Heimat und Fremde

By Franz Seraph Gschmeidler

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Title: Heimat und Fremde

Author: Franz Seraph Gschmeidler

Illustrator: Anton Reckziegel

Release date: July 17, 2025 [eBook #76515]

Language: German

Original publication: Mödling: Verlag der Mödlinger Nachrichten, 1920

Credits: Richard Illner, Alpo Tiilikka and the Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net


*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK HEIMAT UND FREMDE ***





  Anmerkungen zur Transkription.

  Das Original ist in Fraktur gesetzt. Im Original in Antiqua
  gesetzter Text ist _so ausgezeichnet_.

  Typographische Fehler sind stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche
  und heute nicht mehr verwendete Schreibweisen bleiben gegenüber dem
  Original unverändert.




                          Heimat und Fremde.

                  Gedichte von Franz S. Gschmeidler.

                            [Illustration]

                                 1920.
         Verlag der »Mödlinger Nachrichten«, Mödling bei Wien.




Donauland.


      Heiliger Name, der fromm wie Gebet
    Auf den Lippen von Tausenden steht,
    Schmeichelnd ums Herz wie Mutterhand:
    Donauland!

      Rebenumsponnen spiegelt dein Bild
    Tief sich im Strom, dem mächtigen, mild,
    Der dich umkränzt mit silbernem Band,
    Donauland!

      Uralter Boden, mit Herzblut gedüngt,
    Immer erhobst du dich wieder verjüngt
    Gleich einem Phönix aus glutendem Brand,
    Donauland!

      Deine Schollen trat oft der Tod,
    Oft, seit der Nibelungen Not,
    Viel des Streits deinem Boden entstand,
    Donauland!

      Aber du prangst wie die schönste der Frau’n:
    Deine Reben sind Gold, blührot deine Au’n
    Und vom Brote duftet dein Ackersand,
    Donauland!

      Donauland — wer das Wort nur spricht,
    Redet Musik, formt ein Gedicht,
    Wie’s noch kein Dichter schöner erfand:
    Donauland!

      Wer dich nennt, ruft Erinnerung wach,
    Wer dich kennt, geht dir sehnend nach,
    Immer in Liebe dir zugewandt,
    Donauland!




Mödling.


      Willst du Mödling lieb gewinnen,
    Steig den Frauenstein hinan
    Oder auf des Kirchbergs Zinnen,
    Schau die Stadt von oben an!

      Unter dir, ein Riesenfächer,
    Liegt der Häuser bunte Meng’,
    Hohe Giebel, graue Dächer,
    Wirre Gassen, breit und eng.

      Über all dem siehst du ragen
    Hoch der Othmarkirche Bau
    Als ein Hort von frommen Sagen,
    Stolz und ernst und wettergrau.

      Und das alte Rathaus drüben,
    Von Jahrhunderten umkreist,
    Ist sich immer gleich geblieben,
    Herrscht auch drin ein neuer Geist.

      Noch ein Zeuge ferner Jahre
    Steht im lauten Stadtgewühl:
    Dunkler Kirchturm ragt ins Klare,
    Wo die Straße weist zur Brühl.

      Niedre Häuser, schmale Gärten
    Schmiegen sich ans Felsgestein,
    Schwarze Föhren von den Höhen
    Trotzig schau’n ins Tal hinein.

      Und die Wälder, die da grünen
    In verschwiegner heil’ger Pracht,
    Halten mit den Burgruinen
    Hoch auf Bergen treue Wacht.

      Halten Wacht, daß deutsche Sitte
    Und der Väter Brauch und Recht
    Walte fort in Haus und Hütte,
    Rein bewahrt und ungeschwächt.

      Segne Gott euch, deutsche Schollen!
    Dich, du Stadt, die drauf erblüht!
    Segen jedem, dessen Wollen
    Sich um dein Gedeih’n bemüht!




Am Frauenstein.


      Als mild der Tag die Augen zum Schlummer zugetan,
    Stieg ich auf dunkeln Pfaden den Frauenstein hinan.
    Tief unter mir lag friedlich die große, bunte Stadt,
    Die hohe und niedere Häuser mit Gärten dahinter hat.
    Schon blitzten in manchen Fenstern die ersten Lichter auf,
    Und von der Othmarkirche klang Aveläuten herauf.
    Blaunebel stiegen und woben ums graue Felsgestein,
    Wie warmes Herzblut tauchte das sinkende Sonnlicht drein.
    Und seltsam leise harfte der Wind durch Tann und Ried,
    Es klang als säng’ einem Kinde die Mutter ein Wiegenlied.
    Mir war so ernst zumute, als wehte Geisterhauch
    Durchs schwarze Geäst der Föhren und um mich selber auch.
    Da griff’s mir an der Seele, da legt’ ich Hand in Hand
    Und schaute feuchten Auges hinunter aufs stille Land.
    »Herrgott«, so sprach ich betend, »laß du mein Österreich
    Von Streit und Schmerzen gesunden, an denen es überreich!
    Gieb Friede wie am Abend in Hütte und in Haus
    Und scheuch aus allen Herzen den finstern Haß hinaus!
    Gib Friede allen, allen, soweit das Auge reicht,
    Und mach die Lebensbürde, die schwere, allen leicht!
    Gib allen Müden Träume, die süß und selig sind...«
    Mir war’s, als spräch’ ein Amen in mein Gebet der Wind.




Eine alte Stadt...


      Eine alte Stadt, eine liebe Stadt,
    Die hohe und niedere Häuser hat
    Und tief in Gärten liegt versteckt,
    Mit Duft und Blüten zugedeckt.
    Zwei finstere Kirchen mit steilen Türmen
    Schaun drüber, als wollten die Stadt sie schirmen
    Und all die vielen heimlich segnen,
    Die in den Straßen sich begegnen.

      Eine stille Stadt, eine graue Stadt,
    Die ringsum schwarze Wälder hat
    Und Bergeshöhn und Burgruinen,
    Die viel von Not und Waffenstreit
    Aus längst verrauschter ferner Zeit,
    Von guten und von bösen Tagen
    Zu künden wissen und nicht sagen...

      Eine liebe Stadt, eine traute Stadt,
    Die plätschernde Brunnen am Marktplatz hat
    Und winklige Gassen und Mühlen und Brücken
    Und Linden vorm Tor, die bedächtig nicken.
    Dies alles lieb’ ich und halt’ ich in Ehr,
    Als ob’s meiner Eltern Erbteil wär’,
    Mit ihrem Segen mir verschrieben,
    Es bis ans Lebensend’ zu lieben.

      Eine alte Stadt, eine stille Stadt,
    Die mir das Herz bezaubert hat
    Und mich mit Eisenklammern hält,
    Nicht fortzugeh’n in die fremde Welt.
    Denn draußen weit am Friedhofsrain,
    Da schließt ein Grab mein Liebstes ein...




An den Frühling.

(1919.)


      Wieder blühts in Busch und Bäumen
    Und auf Wiesen gelb und blau —
    Aber ach wie viele liegen
    Tot auf ferner, fremder Au!

      Durch die Aecker gehn die Pflüge
    Und das Korn liegt ausgesät —
    Bitter ist es sterben müssen,
    Wenn die Welt in Blüten steht!

      Laut der Kuckuck schreit im Walde,
    Lauer Wind geht düfteschwer —
    Wie tut weh da der Gedanke:
    Den du liebst, der kommt nicht mehr!

      Und der Lenz bringt Rosen wieder,
    Junge Sonne, neues Glück —
    Warum bringt er aus den Gräbern
    Uns die Toten nicht zurück?

      Unsre Söhne, die gefallen,
    Die verströmt ihr Herzblut rot?
    Unsre Besten, die gegangen
    Für die Heimat in den Tod?

      Jetzt, da Eisentritt der Schlachten
    Stampft durchs maiengrüne Land,
    Willst du, Frühling, Rosen zaubern
    Aus der Gärten Qualm und Brand?

      Geh und wasch dein Sonntagslächeln
    Lieber dir vom Angesicht
    Mit den Tränen, die wir weinen,
    Doch mit Rosen schmück dich nicht!

      Nimm den Bäumen ihre Knospen,
    Scheuch die Lerchen aus der Höh’
    Und den Himmel hüll in Wolken,
    Denn dein Blühen tut uns weh!




Ich ging durch die Felder.


      Ich ging durch die Felder zur Mitternachtszeit,
    Da prangte der Himmel im Sternengeschmeid.
    Ein Wässerlein schlich sich entlang den Rain,
    Das blinkte wie Silber im Mondenschein.
    Längst schliefen die Winde in Rohr und Halm;
    Blau dampfte der Nebel wie Weihrauchqualm
    Und fegte mir Düfte über den Weg.
    Müd rauschte der Bach unterm Brückensteg,
    Auf dem ich wie traumversonnen stand
    Und Ausschau hielt auf das schlafende Land,
    Das blankte und gleiste aus Fernen her
    Tauperlenvoll und blütenschwer.
    Ganz nah im Busch wo am Wiesenhang
    Nur spät ein Vogellied noch klang,
    Das trunken aus Heckenrosen stieg
    Und schluchzte, bis es plötzlich schwieg,
    Als hätte jäh sein süßes Lallen
    Die Müdigkeit des Schlafs befallen.
    Ich horcht’ ihm zu, bis schwand sein Ton.
    Dann ging ich leis’ und scheu davon,
    Um nicht durch meinen Tritt zu wecken
    Den kleinen Vogel in den Hecken,
    Der noch im Schlaf sich sang so spät
    Ein glückdurchhauchtes Nachtgebet.




In sternenarmen Nächten...


      In sternenarmen Nächten,
    Wenn feuchter Nebel braut
    Und durch die Wolken der bleiche,
    Wehmütige Vollmond schaut;

      Wenn schwarze Wasser rauschen
    Durch Feld und Heidemoor,
    Der Nachtwind verstohlen wispert
    Im schläfrigen Binsenrohr;

      Wenn längst in den stillen Gassen
    Das letzte der Lichter verglüht:
    Dann geh ich, das Herz voll Träume,
    Durchs Land wie ein spätes Lied

      Im Schweigen der schlafenden Dörfer
    Ganz mutterseelenallein,
    Und niemand ist mein Begleiter
    Als der traurige Mondenschein.




Das erste Schneeglöckchen.


    Der Tauwind ist kichernd durchs Land geschlichen,
    Sein warmer Wind zerküßte den Schnee,
    Frostblumen sind an den Fenstern verblichen,
    Seine Eisketten sprengte klirrend der See.

    Am Waldrand ein Schneeglöckchen, das erste von allen
    Im weißen Hemdchen steht frierend im Moos:
    Ein Liebesgedanke, zu früh entfallen
    Dem Frühling, der selbst noch heimatlos.




Osterglocken.


      Die Verstummten singen wieder
    Hoch von steiler Türme Rand
    Und ihr Dröhnen rauscht hernieder
    Schwerem Regen gleich ins Land.
    In die Tiefe, durch die Düfte,
    Die aus Aun und Wiesen wehn,
    Über Klüfte, über Grüfte
    Hallt ihr Lied vom Auferstehn.

      Nach dem Liede lauschen alle,
    Die im Staub der Straße ziehn,
    Überwältigt von dem Schalle
    Hoher, heiliger Melodien,
    Die den dumpfen Glockenhöhlen
    Sich entrungen selbstbefreit,
    Sturmbeschwingte Jubelseelen,
    Kündiger der Ewigkeit.

      Alle, die nach Glück noch fragen,
    Deren Gang ein Blütengang;
    Alle, die ein Leid beklagen,
    Ruft zu sich der mächtge Sang
    Aus den Höhn, der durch die Trübe
    Trägt die traute Wundermär
    Von der gottgewordnen Liebe,
    Die viel tiefer als das Meer.

      Von der Liebe, die noch größer
    Als der Menschheit ganzes Leid,
    Die mit uns geht als Erlöser
    Ungesehn durch Raum und Zeit;
    Von der Liebe, die gestorben,
    Die von Tod zu Tode drängt,
    Dennoch lebt und lichtumworben
    Gräber öffnet, Särge sprengt...

      Und die Glocken singen’s allen,
    Die mit Mühn beladen sind;
    Brausend ist ihr ehern Schallen
    Wie der wilde Märzenwind:
    Menschen laßt den Haß vergehen,
    Daß nur Liebe fürder spricht
    Und auf jeder Stirn zu sehen
    Glanz vom Heilandsangesicht!

      Wie aus winterdunkeln Stunden
    Aufersteht das weite Land,
    Das aus Blüten sich gewunden
    Selbst ein schimmernd Brautgewand,
    Sollt auch ihr beim Osterläuten
    Auferstehen unbetrübt
    Und die Hände segnend breiten
    Über alle, die ihr liebt!




März.


      Im Gäßchen spielt eine Kinderschar.
    Am nahen Hausdach singt ein Star
    Hinein in den Lärm der Buben.
    Weit offen Türen und Fenster stehn.
    Die Düfte von Hyazinthen wehn
    Heraus aus den stillen Stuben.

      Ein lauer Wind streicht übers Dach
    Und küßt die ersten Blumen wach,
    Die vielen blauen und weißen.
    Der Star am Hausdach singt sein Lied,
    Er singt und singt und wird nicht müd,
    Den Lenz willkommen zu heißen.




Ich will vergessen...


      Die jungen Finken lärmen
    Im dunkeln Tannenhag.
    Ich muß mich grämen und härmen
    Um Dich bei Nacht und Tag.

      Durch Wipfel und Blütenbäume
    Die Schauer des Frühlings weh’n.
    Ich spür’ durch meine Träume
    Ein trauriges Sehnen geh’n.

      Wild stäubt um Hochlandsfirnen
    Der Wind mit Singen und Schrei’n.
    Ich bin ganz stille geworden
    Und schweig in mich hinein.

      Ich will ins Elend wandern
    So weit mich trägt der Fuß
    Und fern von Dir vergessen,
    Was ich vergessen muß.




Stummes Scheiden.


      Die Nacht war ohne Sterne,
    Blaunebel zog durchs Laub,
    Er wirbelte durch die Lüfte
    Wie aufgewühlter Staub.

      Da gingen wir miteinander
    Weit über die Wiesen fort,
    Gesenkt die Häupter traurig
    Und sprachen nicht ein Wort.

      Am Rain nur, als wir schieden,
    Da blickten vom Boden wir auf —
    Du gingst den Weg hinunter
    Und ich den Weg hinauf.

      Wir reichten uns nicht die Hände
    Und blieben ernst und stumm;
    Wir gingen und keines schaute
    Sich nach dem andern um.




Die letzten Rosen.


      Die letzten Rosen fielen
    Verblichen in den Staub
    Und wilde Winde spielen
    Sich mit dem Blütenraub.

      Im Hain, wo’s still geworden,
    Regt sich kein Singen mehr.
    Die Wolken ziehen von Norden
    Wie Nebelfrauen daher.

      Verwelkte Gärten breiten
    Sich weit ins Land hinaus.
    Nun kommen stille Zeiten
    Und alles Blühen ist aus.

      Nun muß der Frühlingsglaube
    In grauer Luft verwehn
    Und tief im Menschenherzen
    Die Sehnsucht schlafen gehn.




Hochsommernacht.


      Wie Sonnwendfeuer auf Berghöhn betet,
    So flammt, von Blut der Rosen umrötet,
    Brennende Sommerblumenpracht
    In der durchsichtig klaren Mitternacht.

      Hochmütig stehn als irrlichternde Wacht
    Die Sterne drüber. Sie funkeln wie goldene Nägel,
    Die der Herrgott mit weißen Fingern
    In die Himmelsbläue schlug,
    Dran Wolken sich blähn, leichtfertige Dinger,
    Wie schwanenweiße Fischersegel
    Im Windesflug.

      Die Fenster stehn offen wie ein Ohr, das lauscht.
    Ein Röhrbrunnen schläfrig rauscht.
    Ein später Schritt hallt durch die Gassen,
    Verweht, zerflattert wie ein verklingender Akkord,
    Wie ein letztes Wort, das Verliebte getauscht,
    Die einander nur zögernd verlassen.

      Der Mondglanz rieselt um Blüten und Baum
    Gleich flüssigem Silber aus Marmorbronnen.
    In einem Garten wo singt dünn und schrill
    Ein kleiner Vogel ein Lied noch im Traum.
    Und sonst ist’s still.

      Die ganze Welt liegt tief ins weite, weiße Spinnennetz
    Der Ruhe eingesponnen...




Einsames Wachen.


      Lenzschwüles Nachtblau deckt die Wege zu.
    Das Dorf liegt dunkel da. Rings tiefe Ruh.
    Still rinnt der Bach vorbei an Wies’ und Weiden.
    Nur noch mein Herz schlägt heiß in später Stund’
    Und träumt hinaus und schreit sich sehnsuchtswund
    In seinem Trotz und will sich nicht bescheiden.

      Duft steigt aus Blütengärten überall
    Und will das ganze, endlos weite All
    Mit seinem schwülen Hauch verschütten.
    Nur noch mein Herz ist wach, weil’s wachen mag,
    Ist jung und heiß, drum hat’s so wilden Schlag:
    Es fragt nicht viel nach Traum in Tal und Hütten.

      Ich bin allein, allein, der ruft und wacht
    In dieser stillen, großen, finstern Nacht;
    Der Nebel faßt mich an mit seinen weichen Armen.
    Die Stunden geh’n und geh’n zur Ewigkeit...
    Ich träum’ und träum’, mein Herz ist wild und schreit
    Und niemand sieht’s und will sich mein erbarmen.




Es geht mit leisem Wehen...


      Es geht mit leisem Wehen
    Der Frühling durch das Land —
    Ich weiß nicht, was ich habe,
    Meine Seele steht in Brand!

      Es fangen die ersten Veilchen
    Schon an zu blühn am Rain —
    Ich möchte jubeln und weinen
    Vor lauter Seligsein!

      Ich geh unter blauem Himmel,
    Durch Blüten und grüne Au
    Und denk bei jedem Schritte
    An eine geliebte Frau.

      An eine Frau, deren Augen
    Mir Glück und Heimat sind,
    Und ach! deren Lippen brennen
    Heiß wie der Sommerwind...




September.


      Zugvögel ziehn. Und kränkelnd färben
    Die Wipfel sich. Feldblumen sterben
    Auf Wiesen, Auen und am Rain.
    Marienfäden fliegen leicht und linde
    Im kühlen Winde

      Und wiegen sich im letzten Sonnenschein.
    Fruchtschwere Äste neigen sich in Lauben
    Und von den Hügeln leuchten blau und weiß
    Die runden, vollen, reifen Trauben.
    Es steigt aus ihnen herb und heiß
    Der Duft von Most, von süßem, jungen Wein
    Und Frühherbstwehmut des Ans-Sterbenglauben...




Mittagsstille.


      Blauer Himmel breitet seine Schleier
    Uebers weiße, wegdurchfurchte Land,
    Nicht ein Lufthauch stört die müde Feier
    In dem heißen, grellen Mittagsbrand.

      Schüchtern rieselt fort am Rain die Quelle
    Und die gelben Ähren rascheln leis’,
    Sensenklirren zittert durch die Helle,
    Und auf Bauernstirnen glänzt der Schweiß.

      Nicht ein Vogellied durchbebt die Stille,
    Nicht ein Ruf, ein Hall zieht übers Feld,
    Eingelullt in Schlafheit liegt der Wille
    Einer ganzen großen weiten Welt.




In der Fremde.


      Einst war’s, da bin gefahren
    Hinein ich in fremdes Land,
    Wo fremd die Menschen waren,
    Wo niemand mich verstand;
    Wo die Wolken und der Himmel,
    Die leuchtende Sonnenzier
    Und nachts die tausend Sterne
    So fremd erschienen mir.

      Und als da mit den Leuten
    Zu reden ich begann,
    Da schüttelten alle die Köpfe
    Und blickten mich hilflos an;
    Sie hörten mich wohl, doch keiner
    Den Sinn meiner Worte verstund;
    Ich sprach und sprach zu ihnen
    Aus einem fremden Mund.

      Da fühlt ichs jäh, wie Heimweh
    Durchs innerste Herz mir ging
    Und des Leids eine bittere Träne
    Mir einsam im Auge hing.
    Und da — da blickten die Leute
    Mitleidig mir ins Gesicht,
    Da hat mich jeder verstanden,
    Verstand er mein Wort auch nicht!




Es gibt ein Land...


    Es gibt ein Land, wo nie die Blumen welken
    Und nie der Frostwind tötlich weht,
    Ein Land, wo nie die Sterne sinken,
    Nie eine Nacht am Himmel steht.

    Es gibt ein Land, wo tiefes Schweigen
    Wie in der Kirche wohnt,
    Ein Land, so schön und wundereigen,
    Wie keins auf Erden thront.

    Es ist ein Land, wo nie die Stunden tauschen,
    Die Gärten blütenüberschüttet stehn,
    Wo klare Wasser silberfädig rauschen
    Und lichte Glückgestalten
    Einander umschlungen halten
    Und auf und niedergehn.

    Es ist ein Land, das liegt in blauer Ferne,
    Vom Glanz der Ewigkeit umweht,
    Ist Gottes Heimat auf dem unerreichten Sterne,
    Nach dem die Sehnsucht aller
      Staubgebornen geht.




Glück.


      Ein leise zitternder Geigenton,
    Der singend kommt und zieht davon;
    Ein vergess’ner Gedanke, der unbegehrt
    Wie ein Blitz am Himmel vorüberfährt;
    Ein Wort, das aus Tiefen der Seele steigt
    Und, kaum erklungen, schon wieder schweigt;
    Ein Lächeln, das über ein Antlitz fuhr
    Und drauf zurückläßt keine Spur;
    Und aus Frauenaugen ein flüchtiger Blick: —
    So kurz von Dauer ist alles Glück.




Heimweh.


      Am Meeresstrand bin ich gesessen,
    Vom Wogengischt umbraut,
    Und hab mit verlorenen Blicken
    Hinaus aufs Meer geschaut.

      Viel Schiffe glitten draußen
    In blauer Flut vorbei,
    Seemöven zogen mit ihnen
    Und lärmten mit heiserem Schrei.

      Von steilen Hügeln hernieder
    Trug’s schwülen Blütenstaub.
    Der Seewind schmiegte sich zärtlich
    Ins schimmernde Myrthenlaub.

      Mich aber zog zur Heimat
    Ein brennender Sehnsuchtstraum,
    Zur Heimat, wo auf Bergen
    Grünt ewig der Tannenbaum.

      Wo über den Aehrenfeldern
    Schwebt silberner Lerchenton
    Und gütige Sonne leuchtet
    Gluttrunken wie roter Mohn.

      Wo liebliche Dörfer sich breiten
    Mit Mühlen an Fluß und Wehr —
    Da weint’ ich vor Heimweh leise
    Und die Tränen rannen ins Meer.




Heilige Nacht.


      Dämmerstille Gassen, Sterne schaun herein.
    Alle Fenster funkeln voller Lichterschein.
    Schmucke Gabenbäume in den Stuben stehn,
    Reichbeglückte Menschen Aug’ in Aug’ sich sehn.
    Mistelzweige grünen und der Tannenbaum
    Duftet herb durchs Zimmer — o du Kindertraum!
    O du heller Zauber heil’ger Weihenacht,
    Web’ durchs Dunkel wieder heimlich, fromm und sacht!
    Liebe ist gekommen aus verschneitem Land,
    Liebe, die der Heiland einst für uns empfand,
    Und sie redet wieder, keusch und silberbleich,
    Von verschollnen Wundern und vom Gottesreich.
    In ihr süßes Raunen hallen Glocken drein,
    Die ihr Beten tragen auf zum Sternenschein.
    Weiße Engel haben in des Ew’gen Raum
    Wispernd angezündet einen Weihnachtsbaum:
    Goldne Lichtlein steckten sie der Nacht ins Haar
    Und sie glänzt hernieder licht und wunderbar.




Menschen und Sterne.


      Am Himmel kreisen die Sternlein
    Urewig die gleiche Bahn
    Und achten treuen Scheines,
    Daß keines
    Stößt je ans andre an.

      Auf Erden wandern die Menschen
    Nur wenige Jahre hin,
    Und doch kaum zwei hienieden
    In Frieden
    Die Lebensstraße ziehn.




Das weiß nur Gott allein.

(1918.)


      Wer sieht und zählt die Tränen
    Seit Monden schon geweint
    Um ungezählte Kämpfer,
    Geblieben vor dem Feind?

      Und wer beschreibt den Jammer,
    Der wild und wilder klagt,
    Mit dem ein Heer von Müttern
    Nach seinen Söhnen fragt?

      Wer weiß um all die Kinder,
    Die ohne Väter stehn,
    Für die soviele Liebe
    Hat müssen sterben gehn?

      Wer weiß, wie viele Bräute,
    Hold in der Myrthe Grün,
    Nun tragen glückzerbrochen
    Ein Sträußlein Rosmarin?

      Wer’s weiß? Vor so viel Elend
    Wird jede Lippe stumm —
    Wenn’s Einer weiß, so weiß wohl
    Nur Gott allein darum!




Stephan Milow.

(Prolog zur Enthüllungsfeier seiner Gedenktafel am Wohn- und
Sterbehause des Dichters in Mödling am 25. Juli 1915.)


      Im Lenzmond war’s. Ein Sonntag, hell und klar wie heute,
    Da klang vom Stadtdom her ein dumpfes Grabgeläute
    Und eine Menge Volks umdrängte stumm dies Haus,
    Aus dem sie weinend trugen einen Sarg heraus,
    In dem ein Dichter lag, der Lied um Lied gesungen,
    Bis daß vom Schmerz erdrückt sein armes Herz zersprungen.
    Ein Dichter war’s, der mit der Seele ganzem Sehnen
    Voll heißem Heimweh suchte nach dem Ewigschönen;
    Ein Träumer war’s, der irrte fort in weite Fernen
    Hoch über sich hinaus nach unerreichten Sternen;
    Ein Einsamstiller war’s, ein Welt- und Wegemüder,
    Der sich verschenkte in dem Goldquell seiner Lieder;
    Und auch ein Dulder war’s, der bis ans Ziel geschritten
    Mit stolzem Haupt, wie viel und schwer er auch gelitten!

      Nun ruht er längst da draußen vor der lauten Stadt,
    Die er geliebt als seine zweite Heimat hat,
    Auf der sein ernstes Auge zärtlich oft geruht,
    Wenn er vorm Hause saß in stiller Abendglut,
    Voll weisem Sinn der dunkeln Lebensrätseln sann
    Und leidverklärt sich tief in lichte Träume spann,
    Bis eine letzte Nacht ihm gab die letzte Ruh: —
    Und dieser Dichter, Stephan Milow, der warst du!
    Du warst’s, der wunschlos still im Lenzmond schied von hier
    Für ewig — weh, ein Unsterblicher starb mit dir!
    Ein Güterreicher, der sein ganzes Lebenlang
    Ums Herz des deutschen Volkes warb, bis er’s bezwang,
    Bis er ein Heimrecht fand im deutschen Sprachgebiet
    Für sich und das, woran sein Herzblut hing; sein Lied!

    Sein Lied, das wie Gebet klingt durch die Not der Welt,
    Wie Sonntagsglocken, die sich schwingen übers Feld,
    Und hoch erhebt, so hoch ein Lied es nur vermag,
    Zu Licht und Frieden und der Seele Feiertag...
    Was du im Lied verschenkt an Menschentrost und Glück,
    Gab, Milow, zögernd nur das Schicksal dir zurück!
    Denn spät, als schon dein Weg in Dämmrung sich verlor,
    Grünte aus Dornen erst der Lorbeer dir empor;
    Und als zu müd du warst, um dich noch laut zu freu’n,
    Goß über dich der Ruhm erst seinen Spätherbstschein,
    Um zu versöhnen dich noch vor des Lebens Endung
    Mit deinem Erdgeschick und deiner Dichtersendung.
    Doch weil du abseits gingst, fern allem Marktgedränge,
    Wardst du verkannt, zu spät verstanden von der Menge.
    Zu spät! Das war die Lebenstragik schon von Vielen
    Und war es auch bei dir und deinen höchsten Zielen!
    Mehr aber noch: dein Glück und Unglück war’s zugleich,
    Daß du ein deutscher Dichter warst in Oesterreich!

      Wie dem auch sei, an deines Hügels Grabzypressen
    Seufzt deutsches Leid um dich — du bleibst uns unvergessen!
    Und als der Nachwelt Dank blinkt hell in Erz gebaut
    An diesem Haus dein Bild, wie Liebe dich geschaut.
    Dein Bild in Erz und Stein, das Kind und Kindeskind
    Soll mahnen noch an dich, wenn längst wir nicht mehr sind;
    Soll wie dein Lied uns sein von dir noch eine Fährte,
    Wenn längst dein Staub zerfiel in kühler, deutscher Erde!

      — Dir, Milow, ward zuletzt, was du ersehnt, beschieden.
    Nur uns umklirrt noch Kampf. Wann kommt für uns der Frieden?
    Allmächt’ger Gott, zu dem wir betend flüchten
    In dieser wirren Zeit, da Völker sich vernichten,
    Laß endlich Friede sein! Tilg aus den Weltenbrand
    Und gib uns Sieg und segne unser Vaterland!




An Franz Keim.

(Zu seinem 75. Geburtstage.)


      Die Zeiten sind ernst und voll Not und Tod,
    Sie reden jetzt eisern und bleiern —
    Wie tief mußt du da ins Herz hinein
    Gewachsen dem Volk als Dichter sein,
    Wenn es trotzdem nicht läßt, dich zu feiern!

      Und wenn es dich feiert, wir feiern dich mit
    Als ein Sandkorn im deutschen Volke;
    Und was wir dir wünschen, wir wünschen ’s dir gern:
    Nie welke dein Kranz, nie sinke dein Stern,
    Dein Weg sei voll rosiger Wolke!

      Dein Singen war immer ein heiliger Sang,
    Er rauschte aus Herzensgründen.
    Durch jedes Lied deine Seele sich schwang
    Wie Geigenjubel und Glockenklang
    Und seliges Heimwärtsfinden.

      Und Liebe zur Heimat, zu deinem Volk
    Ließ deine Saiten erklingen,
    Durchwehte dein Singen, bergwasserklar,
    Wie noch kein Sang je frömmer war,
    Seit deutsche Dichter singen.

      Wer pries wie du den deutschen Wald?
    Des Frühlings Weben und Wehen?
    Wer deutscher Treue Eichenkranz
    Und Frauenminne und Waffentanz
    Wie du so voll Verstehen?

      Wer sang wie du von Sturm und Kampf
    In lauten, flammenden Liedern?
    Und wer wie du so warm zugleich
    Von der Liebe zum Bruder draußen im Reich
    Und seines Grußes Erwidern?

      Wer schaute mit gleichem Seherblick
    Voraus den Gang der Zeiten?
    Und wem erschloß sich der Töne Schacht
    Wie dir? Wer meisterte so mit Macht
    Das spröde Gold der Saiten?

      Dein Lebensbekenntnis liegt in dem Wort:
    »Für Andere kämpfen und leiden
    Und (muß es sein) auch untergehn!«
    Gibts noch ein höheres Wunschlosstehn
    Und ein tiefres Sichselbstbescheiden?

      Mag’s Dichter geben von andrer Art,
    Du bist ein deutscher Dichter!
    Stolz kannst du’s weisen und ohne Hehl —
    Wer’s zweifelt, les deinen »Mephistophel«
    Oder deinen »Königsrichter«!

      Der les, wenn sein Herz nicht schönheitstaub,
    Deine »Lieder aus Fernen und Weiten«,
    Dann wird er segnend dir küssen die Hand
    Und König dich nennen im Dichterland,
    Einen Großen in großen Zeiten!

      Und so segnen auch wir dich mit Liebe heiß,
    Wie sie Männerherzen empfinden
    Und geben dir treu alle Liebe zurück,
    Die du für deines Volkes Glück
    Und Größe gewußt zu entzünden.




Geh lieb mit allen Menschen um...


      Geh lieb mit allen Menschen um
    Und trag durch diese Welt voll Weh
    Der Liebe Evangelium
    Als Stern im Sturm, als Lenz im Schnee!

      Geh lieb mit allen Menschen um
    Und tröst, wo eine Träne rinnt!
    Der Menschheit großes Duldertum
    Läßt klein uns werden wie ein Kind.

      Geh lieb mit allen Menschen um
    Und pflücke in der Liebe Land
    Ein Rosensträußlein, leg es stumm
    In jede arm gewordne Hand!

      Geh lieb mit allen Menschen um
    Und heb das Kreuz, das mancher trägt!
    Das ist bei mir ein größ’rer Ruhm
    Als der ist, der nur Wunden schlägt...




Eins ist, was bitter stimmt...


      Eins ist, was gar so bitter stimmt:
    Daß alle Liebe, die wir je erfahren,
    Und alle Güte, die ein Herz vernimmt,
    Vergessen wird und schwindet mit den Jahren;
    Daß mit dem Lenz, der auf den Wangen stirbt,
    Auch alle Freudenfeuer niederbrennen
    Und unsre Seele sich das Eine nur erwirbt:
    An totes Glück sich spät erinnern können!




Trag’s still.


      Wenn je ein Liebes von dir schied
    Mit wehem, gramverschwiegnem Munde,
    Trag’s still! Es war ein Schicksalslied,
    Das dir erklang in dunkler Stunde.

      Und stürzte dir ein Himmel ein
    Und ging dir eine Welk zugrunde,
    Trag’s still! Leicht kann’s zum Segen sein,
    Dir aufgeblüht in dunkler Stunde!

      Das Leben kommt und geht wie’s will,
    Und schlägt’s dir noch so tiefe Wunde,
    Trag’s still! Du wirst einst selber still,
    Kommt über dich die letzte Stunde.




Schicksal.


      Hoch über irdischer Bedrängnis
    Thront streng wie kalte Winternacht
    Und ewig wie der Gottheit Macht
    Ein finstres, allgewaltiges Verhängnis...
    Das fragt nach Wünschen nicht und Zielen,
    Nach Glück der Erdenkinder nicht;
    Oft scheint’s mit Herzen nur zu spielen
    Und fragt nicht, ob eins zuckend bricht.
    Es drängt sich zwischen Menschenpaare
    Und macht mit seinem Schicksalszwang
    Unglücklich sie für viele Jahre,
    Oft für ein ganzes Leben lang.




Der größte Schmerz.


      Von allen Erdenschmerzen
    Muß das der größte sein:
    Zu stehn mit vollem Herzen
    In weiter Welt allein.
    Müd sich nach Liebe suchen,
    Um die die Sehnsucht weint,
    Und seinem Leben fluchen,
    Für das kein Glück mehr scheint.

      Viel bittrer noch als Sterben
    Ist Lebenmüssen oft,
    Wenn’s Herz, glückarm geworden,
    Nichts glaubt mehr und nichts hofft;

      Wenn ihm sein Lenz entblättert,
    Eh er noch recht erblüht,
    Und was es einst vergöttert,
    Im Staube liegen sieht.




Liebe.


      Was echte, rechte Liebe ist,
    Kommt fröhlich nicht gegangen,
    Kommt auch mit hellem Lachen nicht
    Und nicht mit Sonnschein im Gesicht
    Und Rosen auf den Wangen.

      Was echte, rechte Liebe ist,
    Kommt ernst wie Kirchhoffrieden,
    Wie Schicksal, das uns zugedacht,
    Wie hohe, heil’ge Gottesmacht,
    Um Herz an Herz zu schmieden.




Gleichnis.


      Die Sonnenblume wendet
    Ihr gelbes Blütengesicht
    Dem Licht der Sonne entgegen
    Und blüht ohne Sonne nicht.
    Sie ist eine Tochter des Tages,
    Sie fühlt sich fremd in der Nacht
    Unterm frostkalten Funkeln der Sterne
    Und seufzt nach der Sonnenpracht.

      So ist das Herz der Menschen
    Von der Sonnenblume ein Stück:
    Es knüpft sein Sehnen an Liebe
    Und kennt ohne Liebe kein Glück.
    Es glüht nur im Licht seiner Sonne,
    Im Dunkel erschauerts voll Not
    Und wünscht sich, um Liebe weinend,
    Tiefinnerlich selbst den Tod...




Die Wahrheit.


      Die Wahrheit hat goldene Schuhe
    Und wandert durch den Tag,
    Sie lebt in der ewigen Ruhe
    Hoch überm Sternenhag.

      Die Wahrheit ist der Frieden,
    Vor dem das Leid zerschellt,
    Ihr Reich ist nicht hienieden,
    Ist nicht von dieser Welt.

      Die Wahrheit ist das Schöne,
    Das uns zur Andacht zwingt
    Und mit der Macht der Töne
    Ein Lied des Ewigen singt.




Guter Rat.


      Nimm vom Tag, was er dir gibt,
    Laß dir nie das Herz beschweren!
    Was dir heut’ den Sinn betrübt,
    Kann sich morgen wieder klären!

      Besser lebt, wer aus der Stund’
    Schöpft das Beste immer wieder —
    Weint das Herz, so lacht der Mund
    Und aus Tränen werden Lieder!

      Hoch das Haupt in Sturm und Nacht
    Mußt du tragen, willst du siegen:
    Glaube an sich selbst ist Macht
    Und nur Zweifelnde erliegen!




Widerlegung.


    Ich hab einst irgendwo das schöne Wort gelesen:
    »Was einmal war, ist so, als wär’ es nie gewesen.«

    Mir aber scheint dies Wort nicht tief genug und kar —
    Wie wirkte sonst noch fort in uns, was einmal war!

    Was wär’ denn dann das Glück, das einmal wir erlebt,
    Blieb keine Spur zurück in uns, wenn es entschwebt!

    Was wär’ der Liebe Glanz und alles Weltgeschehn,
    Wenn wär’ vergessen ganz, was schwand, um zu vergehn!

    Nein — was einst war, das ist und wenn’s auch zehnmal schwand!
    Ein Blick, der dich gegrüßt, ein Druck von lieber Hand,

    Von dem träumt oft noch spät des Menschen tiefst Gemüt,
    Solang sein Leben geht und die Erinn’rung blüht.




Alte Weisheit.


      Es reißt kein Pflug so breite Ackerfurchen
    Als der, den führt die ungeübte Hand;
    Kein Sturm braust rauher talwärts von den Bergen
    Als der, den schickt der junge Lenz ins Land;
    Kein Himmel prahlt mit so viel hellen Sternen
    Als der, den tiefstes Nachtgedunkel trübt;
    So kränkt am meisten, was ein Mensch gesprochen
    Wenn’s einer sprach, der weh tut, weil er liebt.

      Der Glaube versetzt selbst Berge
    Und schöpft auf den Grund das Meer;
    Die Hoffnung grünt noch auf Gräbern
    Und wird nicht des Hoffens leer;
    Doch alle Gewalt der Erde
    Vor der Macht des Größten zerstiebt:
    Denn was sind Gräber und Berge und Meere
    Gegen Liebe, die glaubt und hofft und liebt!




Ein altes Lied.


      Es legt sich gern auf Rosen
    Der bleiche Winterschnee —
    Die Menschen, die sich lieben,
    Tun sich am meisten weh!

      Kein Finkenschlag weckt wieder
    Die Rosen, die verschneit...
    Kein Harm so groß auf Erden,
    Daß Liebe ihn nicht verzeiht!




Trost.


      Wer wundgedrückt durchs harte Leben ging,
    Doch Liebe trug und nichts als Liebe gab,
    Wenngleich er Lieb’ von andern nie empfing
    Auf seiner langen Wanderfahrt zum Grab,
    Der drück’ getrost die müden Augen ein,
    Er wird erwachen unterm Sternenblühn
    Und Gott wird ihm ein milder Richter sein:
    Wer viel geliebt hat, dem wird viel verziehn!




Vorwurf.


      Was störst du meine Kreise?
    Laß mich in Einsamkeit,
    In die ich müd und leise
    Vergrub mein altes Leid,
    Mein Leid, das ich schon trage
    Um dich ein Leben fast
    In stummgewordner Klage
    Als eine liebe Last!

      Laß ab von mir, dem Müden,
    Der einst ein Glück ersann,
    Und gönn’ mir doch den Frieden,
    Den ich mir schwer gewann!
    Laß mich aus Harm und Wunden,
    Erlöst, befreit, verschönt,
    Einkehren in lichte Stunden,
    Durch die kein Seufzer tönt!

      Mir steht kein Himmel offen,
    Kein Weg führt mich ans Land,
    Was soll ich denn noch hoffen?
    Wer führt mich an der Hand?
    Und wer gibt mir zu Eigen
    In jauchzender Liebe sich?
    Mir klingts wie weinende Geigen
    Durchs Herz, denk ich an dich...




Blick in die Sterne.


      In schweren Stunden blick’ empor
    Aus deines Lebens Qual und Enge
    Zum Himmel, wo durchs offne Tor
    Die Sterne wandeln im Gedränge.

      Sie wandeln hin im Silberschein,
    Der wie der Tau im Mondlicht funkelt,
    Und blicken umso heitrer drein,
    Je mehr die Nacht den Weg verdunkelt.

      Und sieh! so sollst auch du es tun
    Und gleich den ewig jungen Sternen,
    Die in der Hand Gott Vaters ruhn,
    Selbst übers Unglück lächeln lernen.

      Sollst größer als dein Schicksal sein
    Und über alles Niedre dich erheben
    Und immer heiter blicken drein,
    Als lebtest du ein Sternenleben!




Du weißt es nicht.


    Ein Bächlein rinnt und weiß es nicht,
    Wohin sein eilig Wandern geht.
    Der Garten blüht und weiß es nicht,
    Daß er in tausend Blüten steht.

    Der Lenzwind weht und weiß es nicht,
    Wohin des Wegs ihn führt die Bahn —
    Du sprachst zu mir und weißt es nicht,
    Wie weh dein Wort mir hat getan!




Zünd eine Totenkerze an!


      An ferne Tage mahnst du mich,
    Da du und ich ein Glück geheckt?
    O laß und rühr nicht an dem Dorn,
    Der dir und mir im Herzen steckt!

      Red nicht vom Lenz, der uns verblüht,
    Von Liebe, die um Liebe warb!
    Denk lieber, was an Schmerz uns blieb,
    Seit unsre Liebe weinend starb!

      Sei still und laß, was tot ist, ruhn
    Und such nicht alter Wege Spur!
    Trag stolz den Gram — es bricht kein Herz,
    Langsam muß es verbluten nur!

      Denk dir: ich wäre längst schon tot
    Und läg im Grabe klaftertief
    Und hörte nicht mehr, daß dein Herz
    Mich wieder ruft, wie einst es rief!

      Zünd eine Tokenkerze an
    Und bet für mich mit feuchtem Blick,
    Wie ich für dich oft heimlich bet,
    So wie man betet um ein Glück!

      Und denk dir, wenn die Qual dich sticht,
    Wildbrennend wie ein letzter Kuß:
    Daß jeder Frühling einmal welkt
    Und jede Liebe sterben muß!




Erinnerung.


      In der Erinnrung liegt ein stilles Glück,
    Das aus der Ferne kommt zu uns zurück,
    Um uns in alter Liebe neu zu segnen.
    O halt sie warm, wie eine Mutter hegt ihr Kind,
    Und laß einst alle, die dir je begegnet sind,
    Im Geist noch einmal dir begegnen!




Ein Schicksalswort.


      Tausend Stürme und Wetterschlag
    Können so schwer eine Welt nicht erschüttern,
    Als es im Herzen ein Wort vermag
    Und vor dem alle Liebenden zittern,
    Wenn es zwei Lippen sprechen, das Wort,
    Das oft tändelnd und lind
    Wie ein Rosenblatt im Wind
    Weht vom Mund leicht gesprochen fort —
    Aber ein Herz macht es arm oft und leer,
    Dieses kleine, doch schicksalsgewaltige Wort:
    Geh — ich liebe dich nicht mehr!




Einsam.


      Einsam geht der Mond, der bleiche,
    Durch die Nacht, die schlafensmüd;
    Einsam träumt der Schwan am Teiche
    Und sein Sterben wird zum Lied.

      Einsam wandle durch die Tage
    Still auch ich und nur mein Leid,
    Das ich heimlich um dich trage,
    Folgt mir in die Einsamkeit.




Zweifel.


      Von der Wiege bis zur Bahre,
    Durch die vielen langen Jahre
    Wirkt die Qual auf unser Wissen,
    Das wir einmal sterben müssen.
    Und des Zweifels bange Frage,
    Ob nach einem letzten Tage,
    Wenn verlöscht des Lebens Licht,
    Wir vor einem Weltgericht
    Stehn einst werden angstbeklommen,
    Läßt uns nicht zur Ruhe kommen.




Es gibt im Leben.


      Es gibt im Leben soviel Leid,
    Daß es nur der Mensch glücklich überwindet,
    Der alles Schöne, das ihn freut,
    Aus ganzer Seele nachempfindet.

      Ein blauer Himmel, ein Maientag
    Und Veilchen auf der Heide,
    Ein Vogellied im stillen Hag, —
    Schafft das nicht jedem Freude?

      Wer solches Glück, das ihn umgibt,
    Läßt gern vom Lenz sich schenken,
    Der hat, was auch sein Herz betrübt,
    Nicht Zeit, ins Leid sich zu versenken.




In ein Stammbuch.


      Bei allem Tun des Tags
    Hab’ zu der Frag den Mut:
    Ob’s recht war und ob drin
    Ein Glück für Menschen ruht.
    Sagt Ja dein Herz,
    An das die Frage du gericht’t,
    Dann tu’s getrost und froh —
    Wenn Nein, dann tu es nicht!
    Leicht irrt der Sinn und leicht
    Wird selbst der Weiseste betört,
    Nie aber irrt der Mensch,
    Der auf die Stimme seines Herzens hört.




Das Menschenherz.


      Es ist ums Herz der Menschen
    Ein wundersames Ding,
    Und meinst du’s zu ergründen,
    Denkst du davon gering.

      Tief birgt’s in seiner Enge
    Der Mächte mancherlei:
    Die Sehnsucht und die Liebe
    Und manchmal auch die Treu.

      Es trägt in einem Raume
    Die Freude und das Leid,
    Das Hoffen und das Hassen
    Und auch den blassen Neid.

      Der Wunder größtes aber,
    Das in ein Herz gelegt,
    Viel größer als der Himmel,
    Der tausend Sterne trägt,

      Ist: daß ein Mensch dem andern,
    Oft flüchtig nur geschaut,
    Aufschließt die Brust und drinnen
    Ihm eine Heimat baut...




Tröstung.


      Siehst du nicht die grauen Fäden,
    Fragst du oft, die trägt mein Haar?
    Laß doch Liebste solche Reden,
    Ich bin auch nicht zwanzig Jahr!

      Laß dein Haar vom Schnee durchziehen,
    Wenn nurs Herz noch fröhlich schlägt
    Und dir Aug und Wangen glühen
    Wie ein Strauch, der Rosen trägt!

      Schau ins Spieglein ohne Leide,
    Ob dein Haar sich leicht auch trübt,
    Denk vielmehr: Gott, welche Freude,
    Daß mich spät ein Herz noch liebt!




Es müßte jeder Mutter Sohn...


      An keinem Bettler blick vorbei, der wegverstaubt
    Am Straßenrand dich im Vorbeigehn flehend grüßt!
    Ist’s seine Schuld, daß keine Krone trägt sein Haupt
    Und statt der Lumpen ihn nicht Hermelin umfließt?

      Er ist nur das, wozu ihn sein Geschick erkor,
    Der Götter Stiefkind eins, das tappt im Irrlichtschein,
    Vor dem die Freude schloß ihr goldnes Himmelstor
    Und dem als Los gesetzt ward, ohne Glück zu sein.

      Denn ging’s nach Der, die ihn als Kind oft heiß geküßt,
    Ihm tausend Wünsche gab ins Leben mit hinein
    Und als ihr Liebstes hegte, das auf Erden ist:
    Es müßte jeder Mutter Sohn ein König sein!




Goldene Worte.


      Laß ungetröstet keine Menschenseele,
    Die leidbeschwert, von deines Hauses Schwelle gehn,
    Hab’ niemals Spott für deines Nächsten Fehle,
    Tu’ so, als hättest du sie nicht gesehn!

      Sei wie die Biene, die von Blüt’ zu Blüte
    Holt eines Frühlings Duft und Süße ein,
    Und sammle Liebe, wo sie dir erglühte,
    Dann wird dein Sterbetag noch voller Rosen sein!

      Kein Glanz gleicht dem, den trägt die große Stunde,
    Da du vergißt, wie weh ein Mensch dir hat getan,
    Und deckst mit Blüten zu des Grolls glutheiße Wunde:
    Der Siege schönste feiert, wer verzeihen kann!




Heut’ ist der Tag der Toten...


      Heut’ ist der Tag der Toten,
    Wo einmal wir im Jahr
    Die letzten Blumen der Gärten
    Und Tränen bringen dar.

      Wo ihrer wir gedenken,
    Verstört und tiefbetrübt,
    Wie gut und treu sie waren,
    Wie sehr wir sie geliebt.

      Heut’ prangt gleich einem Garten
    Der Friedhof und darin
    Gehn viele stille Gäste
    Und weinen vor sich hin.

      O laßt, laßt ab, ihr Leute,
    Von eurem Traurigtun!
    Die Toten laßt den Toten
    In ihren engen Truhn.

      Es hat auf eure Tränen
    Das Leben nur ein Recht —
    Was frommts, wenn ihr um Tote
    Die Herzen euch zerbrecht?

      Was dort liegt in den Gräbern
    Sind unsre Toten nicht;
    Wir tragen unverlöschlich
    Im Herzen ihr Gesicht.

      Für uns schläft keiner im Tode,
    Der für die Welt entschlief,
    Solang ihn hält unsre Liebe
    Und ruft wie er uns rief.

      Drum wandert nicht zu Gräbern,
    Draus niemand zu euch spricht,
    Und spart euch Blumen und Tränen,
    Die Toten wissen es nicht!




Protektion.


      Zwei Sünder wollten einst unter die Frommen
    Zum Herrgott hinauf in den Himmel kommen.
    Sie wandten drum sich mit Bitten dreist
    An Josef, den man den Nährvater heißt,
    Der, weil er selbst durch Jesu Christ
    Im Himmel hoffähig geworden ist,
    Als rettender Hort und helfend Schild
    Für alle lustigen Schelme gilt.
    Sankt Josef versprach, nicht zu rasten und ruhn
    Und alles was möglich für sie zu tun.
    Er bat auch den lieben Gott nach Kräften,
    Doch der wollt’ nichts wissen von solchen Geschäften.
    Und weil Gott Vater durchaus nicht wollte,
    Ward Josef böse und schalt und grollte
    Und drohte, geärgert über die Maßen,
    Er werde den Himmel sofort verlassen.
    Drauf meinte der Herrgott in brüsker Weise:
    »Leb wohl, ich wünsch dir viel Glück auf die Reise!«
    Da wandte flugs Sankt Josef ein:
    »_Bon_, aber ich gehe nicht allein!
    Ich nehm meine Frau und den Sohn mit mir
    Und such für uns Drei ein anderes Quartier!«
    Er sprach’s und nahm sein Weib an der Hand,
    Das horchend in der Nähe stand.
    Da war die Verlegenheit groß im Himmel;
    Doch war das Ende von dem Getümmel,
    Das sich die Sache friedlich klärte
    Und Gott dem Josef die Bitte gewährte. —
    So sind hinauf zu den Frömmsten der Frommen
    Einst auch zwei Taugenichtse gekommen,
    Welch’ Beispiel lehrt, daß es immer nützt,
    Wenn man auch im Himmel Protektion besitzt.




Meinem toten Vater.

(An seinem Namenstage.)


      Vor einem Jahr noch hab den Tisch
    Mit Rosen ich dir reich geschmückt,
    Ein Wort, ein liebes, dir gesagt
    Und warm dabei die Hand gedrückt.

      Da war ich reich noch durch das Glück,
    Daß deine Liebe ich besaß,
    Und nun (o Gott, kaum faß ichs ganz!)
    Schläfst du schon unterm Kirchhofgras.

      Wie hast das Leben du geliebt,
    Du großes Kind im grauen Haar,
    Das scherzend alles Leid verwand
    Und gern mit Frohen fröhlich war!

      Und nun ist deiner Augen Licht
    Erloschen längst — Gott weiß warum!
    Dein Mund, der nie ein Böses sprach,
    Verstummt und bleibt für ewig stumm.

      Ein Haufen Erde deckt dich zu,
    Die Nacht des Todes hüllt dich ein
    Und alles, was uns von dir blieb,
    Ist nur der Schmerz um dich allein!

      Leer bleibt dein Platz an unsrem Tisch
    Und keine Sehnsucht ruft dich her, —
    Die Rosen duften schwül wie sonst,
    Du aber siehst’s und fühlst’s nicht mehr!

      Und meiner Wünsche weher Klang
    Dringt nimmer an dein taubes Ohr...
    O Gott, wie traurig stimmt ein Tag,
    Der mahnt an das, was man verlor!




Ich bin eine Stufe.


      Ich bin eine Stufe vorm Kirchentor,
    Aus blankem Marmor gehauen,
    Auf mir steigen nieder und steigen empor
    Viel Männer und schöne Frauen.
    Die Männer treten mit schweren Schuhn,
    Mit leichten Füßchen die Weiber,
    Als wollten sie mir nicht wehe tun
    Mit der Last ihrer schönen Leiber.

      Von drinnen dringt der Weihrauchqualm
    Zu mir heraus ins Freie
    Und Glockengebimmel und Lied und Psalm
    Aus frommer Beter Reihe.
    Ich hör es und sinn dem Wunder nach,
    Dem Gott in hoher Wolke,
    Der unterm niederen Kirchendach
    Anbeten sich läßt vom Volke.

      Ich bin eine Stufe vorm Kirchentor
    Und möcht mich vor Wollust strecken,
    Wenn über mich schreiten viel Frauen empor
    In rauschenden Seidenröcken,
    Wenn duftige Höschen und Spitzenflor
    Die niedlichsten Dinge mir zeigen —
    Ich bin eine Stufe vorm Kirchentor
    Und muß, was ich weiß, verschweigen...




Jahre, die vorübergleiten...


      Jahre, die vorübergleiten,
    Heilen jede Seelenpein,
    Selbst die Tränen um die Toten
    Werden still und trocknen ein.

      Gleich den Rosen, die im Frühling
    Brechen heimlich auf am Strauch,
    Sprossen aus dem bangsten Herzen
    Blüten neuen Lebens auch.

      Blumen kommen, Früchte reifen
    Und die Seele, weh und wund,
    Die am Glück einst schon verzweifelt,
    Lernt vergessen, wird gesund.

      Wird gesund, eh sie ermessen,
    Wie viel Zeit indes verweht
    Und um wie viel Schritte näher
    Selbst sie ihrem Grabe steht.




Gebot.


      Von all den Blumen, die erblühn
    Auf deinen rauhen Erdenwegen,
    Pflück was du kannst im Weiterziehn
    Wie’s Schnitter tun im Sonnenglühn beim Erntesegen.
    Die Blumen, sie alle sammle mit Fleiß
    Wie leuchtenden Herbstes Frucht und Gaben
    Und opfre freudig und heimlich-leis
    Sie dem, für den dir zu hoch kein Preis,
    Weil lieb ihn dein Herz muß haben.

       *       *       *       *       *

      Was je des Schicksals Spruch mir schickte,
    Mich gütig suchend oder scheu mich mied,
    Was je mich drückte und beglückte,
    Ich wob’s in Worte und es ward zum Lied.




Inhaltsverzeichnis.


  Donauland                       3
  Mödling                         4
  Am Frauenstein                  5
  Eine alte Stadt                 6
  An den Frühling                 7
  Ich ging durch die Felder       8
  In sternenarmen Nächten         9
  Das erste Schneeglöckchen       9
  Osterglocken                   10
  März                           11
  Ich will vergessen             12
  Stummes Scheiden               12
  Die letzten Rosen              13
  Hochsommernacht                14
  Einsames Wachen                14
  Es geht mit leisem Wehen       15
  September                      16
  Mittagsstille                  16
  In der Fremde                  17
  Es gibt ein Land               17
  Glück                          18
  Heimweh                        19
  Heilige Nacht                  20
  Menschen und Sterne            20
  Das weiß nur Gott allein       21
  Stephan Milow                  22
  An Franz Keim                  24
  Geh lieb mit allen Menschen um 26
  Eins ist, was bitter stimmt    26
  Trag’s still                   27
  Schicksal                      27
  Der größte Schmerz             28
  Liebe                          28
  Gleichnis                      29
  Die Wahrheit                   29
  Guter Rat                      30
  Widerlegung                    30
  Alte Weisheit                  31
  Ein altes Lied                 31
  Trost                          32
  Vorwurf                        32
  Blick in die Sterne            33
  Du weißt es nicht              33
  Zünd eine Totenkerze an        34
  Erinnerung                     34
  Ein Schicksalswort             35
  Einsam                         35
  Zweifel                        35
  Es gibt im Leben               36
  In ein Stammbuch               36
  Das Menschenherz               36
  Tröstung                       37
  Es müßte jeder Mutter Sohn     38
  Goldene Worte                  38
  Heut’ ist der Tag der Toten    39
  Protektion                     40
  Meinem toten Vater             41
  Ich bin eine Stufe             42
  Jahre, die vorübergleiten      42
  Gebot                          43

[Illustration]





*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK HEIMAT UND FREMDE ***


    

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