Er wurde schuldig befunden und zu fünfzehn Monaten Gefängnis
verurteilt. Er wurde zuerst nach Wormwood Scrubs und dann nach dem
Zuchthaus von Holloway gebracht.

Solches geschah ihm in London im Jahre 1896. Es war eins der
widerwärtigsten Ereignisse, die sich je in einem Londoner Gerichtshof
vollzogen haben -- und das will viel sagen.

Die Richter, die Jameson dem Kerker überlieferten, waren Lord Russel,
Baron Pollock und Richter Hawkins.

Im Gefängnis erkrankte er und wurde nach einigen Monaten von der
Königin begnadigt.

Sobald er sich erholt hatte, eilte er zurück nach Südafrika, gerade
rechtzeitig für den Burenkrieg. Wie gewöhnlich stürzte er sich in das
dichteste Kampfesgewühl in Ladysmith.

1901 starb Rhodes, und Jameson sah es als seine Ehrenpflicht an, seine
Stelle einzunehmen. So kam er wider Willen in die Politik. Nach drei
Jahren wurde er Premierminister.

In seinen späteren Jahren ließ er vom Kampf ab und wurde ein
Friedensstifter. Er befreundete sich sogar mit den Buren.

        Er hatte zuletzt keine Feinde mehr.

Am Ende seines Lebens wurde er mit Ehren überschüttet. Er wurde geadelt
und trat an die Spitze der Chartered Company.

Aber er war zu krank, um sich viel aus den Ehrungen zu machen.

Fast unerträgliche Schmerzen hatten ihn befallen. Als einer seiner
Brüder von Hoffnung auf Gesundung sprach, lächelte Jameson in seiner
vergnügten Weise und sagte: »Nein, Gottlob, es ist hoffnungslos.« Das
waren seine letzten Worte. Er starb 1917 und liegt jetzt Seite an Seite
mit Rhodes auf dem Gipfel eines Berges in Rhodesia.




                            John Wanamaker.


Jedes Land hat seine großen Kaufleute: Hoch über ihnen allen aber steht
John Wanamaker, der 1922 im Alter von 84 Jahren gestorben ist.

John Wanamaker besaß das größte Warenhaus in Philadelphia und das
größte Warenhaus in Neuyork. In London hatte er nur ein Einkaufsbureau.

Der Wert seiner drei Geschäftshäuser -- nur der Gebäude allein -- war
12500000 Dollar.

        Seine Verkäufe betrugen bis zu 1250000 Dollar an
        einem Tage!

Und dennoch war er so einfach, emsig und freundlich, als wäre er nur
ein Dorfschneider.

Er war ganz arm geboren. Sein Vater war Besitzer einer kleinen Ziegelei
und einer großen Familie. John war das älteste von sieben Kindern.

Wanamaker war kein geborener Kaufmann. Weder sein Vater noch seine
Mutter verstanden irgend etwas vom Ladengeschäft. Er fand keine Hilfe
in ererbten Eigenschaften. Er war ein geborener Ziegelarbeiter, der
sich selbst zum größten aller Kaufleute hinaufarbeitete.

Er hatte nur wenig Schulbildung. Mit 13 Jahren war er damit
beschäftigt, Ziegel zu wenden und Schubkarren mit Lehm zu beladen.
Seine zweite Stellung hatte er in einem Kleidergeschäft. Hier fand er
die beiden besten Dinge, die ein Junge finden kann -- die richtige
Beschäftigung und einen guten Chef.

Er war so flink -- so gefällig -- so begeistert für seine
Beschäftigung, daß Kunden, die in das Geschäft kamen, gewöhnlich
fragten: »Wo ist John?« Er packte seine Arbeit an, als ob sie ein
großartiger Sport wäre.

»Der ehrgeizigste Junge, den ich je gesehen habe«, sagte sein Chef von
John. »Er wird einmal ein großer Kaufmann werden; er organisiert immer
irgend etwas.«

Mit 21 Jahren hatte er 2000 Dollar erspart. Er begann einen eigenen
kleinen Laden zu betreiben -- 16 mal 80 Fuß groß. Am ersten Tage
verkaufte er für etwas über 25 Dollar, und er nahm 25 Dollar davon
und gab sie für Anzeigen aus. In ein paar Wochen hatte er bereits ein
enormes Geschäft. Er saß nicht da und wartete, was kommen würde. Er
inserierte.

Dann, mit 23 Jahren, machte er eine Erfahrung, die ihm die Augen
öffnete und ihm zeigte, wie ein Laden sein müsse. Er wollte seiner
Mutter eine goldene Brosche schenken. Er ging in einen Juwelierladen
und wählte eine. Während der Juwelier sie einpackte, sah er im
Schaufenster eine andere Brosche, die ihm besser gefiel.

»Ich glaube, ich möchte lieber diese da haben«, sagte er.

»Nein, das gibt es nicht«, schnauzte ihn der Juwelier an. »Jetzt ist es
zu spät. Sie haben diese gekauft, und Sie müssen sie behalten.«

Als der junge Wanamaker das Juweliergeschäft verließ, kam ihm eine
große Erleuchtung. In seiner Phantasie erblickte er ein großes
Warenhaus, in dem Waren zurückgegeben und ausgetauscht werden konnten
-- ein Warenhaus, das von Höflichkeit erfüllt war,

        ein Warenhaus, das vom Gesichtspunkte des Kunden aus
        betrieben werden sollte.

Sie sehen, er schuf sich zuerst sein Ideal; dann ging er ans Werk und
hielt aus, bis sein Ideal zur Tatsache wurde.

Sein Lebensweg wies eine ruhmreiche Fülle von Schwierigkeiten auf. Vor
allem hatte er eine -- nach dem Ausspruch der Ärzte -- »unheilbare«
Krankheit: Tuberkulose. Möglicherweise hat diese Krankheit sein Leben
verkürzt, immerhin lebte er aber noch 62 Jahre, nachdem man sie
herausgefunden. Zumindesten überlebte er alle seine Ärzte.

Zu jener Zeit, vor 60 Jahren, wurden Kaufmann und Kunde wie heute
Kapital und Arbeit als natürliche Feinde betrachtet. Ein Laden war eine
Art Festung, ein Platz, wo Käufer und Verkäufer um Preise kämpften. Es
gab keine Verkaufskunst im modernen Sinn. Geschäft war Krieg.

John Wanamaker sah, daß das falsch und töricht war. Er beschloß,
Geschäfte auf einer Friedensgrundlage zu machen. Er ging ans Werk,
seinen Laden freundlich und ehrenhaft, gefällig und gesellig zu machen.

Zunächst begann er, in seinen Inseraten die Wahrheit zu sagen. Er
bezeichnete Kragen als »halbleinen« und Unterzeug als »halbbaumwollen«.
Er sagte die volle Wahrheit über seine goldenen Uhren und seine
Silberwaren. Wenn er behauptete, daß ein Hut ein Pariser Hut sei, so
war es ein Pariser Hut. Er klebte nicht richtige Etiketten auf falsche
Ware.

Jede Wanamaker-Anzeige beruht auf persönlicher Prüfung der Waren.
Schon diese Tatsache zeigt, welch ein »unpraktischer Träumer« er war.

Er befolgte stets drei Regeln, wenn er inserierte:

1. Nichts drucken zu lassen, was er nicht beweisen konnte.

2. Alles vom Standpunkt des Kunden aus zu betrachten.

3. Niemals Verkäufe auf Kosten der dauernden Freundschaft zu forcieren.

Wanamaker glaubte an die Wirkung großer Anzeigen. Er war der erste
Kaufmann, der volle Seiten inserierte. Er verwendete einfache, klare
Ausdrücke und große, gut lesbare Schrift. Nach seiner Meinung sollte
eine Anzeige die Neuheiten seines Warenhauses zum Vorteil des Publikums
enthalten.

        Sein ganzes Leben lang dachte er stets über dieses Eine
        nach -- wie er sein Warenhaus für das Publikum behaglich
        gestalten könnte.

Er begründete das System der Einheitspreise.

Er stellte die törichte Gewohnheit ab, den nicht kaufenden Kunden als
einen Eindringling anzusehen. Er gab den Leuten den freien Zutritt zu
seinem Warenhaus ohne irgendwelchen Kaufzwang.

Er gestattete allen Kunden, ihr Geld zurückzuverlangen, wenn sie es
sich anders überlegt hatten.

Er begann die Schulung seiner Angestellten, um sie alle zu geschickten
und höflichen Verkäufern zu erziehen.

Niemand weiß, ob ein Wanamaker-Warenhaus ein Heim, eine Kunstgalerie,
eine Kathedrale oder ein Boulevard ist. Es ist das alles ebensosehr wie
ein Warenhaus.

In einem seiner Warenhäuser sind 600 Ölgemälde an den Wänden. Es hat
einen großen Ehrenhof. Es enthält behagliche Ecken, Marmorpfeiler,
Blumen, Teppiche und bunte Glasfenster.

Es gibt dort auch Musik. Um 9 Uhr früh wird in jedem
Wanamaker-Warenhaus eine Fanfare geblasen. Dann erbraust eine Orgel
und erfüllt das ganze große Gebäude mit rauschenden Melodien. Dieses
Orgelkonzert dauert eine halbe Stunde. Manchmal finden sich dazu bis zu
25000 Zuhörer ein. So beginnt der Tag in einem Wanamaker-Warenhaus.

In Sachen der Ausbildung der Angestellten war John Wanamaker seiner
Zeit und seinen Konkurrenten um mindestens 50 Jahre voraus.

Er hatte seine eigene »Handels-Universität« -- kein anderer Kaufmann
der Welt ist je soweit gegangen.

Jeden Morgen finden Übungen für alle jungen Angestellten statt.

Ihr Körper wird flink und stark gemacht. Als Amerika in den Krieg
eintrat, kamen die ersten 1500 Rekruten vollständig ausgebildet von den
Wanamaker-Warenhäusern.

        »Lerne, während du verdienst, damit du mehr verdienen
        kannst«,

das war Wanamakers Motto. Er richtete Schulen und Vorlesungen für
alle erdenklichen Fächer ein. Auch gibt es da allerhand Klubs und
Gesellschaften und auch -- etwas in Amerika durchaus Ungewöhnliches --
Pensionen für alte oder arbeitsunfähig gewordene Angestellte.

Was John Wanamaker selbst anbetrifft, so war er ein gütiger,
christlicher Mann.

Er hatte keine Feinde, obwohl er sein Leben lang wegen seiner Ideale
und seiner »törichten Neuerungen« verspottet wurde. Alles Kleinzeug,
das sich mit rohen, schmierigen, kleinen Läden zufriedengibt, machte
sich über ihn lustig. Mindestens die Hälfte aller Witze in den
Vereinigten Staaten -- ich glaube es sagen zu dürfen -- befassen sich
mit Wanamaker, Rockefeller oder Ford.

John Wanamaker war von großer Frömmigkeit. Manchmal kommt es mir vor,
als ob er der letzte Christ gewesen wäre -- oder der erste.

Einmal wurde ein Mädchen, das beim Stehlen betroffen wurde, in sein
Bureau gebracht. Sie war störrisch, sie weigerte sich, ihren Namen zu
nennen. Ein Geistlicher war im Zimmer, und Wanamaker sagte: »Kommt,
laßt uns alle drei niederknien und beten.« Sie taten es. Das Mädchen
brach zusammen und gestand. Sie hatte weder Eltern noch Freunde.
Wanamaker gab sie zu einer gütigen Familie in Pension und gab ihr eine
Anstellung in seinem Laden. »Ich verdamme dich nicht; gehe hin und
sündige nicht mehr.«

Ich kann für seine Freundlichkeit persönlich Zeugnis ablegen. Vor
ungefähr 20 Jahren wollte ich einmal von ihm Informationen über einen
bestimmten geschäftlichen Gegenstand. Ich fand seine Bureautür weit
offen. Ich ging hinein und stellte meine Fragen. Er beantwortete sie
vollständig; und dann -- in völlig unaufdringlicher Weise, fragte er
mich, ob ich in die Kirche gehe und die Bibel studiere. In meinem
ganzen Geschäftsleben ist er der einzige Mann, der je eine derartige
Frage an mich gerichtet hat. Und so habe ich sie nicht vergessen.

So war John Wanamaker -- der Kaufmann über allen Kaufleuten. Er wurde,
was er war, weil er den Wagemut hatte, ein guter Mensch zu sein.




                           Murdo Mackenzie.


So unglaublich diese Geschichte ist -- jedes Wort ist wahr. Es ist die
Geschichte eines jungen Hochländers, der fünf Jahre umsonst arbeitete,
um das Bankgeschäft und die Rechtswissenschaft zu lernen.

Nach dieser Vorbereitung ging er in das Geschäftsleben, und heute ist er

        der bedeutendste Viehzüchter der Welt.

Er ist in Schottland, Südamerika und den Vereinigten Staaten
wohlbekannt. Sein Name ist Murdo Mackenzie.

Mit über 75 Jahren ist er heute noch in voller Tätigkeit. Er verwaltet
über fünf Millionen Hektar Land mit 500000 Stück Vieh.

Jahrelang war er der Präsident der Viehzüchterassoziation der
Vereinigten Staaten. Er ist der Viehkönig von drei Ländern und begann
sein Leben im schottischen Hochland als kleiner Junge auf einer kleinen
Farm.

Sein Vater war ein Pächter von Sir Charles Roß in Baluagown.

In dem kleinen Häuschen, in dem er das Licht der Welt erblickte, gab es
viele Bücher; und der Kleine war sehr auf das Lernen erpicht.

Er ging bis zu seinem 14. Lebensjahre in die Kirchenschule und hernach
vier Jahre lang -- sieben Meilen täglich -- in eine höhere Schule.

Mit 18 Jahren trat er ohne Bezahlung in ein Anwaltbureau ein, um die
Rechte zu lernen. Dann ging er ebenso unbezahlt drei Jahre lang in eine
Bank, um das Bankgeschäft zu lernen.

Diese fünf unbezahlten Jahre nennt Mackenzie das Geheimnis seines
Erfolges. Während dieser Zeit brachte er sich dadurch fort, daß er an
den Abenden verschiedene Nebenbeschäftigungen betrieb.

Mit 23 Jahren wurde ihm eine Stelle als Hilfsverwalter der Roßschen
Güter angeboten. Er nahm sie an. Das Gehalt war 100 Pfund Sterling
jährlich.

Mit 26 Jahren heiratete er und blieb neun Jahre in Schottland. Mit 35
Jahren war sein Gehalt erst 250 Pfund Sterling im Jahr.

Das beweist, daß in Schottland viele Leute leben, die zehnmal soviel
verdienen würden, wenn sie in einem anderen Lande lebten.

Mit 35 Jahren bot sich Mackenzie die erste Gelegenheit, etwas Großes
zu leisten. Er wurde zum Verwalter einer großen Tierzuchtfarm in Texas
ernannt.

Er fuhr hin und fand sich an der Spitze eines großen Gutes von 400000
Hektaren mit 70000 Stück Vieh.

Bald entdeckte er, daß Texas nicht Schottland ist. Banditen und Räuber
hielten das Land in Schrecken. Das Gesetz galt nichts.

Man riet ihm, einen Revolver zu tragen, aber er lehnte ab. »Nein,«
sagte er,

        »Revolver sind für Feiglinge und Mörder, nicht für
        Ehrenmänner.«

Seine Freunde fürchteten, daß er getötet werden könnte; aber er
lebt heute noch, und die Revolverleute sind tot. »Sie brachten sich
gegenseitig um«, sagt Mackenzie.

Er ist ein riesiger Mann. »Ich bin eine zu große Zielscheibe,« meint
er, »um mich auf Revolverkämpfe einzulassen. Niemand kann mich
verfehlen.« Und doch hat er niemals Furcht gekannt.

Sehr bald wurde er der Führer aller Viehzüchter in den Vereinigten
Staaten. Er wurde gewöhnlich gewählt, wenn es galt, sie in nationalen
Angelegenheiten zu vertreten.

Einmal besuchte er den Präsidenten Roosevelt. Ich erinnere mich sehr
deutlich daran, weil ich zu jener Zeit in Washington war.

Roosevelt hatte versprochen, Mackenzie 20 Minuten zu gewähren. Als
Mackenzie hereinkam, wendete sich Roosevelt in seiner überlebhaften
Weise an ihn und sprach ununterbrochen.

Nach 20 Minuten sagte Roosevelt: »Jetzt ist Ihre Zeit um. Adieu,
Mackenzie!«

»Noch nicht, Herr Präsident«, sagte Mackenzie, indem er seinen
gewaltigen Körper zwischen Roosevelt und die Tür stellte. »Ich bin
nicht dreitausend Meilen gekommen, um in dieser Weise abgefertigt zu
werden. Sie haben gesagt, Sie wollten mir zwanzig Minuten geben. Und
bisher haben Sie allein geredet. Jetzt werden Sie Ihr Wort halten und
hören, was ich zu sagen habe.«

Roosevelt setzte sich nieder. Er hatte seinen Meister gefunden.
Er horchte 20 Minuten, während Mackenzie ihm die Beschwerden der
Viehzüchter vorlegte. Die beiden Männer -- Roosevelt und Mackenzie
-- wurden hierauf gute Freunde, und Roosevelt erwähnte Mackenzie in
einem seiner Bücher. »Er glaubt daran,« schreibt Roosevelt, »daß man
jedermann ehrenhaft behandeln müsse.«

Mit 61 Jahren übernahm Mackenzie eine noch viel bedeutendere Stellung.
Er richtete eine Viehzuchtfarm von fünf Millionen Hektar in Brasilien
ein.

Dieser kleine schottische Knabe, der täglich 14 Meilen wanderte, um zu
lernen, der einzige Schotte, der jemals fünf Jahre unbezahlt gearbeitet
hat, ist

        heute einer der Führer in Handel und Wandel der Welt.

Er ist mehr als das. Er ist eine aufbauende Kraft der Zivilisation.
Er hat neue Länder erschlossen. Er hat das Fleisch für die Welt
verbilligt. Er hat der Welt bessere Sorten Vieh und kräftigere Menschen
gebracht.




                          Cyrus H. H. Curtis.


Dies ist die Geschichte eines Mannes, der mit eineinhalb Penny begann
und jetzt ein Kapital von 7000000 Pfund Sterling hat; des Mannes, der
mehr als irgendein anderer getan hat, um das Niveau des Journalismus
und der Reklame zu heben.

Curtis ist jetzt 73 Jahre alt. Er ist der Besitzer der »Saturday
Evening Post«, »Ladies’ Home Journal«, »Country Gentleman« und
»Philadelphia Ledger«.

Seine »Saturday Evening Post« wird in den Vereinigten Staaten um fünf
Cent verkauft und hat eine Verbreitung von 2500000 Exemplaren die
Woche. Sie ist

        die größte Zeitschrift der Welt.

Sein »Ladies’ Home Journal« erscheint in monatlich 2000000 Exemplaren zu
15 Cent.

Sein Einkommen aus Anzeigen beträgt jetzt gegen 13000000 Pfund
Sterling das Jahr. Nein, das ist durchaus kein Druckfehler. Es
beträgt 13 Millionen Pfund Sterling, das heißt 260 Millionen Mark
pro Jahr. Und nicht ein Heller davon kommt aus Whiskyannoncen oder
Quacksalbermedizinen oder sonstigem Schund, mit dem den Leuten Geld
abgeschwindelt werden soll.

Er ist der erfolgreichste Zeitungsverleger der Welt -- und in dem
Text seiner Blätter gibt es weder Verbrechen noch Skandal, so wenig
wie Schwindel in seinen Anzeigen. Sein Niveau ist höher, als das
irgendeines anderen Verlegers, und sein Nutzen ist es ebenfalls.

Cyrus Curtis stammt aus bestem britischen Geschlecht. Seine vornehmen
Ahnen verließen England im Jahre 1631.

Sein Vater war ein Dekorateur, der in einem kleinen Holzhaus in
Portland, Maine, lebte, wo Cyrus im Jahre 1850 das Licht der Welt
erblickte.

Als er zwölf Jahre alt war, bat er eines Tages seine Mutter um etwas
Geld, um sich Feuerwerk zu kaufen. »Wenn du Geld willst,« sagte sie,
»mußt du gehen und es verdienen, wie es dein Vater tut.«

Er hatte einen und einen halben Penny in seiner Tasche. Er ging aus,
kaufte drei Exemplare des »Daily Courier« und verkaufte sie an der
Straßenecke. Am Ende des Tages hatte er viereinhalb Penny.

Er war ein kleiner Bursche, flink und keineswegs stark, aber er wurde
sehr schnell ein vorzüglicher Zeitungsjunge.

Nachdem er einen Monat lang Zeitungen verkauft hatte, lieferte er seine
erste Geschäftsidee. Er ging zu dem Direktor des »Courier« und bat um
Kredit. »Wenn Sie mir bis morgen früh Kredit geben,« sagte er eifrig,
»werde ich ein großes Paket Couriere über den Fluß nach Fort Preble
hinübernehmen.«

Der Direktor stimmte zu. Darauf richtete der Junge Cyrus es so ein, daß
er als erster das Zeitungspaket erhielt und schlüpfte damit durch einen
Seitenausgang. Er fuhr nach Fort Preble und

        schuf ein neues Absatzgebiet für den »Courier«.

Bald verdiente er damit zehn Schillinge wöchentlich, ein Betrag, der
dem halben Einkommen eines Arbeiters in jenen Tagen entsprach.

Das Jahr darauf, als er dreizehn war, fing er mit einer eigenen kleinen
Zeitung an. Es war eine vierseitige Jungenzeitung »Jung-Amerika«, mit
der er einen Absatz von 100 Stück die Woche erzielte. Er hatte eine
Handpresse um zwölf Schilling gekauft und machte gute Fortschritte, als
ein Feuer ihm alles vernichtete. Keine Versicherung deckte den Schaden:
»Jung-Amerika« ging in Rauch auf.

Hierauf arbeitete er sechs Jahre in einem Kleiderladen. Während dieser
Zeit tat er nichts Bemerkenswertes und war sich offenbar seiner eigenen
Natur und seiner Fähigkeiten nicht bewußt.

Mit 20 Jahren kehrte er zur Presse zurück. Er bekam eine Stellung als
Anzeigenakquisiteur für eine halbtote Zeitung in Boston. Eines Tages
bot ihm der entmutigte Eigentümer die Zeitung für 150 Pfund Sterling
an. Curtis lehnte ab. »Allright,« sagte der Eigentümer, »Sie können sie
auch umsonst haben.«

Curtis nahm sie und wünschte fünf Jahre lang, er hätte es nicht getan.
Es war hoffnungslos. Mit 25 Jahren gab er sie auf, verheiratete sich
und übersiedelte nach Philadelphia.

Es war seine Heirat, die ihm seinen ersten Erfolg einbrachte. Er
hatte eine andere Zeitung begonnen -- die »Tribüne« --, und eines
Tages lenkte seine Frau seine Aufmerksamkeit auf die sogenannte
Frauenbeilage. »Wer hat das geschrieben?«, fragte sie. »Ich«, erwiderte
Curtis. »Es ist vollkommen lächerlich«, sagte sie.

»Gut,« sagte der kluge Curtis, »vielleicht ist es so. Willst du eine
Seite für mich schreiben?«

Sie tat es. Ihre Seite wurde sofort die beste in der Zeitung. Bald
wurde sie zur ganzen Zeitung, die darauf »Ladies’ Home Journal« genannt
wurde. Heute hat sie, wie gesagt, eine Auflage von zwei Millionen und
ist unter allen Frauenzeitungen die führende.

Curtis entdeckte bald, daß sein Geschäft für sein Kapital zu schnell
gewachsen war. Er brauchte viel mehr, als die Banken ihm geben wollten.

Der Mann, der ihm zu Hilfe kam, war N. W. Ayer, ein Anzeigenagent. Ayer
war der erste Mann, der Curtis nach seinem wahren Werte einschätzte.
Er lieh ihm nicht nur 50000 Pfund Sterling, sondern girierte ihm auch
einen Wechsel an die Papierfabrik über weitere 25000 Pfund Sterling.

In achtzehn Monaten hatte Curtis ihm den ganzen Betrag zurückgezahlt,
und als Ergebnis der guten Tat ist die N. W. Ayer-Gesellschaft heute

        die größte und reichste Anzeigenfirma der Welt.

Eines der Geheimnisse des Erfolges von Curtis ist, daß er niemals seine
Zeit damit verliert, das, was er bereits in Händen hat, wieder in
Verwirrung zu bringen. Sein Grundsatz ist, rechtzeitig auf etwas Neues
loszugehen. Er läßt seine Erfolge in Ruhe.

So kaufte er, sobald das »Ladies’ Home Journal« ein Erfolg geworden
war, eine kleine Wochenschrift, genannt die »Saturday Evening Post«.
Sie war von Benjamin Franklin gegründet worden, hatte aber sonst
keinerlei Aktiven von irgendeiner Bedeutung. Curtis kaufte sie um 200
Pfund Sterling. Sie war tot und begraben, aber Curtis glaubte an die
Auferstehung. Jedermann machte sich lustig über ihn, weil er eine
Zeitung kaufte, die nichts als einen Namen hatte. Aber Curtis hatte
eine neue Idee. Im Jahre 1897 faszinierte ihn ein Buch namens »Calumet
K«, das ein Journalist geschrieben hatte. Dieses Buch war eine Romanze
des Geschäftes. Es öffnete seine Augen. Es zeigte ihm, daß Geschäft die
interessanteste und nützlichste Betätigung in der Welt ist: Er widmete
sein neues Magazin dem »Geschäft«.

Anfangs wollte es nicht gehen. Es steckte fest. Er verlor Geld daran.
Er verlor nahezu all sein Geld. Er verlor 300000 Pfund Sterling, bevor
es anfing in die Höhe zu gehen.

Heute ist es die einträglichste Zeitschrift der ganzen Welt. Sie
bildet eine Klasse für sich. Sie berechnet 1500 Pfund Sterling für die
Anzeigenseite.

Sie lehnt die Hälfte der Anzeigen ab, die ihr angeboten werden.

In einer einzigen Ausgabe hat sie 200000 Pfund Sterling Anzeigen.
Allein aus Anzeigen beträgt ihr Einkommen 7 Millionen Pfund Sterling im
Jahr.

Kurz darauf kaufte Curtis ein kleines, aber vornehmes Blatt, genannt
»Country Gentleman«. Es hatte gutes »Pedigree«, aber wenig Abonnenten.
Er arbeitete daran, bis die Auflage auf 600000 wöchentlich gestiegen
war.

Dann ließ er es in Ruhe und kaufte den »Daily Ledger«, ein Blatt, das
gleichfalls historisch und blutlos war.

Zu dieser Zeit, als er einmal London besuchte, gab ihm jemand ein
Buch »Das Leben des John Delane«. Delane war der größte Redakteur der
»Times«. Er war unabhängig. Man nannte ihn den »Donnerer«.

Seine Lebensgeschichte machte auf Curtis einen tiefen Eindruck. Er
kaufte für jeden Redakteur und Reporter, der bei ihm angestellt war,
ein Exemplar des Buches.

Er brachte »Ledger« in die Höhe, bis er in jeder Stadt in Amerika
verkauft wurde. Er ist jetzt oft in der Weltpresse zitiert.

Ohne Einrechnung des »Ledger« besitzt Curtis über zweihundert große
Pressen, die zusammen 1500000 Pfund Sterling gekostet haben.

        Er verbraucht täglich vierhundert Tonnen Papier

-- eine Zugladung. Allein in seinem Hauptgebäude beschäftigt er
dreitausend Leute.

Von Körpergestalt ist Curtis klein, er hat freundliche Augen und ruhige
Manieren. Er trägt einen kurzgeschorenen viereckigen, altmodischen Bart.

Er ist ein Mann, den man nicht einreihen kann. Er ist gleichzeitig
alt und jung. Er ist gleichzeitig liberal und konservativ. Er ist
gleichzeitig Kapital und Arbeit. Er gehört zu keiner der törichten
Kasten, die die Menschen voneinander trennen.

Er nimmt das Leben ernst, aber er hält sich vom Pomp und von den
Zeremonien fern. Wenn er zu einer Versammlung geht, so setzt er sich
auf einen Sitz im Hintergrund. Er ist so einfach und menschlich, wie
sein Vater war.

Für seine Freunde ist er ein liebenswürdiger Mann voll Überraschungen.
Vor einigen Jahren hatte ich das Glück, bei verschiedenen Banketten
neben ihm zu sitzen. Er und ich waren Redner bei dem amerikanischen
Lunchklub -- und ich fand ihn voll Lebensfreude.

Er ist ein Gentleman im höchsten Sinne des Wortes. Niemals renommiert
er oder schneidet auf.

Seine Lebensgewohnheiten sind: arbeiten, scherzen, rauchen, tanzen,
lesen, reisen, Orgelspielen und zur Kirche gehen. Er liebt Jachtfahrten
und Golf. Er liebt Kinder.

Wenn es ein schweres Problem zu lösen gilt, legt er Patience.

Er kümmert sich nicht um Einzelheiten, sobald der richtige Betrieb
eingerichtet ist. Er ist der Meinung, daß sein Hauptgeschäft ist:
Verbesserungen anregen und der Arbeit neue Richtung weisen.

Er beschäftigt sich nicht mit Politik, aber er hält eine weit größere
Macht zum Guten in seinen Händen als irgendein anderer Amerikaner.

        Niemals vergißt er eine Freundlichkeit.

Vor langer Zeit, als er eine verarmte kleine Zeitung betrieb, half ihm
ein schottischer Drucker namens Allan und lehnte es ab, sich dafür
bezahlen zu lassen. Zwanzig Jahre später hörte Curtis, daß Allan in
einer weit entfernten Stadt in Not sei. Sofort ging er ans Werk und
fand ihn fünfzehnhundert Meilen entfernt, in einer Dachkammer lebend.
Curtis gab ihm einen Scheck, der ihn für den Rest seines Lebens aller
Geldsorgen enthob.

So ist Cyrus Curtis -- ein Mann, der mehr für die Hebung des Niveaus
des Journalismus und des Anzeigenwesens getan hat als irgendein
anderer.




                              Edward Bok.


Da die Frauen die Mehrzahl aller Käufer auf den Märkten und in den
Läden bilden, ist es überaus wichtig zu wissen, was Frauen bevorzugen
und wie sie denken.

Deswegen erzähle ich die Geschichte von Edward Bok, dem amerikanischen
Holländer, der die größte Frauenzeitung geschaffen hat: »The Ladies’
Home Journal«.

Dreißig Jahre lang war Bok der Schriftleiter dieser berühmten
Zeitschrift. Als er sie übernahm, hatte sie eine Auflage von 445000,
als er sie im Jahre 1919 verließ, war sie auf 2000000 gestiegen.

Auch hatte sie für 200000 Pfund Sterling Annoncen monatlich -- mehr als
die meisten erstklassigen Magazine in einem Jahr.

Bei einem Preis von 5½ Pennys war der monatliche Umsatz von »Ladies’
Home Journal« 260000 Pfund Sterling.

        Dieser Bok, der seine Lebenszeit damit zubrachte, den
        Geschmack der Frauen zu studieren, verdiente in einer
        Woche mehr, als die meisten hartköpfigen unbelehrbaren
        Geschäftsleute in einem Jahr verdienen.

Die vollständige Geschichte von Edward Boks Leben und Methoden
wurde erst vor kurzem bekannt, als er, nachdem er sich vom Geschäft
zurückgezogen hatte, seine Selbstbiographie veröffentlichte.

Edward Bok war in Holland geboren. Nachdem der Vater sein Geld in
seinem Geschäft verloren hatte, ging er 1870 nach Amerika, als der
junge Edward sieben Jahre alt war.

Der kleine Junge kannte kein Wort englisch. Die andern Jungen nannten
ihn »Dutchy« und quälten ihn so lange, bis er vier oder fünf von ihnen
verprügelt hatte. Seine Aussicht auf Erfolg war offenbar nicht allzu
groß. Er hatte kein Glück -- kein Geld -- keine Freunde -- nicht einmal
eine Frau.

Da seine Eltern arm waren, begann er mit zehn Jahren Geld zu verdienen.
Jeden Abend putzte er das Fenster eines Bäckers und verdiente damit 50
Cent die Woche.

Dann wurde er Zeitungsjunge und verdiente wöchentlich 2,50 Dollars.
Jeden Sonnabend verkaufte er Ausflüglern Limonade und verdiente damit
noch einmal 2,50 Dollars.

Als sein Vater starb, zählte er 13 Jahre. Er verließ die Schule
und wurde Telegraphenjunge mit 6 Dollars die Woche. Seinen ganzen
Wochenlohn gab er seiner Mutter. Mit seinen 13 Jahren hatte er schon
eine wahre Leidenschaft für Selbsterziehung. Er machte Überzeit
in allen möglichen Beschäftigungen. Er versagte sich die halben
Mahlzeiten, er sparte an Fahrgeld und legte Cent auf Cent, bis er
schließlich genug hatte, um sich »Appletons Encyclopaedie« zu kaufen.

Dieses Buch war seine Erziehung. Er verschlang es mit einem wahren
Wissenshunger. Jede Nacht mußte seine Mutter ihn von seinem Buch
wegschleppen und ihn ins Bett bringen.

Er las am liebsten Bücher über berühmte Männer und Frauen. Und eines
Tages hatte er eine kühne Idee -- er wollte an diese großen Leute
schreiben, um zu sehen, ob sie ihm antworteten.

Sie taten es. Er empfing Briefe von Tennyson, Longfellow, Whittier und
Präsident Garfield. Diese Briefe befeuerten ihn: Jetzt empfand er,
obwohl er nur ein kleiner holländischer Junge war, tatsächlich mit den
Großen dieser Welt in Fühlung zu sein.

Mit 18 Jahren hatte er eine andere kühne Idee -- er beschloß, einige
dieser großen Leute zu besuchen.

        Er besuchte den Präsidenten der Vereinigten Staaten

und fand zu seiner Überraschung einen einfachen, liebenswürdigen alten
Herrn vor.

Er reiste 250 Meilen, um Emerson, Longfellow, Holmes und Philipp Brooks
zu besuchen. Er hatte über sie in seiner großen Enzyklopädie gelesen,
und er wollte sie von Angesicht zu Angesicht sehen.

Mit 19 Jahren wurde er Sekretär bei Jay Gould -- einem reichen
Spekulanten. Doch ihm lag nichts daran, nur Geld zu verdienen. Gould
versprach ihm, ihn reich zu machen -- aber er kündigte seine Stellung
und wurde Journalist.

Seine Haupttätigkeit war, Artikel von prominenten Persönlichkeiten für
die Tagespresse zu erlangen. Nachdem er dies jahrelang getan hatte,
fiel ihm auf, daß so wenig Frauen sich für Zeitungen interessierten.

Er fragte sich: Warum? -- und dieses »Warum« begründete seinen Ruhm und
sein Vermögen.

Er begann zu studieren, was Frauen lieben. Er entdeckte, daß Männer und
Frauen so verschieden sind, wie Hunde und Katzen. Er fand heraus, daß
der durchschnittliche Mann so gut wie vollständig unwissend darüber
ist, was Frauen wirklich mögen und nicht mögen.

Er überredete mehrere Zeitungen, eine Frauenseite einzuführen. Das war
im Jahre 1880. Es war eine neue Idee. Es war nie vorher getan worden.

1889 lernte er Cyrus Curtis kennen, der ihn ersuchte, die Redaktion
des »Ladies’ Home Journal« zu übernehmen. Gegen den Rat aller seiner
Freunde nahm er den Antrag an.

Seine erste Tat als Schriftleiter war, Preise für Vorschläge seiner
Leserinnen auszusetzen. Er begann mit Lernen. Er war vielleicht der
erste Redakteur, der sich nicht für einen Alleswisser hielt.

Sein Motto war: »Das Publikum verlangt etwas, das ein bißchen besser
ist als das, was es verlangt.«

Er fand bald heraus, daß die Frauen doch hauptsächlich an ihrem Heim
Interesse haben. Er fand, daß die männerartigen Frauen nur posieren, --
daß Frauen viel persönlicher, viel geselliger und viel mehr auf sich
selbst eingestellt sind als die Männer.

Er erkannte, daß eine Frau an sich selbst interessiert ist -- an ihrem
Aussehen -- ihrem Platz in der Gesellschaft -- ihren Kindern -- ihrem
Gatten -- ihrem Haushalt -- ihren Kleidern und Möbeln. Sie hat nichts
für die abstrakten Gegenstände übrig, die die Männer interessieren. Sie
lebt nur für die eigene kleine Gruppe, in deren Mittelpunkt sie selbst
steht.

Richtig oder falsch, das war Boks Idee, und sie machte ihn zum Führer
von zwei Millionen Frauen.

        Kein anderer Mann, der je gelebt hat, ist bei den
        Frauen so populär gewesen wie Bok.

Nach dem Ergebnis zu urteilen, war seine Ansicht richtig.

Er veröffentlichte »Worte von Herz zu Herzen«, einfache, freimütige
Artikel über Gefühlsangelegenheiten. Er stellte den tüchtigsten Arzt
an, den er finden konnte, um jungen Müttern Rat zu erteilen. Mehr als
90000 Säuglinge wurden durch den Rat und die persönliche Hilfe des
»Ladies’ Home Journal« aufgezogen.

Bok richtete eine Dienstabteilung im Zusammenhang mit seiner
Zeitschrift ein; er stellte 35 Redakteure an, die Anfragen brieflich
zu beantworten hatten, und sie beantworteten über eine Million Briefe
jährlich.

Er inserierte. Er entwarf seine eigenen Anzeigen. Er gab 400000 Dollars
jährlich für seine Anzeigen aus.

Er zeigte, wie man ein besseres Heim erbauen könne. Er verkaufte Pläne
für nette Häuser um 5 Dollars das Stück. Dann zeigte er, wie man ein
solches Heim einrichten solle. Er erklärte die Bedeutung des guten
Geschmacks.

Er ging noch weiter und lehrte seine zwei Millionen Frauen, die Kunst
zu schätzen. Er reproduzierte vierzig der größten Gemälde der Welt und
schenkte seinen Lesern siebzig Millionen Reproduktionen.

Nicht immer hatte er Erfolg. Einmal versuchte er, da er ja bloß ein
Mann war, der Herrschaft der Pariser Mode ein Ende zu machen, und es
mißlang. Er erfuhr zu seinem Schaden, daß die Eitelkeit ihre eigenen
Wege gehen will.

Während des Krieges mobilisierte Bok seine zwei Millionen Frauen. Er
ließ sie alle an die Arbeit gehen, Geld aufzubringen und den Soldaten
Bequemlichkeiten zu schaffen. Im Jahre 1917 ging er selbst an die Front.

Im Jahre 1919 zog er sich vom Geschäft zurück. Seine Lebensphilosophie
ist, daß ein Mann sein Leben in drei Teile teilen sollte: 1. Erziehung,
2. Vollbringung, 3. Dienst.

Dies der Grund, warum er sich mit 56 Jahren vom Geschäft zurückzog.
Er wünschte den Rest seines Lebens ohne Bezahlung zu arbeiten, um die
verworrenen Knoten menschlicher Angelegenheiten zu entwirren.

»Niemand«, sagte er, »hat ein Recht, die Welt so schlecht zu verlassen,
wie er sie vorgefunden hat.«




                            Luther Burbank,
                        der König der Gärtner.


Burbank ist der Pflanzenzauberer von Kalifornien. Er hat mehr neue
Blumen und Früchte geschaffen als irgendein anderer lebender Mensch. Er
ist der König der Gärtner.

Er hat die Rosen gelehrt, ohne Dornen zu wachsen, und den Kaktus, ohne
Stachel.

Er hat die Kartoffel gelehrt, größer zu werden, und die Kirschen, ihren
Samen nach außen zu verlegen.

Er erzog die Margueriten des Chastertals zu großen, leuchtenden,
reinweißen Blumen.

Er hat wissenschaftliche Verwaltung auf die Gartenkunst angewendet und
Ergebnisse erzielt, die die Welt in Erstaunen versetzten.

Er hat zahlreiche neue und bessere Abarten von Früchten, Blumen,
Gemüsen und Sträuchern hervorgebracht.

Er ist

        der Edison des Gartens,

die höchste Autorität in der Welt für Boden und Bodenprodukte.

Er ist über 75 Jahre alt, ein zarter, schlanker, glattrasierter Mann
mit schneeweißem Haar und freundlichen Augen.

Wie alle Leute, die der Beachtung wert sind, ist er arm geboren. Sein
Vater war ein Anglo-Amerikaner, der auf einer kleinen steinigen Farm
in Neu-England mühselig sein Leben fristete.

Der arme kleine Luther hatte kein Geld -- keine Gesundheit -- wenig
Schulbildung und keine wie immer gearteten Vorteile.

Er dachte nicht daran, daß er irgendeine Art Genie sei, ließ sich
zunächst vom Strom treiben und versuchte nur, einen bescheidenen
Lebensunterhalt zu erwerben.

Er arbeitete um 50 Cent per Tag in einer Pflugfabrik. Dann bekam er
eine etwas bessere Stellung in einem Möbelgeschäft.

Aber er fand bald heraus, daß er sich weder zum Fabrizieren noch zum
Verkaufen eignete. Er beschloß, Arzt zu werden, und begann Medizin zu
studieren.

Dann, mit 26 Jahren, erkrankte er an einem Sonnenstich, der seinem
Leben beinahe ein Ende machte.

Krank, arm und freundlos ging er nach Kalifornien. Er hatte keinen
Beruf. Er war kein gelernter Arbeiter. Er war ein Farmarbeiter, nicht
mehr.

Zunächst fand er niemanden, der ihm Arbeit geben wollte. Um sich vor
dem Verhungern zu schützen, reinigte er Hühnerhäuser.

Endlich wurde er als Hilfsarbeiter in einer Baumschule angestellt, aber
sein Lohn war so niedrig, daß er gezwungen war, in dem Glashaus zu
schlafen.

Dadurch holte er sich ein Fieber und kam kaum mit dem Leben davon.
Wirklich wurde er nur durch die Güte einer alten Frau gerettet, die
ihm täglich mehrere Wochen lang einen Liter Milch brachte.

Wieder zu Kräften gekommen, fand er eine bessere Stellung. Er sparte
den größten Teil seines Lohnes und kaufte eine eigene kleine Baumschule.

Dann kam seine erste Chance -- ein reicher Obstzüchter bot eine große
Summe Geldes demjenigen, der ihm innerhalb 10 Monaten 20000 junge
Pflaumenbäume liefern könne.

Alle Baumschulen sagten: »Unmöglich.« Niemand wollte sich der Aufgabe
unterziehen, nicht einer -- außer Burbank.

In 6 Monaten lieferte er 19025 junge Bäume ab -- eine Höchstleistung.
Er gewann den Preis. Noch besser, er wurde mit einem Male als

        der tüchtigste Baumzüchter in Kalifornien

berühmt.

Seine Baumschule blühte auf. Jetzt ist sie in der ganzen Welt unter dem
Namen »Burbanks Versuchsfarm« in Santa Rosa (Kalifornien) bekannt.

Im Verlauf der letzten 12 oder 15 Jahre haben ihm reiche Leute ein
wenig geholfen; aber in seinen jungen Jahren half ihm niemand --
niemand außer der armen alten Frau, die sein Leben rettete.

Er war immer gebrechlich. Noch vor zwanzig Jahren sagten ihm die Ärzte,
daß er nur noch 18 Monate zu leben habe. Aber Burbank lächelte nur und
ging drei Wochen in die Berge zum Ferienaufenthalt.

Vierzig Jahre lang hat er täglich 10 bis 14 Stunden gearbeitet. Auf
diese Weise wurde er ein »Zauberer«.

Er glaubt nicht an Feen oder glückliche Zufalle. Das Geheimnis seines
Erfolges, sagte er, ist ausschließlich harte Arbeit und Ausdauer.

Er hat verschiedene neue Abarten Pflaumen entwickelt -- die Gold-,
Wickson-, Apfel-, Oktober-, Amerika-, Chalco-, Santa Rosa-, Formosa-
und Climax-, von größeren Abarten die Grant-, Splendour-, Zucker-,
Standard- und endlich die kernlose Pflaume. Von neuen Rosen zog er die
Peachblow, die Abundance, die Burbank und die Santa Rosa.

Nacheinander schuf er neue Abarten von Äpfeln, Pfirsichen, Nüssen,
Beeren, Gräsern, Getreiden und Gemüsen.

Er schuf eine Frucht, die etwas vollkommen Neues ist und die er
»Blumcot« nannte.

Zur Zeit führt er sechstausend Versuche durch, und jährlich zieht er
eine Million Pflanzen, um sie auszuprobieren.

So wenig Schulbildung er hatte, ist er jetzt der angesehenste Professor
der Leland Stanford-Universität. Er liest über Erziehung und Evolution.

Er hat den langen Bericht seiner Methoden und Entdeckungen in zwölf
Bänden veröffentlicht.

Er war so von seiner Arbeit erfüllt, daß er erst vor drei Jahren sich
verheiratete.

        Seine Baumschule war sein Heim und sein Geschäft.

Burbank ist fasziniert von den Pflanzen und ihren Möglichkeiten. Er
liebt es, ein Unkraut oder eine ganz gewöhnliche Pflanze zu nehmen und
sie zu einer höheren Form zu entwickeln.

Er liebt es, der Natur einen kürzeren Weg zu zeigen -- eine schnellere
Methode zur Entwicklung.

Er hat seine Baumschule zu einer bedeutenden Universität der
Gartenkunst gemacht. Er hat das Geheimnis der Erziehung von Pflanzen
und Bäumen gelöst.

Er findet, daß Pflanzen außerordentlich den Massen gleichen. Manche
lassen sich belehren und andere nicht.

Es gibt z. B. bestimmte Arten Palmen, denen man nichts beibringen kann.
Sie können nicht verbessert werden. Sie wehren sich hartnäckig gegen
eine höhere Daseinsform.

Burbank hat sehr bestimmte Ansichten über Erziehung: kein Kind solle
mit Büchern gequält werden, bevor es mindestens zehn Jahre alt ist.
Es sollte seine erste Belehrung im Kindergarten, im Feld und auf dem
Spielplatz erhalten.

»Es ist ein Verbrechen gegen die Natur,« sagte er, »die zarte
Menschenpflanze zu nehmen und ihre geistige Entwicklung vorzeitig in
der Gewächshausatmosphäre des Schulzimmers zu forcieren.«

Burbank ist niemals gereist. Er fand keine Zeit dazu. Aber weise Männer
aus allen Weltteilen kamen nach Kalifornien, um ihn in Santa Rosa zu
besuchen.

Er hatte ein Leben des höchsten Erfolges. Er begann in einer Höhle der
Armut und Krankheit, um zu einem Gipfel des Ruhms, des Reichtums und
des Dienstes an seiner Nation aufzusteigen.

Und nie zu vergessen -- niemand half ihm -- niemand, außer einer armen
Frau, die ihm im Namen Christi einige Glas Milch schenkte.




                           King C. Gillette.


»Wer ist der außerordentlichste Verkäufer, den Sie je kennengelernt
haben?« fragte mich ein Freund in Birmingham.

Das war keine leichte Frage, aber nach einem Augenblick des Nachdenkens
antwortete ich: »Gillette, der Erfinder des Rasierapparates.«

Meiner Meinung nach war er der außerordentlichste, weil er Verkäufer,
Erfinder, Idealist, Fabrikant und Finanzmann in einer Person war.

Gillettes voller Name ist King C. Gillette. Er war in einer kleinen
Stadt in den Wäldern von Wisconsin geboren. Sein Vater war ein
Geschäftsmann, der sich durchkämpfte, schlecht und recht.

Als der junge Gillette 17 Jahre alt war, verlor sein Vater alles
durch ein Feuer, und der Junge hatte seinen Lebensunterhalt selbst zu
verdienen.

        Mit 21 Jahren war er ein Verkäufer mit weitem Blick
        und neuen Ideen.

Ich lernte ihn im Jahre 1894 kennen. Er kam zu einer Reihe von
Vorlesungen, die ich hielt, und sandte mir nachher ein Buch, das er
geschrieben hatte.

Er hatte dieses Buch über einen neuen Haustyp geschrieben, den er
erfunden hatte -- einen riesigen Bau in Form eines Domes, groß genug,
um mehrere hundert Familien unterzubringen.

Wir beide, er und ich, versuchten zu dieser Zeit einen Weg zu
finden, um die ungesunden, dumpfigen Wohnquartiere der Bevölkerung
abzuschaffen. Wir glaubten daran, daß Armut sich verhindern ließe,
und behaupteten, daß das schwerste Verbrechen in der Welt sei, zu
gestatten, daß Kinder in einer Umgebung von Schmutz und Unflat auf die
Welt kommen.

Gillettes Vater war schon eine Art Erfinder, und auch Gillette erfand
in seiner freien Zeit immer irgend etwas. Immer hatte er die Idee,
daß er eines Tages irgend etwas Wundervolles erfinden und dadurch ein
Vermögen erwerben würde.

Mit 36 Jahren lernte er einen reichen Erfinder kennen -- William
Painter --, er hatte den »Crown-Seal«-Metallkork erfunden, der jetzt
allgemein an Bier- und Mineralwasserflaschen verwendet wird.

Eines Tages sagte Painter zu Gillette: »Warum erfinden Sie nicht irgend
etwas, das die Leute nötigt, von Ihnen zu kaufen, solange sie leben?
Es hat keinen Zweck, gerade eine einmalige Sache einem Menschen zu
verkaufen. Verkaufen Sie ihm etwas, das er gebraucht und wegwirft.«

Diese Anregung wurde die schöpferische Ursache des
Gillette-Rasierapparates. Wochenlang dachte Gillette daran, dachte
daran, wie er eine vergängliche Notwendigkeit erfinden könnte.

Dann, eines Morgens, rasierte er sich. Das Rasiermesser war stumpf.
Sein Bart war struppig. Er kratzte unter Schmerzen an seinem Gesicht
herum, als ihm wie der Blitz der Gedanke kam: Warum nicht eine bessere
Art Rasiermesser?

        Warum nicht ein Messer mit einer entfernbaren
        Schneide erfinden?

Er legte sein Rasiermesser hin, und noch mit dem Seifenschaum auf
seinem Gesicht begann er den Entwurf eines neuen Messers zu skizzieren,
das aus einer Klinge und einem Klingenhalter bestehen sollte.

Binnen einer Stunde war sein Entwurf vollendet. Dann beendete er die
Rasur seines Gesichtes und eilte zu einem Eisenhändler, um Stahlband
und eine Feile zu kaufen.

Er konstruierte sein erstes Rasiermesser persönlich und ließ es
patentieren. Das war im Jahre 1895. Er war 40 Jahre alt geworden, bevor
er auf die Fährte seines großen Erfolges kam.

Zunächst war sein Rasiermesser ein Mißerfolg. Neun Jahre lang war es
ein Witz. Seine Freunde -- und er hatte ihrer stets eine Menge --
neckten ihn ohne Gnade mit seinem phantastischen Rasiermesser.

Gillette und sein dummes Rasiermesser wurden neun Jahre lang ausgelacht
-- an diesen Punkt muß man sich erinnern. Jeder Kapitalist, den
Gillette im Verlaufe dieser neun Jahre kennenlernte, hätte für einen
Pappenstiel einige dieser Gillette-Aktien bekommen können.

Im Jahre 1901 fand Gillette einen Meistermechaniker -- W. E. Nickerson
--, einen Mann von ungewöhnlicher Geschicklichkeit. Er vervollkommnete
das Rasiermesser, und eine Gesellschaft wurde gebildet.

Aber bis zum Jahre 1902 konnte kein einziger Rasierapparat verkauft
werden. Niemand wollte ihn haben. In Verzweiflung begann Gillette die
Rasierapparate zu verschenken.

Einen davon gab er einem Geschäftsmann namens John Joyce. Joyce
rasierte sich damit. Er gefiel ihm. Er kaufte für 12000 Pfund Aktien.

Die kleine Rasierapparate-Gesellschaft begann dann zwar einige
Rasiermesser zu verkaufen, aber Gillette mußte sich und seine Familie
durch den Verkauf von Stahlkorken in England und den Staaten erhalten.

Im Jahre 1904 betrat der richtige Reklamemann die Bühne. Ich weiß
nicht, wie er hieß, aber er war das letzte Glied in der Kette des
Erfolges.

Der Rasierapparat begann zu gehen.

        Geld in Fülle ergoß sich über Gillette.

Sein langjähriger Chef im Stahlkorkengeschäft kaufte für 8000 Pfund
Aktien und ist heute mächtig froh, daß er es getan hat.

Gillette war klug genug, eine große Anzahl Aktien für sich selbst zu
behalten. So war sein Traum mit 49 Jahren Wahrheit geworden.

Heute ist sein Bild in jedem Ort der Welt zu sehen, ja fast in jeder
Straße, da es auf der Verpackung einer jeden Rasierklinge angebracht
ist.

In den letzten 17 Jahren hat er eine Gesellschaft mit einem Vermögen
von 6000000 Pfund aufgebaut, deren Reingewinn 1500000 Pfund jährlich
beträgt.

Er hat drei Fabriken -- in England, Kanada und den Vereinigten Staaten.
Er hat einen vollständig neuen Typus des Rasiermessers geschaffen und
hat ihn zu gutem Preise an Millionen Männer verkauft.

Er ist noch am Leben und voll neuer Ideen.

Seine letzte Vorliebe ist der Nera-Car -- eine neue Art Motorrad.

Er ist nahezu 70 Jahre alt und ein Weltbürger. Er hat in London, Paris,
Florida und Neuyork gelebt. Zur Zeit lebt er in Kalifornien.

Er hat eine vergängliche Notwendigkeit erfunden. Er hat etwas erfunden,
was die Käufer zwang, seine dauernden Kunden zu werden.

King C. Gillette stellte stets neue Ideen voran, und er hatte
immer großzügige Ideen. Er schuf eine neue Idee. Er formte diese
Idee zu einer Tatsache und dann verkaufte er diese Tatsache an die
glattrasierten Männer der zivilisierten Welt.

Das ist der Grund, warum ich ihn den größten Verkäufer nennen kann, dem
ich jemals begegnet bin.




                             Joseph Fels.


Joseph Fels war der kleinste Mann, den ich jemals gekannt habe. Er war
nicht größer als ein zwölfjähriger Junge. Aber in Verstand und Herz war
er einer der größten und edelsten Menschen seiner Generation.

Er war so liebenswürdig, daß es schwer ist, über ihn zu schreiben,
ohne sich fortreißen zu lassen und zuviel zu sagen. Er war ein
Freundschaftsmensch, er erwarb Freunde leicht und behielt sie.

Durch Joseph Fels habe ich erfahren, wie verwerflich es war, daß man
tausend Leuten gestattete, den größten Teil des englischen Grund
und Bodens zu monopolisieren. Joseph Fels war ein Anhänger des
Einheitssteuersystems.

Seine Überzeugung war, daß man das brachliegende Land und nicht das
tätige Kapital besteuern müsse. Er war der tätigste und weitblickendste
Landreformator, den England gehabt hat. Er war der Schöpfer des
»Verteilungssystems«.

Wenn jemals ein Mensch bis in sein tiefstes Inneres durch menschliches
Elend erschüttert worden ist, so war es Joseph Fels. Er war mehr wie
eine Mutter als wie ein Mann:

        ein Millionär -- und trotzdem marschierte er mit den
        Arbeitslosen im Jahre 1905 nach dem Hyde-Park.

Er war der Freund sozialistischer Führer und des Kronprinzen von
Schweden. Er saß in Oxford und in den Gewerkschaftshallen. Er war ein
ernster, wohlerfahrener Mann, ohne Prahlerei, Doppelzüngigkeit oder
angemaßte Würde. Er verdient ein Denkmal im Hyde-Park. Eines Tages
wird er es haben -- er sowohl wie Henry George und Alfred Russel
Wallace, die Führer der Landreform.

Joseph Fels war in einem kleinen Landhaus in Virginia zur Welt
gekommen. Sein Vater arbeitete emsig, aber nicht sehr erfolgreich. Er
machte Toilettenseife.

Joseph war ein schlechter Schüler, wie die besten Jungen es gewöhnlich
sind. Er liebte das tägliche Einerlei und das Auswendiglernen nicht.
Mit 15 Jahren lehnte er sich auf und verweigerte es, länger in die
Schule zu gehen.

Er wurde Reisender in Seife. Er sparte sein Geld und mit 22 Jahren
kaufte er eine kleine Seifensiederei um 800 Dollar und wurde Fabrikant.

Fünfzehn Jahre lang widmete er seine volle Energie seinem Geschäft. Er
nahm seine Brüder als Teilhaber hinein.

Da die Konkurrenz im Seifengeschäft sehr lebhaft war, erkannte er die
Notwendigkeit einer Spezialität. Er fand sie -- eine Naphtaseife, mit
der man Flecken aus Kleidern entfernen konnte. Er kaufte das Rezept
zur Erzeugung dieser Seife und begründete so sein Vermögen. Sie ist
jetzt über die ganze Welt verbreitet.

Mit 20 Jahren verliebte er sich in ein Mädchen von großem Reiz und
großer Tüchtigkeit. Auch sie war sehr klein. Sie paßten ausgezeichnet
zueinander und waren in ihrem Familienleben sehr glücklich. Soviel
ich weiß, war das einzige Leid, das jemals ihr Heim befiel, der Tod
ihres Kindes. Fels hatte eine Leidenschaft für Kinder und erholte sich
niemals vollständig von diesem Verlust.

Als er reich geworden war, widmete er den größten Teil seiner Zeit
sozialen Problemen.

        Er hörte auf, für sich selbst zu arbeiten und arbeitete
        für andere.

Es gab zwei Dinge, die Joseph Fels haßte, soweit seine Natur ihm
überhaupt zu hassen gestattete, und diese beiden Dinge waren
Verschwendung und Ungerechtigkeit. Wie Sie sehen, war er halb ein
Geschäftsmann und halb ein Apostel. Er glaubte gleichmäßig an Erfolg
und an Güte.

Er war nicht der Meinung, daß Geld irgend etwas Gutes bewirken könne,
und ebensowenig glaubte er daran, daß man den Himmel auf Erden Leuten
predigen sollte, die ungerecht behandelt wurden.

Er behauptete, daß die größte Verschwendung in England das
brachliegende Land sei. Da liegt es, dreißigtausend Morgen groß,
während fünfzigtausend Arbeitslose auf dem Trafalgar-Square nach Brot
rufen!

Brachliegendes Land und brachliegende Menschen: Warum werden im
Namen der Menschlichkeit und der Vernunft diese beiden nicht
zusammengebracht, um so die Fruchtlosigkeit beider abzuschaffen? Das
war die Frage, die Joseph Fels den Staatsmännern Englands vorlegte, und
keiner von ihnen hat sie bis jetzt beantwortet.

Noch immer gibt es brachliegendes Land, und noch immer gibt es
arbeitslose Männer -- frühere Soldaten und Seeleute --, Zehntausende
davon.

Als das größte aller Verbrechen erschien Fels, für einen Mann einen
Palast inmitten zehntausend Morgen brachliegenden Landes zu errichten,
während zweihundert Familien in schmutzigen Hütten zusammengepfercht
sind, ohne einen Fuß Landes ihr Eigen nennen zu können.

Fels mochte weder Armut noch Luxus leiden. Er betrachtete beides als
dem Volke nachteilig. Niemand sollte ganz ohne Besitz sein, dachte er,
und niemand sollte zuviel davon haben.

Er betrachtete die Menschen als wichtiger denn alles übrige, als
Finanz und Geschäft, als Erblichkeit und Aristokratie, ja selbst als
Regierung: er war wirklich ein eigenartiger Millionär.

In einer Ansprache an eine Handelskammer sagte er einmal: »Ich besitze
in einer gewissen Stadt 11½ Morgen Land, für die ich vor einigen Jahren
6500 Pfund Sterling gezahlt habe. Durch das Anwachsen der Bevölkerung
dieser Stadt ist mein Grundbesitz jetzt auf 25000 Pfund Sterling
gestiegen.

Ich habe nichts dazu getan, diese Wertsteigerung zu bewirken. Meine
Mitbürger haben sie geschaffen, und ich glaube, daß sie ihnen und
nicht mir zugute kommen soll. Ich glaube daran, daß wir diese
Gemeinschaftswerte für unsere gemeinsamen Zwecke in Anspruch nehmen
sollten, anstatt Unternehmungen und Industrien zu besteuern.«

Fels gab Tausende aus, um seine Idee

        »Das Land dem Volk«

zu verbreiten. Er sandte jedem Wähler in Großbritannien ein Paket
Flugblätter, Jahr für Jahr nahm er an jedem Gewerkschaftskongreß teil.

Einmal hatte er versprochen, einem fünfjährigen kleinen Mädchen einen
Esel zu kaufen. Kurz darauf kam er auch an, einen Esel am Halfter,
dem jedoch noch ein kleiner neugeborener Esel folgte. Man fragte ihn:
»Warum haben Sie zwei gekauft?« »Sie sehen,« antwortete er, »ich konnte
doch Mutter und Kind nicht trennen, und so habe ich beide gekauft.«

Bei einer Tischgesellschaft saß er neben einer Dame, die versuchte, ihm
ihre überlegene Bedeutung einzuprägen. Sie beschrieb einen gewissen
Mann und sagte: »Natürlich ist er nicht unseresgleichen.« Fels
antwortete ruhig: »Ist nicht jedermann unseresgleichen?«

Er baute sich ein Haus in Bickley in Kent und ließ folgende Inschrift
über seinem Tor anbringen:

        Was ich ausgegeben habe, das hatte ich.

        Was ich gespart habe, habe ich verloren.

        Was ich gegeben habe, das habe ich.

Als er einmal im Balliol-Kolleg in Oxford sprach, begann er seine
Vorlesung mit den Worten: »Ich will zu Ihnen über das Land sprechen,
über diese Erde, auf der Sie leben. Wer schuf sie? Wem gehört sie? Wer
hat ein Recht auf sie?

Und wie kann Gelehrsamkeit in einem Volke blühen, das Ungerechtigkeit
gestattet?«

Bei einer anderen Gelegenheit überraschte er sein Londoner Auditorium
in der Gildenhalle, indem er sagte: »Nicht weiter als eine Omnibusfahrt
vor der Bank von England liegen 10000 Morgen Land in London brach. Wäre
dieses Land ordnungsgemäß bebaut, so könnte es 8000 Familien erhalten.«

Joseph Fels war ein Mensch gewordenes Weberschiffchen. Er wob alle Art
Leute zusammen. Reichtum und Ehren, mit denen er überschüttet wurde,
konnten ihn nicht verderben.

Er war ein Landbesitzer, und doch verlangte er, daß sein Land schwerer
besteuert werden sollte. Er war ein Kapitalist, und doch unterstützte
er die Kandidaten der Arbeiterpartei.

Er war

        ein Mann der Wahrheit.

Sein ganzes Leben lang focht er gegen Dummheit und Grausamkeit. Er
machte die Welt edler und intelligenter. Er starb 1914, unmittelbar
bevor der große Krieg begann.

Einer seiner nächsten Freunde in England war George Lansbury, der
Herausgeber des »Daily Herald«, ein Führer der Arbeiterpartei. Lansbury
schrieb einmal über Fels:

»Ich lernte Joseph Fels im Sommer 1903 kennen. Er kam in mein Haus wie
ein frischer Luftzug. Die offenbare Ehrenhaftigkeit seiner Ziele und
seine Menschenliebe überzeugten uns sofort.

Ich hatte sehr wenig von ihm gehört, und ich bekenne, daß ich
einigermaßen gegen ihn voreingenommen war, weil er ein reicher
Amerikaner war. Aber nachdem ich fünf Minuten mit ihm gesprochen
hatte, waren meine Zweifel und Befürchtungen zerstreut und dann begann
zwischen uns eine enge und intime Freundschaft, die niemals enden kann.

Er ließ mich mehr als je zuvor einsehen, daß es der Mühe wert ist, für
eine große Sache zu ringen und zu kämpfen, und er erfüllte mich mit dem
Glauben an meine Mitmenschen.«

So spricht ein Arbeiterführer von einem Kapitalisten. Zeigt das nicht,
daß alle Unterschiede der Klasse und des Vermögens ernstlich betrachtet
sehr unwesentliche Dinge sind, und daß alle Menschen, die das Herz auf
dem rechten Fleck haben, Mitarbeiter und Freunde werden können?




                         George Westinghouse.


Ich lade Sie ein, fünf Minuten darauf zu verwenden, aus folgenden drei
Gründen die Geschichte des George Westinghouse zu lesen:

1. Er war ein Erfinder, der eine Gesellschaft mit zwölf Millionen Pfund
Aktien aufbaute.

2. Er war ein Arbeitgeber von fünfzigtausend Arbeitern, die niemals
streikten.

3. Er war ein Mann, der reich und berühmt wurde, dabei aber bis zum
letzten Tag seines Lebens einfach, freundlich und nützlich blieb.

Westinghouse wurde natürlich, wie die meisten großen Männer, arm
geboren. Sein Vater war ein Farmer, der gleichzeitig eine Tischlerei in
einem kleinen Dorfe in den Vereinigten Staaten betrieb.

Er wurde 1846 geboren, und es ist erwähnenswert, daß ein Jahr vor
seiner Geburt sein Vater sich mit der Erfindung einer Dreschmaschine
befaßte. So mag es einen vorgeburtlichen Einfluß gegeben haben, der den
Kleinen dazu bestimmte, ein großer Erfinder zu werden.

Als Schüler war der junge George Westinghouse hoffnungslos --
wenigstens sagte der Lehrer so. Er war ein großer plumper Junge, stets
bereit zu raufen, und mit einem Willen und einem Temperament, die ihn
unkontrollierbar machten.

Immer war er der Letzte in seiner Klasse, und Eltern und Lehrer waren
begierig, was jemals aus ihm werden würde. Wie Darwin, Edison, Clive
und viele andere war er ein »häßliches Entlein«, das aufwuchs, um ein
Schwan zu werden.

So oft er konnte, lief er von der Schule fort und schnitzte mit seinem
Taschenmesser Maschinen aus Holz. Meist erwischte ihn sein Vater und
zerbrach die Maschinen. Väter sind gewöhnlich so.

Schließlich hatte einer der Arbeiter seines Vaters Mitleid mit dem
Jungen und richtete ihm auf einem Heuboden eine kleine Werkstatt ein,
fern von den väterlichen Eingriffen.

Mit 14 Jahren verließ er die Schule und wurde für zwei Schilling pro
Tag Arbeiter bei seinem Vater. Aber auch dieser Betrag war nach Ansicht
von Westinghouse Senior noch zu viel, weil der Junge seine Zeit damit
zubrachte, eine Maschine zu erfinden, welche die Arbeit an seiner Statt
verrichten sollte.

        »Sein einziger Wunsch ist, die Arbeit zu vermeiden«,

sagte der Vater, der ihn nicht verstehen konnte.

Mit siebzehn Jahren wurde er Soldat im amerikanischen Bürgerkrieg. Er
trat bei der Kavallerie ein, weil er dachte, daß Reiten leichter wäre
als zu Fuß zu gehen; und er war sehr enttäuscht, als er merkte, daß er
für sein eigenes Pferd zu sorgen habe.

Mit 19 Jahren bezog er die Universität, aber er fühlte sich dort
so wenig am Platz wie ein Fisch in einem Sack Federn. »Es war zum
Verzweifeln mit ihm«, sagte einer der Professoren. »Sein Gehirn sehnte
sich nach schöpferischem Tun, nicht nach dem Auswendig lernen von toten
Sprachen und Ideen.«

So ging der junge Westinghouse auf den Rat des Universitätspräsidenten
wieder nach Hause und wurde Mechaniker. Er arbeitete für seinen Vater
für acht Schilling den Tag.

Mit 20 Jahren hatte er das Glück, einen Eisenbahnunfall zu erleben.
Zwei Waggons entgleisten und die Linie war zwei Stunden lang gesperrt.

Sofort dachte er an eine Erfindung, um die Wagen in einer halben Stunde
wieder in das Geleise zu bringen. Er erhielt ein Patent und fand
tatsächlich zwei Leute, die um je tausend Pfund Anteile an dem Patent
erwarben.

Das war der Anfang seiner wirklichen Karriere. Von diesem Augenblick an
wendete er sein ganzes Leben an die Erfindung von Verbesserungen für
Eisenbahnen.

Um diese Zeit verliebte er sich auch. Er lernte ein schönes Mädchen
namens Marguerite Walker in einem Eisenbahnwaggon kennen -- all sein
Glück kam immer von Eisenbahnen. Er heiratete sie, und sie wurde seine
unzertrennliche Genossin in allen seinen Erfolgen und Mißerfolgen.

In ihrer Art war sie gerade so klug und originell wie er.

        Sie war ihm immer mehr als die ganze Welt.

Wie sie ihm im Leben folgte, folgte sie ihm auch rasch im Tode.

Bald nach seiner Heirat sah Westinghouse einen zweiten Eisenbahnunfall.
Zwei Züge waren zusammengestoßen. Die Strecke war eben und gerade. Er
fragte, warum der Zusammenstoß erfolgt sei.

»Die beiden Lokomotivführer sahen einander, aber sie konnten nicht
anhalten,« sagte der Bahnhofsvorsteher. »Sie hatten zu wenig Zeit. Man
kann einen Zug nicht in einem Augenblick bremsen!«

Westinghouse hörte nicht auf, zu fragen: Warum? Er studierte das
altmodische Handbremssystem und fand, daß es unzulänglich sei.

Monatelang studierte er das System. Er versuchte es mit einer langen
Kette, die der Führer anziehen sollte. Aber das war zu schwerfällig. Er
versuchte Dampf, aber der wurde von Hitze und Kälte beeinflußt.

Dann kam ein glücklicher Zufall. Eines Morgens kam eine junge Dame in
sein Bureau und versuchte, ihn als Abonnenten auf eine Monatsschrift,
genannt »The Living Age« (Das lebende Zeitalter), zu gewinnen.
Westinghouse lehnte ziemlich kurz angebunden ab, und traurig wendete
sie sich weg. Da bemerkte er, daß sie sanft und schüchtern war, und
bedauerte seine Grobheit. Er rief sie zurück und gab ihr acht Schilling.

»Sie können mir Ihre Monatsschrift einige Monate lang schicken,« sagte
er.

Bald kam die erste Nummer, und Westinghouse, der niemals viel gelesen
hatte, war erstaunt, einen Artikel zu finden, der ihm das Problem der
Bremse löste.

Der Artikel hieß »Im Mont Cenis Tunnel«. Er stammte von einem
englischen Ingenieur und erzählte, wie der Tunnel durch die Anwendung
von Preßluft gegraben worden war.

Der englische Ingenieur (ich wollte, ich wüßte seinen Namen) erzählte,
wie die Preßluft dreitausend Fuß weit durch eine Röhre herangebracht
und dazu verwendet wurde, um einen Bohrer durch das Felsgestein des
Mont Cenis zu treiben.

Westinghouse schrie auf vor Freude! Hier war der Wink, den er gebraucht
hatte. Wenn Preßluft verwendet werden konnte, um einen Bohrer zu
treiben, warum konnte sie nicht verwendet werden, um die Bremsen eines
Zuges anzuziehen?

Er legte alles andere beiseite und stürzte sich in die Aufgabe, die
erste Luftbremse zu konstruieren. In wenigen Wochen hatte er eine
hergestellt. Sie funktionierte. Im Nu war er einer der größten Erfinder
der Welt geworden.

Natürlich begegnete er den üblichen Schwierigkeiten, denen sich
jeder Pionier gegenüber sieht. Die Eisenbahnleute hielten ihn für
einen Narren. Sein eigener Vater lehnte es ab, ihm für solch ein
»Kinderspielzeug« wie eine Luftbremse Geld zu leihen.

Westinghouse wanderte von einem Eisenbahnbureau zum andern und wurde
von den meisten Eisenbahndirektoren wie ein harmloser Irrer behandelt.

        »Einen Zug durch Wind aufzuhalten! Was denn
        sonst?«

Schließlich fand er einen Fachmann, der Mut und Vernunft hatte -- Mr.
W. W. Card von der Panhandle-Eisenbahn.

Mr. Card war bereit, Westinghouse einen Versuch zu gestatten, aber nur
unter der Bedingung, daß dieser die Ausgaben selbst trage.

Zu dieser Zeit hatte Westinghouse überhaupt keine Geldmittel -- aber
er stimmte zu. Dann lief er zu allen seinen Freunden und borgte jeden
Heller, den er bekommen konnte. Es war ein junger Mann namens Ralph
Baggaly, der ihn besonders unterstützte.

Eine Versuchsfahrt wurde unternommen. Der Lokomotivführer war ein
eifriger junger Mann namens Daniel Tate. Unmittelbar vor der Abfahrt
gab ihm Westinghouse eine Zehnpfundnote als Trinkgeld: »Gib der Bremse
eine gute Chance, Dan!« sagte er. Es war alles Geld, was Westinghouse
hatte, und auch dieses war geliehen.

Dann ereignete sich ein glücklicher Zufall. Der Versuchszug lief
dreißig Meilen die Stunde, als ein Fuhrwerk das Geleise kurz vor ihm
zu kreuzen versuchte. Der Kutscher hieb auf die Pferde ein, aber diese
scheuten rückwärts und schleuderten ihn zwischen die Schienen.

Tate zog die Luftbremse an. Der Zug blieb stehen -- vier Fuß vor dem
am Boden liegenden Kutscher. Das war das sensationelle Debut der
Luftbremse. Danach regnete es viele Aufträge und viele Zehnpfundnoten.

Drei Jahre später kam Westinghouse nach England und schlug seine zweite
Schlacht mit den Eisenbahndirektoren. Sein bester Freund war die
Zeitung »Engineering«, die von Anfang an seine Sache verfocht. Und sein
erster Auftrag kam von der Metropolitan District Railway in London.

Im Jahre 1881 war die Luftbremse bereits in allgemeiner Verwendung.
Westinghouse hatte eine große Fabrik in Pittsburg. Mit 35 Jahren war er
reich und berühmt geworden.

Er lebte dann noch 33 Jahre, und jedes davon war von neuen Ideen und
Erfindungen erfüllt. Er stürzte sich auf Elektrizitätswerke und
Gasmaschinen. Er ließ neue Fabriken aufsprießen wie ein Farmer den
Weizen.

»Niemand kann erraten, wo der Alte das nächste Mal ausbrechen wird«,
pflegten seine Leute zu sagen.

Das Beste aber war, daß sein Erfolg ihn nicht verdarb.

Er hatte einen starken Willen und war beherrschend, wie es jeder Führer
sein muß. Aber er verlor niemals die Fühlung mit seinen Leuten.

Seine Arbeiter standen stets loyal zu ihm. Wenn seine Bankiers nur
halb so loyal zu ihm gestanden wären, hätte er niemals die finanzielle
Kontrolle über sein Geschäft verloren.

        Einmal boten ihm seine Arbeiter an, gegen halben Lohn
        zu arbeiten, weil sie wußten, daß er Geld brauchte.

Ein andermal brachten seine Leute 120000 Pfund auf, um ihm
durchzuhelfen zu einer Zeit, in der ihn die Banken hart bedrängten.

Ernst, zäh, ehrenhaft, anständig, angriffslustig, optimistisch,
energisch, mutig -- so war George Westinghouse. Er war stolz auf seine
Arbeiter. Er erzog sie und arbeitete an ihrer Seite. Er liebte sein
Werk und seine Werkleute. Und als er im Jahre 1914 starb, trugen die
Bahre acht alte Mechaniker, die mehr als vierzig Jahre lang seine
Mitarbeiter gewesen waren.




                           Charles Seabrook.


Charlie Seabrook: Nein, Sie haben nie von ihm gehört. Er ist noch nicht
berühmt. Er hat gerade angefangen.

Er ist erst 43 Jahre alt, aber er ist der leistungsfähigste Farmer der
Welt.

In einem Jahre hat er auf einer Farm von 1200 Morgen um eine Million
Pfund Gemüse gezogen.

Er betreibt seine Farm wie eine Fabrik. Er ist kein Farmer im
gewöhnlichen Sinne. Er begnügt sich nicht damit, Samen in den Boden zu
streuen und dann die Natur und die Vögel das weitere tun zu lassen.

Er ist ein Gemüsefabrikant. Und er erzielt ein größeres Erträgnis per
acres als jemals jemand vor ihm erzielt hat.

Die Geschichte von Charlie Seabrook beginnt mit seiner Geburt auf einer
kleinen Farm in Bridgetown, New-Jersey, U. S. A., im Jahre 1883.
Sein Vater war ein Anglo-Amerikaner, der als Farmer nicht besonders
erfolgreich war.

        Mit fünf Jahren begann Charlie zu arbeiten. Mit 14
        Jahren verrichtete er die Arbeit eines erwachsenen
        Mannes.

Seine Arbeit war Schwerarbeit, aber Schweiß, Schmutz und Plackerei
waren ihm zuwider. Er arbeitete mit den Händen, weil es notwendig
schien -- doch während er arbeitete, überlegte er: Gibt es keine
bessere, schnellere und leichtere Art, eine Farm zu betreiben?

So lernte er Bücher und Zeitschriften schätzen. Er kaufte jedes gute
Buch über landwirtschaftlichen Betrieb, das er sich leisten konnte.

Er war ein Leser und Denker. Das war der Anfang seines Erfolges.

Mit 25 Jahren hatte er drei bestimmte Ideen:

    1. Die Farm braucht mehr Regen.

    2. Die Farm braucht mehr Düngemittel.

    3. Eine Ernte im Jahre ist nicht genug.

Zunächst richtete er ein oberirdisches Berieselungssystem ein. Er
führte eine 1¼zöllige eiserne Röhre über sechs Fuß hohe Pfosten. Die
Röhre war durchlocht, um einen feinen Sprühregen zu ermöglichen. Die
Röhren wurden 50 Fuß voneinander aufgestellt. Er erprobte dieses System
auf einer Fläche von drei Morgen und die Ergebnisse waren vorzüglich.

So verbesserte er die Natur. Er schuf künstlichen Regen. Wo früher nur
ein Stengel wuchs, ließ er nun deren zehn wachsen.

Bis zu seinem 25. Jahre arbeitete Charlie Seabrook für seinen Vater.
Von da an arbeitete der Vater für Charlie -- er war einer der klügsten
Väter, von denen ich je gehört habe.

Im Jahre 1911 verdienten die beiden Seabrooks 5000 Pfund Sterling.
»Jetzt wollen wir das auf die Bank legen«, sagte der Vater.

»Nein,« sagte Charlie, »wir wollen es wieder in den Boden stecken. Der
Boden ist die beste Bank.«

Sie steckten es in den Boden. Sie verschwendeten es gleichsam an den
Boden. Die Nachbarfarmer hielten sie für verrückt.

        »Bringt dir dein Geschäft einen Schilling -- tue ihn
        wieder in das Geschäft, um mehr zu verdienen!«

Das ist einer der Grundsätze, den Charlie Seabrook aus seinen Büchern
gelernt hatte.

Wie wenige Farmer erkannte er den Wert des Kunstdüngers. Er fand, daß
der Boden erst geschaffen werden müsse, daß ihn die Natur erst zur
Hälfte geschaffen hat.

Gewöhnlicher Boden ist ebensowenig Boden wie vier Räder und ein Zahnrad
ein Motorwagen sind. Er ist nur ein Anfang -- ein Ort, auf dem die
Ernten stehen sollen.

Der junge Seabrook begann also, Boden zu machen. Er tat hundert Tonnen
Düngemittel pro Morgen in Neuland und vierzig Tonnen in altes. Dann
verteilte er pro Morgen zwei oder drei Tonnen Knochenmehl zu 12 Pfund
Sterling die Tonne über die hundert Tonnen.

Hundert Tonnen pro Morgen; zu zehn Schilling die Tonne: 74 Pfund
Sterling pro Morgen ausschließlich für Düngung! Kein Wunder, daß die
übrigen Farmer sich über Seabrook und seine Buchgelehrsamkeit lustig
machten.

Dazu kamen noch die Kosten der Berieselung, 60 Pfund Sterling pro
Morgen. Die Kosten des Landerwerbes betrugen nicht weniger als 30 Pfund
Sterling pro Morgen, so daß die Gesamtkosten pro Morgen waren:

     Landerwerb             30 Pfd. Sterl.
     Berieselung            60  „     „
     Düngung                74  „     „
                 -----------------------------
                   Summe:  164 Pfd. Sterl.

Die Seabrook-Farm war bis zum nächsten Jahre ein Gegenstand der
Belustigung, bis der Dorfkaufmann die erstaunliche Geschichte erzählte,
daß Charlie Seabrook auf einem einzigen Morgen eine Ernte im Werte von
mehr als 400 Pfund Sterling erzielt hatte. Von da ab hörten die übrigen
Farmer auf, Witze zu machen. Sie verstanden nicht, was geschehen war,
aber sie hätten es gerne verstanden.

Nur um zu zeigen, was Seabrook wirklich tat, führe ich hier eine Seite
aus seinem Farmwirtschaftsbuch an, die erzählt, was auf einem einzelnen
Morgen geschehen ist:

»Spinat, angepflanzt am 25. Februar, Spinat verkauft am 15. April für
30 Pfund Sterling. Kartoffeln, angepflanzt am 10. Mai, verkauft 10.
August für 90 Pfund Sterling. Salat angepflanzt 11. August, untermischt
mit Erdbeeren. Salat verkauft Oktober um 100 Pfund Sterling.

Gesamtverkauf 220 Pfund Sterling.«

»Zweites Jahr: Eine halbe Ernte Erdbeeren verkauft für 120 Pfund
Sterling.«

»Drittes Jahr: Eine volle Erdbeerenernte 260 Pfund Sterling, eine Ernte
Kopfsalat 200 Pfund Sterling, eine Ernte Spinat 30 Pfund Sterling.
Gesamtverkauf 490 Pfund Sterling.«

Das macht im Durchschnitt 277 Pfund Sterling pro Morgen. Der
Bruttonutzen war daher gegen 130 Pfund Sterling pro Morgen.

        Seabrook erzielt drei Ernten im Jahr -- manchmal vier.

Zum Beispiel hatte er in einem Jahr auf demselben Land Ernten von
Spinat, Kartoffeln, Kopfsalat und wieder Spinat.

In einer Ernte auf einem Morgen erhielt er 604 Scheffel Kartoffeln. Von
einem einzigen Land erntete er 8500 Liter Erdbeeren.

Seine Spezialität ist Salat, weil er herausgefunden hat, daß er am
einträglichsten ist. In einem Jahr hat er zum Beispiel folgende
Verkäufe erzielt:

      Salat           22.410 Pfd. Sterl.
      Kohl             7.859  „     „
      Radieschen       7.360  „     „
      Spinat           6.394  „     „
      Zwiebeln         4.954  „     „
      Kartoffeln       4.952  „     „
      Erdbeeren        3.781  „     „
      Gurken           3.509  „     „

Charlie Seabrook besitzt jetzt 1200 Morgen. Aber beinahe sein
ganzer Ertrag kommt von 200 Morgen. Er hat seine Farm zu einer
Aktiengesellschaft organisiert. Er hat ein voll eingezahltes Kapital
von 100000 Pfund Sterling. Und er zahlt 20 Prozent Dividende.

Auf seiner Farm hat er 300 Arbeiter, zur Zeit der Erdbeerernte oft
zweimal so viel.

Seine Arbeiter wohnen in netten Betonhäusern auf der Farm. Sie arbeiten
das ganze Jahr zehn Stunden täglich und werden wöchentlich bezahlt.

Wenn Sie fragen: »Wie aber beschäftigt man sie im Winter?«, so ist die
Antwort: »Auf der Seabrook-Farm gibt es keinen Winter.«

Es sind da sechs enorme Glashäuser im Ausmaß von 60 : 300 Fuß. Jedes
von ihnen hat 200 Pfund Sterling gekostet -- zuerst wurden sie der
»Seabrook-Wahnsinn« genannt.

Diese Glashäuser verlängern für Seabrook das Jahr. Sie schaffen den
Winter ab. Sie ermöglichen es ihm, Gemüse außerhalb der Saison zu
ziehen und zu Höchstpreisen zu verkaufen. Er beabsichtigt, noch mehr
Glashäuser zu bauen.

Außerdem gehen im Winter seine Arbeiter in eine auf der Farm errichtete
Kistenfabrik und machen hunderttausend Kisten -- für den eigenen Bedarf.

Die Farm hat auch einen Kühlspeicher im Ausmaß von 60 : 325 Fuß,
eine Garage für vier Traktoren und acht Lastkraftwagen, einen
Stall für fünfzig Pferde, eine Maschinenwerkstatt für Reparaturen,
ein Eisenbahnstockgeleise und ein großes, modern organisiertes
Bureaugebäude.

»Es ist keine Farm«, sagt Seabrook. »Es ist eine Nahrungsmittelfabrik.«




                          George F. Johnson.


Ich sollte dieses Kapitel eigentlich mit den Worten: »Es war einmal«
beginnen, aber die Wahrheit ist, daß ich im Begriffe stehe, die
größte und einträglichste Schuhfabrik der Welt zu beschreiben. Es ist
also kein Märchen. Es ist die Geschichte wirksamen Betriebes in der
weitestgehenden Bedeutung.

Etwa hundert Meilen von Neuyork entfernt liegt ein schönes Tal in den
Vereinigten Staaten.

Die Leute, die dort leben, nennen es:

        Das Tal des »Fairplay«.

In diesem Tale liegen dicht nebeneinander zwei Städte, die eine heißt
Johnson, die andere Endicott.

Gegen 50000 Einwohner leben in diesem Tale, und 15000 davon arbeiten in
den beiden großen Schuhfabriken, die der Endicott-Johnson-Gesellschaft
gehören.

Sie fabrizieren täglich 81000 Paar Schuhe.

Der Wert dieser Erzeugung übersteigt jährlich 28000000 Pfund Sterling.

Diese erstaunlichen Ziffern lassen Sie erkennen, daß die Leute in
diesem Tal zu arbeiten verstehen. In diesem Tale des »Fairplay« wird
mit der Arbeit nicht gespielt.

Wären Ihnen aber diese Zahlen nicht vor Augen, so könnten Sie glauben,
daß die Leute in diesem Tal nichts anderes als Spaß im Sinn haben.

Es gibt in diesem Tal keine Wohnhöhlen. Es gibt wenige Mietshäuser. Die
meisten Familien besitzen ihr eigenes Haus. Die Häuser sind aus Holz
erbaut und in lebhaften Farben bemalt.

Zwischen den beiden Städten liegt ein weiter Landstrich, der
»Idealpark« genannt ist. In ihm ist eine große Schwimmanstalt, frei
für alle, daneben ein kleines Schwimmbassin für die Kinder. Ebenso ein
Karussell, frei für alle.

Dann gibt es einen Tanzpavillon, der an drei Abenden der Woche geöffnet
ist. Die Tänzer zahlen 25 Cent Eintritt.

Dann gibt es einen Ballspielplatz, groß genug, um zwei Partien
gleichzeitig Platz zu bieten, und da die Fabriken 4 Uhr 30 Minuten
geschlossen werden, gibt es jeden Nachmittag zwei Baseballspiele.

Auch eine Rennbahn ist da -- eine halbe Meile lang, mit Ställen
und Tribünen. Jeden Sonnabend Nachmittag finden Rennen statt, und
zeitweilig ist die Rennbahn von hunderttausend Leuten eingesäumt.

Inmitten einer weiten Rasenfläche steht ein Klubhaus. Der Rasen ist mit
Blumenbeeten wie gespickt. Das Haus ist das Zentrum der Geselligkeit,
wo jeder jeden trifft. Es enthält eine freie Bibliothek, besondere
Zimmer für Pfadfinderjungen, Spielzimmer und Speisesäle. Jeden Abend
findet man sich hier fröhlich zusammen.

Scherz! Geselligkeit! Erziehung! Sport! Musik! Das scheinen die allein
wesentlichen Dinge im Tale von »Fairplay« zu sein und dennoch erzeugen
diese lustigen Schuhmacher täglich 81000 Paar Schuhe.

        Ihre tägliche Durchschnittserzeugung ist elf fertige
        Schuhe pro Mann.

In diesem Tale glaubt man daran, daß das Spiel der Sonnenschein des
Lebens ist und daß jeder es so sehr braucht wie Nahrung.

Man glaubt dort an Lachen, Liebe und Lebensfreude gerade so sehr wie an
Maschinen, Kohle, Organisation.

Sie werden erraten, daß in diesem Tale ein Mann lebt, der diese Erfolge
begründet hat. Sein Name ist George F. Johnson, aber jedermann nennt
ihn »George F.«.

Er lebt in einem netten Hause in der Nähe des Parks. Er ist immer
sichtbar. Er lebt, bewegt sich und hat sein Dasein inmitten seiner
Leute.

Jeder Arbeiter kann ihn in seinem Bureau sprechen. Ist er nicht in
seinem Bureau, so kann man ihn auf der Rennbahn, im Tanzpavillon oder
bei einem Ballspiel antreffen.

Für gewöhnlich ist er umgeben von einer Schar von Kindern oder von
einer Arbeitermenge. Ununterbrochen fragen die Leute ihn um Rat in
allen erdenklichen Angelegenheiten. »Er ist der Papa unserer Familie,«
sagen sie.

Jedes Kind auf der Straße nennt ihn »George F.«. Denkt daran und
erschauert, ihr steifgeborenen Direktoren mit den versteinerten
Gesichtern! Hier ist ein Mann, der 28000000 Pfund Sterling im Jahr
umsetzt, und der Zeit hat, Drachen steigen zu lassen und Puppen zu
flicken.

Am letzten Maitage hatten die Arbeiter seines Tales eine große Parade
von 20000 Mann, und wer glauben Sie, führte sie? George F. Er ging an
der Spitze seiner Leute, wie jedermann es von ihm erwartete.

»Sie wissen, ich liebe alle diese Leute«, sagte er zu einem Freund, als
sie zusammen auf der Tribüne saßen und auf das nächste Pferderennen
warteten. »Und ich hoffe,« fügte er hinzu, »daß einige von ihnen auch
mich lieben.«

Er ist kein Philantrop, dieser George F., weder ist er ein Genie noch
ein Übermensch. Er ist nichts weiter als

        ein großer, einsichtsvoller, gutherziger Mann,

der es liebt, inmitten geschäftiger, frohsinniger Menschen zu leben.

In diesem Tal gibt es keine Verdächtigung und keinen Snobismus. Es
gibt dort kein »Klassenbewußtsein«, weil es keine Klassen gibt. Jeder
Arbeiter hat die Möglichkeit, Teilhaber zu sein, und jeder Kapitalist
arbeitet.

Die sämtlichen 15000 Arbeiter von George F. abwärts bis zu dem
kleinsten Jungen in der Gerberei gehören alle den »E.-J. Workers«, der
dortigen Gewerkschaft an.

Alles geschieht offen. Jedermann kann seine Meinung äußern. Es gibt
keine Maßregelungen. Alle Arbeiter scheinen zu fühlen, daß die ganze
Anlage ihnen gehört.

George F. Johnson ist jetzt über 70 Jahre alt. Er ist der
erfolgreichste unter allen Schuhfabrikanten, aber vor 35 Jahren war
er noch nichts als ein Vorarbeiter in einer kleinen Schuhfabrik,
die zusammengebrochen war. Damals erzielt er weniger als 20 Dollar
wöchentlichen Lohn.

Der Hauptgläubiger dieser kleinen bankrotten Fabrik war ein Finanzmann
namens Endicott, der in Boston lebte. Er kam nachzusehen, was man tun
könne. Er lernte dort F. Johnson kennen, und Johnsons Vernunft und
Ernst machten ihm einen tiefen Eindruck.

»Ich habe kein Geld,« sagte Johnson, »aber ich kann aus dieser Fabrik
einen Erfolg machen. Mir liegt nichts an einem Gehalt, aber wenn Sie
mir den halben Anteil an der Fabrik für 150000 Dollar verkaufen wollen,
will ich Ihnen meinen Wechsel dafür geben.«

Das war ein erstaunlicher Vorschlag. Er war absurd und riskant, aber
Endicott war ein weiser Mann, und er stimmte zu. Er wettete 150000
Dollar auf Johnson.

Die kleine Fabrik machte ihre Fortschritte in Riesensprüngen. Sie
wuchs, bis Johnson sich als Vater einer Familie von 15000 fand.

Die Arbeiter seiner Fabrik leben jetzt in zwei Städten, die gänzlich
ihnen gehören und die sie »Endicott« und »Johnson« genannt haben.

        Sie sind nicht Angestellte im gewöhnlichen Sinne.
        Sie sind Teilhaber.

Gerade so wie Endicott Johnson zu seinem Teilhaber machte, ohne von
ihm Bezahlung für seine Aktien zu verlangen, so hat Johnson aus seinen
Arbeitern Teilhaber gemacht.

Vier Fünftel von ihnen arbeiten im Akkord und alle nehmen an dem Nutzen
teil, sobald sie ein Jahr lang in der Fabrik tätig gewesen sind.

Alljährlich werden auf die Vorzugsaktien sieben Prozent und auf die
Stammaktien zehn Prozent Dividende gezahlt; der gesamte dann noch
verbleibende Nutzen wird zu gleichen Teilen zwischen den Arbeitern und
den Inhabern der Stammaktien geteilt.

Die Gesellschaft beschließt jedes Jahr, ob der Nutzen in Geld oder in
Stammaktien auszuzahlen ist. Für gewöhnlich beträgt der Nutzanteil der
Arbeiter 50 Prozent ihres gesamten Lohnes.

Der Hauptunterschied zwischen dieser Endicott-Johnson-Gesellschaft
und anderen guten Firmen scheint zu sein, daß die Arbeiter auch
ihrerseits volle Leistung geben. Sie geben ebenso wie sie bekommen.

So hat zum Beispiel vor kurzem George F. Johnson die beiden Städte mit
einem prachtvollen Denkmal beschenkt, das der Bildhauer Moretti zur
Erinnerung an die 1692 Angestellten des Werkes ausgeführt hat, die in
dem großen Kriege gekämpft hatten.

Dann wiederum beschenkten die Arbeiter ihrerseits Johnson mit einem
schönen Marmorportal. Die gesamten Kosten dieses Bauwerkes trugen die
Arbeiter.

Oft hält George F., der Vater dieser beiden Städte, Ansprachen an seine
Leute -- klare, einfache Ansprachen von eindringlicher Wirkung. So
sagte er unter anderem:

»Wenn Sie Besseres leisten, gehört der Nutzen in dieser Gesellschaft
Ihnen. Niemand steht da und wartet darauf, ihn Ihnen wegzunehmen.«

»Jeder von uns auf dieser Welt braucht jemand, der uns veranlaßt, unser
Bestes zu tun.«

        »Wir können unsere Erzeugungskosten herabsetzen,
        ohne unsere Löhne zu vermindern,

wenn wir alle zusammenwirken wollen, um die Nichtproduzierenden
auszuscheiden, die Bremser und die Schmarotzer.«

»Ich bitte euch nicht, irgend etwas für mich zu tun. Ich bitte euch
nur, euer Bestes für euch zu tun. Und das Beste, das ihr heute tun
könnt, ist noch nicht das Beste, das ihr morgen tun könnt.«

»In diesem demokratischen Geschäft müssen wir uns alle selbst fragen:
Wieviel Arbeiter haben wir angestellt, die wir entbehren könnten? Wie
viele sind nur eine Belastung und eine Ausgabe für uns?«

»Seid keine Bürde! Schafft keine Hindernisse! Faßt euer Ruder und zieht
fest an. Seid der Mühe wert! Tut euer Bestes! Gebt dem alten Geschäft
seine Chancen!«




                           Thomas A. Edison.


Edison ist jetzt bald 80 Jahre alt. Er wurde in Ohio von
englisch-holländischen Eltern geboren. Sein Vater war ein Landwirt und
Getreidehändler ohne besondere Erfolge.

Mit acht Jahren wurde Edison zur Schule geschickt. Drei Monate später
schickte ihn der Lehrer mit der Bemerkung nach Hause, daß er zu dumm
sei, um unterrichtet zu werden. (Was für ein Narr war dieser Lehrer.)

Edison hatte niemals mehr Schulunterricht. Seine Mutter, eine kluge und
gute Frau, unterrichtete ihn selbst.

Er war immer ein eigentümlicher Junge. Mit sechs Jahren fand man ihn
einmal auf Gänseeiern sitzen, die er auszubrüten versuchte.

Bei einem anderen Anlaß machte er ein großes Experiment in der Scheune
und steckte sie in Brand, wofür er eine gute Tracht Prügel erhielt.

Von Anfang an hatte er eine Neigung für Chemie. In seinem räumlichen
Hause richtete er sich ein Laboratorium mit 200 Flaschen ein. Er versah
jede einzelne davon mit der Aufschrift »Gift«, damit niemand sie
berühren sollte.

Mit 14 Jahren wurde er Zeitungsjunge und verkaufte Magazine und
Zeitungen auf Eisenbahnzügen.

Er hatte auf dem Zuge ein kleines Laboratorium. Schließlich steckte
er damit den Zug in Brand, und der Schaffner warf ihn hinaus und
ließ seine Flaschen folgen. Auch gab er dem Jungen eine so mächtige
Ohrfeige, daß er seit damals taub wurde.

Mit 16 Jahren wurde er in Kanada Telegraphenbote. Er verlor aber seine
Anstellung, weil er eine arbeitsparende Erfindung machte -- sein
Vorgesetzter sagte, er wäre faul. Aus ähnlichen Gründen verlor er
später noch drei weitere Anstellungen.

Mit 23 Jahren wanderte er nach Neuyork. Dort kam er ohne einen Heller
an. Er erhielt eine Stellung in dem Bureau einer Börsentelegraphenfirma
mit 300 Dollar monatlich. Das war seine erste Chance. Er erhielt dieses
hohe Gehalt, weil er es zustandegebracht hatte, eine wertvolle Maschine
zu reparieren, die in Unordnung geraten war.

Im nächsten Jahre erfand er einen Telegraphenapparat, den er der
Western Union Telegraphen-Gesellschaft für 40000 Dollar verkaufte. Er
hätte auch ganz gerne 400000 Dollar dafür genommen, da er von dem Wert
seiner Erfindung zu jener Zeit keine Ahnung hatte.

Er benutzte diese 40000 Dollar, um eine Maschinenwerkstatt zu eröffnen.
Im Jahre 1873 kam er das erstemal nach England und verkaufte einige
seiner Erfindungen.

Eine englische Firma machte ihm ein Angebot von »dreißigtausend« für
eines seiner Patente. Edison dachte, es bedeutete 30000 Dollar -- er
sagte: »Ja.« Zu seiner Überraschung erhielt er 30000 Pfund -- fünfmal
so viel. Seit jener Zeit hat Edison ein warmes Gefühl für England.

Edison ist der fruchtbarste Erfinder der Welt. Er hat über 1000 Patente
erworben. 45 Jahre lang ist er ein berufsmäßiger Erfinder. Er ist der
ausdauerndste aller Experimentierer. Er arbeitete schwerer und schläft
weniger als irgendein anderer Mensch. Es liegt ihm nichts am Geld. Er
raucht und kaut Tabak.

Er haßt neue Kleider. Seit 30 Jahren ist ihm nicht für einen neuen
Anzug Maß genommen worden. Vor 30 Jahren hat ihm irgendein gewisser
Schneider Maß genommen und seither geht er immer wieder zu diesem und
sagt: »Ich möchte einen anderen Anzug von dem gleichen Stoff.«

Er hat viele Mißerfolge und einige wunderbare Erfolge aufzuweisen.
Einmal wendete er zwei Jahre und 2000000 Dollar an eine Erfindung, die
sich als ziemlich wertlos herausstellte.

Er macht sich nichts aus Ehren. Eine englische Universität bot ihm ein
Ehrendoktorat -- er hat sich niemals die Mühe genommen, hinzukommen,
um es in Empfang zu nehmen. Vor einiger Zeit wurde ihm in Neuyork eine
Goldene Medaille verliehen. Er verlor sie unterwegs auf dem Fährboot.
»Was liegt daran«, sagte er zu seiner Frau. »Ich habe mindestens zwei
Liter solcher Medaillen in meinem Zimmer.«

Als er das letztemal in Frankreich war, erhielt er das Kreuz der
Ehrenlegion. Er nahm das Kreuz an, aber als man ihm auch die Schärpe
anlegen wollte, zog er sich zurück und ließ es nicht zu. Nach seiner
Denkungsart ist eine Schärpe an einem Mann ungefähr so töricht wie ein
Band an einem Frosch.

Seine Erfindungen haben viel zur Bequemlichkeit und Annehmlichkeit
der Welt beigetragen. Tatsächlich war sein ganzes Leben sozialer
Dienstleistung gewidmet.

Sein intimster Freund ist vielleicht Henry Ford -- ein anderer Erfinder
von gleichem Typus. Diese beiden Männer gehen gemeinsam mit John
Burroughs, dem führenden Naturforscher Amerikas, jeden Winter auf eine
Pflanzung nach Florida.

Edison hat niemals einen unbeschäftigten Augenblick. Selbst wenn er
spielt, erfindet er. Ich habe ihn bei verschiedenen Gelegenheiten in
seinem langen schmalen Laboratorium in Neujersey beobachtet, wie er
grübelte und grübelte und grübelte, immer in irgendein schweres Problem
vertieft.

Edison glaubt selten etwas, bevor er den Beweis dafür hat. Er hat eine
Fülle von Zweifeln in Bezug auf die Meinungen und die Praktiken der
Menschen auf Lager.

In seiner Bibliothek hat er mehr als zehntausend Bücher, meist
wissenschaftliche Gegenstände. Aber Edison glaubt selten irgendeine
Feststellung in irgendeinem dieser Bücher, bevor er sie selbst
ausprobiert und bewiesen hat.

Bei seiner Arbeit nimmt er ein Buch lediglich als Ausgangspunkt, um
anzufangen. Es bedeutet keineswegs einen Abschluß.

Sein ganzes Leben hat er damit zugebracht, jenes Niemands-Land zu
erforschen, das außerhalb der Bücher besteht.

Edison ist zuerst und vor allem ein harter Arbeiter. Er verabscheut
Faulheit als die schlimmste von allen Krankheiten. Er wird unter
Umständen einen dummen Menschen beschäftigen, aber niemals einen faulen.

Edison nimmt nichts als vorausgesetzt an. Er hat eine Abneigung gegen
Menschen, die sprunghaft und oberflächlich sind. In jeder Sache gräbt
er bis an die Wurzeln. Er hat sein ganzes Leben damit zugebracht, das
Warum herauszufinden.




                             Lord Rhondda.


Dies ist die Geschichte des Mannes, der, ohne ein Redner zu sein, sein
Leben lang der »ungekrönte König von Wales« war -- D. A. Thomas, der in
den letzten beiden Jahren seines Lebens als Lord Rhondda bekannt war.

»D. A.«, wie seine Freunde ihn nannten, war der größte
Geschäftsschöpfer, den Wales jemals hervorgebracht hat.

Er war der Schöpfer der »Cambrian Coal Combine« -- einer Gartenstadt
von 12000 gutbezahlten Bergleuten. Er gründete mehr als 30
Gesellschaften, und was immer er anfaßte, wurde ein Erfolg.

Als er im Jahre 1918 starb, betrug sein Vermögen gegen 685000 Pfund --
aber er hätte leicht doppelt so viel haben können. Er war immer mehr
darauf bedacht, ein Geschäft aufzubauen, als seinen Anteil an dessen
Nutzen hereinzubekommen.

D. A. Thomas war ein kaufmännischer Abenteurer von der Art, die das
britische Weltreich aufgebaut hat. Er war mehr als das -- er war ein
unabhängiger Denker.

Er war so unabhängig, daß er noch nicht seinem vollen Werte nach
gewürdigt worden ist, wie Sie beim Lesen der folgenden kurzen Skizze
seiner Laufbahn sehen werden.

Er wurde vor 70 Jahren in einem kleinen Dorfe in Wales, dessen Namen
ich nicht buchstabieren kann, geboren. Sein Vater war ein Krämer, der
ein Kohlengeschäft angefangen hatte und dies sehr bedauerte.

Man erzählt, daß sein Vater vor seinem Kohlenlager stand und sich
von seinen Verlusten sehr bedrückt fühlte, als ein Nachbar mit der
Nachricht zu ihm kam: »Es ist ein Junge.«

»Gut«, sagte der Vater. »Ich weiß zwar nicht, was aus ihm werden soll.
Für uns gibt es nur noch das Armenhaus.«

Der junge D. A. war anfangs ein zarter Knabe, aber er trainierte
sich zu einem Athleten. Er wurde ein guter Geher, Schwimmer und
Radfahrer. Er war auch ein geschickter Boxer, und ungeachtet seiner
Kurzsichtigkeit wurde er Mittelgewichts-Champion von Cambridge.

Er war immer mutig. Als junger Bursche gewann er die Medaille der
»Royal Humane Society« für eine Lebensrettung. Er sprang in einen
eisigen See und zog einen Mann aus dem Wasser.

Als er 21 Jahre alt war, starb sein Vater, und er begann ein
selbständiges Geschäft. Mit 26 Jahren heiratete er Sybill Haig, die
Tochter eines Kohlenbergwerksbesitzers. Sie hatten ein Kind, die
gegenwärtige Viscountesse Rhondda, die jetzt die weitausgedehnten
Interessen ihres Vaters verwaltet.

D. A. beschäftigte sich mit Politik nicht weniger als mit dem Geschäft.
Aber als Politiker hatte er keinen Erfolg, oder besser gesagt, er war
nicht der Mann, sich in den schlüpfrigen Winkelzügen des Parlaments
zurecht zu finden.

Er war ein Liberaler, aber er ließ sich durch keine Führung
beeinflussen. Er war kein angestelltes Parlamentsmitglied mit dem Namen
seines Meisters auf seinem Halsband.

Er war unabhängig. Das ist das Wort, das in diesen Tagen der
Maschinenmenschen besonders betont werden muß.

Die kunstreichen Ränkemacher der Politik fürchteten und haßten ihn. Er
war zu tüchtig -- zu ehrenhaft -- zu furchtlos, um ein Mitglied der
Mitglieder zu werden.

Wie Leverhulme wurde er von den Kabinettsmachern vollkommen
vernachlässigt. Es ist eine auffallende Tatsache, daß D. A. Thomas 25
Jahre lang dem Parlament angehört hat und niemals ein wichtiges Amt
bekleidet hat.

Im Jahre 1910 gab er die Politik auf. Es wurde ihm klar, daß er
vollständig ungeeignet war, das Spiel der Politik mitzumachen. Er war
kein guter Redner. Seine Stimme war schwach, und er hatte nie daran
gedacht, sie auszubilden. Er hatte eher eine Verachtung für fließendes
Reden: in einem Lande, das stets von redegewandten Leuten regiert
worden war, entschieden ein Fehler!

Stets zog er das Geschäft der Politik vor. Das Geschäft war sein Leben.
Er liebte seine Aufregungen und seine Nützlichkeit. Immerwährend las er
Bücher über Geschäft.

Er war kein Zuschauer. Er war voll Energie -- durchaus Tatmensch.
Er liebte seinen großen Schreibtisch in seinem großen Bureau in dem
Cambrian-Gebäude in Cardiff.

Er hatte einen stahlharten Willen, aber er war weder grob noch laut.
Er war ein ruhiger, zäher, schlauer Mann, der alles vorauszusehen
schien.

Er hatte auch Streiks, natürlich. Niemand kann die Bergleute von
Süd-Wales beschäftigen, ohne Streiks zu haben. Aber selbst die
Streikleiter achteten D. A. und sympathisierten mit ihm, wenn die
Schlacht einmal vorüber war.

Sein ganzes Leben lang war er ein Gegner der Staatskontrolle.
Sein einziger Fehler in dieser Hinsicht war sein Vorschlag, ein
Gesundheitsamt zu errichten. Er widersprach der Staatsidee amtlich
fixierter Löhne, ohne Rücksicht auf seine persönlichen Vor- oder
Nachteile.

Er hatte eine Menge Feinde -- Leute, die versucht hatten, ihn zu
narren, ihn zu betrügen oder ihn zu bedrohen. »Kein Mann ist sein Salz
wert,« sagte er, »der keine Feinde hat.«

Er verachtete langsame, verschlagene und unverläßliche Leute. Er war
kein Idealist. Er wußte, was Menschennatur ist. Aber er war durchaus
für ein faires Spiel und Festhalten an seinen Regeln.

Als er reich wurde, verdarb ihn sein Geld nicht. Er wurde niemals ein
Nabob. Er war immer gesellig. Er liebte die Arbeiter und zog jederzeit
ein Kohlenbergwerk dem Hause der Lords vor.

Er liebte die Landwirtschaft, aber er konnte sie nie einträglich
gestalten. Wer kann es? Er hatte eine große Herde von Hereford-Schafen
und einen großen Landsitz in Monmouthshire.

Während des Krieges legte er alle Privatangelegenheiten beiseite und
stellte seine volle Energie der Regierung zur Verfügung.

Er und seine Tochter waren an Bord der »Lusitania« bei ihrem Untergang,
wurden aber aufgefischt und gerettet. Kaum in England angelangt, wurde
er ersucht, wieder den Ozean zu kreuzen -- und er tat es. Er war ein
Mann ohne Furcht.

Als Nahrungsmittelkontrolleur hatte er mehr Erfolg als irgendein
anderer Träger dieses Amtes in irgendeinem andern Land. Jedermann
fühlte, daß er vollkommen gewissenhaft vorging und daß, was immer er
tat, das Rechte war.

Schließlich, im Jahre 1918, wurde er von seiner Bürde erdrückt. Er
starb -- 20 Jahre zu früh. Er gab sein Leben für sein Land, so gut wie
irgendein Kämpfer.

Er war ein charakteristischer britischer Geschäftsmann vom vornehmsten
Typ. Er liebte Wales, seine Bergleute und das ganze Land. Seinen
Adelstitel nahm er von dem Rhonddatal, wo seine Bergleute lebten. Und
er überschüttete Cardiff mit Geschenken.




                           Sir Swire Smith.


Vor ungefähr zehn Jahren gab es in der Stadt Keighley in Yorkshire ein
bemerkenswertes Begräbnis. Mehr als 700 Trauergäste schritten hinter
einer Bahre einher, während Tausende die Straßen säumten.

Der beste Maßstab, um den Erfolg eines Menschen im Leben zu beurteilen,
ist die Größe seines Begräbnisses. Es ist eine endgültige Demonstration
seiner Fähigkeit, Freunde zu gewinnen.

Demgemäß war Sir Swire Smith erfolgreich. Er hatte 76 Jahre
menschlicher Zeitrechnung gelebt -- in der Wertung seines Lebens war er
einer der Höchststehenden seiner Generation.

Sir Swire Smith war ein Meisterspinner. Er war auch ein Sportsmann --
ein Witzbold -- ein Sänger -- ein Weltreisender -- ein Erzieher -- ein
guter Kamerad -- ein Pionier.

Er war der »Peter Pan« von Yorkshire. Mit 76 Jahren war er jünger, als
die meisten Menschen mit 30.

Er war im Jahre 1842 in einem kleinen Häuschen von Keighley geboren.
Sein Vater hatte ein kleines Maschinengeschäft. Auch war er Methodist,
und der junge Swire wurde nach den strengen Regeln von John Wesley
erzogen.

Er war ein lustiger Junge mit blauen Augen und gelocktem Haar. Wie alle
normalen Jungen, war er voll Übermut. Mit 16 Jahren begann er in einer
Spinnerei zu arbeiten.

Mit 20 Jahren fing er seine eigene Wollspinnerei mit einem Kapital von
360 Pfund Sterling an. Er hatte keinen besonderen Erfolg, weil er zu
keiner Zeit sehr eifrig auf Gelderwerb bedacht war. Das Wollgeschäft
war matt und unbeständig und voll Unsicherheit.

Swire Smith fand sich selbst nicht früher, als in seinem 25. Jahr. Um
diese Zeit hörte er eine Vorlesung von Samuel Smiles, dem Verfasser von
»Hilf dir selbst«.

Damals bereiste Samuel Smiles England und Schottland nach allen
Richtungen, schrieb und sprach über wirksamen Betrieb und die
Notwendigkeit technischer Ausbildung. Er war ein Rufer in der Wüste.
Er zeigte Britannien, daß Deutschland und Amerika im Begriff seien,
vorzustoßen.

Diese Warnungen entflammten Swire Smith. Er wurde sofort Sekretär des
»Mechanics Institute«.

Zu jener Zeit lebten in Keighley nur gegen 20000 Menschen, und die
wenigsten von ihnen kümmerten sich auch nur im mindesten um technische
Erziehung -- aber der junge Swire ließ nicht nach. Er brachte 11000
Pfund Sterling für eine technische Schule auf, die im Jahre 1870
eröffnet wurde. Ihr Zweck war, die Prinzipien von Wissenschaft und
Kunst auf die Betätigung in Handel und Wandel anzuwenden. Keighley wies
den Weg, aber England folgte nicht. Hätte es gefolgt, es wäre heute in
einer viel glücklicheren Lage.

Die kleine Schule von Keighley brachte Northrop, den Erfinder des
automatischen Webstuhls hervor. Aus ihr kam W. H. Watkimson, der die
»Husch-Husch-Boote« erfand, und Alfred Fogler von dem Kgl. Kollegium
der Wissenschaften.

Sie brachte Leben in das Parlament, und das Ergebnis war das Gesetz
vom Jahre 1889 über technische Ausbildung. Dieses Gesetz gab
ähnlichen Schulen Millionen Pfund Sterling. Zu dieser Zeit führte die
Keighley-Schule mit 1400 Schülern.

Die Vereinigten Staaten folgten ebenso dem Beispiel von Keighley wie
England. Andrew Carnegie, ein lebenslanger Freund von Swire Smith,
besuchte Keighley, sah die Schule und gründete sofort nach seiner
Rückkehr nach Pittsburgh die größte technische Schule Amerikas.

Wie Sie sehen, entsprang alles dieses dem Enthusiasmus eines jungen
24jährigen Mannes, der eine Vorlesung von Samuel Smiles über wirksamen
Betrieb gehört hatte.

Mit 39 Jahren überredete Swire Smith die Regierung, eine königliche
Kommission für technische Erziehung zu ernennen. Er und sechs andere
wurden ihre Mitglieder.

Diese Kommission ging nach Deutschland und entdeckte viele
überraschende Tatsachen: sie fand 8000 Schüler in den Gewerbeschulen
von Hamburg; sie fand, daß die Technische Hochschule von Stuttgart,
einer keineswegs sehr großen Stadt, mehr Studenten hatte als Liverpool.

Sie ging nach Frankreich, der Schweiz, Amerika und Kanada, und ihr
Bericht brachte Fortschritt und Bewegung in die meisten britischen
Industrien. Wie die Regierung zugab, war dieser Bericht zum größten
Teil aus den Notizen von Sir Swire Smith zusammengestellt worden.

Als Arbeitgeber gab Sir Swire Smith ein gutes Beispiel. Sein Plan war,
»die besten Leistungen durch Zahlung der höchsten Löhne« zu erzielen.
Er begann die Ausbildung seiner Angestellten in seiner eigenen
Spinnerei und zahlte die halben Kosten einer besseren technischen
Schulung für jeden Arbeiter, der sie wünschte.

Wenn er zu Hause war, ging er täglich zweimal durch seine Werke. Er
kannte alle seine Arbeiter bei Namen und frühstückte zusammen mit ihnen
in der Kantine.

Einmal war er entzückt, als ein kleiner Junge auf der Straße einmal zu
einem anderen sagte: »Sieh mal, der Mann arbeitet in unserer Spinnerei.«

Swire Smith war ein Anhänger des Grundsatzes: »Vergnügen und 40
Prozent«, aber er schätzte das Vergnügen höher als die vierzig.
Sein Glaubensbekenntnis war: »Wenn dein Geschäft deine Lebensfreude
beeinträchtigt, dann gib lieber dein Geschäft auf.«

Sein größter Fehler vom finanziellen Standpunkt war, daß er seine
Ersparnisse vollständig in Florida und in Texas anlegte. Hätte er sie
in Keighley angelegt, so wäre er aller Wahrscheinlichkeit nach ein
Millionär geworden. Im ganzen verlor er gegen 60000 Pfund Sterling
dadurch, daß er sie in den Wildnissen der Vereinigten Staaten anlegte.

Im Anekdotenerzählen hatte er kaum seinesgleichen. Wo immer er war, gab
es Gelächter. Sein Anekdotenschatz war unerschöpflich.

Er hatte eine sehr schöne Baritonstimme und war immer bereit, eine alte
Ballade oder eine Stelle aus einer Oper zu singen.

Als Sprecher war er lebhaft, unterhaltend und praktisch. Er war nicht
im geringsten steifleinen. Ehrungen machten ihm keinen Eindruck. Bis an
seines Lebens Ende blieb er ein Junge -- kurz vor seinem Tode lernte er
noch einen neuen Tanz und schrieb ein paar Kindern lustige Briefe.

Er blieb unverheiratet, obwohl er sehr oft verliebt war. Er war niemals
einsam. Die Welt war seine Familie. Keighley sollte ihm ein vornehmes
Denkmal setzen.




                              Henry Ford.


Hören Sie die staunenerregende Geschichte von Henry Ford, der jetzt für
nahezu das ganze Menschengeschlecht Motore und Traktoren baut.

Urteilt man nach Ergebnissen, so ist Henry Ford der erfolgreichste
Fabrikant der Welt.

Er zahlt die höchsten Löhne.

Er macht die höchsten Profite.

Er verkauft zu den billigsten Preisen.

Henry Ford ist die lebendige Antwort auf die törichte Theorie, ein
Kapitalist könne nur dadurch Geld verdienen, daß er seine Angestellten
oder das Publikum beraubt.

Henry Ford beraubt niemanden, er ist kein Ausbeuter des Proletariats.

Er ist ein Millionär -- und jeder Pfennig seines Geldes ist rein.

Seine beispiellosen Profite sind nur ein Teil dessen, was er der
Öffentlichkeit erspart. Und er zahlt seinen Arbeitern weit mehr, als
sie selbständig verdienen können.

Henry Ford ist ein Kapitalist und er zeigt allen Kapitalisten einen
besseren Weg zum Reichtum.

Er hat sich seinen eigenen Erfolg geschaffen -- er, zusammen mit
seinen Leuten. Er hat keinen Titel. Er würde niemals einen annehmen. Er
ist nicht einmal ein »Herr«. Seine Freunde nennen ihn kurzweg Henry.

Er ist 64 Jahre alt. Er wurde auf einer kleinen Farm in der Nähe von
Detroit geboren. Sein Vater war ein irischer Auswanderer.

In der Schule war Henry Ford ein »Dummkopf«, der Lehrer konnte wenig
mit ihm anfangen.

Henry hatte mit 15 Jahren die Schule satt, lief davon und fand eine
Stellung in einer Maschinenwerkstatt. Er begann mit 10 Schilling die
Woche -- heute verdient er 28 Schilling die Sekunde.

Einige Jahre später starb sein Vater und er mußte nach Hause, um die
Farm zu verwalten. Doch als Farmer blieb er erfolglos.

Das beste, was er tat, während er auf der Farm lebte, war seine Heirat
mit der Tochter eines Nachbarn.

Eines Abends, bei der Lektüre einer Farmerzeitung, sah er das Bild
eines neuen pferdlosen Wagens, den ein Franzose erfunden hatte.

Er war fasziniert. Das Bild packte ihn und änderte völlig die Richtung
seines Lebens.

Er vernachlässigte seine Farm und begann in seiner Scheune einen
pferdlosen Wagen zu bauen. Er spannte eine alte Maschine vor einen
alten Jagdwagen -- die ganze Umgebung machte sich über ihn lustig.

In den Armenhäusern Amerikas leben heute verschiedene alte Männer und
Frauen, die vor 25 Jahren sich herrlich damit amüsierten, Henry Ford
auszulachen.

Gegen den Rat aller verließ er plötzlich die Farm und ging nach
Detroit. Er bekam eine Anstellung als Mechaniker mit 30 Pfund
monatlich und arbeitete nachts an seinem pferdlosen Wagen.

Er baute einen, der einen Zylinder hatte -- ein verschrobenes,
schnaufendes, lächerliches Ding. Aber es bewegte sich.

Acht lange Jahre besserte er an diesem absurden Motor herum. Endlich
ging er -- so gut, daß Henry damit ein Rennen gewann.

Mit einem Schlag wurde er und sein Motor berühmt. Er gewann weitere
Rennen. Er schlug sogar Barmey Goldfield, den besten Rennfahrer in
jenen Tagen. Er schlug Goldfield in einem Dreimeilen-Rennen.

Einige Freunde liehen ihm 3000 Pfund, mit denen er eine kleine
Motorenfabrik begann. Er verschaffte sich die besten Betriebsleiter. Er
zahlte sie gut und sie organisierten ihm ein riesiges Geschäft.

Er ist ein schlanker, athletischer, sonnverbrannter Mann von
einfachstem Geschmack. Macht und Reichtum haben ihn nicht verdorben.
Als ich ihn das letztemal in seiner Detroiter Fabrik sah, zeigte er
einem Telephonmädchen, wie sie ihr Schaltbrett zu bedienen habe.

Er ist kein Geschäftsmann im gewöhnlichen Sinne. Er ist ein Mechaniker
-- ein Erfinder. Er begründete seinen Erfolg durch die richtige
Schätzung des Prinzipes der Standardisation.

Henry Ford weiß, wie man es macht.

Er hat die Probleme seines Geschäftes gelöst. Er hat uns den einen
richtigen Weg gezeigt, Menschen zu behandeln, Güter zu erzeugen und
Profite zu machen, ohne sich Feinde zu machen. Hätten wir 1000 Fords,
wir würden hohe Löhne, hohe Profite, niedrigere Preise und keine
Arbeiterunruhen haben. Wir würden Frieden und Wohlfahrt haben.

Nehmen Sie beispielsweise Fords Methoden als Arbeitgeber. In dieser
Hinsicht ist er ganz eigenartig. Er ist einen vollkommen ungewöhnlichen
Weg gegangen und hat damit einen großen Erfolg erzielt.

Tatsächlich scheint Henry Ford sich weit mehr als Arbeiterführer denn
als Arbeitgeber zu betrachten.

Er gibt seinen Leuten mehr als sie verlangen.

Er gibt ihnen bessere Arbeitsbedingungen, als sie jemals sich träumen
konnten.

Er beobachtet und beschützt sie. Er hat aus seinen 55000 Leuten die
bestbezahlte und zufriedenste Arbeiterarmee gemacht, die die Welt je
gesehen hat.

Kein Arbeiterführer hat für die Arbeiter so viel getan, wie Henry Ford.

Im Jahre 1914 waren seine Arbeiter vollständig zufrieden, aber
plötzlich verdoppelte er ihre Löhne. Als Ergebnis machte er im Jahre
1915 einen größeren Reingewinn, als je zuvor.

Er schützt seine Arbeiter gegen jede Ungerechtigkeit. Er hat 2000
Werkführer, und nicht einer von ihnen darf einen Arbeiter entlassen.

Im Jahre 1919 wurden von 50000 Arbeitern nur 118 entlassen.

Ein eigener Stab von dreißig Leuten untersucht alle Schwierigkeiten
zwischen den Werkführern und den Arbeitern. Hat ein Werkführer
häufige Konflikte mit seinen Leuten, so wird er sehr bald in das
Direktionsbureau berufen und darüber aufgeklärt, daß seine Methoden
falsch sind.

Ford hat nichts gegen die Gewerkschaften, aber er macht es in jeder
Beziehung besser als sie. Er betrachtet das Gewerkschaftswesen als
einen notwendigen Schutz gegen törichte oder ihre Leute schindende
Arbeitgeber, aber er ist weder töricht noch ein Leuteschinder.

In seiner Fabrik gibt es keine Rücksichtslosigkeit und keine
Unbarmherzigkeit. Sie ist wirklich eine der gütigsten und
menschlichsten Einrichtungen. In ihr herrscht mehr Sympathie und
Herzensgüte, als in den meisten Kirchen. So gibt es zum Beispiel in
den Ford-Werken vierhundert Arbeiter, die entlassene Sträflinge sind.
Sie wurden als Verbrecher ausgestoßen, aber Ford hat ihnen eine Chance
geboten. Er hat sie zur Selbstachtung zurückgeführt und sie leben jetzt
ein ehrenhaftes und glückliches Leben.

Es gibt in den Ford-Werken zweitausend schwache und verkrüppelte
Leute. Sie tragen ein Abzeichen, das besagt: »Nur für leichte Arbeit.«

Es ist eine von Fords Theorien, die er hartnäckig vertritt, daß er
seinen Anteil an der Sorge für Krüppel, Verbrecher und Blinde zu tragen
hat. Einer seiner tüchtigsten Arbeiter ist ein blinder Mann.

Vor sechs Jahren stellte Ford zweihundert Leute an, um herauszufinden,
wie seine Arbeiter leben. »Ich wünsche, daß meine Leute ein reines und
gesundes Leben führen«, sagte er.

Vor kurzem aber hat er dies wieder eingestellt. »Es bringt zu viel
Herumschnüffeln in Privatangelegenheiten mit sich«, sagte er. »Wir
wollen diese Abteilung in eine Erziehungsabteilung umwandeln.«

Er spart keine Ausgabe, um seinen Arbeitern in der Fabrik die besten
Arbeitsbedingungen zu schaffen. Er hat einen besonderen Stab von
siebenhundert Malern, Fensterwaschern, Tischlern usw., um alles rein
und frisch zu erhalten. Der Boden seiner Werke ist so sauber wie ein
Küchenboden.

Alle zwölf Minuten wird die Luft erneuert. Aller Rauch und alles Gas
der Gießerei wird beseitigt. Es gibt keine kalten oder überhitzten
Räume.

John R. Commons hat vor kurzem die Ford-Werke besucht, um sich über
die »Schnelligkeitshetzen« zu informieren. Und er berichtet, daß er
nichts davon bemerkt hat, außer »in einem Teil der Gießerei unter
neuangestellten Arbeitern«.

Kurz gesagt: Zwischen Ford und seinen Leuten besteht kein Krieg. Auf
keiner Seite gibt es einen Verdacht. Ford glaubt an seine Leute und sie
glauben an Ford.

Er hat eine Gewerkschaft von achtzigtausend Mann organisiert und er ist
ihr Führer.

Er hat sein ganzes Geschäft hoch über Ausstände und Aussperrungen
erhoben.

Er hat dem Krieg zwischen den Arbeitern und der Betriebsleitung ein
Ende gemacht. Er hat Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen
in seinen Werken verwirklicht.

Er ist wahrscheinlich kein Mann von großem Wissen, aber er hatte den
Mut, die Grundsätze der Gerechtigkeit und Wirksamkeit zur Anwendung
zu bringen. Er handelte. Er führte. Er hat jedem anderen Arbeitgeber
gezeigt, was getan werden kann.




                                  Von

                           HERBERT N. CASSON

                  sind in unserem Verlag erschienen:


                               Business

           16 Lehrsätze vom Geschäftserfolg. Dritte Auflage.

Das Buch für den größten und den kleinsten Kaufmann. Es behandelt die
neue Wissenschaft vom Geschäft. Es gibt in reiner Wahrheit und Klarheit
viel von dem Besten, was auf amerikanischem Boden an Erkenntnis und
Erfahrung gereift ist.

                  Brosch. Mk. 4.—, geb. Mk. 5.—

                                 ✶

                      Der Mann an der Spitze

          12 Tips von der Führerschaft.  1.—10. Tausend.

Der Autor sagt in dem Vorwort über sein Buch: »Hier habe ich die
Erfahrungen von 35 Jahren zusammengedrängt, während derer ich viele
Führer des Handels und der Finanz treffen und studieren konnte.
Auf einen Mann von fünfzig Jahren wird dieses Buch nicht mehr von
großem Einfluß sein; gibt es doch wenig Menschen, die ihr Wesen und
ihre Methoden in diesem Alter noch ändern können. Aber für jeden
jungen Kaufmann von, sagen wir unter vierzig, müßte dieses Buch fast
unschätzbar sein. _Es wird jeden jungen Mann von guten Anlagen instand
setzen, mindestens fünf Jahre seines Lebens zu ersparen._

                  Brosch. Mk. 2.—, geb. Mk. 3.—


              JOSEF SINGER VERLAG A.-G. LEIPZIG C1,
                         Industriepalast.




  Weitere Anmerkungen zur Transkription


  Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Der
  Schmutztitel wurde entfernt.

  Korrekturen:

  S. 36: Im Buchtext wird »eine jährliche Pension von 400 Lire«
         angegeben. Es ist zu vermuten, dass vom Autor 400 Pfund
         Sterling (£) gemeint waren.

  S. 61: Johannisburg → Johannesburg
         marschierte gegen {Johannesburg}

  S. 74: »Country Gentlemen« → »Country Gentleman«

  S. 74 - S. 85: Bei den zahlreichen Nennungen der Veröffentlichung
         wurde auf die richtige Schreibweise »Ladies’ Home Journal«
         korrigiert.

  S. 121 & 122: Endikott → Endicott
         Finanzmann namens {Endicott}
         aber {Endicott} war ein weiser Mann
         die sie »{Endicott}« und
         Gerade so wie {Endicott}
         {Endicott}-Johnson-Gesellschaft




        
            *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE ERFOLGREICHEN ***
        

    

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