Frühling : Der deutsche Lenz und was er blühn und werden läßt

By Ernst Weber et al.

The Project Gutenberg eBook of Frühling
    
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Title: Frühling
        Der deutsche Lenz und was er blühn und werden läßt

Editor: Ernst Weber

Illustrator: Hans von Volkmann

Release date: August 30, 2025 [eBook #76766]

Language: German

Original publication: München: Georg D. W. Callway - Verlag des deutschen Spielmanns, 1924

Credits: The Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net


*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK FRÜHLING ***


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                     Anmerkungen zur Transkription

  Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe von 1924 so weit
  wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Offensichtliche Fehler
  wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und heute nicht mehr
  verwendete Schreibweisen bleiben gegenüber dem Original unverändert.

  Das Inhaltsverzeichnis wurde der Übersichtlichkeit halber an den
  Anfang des Buches versetzt.

  Der Originaltext wurde in Frakturschrift gesetzt. Besondere
  Schriftschnitte werden im vorliegenden Text mit Hilfe der folgenden
  Symbole gekennzeichnet:

        gesperrt: +Pluszeichen+
        Antiqua:  ~Tilden~

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                        Der deutsche Spielmann

            Eine Auswahl aus dem Schatze deutscher Dichtung
                          für Jugend und Volk

                   Herausgegeben von Dr. Ernst Weber


                               Frühling

                           Der deutsche Lenz
                           und was er blühn
                            und werden läßt


                   Bildschmuck von Hans von Volkmann

                      Vierte, veränderte Auflage

                                   ✤

                            +München 1924+
         Georg D. W. Callwey ✤ Verlag des deutschen Spielmanns




                 Druck von Kastner & Callwey, München




Inhalt


                                                           Seite

  Geleitspruch des deutschen Spielmanns                        3

  Kalter Frühlingsabend (Liliencron)                           4

  Frühlingsahnung (Uhland)                                     4

  Schneeglöckchen (Storm)                                      4

  Im Omnibus (Gilm)                                            4

  Der Veilchenstrauß (Trojan)                                  6

  Am Mühlengraben (Storm)                                      8

  Vom Kirschbaum (Avenarius)                                   8

  Vorfrühling (Heyse)                                         11

  Wirbelnde Flocken (Weber)                                   11

  Frühlingsnähe (Greif)                                       11

  Er ist’s (Mörike)                                           12

  Das kranke Kind (Gilm)                                      12

  Die Meise (Seidel)                                          13

  Frühlingsbotschaft (Greif)                                  14

  Der Wind (Zoozmann)                                         14

  Märznacht (Uhland)                                          16

  Eine Morgenwanderung (Flaischlen)                           16

  Knabenlust (Fischer)                                        23

  Wag’s! (Fontane)                                            23

  Glaube (Uhland)                                             24

  Trost (Wallpach)                                            24

  Schwalbenmärchen (Freiligrath)                              25

  Dornröschen (Brüder Grimm)                                  26

  Frühlingsgruß (Eichendorff)                                 31

  Fallende Blüten (Sergel)                                    32

  Die seidenen Döckchen (Volksmund)                           32

  Frühlingsstimmen (Trojan)                                   32

  Lerchen (Faktor)                                            33

  Maiglöckchen und die Blümelein (Fallersleben)               34

  Die Amsel (Seidel)                                          35

  Die schwarze Amsel (Volksmund)                              35

  Der Nimmersatt (Blüthgen)                                   35

  Das Blumenbeet (Goethe)                                     36

  Die Frösche (Goethe)                                        37

  Winterbericht (Löwenstein)                                  37

  Der Storch ist da (Greif)                                   38

  Klapperstorch (Volksmund)                                   38

  Kuckuck (Volksmund)                                         39

  Der Zweig und der Vogel im April (Löwenstein)               39

  Frühlingsregen (Wille)                                      40

  Aprilwetter (Greif)                                         43

  April (Löwenstein)                                          43

  Das arme Vöglein (Fallersleben)                             44

  An den Mai (Mörike)                                         45

  Mailied (Scheffel)                                          45

  Nochmals vom Kirschbaum (Avenarius)                         46

  Der Säemann (Conrad)                                        47

  Säerspruch (Meyer)                                          50

  Junge Kätzchen (Jacobowski)                                 50

  Der Sperling (Volksmund)                                    50

  Spatzenausflug (Güll)                                       53

  Bei Goldhähnchens (Seidel)                                  54

  Unser Fritz (Mörike)                                        55

  Ritter Mai (Kernstock)                                      56

  Die Kurfürsten (Storm)                                      57

  Kling hinaus (Heine)                                        57

  Was im Maien Wunder man gewahrt (Vogelweide)                57

  Begegnung (Falke)                                           57

  Uebersehen (Greif)                                          58

  Frühlingsgespenster (Sturm)                                 59

  Maienkäferlied (Volksmund)                                  60

  Gedenk! (Eichendorff)                                       60

  Lenzfahrt (Greif)                                           60

  Der Mai (Geibel)                                            61

  Frühling, Frühling überall! (Güll)                          61

  Ostern (Goethe)                                             62

  Das Birkenbäumchen (Falke)                                  64

  Wieder vorwärts (Keller)                                    64

  Die heilige Woche (Volksmund)                               65

  Da Jesus in den Garten ging (Volksmund)                     66

  Golgatha (Liliencron)                                       67

  Karfreitag (Klopstock)                                      71

  Die Steine werden zeugen (Ludwig)                           71

  Auferstanden (Stieler)                                      72

  Osterhäslein (Güll)                                         73

  Eine Frühlingsnacht (Storm)                                 74

  Das Mädchen aus der Fremde (Schiller)                       75

  Frühlings Begräbnis (Paul Heyse)                            75

  Künftiger Frühling (Uhland)                                 77




[Illustration]


    Ihn kennen heißt, ihn lieben,
    Den Lenz, den deutschen Lenz!
    Die letzten Flocken stieben;
    Doch jeder ruft: „Ich kenn’s,
    Es wird nicht lang mehr dauern
    Und Veilchen stehn am Rain;
    Ich traf ihn vor den Mauern --
    Glaub, morgen zieht er ein!“

    Da mag kein Sänger fehlen:
    Die sich davongemacht,
    Mit ausgeruhten Kehlen
    Heimkehrn sie über Nacht;
    Doch wer sich deß getraute
    Und blieb zum Schneeturnei,
    Die winterrostige Laute,
    Die stimmt er sich aufs neu.

    Und all das Blühn und Weben
    Ringsum in Busch und Ried,
    Des Frühlings schwellend Leben,
    Gestaltet sich zum Lied. --
    Darf da ein Spielmann feiern,
    Der sich den deutschen nennt,
    Wenn er der besten Leiern
    Lenzfrohe Weisen kennt?

    Den Frühling sollt ihr schauen,
    Wie ihn der Dichter schaut
    Beim Willkommgruß der Auen,
    Beim letzten Vogellaut,
    Auf daß zunichte werde,
    Was je das Herz gequält,
    Wenn ihm die deutsche Erde
    Von ihrem Lenz erzählt.

    Der deutsche Spielmann


Kalter Frühlingsabend

    Kein Vogelruf, verlassen liegt das Feld.
    Fern grenzt der Wald: Das ist das große Schweigen.
    Und hinter ihm, als letzte Spur der Welt,
    Will langsam eine fahle Wolke steigen.
    Käm doch ein Huf, klippklapp, umstaubt, umbellt,
    Wär nur ein wenig Grün erst in den Zweigen,
    Hätt sich der drollige Starmatz eingestellt,
    Wann werden sich die lieben Primeln zeigen!

    Detlev v. Liliencron


Frühlingsahnung

    O sanfter süßer Hauch!
    Schon weckest du wieder
    Mir Frühlingslieder.
    Bald blühen die Veilchen auch.

    Ludwig Uhland


Schneeglöckchen

    Und aus der Erde schauet nur
    Alleine noch Schneeglöckchen;
    So kalt, so kalt ist noch die Flur,
    Es friert im weißen Röckchen.

    Theodor Storm


Im Omnibus

    Ein Omnibus knarrt in dem Schnee,
    Voll Menschen jeder Art,
    So wie der Zufall manchmal sie
    Zusammenpreßt und schart.

    Es bläst der Wind so grimmig kalt,
    Die Fenster schließen schlecht,
    Ein jeder ist verdrießlich drob
    Und keinem etwas recht.

    Dort in der Ecke hält ein Mann
    Ein Dütchen vor sich hin,
    So zärtlich und besorgt, als wär
    Ein Edelstein darin.

    Zu seinem Nachbar einer sagt:
    „Was doch in aller Welt
    Der Mann dort in der Düte hat,
    Die er so sorgsam hält?“

    Der hört die Frage, lächelt fein
    Und zieht aus dem Papier
    Ein Veilchen, eben aufgeblüht,
    Und zeigt’s dem Passagier.

    Und wie es nun von Hand zu Hand,
    Ein Gruß des Frühlings, geht,
    So ist’s, als hätt der Freude Hauch
    Sie alle angeweht.

    Als ob in ein verödet Haus
    Gekommen wär ein Kind,
    Als ob von schuldbeladner Brust
    Genommen wär die Sünd.

    Es tauen schnell die Herzen auf,
    Und fröhlicher Gesang
    Mischt mit des Windes Orgel sich
    Den ganzen Weg entlang.

    Hätt jeder doch in böser Stund
    Ein Veilchen gleich zur Hand,
    Es gäb der Sünde weniger,
    Der Liebe mehr im Land.

    Hermann v. Gilm




Der Veilchenstrauß


An einem Tage in der ersten Frühlingszeit trat ein Herr, der nicht mehr
jung war, aus seinem Kontor, schloß sorgfältig zwei Türen ab und begab
sich auf die Straße, um nach Hause zu gehen zum Mittagessen. Wie er
die Straße entlang ging, lief ein ganz kleines Mädchen auf ihn zu und
schloß sich ihm an, sich immer dicht vor seinen Füßen bewegend. Das
wurde ihm lästig, und er ging rechts und links von den breiten Steinen
auf das Pflaster; aber das Kind blieb ihm immer vor den Füßen. Es war
sehr hartnäckig für sein Alter. Da kam dem Mann dunkel der Gedanke,
die Kleine möchte ihn vielleicht in Geschäftsangelegenheiten sprechen
wollen. Er beugte sich zu ihr nieder und fragte: „Was hast du?“ Das
Kind hob ein Schüsselchen zu ihm empor und sagte: „Veilchen! Bitte,
bitte! kaufen Sie, lieber Herr!“ In ruhigem Tone -- um keine falschen
Erwartungen rege zu machen -- fragte der alte Herr: „Was sollen sie
kosten?“ -- „Einen Dreier das Sträußchen!“ war die Antwort.

Der alte Herr zog aus der Westentasche eine Handvoll kleinen Geldes,
suchte einen Dreier heraus, gab ihn dem Kinde und empfing ein
Sträußchen, das er schnell in die Rocktasche steckte. Die Rocktasche
ist kein guter Aufbewahrungsort für Blumen; aber wenn man als alter
Herr der Meinung ist, daß nur junge Leute Blumen am Hut oder in der
Hand tragen dürfen, so kann man wohl einmal einen Strauß an einen Ort
tun, auf den er am wenigsten gefaßt ist.

Übrigens blieb der Veilchenstrauß diesmal nicht in der Rocktasche,
sondern nach kurzer Zeit holte der Besitzer ihn heraus, um ihn zu
betrachten. Der kleine Strauß bestand aus etwa einem Dutzend Blumen und
einem grünen Blatte und war gebunden mit einem grauen Wollfaden aus
einem ausgeribbelten Strumpfe. -- ›Sie sollen gut riechen‹, dachte der
Mann und näherte den Strauß seiner alten Nase. In der Tat hatten die
Veilchen einen Wohlgeruch, der dem alten Herrn nicht ganz unbekannt
vorkam. „Woher kommt das?“ sprach er zu sich, indem er nachsann. Er
roch wieder an dem Strauß und fragte sich wieder: „Woher kommt das?“
Da fiel ihm ein Tag ein, der auch einmal in der ersten Frühlingszeit
gewesen war. Das Wetter war damals auch so milde, und es war etwas
Unruhiges in der Luft und in den Menschen. Dann sah er einen Mann, der
ihm selbst ähnlich, aber viel jünger war, aus einem Kontor kommen und
schnell durch die Stadt -- die eine andere war -- dem Tore zuschreiten.
Vor dem Tore lief dem jungen Manne ein Kind nach, das mit Veilchen
umherging. Dem kaufte er eine Menge der kleinen Sträuße ab, steckte
sie aber nicht in die Rocktasche, sondern zog ein Papier hervor und
machte eine Düte daraus, in die er die Veilchen hineintat. Vom Tore ab
ging der junge Mann eine Landstraße entlang und ging so schnell wie
jemand, der den Abgang eines Bahnzuges zu versäumen fürchtet -- oder
wie einer, der seine Braut besuchen will. Dennoch warf er zuweilen nach
rechts und links einen Blick über die flache Landschaft. Lerchen sangen
über den Feldern, die teils noch schwarz dalagen, teils mit zartem
Grün leise übermalt schienen. Die Bäume waren noch kahl; nur einige
Pappeln hingen über und über voll graurötlicher Blütenkätzchen. Nach
einstündigem Wandern etwa kam der Jüngling in eine kleine Ortschaft
und schritt bald auf ein niedliches, blendend weiß getünchtes Haus
zu. Eine alte Dame öffnete ihm die Türe und hieß ihn willkommen. Er
begrüßte sie freundlich, aber doch flüchtig und fragte: „Wo ist sie?“
Die alte Dame wies auf die halboffene Tür eines Zimmers. In der Ecke am
Fenster stand ein altmodischer Lehnstuhl, und im Lehnstuhl saß, in das
Kissen zurückgelehnt und mit geschlossenen Augen, ein junges Mädchen.
Sie war sehr hübsch, und etwas von ihrem goldblonden Haar war ihr über
das Gesicht gefallen! Neben dem Stuhl am Fenster hatte ein kleiner
Arbeitstisch seinen Platz, auf dem unter anderen zierlichen Dingen ein
leeres Körbchen stand. In dieses legte der junge Mann die Veilchen;
dann beugte er sich über die Schlafende, wohl, um sie wach zu küssen.
Vielleicht aber hatte sie auch gar nicht geschlafen; denn als er sich
über sie beugte, verzog sich ihr Mund zum Lachen. Dann schlug sie auch
schon die Augen auf, zugleich ihre Arme öffnend. -- --

Bis dahin war der alte Mann in seinen Gedanken gekommen, als er
bemerkte, daß er vor seinem Hause angelangt war. Er blieb stehen
und überlegte, ob er noch ein Stückchen weitergehen sollte. Zuletzt
entschied er sich dafür, in sein Haus zu gehn -- da er nun doch wußte,
woher der seltsame Wohlgeruch der Veilchen kam. Schneller als sonst
stieg er die Treppe empor und schloß die Tür auf. In der Tür trat
ihm ein Mädchen entgegen, sehr schön, hochgewachsen und goldblonden
Haares. Weil sie der Gestalt, mit der sich der Alte in Gedanken eben
beschäftigt hatte, sehr ähnlich sah, so stutzte derselbe. Auch das
Mädchen stutzte, weil sie etwas Auffallendes im Wesen des Eintretenden
bemerken mochte, und sagte in fragendem Ton: „Vater?“ Er aber, sich
schnell besinnend, reichte ihr die zerknickten und welken Veilchen.
„Ich habe dir etwas mitgebracht: Veilchen! Sind die nicht schön?!“

    Johannes Trojan




Am Mühlengraben


    Die Kinder haben die Veilchen gepflückt,
    All, all, die da blühten am Mühlengraben.
    Der Lenz ist da; sie wollen ihn fest
    In ihren kleinen Fäusten haben.

    Theodor Storm




Vom Kirschbaum


    Ist alles ganz kahl und still,
    Nicht mal im Grase sich’s regen will,
    Steht alles geduckt,
    Klappert im Frost und muckt
    Mit dem Winter. Der putzt es mit Rauhreif auf,
    Doch im Garten
    Sagt einer: ich kann warten.
    Ist jemand, du kennst ihn wieder kaum,
    So dünn ist er worden: der Kirschenbaum.
    Schläft er nicht?
    Trau einer dem Wicht!
    Heute Mittag um Uhre eins
    Gab’s mal ein Pröbchen Sonnenscheins:
    Darin -- ich habe
    Das deutlich gesehn --
    Mit seinen Knospen
    Fingerte der alte Knabe,
    Ein wenig vorsichtig und geziert,
    Wie man Badewasser probiert --
    Und über seine Runzeln
    Ging ein Schmunzeln.

    Ferdinand Avenarius

[Illustration]




Vorfrühling


    Stürme brausten über Nacht
    Und die kahlen Wipfel troffen.
    Frühe war mein Herz erwacht,
    Schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.

    Horch, ein trautgeschwätz’ger Ton
    Dringt zu mir vom Wald hernieder.
    Nisten in den Zweigen schon
    Die geliebten Amseln wieder?

    Dort am Weg der weiße Streif --
    Zweifelnd frag ich mein Gemüte:
    Ist’s ein später Winterreif
    Oder erste Schlehenblüte?

    Paul Heyse




Wirbelnde Flocken


    Wirbelnde Flocken, was wollt ihr nur?
    Ist doch der Lenz im Land,
    Prangt doch im Frühlingsstaat die Flur,
    Seit der Winter schwand!

    Wirbelnde Flocken, zu spät, zu spät
    Weht ihr vom Himmel herab!
    Der euch über die Aue sät,
    Sät euch nur ins Grab. --

    Heija! mein Herz ist voll von Lust,
    Jeder Wonne reich --
    Fallen die Sorgen mir in die Brust,
    Sterben sie gleich euch.

    Ernst Weber




Frühlingsnähe


    Wieder seh ich jenen Schimmer,
    Jenen Schimmer an den Bäumen,
    Der mir sagt, es könne nimmer
    Lange mehr der Frühling säumen.

    Ja, es ist ein holdes Zeichen,
    Und, bevor wir ihn noch bitten,
    Wird er uns mit seinen reichen
    Wunderblüten überschütten.

    Martin Greif




[Illustration]




Er ist’s


    Frühling läßt sein blaues Band
    Wieder flattern durch die Lüfte;
    Süße, wohlbekannte Düfte
    Streifen ahnungsvoll das Land.
    Veilchen träumen schon,
    Wollen balde kommen.
    -- Horch, von fern ein leiser Harfenton!
          Frühling, ja, du bist’s!
    Dich hab ich vernommen!

    Eduard Mörike




Das kranke Kind


    Der Vater ist seit Jahren blind --
    Blind sein ist mehr als sterben! --
    Die Mutter hat ein krankes Kind
    Und kann nicht viel erwerben.

    Die Stube war noch nie so warm,
    Obgleich das Fenster offen,
    Seitdem des Winters harter Arm
    Die Erde hat getroffen.

    Die Sonne küßt das bleiche Kind
    Zum erstenmal im Jahre;
    Es spielt ein weicher, warmer Wind
    Mit seinem feuchten Haare.

    Und wie sein Blick am Himmel hängt,
    Als möcht’s dahin entfliehen,
    Im Wangengrübchen langsam fängt
    Ein Röslein an zu blühen.

    Und -- süßes Wunder! -- plötzlich, als
    Sei alles Leid zu Ende,
    Schlingt lächelnd um der Mutter Hals
    Es seine beiden Hände.

    Die Mutter weiß vor Freud nicht Rat,
    Bricht aus in lautes Weinen --
    Das war des Frühlings erste Tat,
    Und keine von den kleinen.

    Hermann v. Gilm




Die Meise


    Kopfüber, kopfunter, zweigab und zweigauf!
    Ein lustiges, kleines Ding,
    Und immer geschwätzig und flink,
    Und immer obenauf!

    Denn ob die ganze Welt vereist,
    Sie findet den Tisch gedeckt:
    Hier wird ein Körnchen geschleckt
    Und dort ein Püppchen verspeist.

    „Zizidä, zizidä! Der Frühling ist da!“
    So ruft sie im knospenden Wald,
    Und wehn auch die Winde noch kalt:
    Sie weiß es, glaubt es nur ja!

    Sie hat in das Herz der Knospe gesehn,
    In die Wiege von Blume und Grün,
    Sie weiß: Bald wird es nun blühn
    Und die Welt in Veilchen stehn.

    Heinrich Seidel




Frühlingsbotschaft


    Ich hab ein Vöglein gehöret
    Herab von einem Baum,
    Das hat mich nicht betöret.
    Gar weise sang es im Traum,
    Ich hab es nicht gestöret,
    Wußt von mir selbst mehr kaum:
    Tin din di!

    Das Vöglein hat helle gesungen:
    „Die Veigelein sind da.“
    Ich bin zu Walde gedrungen.
    Mein Aug sie selber sah.
    Ahi, ihr Vogelzungen,
    Wie süß mir da geschah:
    Tin din di!

    Martin Greif

[Illustration]




Der Wind


    Wind, Wind,
    Wo kommst du her?

    „Weit übers Meer
    Fuhr ich geschwind!
    Habe die Wellen
    Gepeitscht und geschlagen,
    Machte zerschellen
    Die Schiffe
    Am Riffe --
    Keinen Mast mehr sieht man dort ragen!“

    Wind, Wind,
    Wo kommst du her?

    „Übers Gebirge
    Saust ich mit Macht,
    Hab die Lawine ins Rollen gebracht.
    Wald und Saaten
    Hat sie geknickt,
    Hirt und Herden
    Zermalmt und zerdrückt.
    Des Älplers Dorf
    Liegt tief unterm Schnee,
    Kein Dach, kein Türmchen
    Ragt mehr zur Höh! --
    Dann hab ich sacht
    In selbiger Nacht
    Ein glimmendes Fünkchen
    Zum Lodern gebracht,
    Ein Flammenmeer
    Durch die Gassen gefegt,
    Eine halbe Stadt in Asche gelegt!“

    Wind, Wind,
    Was tatest du dann?

    „Habe über den grünen Rasen
    Einer lachenden Wiese geblasen;
    Habe lind die Blüten gewiegt,
    Die der gaukelnde Falter umfliegt;
    Habe dem Bächlein sanft gesäuselt,
    Habe den Birken die Kronen gekräuselt.
    Hab um ein Kind,
    Das drunter schlief,
    Leis und lind
    Die Flügel geschwungen
    Und es gesungen
    In Schlummer tief.“

    Wind, Wind,
    Was tatest du dann?

    „Hab die Wolken am Himmel gejagt,
    Bis die Sonne golden getagt;
    Hab der ganzen Welt gelacht
    Und mit Brausen den Frühling gebracht!“

    Wind, Wind,
    Wohin nun geschwind?

    „Schwing mich nun auf zu des Himmels Bezirken,
    Neue Arbeit mir auszuwirken!
    Ich kann brausen
    Der Welt zum Grausen,
    Und kann weich wie ein Atem wehn!
    Aber nun frag nicht mehr,
    Denn ich sag nicht mehr --
    Schweig und laß mich gehn!“

    Wind, Wind,
    Gottes und Dämons Kind,
    Wenn deine Hand
    Fluch und Segen umspannt:
    Gnädig, nur mit sanftem Gebrause,
    Geh vorüber meinem Hause!

    Richard Zoozmann




Märznacht


    Horch! Wie brauset der Sturm und der schwellende Strom in der Nacht
        hin!
    Schaurig süßes Gefühl! Lieblicher Frühling, du nahst!

    Ludwig Uhland




Eine Morgenwanderung


Dämmerige Nacht lag über dem Land. Es war mild, fast warm. Anfang
Mai. Ein mächtiger Tausturm hatte sich erhoben und wogte seine
Frühlingssehnsucht von den Bergen. Wie ein großer Osterchoral donnerte
er über die Gräber und rief zur Auferstehung.

Die Wälder bogen sich und reckten sich und krachten unter seinem
Rütteln; jahrhundertalte Eichen brachen zu Boden, und wie Rohr
zerknickte vor ihm, was dürr und morsch war und keine Kraft mehr zum
Frühling hatte. Nur was gesund und stark und triebfähig, hielt ihm
stand. In der Tiefe des Himmels zuckten wie verlöschen wollende Lichter
die Sterne zwischen den zerrissenen und zerreißenden Wolken, die er wie
Flaum über uns dahinfegte, lachend, als freue er sich, einmal aufräumen
zu können mit allem, was nicht niet- und nagelfest war. Selbst der Mond
schien Sorge zu haben, über den Haufen geblasen zu werden, und verkroch
sich hinter zusammenstiebende Wolkenfetzen. Die Erde bebte unter seinem
Donner; aber es war nicht das Beben der Furcht, es war das Beben der
Freude, denn er brachte die Erfüllung ihrer Sehnsucht.

Von den Hängen schwollen die Quellen mit lautem Geriesel, und die
fahle, jeden Augenblick wechselnde Beleuchtung überrann alles mit
phantastisch-gespenstischem Leben.

Vor den Gehöften und Häusern, an denen unser Weg vorüberführte,
standen dann und wann die Leute. Der Sturm hatte sie von ihrem Schlaf
aufgejagt; denn das leichte Balkenwerk ihrer Behausungen erzitterte
in allen Fugen unter seinen Stößen. Die Wetterhähne schrien von den
Giebeln. Es pfiff und heulte. Türen und Fenster sprangen auf und
schlugen zu. Vom Dorf herüber klangen die Glocken, angstvoll, dumpf,
drohend, wie wenn ....

Die Leute sagten: der Küster sei es nicht, der so läute! und blickten
bleich und verstört, furchtsam und feig zum Himmel; und die Weiber
beteten: „Der Jüngste Tag kommt! Die Welt geht unter! Herr Gott, behüt
uns!“ ....

Nein, Mütterchen! Die Welt geht nicht unter! Noch lange nicht! Es wird
nur endlich Frühling!

Frühling! und wenn’s noch so tobt!

Frühling! ja! ....

Und lachend zogen wir weiter und sangen und ließen uns den Tausturm in
die Brust wogen. Wir waren ja gewohnt, im Sturm zu stehn! Und sangen
und jauchzten: Frühlingswärts! Morgen zu! Sonn’ entgegen!

Sonn’ entgegen! Frühlingssonn’ entgegen!

Das war es ja auch!

Wir wollten die Sonne einmal aufgehen sehen, und das Frühlingsdrängen
trieb uns ihr entgegen ... mit der ganzen Lust unseres Hoffens, mit dem
ganzen Glauben unserer Jugend, mit der ganzen Jugend unseres Glaubens!

Ein paar, denen bangte und die Furcht überkam vor all den lebendig
werdenden Baumstümpfen und Hohlwegschatten, drehten um, „da sie sich
nicht erkälten wollten in dem sinnlosen Wetter“, und verloren sich
zurück in ihren trübseligen Alltag.

Wir anderen aber zogen weiter durch die prächtige Nacht und ihren
jauchzenden Frühlingssturm -- und ließen uns, aufschauernd, sein
Evangelium in die Seele donnern: das Evangelium des Morgenwerdens!

Weiter hinter uns in qualmigem Nebelbrüten lag die Stadt und alles
Mauerumgebene, Enge, Beschränkte und Beschränkende, die ganze dumpfe
Leere und Schwere hungriger Alltagspflicht und würgender Werktagsangst,
und vor uns, um uns, frei und freudig, mauerlos, weit und offen, voll
Lebensdrang und Sonntagsglauben die sternüberflackerte, sturmlodernde
Erfüllung unserer Sehnsucht.

Und wir sangen ihr Lied, das Lied des Morgens, das Lied der Sonne in
den donnernden Sturm, und er trug es weiter über die Berge und von den
Bergen in die Täler, und jauchzend rief das Echo es zurück.

Wir kamen durch Ortschaften und Höfe. Die Nachtwächter fuhren aus ihrem
Schlummer, stolperten uns nach mit ihren Laternen: still zu sein und
die Ruhe der Dörfer nicht zu stören mit unserem törichten Gesange. Der
Morgen käme von selber ohne unser Geschrei. Vorderhand aber sei es noch
Nacht, und wir sollten die Leute schlafen lassen. Schlaf sei etwas
Heiliges!

Ja: Die Leute! Sie lagen und schliefen! Anstatt auf zu sein in Glauben
und Freude, anstatt der Sonne entgegenzuwachen, mit der doch kommt,
wovon sie träumen und wonach sie sich sehnen.

Es war immer heller geworden. Wir hatten die gerade Richtung verlassen
und erklommen einen Hügelzug, der ins Tal auslief, und von wo sich eine
freiere Aussicht bot. Der Sturm hatte sich allmählich auch gelegt, als
ob er sich genug damit getan, die Nacht gebrochen zu haben. Die Sterne
verglommen. Der Mond verschwamm in der Tiefe wie das weiße Segel eines
am Horizont hinabtauchenden Bootes. Es war fast frostig geworden, und
kühle Schauer rannen durch die Luft. In den Talbreiten zu unseren Füßen
lag alles in schmutzigem Nebel, wie tot, und an den Abhängen krochen
und kletterten scheue Dunstflüge herum.

Vor uns -- jenseits, überm Tal, stand das Gebirge. Sein Gipfelgrat
zeichnete sich in harter, scharfer Linie von dem silbergrauen, sich
nach und nach mit leisem Rot überhauchenden Grund des Himmels hinter
ihm ab.

Da bemerkte ich auf einem der Berghäupter drüben etwas herumkrabbeln
-- schwarze Gestalten, Menschen, wirkliche Menschen, nur infolge
der Entfernung kaum viel größer als Gullivers Liliputer, zwerghaft,
wunderlich. Es sah närrisch aus. So närrisch, wie jemand all
dergleichen vorkommen muß, der etwas nur sieht und nicht auch hört. So
närrisch, wie einem Tauben vielleicht unser ganzes Leben, das ganze
Treiben der Welt erscheinen mag.

Als ob ich in einem Marionettentheater säße und einer niedlichen
Pantomime zusähe.

Der helle Himmel hinter dem Gebirge bildete den weißen Vorhang, und wie
in einem Schattenspiel hoben sich die Kerlchen mit ihren Bewegungen
gleich zierlichen Silhouetten auf dem lichten Hintergrund ab.

Ein richtiges Schattenspiel ... der Nacht!

Der kleinen Kerlchen aber wurden immer mehr, wie mir schien, und als
unter einem Windstoß der Nebel etwas verzog, erkannte ich, daß es
darunter, in seinem Schutze, den ganzen Berg hinauf in hellen Haufen
stand. Sie zappelten und fuchtelten mit den Armen in der Luft herum und
liefen und rannten in seltsamer Hast und Unruhe hin und her.

Dann schien plötzlich etwas los zu sein. Sie kamen mit langen Stangen
und Haken, mit mächtigen Winden, Haspeln und Kettenrollen. Wieder
andere schleppten sich mit Leitern, die für ihre Größe ungeheuer waren,
und es begann auf allen Punkten eine fast fieberhafte Geschäftigkeit.
Die Erde wurde aufgegraben, der Felsgrund gesprengt und riesige Pflöcke
darin verankert. Dann schmiedeten sie lange eiserne Ketten durch die
Ringe, und Drahtseile und Taue, und verklammerten mit diesen wieder die
großen Leitern, die sie heraufgeschleppt hatten.

Hinter dem Gebirgsstock aber wurde es immer heller und heller, wie
brodelnder Gischt dampfte es ab und zu empor. Doch je heller es wurde,
um so unruhiger und eiliger, um so aufgeregter wurde das Getrippel und
Gearbeite der kleinen Schattenkerlchen.

Ich unterschied nun eine ganze Armee von Landsknechten mit Piken
und Hellebarden, mit Morgensternen und Donnerbüchsen. Sie hielten
am Berg hinauf, in verschiedene Fähnlein geteilt. Auf einer etwas
tiefer gelegenen Kulm war eine ganze Batterie von Mörsern und Kanonen
aufgefahren, als gelte es ... Gott weiß was für eine Völkerschlacht.

Die Leitern wurden aufgestellt und ragten senkrecht in die Luft, und
die ganze Gratlinie stand voll von Leuten mit Stangen und Haken, so
lang und schwer, daß es immer ein ganz Häuflein zugleich bedurfte, sie
zu regieren.

Allmählich aber ahnte mir, was das alles bedeuten möchte.

Ich lachte.

„Nein, Mütterchen! Die Welt geht noch lang nicht unter! Keine Sorge! Es
wird nur endlich Frühling!“

Gott sei Dank!

Es wird nur endlich Tag!

Nach so langer, dumpfer Nacht!

Und wir stimmten das Lied der Erfüllung an, das Lied des Morgens, das
Lied der Sonne und ihres Aufgangs ... und es brauste wie Orgelklang
durch die Stille, siegverheißend, jubelnd und jauchzend!

Kühle Schauer rannen durch die Luft, während der Himmel drüben sich
mit roten Feuern überglutete und unsere Schattenmännchen, gleich
tagscheuen, dunklen Nachtgeisterchen, immer unruhiger, erregter und
gestikulierender hin und her rannten.

Da: Ein blendender Blitz zuckt empor.

Mit purpurgoldener Flamme taucht der Sonnenball über die graue
Kammlinie und strahlt ein loderndes Halleluja über die Welt.

Tag! Tag! Tag!

Und Frühling! Frühling! --

Im selben Augenblick aber schlugen die Kerlchen drüben die Widerhaken
ihrer Stangen in den emporstrebenden Ball, um ihn festzulegen.
Andere warfen die Leitern über ihn und kletterten mit flinkster
Pioniergeschicklichkeit darauf hinüber. Sie rollten lange Seile und
Taue hinter sich ab, rammten Pflöcke ein und verhakten ihre Ketten
daran, während die ganze Soldateska auf dem Berg in Bewegung kam und
an den diesseitigen Enden anpackte, die Sonne wieder in ihre Tiefe zu
zwingen.

Wir lachten.

Aber immer neue Haufen rückten an, mit immer längeren Stangen und
Leitern und Ketten.

Sie zerrten von den Berghängen große Wände herauf, Segelleinen oder was
es war; Nebel? -- sie zu verhängen und darunter zu ersticken.

Doch wie blauer Rauch zerrannen sie vor ihrem Licht.

Und die Sonne stieg höher und höher über den Gebirgsgrat, ruhig,
unbeirrt und unbekümmert, und blendete immer lichter in die Welt. Was
wollten ihr diese Fliegen!?

Da griff die Feuerwehr in den Kampf ein; zwölf, zwanzig Schläuche
zugleich ergossen ihre Wasserstrahlen, von uns aus gesehen so dünn
freilich, wie Spinnwebfaden ... sie auszulöschen und über den Horizont
hinunterzuspritzen.

Es zischte ein wenig, das war alles.

Schon flammte die halbe Scheibe über den Kamm.

Da plötzlich begann ein feines, zirpendes Geknatter, wie wenn
Kinderpistölchen abgeschossen würden; die Landsknechte hatten mit ihren
Donnerbüchsen losgelegt. Und von der seitwärts gelegenen Kulm krachte
Kanonensalve um Salve durch die majestätische Bergruhe.

Doch es zischte nicht einmal darauf. Ruhig und unbekümmert stieg die
Sonne empor, höher und höher.

Immer neue Kettentaue aber wurden hinübergeschleudert und von den
Waghälsen drüben angepflockt. Immer neue Schübe kletterten hinüber mit
Hämmern und Klammern. Und an die diesseitigen Enden hängten sich ganze
Knäuel, ihre Kraft und Stärke zu messen.

Da -- mit einem Male -- war es doch, als ob sie siegten.

Die Sonne stand eine Spanne hoch über dem Grat und hing wie ein
Fesselballon in dem eisernen Netz, mit dem die Kerlchen sie in wenig
Minuten übersponnen hatten.

Sie war gefangen.

Ihr Aufatmen und Höhedringen spulte nur ein paar zu kurze Ketten
ab, die in die Luft schnellten, die anderen zogen sich straff und
straffer, aber sie hielten. Es gab einen sekundenlangen Stillstand.

Die schwarzen Männlein hatten gewonnen.

Und schon zerrte man wieder dicke Nebelwände von den Berghängen herauf
und schon fuhr man allerlei sonderbare, mächtige Maschinen herbei, die
Gekettete herabzuwinden, als es plötzlich einen kaum merkbaren, leisen,
zitternden Ruck tat, der goldene Lichtwellen über das Tal warf.

Sie war wieder frei; und alles, was noch gehalten hatte bisher an
Ketten, Klammern, Tauen, Seilen, Stricken, Leitern, Stangen und Haken,
riß durch wie Baumwollfaden, schnellte hoch, und die ganze Soldateska
purzelte jählings über den Haufen und kollerte in die Abgründe oder
flog mitsamt ihren Ketten und mitsamt der ganzen schönen Verankerung
kopfüber lustig in die Luft. Gleich einem Aschenregen quirlte und
rieselte es über den Berg und putzte ihn sauber.

[Illustration]

Wir lachten. Es war grausam -- aber wir lachten: wie diese
Sonnenstürmer in ganzen Klümpchen an ihren Stricken und Ketten zwischen
Himmel und Erde zappelten und wie tollgewordene Ameisen in Verzweiflung
und Todesangst an ihren Leitern auf und ab wuselten. Zu helfen war aber
doch nicht; und ...

Ein Teil der Unglücklichen suchte sich durch kühnes Abspringen zu
retten. Es sah aus wie schwarze, in rotes Feuer hüpfende Teufelchen.

Arme Schattenmännlein! Doch warum wagtet ihr euch an die Sonne!

Die anderen aber trug sie -- lächelnd -- höher und höher, bis in
der steigenden Glut zuletzt auch die Ketten schmolzen, die ihr noch
überhingen, und eine um die andere in den Abgrund klirrte, hinter dem
Gebirg, und zu Stücken und Staub zersplitterte. -- -- --

Und frei und makellos klomm die Sonne in die Höhe, in schweigender
Glorie, groß und feierlich, heilig und herrlich, und loderte den Tag
ins Tal und über die Welt und mit dem Tag den Frühling und mit dem
Frühling die Erfüllung.

Die Menschen schliefen noch drunten. Gleich scheuen Verbrechern aber
flüchteten die letzten Nebel und Schatten sich in ihre Schluchten und
Klüfte. Lerchen stiegen aus den Gründen und jauchzten zum Himmel, und
wir standen und jubelten ihnen zu und sangen das Lied des Morgens, das
Lied der Sonne und ihres Aufgangs, und es war ein Lied der Freude und
ein Lied des Sieges. -- -- --

Leis aber fragte ich mich: ob es jedesmal so sei, wenn die Sonne
aufgehe?!

    Cäsar Flaischlen




Knabenlust


    Horch, Märzenwind und Lerchenschlag
    Und keine Schule den Nachmittag!
    Die Füße ohne Strumpf und Schuh,
    Auf trocknem Weg den Wiesen zu!
    Zum Nesterbauen und Veilchenblühn,
    Zu Palmenweiden und Ostergrün! --
    Die spielenden Mägdlein dort am Rain,
    Die möchten wohl unsre Gesellen sein. --
    Nun rasch die Felsen emporgesaust,
    Daß den Mägdlein vor Schrecken und Freude graust!

    Johann Georg Fischer




Wag’s!


    Nun ist er endlich kommen doch
    In grünem Knospenschuh;
    „Er kam, er kam ja immer noch!“
    Die Bäume nicken sich’s zu.

    Sie konnten ihn all erwarten kaum.
    Nun treiben sie Schuß auf Schuß;
    Im Garten der alte Apfelbaum:
    Er sträubt sich, aber er muß.

    Wohl zögert auch das alte Herz
    Und atmet noch nicht frei,
    Es bangt und sorgt: „Es ist erst März,
    Und März ist noch nicht Mai.“

    O, schüttle ab den schweren Traum
    Und die lange Winterruh,
    Es wagt es der alte Apfelbaum,
    Herze, wag’s auch +du+!

    Theodor Fontane




Glaube


    Die linden Lüfte sind erwacht,
    Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
    Sie schaffen an allen Enden.
    O frischer Duft, o neuer Klang!
    Nun, armes Herze, sei nicht bang!
    Nun muß sich alles, alles wenden.

    Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
    Man weiß nicht, was noch werden mag,
    Das Blühen will nicht enden.
    Es blüht das fernste, tiefste Tal;
    Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
    Nun muß sich alles, alles wenden.

    Ludwig Uhland




Trost


    Schon schmilzt der Schnee auf Joch und Kar,
    Den Horizont trübt leichter Dunst,
    Sein Sommerhaus bezieht der Star,
    Und Primeln blühn im Wasserrunst.

    Die Bienen schwirren honigsatt
    Ums aufgedeckte Veilchenbeet,
    Frisch rankt der Ginster, Blatt an Blatt,
    Am Fenster, das weit offen steht.

    Das ist mein Trost nun: Tag für Tag
    Seh ich dem stillen Werden zu.
    Leis ebbt des raschen Herzens Schlag,
    Und alle Sorge geht zur Ruh.

    Artur von Wallpach




Schwalbenmärchen


    Auf dem stillen, schwülen Pfuhle
    Tanzt die dünne Wasserspinn;
    Unten auf kristallnem Stuhle
    Thront die Unkenkönigin.

    Von den edelsten Metallen
    Hält ein Reif ihr Haupt umzogen,
    Und wie Silberglocken schallen
    Unkenstimmen durch die Wogen.

    Denn der Lenz erschien; die Schollen
    Sind zerflossen; Blüten zittern;
    Dumpfe Frühlingsdonner rollen
    Durch die Luft, schwarz von Gewittern.

    Wasserlilienkelche fließen
    Auf des Teiches dunkelm Spiegel,
    Und die ersten Schwalben schießen
    Drüberhin mit schnellem Flügel.

    Aus den zarten Schnäbeln leise
    Tönt Gezwitscher in die Wellen:
    „Viele Grüße von der Reise
    Haben wir dir zu bestellen.

    Lange waren wir in fremden,
    Sandbedeckten, heißen Ländern,
    Wo in weiten Kaftanhemden
    Träge Turbanträger schlendern.

    Purpurfarbne Wunderpflanzen
    Dienten uns zu Meilenweisern;
    Gelbe Mauren sahn wir tanzen
    Nackt vor ihren Leinwandhäusern.

    Lechzend auf dem warmen Sattel
    Saß der Araber, der leichte,
    Während Ziegenmilch und Dattel
    Ihm aufs Pferd die Gattin reichte.

    Auf die Jagd der Antilopen
    Kriegerisch mit Spieß und Pfeile
    Zogen schlanke Äthiopen;
    Klagend tönte Memnons Säule.

    Aus des Niles Flut getrunken
    Haben wir, matt von der Reise;
    Gruß dir, Königin der Unken,
    Von dem königlichen Greise!

    Alles grüßt dich, Blumen, Blätter!
    Doch zumeist der Grüße viele
    Bringen wir von deinem Vetter,
    Von dem Krokodil im Nile!“

    Ferdinand Freiligrath




Dornröschen


Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag:
„Ach, wenn wir doch ein Kind hätten!“ und kriegten immer keins. Da
trug es sich zu, als die Königin einmal im Bade saß, daß ein Frosch
aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach: „Dein Wunsch wird
erfüllt werden, ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter zur Welt
bringen.“ Was der Frosch gesagt hatte, das geschah, und die Königin
gebar ein Mädchen, das war so schön, daß der König vor Freude sich
nicht zu fassen wußte und ein großes Fest anstellte. Er lud nicht bloß
seine Verwandten, Freunde und Bekannten, sondern auch die weisen Frauen
dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wären. Es waren ihrer
dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte,
von welchen sie essen sollten, so mußte eine von ihnen daheim bleiben.
Das Fest ward mit aller Pracht gefeiert, und als es zu Ende war,
beschenkten die weisen Frauen das Kind mit ihren Wundergaben: die eine
mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichtum und so
mit allem, was auf der Welt zu wünschen ist. Als elfe ihre Sprüche eben
getan hatten, trat plötzlich die dreizehnte herein. Sie wollte sich
dafür rächen, daß sie nicht eingeladen war, und ohne jemand zu grüßen
oder nur anzusehen, rief sie mit lauter Stimme: „Die Königstochter
soll sich in ihrem fünfzehnten Jahre an einer Spindel stechen und tot
hinfallen.“ Und ohne ein Wort weiter zu sprechen, kehrte sie sich um
und verließ den Saal. Alle waren erschrocken; da trat die Zwölfte
hervor, die ihren Wunsch noch übrig hatte, und weil sie den bösen
Spruch nicht aufheben, sondern nur ihn mildern konnte, so sagte sie:
„Es soll aber kein Tod sein, sondern ein hundertjähriger tiefer Schlaf,
in welchen die Königstochter fällt.“

[Illustration]

Der König, der sein liebes Kind vor dem Unglück gern bewahren wollte,
ließ den Befehl ausgehen, daß alle Spindeln im ganzen Königreiche
sollten verbrannt werden. An dem Mädchen aber wurden die Gaben der
weisen Frauen sämtlich erfüllt; denn es war so schön, sittsam,
freundlich und verständig, daß es jedermann, der es ansah, lieb haben
mußte. Es geschah, daß an dem Tage, wo es gerade fünfzehn Jahre alt
ward, der König und die Königin nicht zu Haus waren und das Mädchen
ganz allein im Schloß zurückblieb. Da ging es aller Orten herum, besah
Stuben und Kammern, wie es Lust hatte, und kam endlich auch an einen
alten Turm. Es stieg die enge Wendeltreppe hinauf und gelangte zu einer
kleinen Türe. In dem Schloß steckte ein verrosteter Schlüssel, und
als es ihn umdrehte, sprang die Türe auf und da saß in einem kleinen
Stübchen eine alte Frau mit einer Spindel und spann emsig ihren Flachs.
„Guten Tag, du altes Mütterchen,“ sprach die Königstochter, „was machst
du da?“ -- „Ich spinne,“ sagte die Alte und nickte mit dem Kopf. „Was
ist das für ein Ding, das so lustig herumspringt?“ sprach das Mädchen,
nahm die Spindel und wollte auch spinnen. Kaum hatte sie aber die
Spindel angerührt, so ging der Zauberspruch in Erfüllung, und sie stach
sich damit in den Finger.

In dem Augenblick aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auf das
Bett nieder, das da stand, und lag in einem tiefen Schlaf. Und dieser
Schlaf verbreitete sich über das ganze Schloß: der König und die
Königin, die eben heim gekommen und in den Saal getreten waren, fingen
an einzuschlafen und der ganze Hofstaat mit ihnen. Da schliefen auch
die Pferde im Stall, die Hunde im Hofe, die Tauben auf dem Dache, die
Fliegen an der Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward
still und schlief ein, und der Braten hörte auf zu brutzeln, und der
Koch, der den Küchenjungen, weil er etwas versehen hatte, in den Haaren
ziehen wollte, ließ ihn los und schlief. Und der Wind legte sich, und
auf den Bäumen vor dem Schloß regte sich kein Blättchen mehr.

Rings um das Schloß aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die
jedes Jahr höher ward und endlich das ganze Schloß umzog und darüber
hinaus wuchs, daß gar nichts mehr davon zu sehen war, selbst nicht
die Fahne auf dem Dach. Es ging aber die Sage in dem Land von dem
schönen schlafenden Dornröschen, denn so ward die Königstochter
genannt, also daß von Zeit zu Zeit Königssöhne kamen und durch die
Hecke in das Schloß dringen wollten. Es war ihnen aber nicht möglich;
denn die Dornen, als hätten sie Hände, hielten fest zusammen, und die
Jünglinge blieben darin hängen, konnten sich nicht wieder losmachen
und starben eines jämmerlichen Todes. Nach langen, langen Jahren kam
wieder einmal ein Königssohn in das Land und hörte, wie ein alter Mann
von der Dornhecke erzählte, es sollte ein Schloß dahinter stehen, in
welchem eine wunderschöne Königstochter, Dornröschen genannt, schon
seit hundert Jahren schliefe, und mit ihr schliefe der König und die
Königin und der ganze Hofstaat. Er wußte auch von seinem Großvater, daß
schon viele Königssöhne gekommen wären und versucht hätten, durch die
Dornenhecke zu dringen, aber sie wären darin hängen geblieben und eines
traurigen Todes gestorben. Da sprach der Jüngling: „Ich fürchte mich
nicht, ich will hinaus und das schöne Dornröschen sehen.“ Der gute Alte
mochte ihm abraten, wie er wollte, er hörte nicht auf seine Worte.

Nun waren aber gerade die hundert Jahre verflossen, und der Tag war
gekommen, wo Dornröschen wieder erwachen sollte. Als der Königssohn
sich der Dornenhecke näherte, waren es lauter schöne, große Blumen, die
taten sich von selbst auseinander und ließen ihn unbeschädigt hindurch,
und hinter ihm taten sie sich wieder als eine Hecke zusammen. Im
Schloßhof sah er die Pferde und scheckigen Jagdhunde liegen und
schlafen, auf dem Dache saßen die Tauben und hatten das Köpfchen unter
den Flügel gesteckt. Und als er ins Haus kam, schliefen die Fliegen
an der Wand, der Koch in der Küche hielt noch die Hand, als wollte
er den Jungen anpacken, und die Magd saß vor dem schwarzen Huhn, das
sollte gerupft werden. Da ging er weiter und sah im Saale den ganzen
Hofstaat liegen und schlafen, und oben bei dem Throne lag der König
und die Königin. Da ging er noch weiter, und alles war so still, daß
einer seinen Atem hören konnte, und endlich kam er zu dem Turm und
öffnete die Türe zu der kleinen Stube, in welcher Dornröschen schlief.
Da lag es und war so schön, daß er die Augen nicht abwenden konnte, und
er bückte sich und gab ihm einen Kuß. Wie er es mit dem Kuß berührt
hatte, schlug Dornröschen die Augen auf, erwachte und blickte ihn ganz
freundlich an. Da gingen sie zusammen herab, und der König erwachte und
die Königin und der ganze Hofstaat und sahen einander mit großen Augen
an. Und die Pferde im Hof standen auf und rüttelten sich; die Jagdhunde
sprangen und wedelten; die Tauben auf dem Dache zogen das Köpfchen
unterm Flügel hervor, sahen umher und flogen ins Feld; die Fliegen an
den Wänden krochen weiter; das Feuer in der Küche erhob sich, flackerte
und kochte das Essen; der Braten fing wieder an zu brutzeln, und der
Koch gab dem Jungen eine Ohrfeige, daß er schrie, und die Magd rupfte
das Huhn fertig. Und da wurde die Hochzeit des Königssohnes mit dem
Dornröschen in aller Pracht gefeiert, und sie lebten vergnügt bis an
ihr Ende.

    Brüder Grimm




Frühlingsgruß


    Es steht ein Berg in Feuer,
    In feurigem Morgenbrand,
    Und auf des Berges Spitze
    Ein Tannenbaum überm Land.
    Und auf dem höchsten Wipfel
    Steh ich und schau vom Baum,
    O Welt, du schöne Welt, du,
    Man sieht dich vor Blüten kaum!

    Josef von Eichendorff




Fallende Blüten


    Die Blütenblätter fallen dicht wie Flocken von den Bäumen,
    Die in der warmen Morgenluft von ihrem Sommer träumen.

    Und immer dichter fallen sie, blühweiß ist’s aller Enden,
    Als hätten junge Mädchen still mit übervollen Händen

    Die Blütenkörbe ausgeleert auf Wege und auf Beete,
    Daß weichen Schritts der junge Prinz, Prinz Frühling, sie betrete.

    Albert Sergel




[Illustration]




Die seidenen Döckchen


    Kling, kling, Glöckchen,
    Im Haus steht ein Döckchen,
    Im Garten steht ein Hühnernest,
    Stehn drei seidne Döckchen drin,
    Eins spinnt Seiden,
    Eins flicht Weiden,
    Eins schließt den Himmel auf,
    Läßt ein bißchen Sonn heraus,
    Läßt ein bißchen drinn,
    Daraus die Liebfrau Maria spinn
    Ein Röcklein für die Kindelein.

    Volksmund




Frühlingsstimmen


    Seht, was da draußen vor sich geht!
    Es regt sich, was schon lang geruht.
    Die Sonn besieht sich’s jeden Tag
    Und lacht es an und sagt: „’s wird gut.“

    Man spricht davon im Sperlingsnest;
    Da zwitschert es mit hellem Ton.
    „Ihr Kinder, bald gibt’s größres Brot.
    ’s wird besser schon, ’s wird besser schon.“

    Im Wald ist auch der Haselbusch
    Schon wach und blinzelt schon ins Licht.
    Und schneit’s ihm in die Augen mal,
    Er ist’s gewohnt, ihn stört es nicht.

    Aus dunkeln Beeten bricht’s hervor;
    Hellgrün und rot drängt sich’s herauf.
    Eins sieht sich nach dem andern um:
    „Kommst auch so früh? Bist auch schon auf?“

    Ein Sträuchlein schimmert grünlich schon,
    Noch zittert’s, wenn der Nordwind weht;
    Doch ruft’s getrost: „Ihr andern, kommt!
    Man hält es aus -- es geht, es geht.“

    Ein Lerchlein schwebt in klarer Luft
    Hoch überm Ackersmann und singt:
    „Ich bin die erst; die erst bin ich,
    Die dir ein Lied vom Frühling bringt.“

    So regt sich Leben überall
    Und neue Lust und froher Klang.
    Auf, stimmet mit den Herzen ein!
    Freut euch und sagt dem Himmel Dank!

    Johannes Trojan




Lerchen


    Du horchst, du siehst nicht ihr Gefieder,
    Du hörst nur lauter Frühlingslieder,
    Und immer lauter wird der Chor
    Von Lerchen, die im Himmel wohnen;
    Es hält den Atem an der Wind -- --
    Berauschend schlägt es an mein Ohr
    Wie Jubelsang von Millionen,
    Die glücklich, überglücklich sind.

    Emil Faktor




[Illustration]




Maiglöckchen und die Blümelein


    Maiglöckchen läutet in dem Tal,
    Das klingt so hell und fein:
    So kommt zum Reigen allzumal,
    Ihr lieben Blümelein!

    Die Blümchen blau und gelb und weiß,
    Die kommen all herbei,
    Vergißmeinnicht und Ehrenpreis,
    Zeitlos und Akelei.

    Maiglöckchen spielt zum Tanz im Nu,
    Und alle tanzen dann,
    Der Mond sieht ihnen freundlich zu,
    Hat seine Freude dran.

    Den Junker Reif verdroß das sehr,
    Er kommt ins Tal hinein:
    Maiglöckchen spielt zum Tanz nicht mehr,
    Fort sind die Blümelein.

    Doch kaum der Reif das Tal verläßt,
    Da rufet wiederum
    Maiglöckchen zu dem Frühlingsfest
    Und läutet bim bam bum.

    Nun hält’s auch mich nicht mehr zu Haus,
    Maiglöckchen ruft auch mich:
    Die Blümchen gehn zum Tanz hinaus,
    Zum Tanze geh auch ich!

    Hoffmann von Fallersleben




Die Amsel


    Wie tönt an Frühlingstagen
    So schwermutreich und hold
    Der Amsel lautes Schlagen
    Ins stille Abendgold.

    Es schimmert an den Zweigen
    Ein zartverhülltes Grün,
    Die jungen Säfte steigen,
    Und es beginnt zu blühn.

    Doch nicht mit Jubeltönen
    Begrüßt die Amsel nun
    Die Tage, jene schönen,
    Die in der Zukunft ruhn.

    Es klingt wie Leides Ahnung,
    Sie singt im schwarzen Kleid
    Schon jetzt die trübe Mahnung:
    Wie kurz die schöne Zeit.

    Heinrich Seidel




Die schwarze Amsel


    Wann ich schon schwarz bin,
    Schuld ist nicht mein allein,
    Schuld hat meine Mutter gehabt,
    Weil sie mich nicht gewaschen hat,
    Da ich noch klein,
    Da ich noch wunderwinzig bin gesein.

    Volksmund




Der Nimmersatt


    In unserm Flieder raschelt was,
    Ein kleiner Spatz.
    „Hier sitz ich ohne Futter,
    Wo bleibt nur meine Mutter?
    Ich hab ein schön gelb Schnäbelein;
    Es tut mir keiner was hinein,
    Mir armen Matz.

    Ade, du schöner Sonnenschein,
    Du grüner Platz!
    Hier muß ich nun verderben,
    Sie läßt mich Hungers sterben;
    Sie fliegt in aller Welt umher
    Und findet mich gewiß nicht mehr,
    Mich armen Matz.“

    Da schwirrt’s und bringt ein Räuplein zart:
    „Hört eins den Fratz!
    Ich stopfe, und ich stopfe;
    Er schilt mit vollem Kropfe!
    Ich wüßt nicht, wer es besser hat:
    Du bist ein kleiner Nimmersatt,
    Mein kleiner Matz!“

    Viktor Blüthgen




[Illustration]




Das Blumenbeet


    Das Beet, schon lockert
    sich’s in die Höh,
    Da wanken Glöckchen
    So weiß wie Schnee;
    Safran entfaltet
    Gewaltge Glut,
    Smaragden keimt es
    Und keimt wie Blut.
    Primeln stolzieren
    So naseweis,
    Schalkhafte Veilchen,
    Versteckt mit Fleiß;
    Was auch noch alles
    Da regt und webt,
    Genug, der Frühling,
    Er wirkt und lebt!

    Wolfgang v. Goethe




Die Frösche


    Ein großer Teich war zugefroren;
    Die Fröschlein, in der Tiefe verloren,
    Durften nicht ferner quaken noch springen,
    Versprachen sich aber, im halben Traum,
    Fänden sie nur da oben Raum,
    Wie Nachtigallen wollten sie singen.
    Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,
    Nun ruderten sie und landeten stolz
    Und saßen am Ufer weit und breit
    Und quakten wie vor alter Zeit.

    Wolfgang v. Goethe




Winterbericht


    Der Storch ließ auf dem Dach sich nieder
    Und sprach: „Da, Kinder, bin ich wieder!
    Nun saget mir, was ist geschehn,
    Seit ich das Dörfchen nicht gesehn?“
    „Ei“, sprach der Hans, „in diesen Tagen
    Da hat sich vieles zugetragen;
    Mein Vater kaufte eine Kuh
    Und meiner Schwester neue Schuh.
    Ich hab an Größe zugenommen
    Und jetzt auch Stiefel und Hosen bekommen,
    Weihnachten kriegte ich ein Schwert
    Und ein sehr wildes Wiegenpferd.
    Und in die Schule geht, mein Bester,
    Jetzt auch die Suse, meine Schwester,
    Und weil sie neulich nichts gewußt,
    Hat sie nachbleiben schon gemußt.“
    „Pfui, Hans“, begann der Storch zu klappern,
    „Man darf nicht aus der Schule plappern!“

    Rudolf Löwenstein




[Illustration]




Der Storch ist da


      Juchheirasa,
    Der Storch ist da!
    Er steht vergnügt im Neste
    Und klappert auf das beste;
    Er bückt sich vor der Störchin fein
    Und dreht sich auf dem langen Bein.

      Juchheirasa.
    Der Storch ist da!
    Was er im Wickelkissen
    Mitbringt, wer kann es wissen?
    Ein Schwesterlein? Ein Brüderlein?
    Es wird doch nicht ein Pärchen sein?

    Martin Greif




Klapperstorch


    Storch, Storch, Langbein,
    Wann fliegst du ins Land herein,
    Bringst dem Kind ein Brüderlein?
    Wenn der Roggen reifet,
    Wenn der Frosch pfeifet,
    Wenn die goldnen Ringen
    In der Kiste klingen,
    Wenn die roten Appeln
    In der Kiste rappeln.

    Volksmund




Kuckuck


    Der Gutzgauch auf dem zaune saß,
      guckguck, guckguck!
    es regnet ser, und er ward naß,
      guckguck, guckguck, guckguck!
    Darnach do kam der sonnenschein,
      guckguck, guckguck!
    der Gutzgauch der ward hüpsch und fein,
      guckguck, guckguck, guckguck!
    Alsdann schwang er sein gfidere,
      guckguck, guckguck!
    er flog dort hin wol über se,
      guckguck, guckguck!

    Volksmund




Der Zweig und der Vogel im April


    Wach auf! wie schläfst du gar so still --
    Wach auf! wir haben schon April.
    Wach auf! was schläfst du gar so fest?
    Ich brauche Schatten für mein Nest,
    Ich brauch ein Dach, recht dicht gebaut,
    Damit mein Nest kein Würger schaut,
    Der mich beraubt und mich bedroht
    Und meinen Kleinen bringt den Tod.
    Drum, lieber Zweig, erwach, erwach,
    Bau mir solch dichtbelaubtes Dach!
    Was tut der stille Zweig darauf?
    Er schlägt die Blütenaugen auf
    Und spricht: „Geduld, lieb Vögelein,
    Ich brauch zum Bauen Sonnenschein.
    Wart nur zwei Wochen oder drei,
    Dann kommt mein Meister an, der Mai!
    Dann schmück ich dir dein kleines Haus
    Mit festen grünen Wänden aus,
    Von grünen Ziegeln hundertfach
    Bau drüber ich ein dichtes Dach,
    Daß dich kein böser Würger sieht.
    Dann kannst du singen froh dein Lied,
    Kannst pflegen deine kleine Brut
    Mit deinem Weibchen, still und gut,
    Den ganzen, lieben Sommer lang!“
    Da spricht das Vöglein: „Schönsten Dank!
    So will ich baun mein Nest in Ruh;
    Doch für das Dächlein sorge du!
    Und kommt der Mai, dann ohne Rast
    Tu, was du mir versprochen hast!“

    Rudolf Löwenstein




Frühlingsregen


      Die grauen Wolken flogen,
      Umwölbend das Gefild,
      Und nieder kam gezogen
      Ein Regen warm und mild.
    Nun träufelt der Erquickung Tau,
    Es dampft die zartbegrünte Au --
      Die Erde hat gesogen
      Und ihren Durst gestillt.

      Ein Duft von jungem Leben
      Den kühlen Hain durchdringt;
      Die Knospen wonnig beben,
      Und sachtes Tröpfeln klingt.
    Durch Erlenbüsche streift der Wind,
    Mit feuchtem Haar -- ein heitres Kind;
      Ein Säuseln läßt er schweben
      Aus dem Gezweig und singt:

      „Sonne, erschließe
      Das himmlische Blau,
      Goldglanz gieße
      Auf grüne Au!
      Ihr gebadeten Blumen,
      Laßt die feuchten
      Äuglein leuchten!
      Ich schüttle von schwanken Erlen
      Zum Spiel euch glitzernde Perlen --
      Solch bunte Perlen woben
      Die schwebende Brücke droben
      Am blauen Himmelssee.“

    Bruno Wille

[Illustration]




Aprilwetter


    Sprühregen, drein die Sonne scheint,
    Jetzt da und jetzt auch schon vorüber,
    So kurz, wie wach der Säugling weint,
    Er wendet sich und schlummert wieder.
    Sprühregen! Jetzt der Himmel blau,
    Und jetzt von Wolken überzogen,
    Nun lachend über allem Grau
    Im Wunderschein der Regenbogen.

    Martin Greif




April


      April! April
      Weiß nicht, was er will,
    Ist gar ein launischer Gesell,
    Bald düster, bald hell,
    Bald lacht er wie Maien-Sonnenschein
    Dir freundlich und hell ins Herz hinein
    Und grüßt dich mit Blicken, mit frühlingswarmen,
    Bald weint er und heult schier zum Erbarmen.
    Bald läßt er des Sommers Strahlen blitzen,
    Daß Perlen dir von der Stirne schwitzen,
    Bald rüttelt und schüttelt er deine Glieder
    Und hagelt und wettert wild hernieder.
    Dem Frühling heut zu dienen beginnt er,
    Und morgen dient er wieder dem Winter.
    Ist eben zweier Herren Knecht
    Und macht’s drum keinem Herren recht,
    Will sich für keinen von den beiden
    Mit ehrlich festem Sinn entscheiden.
    Was er verspricht, das hält er nicht,
    Was er bringen soll, das bringt er nicht,
    Was er singen soll, das singt er nicht,
    Wenn er lachen kann, so lacht er nicht,
    Was er machen kann, das macht er nicht,
    Tut, was er schafft, nur mit Verdruß,
    Und tut’s nur darum, weil er muß.
      Da lob ich mir, denn der kommt jetzt herbei,
      Vor allem doch den Monat Mai!

    Rudolf Löwenstein




Das arme Vöglein


    Ein Vogel ruft im Walde,
    Ich weiß es wohl, wonach?
    Er will ein Häuschen haben,
    Ein grünes, laubig Dach.

    Er rufet alle Tage,
    Und flattert hin und her,
    Und in dem ganzen Walde
    Hört keiner sein Begehr.

    Und endlich hört’s der Frühling,
    Der Freund der ganzen Welt.
    Der gibt dem armen Vöglein
    Ein schattig Laubgezelt.

    Wer singt im hohen Baume
    So froh vom grünen Ast?
    Das tut das arme Vöglein
    Aus seinem Laubpalast.

    Es singet Dank dem Frühling
    Für das, was er beschied,
    Und singt, so lang er weilet,
    Ihm jeden Tag ein Lied.

    Hoffmann von Fallersleben


[Illustration]




An den Mai


    Es ist doch im April fürwahr
    Der Frühling weder halb noch gar!
    Komm, Rosenbringer, süßer Mai,
    Komm du herbei!
    So weiß ich, was der Frühling sei.

    -- Wie aber? Soll die erste Gartenpracht,
    Narzissen, Primeln, Hyazinthen,
    Die kaum die hellen Äuglein aufgemacht,
    Schon welken und verschwinden?
    Und mit euch besonders, holde Veilchen,
    Wär’s dann fürs ganze Jahr vorbei?
    Lieber, lieber Mai,
    Ach, so warte noch ein Weilchen!

    Eduard Mörike




Mailied


    Es kommt ein wundersamer Knab
    Jetzt durch die Welt gegangen,
    Und wo er geht, bergauf, bergab,
    Hebt sich ein Glast und Prangen.
    In frischem Grün steht Feld und Tal,
    Die Vögel singen allzumal,
    Ein Blütenschnee und Regen
    Fällt nieder allerwegen.

    Drum singen wir im Wald dies Lied
    Mit Hei und Tralaleyen;
    Wir singen’s, weil es sprießt und blüht,
    Als Gruß dem jungen Maien.

    Den Mai ergötzt Gebrumm und Summ,
    Ist immer guter Laune;
    Drum schwirren durch den Tann herum
    Die Maienkäfer braune,
    Und aus dem Moos wächst schnell herfür
    Der Frühlingsblumen schönste Zier;
    Die weißen Glocken läuten
    Den Maien ein mit Freuden.

    Drum singen wir im Wald das Lied
    mit Hei und Tralaleyen;
    Wir singen’s, weil es sprießt und blüht,
    Als Gruß dem jungen Maien.

    Viktor v. Scheffel




[Illustration]




Nochmals vom Kirschbaum


    Nun sagt, was ist im Kirschenbaum?
    In seinen Schlaf kam’s wie ein Traum:
    In seinen Adern regte sich’s leis:
    In seinen Ästen bewegte sich’s leis:
    Noch eine einzige laue Nacht --
    Und plötzlich steht er in Blütenpracht!

    Jetzt schwirren die Boten rings weitum --
    Gesumm, Gebrumm
    Von feinsten Stimmen:
    „Heran, ihr Immen,
    Zum Feste:
    Der Alte erwartet die Gäste!“
    Leg dich darunter, nach oben schau --
    Dies Funkeln im Weiß, dazwischen das Blau! --

    Und lausche: von fern und nah
    Richtig, sind schon die Bienen da,
    Ganz aus ist nun die Winternacht,
    Der alte Herr ganz aufgewacht --
    Behaglich rauscht er: „Laßt’s euch schmecken!“
    Wie sie von allen Tellerchen schlecken.

    Von einem zum andern, summ, summ, summ,
    Zu Tausenden tummeln sie sich herum,
    Nippen, naschen, trinken, brummen,
    Die Blüten selber, meinst du, summen
    Immer im gleichen Geschwirr in Ruh --
    Der Alte strahlt über und über dazu.

    Endlich zieht davon der Schwarm,
    Aber nun werden die Tage warm,
    Aber nun brechen die Blätter heraus,
    Aber nun reifen die Früchte aus.

    An jedem Aste die Körbe schwer,
    Richtet er’s jetzt für die Großen her:
    Stützt ihm die Arme, daß er nicht
    Unter dem eignen Segen bricht!

    Ferdinand Avenarius




Der Säemann


    Immer seh ich dich so, mein Vater,
    zu jeder Zeit des Jahres, so oft ich dein gedenke:
    als Säemann.
    Und deine Söhne, groß und schlank wie du,
    ganz dein verjüngtes Bild,
    barhäuptig und barfuß
    am Pflug.

    Ein breiter Acker,
    aus der Mulde, die so windstill,
    nach der Höhe, luftig bewegt.

    Lang am Wald hin
    dunkle Eichen und helle Birken,
    und wilde Heckenrosen am Rain
    in runden Büschen,
    an den Dornen Wollen-Flöckchen.
    Die frisch gebrochenen Furchen braun
    und dampfend im herben, würzigen Frühwind.
    Hinter uns stolzierend
    der schwarzglänzende Rabe,
    emsig im Spähen nach des Engerlings fettem Wurm.

    Weiße Wolken
    als träumende Schäfchen
    hinziehend am hohen Himmel.

    Du in langen Schritten gradaus,
    kräftig atmend,
    das Auge hell und fest.

    Kuckucksruf aus dem Wald:
    Du blickst uns an und lächelst schalkhaft.
    Wir klopfen dreimal an die Tasche.

    Nun gürtest du um den Leib
    den grauen, körnerschweren Samensack.
    Der rechte Arm,
    nackt bis zum Ellenbogen,
    mit flatterndem Ärmel,
    geht im Schwung mit dem Schritt.
    Aus der Hand fliegen sausend im Bogen
    die Körner, sorglich erlesen,
    glatt und prall und glänzend in Keimkraft.
    Stillbedächtig,
    wie in verhaltener Lust,
    empfängt sie die Erde und zieht sie ein
    in den harrenden Schoß,
    Hampfel um Hampfel.

    Immer seh ich dich so, mein Vater,
    als Säemann.
    Immer so im festen Schritt
    über den frischgepflügten, dampfenden Acker hin,
    wie von heimlicher Musik
    aus der Tiefe der Erde begleitet,
    von segnenden Winden umsungen
    aus des Himmels leuchtender Höhe.
    Und deine Söhne alle, emsig wie du,
    was auch sonst ihre Hantierung,
    immer wieder am Pflug,
    bespannt mit jungen Stieren, gelben und weißen,
    weit leuchtend über die Felder hin.

    Und aus der Ferne
    hör ich den Zuruf der Mutter, lieb und fröhlich:
    „Wie seid ihr fleißig heute!“
    Dann erscheint sie,
    die Hand schirmend über den lachenden Augen,
    die feine Gestalt umflossen vom goldenen Licht:
    „Längst ist vorüber der Mittag,
    habt ihr nicht läuten gehört?
    Kommt jetzt, der Tisch ist bereitet,
    Linsensuppe gibt’s und Spätzli --“

    Und wir wischen uns den Schweiß von der Stirn:
    „Gleich, Mutter, gleich.
    Wir sind hungrig wie Wölfe.“

    „Gott sei Dank,“ sagst du, Vater,
    „wir haben das Unsrige getan.
    Nun schenk uns der Himmel gut Wetter
    zu Wachstum und Ernte.“

    Immer seh ich uns so, ganz deutlich,
    und hör jedes Wort
    von dir und der seligen Mutter.
    So lange ist’s her, so lange, so lange.
    Und immer noch schwillt uns das Herz
    in Hoffnung künftiger Ernten.

    Michael Georg Conrad




Säerspruch


    Bemeßt den Schritt! Bemeßt den Schwung!
    Die Erde bleibt noch lange jung!
    Dort fällt ein Korn, das stirbt und ruht.
    Die Ruh ist süß. Es hat es gut.
    Hier eins, das durch die Scholle bricht.
    Es hat es gut. Süß ist das Licht.
    Und keines fällt aus dieser Welt
    Und jedes fällt, wie’s Gott gefällt.

    C. F. Meyer




Junge Kätzchen


    Fünf Kätzchen vorm Fenster und Lieschen dazu,
    Die stehen zusammen längst schon auf du.
    Trippelt zum Garten sie in der Früh,
    Wartet Frau Miezekatz schon auf sie,
    Putzt die vier Kleinen noch akkurat;
    Jeder macht gern mit den Kindern Staat.

    Die Kätzchen haben heut Augen gekriegt,
    Gucken ganz dumm und blinzeln vergnügt.
    Wenn solch ein großes Wunder geschehn,
    Das muß die Mutter doch auch mal sehn!
    Holt ein Näpfchen, so ein kleins;
    Macht für die Kätzchen was Extrafeins.
    Das ist ein Springen, hinauf und hinab,
    Lecken sich alle Pfoten ab.

    Durch den Apfelbaum, schwerbelaubt,
    Fällt der Mutter ein Strahl aufs Haupt,
    Glänzt dann auf Lieschens Blondhaar hell,
    Gleitet hernieder aufs Katzenfell,
    Bis zu den Kätzchen winzig und klein
    Kriegt jedes sein bißchen Sonnenschein.

    Ludwig Jacobowski




Der Sperling


    Der Sperling ist ein kleines Tier,
    Hat ein kurzes Schwänzchen,
    Sitzt vor Hänschens Kammertür,
    Macht ein Reverenzchen.

    Volksmund

[Illustration]




[Illustration]




Spatzenausflug


    Die Spatzen schrein in ihrem Nest,
    Als hätten sie ein großes Fest;
          Philippzipzip!
          Philippzipzip!
    Und weiß nicht, wie viel Gäst. --

    Nun ist vorbei Gesang und Schmaus,
    Da fliegen sie aufs Dach heraus:
          Philippzipzip!
          Philippzipzip!
    Und ruhn ein wenig aus.

    Der alte Spatz, der kluge Mann,
    Hebt jetzo seine Rede an:
          Philippzipzip!
          Philippzipzip!
    Hoch auf der Wetterfahn;

    „Ihr Kinder, eh nach Samen
    Ihr ausfliegt auf das Feld,
    Geb ich euch eure Namen,
    Dann schlagt euch durch die Welt,
    Ihr könnt nun prächtig singen
    Und flattern und hüpfen und springen,
    Und baun, wo’s euch gefällt.

    So merkt denn auf und horchet,
    Wie jeder von euch heißt,
    Und seid dann unbesorget,
    Wenn ihr von dannen reist.
    Helft nur einander treulich,
    Und seid nicht so abscheulich,
    Seid friedlich allermeist!

    Du bist der Winkelschlupfer,
    Der Mück und Schnak ertappt,
    Du bist der Gassenhupfer,
    Der Korn und Haber schnappt,
    Und du der Bröselesser,
    Und du der Kirschenfresser,
    Wohl schmeck euch, was ihr habt!

    Und wohnt ihr in den Hecken,
    Und wohnt ihr unterm Dach:
    Fern sei euch jeder Schrecken
    Und jedes Ungemach!
    Seid nur auch auf der Lauer,
    Wenn über Zaun und Mauer
    Euch schleicht das Kätzchen nach!

    Miau! Dort kommt sie schon, die Katz,
    Die hat uns all auf einen Satz:
          Zwickelwickbembem!
          Zwickelwickbembem!
    Sucht einen sichern Platz.“

    Friedrich Güll




Bei Goldhähnchens


    Bei Goldhähnchens war ich jüngst zu Gast!
    Sie wohnen im grünen Fichtenpalast
    In einem Nestchen klein
    Sehr niedlich und sehr fein.

    Was hat es gegeben? Schmetterlingsei,
    Mückensalat und Gnitzenbrei
    Und Käferbraten famos --
    Zwei Millimeter groß.

    Dann sang uns Vater Goldhähnchen was,
    So zierlich klang’s wie gesponnenes Glas.
    Dann wurden die Kinder besehn:
    Sehr niedlich alle zehn!

    Dann sagt ich: „Adieu!“ und „Danke sehr!“
    Sie sprachen: „Bitte, wir haben die Ehr,
    Und hat uns mächtig gefreut!“
    Es sind doch reizende Leut!

    Heinrich Seidel




Unser Fritz


    Unser Fritz richt’t seinen Schlag,
    Wollt ein Meislein fangen,
    Doch weil ihm denselben Tag
    Keines drein gegangen,
    Wird dem Fritz zu lang die Zeit.
    Denkt: ich hab umsonst gestreut,
    Will ja keine kommen.

    Nach acht Tagen fällt ihm ein,
    Im Garten zu spazieren:
    Es ist schöner Sonnenschein,
    Man kann nicht erfrieren,
    Und am alten Apfelbaum
    Kommt’s ihm plötzlich wie im Traum:
    Ob der Schlag gefallen?

    „Ja! Es sitzt ein Vogel drin!
    Aber, weh! o wehe!
    Das ist trauriger Gewinn:
    Tot, so viel ich sehe!
    -- Aber, was kann ich dafür?
    Sicher hat das dumme Tier
    Sich zu Tod gefressen!“

    So tröst’t sich dein Mörder wohl,
    Der dich hungern lassen,
    Aber ich vor Leid und Groll
    Weiß mich nicht zu fassen!
    Hast alle Körnlein aufgepickt,
    Hast dann vergebens umgeblickt,
    Wo noch ein Bröslein wäre!

    Ihr andern Vöglein allesamt,
    Wohl unterm blauen Himmel,
    Ihr habt mit Wehgesang verdammt
    Den Vogelstellerlümmel.
    Ach, eines starb so balde, bald,
    Eben da in Feld und Wald
    Der Frühling wollte kommen.

    Eduard Mörike




[Illustration]




Ritter Mai


    Ich weiß hoch droben, im Walde versteckt,
    Am Berg eine wilde Wiese;
    Da liegt todwund auf den Grund gestreckt
    Der Winter, der reisige Riese.
    Den stach vom Rosse in scharfem Turnei
    Der Ritter Mai, der Ritter Mai.

    Grieswärtel war dorten der Meister Specht,
    Kampfrichter waren die Dohlen.
    Den Ritterdank, ein Rankengeflecht,
    Mit Primeln durchwirkt und Violen,
    Empfing aus den Händen der lieblichsten Fei
    Der Ritter Mai, der Ritter Mai.

    Nun reitet im Harnisch von klarem Gold
    Der herrliche Sieger zu Tale,
    Drommeter blasen, der Ehrenhold
    Verkündet mit hellem Schalle:
    „Viel Grüße entbeut den Vasallen in Treu
    Der Ritter Mai, der Ritter Mai!“

    O. Kernstock




Die Kurfürsten


    Die Kinder schreien Vivat hoch!
    In die blaue Luft hinein;
    Den Frühling setzen sie auf den Thron,
    Der soll ihr König sein.

    Theodor Storm




Kling hinaus


    Leise zieht durch mein Gemüt
    Liebliches Geläute.
    Klinge, kleines Frühlingslied,
    Kling hinaus ins Weite!

    Kling hinaus bis an das Haus,
    Wo die Blumen sprießen!
    Wenn du eine Rose schaust,
    Sag, ich laß sie grüßen!

    Heinrich Heine




Was im Maien Wunder man gewahrt


    Der Mai hat Gewalt!
    Ob er Zauberlist ersonnen?
    Wo er naht mit seinen Wonnen,
    Da ist niemand alt.

    Walther von der Vogelweide




Begegnung


    Ich ging im Feld. Die Drossel schlug.
    Ein lindes, weiches Wehen trug
    Von einem wilden Apfelbaum
    Ein Blütenblatt, einen Frühlingsflaum.
    Da kam aus Osten, hügelab,
    Trug keinen Hut und keinen Stab
    Und führte keinen Ranzen mit,
    Der Tag im leichten Wanderschritt.

    Auf seine helle Stirne fiel
    Ein frei Gelock, des Windes Spiel.
    Kein Kleid umgab der Glieder Pracht,
    Nackt schritt er, wie ihn Gott erdacht.
    Nur eine Sonnenblume hielt
    Er in der Linken. Hochgestielt,
    Der goldne Sternkelch scheitelnah
    Ihm schwankend über die Schulter sah.

    So ging er strahlend gradeaus,
    Und über ihm zog mit Gebraus
    Ein Schwarm von weißen Schwänen mit.
    Er wuchs, wie er das Feld durchschritt,
    Und stand zuletzt am Horizont,
    Ein Riese, flammend übersonnt.
    Um ihn wie lichte Wölkchen sahn
    Die Vögel aus, Schwan neben Schwan.
    Und aus dem weißen Glitzermeer
    Grüßte die gelbe Blume her.

    Gustav Falke




Übersehen


    Es tat ein Gelahrter im Garten spazieren
    Und seinem Nachbar demonstrieren,
    Was doch für eine Lumperei
    Im Grund der deutsche Frühling sei.
    Statt daß der März die Vöglein bringe,
    Was Wunder, wenn bei solcher Tück
    Im Mai noch Schnee herunterdringe,
    Die Flora bleibe stets zurück.
    Drum, wollten wir ihr Recht begreifen,
    So müßten wir gen Süden schweifen.
    So sprach das Männlein baß verdrossen
    Und machte seine scharfen Glossen:
    Da war er, blind für junges Prangen,
    Einem Rosenbeet vorbeigegangen.

    Martin Greif




[Illustration]




Frühlingsgespenster


    Ich saß noch spät in meinem Zimmer
    Studierend bei der Lampe Schimmer,
    Und ob mein Auge müd und matt,
    Wandt ich doch emsig Blatt um Blatt.

    Da klopft es plötzlich an mein Fenster,
    Ich glaube zwar nicht an Gespenster,
    Doch weil gar hoch mein Fenster war,
    Schien mir das Klopfen wunderbar.

    Ich spähte in die nächt’gen Räume,
    Der Mond schien freundlich durch die Bäume.
    Tief unten schlug die Nachtigall,
    Sonst tiefes Schweigen überall.

    Doch kaum saß ich zu lesen nieder,
    So klopft es auch vernehmlich wieder;
    Weit macht ich nun das Fenster auf
    Und ließ den Klopfern freien Lauf.

    Und plötzlich schwärmten durch das Fenster
    Zwei braune, surrende Gespenster; --
    Maikäfer waren’s, die’s verdroß,
    Daß ich im Zimmer mich verschloß;

    Daß ich mich über Büchern härmte,
    Genießend nicht, wie sie, durchschwärmte
    Die linde, weiche Maiennacht
    Voll Blütenduft und Sternenpracht.

    Julius Sturm




Maienkäferlied


    Maikäferchen, Maikäferchen, fliege weg!
    Dein Häuschen brennt,
    Dein Mütterchen flennt,
    Dein Vater sitzt auf der Schwelle,
    Flieg in Himmel aus der Hölle!

    Volksmund




Gedenk!


    Es ist kein Vöglein so gemein,
    Es spürt geheime Schauer,
    Wenn draußen streift der Sonnenschein,
    Vergoldend seinen Bauer.
    Und du hast es vergessen fast
    In deines Kerkers Spangen,
    O Menschlein, daß du Flügel hast
    Und daß du hier gefangen.

    Josef von Eichendorff




Lenzfahrt


    Es wollten um das Lenzerwachen
    Drei Freunde eine Lustfahrt machen,
    Da wendete der eine ein:
    „Es muß der Tag erst länger sein!“
    Und als sie wieder Ratschlag hatten,
    Der zweite sprach: „Es fehlt an Schatten!“
    Doch als sie zechten bald in Schweiß,
    Der dritte sprach: „Es ist zu heiß!“ --
    So war, noch eh sie sich verglichen,
    Der schöne Lenz auch schon verstrichen.

    Martin Greif




Der Mai


    Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,
    Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus!
    Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt,
    So steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.

    Herr Vater, Frau Mutter, daß Gott euch behüt!
    Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht?
    Es gibt so manche Straße, da nimmer ich marschiert,
    Es gibt so manchen Wein, den ich nimmer noch probiert.

    Frisch auf drum, frisch auf drum im hellen Sonnenstrahl
    Wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Tal;
    Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all;
    Mein Herz ist wie ’ne Lerche und stimmet ein mit Schall.

    Und abends im Städtlein, da kehr ich durstig ein:
    „Herr Wirt, Herr Wirt, eine Kanne blanken Wein!
    Ergreife die Fidel, du lustger Spielmann, du!
    Von meinem Schatz das Liedel, das sing ich dazu.“

    Und find ich keine Herberg, so lieg ich zur Nacht
    Wohl unter blauem Himmel; die Sterne halten Wacht;
    Im Winde die Linde, die rauscht mich ein gemach,
    Es küsset in der Frühe das Morgenrot mich wach.

    O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust!
    Da wehet Gottes Odem so frisch in der Brust;
    Da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:
    Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!

    Emanuel Geibel




Frühling, Frühling überall


    Vor meinem Fenster sang der Fink:
    „Heraus ins Freie, frisch und flink!
      Der Frühling ist ja kommen!“
    Ich ging noch in der Mauern Kluft,
    Da kam schon lind und lau die Luft
      Entgegen mir geschwommen.

    Und wie ich schreite durch das Tor,
    Steigt jubelnd eine Lerch empor,
      Als flög sie in den Himmel.
    Lustwandelnd lenk ich querfeldein:
    Blauveilchen duftet schon am Rain,
      Am Bach die goldne Primel.

    Wohin ich seh, die Bäume weiß
    Und laubig schon der Büsche Reis
      Und sammetgrün die Hulde.
    Und wie ich wieder steh und horch:
    Am Weiher klappert laut der Storch,
      Der Kuckuck ruft im Walde.

    So lug und lausch ich, bis von fern
    Am Himmel blinkt der Abendstern
      Und rings die Glocken gehen.
    Nun tracht ich heim; o Nachtigall,
    Da bringt mir deines Liedes Hall
      Der Nachtluft sanftes Wehen!

    Und so ich nochmals rückwärts schau,
    Erglühen Wald und Strom und Au
      Im goldnen Abendrote. --
    O Finke, deß gedenk ich lang,
    Wie mich herausgelockt dein Sang,
      Du lieber Frühlingsbote!

    Friedrich Güll




Ostern


    Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
    Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
    Im Tale grünet Hoffnungsglück!
    Der alte Winter in seiner Schwäche
    Zog sich in rauhe Berge zurück.
    Von dorther sendet er, fliehend, nur
    Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
    In Streifen über die grünende Flur;
    Aber die Sonne duldet kein Weißes;
    Überall regt sich Bildung und Streben,
    Alles will sie mit Farben beleben;
    Doch an Blumen fehlt’s im Revier,
    Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
    Kehre dich um, von diesen Höhen
    Nach der Stadt zurückzusehen.
    Aus dem hohlen, finstern Tor
    Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
    Jeder sonnt sich heute so gern;
    Sie feiern die Auferstehung des Herrn.
    Denn sie sind selber auferstanden.
    Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
    Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
    Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
    Aus der Straßen quetschender Enge,
    Aus der Kirchen ehrwürdger Nacht
    Sind sie alle ans Licht gebracht.
    Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
    Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
    Wie der Fluß, in Breit und Länge,
    So manchen lustigen Nachen bewegt;
    Und, bis zum Sinken überladen,
    Entfernt sich dieser letzte Kahn.
    Selbst von des Berges fernen Pfaden
    Blinken uns farbige Kleider an.
    Ich höre schon des Dorfs Getümmel;
    Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
    Zufrieden jauchzet groß und klein:
    Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.

    Wolfgang von Goethe

[Illustration]




Das Birkenbäumchen


    Ich weiß den Tag, es war wie heute,
    Ein erster Maitag, weich und mild,
    Und die erwachten Augen freute
    Das übersonnte Morgenbild.

    Der frohe Blick lief hin und wieder,
    Wie sammelt er die Schätze bloß?
    So pflückt ein Kind im Auf und Nieder
    Sich seine Blumen in den Schoß.

    Da sah ich dicht am Wegessaume
    Ein Birkenbäumchen einsam stehn,
    Rührend im ersten Frühlingsflaume,
    Konnt nicht daran vorübergehn.

    In seinem Schatten stand ich lange,
    Hielt seinen schlanken Stamm umfaßt
    Und legte leise meine Wange
    An seinen kühlen Silberbast.

    Ein Wind flog her, ganz sacht, und wühlte
    Im zarten Laub wie Schmeichelhand.
    Ein Zittern lief herab, als fühlte
    Das Bäumchen, daß es Liebe fand.

    Und war vorher die Sehnsucht rege,
    Hier war sie still, in sich erfüllt;
    Es war, als hätte hier am Wege
    Sich eine Seele mir enthüllt.

    Gustav Falke




Wieder vorwärts!


    Berghinan vom kühlen Grund
    Durch den Wald zum Felsenknauf
    Haucht des Frühlings holder Mund,
    Tausend Augen tun sich auf.

    Sachte zittert Reis an Reis,
    Langt hinaus, noch halb im Traum.
    Langt und sucht umher im Kreis
    Für drei grüne Blättlein Raum.

    Doch mit lautem Wellensang
    Weckt der Bach die Waldesruh;
    Mitten drin am jähen Hang
    Schläft ein Trumm von einer Fluh.

    Das einst hoch am Silberquell
    In des Berges Krone lag,
    Nieder führt an diese Stell
    Es ein solcher Frühlingstag,

    Wo es hundert Jahre blieb
    Hangen an der Eschenwurz;
    Heute reißt der junge Trieb
    Weiter es im Wassersturz.

    Dröhnend springt’s von Stein zu Stein,
    Trunken von der wilden Flut,
    Bis es dort am Wiesenrain
    Schwindelnd unter Blumen ruht.

    Du versteinte Herrlichkeit,
    O, wie tanzest du so schwer
    Mit der tollen Frühlingszeit --
    Hinter dir kein Rückweg mehr!

    Gottfried Keller




Die heilige Woche


    Als Jesus von seiner Mutter ging
    Und die große, heilige Woch anfing,
    Da hatte Maria viel Herzeleid,
    Sie fragte den Sohn mit Traurigkeit:

    „Ach Sohn, du liebster Jesu mein,
    Was wirst du am heiligen Sonntag sein?“
    „Am Sonntag werd ich ein König sein,
    Da wird man mir Kleider und Palmen streun.“

    „Ach Sohn, du liebster Jesu mein,
    Was wirst du am heiligen Montag sein?“
    „Am Montag bin ich ein Wandersmann,
    Der nirgends ein Obdach finden kann.“

    „Ach Sohn, du liebster Jesu mein,
    Was wirst du am heiligen Dienstag sein?“
    „Am Dienstag bin ich der Welt ein Prophet,
    Verkünde, wie Himmel und Erde vergeht.“

    „Ach Sohn, du liebster Jesu mein,
    Was wirst du am heiligen Mittwoch sein?“
    „Am Mittwoch bin ich gar arm und gering,
    Verkauft um dreißig Silberling.“

    „Ach Sohn, du liebster Jesu mein,
    Was wirst du am heiligen Donnerstag sein?“
    „Am Donnerstag bin ich im Speisesaal
    Das Opferlamm bei dem Abendmahl.“

    „Ach Sohn, du liebster Jesu mein,
    Was wirst du am heiligen Freitag sein?“
    „Ach Mutter, ach liebste Mutter mein,
    Könnt dir der Freitag verborgen sein!“

    „Ach Sohn, du liebster Jesu mein,
    Was wirst du am heiligen Samstag sein?“
    „Am Samstag bin ich ein Weizenkorn,
    Das in der Erde wird neu geborn.

    Und am Sonntag -- freu dich, o Mutter mein! --
    Dann werd ich vom Tod erstanden sein:
    Dann trag ich das Kreuz mit der Fahn in der Hand,
    Dann siehst du mich wieder im Gloriestand.“

    Volksmund




Da Jesus in den Garten ging


    Da Jesus in den Garten ging
    Und ihm sein bittres Leiden anfing,
    Da trauert alles, was da was,
    Es trauert alles Laub und Gras.

    Maria, die hört ein Hämmerlein klingen:
    O weh, o weh, meins lieben Kindes!
    O weh, o weh, meins Herzen ein Kron,
    Mein Sohn, mein Sohn will mich verlon.

    Maria kam unter das Kreuz gegangen,
    Sie sah ihr liebs Kind vor ihr hangen
    An einem Kreuz, was ihr nit lieb,
    Maria war das Herz betrübt.

    „Johannes, liebster Diener mein,
    Laß dir mein Mutter befohlen sein!
    Nimm s’ bei der Hand, führ s’ weit hintan,
    Daß sie nit seh mein Marter an!“

    „Ach Herr, das will ich gerne tun,
    Ich will sie führen also schön,
    Ich will sie trösten also wohl,
    Wie ein Kind sein Mutter trösten soll.“

    Nun bieg dich, Baum! Nun bieg dich, Ast!
    Mein Kind hat weder Ruh noch Rast.
    Nun bieg dich, Laub! Nun bieg dich, Gras!
    Laßt euch zu Herzen gehen das!

    Die Feigenbäum, die bogen sich,
    Die harten Felsen zerkloben sich,
    Die Sonne verlor ihren güldnen Schein,
    Die Vögel ließen ihr Singen sein.

    Volksmund




Golgatha


    Das Land lag wie aus Glas gesponnen um mich,
    So rein, so klardurchsichtig war die Luft.
    Ich stand auf einem sanften Heidehügel
    In meiner Heimatinsel Schleswig-Holstein.
    Rings Sonne; eine weite, leere Aussicht.
    Die Himmelsschlüssel blühen überall,
    Vergißmeinnicht und gelber Löwenzahn.
    Der Tod hat sich ins Kraut zum Schlaf gestreckt,
    Reumütig liegt die Sense neben ihm.
    Kein Pflügerruf, kein Vogel läßt sich hören,
    Kein Wagen ringt sich durch den dicken Sand,
    Die Mühle selbst hält Rast: es ist Karfreitag.

    Auf meinem kleinen Berge stehn drei Kiefern,
    Ich schreite ab: sechs Fuß weit voneinander.
    An eine dieser Kiefern dann gelehnt,
    Sah ich hinab in all die stille Landschaft
    Und freute mich des wundervollen Friedens.
    Ein Schwarm von Eintagsfliegen nur gab Leben,
    Von feuchtem Ort im Wind hierhergetrieben.
    Er hob und senkte sich vor mir wie Rauch,
    Glückselig in der Freude seines Daseins.
    Mich drückt die Frühlingsluft, ich sitze nieder.
    Der Mittag kam, ich saß noch immer da.
    Die Sonne sticht, die Frühlingsluft wird schwerer,
    Ich werde müde, Träume tun sich auf:

    Aus den drei deutschen Kiefern werden Pinien,
    Und die drei Pinien wandeln sich zu Palmen,
    Und seltsam ändert sich um mich die Gegend:
    Im Westen, Osten steigen Mauern auf,
    Ein Tempel schimmert auf, ein Rathaus auf,
    Fern eine fremde, nie gesehne Stadt:
    Jerusalem! Die Burg Antonia,
    Der Schloßbau von Herodes mit den Türmen,
    Und Josaphat, das Tal mit seinem Kidron,
    Gethsemane, der Ölberg, Golgatha!
    Vor allen Toren glänzen Villen, Gärten,
    Springbrunnen klatschen in die Marmorbecken,
    Und Säulenhallen stehn: Jerusalem!
    Der Schmerzensweg, die ~via dolorosa~.
    Und zieht den Weg nicht eine große Schar?
    Grad auf mich zu? Und zieht nach Golgatha?
    Steh ich auf Golgatha, der heiligen Stätte?

    Laut schiebt sich, stößt sich alles durcheinander,
    Barone, Priester, Staatsanwälte, Bader,
    Doctores: Pöbel aller Stände folgt
    Dem blassen, zarten Mann, der vorne geht.
    Von bernsteingelben Haaren eingerahmt
    Ist sein Gesicht; und große braune Augen
    Schaun traurig, starr, verlassen in die Menge,
    Die tobend, lachend, lärmend ihn umdrängt.
    Und plötzlich bin ich auch mit im Gewühl,
    Und höhne, lache mit ...

    Und der die bernsteingelben Haare hat,
    Der blasse Mann schleppt sich mit einem Schragen,
    Bis ihn die Kraft verläßt; er sinkt zusammen.
    Ein andrer, stärkrer, nimmt die Last ihm ab,
    Und weiter zieht der Zug nach Golgatha.
    Und alles, was uns nun entgegenkommt,
    Hält an: ein General, ein Bärenführer,
    Die Purpursänfte einer Edeldame,
    Der Bauer, der sein Kalb zu Markte treibt,
    Mit Staatsdepeschen ein Kurier aus Rom,
    Die alte Semmelfrau von Jericho,
    Ein Handwerksbursch, zuletzt ein Trupp Soldaten,
    Der eben von der Felddienstübung heimkehrt.
    Und alles lacht und johlt und kreischt und brüllt:
    „Hurra, da bringen sie den Judenkönig!“
    Und trollt sich weiter auf dem Weg zur Stadt.
    Und eine Geierschar, in Wolkenhöhe,
    Gibt, langsam kreisend, unserm Zug Geleit.

    Zwei Zimmerleute fügen aus den Kiefern,
    Aus den drei Kiefern, meinen lieben Kiefern,
    Drei plumpe, rohbehaune, kurze Kreuze.
    Wir stürzen uns auf Jesum, packen ihn,
    Wir schlagen ihn mit Nägeln an die Äste.
    Und ein Geschrei klagt gräßlich in die Welt
    Hinauf, so gräßlich, wie’s ein Mensch ausstößt,
    Dem mit Gewalt ein großer rostiger Nagel
    Durch Hand und Fuß gehämmert wird ...

    Und Jesus senkt die bernsteingelben Haare,
    Daß sie sein blutiges Gesicht verdecken:
    „Mich dürstet!“ Ein Soldat der deutschen Wache
    Steckt den getränkten Schwamm auf seinen Spieß
    Und läßt den Heiland voll Erbarmen trinken.
    Und Barrabas erscheint, der Gassendichter,
    Der wegen Straßenraubs verurteilt saß,
    Doch den das Volk losbat, und grinst hinauf:
    „Ja, hättest du, wie unsereins, verstanden,
    Den Leuten Spaß zu machen, alter Freund,
    Du hingest nicht, ein schwerer Sack, am Holz;
    Kerl, dein Genie hat dich ans Kreuz gebracht!“
    Und Jesus senkt die bernsteingelben Haare,
    Daß sie sein blutiges Gesicht verdunkeln.

    Ein rabenschwarz Gewölk kriecht vor die Sonne,
    Nur einen schmalen, grellen Lichtrand lassend,
    Der dem Erlöser in die Augen blinkt.
    Ein Blick der Liebe trifft uns, seine Quäler,
    Ein Schimmer, der uns anglänzt wie erstarrt,
    Und Jesus schreit, der Marterpfahl erbebt,
    Schreit: „~Eli, Eli, lama asabthani!~“

    Da: seht doch, seht! da jagt, von Straßenstaub
    Verhüllt, jetzt wieder frei, jagt einer her,
    In rasender Karriere jagt er her.
    Sein Helm stürzt ab, sein Haar fliegt lang ihm nach.
    Er spornt den Hengst auf unsern Blutplatz zu,
    Er schwenkt ein weißes Tuch, er schwenkt’s, er schwenkt’s,
    Er setzt die Zinken ein zum äußersten Sprung
    Auf unsern Hügel, an der Kante kommt
    Des Fuchses wilde Mähnenwelle hoch:
    Der Adjutant von Pontius Pilatus.
    Er und sein Syrer, wie getüncht von Schweiß,
    Brechen zusammen, und ein Wort springt hörbar
    Aus diesem wüsten Knäul von Mann und Gaul:
    „Begnadigt!“

    Stracks klettert einer das Gebälk hinan:
    Er hebt die bernsteingelben Haare Jesu
    Ihm von den Augen -- er ist tot.

    Auf meinem kleinen Berge stehn drei Kiefern,
    Sie stehen noch; sechs Fuß weit voneinander.
    An eine dieser Kiefern angelehnt,
    Sah ich hinab in all die stille Landschaft
    Und freute mich des wundervollen Friedens.
    Ein Schwarm von Eintagsfliegen nur gab Leben,
    Glückselig in der Freude seines Daseins.

    Detlev von Liliencron




Karfreitag


    Jesus Christus erhub die gebrochenen Augen gen Himmel,
    Rufte mit lauter Stimme, nicht eines Sterbenden Stimme,
    Mit des Allmächtigen, der sich, das Staunen der Endlichkeiten,
    Freigehorsam dem Mittlertod hingab, er rufte:
    „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
    Und die Himmel bedeckten ihr Angesicht vor dem Geheimnis.
    Schnell ergriff ihn, allein zum letzten Male, der Menschheit
    Ganzes Gefühl. Er rufte mit lechzender Zunge: „Mich dürstet!“
    Ruft’s, trank, dürstete, bebte, ward bleicher, blutete, rufte:
    „Vater, in deine Hände befehl ich meine Seele!“
    Dann --: „Gott, Mittler, erbarme dich unser! -- Es ist vollendet!“
    Und er neigte sein Haupt und starb.

    F. G. Klopstock




Die Steine werden zeugen


    Der Ostermorgen lächelt,
    Ein Bräutgam, in die Welt,
    Vom Frühlingsduft gefächelt,
    Steigt er aus seinem Zelt.

    Und rings herum das Schweigen!
    Der Wald, er steht so still;
    Kein Blümlein sich verneigen,
    Kein Blättchen rauschen will.

    Im fernen Kirchlein singet
    Die fromme Christenschar;
    Da von den Steinen klinget
    Das Echo wunderbar.

    Als wenn aus Bergestiefen
    Das Singen kläng hervor,
    Als wenn die Felsen riefen:
    „Er lebt! er lebt!“ im Chor.

    „Er lebt! er lebt!“ da lauschen
    Die Blümlein, neigen sich,
    Da bücket sich mit Rauschen
    Der Wald so feierlich.

    Und mächtger immer wieder:
    „Er lebt! er lebt!“ vom Stein --
    Mir läuft ein Schauer nieder
    Im tiefsten Mark und Bein;

    Und denk -- und muß mich beugen --
    Was dort geschrieben ist:
    Die Steine werden zeugen,
    Wenn mich der Mensch vergißt.

    Otto Ludwig




Auferstanden


    Durchs Fenster scheint der Maientag,
    Ich schließe die Augenlider
    Und horche -- das ist Lerchenschlag!
      O, endlich wieder!

    Ich lausche, wie des Windes Hauch
    Dahinrauscht durch die Zweige,
    Es keimen Blüten an jedem Strauch,
      Auf jedem Steige.

    Da rührt mich Wonne allzumal,
    Ich schließe die Augenlider --
    Ich fühl es wie ein Sonnenstrahl;
      Ich lebe wieder!

    Es singt die Lerche noch immer fort,
    Mein Herze möcht zerspringen,
    Ich lasse verstummen Wort um Wort -- --
      Und laß sie singen!

    Karl Stieler




Osterhäslein


    Drunten an den Gartenmauern
    Hab ich sehn das Häslein lauern.
        Eins, zwei, drei:
        Legt’s ein Ei,
    Lang wird’s nimmer dauern.

    Kinder, laßt uns niederducken!
    Seht ihr’s ängstlich um sich gucken? --
        Ei, da hüpft’s --
        Und dort schlüpft’s
    Durch die Mauerluken.

    Und nun sucht in allen Ecken,
    Wo die schönen Eier stecken,
        Rot und blau,
        Grün und grau
    Und mit Marmelflecken!

    Friedrich Güll

[Illustration]




Eine Frühlingsnacht


    Im Zimmer drinnen ist’s so schwül;
    Der Kranke liegt auf dem heißen Pfühl.

    Im Fieber hat er die Nacht verbracht;
    Sein Herz ist müde, sein Auge verwacht.

    Er lauscht auf der Stunden rinnenden Sand;
    Er hält die Uhr in der weißen Hand.

    Er zählt die Schläge, die sie pickt,
    Er forschet, wie der Weiser rückt;

    Es fragt ihn, ob er noch leb vielleicht,
    Wenn der Weiser die schwarze Drei erreicht,

    Die Wartfrau sitzt geduldig dabei,
    Harrend, bis alles vorüber sei. --

    Schon auf dem Herzen drückt ihn der Tod;
    Und draußen dämmert das Morgenrot.

    An die Fenster klettert der Frühlingstag,
    Mädchen und Vögel werden wach.

    Die Erde lacht in Liebesschein,
    Pfingstglocken läuten das Brautfest ein,

    Singende Burschen ziehn übers Feld
    Hinein in die blühende, klingende Welt. --

    Und immer stiller wird es drin;
    Die Alte tritt zum Kranken hin.

    Der hat die Hände gefaltet dicht;
    Sie zieht ihm das Laken übers Gesicht.

    Dann geht sie fort. Stumm wird’s und leer,
    Und drinnen wacht kein Auge mehr.

    Theodor Storm




Das Mädchen aus der Fremde


    In einem Tal bei armen Hirten
    Erschien mit jedem jungen Jahr,
    Sobald die ersten Lerchen schwirrten,
    Ein Mädchen, schön und wunderbar.

    Sie war nicht in dem Tal geboren,
    Man wußte nicht, woher sie kam;
    Und schnell war ihre Spur verloren,
    Sobald das Mädchen Abschied nahm.

    Beseligend war ihre Nähe,
    Und alle Herzen wurden weit;
    Doch eine Würde, eine Höhe
    Entfernte die Vertraulichkeit.

    Sie brachte Blumen mit und Früchte,
    Gereift auf einer andern Flur,
    In einem andern Sonnenlichte,
    In einer glücklichern Natur.

    Und teilte jedem eine Gabe,
    Dem Früchte, jenem Blumen aus;
    Der Jüngling und der Greis am Stabe,
    Ein jeder ging beschenkt nach Haus.

    Willkommen waren alle Gäste;
    Doch nahte sich ein liebend Paar,
    Dem reichte sie der Gaben beste,
    Der Blumen allerschönste dar.

    Friedrich v. Schiller




Frühlings Begräbnis


    Horch! Vom Hügel welch ein sanfter Klang
    Säuselt fernher durch die nächtgen Schatten?
    Elfenscharen ziehn den Wald entlang,
    Die mit Klaggesang
    Ihren Freund, den toten Lenz, bestatten.

    Schöner Jüngling! Wie er lieblich ruht,
    Schlummerstill auf seiner Veilchenbahre!
    Allzuschwer mit sommerlicher Wut
    Traf ihn Sonnenglut
    Und ihm sank das Haupt, das morgenklare.

    Blumen in der Hand, die er geliebt,
    Kleine, rote Fackeln leise schwingend,
    Ziehn die Geister, die sein Tod betrübt,
    Sonst im Flug geübt,
    Heute schrittweis, Totenlieder singend.

    Stumm in Wehmut schaut der Mond herab,
    Und es schluchzen alle Nachtigallen.
    Wo er oftmals seine Feste gab,
    Senkt man ihn hinab,
    Und die bleichen Silberflöre wallen.

    Und ein Specht klopft an den Föhrenstamm
    Und beginnt den Grabspruch ihm zu halten:
    „Stillt die Tränen, tröstet euern Gram!
    Der stirbt wonnesam,
    Der in blühnder Jugend darf erkalten.

    Glaubet mir, der lang die Welt gesehn:
    Den ihr heut hier unter Blumen bettet,
    Neu und ewig wird er auferstehn.
    Nimmer kann vergehn,
    Wer die Welt aus Winterbanden rettet.“

    Als so weihevoll der Alte sprach,
    Lauter schluchzte da das Grabgesinde,
    Und die Elfenfürstin seufzt ein „Ach!“
    Ihrem Liebling nach
    Warf sie in die Gruft die goldne Binde.

    Horch! Vom Hügel welch ein wilder Klang?
    Finster hat Gewölk den Mond verschattet.
    Ein Gewitter zieht den Wald entlang,
    Und zerstoben bang
    Ist das Häuflein, das den Lenz bestattet.

    Paul Heyse




Künftiger Frühling


    Wohl blühet jedem Jahre
    Sein Frühling mild und licht,
    Auch jener große, klare,
    Getrost! er fehlt dir nicht;
    Er ist dir noch beschieden
    Am Ziele deiner Bahn,
    Du ahnest ihn hienieden
    Und droben bricht er an.

    Ludwig Uhland

[Illustration]




Der deutsche Spielmann


herausgegeben von +Ernst Weber+, eine großangelegte Auswahl aus dem
Schatze deutscher Dichtung für Jugend und Volk, schöpft aus dem Besten
deutscher Erzählungs- und Verskunst unter Beschränkung auf das Volks-
und Jugendtümliche. Die Sammlung gliedert sich in 40 Einzelbände,
von denen jeder ein in sich geschlossenes Ganzes bildet und von
einem Künstler illustriert ist, dessen Eigenart dem Charakter des
jeweiligen Stoffgebietes ungezwungenen Ausdruck verleiht. Die Sammlung
eignet sich wie kaum ein zweites Werk zur Anschaffung für öffentliche
Bibliotheken, als Mittel zur Belebung des Schulunterrichts und für die
Familienbücherei. +Der deutsche Spielmann hofft, zum eisernen Bestand
jeder Volks- und Jugendbücherei zu werden.+ Er huldigt ja nicht einer
vorübergehenden Mode des Tages. Er schöpft aus dem aufgespeicherten
Schatz der Jahrhunderte und wird darum auch seine Geltung für das
Jahrhundert behalten. In neuer Bearbeitung liegen bis Ende Mai 1924 vor:

  Bd.  3 Wald (W. Weingärtner)
  „    4 Hochland (Franz Hoch)
  „    6 Helden (W. Weingärtner)
  „    7 Schalk (Julius Diez)
  „    9 Arbeiter (Gg. O. Erler)
  „   11 Sänger (Hans Röhm)
  „   12 Frühling (H. v. Volkmann)
  „   13 Sommer (Edmund Steppes)
  „   14 Herbst (Karl Biese)
  „   15 Winter (Karl Biese)
  „   16 Gute alte Zeit (Rud. Schiestl)
  „   17 Himmel und Hölle (Jul. Diez)
  „   18 Stadt und Land (J. V. Cissarz)
  „   19 Bach und Strom (E. Liebermann)
  „   21 Arme und Reiche (J. Widnmann)
  „   22 Abenteurer (Rud. Schiestl)
  „   29 Blumen und Bäume (R. Sieck)
  „   35 Tierwelt (Ludwig Werner)
  „   39 Riesen und Zwerge (R. Schiestl)
  „   40 Fabelreich (Ernst Weber)

Im August 1924 werden sich anschließen:

  Bd.  5 Meer (J. V. Cissarz)
  „   10 Soldaten (Gg. O. Erler)
  „   20 Heide (Adalbert Holzer)
  „   34 Vaterland (W. Roegge jun.)
  „   38 Tag und Nacht (Otto Bauriedl)

Hinter den Band-Titeln ist der Name des illustrierenden Künstlers
jeweils in Klammern beigefügt. Folgende Bändchen der Sammlung stehen
noch aus:

  Bd.  1 Kindheit (E. Kreidolf)
  „    2 Wanderer (J. V. Cissarz)
  „    8 Legenden (G. A. Stroedel)
  „   23 Germanentum (H. Röhm)
  „   24 Mittelalter (H. Schroedter)
  „   25 Zeit d. Wandlungen (C. Roesch)
  „   26 Neuzeit (Angelo Jank)
  „   27 Gespenster (Julius Diez)
  „   28 Tod (Matthäus Schiestl)
  „   30 Nordland (Rudolf Koch-Hanau)
  „   31 Italien (Hans Volkert)
  „   32 Hellas (Karl Bauer)
  „   33 Fremde Zonen (H. Volkert)
  „   36 Menschenherzen (Rud. Schiestl)
  „   37 Glück u. Trost (H. Schwegerle)

Auch die je vier Bände vereinigenden Sammelbände in schönem farbigen
Ganzleinenband werden wiederum neu ausgegeben, und zwar liegen bis Mai
1923 vor die Bände „Deutsches Jahr“, „Deutsche Gestalten“ u. „Deutsche
Natur“ (je 5 Mk.). Im August folgt die Ausgabe der Sammelbände
„Deutsche Heimat“, „Deutsches Land“ und „Deutsches Volk“.





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