Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter

By Clemens Brentano

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Nationalgesichter, by Clemens Brentano

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Title: Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter

Author: Clemens Brentano

Posting Date: June 7, 2009 [EBook #4502]
Release Date: October, 2003
First Posted: January 26, 2002

Language: German


*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE MEHREREN WEHMULLER ***




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Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter

Clemens Brentano



Gegen Ende des Sommers, während der Pest in Kroatien, hatte Herr
Wehmüller, ein reisender Maler, von Wien aus einen Freund besucht,
der in dieser östreichischen Provinz als Erzieher auf dem Schlosse
eines Grafen Giulowitsch lebte.  Die Zeit, welche ihm seine Geschäfte
zu dem Besuche erlaubten, war vorüber.  Er hatte von seiner jungen
Frau, welche ihm nach Siebenbürgen vorausgereist war, einen Brief aus
Stuhlweißenburg erhalten, daß er sie nicht mehr länger allein lassen
möge; es erwarte ihn das Offizierkorps des dort liegenden
hochlöblichen ungarischen Grenadier--und Husarenregiments sehnsüchtig,
um, von seiner Meisterhand gemalt, sich in dem Andenken
mannigfaltiger schöner Freundinnen zu erhalten, da ein naher
Garnisonswechsel manches engverknüpfte Liebes--und Freundschaftsband
zu zerreißen drohte.  Dieser Brief brachte den Herrn Wehmüller in
große Unruhe, denn er war viermal so lange unterwegs geblieben als
gewöhnlich und dermaßen durch die Quarantäne zerstochen und
durchräuchert worden, daß er die ohnedies nicht allzu leserliche Hand
seiner guten Frau, die mit oft gewässerter Dinte geschrieben hatte,
nur mit Mühe lesen konnte.  Er eilte in die Stube seines Freundes
Lury und sagte zu ihm: "Ich muß gleich auf der Stelle fort nach
Stuhlweißenburg, denn die hochlöblichen Grenadier--und
Husarenregimenter sind im Begriff, von dort abzuziehen; lesen Sie,
der Brief ist an fünf Wochen alt."  Der Freund verstand ihn nicht,
nahm aber den Brief und las.  Wehmüller lief sogleich zur Stube
hinaus und die Treppe hinab in die Hauskapelle, um zu sehen, ob er
die 39 Nationalgesichter, welche er in öl gemalt und dort zum
Trocknen aufgehängt hatte, schon ohne große Gefahr des Verwischens
zusammenrollen könne.  Ihre Trockenheit übertraf alle seine Erwartung,
denn er malte mit Terpentinfirnis, welcher trocken wird, ehe man
sich umsieht.  Was übrigens diese 39 Nationalgesichter betrifft,
hatte es mit ihnen folgende Bewandtnis: Sie waren nichts mehr und
nichts weniger als 39 Porträts von Ungaren, welche Herr Wehmüller
gemalt hatte, ehe er sie gesehen.  Er pflegte solcher
Nationalgesichter immer ein halb Hundert fertig bei sich zu führen.
Kam er in einer Stadt an, wo er Gewinn durch seine Kunst erwartete,
so pflegte er öffentlich ausschellen oder austrommeln zu lassen: der
bekannte Künstler, Herr Wehmüller, sei mit einem reichassortierten
Lager wohlgetroffener Nationalgesichter angelangt und lade diejenigen
unter einem hochedlen Publikum, welche ihr Porträt wünschten,
untertänigst ein, sich dasselbe, Stück vor Stück zu einem Dukaten in
Gold, selbst auszusuchen.  Er fügte sodann noch, durch wenige
Meisterstriche, einige persönliche Züge und Ehrennarben oder die
Individualität des Schnurrbartes des Käufers unentgeltlich bei; für
die Uniform aber, welche er immer ausgelassen hatte, mußte nach
Maßgabe ihres Reichtums nachgezahlt werden.  Er hatte diese
Verfahrungsart auf seinen Kunstreisen als die befriedigendste für
sich und die Käufer gefunden.  Er malte die Leute nach Belieben im
Winter mit aller Bequemlichkeit zu Haus und brachte sie in der
schönen Jahreszeit zu Markte.  So genoß er des großen Trostes, daß
keiner über Unähnlichkeit oder langes Sitzen klagen konnte, weil sich
jeder sein Bildnis fertig nach bestimmtem Preise, wie einen Weck auf
dem Laden, selbst aussuchte.  Wehmüller hatte seine Gattin
vorausgeschickt, um seine Ankunft in Stuhlweißenburg vorzubereiten,
während er seinen Vorrat von Porträts bei seinem Freunde Lury zu der
gehörigen Menge brachte; er mußte diesmal in vollem Glanze auftreten,
weil er in einer Zeitung gelesen.  Ein Maler Froschauer aus
Klagenfurt habe dieselbe Kunstreise vor.  Dieser aber war bisher sein
Antagonist und Nebenbuhler gewesen, wenn sie sich gleich nicht
kannten, denn Froschauer war von der entgegengesetzten Schule; er
hatte nämlich immer alle Uniformen voraus fertig und ließ sich für
die Gesichter extra bezahlen.

Schon hatte Wehmüller die 39 Nationalgesichter zusammengerollt in
eine große, weite Blechbüchse gesteckt, in welcher auch seine Farben
und Pinsel, ein paar Hemden, ein Paar gelbe Stiefelstulpen und eine
Haarlocke seiner Frau Platz fanden; schon schnallte er sich diese
Büchse mit zwei Riemen wie einen Tornister auf den Rücken, als sein
Freund Lury hereintrat und ihm den Brief mit den Worten zurückgab:
"Du kannst nicht reisen; soeben hat ein Bauer hier auf dem Hofe
erzählt, daß er vor einigen Tagen einen Fußreisenden begleitet habe,
und daß dieser der letzte Mensch gewesen sei, der über die Grenze
gekommen, denn auf seinem Rückwege hierher habe er, der Bote, schon
alle Wege vom Pestkordon besetzt gefunden."  Wehmüller aber ließ sich
nicht mehr zurückhalten, er schob seine Palette unter den
Wachstuchüberzug auf seinen runden Hut, wie die Bäcker in den Zipfel
ihrer gestrickten spitzen Mützen eine Semmel zu stecken pflegen, und
begann seinen Reisestab zusammenzurichten, der ein wahres Wunder der
Mechanik, wenn ich mich nicht irre, von der Erfindung des Mechanikus
Eckler in Berlin, war; denn er enthielt erstens: sich selbst, nämlich
einen Reisestock; zweitens: nochmals sich selbst, einen Malerstock;
drittens: nochmals sich selbst, einen Meßstock; viertens: nochmals
sich selbst, ein Richtscheit; fünftens: nochmals sich selbst, ein
Blaserohr; sechstens: nochmals sich selbst, ein Tabakspfeifenrohr;
siebentens: nochmals sich selbst, einen Angelstock; darin aber waren
noch ein Stiefelknecht, ein Barometer, ein Thermometer, ein
Perspektiv, ein Zeichenstuhl, ein chemisches Feuerzeug, ein Reißzeug,
ein Bleistift und das Brauchbarste von allem, eine approbierte
hölzerne Hühneraugenfeile, angebracht; das Ganze aber war so
eingerichtet, daß man die Masse des Inhalts durch den Druck einer
Feder aus diesem Stocke, wie aus einer Windbüchse, seinem Feind auf
den Leib schießen konnte.  Während Wehmüller diesen Stock
zusammenrichtete, machte Lury ihm die lebhaftesten Vorstellungen
wegen der Gefahr seiner Reise, aber er ließ sich nicht halten.  "So
rede wenigstens mit dem Bauer selbst", sprach Lury; das war Wehmüller
zufrieden und ging, ganz zum Abmarsche fertig, hinab.  Kaum aber
waren sie in die Schenke getreten, als der Bauer zu ihm trat und, ihm
den ärmel küssend, sagte: "Nu, gnädiger Herr, wie kommen wir schon
wieder zusammen?  Sie hatten ja eine solche Eile nach Stuhlweißenburg,
daß ich glaubte, Euer Gnaden müßten bald dort sein."  Wehmüller
verstand den Bauer nicht, der ihm versicherte, daß er ihn, mit
derselben blechernen Büchse auf dem Rücken und demselben langen
Stocke in der Hand, nach der ungarischen Grenze geführt habe, und
zwar zu rechter Zeit, weil kurz nachher der Weg vom Pestkordon
geschlossen worden sei, wobei der Mann ihm eine Menge einzelne
Vorfälle der Reise erzählte, von welchen, wie vom ganzen, Wehmüller
nichts begriff.  Da aber endlich der Bauer ein kleines Bild hervorzog
mit den Worten: "Haben Euer Gnaden mir dieses Bildchen, das in Ihrer
Büchse keinen Platz fand, nicht zu tragen gegeben, und haben es Euer
Gnaden nicht in der Eile der Reise vergessen?"--ergriff Wehmüller das
Bild mit Heftigkeit.  Es war das Bild seiner Frau, ganz wie von ihm
selbst gemalt, ja der Name Wehmüller war unterzeichnet.  Er wußte
nicht, wo ihm der Kopf stand.  Bald sah er den Bauer, bald Lury, bald
das Bild an, "Wer gab dir das Bild?" fuhr er den Bauer an.  "Euer
Gnaden selbst", sagte dieser; "Sie wollten nach Stuhlweißenburg zu
Ihrer Liebsten, sagten Euer Gnaden, und das Botenlohn sind mir Euer
Gnaden auch schuldig geblieben."--"Das ist erlogen!" schrie Wehmüller.
"Es ist die Wahrheit!" sagte der Bauer.  "Es ist nicht die Wahrheit!"
sagte Lury, "denn dieser Herr ist seit vier Wochen nicht hier
weggekommen und hat mit mir in einer Stube geschlafen."  Der Bauer
aber wollte von seiner Behauptung nicht abgehen und drang auf die
Bezahlung des Botenlohns oder auf die Rückgabe des Porträts, welches
sein Pfand sei, und dem er, wenn er nicht bezahle, einen Schimpf
antun wolle.  Wehmüller ward außer sich.

"Was?" schrie er, "ich soll für einen andern das Botenlohn zahlen
oder das Porträt meiner Frau beschimpfen lassen?  Das ist entsetzlich!"
Lury machte endlich den Schiedsrichter und sagte zu dem Bauer:
"Habt Ihr diesen Herrn über die Grenze gebracht?"--"Ja!" sagte der
Bauer.  "Wie kommt er dann wieder hierher, und wie war er die ganze
Zeit hier?" erwiderte Lury.  "Ihr müßt ihn daher nicht recht tüchtig
hinüber gebracht haben und könnt für so schlechte Arbeit kein
Botenlohn begehren; bringt ihn heute nochmals hinüber, aber dermaßen,
daß auch kein Stümpfchen hier in Kroatien bleibt, und laßt Euch
doppelt bezahlen."  Der Bauer sagte: "Ich bin es zufrieden, aber es
ist doch eine sehr heillose Sache; wer von den beiden ist nun der
Teufel, dieser gnädige Herr oder der andre?  Es könnte mich dieser,
der viel widerspenstiger scheint, vielleicht gar mit über die Grenze
holen, auch ist der Weg jetzt gesperrt, und der andre war der letzte;
ich glaube doch, er muß der Teufel gewesen sein, der bei der Pest zu
tun hat."--"Was", schrie Wehmüller, "der Teufel mit dem Porträt
meiner Frau!  Ich werde verrückt; gesperrt oder nicht gesperrt, ich
muß fort, der scheußlichste Betrug muß entdeckt werden.  Ach, meine
arme Frau, wie kann sie getäuscht werden!  Adie, Lury, ich brauche
keinen Boten, ich will schon allein finden."  Und somit lief er zum
offnen Hoftore mit solcher Schnelligkeit hinaus, daß ihn weder der
nachlaufende Bauer noch das Geschrei Lurys einholen konnte.

Nach dieser Szene trat der Graf Giulowitsch, der Prinzipal Lurys, aus
dem Schlosse, um auf seinen Finkenherd zu fahren.  Lury erzählte ihm
die Geschichte, und der Graf, neugierig, mehr von der Sache zu hören,
bestieg seinen Wurstwagen und fuhr dem Maler in vollem Trabe nach;
das leichte Fuhrwerk, mit zwei raschen Pferden bespannt, flog über
die Stoppelfelder, welche einen festeren Boden als die moorichte
Landstraße darboten.  Bald war der Maler eingeholt, der Graf bat ihn,
aufzusitzen, mit dem Anerbieten, ihn einige Meilen bis an die Grenze
seiner Güter zu bringen, wo er noch eine halbe Stunde nach dem
letzten Grenzdorf habe.  Wehmüller, der schon viel Grund und Boden an
seinen Stiefeln hängen hatte, nahm den Vorschlag mit untertänigstem
Dank an.  Er mußte einige Züge alten Slibowitz aus des Grafen
Jagdflasche tun und fand dadurch schon etwas mehr Mut, sich selbst
auf der eignen Fährte zu seiner Frau nachzueilen.  Der Graf fragte
ihn, ob er denn niemand kenne, der ihm so ähnlich sei und so malen
könne wie er.  Wehmüller sagte nein, und das Porträt ängstige ihn am
meisten, denn dadurch zeige sich eine Beziehung des falschen
Wehmüllers auf seine Frau, welche ihm besonders fatal werden könne.
Der Graf sagte ihm, der falsche Wehmüller sei wohl nur eine Strafe
Gottes für den echten Wehmüller, weil dieser alle Ungarn über einen
Leisten male; so gäbe es jetzt auch mehrere Wehmüller über einen
Leisten.  Wehmüller meinte, alles sei ihm einerlei, aber seine Frau,
seine Frau, wenn die sich nur nicht irre.  Der Graf stellte ihm
nochmals vor, er möge lieber mit ihm auf seinen Finkenherd und dann
zurückfahren; er gefährde, wenn er auch höchst unwahrscheinlich den
Pestkordon durchschleichen sollte, jenseits an der Pest zu sterben.
Wehmüller aber meinte: "Ein zweiter Wehmüller, der zu meiner Frau
reist, ist auch eine Pest, an der man sterben kann", und er wolle so
wenig als die Schneegänse, welche schreiend über ihnen hinstrichen,
den Pestkordon respektieren; er habe keine Ruhe, bis er bei seiner
Tonerl sei.  So kamen sie bis auf die Grenze der Giulowitschschen
Güter, und der Graf schenkte Wehmüllern noch eine Flasche Tokaier mit
den Worten: "Wenn Sie diese ausstechen, lieber Wehmüller, werden Sie
sich nicht wundern, daß man Sie doppelt gesehn, denn Sie selbst
werden alles doppelt sehn; geben Sie uns so bald als möglich Bericht
von Ihrem Abenteuer, und möge Ihre Gemahlin anders sehen, als der
Bauer gesehen hat.  Leben Sie wohl!"

Nun eilte Wehmüller, so schnell er konnte, nach dem nächsten Dorf,
und kaum war er in die kleine, dumpfichte Schenke eingetreten, als
die alte Wirtin, in Husarenuniform, ihm entgegenschrie: "Ha, ha! da
sind der Herr wieder zurück, ich hab es gleich gesagt, daß Sie nicht
durch den Kordon würden hinübergelassen werden."  Wehmüller sagte,
daß er hier niemals gewesen, und daß er gleich jetzt erst versuchen
wolle, durch den Kordon zu kommen.  Da lachte Frau Tschermack und ihr
Gesinde ihm ins Gesicht und behaupteten steif und fest, er sei vor
einigen Tagen hier durchpassiert, von einem Giulowitscher Bauer
begleitet, dem er das Botenlohn zu zahlen vergessen; er habe ja hier
gefrühstückt und erzählt, daß er nach Stuhlweißenburg zu seiner Frau
Tonerl wolle, um dort das hochlöbliche Offizierkorps zu malen.
Wehmüller kam durch diese neue Bestätigung, daß er doppelt in der
Welt herumreise, beinahe in Verzweiflung.  Er sagte der Wirtin mit
kurzen Worten seine ganze Lage, sie wußte nicht, was sie glauben
sollte, und sah ihn sehr kurios an.  Es war ihr nicht allzu heimlich
bei ihm.  Aber er wartete alle ihre Skrupel nicht ab und lief wie
toll und blind zum Dorfe hinaus und dem Pestkordon zu.  Als er eine
Viertelmeile auf der Landstraße gelaufen war, sah er auf dem
Stoppelfeld eine Reihe von Rauchsäulen aufsteigen, und ein angenehmer
Wacholdergeruch dampfte ihm entgegen.  Er sah bald eine Reihe von
Erdhütten und Soldaten, welche kochten und sangen; es war ein
Hauptbivouac des Pestkordons.  Als er sich der Schildwache näherte,
rief sie ihm ein schreckliches "Halt!" entgegen und schlug sogleich
ihr Gewehr auf ihn an.  Wehmüller stand wie angewurzelt.  Die
Schildwache rief den Unteroffizier, und nach einigen Minuten sprengte
ein Szekler-Husar gegen ihn heran und schrie aus der Ferne: "Wos
willstu, quid vis?  Wo kommst her, unde venis?  An welchen Ort willst
du, ad quem locum vis?  Bist du nicht vorige Woche hier durchpassiert,
es tu non altera hebdomada hic perpassatus?"  Er fragte ihn so auf
deutsch und husarenlateinisch zugleich, weil er nicht wußte, ob er
ein Deutscher oder ein Ungar sei.  Wehmüller mußte aus den letzten
Worten des Husaren abermals hören, daß er hier schon durchgereist sei,
welche Nachricht ihm eiskalt über den Rücken lief.  Er schrie sich
beinah die Kehle aus, daß er grade von dem Grafen Giulowitsch komme,
daß er in seinem Leben nicht hier gewesen.  Der Husar aber lachte und
sprach: "Du lügst, mentiris!  Hast du nicht dem Herrn Chirurg sein
Bild gegeben, non dedidisti Domino Chirurgo suam imaginem!--daß er
durch die Finger gesehen und dich passieren lassen, ut vidit per
digitos et te fecit passare!  Du bist zurückgekehrt aus den
Pestörtern, es returnatus ex pestiferatis locis!"  Wehmüller sank auf
die Knie nieder und bat, man möge den Chirurgen doch herbeirufen.

Während diesem Gespräch waren mehrere Soldaten um den Husaren herum
getreten, zuzuhören; endlich kam der Chirurg auch, und nachdem er
Wehmüllers Klagen angehört, der sich die Lunge fast weggeschrien,
befahl er ihm, sich einem der Feuer von Wacholderholz zu nähern, so
daß es zwischen ihnen beiden sei, dann wolle er mit ihm reden.
Wehmüller tat dies und erzählte ihm die ganze Aussage über einen
zweiten Wehmüller, der hier durchgereist sei, und seine große Sorge,
daß ihn dieser um all sein Glück betrügen könne, und bot dem
Chirurgen alles an, was er besitze, er möge ihm nur durchhelfen.  Der
Chirurg holte nun eine Rolle Wachsleinwand aus seiner Erdhütte, und
Wehmüller erblickte auf derselben eines der ungarischen
Nationalgesichter, grade wie er sie selbst zu malen pflegte, auch
sein Name stand drunter, und da der Chirurg sagte, ob er dies Bild
nicht gemalt und ihm neulich geschenkt habe, weil er ihn passieren
lassen, gestand Wehmüller, er würde nie dies Bild von den seinigen
unterscheiden können, aber durchpassiert sei er hier nie und habe nie
die Gelegenheit gehabt, den Herren Chirurgen zu sprechen.  Da sagte
der Chirurg: "Hatten Sie nicht heftiges Zahnweh?  Habe ich Ihnen
nicht noch einen Zahn ausgezogen für das Bild?"--"Nein, Herr Chirurg",
erwiderte Wehmüller, "ich habe alle meine Zähne frisch und gesund,
wenn Sie zuschauen wollen."  Nun faßte der Feldscher einigen Mut;
Wehmüller sperrte das Maul auf, er sah nach und gestand ihm zu, daß
er ganz ein andrer Mensch sei; denn jetzt, da er ihn weder aus der
Ferne noch von Rauch getrübt ansehe, müsse er ihm gestehen, daß der
andre Wehmüller viel glatter und auch etwas fetter sei, ja daß sie
beide, wenn sie nebeneinander ständen, kaum verwechselt werden
könnten; aber durchpassieren lassen könne er ihn jetzt doch nicht.
Es habe zuviel Aufsehens bei der Wache gemacht, und er könne Verdruß
haben; morgen früh werde aber der Kordonkommandant mit einer
Patrouille bei der Visitation hieher kommen, und da ließe sich sehen,
was er für ihn tun könne; er möge bis dahin nach der Schenke des
Dorfs zurückkehren, er wolle ihn rufen lassen, wenn es Zeit sei; er
solle auch das Bild mitnehmen und ihm den Schnauzbart etwas spitzer
malen, damit es ganz ähnlich werde.  Wehmüller bat, in seiner
Erdhütte einen Brief an sein Tonerl schreiben zu dürfen und ihm den
Brief hinüber zu besorgen.  Der Chirurg war es zufrieden.  Wehmüller
schrieb seiner Frau, erzählte ihr sein Unglück, bat sie um Gottes
willen, nicht den falschen Wehmüller mit ihm zu verwechseln und
lieber sogleich ihm entgegen zu reisen.  Der Chirurg besorgte den
Brief und gab Wehmüllern noch ein Attestat, daß seine Person eine
ganz andre sei als die des ersten Wehmüllers, und nun kehrte unser
Maler, durchgeräuchert wie ein Quarantänebrief, nach der Dorfschenke
zurück.

Hier war die Gesellschaft vermehrt, die Erzählung von dem doppelten
Wehmüller hatte sich im Dorfe und auf einem benachbarten Edelhof
ausgebreitet, und es waren allerlei Leute bei der Wirtin
zusammengekommen, um sich wegen der Geschichte zu befragen.  Unter
dieser Gesellschaft waren ein alter invalider Feuerwerker und ein
Franzose die Hauptpersonen.  Der Feuerwerker, ein Venetianer von
Geburt, hieß Baciochi und war ein Allesinallem bei dem Edelmanne, der
einen Büchsenschuß von dem Dorfe wohnte.  Der Franzose war ein
Monsieur Devillier, der, von einer alten reichen Ungarin gefesselt,
in Ungarn sitzen geblieben war; seine Gönnerin starb und hinterließ
ihm ein kleines Gütchen, auf welchem er lebte und sich bei seinen
Nachbarn umher mit der Jagd und allerlei Liebeshändeln die Zeit
vertrieb.  Er hatte gerade eine Kammerjungfer auf dem Edelhofe
besucht, der er Sprachunterricht gab, und diese hatte ihn mit dem
Hofmeister des jungen Edelmanns auf seinem Rückwege in die Schenke
begleitet, um ihrer Herrschaft von dem doppelten Wehmüller Bericht zu
erstatten.  Die Kammerjungfer hieß Nanny, und der Hofmeister war ein
geborner Wiener mit Namen Lindpeindler, ein zartfühlender Dichter,
der oft verkannt worden ist.  Die berühmteste Person von allen war
aber der Violinspieler Michaly, ein Zigeuner von etwa dreißig Jahren,
von eigentümlicher Schönheit und Kühnheit, der wegen seinem großen
Talent, alle möglichen Tänze ununterbrochen auf seiner Violine zu
erfinden und zu variieren, bei allen großen Hochzeiten im Lande
allein spielen mußte.  Er war hieher gereist, um seine Schwester zu
erwarten, die bis jetzt bei einer verstorbenen Großmutter gelebt und
nun auf der Reise zu ihm durch den Pestkordon von ihm getrennt war.
Zu diesen Personen fügte sich noch ein alter kroatischer Edelmann,
der einen einsamen Hof in der Nähe der türkischen Grenze besaß; er
übernachtete hier, von einem Kreistage zurückkehrend.  Ein Tiroler
Teppichkrämer und sein Reisegeselle, ein Savoyardenjunge, dem sein
Murmeltier gestorben war, und der sich nach Hause bettelte, machten
die Gesellschaft voll, außer der alten Wirtin, die Tabak rauchte und
in ihrer Jugend als Amazone unter den Wurmserschen Husaren gedient
hatte.  Sie trug noch den Dolman und die Mütze, die Haare in einen
Zopf am Nacken und zwei kleine Zöpfe an den Schläfen geknüpft, und
hatte hinter ihrem Spinnrad ein martialisches Ansehen.  Diese bunte
Versammlung saß in der Stube, welche zugleich die Küche und der Stall
für zwei Büffelkühe war, um den lodernden, niedern Feuerherd und war
im vollen Gespräch über den doppelten Wehmüller, als dieser in der
Dämmerung an der verschlossenen Haustüre pochte.  Die Wirtin fragte
zum Fenster hinaus, und als sie Wehmüller sah, rief sie: "Gott steh
uns bei!  Da ist noch ein dritter Wehmüller; ich mache die Türe nicht
eher auf, bis sie alle drei zusammen kommen!"

Ein lautes Gelächter und Geschrei des Verwunderns aus der Stube
unterbrach des armen Malers Bitte um Einlaß.  Er nahte sich dem
Fenster und hörte eine lebhafte Beratschlagung über sich an.  Der
kroatische Edelmann behauptete, er könne sehr leicht ein Vampyr sein
oder die Leiche des ersten an der Pest verstorbenen Wehmüllers, die
hier den Leuten das Blut aussaugen wolle; der Feuerwerker meinte, er
könne die Pest bringen, er habe wahrscheinlich den Kordon
überschritten und sei wieder zurückgeschlichen; der Tiroler bewies,
er würde niemand fressen; die Kammerjungfer verkroch sich hinter dem
Franzosen, der, nebst dem Hofmeister, die Gastfreiheit und
Menschlichkeit verteidigte.  Devillier sagte, er könne nicht erwarten,
daß eine so auserwählte Gesellschaft, in der er sich befände, jemals
aus Furcht und Aberglauben die Rechte der Menschheit so sehr
verletzen werde, einen Fremden wegen einer bloßen Grille auszusperren,
er wolle mit dem Manne reden; der Zigeuner aber ergriff in dem
allgemeinen, ziemlich lauten Wortwechsel seine Violine und machte ein
wunderbares Schariwari dazu, und da die ungarischen Bauern nicht
leicht eine Fiedel hören, ohne den Tanzkrampf in den Füßen zu fühlen,
so versammelte sich bald Horia und Klotzka vor der Schenke--was so
viel heißt als Hinz und Kunz bei uns zulande--die Mädchen wurden aus
den Betten getrieben und vor die Schenke gezogen, und sie begannen zu
jauchzen und zu tanzen.

Durch den Lärm ward der Vizegespan, des Orts Obrigkeit, herbeigelockt,
und Wehmüller brachte ihm seine Klagen und das Attestat des
Chirurgen vor, versprach ihm auch, sein Porträt unter den
Nationalgesichtern sich aussuchen zu lassen, wenn er ihm ein ruhiges
Nachtquartier verschaffe und seine Persönlichkeit in der Schenke
attestiere.  Der Vizegespan ließ sich nun die Schenke öffnen und las
drinnen das Attestat des Herren Chirurgen, das er allen Anwesenden
zur Beruhigung mitteilte.  Durch seine Autorität brachte er es dahin,
daß Wehmüller endlich hereingelassen wurde, und er nahm, um der Sache
mehr Ansehen zu geben, ein Protokoll über ihn auf, an dem nichts
merkwürdig war, als daß es mit dem Worte "sondern" anfing.  Indessen
hatten die Bauern den musikalischen Zigeuner herausgezerrt und waren
mit ihm unter die Linde des Dorfs gezogen, der Tiroler zog
hintendrein und joudelte aus der Fistel, der Savoyarde gurgelte sein
"Escoutta Gianetta" und klapperte mit dem Deckel seines leeren
Kastens den Takt dazu bis unter die Linde.  Monsieur Devillier
forderte die Kammerjungfer zu einem Tänzchen auf, und Herr
Lindpeindler gab der schönen Herbstnacht und dem romantischen
Eindruck nach.  So war die Stube ziemlich leer geworden; Wehmüller
holte seine Nationalgesichter aus der Blechbüchse, und der Vizegespan
hatte bald sein Porträt gefunden, versprach auch dem Maler ins Ohr,
daß er ihm morgen über den Kordon helfen wolle, wenn er ihm heute
nacht noch eine Reihe Knöpfe mehr auf die Jacke male.  Wehmüller
dankte ihm herzlich und begann sogleich bei einer Kienfackel seine
Arbeit.  Der Feuerwerker und der kroatische Edelmann rückten zu dem
Tisch, auf welchem Wehmüller seine Flasche Tokaier preisgab; die
Herren drehten sich die Schnauzbärte, steckten sich die Pfeifen an
und ließen es sich wohlschmecken.  Der Vizegespan sprach von der
Jagdzeit, die am St. Egiditag, da der Hirsch in die Brunst gehe,
begonnen habe, und daß er morgen früh nach einem Vierzehnender
ausgehen wolle, der ihm großen Schaden in seinem Weinberge getan;
zugleich lud er Herrn Wehmüller ein, mitzugehen, wobei er ihm auf den
Fuß trat.  Wehmüller verstand, daß dies ein Wink sei, wie er ihm über
den Kordon helfen wolle, und wenn ihm gleich nicht so zumute war,
gern von Hirschgeweihen zu hören, nahm er doch das Anerbieten mit
Dank an, nur bat er sich die Erlaubnis aus, nach der Rückkehr das
Bild des Herrn Vizegespans in seinem Hause fertig malen zu dürfen.
Der kroatische Edelmann und der Feuerwerker sprachen nun noch
mancherlei von der Jagd, und wie der Wein so vortrefflich stehe,
darum sei das Volk auch so lustig; wenn der unbequeme Pestkordon nur
erst aufgelöst sei; aller Verkehr sei durch ihn gestört, und der
Kordon sei eigentlich ärger als die Pest selbst.  "Es wird bald aus
sein mit dem Kordon", sagte der Kroate, "die Kälte ist der beste
Doktor, und ich habe heute an den Eicheln gesehen, daß es einen
strengen Winter geben wird; denn die Eicheln kamen heuer früh und
viel, und es heißt von den Eicheln im September:

  Haben sie Spinnen, so kömmt ein bös Jahr,
  Haben sie Fliegen, kömmt Mittelzeit zwar,
  Haben sie Maden, so wird das Jahr gut,
  Ist nichts darin, so hält der Tod die Hut,
  Sind die Eicheln früh und sehr viel,
  So schau, was der Winter anrichten will:
  Mit vielem Schnee kömmt er vor Weihnachten,
  Darnach magst du große Kälte betrachten.
  Sind die Eicheln schön innerlich,
  Folgt ein schöner Sommer, glaub sicherlich;
  Auch wird dieselbe Zeit wachsen schön Korn,
  Also ist Müh und Arbeit nicht verlorn.
  Werden sie innerlich naß befunden,
  Tuts uns einen nassen Sommer bekunden;
  Sind sie mager, wird der Sommer heiß,
  Das sei dir gesagt mit allem Fleiß.


Diesen September waren sie aber so früh und häufig, daß es gewiß bald
kalt und der Frost die Pest schon vertilgen wird."--"Ganz recht",
sagte der Vizegespan, "wir werden einen frühen Winter und einen
schönen Herbst haben, denn tritt der Hirsch an einem schönen Egiditag
in Brunst, so tritt er auch an einem schönen Tag heraus, und wenn er
früh eintritt, wie dieses Jahr, so naht der Winter auch früh."

Über diesen Wetterbetrachtungen kamen sie auf kalte Winter zu
sprechen, und der Kroate erzählte folgende Geschichte, die ihm vor
einigen Jahren im kalten Winter in der Christnacht geschehen sein
sollte, und er beschwor sie hoch und teuer.  Aber eben, als er
beginnen wollte, schallte ein großer Spektakel von der Linde her.
Lindpeindler und die Kammerjungfer stürzten mit dem Geschrei in die
Stube, auf dem Tanzplatz sei wieder ein Wehmüller erschienen.  "Ach",
schrie die Kammerjungfer, "er hat mich wie ein Gespenst angepackt und
ist mit mir so entsetzlich unter der Linde herumgetanzt, daß mir die
Haube in den Zweigen blieb."  Auf diese Aussage sprangen alle vom
Tisch auf und wollten hinausstürzen.  Der Vizegespan aber gebot dem
Maler, sitzen zu bleiben, bis man wisse, ob er oder der andere es sei.
Da näherte sich das Spektakel, und bald trat der Zigeuner, lustig
fiedelnd, von den krähenden Bauern begleitet, mit dem neuen Wehmüller
vor die Schenke.  Da klärte sich denn bald der Scherz auf.  Devillier
hatte den grauen Reisekittel und den Hut Wehmüllers im Hinausgehen
aufgesetzt und ein blechernes Ofenrohr, das in einem Winkel lag,
umgehängt, die furchtsame Kammerjungfer zu erschrecken.  Nanny ward
sehr ausgelacht, und der Vizegespan befahl nun den Leuten, zu Bette
zu gehen; da aber einige noch tanzen wollten und grob wurden, rief er
nach seinen Heiducken, setzte selbst eine Bank vor die Türe, legte
eigenhändig einen frechen Burschen über und ließ ihm fünf aufzählen,
auf welche kleine Erfrischung die ganze Ballgesellschaft mit einem
lauten "Vivat noster Dominus Vicegespannus!" jubelnd nach Haus zog.
Nun ordnete sich die übrige Gesellschaft in der engen Stube, wie es
gehen wollte, um Tisch und Herd, auf Kübeln und Tonnen und den zur
Nachtstreue von der Wirtin angeschleppten Strohbündeln.  Devillier
ließ einige Krüge Wein bringen, und der erschrockenen Kammerjungfer
wurde auf den Schreck wacker zugetrunken.  Man bat dann den Kroaten,
seine versprochene Geschichte zu erzählen, welcher, während Wehmüller
in schweren Gedanken an sein Tonerl Knöpfe malte, also begann.



Das Pickenick des Katers Mores

Erzählung des kroatischen Edelmanns


Mein Freihof liegt einsam, eine halbe Stunde von der türkischen
Grenze, in einem sumpfichten Wald, wo alles im herrlichsten und
fatalsten überfluß ist, zum Beispiel die Nachtigallen, die einen
immer vor Tag aus dem Schlafe wecken, und im letzten Sommer pfiffen
die Bestien so unverschämt nah und in solcher Menge vor meinem
Fenster, daß ich einmal im größten Zorne den Nachttopf nach ihnen
warf.  Aber ich kriegte bald einen Hausgenossen, der ihnen auf den
Dienst paßte und mich von dem Ungeziefer befreite.  Heut sind es drei
Jahre, als ich morgens auf meinen Finkenherd ging, mit einem Pallasch,
einer guten Doppelbüchse und einem Paar doppelten Pistolen versehen,
denn ich hatte einen türkischen Wildpretdieb und Händler auf dem Korn,
der mir seit einiger Zeit großen Wildschaden angetan und mir, da ich
ihn gewarnt hatte, trotzig hatte sagen lassen, er störe sich nicht an
mir und wolle unter meinen Augen in meinem Wald jagen.  Als ich nach
dem Finkenherd kam, fand ich alle meine ausgestellten Dohnen und
Schlingen ausgeleert und merkte, daß der Spitzbube mußte da gewesen
sein.  Erbittert stellte ich meinen Fang wieder auf, da strich ein
großer schwarzer Kater aus dem Gesträuch murrend zu mir her und
machte sich so zutulich, daß ich seinen Pelz mit Wohlgefallen ansah
und ihn liebkoste mit der Hoffnung, ihn an mich zu gewöhnen und mir
etwa aus seinen Winterhaaren eine Mütze zu machen.  Ich habe immer so
eine lebendige Wintergarderobe im Sommer in meinem Revier, ich
brauche darum kein Geld zum Kürschner zu tragen, es kommen mir auch
keine Motten in mein Pelzwerk.  Vier Paar tüchtige lederne Hosen
laufen immer als lebendige Böcke auf meinem Hofe, und mitten unter
ihnen ein herrlicher Dudelsack, der sich jetzt als lebendiger Bock
schon so musikalisch zeigt, daß die zu einzelnen Hosenbeinen
bestimmten Kandidaten, sobald er meckernd unter sie tritt, zu tanzen
und gegeneinander zu stutzen anfangen, als fühlten sie jetzt schon
ihre Bestimmung, einst mit meinen Beinen nach diesem Dudelsack
ungarisch zu tanzen.  So habe ich auch einen neuen Reisekoffer als
Wildsau in meinem Forste herumlaufen, ein prächtiger Wolfspelz hat
mir im letzten Winter in der Gestalt von sechs tüchtigen Wölfen schon
auf den Leib gewollt; die Bestien hatten mir ein tüchtiges Loch in
die Kammertüre genagt, da fuhr ich einem nach dem andern durch ein
Loch über der Türe mit einem Pinsel voll ölfarbe über den Rücken und
erwarte sie nächstens wieder, um ihnen das Fell über die Ohren zu
ziehen.

Aus solchen Gesichtspunkten sah ich auch den schwarzen Kater an und
gab ihm, teils weil er schwarz wie ein Mohr war, teils weil er gar
vortreffliche Mores oder Sitten hatte, den Namen Mores.  Der Kater
folgte mir nach Hause und wußte sich so vortrefflich durch
Mäusefangen und Verträglichkeit mit meinen Hunden auszuzeichnen, daß
ich den Gedanken, ihn aus seinem Pelz zu vertreiben, bald aufgegeben
hatte.  Mores war mein steter Begleiter, und nachts schlief er auf
einem ledernen Stuhl neben meinem Bette.  Merkwürdig war es mir
besonders an dem Tiere, daß es, als ich ihm scherzhaft bei Tage
einigemal Wein aus meinem Glase zu trinken anbot, sich gewaltig
dagegen sträubte und ich es doch einst im Keller erwischte, wie es
den Schwanz ins Spundloch hängte und dann mit dem größten Appetit
ableckte.  Auch zeichnete sich Mores vor allen Katzen durch seine
Neigung, sich zu waschen, aus, da doch sonst sein Geschlecht eine
Feindschaft gegen das Wasser hat.  Alle diese Absonderlichkeiten
hatten den Mores in meiner Nachbarschaft sehr berühmt gemacht, und
ich ließ ihn ruhig bei mir aus und ein gehen, er jagte auf seine
eigne Hand und kostete mich nichts als Kaffee, den er über die Maßen
gern soff.  So hatte ich meinen Gesellen bis gegen Weihnachten immer
als Schlafkameraden gehabt, als ich ihn die zwei letzten Tage und
Nächte vor dem Christtag ausbleiben sah.  Ich war schon an den
Gedanken gewöhnt, daß ihn irgendein Wildschütze, vielleicht gar mein
türkischer Grenznachbar, möge weggeschossen oder gefangen haben, und
sendete deswegen einen Knecht hinüber zu dem Wildhändler, um etwas
von dem Mores auszukundschaften.  Aber der Knecht kam mit der
Nachricht zurück, daß der Wildhändler von meinem Kater nichts wisse,
daß er eben von einer Reise von Stambul zurückgekommen sei und seiner
Frau eine Menge schöner Katzen mitgebracht habe; übrigens sei es ihm
lieb, daß er von meinem trefflichen Kater gehört, und wolle er auf
alle Weise suchen, ihn in seine Gewalt zu bringen, da ihm ein
tüchtiger Bassa für sein Serail fehle.  Diese Nachricht erhielt ich
mit Verdruß am Weihnachtsabend und sehnte mich um so mehr nach meinem
Mores, weil ich ihn dem türkischen Schelm nicht gönnte.  Ich legte
mich an diesem Abend früh zu Bette, weil ich in der Mitternacht eine
Stunde Weges nach der Kirche in die Metten gehen wollte.  Mein Knecht
weckte mich zur gehörigen Zeit; ich legte meine Waffen an und hängte
meine Doppelbüchse, mit dem gröbsten Schrote geladen, um.  So machte
ich mich auf den Weg, in der kältesten Winternacht, die ich je erlebt;
ich war eingehüllt wie ein Pelznickel, die brennende Tabakspfeife
fror mir einigemal ein, der Pelz um meinen Hals starrte von meinem
gefrornen Hauch wie ein Stachelschwein, der feste Schnee knarrte
unter meinen Stiefeln, die Wölfe heulten rings um meinen Hof, und ich
befahl meinen Knechten, Jagd auf sie zu machen.

So war ich bei sternheller Nacht auf das freie Feld hinaus gekommen
und sah schon in der Ferne eine Eiche, die auf einer kleinen Insel
mitten in einem zugefrornen Teiche stand und etwa die Hälfte des
Weges bezeichnete, den ich zum Kirchdorf hatte.  Da hörte ich eine
wunderbare Musik und glaubte anfangs, es sei etwa ein Zug Bauern, der
mit einem Dudelsack sich den Weg zur Kirche verkürzte, und so schritt
ich derber zu, um mich an diese Leute anzuschließen.  Aber je näher
ich kam, je toller war die kuriose Musik, sie löste sich in ein
Gewimmer auf, und, schon dem Baume nah, hörte ich, daß die Musik von
demselben herunter schallte.  Ich nahm mein Gewehr in die Hand,
spannte den Hahn und schlich über den festen Teich auf die Eiche los;
was sah ich, was hörte ich?  Das Haar stand mir zu Berge; der ganze
Baum saß voll schrecklich heulender Katzen, und in der Krone thronte
mein Herr Mores mit krummem Buckel und blies ganz erbärmlich auf
einem Dudelsack, wozu die Katzen unter gewaltigem Geschrei um ihn her
durch die Zweige tanzten.  Ich war anfangs vor Entsetzen wie
versteinert, bald aber zwickte mich der Klang des Dudelsacks so
sonderbar in den Beinen, daß ich selbst anfing zu tanzen und beinahe
in eine von Fischern gehauene Eisöffnung fiel; da tönte aber die
Mettenglocke durch die helle Nacht, ich kam zu Sinnen und schoß die
volle Schrotladung meiner Doppelbüchse in den vermaledeiten Tanzchor
hinein, und in demselben Augenblick fegte die ganze Tanzgesellschaft
wie ein Hagelwetter von der Eiche herunter und wie ein Bienenschwarm
über mich weg, so daß ich auf dem Eise ausglitt und platt
niederstürzte.  Als ich mich aufraffte, war das Feld leer, und ich
wunderte mich, daß ich auch keine einzige von den Katzen getroffen
unter dem Baume fand.  Der ganze Handel hatte mich so erschreckt und
so wunderlich gemacht, daß ich es aufgab, nach der Kirche zu gehen;
ich eilte nach meinem Hofe zurück und schoß meine Pistolen mehrere
Male ab, um meine Knechte herbeizurufen.  Sie nahten mir bald auf
dieses verabredete Zeichen; ich erzählte ihnen mein Abenteuer, und
der eine, ein alter, erfahrener Kerl, sagte: "Sei'n Ihr Gnaden nur
ruhig, wir werden die Katzen bald finden, die Ihr Gnaden geschossen
haben."  Ich machte mir allerlei Gedanken und legte mich zu Hause,
nachdem ich auf den Schreck einen warmen Wein getrunken hatte, zu
Bett.

Als ich gegen Morgen ein Geräusch vernahm, erwachte ich aus dem
unruhigen Schlaf, und sieh da: mein vermaledeiter Mores lag--mit
versengtem Pelz--wie gewöhnlich neben mir auf dem Lederstuhl.  Es
lief mir ein grimmiger Zorn durch alle Glieder;
"Passaveanelkiteremtete!" schrie ich, "vermaledelte Zauberkanaille!
bist du wieder da?" und griff nach einer neuen Mistgabel, die neben
meinem Bette stand; aber die Bestie stürzte mir an die Kehle und
würgte mich; ich schrie Zetermordio.  Meine Knechte eilten herbei mit
gezogenen Säbeln und fegten nicht schlecht über meinen Mores her, der
an allen Wänden hinauf fuhr, endlich das Fenster zerstieß und dem
Walde zustürzte, wo es vergebens war, das Untier zu verfolgen; doch
waren wir gewiß, daß Herr Mores seinen Teil Säbelhiebe weghabe, um
nie wieder auf dem Dudelsack zu blasen.  Ich war schändlich zerkratzt,
und der Hals und das Gesicht schwoll mir gräßlich an.  Ich ließ nach
einer slavonischen Viehmagd rufen, die bei mir diente, um mir einen
Umschlag von ihr kochen zu lassen, aber sie war nirgends zu finden,
und ich mußte nach dem Kirchdorf fahren, wo ein Feldscher wohnte.
Als wir an die Eiche kamen, wo das nächtliche Konzert gewesen war,
sahen wir einen Menschen darauf sitzen, der uns erbärmlich um Hülfe
anflehte.  Ich erkannte bald Mladka, die slavonische Magd; sie hing
halb erfroren mit den Röcken in den Baumästen verwickelt, und das
Blut rann von ihr nieder in den Schnee; auch sahen wir blutige Spuren
von da her, wo mich die Katzen über den Haufen geworfen, nach dem
Walde zu.  Ich wußte nun, wie es mit der Slavonierin beschaffen war,
ließ sie schwebend, daß sie die Erde nicht berührte, auf den
Wurstwagen tragen und festbinden und fuhr eilend mit der Hexe nach
dem Dorfe.  Als ich bei dem Chirurg ankam, wurde gleich der
Vizegespan und der Pfarrer des Orts gerufen, alles zu Protokoll
genommen, und die Magd Mladka ward ins Gefängnis geworfen; sie ist zu
ihrem Glück an dem Schuß, den sie im Leibe hatte, gestorben, sonst
wäre sie gewiß auf den Scheiterhaufen gekommen.  Sie war ein
wunderschönes Weibsbild, und ihr Skelett ist nach Pest ins
Naturalienkabinett als ein Muster schönen Wachstums gekommen; sie hat
sich auch herzlich bekehrt und ist unter vielen Tränen gestorben.
Auf ihre Aussagen sollten verschiedene andere Weibspersonen in der
Gegend gefangengenommen werden, aber man fand zwei tot in ihren
Betten, die anderen waren entflohen.

Als ich wiederhergestellt war, mußte ich mit einer Kreiskommission
über die türkische Grenze reisen; wir meldeten uns bei der Obrigkeit
mit unserer Anzeige gegen den Wildhändler, aber da kamen wir schier
in eine noch schlimmere Suppe; es wurde uns erklärt, daß der
Wildhändler nebst seiner Frau und mehreren türkischen, serbischen und
slavonischen Mägden und Sklavinnen von Schrotschüssen und Säbelhieben
verwundet zu Hause angekommen, und daß der Wildhändler gestorben sei
mit der Angabe: er sei, von einer Hochzeit kommend, auf der Grenze
von mir überfallen und so zugerichtet worden.  Während dies angezeigt
wurde, versammelte sich eine Menge Volks, und die Frau des
Wildhändlers mit mehreren Weibern und Mägden, verbunden und
bepflastert, erhoben ein mörderliches Geschrei gegen uns.  Der
Richter sagte: er könne uns nicht schützen, wir möchten sehen, daß
wir fortkämen; da eilten wir nach dem Hof, sprangen zu Pferde, nahmen
den Kreiskommissär in die Mitte, ich setzte mich an die Spitze der
sechs Szekler-Husaren, die uns begleitet hatten, und so sprengten wir,
Säbel und Pistole in der Hand, früh genug zum Orte hinaus, um nicht
mehr zu erleiden als einige Steinwürfe und blinde Schüsse, eine Menge
türkischer Flüche mit eingerechnet.  Die Türken verfolgten uns bis
über die Grenze, wurden aber von den Szeklern, die sich im Walde
setzten, so zugerichtet, daß wenigstens ein paar von ihnen dem
Wildhändler in Mahomeds Paradies Nachricht von dem Erfolg werden
gegeben haben.  Als ich nach Haus kam, war das erste, daß ich meinen
Dudelsack visitierte, den ich auch mit drei Schroten durchlöchert
hinter meinem Bette liegen fand.  Mores hatte also auf meinem eigenen
Dudelsack geblasen und war von ihm gegen meinen Schuß gedeckt worden.
Ich hatte mit der unseligen Geschichte noch viele Schererei, ich
wurde weitläufig zu Protokoll vernommen, es kam eine Kommission nach
der andern auf meinen Hof und ließ sich tüchtig aufwarten; die Türken
klagten wegen Grenzverletzung, und ich mußte es mir am Ende noch
mehrere Stücke Wild und ein ziemliches Geld kosten lassen, daß die
Gerichtsplackerei endlich einschlief, nachdem ich und meine Knechte
vereidigt worden waren.  Trotzdem wurde ich mehrmals vom
Kreisphysikus untersucht, ob ich auch völlig bei Verstand sei, und
dieser kam nicht eher zur völligen Gewißheit darüber, bis ich ihm ein
Paar doppelte Pistolen und seiner Frau eine Verbrämung von schwarzem
Fuchspelz und mehrere tüchtige Wildbraten zugeschickt hatte.  So
wurde die Sache endlich stille; um aber in etwas auf meine Kosten zu
kommen, legte ich eine Schenke unter der Eiche auf der Insel in dem
Teiche an, wo seither die Bauern und Grenznachbarn aus der Gegend
sich sonntags im Sommer viel einstellen und den ledernen Stuhl,
worauf Mores geschlafen, und an den ich ein Stück seines Schweifs,
das ihm die Knechte in der Nacht abgehauen, genagelt habe, besehen;
den Dudelsack habe ich flicken lassen, und mein Knecht, der den Wirt
dort macht, pflegt oben in der Eiche, wo Mores gesessen, darauf den
Gästen, die um den Baum tanzen, vorzuspielen.  Ich habe schon ein
schönes Geld da eingenommen, und wenn mich die Herrschaften einmal
dort besuchen wollen, so sollen sie gewiß gut bedient werden.

Diese Erzählung, welche der Kroat mit dem ganzen Ausdruck der
Wahrheit vorgebracht hatte, wirkte auf die verschiedenste Weise in
der Gesellschaft.  Der Vizegespan, der Tiroler und die Wirtin hatten
keinen Zweifel und der Savoyarde zeigte seine Freude, daß man noch
kein Beispiel gehabt habe: ein Murmeltier sei eine Hexe gewesen.
Lindpeindler äußerte: es möge an der Geschichte wahr sein, was da
wolle, so habe sie doch eine höhere poetische Wahrheit; sie sei in
jedem Falle wahr, insofern sie den Charakter der Einsamkeit, Wildnis
und der türkischen Barbarei ausdrücke; sie sei durchaus für den Ort,
auf welchem sie spiele, scharf bezeichnend und mythisch und darum
dort wahrer als irgendeine Lafontainesche Familiengeschichte.  Aber
es verstand keiner der Anwesenden, was Lindpeindler sagen wollte, und
Devillier leugnete ihm grade ins Gesicht, daß Lafontaine irgendeine
seiner Fabeln jemals für eine wahre Familiengeschichte ausgegeben
habe; Lindpeindler schwieg und wurde verkannt.

Nun aber wendete sich der Franzose zu der Kammerjungfer, welche sich
mit stillem Schauer in einen Winkel gedrückt hatte, sprechend: "Und
Sie, schöne Nanny, sind ja so stille, als fühlten Sie sich bei der
Geschichte getroffen."--"Wieso getroffen?" fragte Nanny.  "Nun, ich
meine", erwiderte Devillier lächelnd, "von einem Schrote des
kroatischen Herrn.  Sollte das artigste Kammerkätzchen der Gegend
nicht zu dem Teedansant eingeladen gewesen sein?--Das wäre ein Fehler
des Herrn Mores gegen die Galanterie, wegen welchem er die Rache
seines Herrn allein schon verdient hätte."  Alle lachten, Nanny aber
gab dem Franzosen eine ziemliche Ohrfeige und erwiderte: "Sie sind
der Mann dazu, einen in den Ruf zu bringen, daß man geschossen sei,
denn Sie haben selbst einen Schuß!" und dabei zeigte sie ihm von
neuem die fünf Finger; worauf Devillier sagte: "Erhebt das nicht den
Verdacht, sind das nicht Katzenmanieren?  Sie waren gewiß dabei!
Frau Tschermack, die Wirtin, wird es uns sagen können, denn die hat
gewiß nicht gefehlt; ich glaube, daß sie die Blessur in der Hüfte
eher bei solcher Gelegenheit als bei den Wurmserschen Husaren
erhalten."  Alles lachte von neuem, und der Zigeuner sagte: "Ich will
sie fragen."

Der Kroate fand sich über die Ungläubigkeit Devilliers gekränkt und
fing an, seine Geschichte nochmals zu beteuern, indem er seine
pferdehaarne steife Halsbinde ablöste, um die Narben von den Klauen
des Mores zu zeigen.  Nanny drückte die Augen zu, und indessen
brachte der Zigeuner die Nachricht.  Frau Tschermack meine, Mores
müsse es selbst am besten wissen.  Er setzte mit diesen Worten die
große schwarze Katze der Wirtin, welche er vor der Türe gefangen
hatte, der Kammerjungfer in den Schoß, welche mit einem heftigen
Schrei des Entsetzens auffuhr.--"Eingestanden!" rief Devillier; aber
der Spaß war dumm, denn Nanny kam einer Ohnmacht nah, die Katze
sprang auf den Tisch, warf das Licht um und fuhr dem armen Wehmüller
über seine nassen Farben; der Vizegespan riß das Fenster auf und
entließ die Katze, aber alles war rebellisch geworden; die Büffelkühe
im Hintergrund der Stube zerrten an den Ketten, und jeder drängte
nach der Türe.  Wehmüller und Lindpeindler sprangen auf den Tisch und
stießen mit dem Tiroler zusammen, der es auch in demselben Augenblick
tat und mit seinen nägelbeschlagenen Schuhen mehr Knopflöcher in das
Porträt des Vizegespans trat, als Knöpfe darauf waren.  Devillier
trug Nanny hinaus; der Kroate schrie immer: "Da haben wir es, das
kömmt vom Unglauben!"  Frau Tschermack aber, welche mit einem vollen
Weinkrug in die Verstörung trat, fluchte stark und beruhigte die Kühe;
der Zigeuner griff wie ein zweiter Orpheus nach seiner Violine, und
als Monsieur Devillier mit Nanny, die er am Brunnen erfrischt hatte,
wieder hereintrat, kniete der kecke Bursche vor ihr nieder und sang
und spielte eine so rührende Weise auf seinem Instrument, daß niemand
widerstehen konnte und bald alles stille ward.  Es war dies ein altes
zigeunerisches Schlachtlied, wobei der Zigeuner endlich in Tränen
zerfloß, und Nanny konnte ihm nicht widerstehen, sie weinte auch und
reichte ihm die Hand; Lindpeindler aber sprang auf den Sänger zu und
umarmte ihn mit den Worten: "O, das ist groß, das ist ursprünglich!
Bester Michaly, wollen Sie mir Ihr Lied wohl in die Feder
diktieren?"--"Nimmermehr!" sagte der Zigeuner, "so was diktiert sich
nicht, ich wüßte es auch jetzt nicht mehr, und wenn Sie mir den Hals
abschnitten; wenn ich einmal wieder eine schöne Jungfer betrübt habe,
wird es mir auch wieder einfallen."

Da lachte die ganze Gesellschaft, und Michaly begann so tolle
Melodien aus seiner Geige herauszulocken, daß die Fröhlichkeit bald
wieder hergestellt wurde und Devillier den Kroaten fragte, ob Mores
nicht diesen Tanz aufgespielt hätte; Herr Lindpeindler notierte sich
wenigstens den Inhalt des extemporierten Liedes; es war die Wehklage
über den Tod von tausend Zigeunern.  Im Jahr 1537 wurde in den
Zapolischen Unruhen das Kastell Nagy-Ida in der Abanywarer
Gespanschaft mit Belagerung von kaiserlichen Truppen bedroht.  Franz
von Perecey, der das Kastell verteidigte, stutzte, aus Truppenmangel,
tausend Zigeuner in der Eile zu Soldaten und legte sie unter reichen
Versprechungen von Geld und Freiheiten auf Kindeskinder, wenn sie
sich wacker hielten, gegen den ersten Anlauf in die äußeren Schanzen.
Auf diese vertrauend hielten sich diese Helden auch ganz
vortrefflich, sie empfingen die Belagerer mit einem heftigen Feuer,
so daß sie umwendeten.  Aber nun krochen die Helden übermütig aus
ihren Löchern und schrien den Fliehenden nach: "Geht zum Henker, ihr
Lumpen, hätten wir noch Pulver und Blei, so wollten wir euch anders
zwiebeln."  Da sahen sich die Abziehenden um, und als sie statt
regulierter Truppen einen frechen Zigeunerschwarm auf den Wällen
merkten, ergriff sie der Zorn, sie drangen in die Schanze und
säbelten die armen Helden bis auf den letzten Mann nieder.  Diese
Niederlage, eine der traurigsten Erinnerungen der Zigeuner in jener
Gegend, hatte Michaly in der Klage einer Mutter um ihren Sohn und
einer Braut um ihren gefallenen Geliebten besungen.  Devillier sagte
nun zu dem Kroaten: "Damit Sie nicht länger meinen Glauben an den
Hexenmeister Mores in Katzengestalt bezweifeln, will ich Ihnen eine
Geschichte erzählen, bei welcher ich selbst geholfen habe, ein paar
hundert solcher Zauberer zu töten."--Ein paar hundert!" riefen
mehrere in der Gesellschaft.  "Ja!" erwiderte Devillier, "und das
will ich ebenso getrost beschwören als unser Freund den musizierenden
Katzenkongreß."



Devilliers Erzählung von den Hexen auf dem Austerfelsen

Vor mehreren Jahren, da ich als Lieutenant zu Dünkirchen in Garnison
lag, genoß ich der vertrauten Freundschaft meines Majors, eines alten
Gascogners.  Er war ein großer Liebhaber von Austern, und zu seiner
Majorschaft gehörte der Genuß von einem großen Austerfelsen, der
hinter einem Lustwäldchen einen halben Büchsenschuß weit vom Ufer in
der See lag, so daß man ihn bei der Ebbe trocknen Fußes erreichen
konnte, um die frischen Austern vom Felsen zu schlagen.  Da der Major
eine Zeit her bemerkt hatte, daß in den meisten zutage liegenden
Austern nichts drinnen war, konnte er sich gar nicht denken, wer ihm
die Austern aus den Schalen hinwegstehle, und er bat mich, ihn in
einer Nacht, mit Schießgewehr bewaffnet, nach dem Austerfelsen zu
begleiten, um den Dieb zu belauern.  Wir hatten kaum das kleine
Gehölz betreten, als uns ein schreckliches Katzengeheul nach der See
hin rief, und wie groß war unser Erstaunen, als wir den Felsen mit
einer Unzahl von Katzen besetzt fanden, die, ohne sich von der Stelle
zu bewegen, das durchdringendste Jammergeschrei ausstießen.  Ich
wollte unter sie schießen, aber mein Freund warnte mich, indem es
gewiß eine Gesellschaft von Zauberern und Hexen sei und ich durch den
Schuß ihre Rache auf uns ziehen könnte.  Ich lachte und lief mit
gezogenem Säbel nach dem Felsen hin; aber wie ward mir zumute, da ich
unter die Bestien hieb und sich doch keine einzige von der Stelle
bewegte!  Ich warf meinen Mantel über eine, um sie ungekratzt von der
Erde aufheben zu können, aber es war unmöglich, sie von der Stelle zu
bringen, sie war wie angewurzelt.  Da lief es mir eiskalt über den
Rücken, und ich eilte, zu meinem Freunde zurückzukommen, der mich
wegen meiner tollkühnen Expedition tüchtig ausschmälte.  Wir standen
noch, bis die Flut eintrat, um zu sehen, wie sich die Hexenmeister
betragen würden, wenn das Wasser über sie her strömte; aber da ging
es uns wie unserem kroatischen Freunde, als die Kirchglocke das
Katzenpickenick auf der Eiche unterbrach.  Kaum rollte die erste
Welle über den Felsen, als die ganze Hexengesellschaft mit solchem
Ungestüm gegen das Ufer und auf uns los stürzte, daß wir in der
größten Eile Reißaus nahmen.  Am andern Morgen begab sich der alte
Major zum Gouverneur der Festung und zeigte ihm an: wie die ganze
Festung voll Hexen und Zauberern sei, deren Versammlung er auf seinem
Austerfelsen entdeckt habe.  Der Gouverneur lachte ihn anfangs aus
und begann, als er ernsthaft Truppen begehrte, diese Zauberer in der
nächsten Nacht niederschießen zu lassen, an seinem Verstande zu
zweifeln.  Der Major stellte mich als Zeugen auf, und ich bestätigte,
was ich gesehen, und die wunderbare Erscheinung von Unbeweglichkeit
der Katzen.  Dem Gouverneur war die Sache unbegreiflich, und er
versprach, in der nächsten Nacht selbst zu untersuchen.  Er ließ
allen Wachen andeuten, ehe er in der Nacht mit uns und hundert Mann
Voltigeurs ausmarschierte, keine Rücksicht darauf zu nehmen, wenn sie
schießen hörten.

Als wir dem Gehölz nahten, tönte dasselbe Katzengeschrei, und wir
hatten vom Ufer dasselbe eigentümlich-schauerliche Schauspiel: den
lebendigen heulenden Felsen im Mondschein über der weiten,
unbegrenzten Meeresfläche.  Der Gouverneur stutzte, er wollte hin,
aber der Major hielt ihn mit ängstlicher Sorge zurück; nun ließ der
Gouverneur die hundert Mann von der Landseite den Felsen umgeben und
zwei volle Ladungen unter die Hexenmeister geben, aber es wich keiner
von der Stelle, wenngleich eine Menge Stimmen unter ihnen zu
schweigen begannen.  Hierüber verwundert ließ sich der Gouverneur
nicht länger halten, er ging nach dem Felsen, und wir folgten ihm; er
versuchte, eine der Katzen wegzunehmen, aber sie waren alle wie
angewachsen; da entdeckte ich, daß sie alle mit einer oder mehreren
Pfoten, manche auch mit dem Schwanz in die fest geschlossenen Austern
eingeklemmt waren.  Als ich dies angezeigt, mußten die Soldaten heran
und sie sämtlich erlegen.  Da aber die Flut nahte, zogen wir uns ans
Land zurück, und die ganze Katzenversammlung, welche gestern so
lebhaft vor der ersten Woge geflohen war, wurde jetzt von der Flut
mausetot ans Ufer gespült, worauf wir, den guten Major herzlich mit
seinen Hexen auslachend, nach Hause marschierten.  Die Sache aber war
folgende: Die Katzen, welche die Austern über alles lieben, zogen sie
mit den Pfoten aus den Schalen, und das gelang nicht länger, als bis
sie von den sich schließenden Muscheln festgeklemmt wurden, wo sie
sich dann so lange mit Wehklagen unterhielten, bis die Austern, von
der Flut überschwemmt, sich wieder öffneten und ihre Gefangenen
entließen; und ich glaube, bei strenger Untersuchung und weniger
Phantasie würde unser Freund bei seinem Katzenabenteuer ebenso gut
lauter Fischdiebe, wie wir Austerdiebe, entdeckt haben.  Baciochis
Erzählung vom wilden Jäger

Nachdem die Aufklärung dieses Ereignisses die Erzählung des Kroaten
in ihrer Schauerlichkeit sehr gemildert hatte, kam man auf allerlei
Jagdgespenster zu sprechen, und Lindpeindler fragte: ob einer in der
Gesellschaft vielleicht je den wilden Jäger gesehen oder gehört habe?
Da sagte der Feuerwerker: "Mir kam er schon so nahe, daß ich das
Blanke in den Augen sah, und wenn die Jungfer Nanny sich tapfer
halten und die ganze ehrsame Gesellschaft wenigstens so lange daran
glauben will, bis die Geschichte zu Ende ist, so will ich sie
erzählen."  Nanny erwiderte: "Erzähle nur, Baciochi, du kennst mein
Temperament und wirst es nicht zu arg machen."--"Erzählen Sie", fiel
Devillier ein; "wenn wir die Geschichte auch am Ende für eine Lüge
erklären, so soll Ihnen bis dahin geglaubt werden."  Und bald waren
alle Stimmen vereint, den Feuerwerker einzuladen, welcher alle
aufforderte, sich an ihre Plätze zu setzen, und seiner Erzählung
einen eigentümlichen theatralischen Charakter zu geben wußte.  Alle
saßen an Ort und Stelle, er machte eine Pause, steckte sich eine
Pfeife Tabak an und schlug mit der Faust so unerwartet heftig auf den
Tisch, daß die Lichter verlöschten und alle laut aufschrien.

"Meine Feuerwerke fangen immer mit einem Kanonenschuß an", sagte er,
"erschrecken Sie nicht!" und in demselben Augenblick brannte er
mehrere Sprühkegel an, die er aus Pulver und vergoßnem Weine in der
Stille geknetet hatte, und sagte: "Stellen Sie sich vor, Sie wären
bei meinem großen Feuerwerke in Venedig, welches ich am Krönungstage
Napoleons dort abbrannte.  Es mußten mir einige Körner prophetischen
Schießpulvers in die Masse gekommen sein; kurz gesagt: als der Thron
und die Krone und das große Notabene, NB, Napoleon Bonapartes
Namenszug, im vollen Brillantfeuer, von hunderttausend Schwärmern und
Raketen umzischt, kaum eine Viertelstunde von einer hohen Generalität
und dem verehrten Publikum beklatscht worden waren, fing mein
Feuerwerk an, ein wenig zu frösteln; es platzte und zischte manches
zu früh und zu spät ab, eine gute Partie einzelner Sonnen und Räder
brannten mir in einer Scheune nieder, die dabei das Dach verlor.  Das
Schauspiel war so grandios angelegt, daß man diesen ganzen kunstlosen
Scheunenbrand für seinen Triumph hielt, man klatschte, und ich paukte
und trompetete; schnell ließ ich alle meine übrigen Stücke in die
Lücken stellen und von neuem losfigurieren.  Aber der Satan fuhr mir
mit dem Schwanz drüber, und die ganze Pastete flog mit einem großen
Geprassel auf einmal in die Luft, die Menschen fuhren gräßlich
auseinander, Gerüste brachen ein, alle Einzäunungen wurden
niedergerissen, die Menge stürzte nach den Gondeln, die Gondelführer
wehrten ab, die Bürger prügelten sich mit den französischen Soldaten,
meine Kasse wurde geplündert; es war eine Verwirrung, als sei der
Teufel in die Schweine gefahren und diese stürzten dem Meer zu.
Unsereins kennt sein Handwerk, man ist auf dergleichen gefaßt, mein
persönlicher Rückzug war gedeckt.  Ich ließ nichts zurück als alle
meine Schulden, meine Reputation und meinen halben Daumen.  Meine
selige Frau, welcher der Rock am Leibe brannte, riß mich in die
Gondel ihres Bruders, eines Schiffers, und der brachte mich an einen
Zufluchtsort, worauf wir am folgenden Morgen die Stadt verließen.
Als wir das Gebirg erreichten, nahten wir uns auf Abwegen einer
Kapelle, bei welcher ich mit meinem liebsten Gesellen Martino
verabredet hatte, wieder zusammenzutreffen, wenn wir durch irgendein
Unglück auseinander gesprengt werden sollten.  Mein gutes Weib hatte
ein Stück von einer Wachsfackel, die bei der Leiche unsers seligen
Töchterleins gebrannt hatte, in der Tasche und pflegte, wenn sie
nähte, ihren Zwirn damit zu wichsen; aus diesem Wachs hatte sie
während unseres Weges die Figur eines Daumens geknetet und hängte
dieselbe, nebst einem Rosenkranz von roten und schwarzen Beeren, den
sie auch sehr artig eingefädelt hatte, dem kleinen Jesulein auf dem
Schoße der Mutter Gottes in der Kapelle als ein Opfer an das Händchen,
und wir beteten beide von Herzen, daß mein Daumen heilen und wir
glücklich über die Grenze in das österreichische kommen möchten.  Wir
lagen noch auf den Knien, als ich die Stimme Martinos rufen hörte:
"Sia benedetto il San Marco!"; da schrie ich wieder: "E la Santissima
Vergine Maria!", wie wir verabredet hatten, und lief mit meinem Weibe
vor die Kapelle.  Da trat uns Martino in einem tollen Aufzug entgegen.
Er hatte bei dem Feuerwerk den Meergott Neptun vorgestellt und in
seinem vollen Kostüm Reißaus genommen; er hatte den Schilfgürtel noch
um den Leib, einen Wams von Seemuscheln an und eine Binsenperücke auf,
sein langer Bart war von Seegras, auf der Schulter trug er den
Dreizack, auf welchem er ein tüchtiges Bauernbrot und drei fette
Schnepfen, die er mitsamt dem Neste erwischte, gespießt hatte.  Nach
herzlicher Umarmung erzählte er uns: wie ihn seine Kleidung glücklich
gerettet habe; die Strickreiter seien ihm auf der Spur gewesen, da
habe er sich in das Schilf eines Sumpfes versteckt, und sein
Schilfgürtel machte ihn da nicht bemerkbar.  Als er stille liegend
sie vorüberreiten lassen, hätten sich die drei Schnepfen sorglos
neben ihm in ihr Nest niedergelassen, und er habe sie mit der Hand
alle drei ergriffen.  Das Brot hatte er von einem Contrebandier um
einige Pfennige gekauft, der ihm zugleich die nächste Herberge auf
der Höhe des Gebirges beschrieben, aber nicht eben allzu vorteilhaft:
denn der ganze Wald sei nicht recht geheuer, der wilde Jäger ziehe
darin um und pflege grade in dieser Herberge sein Nachtquartier zu
halten.  "Wohlauf denn!" sagte ich, "so haben wir heute nacht gute
Gesellschaft; ich hätte den Kerl lange gern einmal gesehen, um seinen
Jagdzug recht natürlich in einem Feuerwerk darstellen zu können."
Mein Weib Marinina aber, welche, um ja nichts zu versäumen, alles
miteinander glaubte, machte ein saures Gesicht zu der Herberge.  Das
konnte aber nichts helfen, wir mußten den Weg wählen; er war ganz
entlegen und sicher und ein Schleichweg der Contrebandiers, mit
welchen Martino einige Bekanntschaft hatte.  Die Nacht brach herein,
es nahte ein Gewitter, und wir mußten uns auf den Weg machen.
Martino machte unsere Wanderschaft etwas lustiger, er übergab meiner
Marinina die Schnepfen und sagte: "Rupft sie unterwegs, damit wir in
der Herberge dem wilden Jäger bald einen Braten vorsetzen können",
und nun marschierte er mit tausend Späßen in seinem tollen Habit, wie
ein vazierender Waldteufel, voraus.  Ich folgte ihm auf dem schmalen
Waldpfade und hatte meinen halben Daumen, der mich nicht wenig
schmerzte, meistens in dem Munde, und hinter mir zog--daß Gott
erbarm!--meine selige Marinina und rupfte die Schnepfen unter Singen und
Beten. über der rechten Hüfte war ihr ein ziemliches Loch in den Rock
gebrannt, und sie schämte sich, vorauszugehen, daß Martino, der
seinen Witz in allen Nestern auszubrüten pflegte, an ihrer Blöße
nicht ärgernis nehmen möchte.  Der Weg war steil, unheimlich und
beschwerlich; der Sturm sauste durch den Wald, es blitzte in der
Ferne, Marinina schlug ein Kreuz über das andre.  Aber die Müdigkeit
vertrieb ihre Furcht vor dem wilden Jäger immer mehr, von welchem
Martino die tollsten Geschichten vorbrachte.  "Es ist gut", sagte er,
"daß wir selbst Proviant bei uns haben, denn wenn wir mit ihm essen
müßten, dürften wir leicht mit dem Schenkel eines Gehängten oder mit
einem immarinierten Pferdekopf bewirtet werden.  Fasset Mut, Frau
Marinina, schaut mich nur an, ärger kann er nicht aussehen!"

Unter solchen Gesprächen hatten wir die Gebirgshöhe erstiegen und
waren ein ziemlich Stück Wegs in den wilden, finstern Wald
geschritten, da hörten wir ein abscheuliches Katzengeheul und kamen
bald an eine Hütte, mit Stroh und Reisern gedeckt; alte Lumpen hingen
auf dem Zaun, und an einer Stange war ein großes Stachelschwein über
der Türe herausgesteckt als Schild.  "Da sind wir", sagte Martino;
"wie glaubt ihr, daß dies vornehme Gasthaus heiße?"--"Zum
Stachelschwein!" sagte ich.-"Nein!" erwiderte Martino, "es hat
mehrere Namen; einige nennen es des Teufels Zahnbürste, andre des
Teufels Pelzmütze, andre gar seinen Hosenknopf."  Wir lachten über
die närrischen Namen.  Die Katze saß vor der Türe auf einem
zerbrochenen Hühnerkorb, machte einen Buckel gegen uns und ein Paar
feurige Augen und hörte nicht auf zu solfeggieren.  In dem Hause aber
rumpelte es wie in einem Raspelhause und leeren Magen.  Nun schlug
Martino mit der Faust gegen die Türe und schrie: "Holla, Frau Susanna,
für Geld und gute Worte Einlaß und Herberge; Eure Katze will auch
hinein."  Da krähte eine Stimme heraus: "Wer seid ihr Schalksknechte
zu nachtschlafender Zeit?"  Und Martino, der in Reimen wie ein
Improvisatore schwatzen konnte, schrie: "Ich bin ja der Rechte und
komme von weit!"  Nun keifte die Stimme wieder: "Wenn die Katze nicht
draußen wär, ich ließ Euch nimmermehr ein!"  Und Martino sagte: "Ihr
denket so zärtlich ungefähr wie Euer Schild, das Stachelschwein."
Marinina war in tausend ängsten; sie bat immer den Martino, die alte
Wirtin nicht zu schelten, sie sei gewiß eine Hexe und werde uns
nichts Gutes antun.  Da ging die Tür auf, ein schwarzbraunes,
zerlumptes, sonst glattes und hübsches Mägdlein, glänzend und schlank
wie ein brauner Aal, leuchtete uns aus der Küche mit einer Kienfackel
ins Gesicht und war nicht wenig erschrocken, als Martino in seinem
wilden Aufzug ihr rasch entgegenschritt und, indem er drängend sie
verhinderte, die Türe wieder zuzuschlagen, ihr sagte: "Brauner Schatz,
mach uns Platz!  Menschen sind wir, schönes Kind, hier: hast zum
Zeichen diesen Schmatz!" und somit küßte er sie herzlich; wir drangen
indessen hinein.  Die kleine Braune aber sagte: "Und wenn du auch
nicht der Satan selbst bist, so könnt ihr heute hier doch nicht
bleiben; meine Großmutter ist sehr brummig, sie fürchtet, das
Waldgespenst komme heut nacht, und da nimmt sie keine Gäste, um die
Herberge nicht in bösen Ruf zu bringen; unsre Kammer, wo wir schlafen,
ist eng, und sie rückt schon allen Hausrat vor ihr Bett, um das
Gespenst nicht zu sehen, welches oft quer durch unsre Hütte zieht."
Martino aber erwiderte: "Eben in dieser Kammer wollen wir schlafen,
und eben dieses Waldgespenst wollen wir mit gebratenen Schnepfen
bewirten; wir sind des wilden Jägers Küchengesinde!"  Und somit
packte er ein Bund Stroh auf, das in der Ecke lag, und marschierte in
die Kammer; wir kamen nach, trotz allen Zeremonien, welche die
nußbraune Jungfer machen wollte.

Es war gar keine alte Großmutter in der Hütte; das Mädchen log uns
etwas vor.  Martino breitete das Stroh an die Erde, und Marinina,
furchtsam und müde, legte sich gleich, mit dem Gesicht, über das sie
noch ihre Schürze deckte, gegen die Wand gekehrt, nieder und rührte
sich nicht.  Martino begab sich mit den Schnepfen wieder in die Küche,
in welcher die braune Jungfer schmollend und brummend
zurückgeblieben war, und ich sah mich einstweilen in der Stube um.
Eine Kienfackel brannte in der Mitte; sie war in einen Kürbis
festgesteckt, der neben schmutzigen Spielkarten auf einem breiten
Eichenstumpf lag, welcher als Tisch und Hackstock diente und fest
genug stand, denn er steckte noch mit allen seinen Wurzeln in der
Erde, welche ungedielt der ganzen Hütte ihren Grund und Boden gab.
Ein paar Bretter, auf eingepfählte Stöcke befestigt, waren die
unbeweglichen Sitze; die Wände bestanden aus Flechtwerk, mit Lehm und
Erde verstrichen, und einzelne hereinragende äste bildeten mancherlei
Wandhaken, an denen zerlöcherte Körbe, Lumpen, Zwiebelbündel, Hasen-,
Hunde-, Katzen--und Dachsfelle hingen, auch einige zerbrochene
Gartenwerkzeuge.  Auf einem derselben aber saß ein greuliches Tier,
eine ungeheure Ohreule, welche gegen die Kienfackel mit den Augen
blinzte und sich in die Schultern warf wie ein alter Professor, der
soeben den Theriak erfunden hat.  In einem ausgebauten Winkel der
Stube lag, auf zwei Baumstücken, die Bettstelle der Großmutter, die
sehr dauerhaft in einer ausgehöhlten Eiche bestand, an der die Rinde
noch saß.  Sonst war das Bett wohl bedacht, denn seine schmutzigen
Federkissen lagen so hoch aufgebauscht, daß die niedre Hüttendecke,
aus der das Stroh herabhing, weder hoch noch hart gefallen wäre, wenn
sie einstürzte; aber, sich noch zu besinnen, schien sie
unentschlossen hin und her zu schwanken.  Der Hausrat, von welchem
das Mädchen gelogen hatte: daß die Großmutter ihn vor das Bett rücke,
bestand in einer zerbrochenen Türe und einer alten Tonne, mit welcher
wahrscheinlich der Lärm gemacht worden war, den wir in der Hütte
hörten.  Sie waren beide vor den Bettrog der Großmutter gerückt.
Außer allem diesen sah man nichts als eine sehr baufällige Leiter,
die an einem Loche in der Ecke lehnte, durch welches ich einige
Hühner oben gackern hörte, die das Geräusch unsrer Ankunft erweckt
hatte, die Katze nicht zu vergessen, welche auf einer alten Trommel
hinter der Türe schlief.  Eine Geige, ein Triangel und ein Tambourin
hingen an der Wand, und neben ihnen ein zerrissener bunter Tiroler
Teppich.

Ich hatte kaum alle diese Herrlichkeiten betrachtet, als Martino
hereintrat und zu mir sagte: "Meister, ich habe alle Schwierigkeiten
geebnet und weiß, wo wir sind.  Wir hausen bei einer alten Zigeunerin,
welche außer ihren Privatgeschäften: der Wahrsagerei, Hexerei,
Dieberei, Viehdoktorei, auch eine Hehlerin der Contrebandiers macht;
die Kleine draußen ist ihr Tochterkind, das auf der hohen Schule bei
ihr ist und der Großmutter Tod abwarten soll, um hinter einen Topf
von Gold zu kommen, von dem sie immer spricht, ohne doch je zu sagen,
wo sie ihn hin versteckt hat.  Das hat mir das Mädchen alles
anvertraut; ich habe ihr Herzchen gerührt, sie ist kirre wie ein
Zeisig, und wenn wir wollen, läßt sie die Großmutter und den Goldtopf
im Stich, läuft morgen mit uns und verdient uns das Brot mit
Burzelbäumen, deren sie ganz wunderbare schlagen kann.  Für all dies
Vertrauen habe ich ihr versprechen müssen, zu glauben: daß der wilde
Jäger heute nacht wirklich durch die Hütte zieht; wir sollen uns nur
um Gottes willen ruhig halten.  Die Großmutter wird in kurzer Zeit
zurückkommen; sie ist mit Lebensmitteln zu einem Zug Schleichhändler
gegangen, der über das Gebirge zieht.  Der wilde Jäger, sagt sie,
treibe um Mitternacht durch die Stube, und wenn wir uns ruhig hielten,
werde er uns kein Haar krümmen, sonst aber riskieren wir Leib und
Leben; ich denke aber, wir wollen es mit ihm versuchen."  Nun legte
er meinen Prügel und seinen Dreizack neben uns auf das Stroh nieder
und fuhr fort: "Es ist beinahe eilf Uhr, die Kleine hat es an ihrer
Sanduhr gesehen; die Schnepfen weiß sie nicht am Spieß zu braten, sie
hat sie mit Zwiebeln gefüllt in einen Topf gesteckt, und wenn wir die
Schnepfensuppe gegessen, sollen wir das Fleisch mit Essig und
Olivenöl als Salat verzehren; Wein muß hier in der Kammer ein
Schlauch voll sein."  Da suchte Martino herum und fand unter einigen
alten Brettern ein tiefes Loch in der Erde, das, als Keller, einen
alten Dudelsack voll Wein enthielt.  Er zog ihn heraus, wir setzten
die zwei Pfeifen an den Mund und drückten den vollen Sack so zärtlich
an das Herz, daß uns der süße Wein in die Kehle stieg. Nie hat ein
Dudelsack so liebliche Musik gemacht.  Wir labten uns herzlich; ich
weckte meine Marinina, und sie mußte auch eins drauf spielen; dazu
verzehrten wir unser Brot und einige Zwiebeln aus dem Vorrat, der an
der Wand hing, und streckten uns, in der Erwartung des weiteren, zur
Ruhe auf das Stroh.  Marinina schlief fest ein.  Ich betete mit
Martino noch eine Litanei; dann legten wir uns neben unsere Waffen
bequem, und Martino sagte: "Laßt uns nun ruhen; mir ist so rund und
so wohl, daß mir das Blut in den Adern flimmert; wer den wilden Jäger
zuerst sieht, stößt den andern, dann springen wir mit unseren
Tröstern über ihn her und schlagen den Kerl zu Brei; ich habe noch
einen Schwärmer in der Tasche, den will ich dem Schelm unter die Nase
brennen."  Ich freute mich an seinem frischen Herzen; wir empfahlen
uns dem Schutz des heiligen Markus und lauschten dem Schlafe entgegen,
der uns den Rücken hinaufkroch und uns schon hinter den Ohren
krabbelte.  Nun ward alles mäuschenstill; der Donner rollte fern, der
Sturm hatte sich in den Waldwipfeln schlafen gelegt, die ihn mit
leisem Rauschen einwiegten.  Die Kienfackel knisterte, Grillen sangen,
die Katze schnurrte auf der Trommel, welche, von dem Tone
erschüttert, das ferne Donnern zu begleiten schien; Marinina pfiff
durch die Nase, denn sie hatte sich einen Schnupfen geholt, in der
Küche knackte das grüne Holz im Feuer, die Schnepfensuppe sauste im
Topf, und unsere braune Köchin sang mit einer klaren und starken
Stimme, wie ich noch keine Primadonna gehört, folgendes Lied:


  Mitidika!  Mitidika!
  Wien üng quatsch,
  Ba nu, Ba nu n'am tsche fatsch,
  Waja, Waja, Kur libu,
  Ich bin ich und du bist du;
  Ich spricht Stolz,
  Du spricht Lieb!
  Wer sich scheut vor Galgenholz,
  Wird im grünen Wald zum Dieb.

  Mitidika!  Mitidika!
  Wien üng quatsch,
  Ba nu, Ba nu n'am tsche fatsch,
  Singt die Magd, so kocht der Brei,
  Singt das Huhn, so legts ein Ei;
  Er spricht Schimpf,
  Sie spricht Fremd;
  Fehlen mir gleich Schuh und Strümpf,
  Hab ich doch ein buntes Hemd.

  Mitidika!  Mitidika!
  Wien üng quatsch,
  Ba nu, Ba nu n'am tsche fatsch,
  Hör, was pocht dort an der Tür?
  Draußen schrein sie nach Quartier.
  Ists der Er?
  Ists der Sie?
  Mach ich auf wohl nimmermehr,
  Nur du Lieber, du schläfst hie.

  Mitidika!  Mitidika!
  Wien üng quatsch,
  Ba nu, Ba nu n'am tsche fatsch,
  Waja, Waja, Kur libu,
  In dem Topf hats nimmer Ruh;
  Saus und Braus
  'rab und 'rauf,
  Küchenteufel drinnen haus:
  Daß es mir nicht überlauf!"


Als der Feuerwerker den Anfang dieses Liedes: "Mitidika!  Mitidika!"
gesagt, nahm der Zigeuner Michaly seine Violine und sang es unter den
lieblichsten Variationen der Gesellschaft vor; alle dankten ihm, der
Feuerwerker aber sagte: "Michaly, du sangst das nämliche Lied, wie
die kleine Braune, und hast eine ähnlichkeit mit ihr in der Stimme.
"--"Kann sein", sagte Michaly lächelnd, "aber erzähl nur weiter, ich
bin auf den wilden Jäger sehr begierig."--"Ich hob a a Schneid uf den
soakrische Schlankl!" sagte der Tiroler; alle drangen auf die weitere
Erzählung, und der Feuerwerker fuhr fort:

"Als die Kleine das Lied sang, ward sie von einem Schlag gegen die
Türe unterbrochen: "Mitidika!" rief es draußen mit einer rauhen,
heiseren Stimme.  "Gleich, Großmutter!" antwortete sie, öffnete die
Türe und erzählte ihr von den Gästen; die Großmutter brummte allerlei,
was ich nicht verstand, und trat sodann zu uns in die Stube.  Ihr
Schatten sah aus wie der Teufel, der sich über die Leiden der
Verdammten bucklicht gelacht, und wäre er nicht vor ihr her in die
Stube gefallen, um einen ein wenig vorzubereiten, ich hätte geglaubt,
der Alp komme, mich zu würgen, als sie eintrat.  Sie war von oben und
rings herum eine Borste, ein Pelz und eine Quaste und sah darin aus
wie der Oberpriester der Stachelschweine.  Sie ging nicht, lief nicht,
hüpfte nicht, kroch nicht, schwebte nicht, sie rutschte, als hätte
sie Rollen unter den Beinen wie großer Herren Studierstühle.  Wie die
kleine flinke Braune hinter ihr drein und um sie her schlüpfte, um
sie zu bedienen, dachte ich: so mag des Erzfeinds Großmutter aussehen
und die Schlange, ihre Kammerjungfer.

"Mache mir das Bett, Mitidika!" sagte sie, "und wenn ich ruhe, kannst
du die Gäste besorgen."  Während das Mädchen die Kissen aufschüttelte,
begann die Alte sich zu entkleiden, und ich weiß nicht zu sagen, ob
ihre Kleidung oder ihr Bett aus mehreren Stücken bestand.  Sie zog
einen Schreckenswams, eine Schauderjacke und Zauberkapuze um die
andre aus, und die ganze Wand, an der sie die Schalen aufhängte, ward
eine Art Zeughaus; ich dachte alle Augenblick: noch eine Hülse
herunter, so liegt ein bißchen Lung und Leber an der Erde, das frißt
die Katze auf, und die Großmutter ist all; keine Zwiebel häutet sich
so oft.  Bei jedem Kissen, welches die Kleine ins Bett legte und
aufschüttelte, brummte die Alte und legte es anders, befahl ihr dann,
es ganz sein zu lassen und ihr ein Rauchbad zu geben, sie müsse in
einen Ameisenhaufen getreten haben; das Gewitter mache alles Vieh
lebendig.  Da setzte sich die Alte auf die zerbrochene Leiter und
hängte die Tiroler Decke über sich, und die junge zündete Kräuter
unter ihr an und machte einen scheußlichen Qualm, den sie uns, da sie
von neuem anfing, die Federbetten hin und her zu werfen, in dicken
Wolken auf den Leib jagte, als gehörten wir auch zu den Ameisen, die
vertrieben werden sollten.  Es sah ziemlich aus, als wenn man eine
Hexe verbrennte oder einen ungeheuren Taschenkrebs räuchre, als die
Alte so über dem Dampf wie eine Mumie, in den bunten Tiroler Teppich
gehüllt, auf der Leiter saß."

"Da sieht man, Wastl", sprach der Zigeuner zu dem Tiroler, "wozu ihr
die Teppiche fabriziert: um die Hexen darin zu räuchern."--"Potz
Schlakri", erwiderte Wastl, "wonn's daine sakrische ziganerische
Großmuetta is, so loß i's poassiera; i bin gawis, es möga a Legion
Spodifankerl aus ihr raussi floga sein, un du bist a ains dervo."
Die Gesellschaft lachte über Wastls Antwort, und die Kammerjungfer
wie auch Lindpeindler baten den Feuerwerker: er möge machen, daß die
Alte ins Bett komme, die Schnepfen könnten übergar werden.  "Ganz
recht", sagte Baciochi, "das meinte Martino auch; denn als der sie in
der Decke zappeln sah wie Hunde und Katzen, die in einen Sack
gesteckt sind, und der Rauch zu dick zu werden begann, sprang er vom
Stroh auf, trat vor die Alte hin und sagte: "Hochverehrte Frau Wirtin,
ich versichere Euch im Namen Eurer Gäste, daß wir kein Rauchfleisch
zu essen bestellt haben, und daß wir auch von keinem verpesteten Orte
kommen, um eines so kostbaren Rauchkerzchens zu bedürfen; seid so
gütig, dem Wohlgeruch ein Ende zu machen, wir müssen sonst mit all
den Ameisen, die Euch plagen, davonlaufen."  Da fing die Alte eine
weitläufige Gegenrede an und sagte: "Schicksalen und Verhältnissen
haben mich so weit gebracht."  Martino aber nahm keine Vernunft an,
packte die Alte mit beiden Händen und warf sie von der Leiter in ihre
Federbetten; sie zappelte wie eine Meerspinne, aber er wälzte ein
Federbett über sie und sang ihr ein Wiegenlied mit so viel gutem
Humor vor, indem er sie mit beiden Händen festhielt, daß sie endlich
selbst mit lachte und sagte: "Nun, legt Euch nur wieder nieder, hätte
ich doch nicht gedacht, heute von einem so lustigen Gesellen zu Bette
gebracht zu werden.  Mitidika, gib den Kavalieren zu essen!"  Und
somit kriegte sie den Martino beim Kopf und gab ihm unter großem
Gelächter einen Kuß.

"Profiziat!" sprach dieser, "schlaf wohl, du allerschönster Schatz!"

und legte sich mit einem sauern Gesichte wieder neben mich.  "Gott
sei Dank, Martino, daß sie weg ist!" flüsterte ich.

"Hast du gewacht, Meister?" sprach der Schelm.

"Leider Gottes!" erwiderte ich, "du hast ein Kunststück gemacht; sie
rauchte wie ein nasses Feuerwerk; für einen Hutmacher wäre sie ein
sauberes Gestell, alle seine Mützen daran aufzuhängen, er brauchte
keinen Nagel einzuschlagen."-"Ich werde mich wohl häuten müssen, da
sie mich geküßt hat", sagte Martino.

"Warum?" fragte ich.

"Ei", entgegnete er, "ich werde sonst die Augen nie wieder zukriegen
können und die Zähne immer blecken wie ein Mops; die Haut ist mir vor
Schrecken zu kurz geworden."--Unter diesen Scherzreden hörten wir die
Alte einschnarchen, und Mitidika ging ab und zu und verbaute leise
das Bett der Alten mit der Tonne und der alten Türe, die Küchentüre
ließ sie auf, daß der Dampf hinauszog.  Dann zupfte sie den Martino
bei den Haaren und flüsterte.  "Komm hinaus, deine Schnepfen sind gar,
ich habe die Brühe abgegossen, ich muß das Feuer löschen, die
zwölfte Stunde naht; denn fährt der wilde Jäger mir durch das Feuer,
steckt er uns die ganze Hütte an."  Martino ging hinaus, und ich
streckte den Kopf nach der Türe und hörte ihre Scherzreden.  Mitidika
sagte: "Ich habe dir deine Vögel trefflich gekocht und dir auch
Kräuter an die Suppe getan; was gibst du mir nun?"-"Geben?" sagte
Martino, "ich will dich mit der Münze bezahlen, welche hier zu gelten
scheint, und in der mich deine Großmutter zahlte; einen Kuß will ich
dir geben."--"Das läßt sich hören", erwiderte sie; "aber die
Großmutter gab dir ein altes Schaustück, das kann ich nicht brauchen,
die Münze ist verschlagen."--"Auch du bist verschlagen, Schelm!"
erwiderte Martino, "ich will dir kleine Münze geben, wenn du
herausgeben und wechseln kannst; wärst du nur nicht so schwarz!
"--"Und du nicht so weiß", sagte sie; "ich werde dir einen Schein
geben, einen Wechsel schwarz auf weiß, aber gib mir keine
Scheidemünze!" sagte sie.  "Die kriegst du morgen früh beim Abschied",
erwiderte Martino, faßte sie beim Kopf, küßte sie herzlich und sagte:
"Ich habe dich lieb und bleibe dir treu."--"Ei so lüge, daß du
schwarz wirst!" sprach sie.  "Dann wäre ich deinesgleichen, und es
könnte etwas daraus werden", sprach Martino und schenkte ihr eine
Nadelbüchse von Elfenbein und Ebenholz, die er bei sich trug.

Das Mädchen dankte und sprach: "Sieh, wie artig schwarz und weiß
zusammen aussehn; bleib bei uns; wenn die Alte stirbt, finden wir den
Goldtopf und contrebandieren."--"Ja, auf die Galeere!" sprach Martino.
"Ich gehe mit auf die Galeere!" sagte sie; "pitsch, patsch! geht
das Ruder, und ich singe dir dazu."--"Das wollen wir überlegen",
meinte Martino, "es ist eine zu glänzende Aussicht um Mitternacht."
Da traten sie mit der Suppe und den Schnepfen herein und stellten sie
auf den Eichenblock; die Suppe tranken wir aus dem Topf, ich wollte
meine Marinina nicht wecken und ließ ihr Teil in die warme Asche
setzen, die Vögel wollten wir morgen früh verzehren.  Nun begann sich
der Sturm in dem Walde wieder zu heben, und das Gewitter zog mit
Macht heran.  "Ach Gott", sagte Mitidika, "lege dich nieder, Martino,
und schlafe ein!  Hörst du das Wetter?  Der Jäger bläst sein Horn, er
wird gewiß bald kommen; lege dich nieder, gleich, gleich!"  Dabei sah
sie ängstlich in der Stube umher.  "Nun, nun, was fehlt dir?" fragte
Martino, und sie sagte: "Schlafen sollst du und das Angesicht von mir
kehren, denn ich muß mich entkleiden und schlafen gehn, und das
sollst du nicht sehen; ach, dreh dich um, Blanker!"-"Bravo!" sagte
Martino; "es freut mich, daß du so auf Zucht hältst, putze nur den
Kien aus, bei der Nacht sind alle Kühe schwarz, selbst die
schwatzen"-"Ja", sagte sie, "auch die blanken Esel!  Dreh dich um,
ich bitte dich, ich will den Kien schon löschen, wenn es Zeit ist."
Da drehte sich der ehrliche Martino um.  "Gute Nacht, Mitidika!"
sagte er.--"Gute Nacht, Martino!" sprach sie.

Nun breitete sie sich eine bunte wollene Decke an die Erde aus neben
dem Eichenblock, stellte einen halben Kürbis voll Wasser darauf,
holte einen kleinen, zierlichen Kasten gar heimlich unter der Trommel
hervor und setzte ihn neben sich auf die Bank, wobei sie sich
ängstlich nach uns umsah.  Ich blinzte durch die Augen und schnarchte,
als läge ich im tiefsten Schlaf.  Mitidika traute und schloß das
Kästchen leise auf, musterte alle die Herrlichkeiten, die darin waren,
und suchte sich einen Raum aus, die Nadelbüchse des Martino bequem
hineinzulegen.  Ihr könnt euch meine Verwunderung nicht denken, als
ich, in dieser wüsten Zigeunerherberge, die Kleine auf einmal in
einem so zierlichen und reichgefüllten Schmuckkästchen kramen sah.
Es sah nicht ganz so aus, als sei ein Affe hinter die Toilette seiner
Herrschaft geraten, auch nicht, als richte der Satan einen
Juwelenkasten ein, um einem unschuldigen Mädchen die Augen zu blenden;
aber eine indianische Prinzessin, welche die Geschenke eines
englischen Gouverneurs mustert, mag wohl so aussehn.  Als sie so die
Perlen--und Korallenschnüre, die brillantenen Ohrringe und die
Zitternadeln durch die schwarzen Hände laufen ließ, konnte ich vor
Augenlust gar nicht denken, daß dies gestohlnes Gut sein müsse.  Nun
stellte sie mehrere Kristallfläschchen mit Wohlgerüchen und Salben
aus dem Kästchen auf den Block, zog feine Kämme und Zahnbürsten
hervor und begann sich zu putzen und zu schmücken, wie die Nacht, die
mit dem Monde Hochzeit machen will.  Sie nahm die kleine, von buntem
Stroh geflochtene Mütze von ihrem Kopf, und ein Strom von schwarzen
Haaren stürzte ihr über die Schultern; sie gewann dadurch ein
reizendes und wildes Ansehn, wenn ihre weißen Augäpfel und die
blanken Zähne aus den schwarzen Mähnen hervorfunkelten.  Sie kämmte
sich, schlängelte sich goldene Schnüre in die Zöpfe, die sie flocht
und kunstreich wie eine Krone um das schöne runde Köpfchen legte.
Sie wusch sich das Gesicht und die Hände, putzte die Zähne, beschnitt
sich die Nägel und tat alles mit so unbegreiflicher Zierlichkeit,
Anmut und hinreißender Schnelligkeit der Bewegungen, daß es mir vor
den Augen zitterte und bebte.  Als sie die brillantenen Ohrringe in
die kleinen schwarzen Muschelöhrchen befestigte und die glitzernden
Zitternadeln in den Flechtenkranz steckte und die Korallen--und
Bernsteinschnüre um das braune Hälschen legte und dabei hin und her
zuckte wie ein Wunderwerkchen, gingen mir die Augen über.  Sie begoß
sich mit Wohlgerüchen, rieb sich die schwarzen Patschchen mit
duftendem öl und steckte sich ein blitzendes Ringlein um das andere
an die schlanken Fingerchen.  Nun stellte sie einen Spiegel auf und
bleckte die Zähnchen so artig hinein, es ist nicht zu beschreiben.
Und bei allem dem donnerte und blitzte es draußen, und ihre Eile ward
immer größer; ich verstehe mich auf Lichtwirkungen in der Nacht, aber
ich habe mein Lebtag kein solches Feuerwerk gesehen, kein Blitzen auf
so schönem dunkeln Grund als das Spiel der Diamanten und Perlen auf
ihr; denn sie war ein wunderschönes, frei, kühn, scheu und züchtig
bewegtes Menschenbild.

Flüchtig packte sie nun alle Geräte wieder in das Kästchen, steckte
noch eine Handvoll weißes Zuckerwerk in das Mäulchen und knupperte
wie eine Maus, während sie das Kästchen mit scheuen Blicken um sich
her: ob wir auch schliefen, wieder unter die alte Trommel stellte.
Die schwarze Katze, die auf derselben schlief, erhob sich dabei und
machte einen hohen Buckel, als verwundere sie sich über sie, da sie
ihr mit den funkelnden Händen über den Rücken strich.  Nun brachte
sie ein feines Hemd von weißer Seide, legte es über den Arm und fing
an, ihr Mieder aufzuschnüren, wobei sie uns den Rücken kehrte; es sah
aus, als werfe sie Kußhändchen aus, wenn sie die Nestel zog; nun aber
schlüpfte sie in die Küche und trat in wenigen Minuten wieder herein
in einem schneeweißen Röckchen und einem Mieder von rotem
venetianischen Samt.  So stand sie mitten auf der Decke und
betrachtete ihren Staat mit kindischem Wohlgefallen; der Donner
rollte heftiger, Martino wachte auf, Mitidika faßte den Teppich mit
beiden Händen über die Schultern, stieß mit dem Fuß die Kienfackel
aus, wickelte sich schnell ein wie eine Schmetterlingslarve, ein
heller Blitz erleuchtete die Kammer, sie schoß wie eine Schlange an
die Erde nieder und krümmte sich zusammen.  Martino hatte sie im
Leuchten des Blitzes noch gesehen, aber er wußte nicht, was es war;
er sprach: "Meister, saht Ihr etwas?"  Ich war aber so erstaunt, daß
ich stumm blieb; da sprach er: "Mitidika, schläfst du?", aber sie
schwieg; Martino drehte sich um und schlief auch wieder.  Meine
Gedanken über das, was ich gesehen, ließen mich nicht ruhen, der
wunderbare Schmuck in dem Besitz der kleinen braunen Bettlerin, und
daß sie ihn jetzt so sorgsam und heimlich angelegt, befremdete mich
ungemein; alles kam mir wie Zauberei vor.  Sie erwartet ein
Waldgespenst und schmückt sich wie eine Braut.  War dies gestohlnes
Gut?  Ist sie eine verkleidete, versteckte Prinzessin?  Warum geht
sie in dieser Pracht schlafen, und warum wickelt sie sich mit all der
Herrlichkeit in den alten Teppich ein?  Sollte alles dies geheim sein,
wie war es möglich, da wir sie morgen früh doch in ihrem Putz finden
mußten?  So lag ich nachsinnend; das Gewitter war in vollem Grimme
über uns, und das Licht der zuckenden Blitze zeigte mir öfters das
Bild der Mitidika, welche, wie eine Mumie in den Teppich gehüllt, an
der Erde ausgestreckt lag.  Als ich aber durch das wilde Wetter ein
Horn schallen hörte, stieß ich Martino an und flüsterte ihm zu:
"Halte dich bereit, ich glaube, der wilde Jäger ist im Anzug."  Wir
hörten das Horn nochmals und Pferdegetrapp und Gewieher, und ich
bemerkte, daß Mitidika aufstand; ich kroch aber quer vor die offene
Küchentüre, und als sie mit dem Fuße an mich anstieß, glaubte sie
umgegangen zu sein und wendete sich nach einer andern Seite.  Martino
stand auf, die Haustüre öffnete sich, und es trat eine Gestalt mit
raschem Schritt durch die Küche auf uns zu; ich faßte sie bei den
Beinen, daß sie niederschlug, und Martino drosch so gewaltig auf ihn
los, daß der wilde Jäger Zetermordio zu schreien begann.  "Mitidika,
Hülfe, Hülfe! man mordet mich!" schrie er.-"Ha ha!  Herr wilder
Jäger", schrie nun Martino, "wir haben dich!" und so zerrten wir ihn
in die Stube herein und machten die Türe zu.  Der Lärm ward allgemein;
der Kerl wehrte sich verzweifelt.  Meine Marinina erwachte und
schrie: "Jesus, Maria, Joseph!  Licht her, Licht her!  Was ist das, o
Baciochi, Martino!"  Die Alte fuhr aus ihren Betten auf, warf die
alten Bretter um, die vor ihr standen, und schrie: "Mörder, Hülfe,
Mitidika!"  Dabei wurden die Hühner auf dem Boden rebellisch, die
Trommel kollerte brummend durch die Stube; Mitidika allein ließ sich
nicht hören.  "Martino, schlage Feuer!" rief ich und drückte meinen
fremden Gast fest in die Gurgel, daß er sich nicht rühren konnte.  Da
stieß Martino einen Schwärmer in die glühende Asche des Herds, der
leuchtend durch die Kammer zischte und dem ganzen Spektakel ein noch
tolleres Ansehen gab.  Mein Gefangener fing von neuem an zu ringen,
und indem ich ihn gegen die Wand drückte, trat ich gegen einige
Bretter, die auswichen--ich warf ihn nieder.  Ein großer Bock, der
hinter den Brettern geruht hatte, sprang auf und fing nicht schlecht
an zu stoßen, und ich warf meinen wilden Jäger so kräftig zur Erde,
daß er keinen Laut mehr von sich gab.  Martino brachte nun eine
brennende Kienfackel herein, und wir sahen die ganze Verwirrung.  Der
wilde Jäger war ein schöner, schlanker Kerl in galanter Jagduniform.
Er rührte sich nicht; der Gedanke, daß ich ihn gar totgedrückt hätte,
fuhr mir unheimlich durch die Glieder, ich stürzte zur Küche nach
Wasser; Martino faßte die Alte, die fluchend und schreiend aus dem
Bett gesprungen war, und warf sie wieder in die Federn mit den Worten:
"Schweig still, Drache!  Wir wollen dir kein Haar krümmen; wir haben
nur den wilden Jäger abgefangen."  Nun trat ich mit einem Eimer
Wasser hinein und goß ihn pratsch! über den leblosen wilden Jäger; da
sprang er wie eine nasse Katze in die Höhe--."

"Das Wasser, das kalte Wasser", schrie hier Devillier aufspringend,
"war das Allerfatalste!" und die ganze Gesellschaft sah ihn
verwundert an.  "Nun, was schauen Sie", fuhr er fort, "soll ich
länger schweigen?  Habe ich nicht schrecklich ausgehalten und mich
hier in der Erzählung nochmals mißhandeln lassen?"  Baciochi wußte
nicht, was er vor Erstaunen sagen sollte über Devilliers
Unterbrechung; dieser aber sprach heiter: "Ja, Herr Baciochi, ich war
der wilde Jäger, mich habt Ihr so kräftig zugedeckt, ich habe es von
Anfang der Geschichte gewußt und hätte gern geschwiegen, aber das
kalte Wasser lief mir wieder erweckend über den Rücken."  Da ward die
ganze Gesellschaft vergnügt, der Feuerwerker reichte Devillier die
Hand, und dieser sagte: "Es freut mich, Euch wiederzusehen; alles ist
längst vergessen, nur Mitidika nicht!"--"Das will ich hoffen", meinte
der Zigeuner ernsthaft, "ich bitte mir das Ende der Geschichte aus."
Da tranken alle lustig herum, und Devillier trank die Gesundheit der
Mitidika, wozu Michaly einen Tusch geigte und Lindpeindler das
hochpoetische freie Leben der Zigeuner pries; der Vizegespan meinte
jedoch: sie hätten nicht die reinsten Hände.  Die Kammerjungfer aber
fragte: "Wo hat sie nur den Schmuck hergehabt?"  Der Tiroler sagte:
"Den wilda Jaaga hobt's maisterli zuagdeckt!" und alle drangen,
Devillier möge weiter erzählen.

"Wohlan!" sagte dieser: "Ich hatte damals Geschäfte mit der
Contrebande und manche andere politische Berührungen diesseits und
jenseits auf der Grenze.  Ich dirigierte den ganzen Schleichhandel
und forschte auf höhere Veranlassung dem Orden der Carbonari nach.
Auf meinen Streifereien hatte ich Mitidika kennengelernt und mich
leidenschaftlich in dies schöne, unschuldige und geistvolle wilde
Naturkind verliebt.  In bestimmten Nächten besuchte ich sie; der
Schmuck, den Ihr, Baciochi, sie anlegen sahet, war ein Geschenk von
mir.  Sie hatte den Glauben der Alten an den wilden Jäger benutzt, um
sich unentdeckt einige Stunden von mir unterhalten zu lassen.  Wenn
ich kommen sollte, schmückte sie sich immer wie eine Zauberin; ich
setzte sie dann mit auf mein Pferd und brachte sie nach einer Höhle,
eine Viertelstunde von ihrer Hütte, welche das Warenlager meines
Schleichhandels war; da saß sie in einem mit dem feinsten englischen
bunten Kattun ausgeschlagenen Raum mit mir und ergötzte mich und
einen verstorbenen Freund mit Tanz, Gesang und freundlicher Rede.
Gegen Morgen ging sie zurück, einen Bündel Holz in die Küche tragend,
und wurde von der Großmutter wegen ihrem Fleiß gelobt.  Ich liebte
sie unaussprechlich um ihrer Tugend und Schönheit, und ihr ganzes
Wesen war so wunderbar und bei allem Mutwillen und aller kindlichen
Ergebenheit so gebieterisch, daß ich nie daran denken konnte, ihre
Unschuld auch nur mit einem Gedanken zu verletzen.  O, sie war gar
nicht mehr wie ein Mensch, sie war wie eine Zauberin, wie ein
Berggeist, wenn sie in dem Edelsteinschmuck vor uns tanzte, sang,
lachte und weinte; ich kann sie nie vergessen.  In der Nacht, wo Ihr
und Martino mich so häßlich zerprügeltet, ging die ganze Herrlichkeit
zu Ende.  Anfangs hielt ich meine Angreifer für italienische
Gendarmen, die mir auf die Spur kamen; als wir uns aber erklärt
hatten, nahm mir die Entdeckung vom Gegenteil allen Zorn hinweg, und
unsere erste Sorge war: wo Mitidika hingekommen sei.  Die alte
Zigeunerin jammerte auch nach ihr, wir suchten alle Winkel aus und
fanden sie nicht, bis die Alte die Leiter vermißte.  Baciochi sagte:
zur Türe könne sie nicht hinausgekommen sein, er habe davorgelegen;
da machte uns der Regen, der durch das Loch in der Decke
hereinströmte, aufmerksam; Martino kletterte auf den Schultern
Baciochis hinan und fand die Leiter, aber Mitidika, welche die Leiter
nach sich gezogen, war durch das Strohdach hinaus geklettert und
nirgends zu finden.  Ich eilte nach der Türe und vermißte mein Pferd;
nun war ich gewiß, daß sie nach meinem Schlupfwinkel entflohen sein
müsse, und war ruhig.  Ich durfte diesen weder an Baciochi noch an
die Zigeunerin, die nichts von meinem Verhältnisse mit Mitidika wußte,
verraten und suchte deshalb noch lange mit.  Das Wetter war aber so
abscheulich, daß wir bald wieder zurückkehrten, und die Alte jammerte
nicht mehr lange; da hörten wir Hufschlag, und Mitidika stürzte in
ihrem ganzen Schmuck mit wilder Gebärde in die Stube auf mich zu:
"Geschwind, fort, geflohen!" schrie sie, "die italienischen Gendarmen
streifen in der Nähe, Euren Freund haben sie mit einem ganzen Zug
Schleichhändler gefangen; es ist ein Glück, daß hier der Spektakel
losging, ich bin aus Angst durch das Dach geschlüpft, dadurch habe
ich die nahe Gefahr entdeckt; geschwind fort!"--"Wohin?" schrie ich,
und Baciochi, Martino und Marinina, die sich auch vor der Entdeckung
fürchteten, folgten alle mit mir der treibenden Mitidika zur Türe
hinaus.  Sie schwang sich auf mein Pferd, ich hinter sie, und so
sprengten wir beide nach unserem Schlupfwinkel, unbekümmert um Euch,
Herr Baciochi, und die Eurigen."

"Ja", sagte der Feuerwerker, "Ihr rittet nicht schlecht, und wir
hatten in dem wilden Wetter übles Nachsehen; übrigens war es Euch
nicht zu verargen, daß Ihr uns nicht eingeladen, mitzugehen; wir
hatten Euch schlecht bewillkommt.  Ich will mein Lebtag an den
Mordweg denken.  Meine Marinina ward krank und starb zwei Monate
nachher in Kroatien; Gott habe sie selig!  Martino ließ sich bei der
österreichischen Artillerie anwerben und war neulich mit in Neapel,
wenn er noch lebt.  Ich fand mein Brot--Gott sei gelobt!--bei unserm
gnädigen Herrn.  Es freut mich, daß Ihr so gut davongekommen; aber
was ist denn aus der braunen Mitidika geworden?"

"Ja, wer das wüßte!" sagte Devillier; "wir kamen vor der Höhle an und
zogen das Pferd herein.  Sie war voll Sorge um mich, wusch mir meine
Kopfwunden und Beulen mit Wein und bewies mir unendliche Liebe.  So
brachten wir die Nacht in steter Angst und Sorge zu.  Gegen Morgen
hatte sie keine Ruhe mehr, sie verlangte nach der alten Mutter; sie
beschwor mich, sogleich die Höhle zu verlassen und zu fliehen.  Das
Schicksal meines Freundes erschütterte mich tief, ich war
entschlossen, ihn aufzusuchen.  Sie schwur mir ewige Treue; ich
versprach ihr, wenn ich sie nach einiger Zeit hier wieder fände, sie
zu meiner Frau zu machen; sie lachte und meinte: sie wolle nie einen
Mann, der kein Zigeuner sei, und nun auch keinen Zigeuner, sie wolle
gar keinen Mann.  Dabei scherzte und weinte sie, tanzte und sang noch
einmal vor mir, und als ich sie umarmen wollte, schlug sie mich ins
Gesicht und floh zur Höhle hinaus.  Ich verließ den Ort gegen Abend.
Als ich vom Tode meines Freundes gehört hatte und zu Mitidika
zurückkehrte, war ihre Hütte abgebrannt; ich ging nach der Höhle, sie
war ausgeplündert.  Auf der Wand aber fand ich mit Kohle geschrieben:
"Wie gewonnen, so zerronnen!  Ich behalte dich lieb, tue, was du
kannst, ich will tun, was ich muß."  Ich habe das holdselige Geschöpf
durch ganz Ungarn aufgesucht, aber leider nicht wiedergefunden;
hundert Mitidikas sind mir vorgestellt worden, aber keine war die
rechte."

"Es gibt auch nur eine", sagte hier Michaly, "und wird alle tausend
Jahre nur eine geboren."--"Kennt Ihr sie?" sprach Devillier heftig.
"Was geht es Euch an", erwiderte Michaly, "ob ich sie kenne?  Habt
Ihr nicht die Ehe ihr versprochen und doch eine Ungarin geheiratet?
Sie hat Euch Treue gehalten bis jetzt, sie ist meine Schwester, und
ich wollte sie abholen, da die Großmutter in Siebenbürgen gestorben,
wo sie sich mit Goldwaschen ernährten; der Pestkordon hat mir aber
den Weg abgeschnitten."  Da ward Devillier äußerst bewegt; er sagte:
"Ich habe sie lange gesucht und nicht gefunden, sie hatte mir
ausdrücklich gesagt, sie werde nie einem Blanken die Hand reichen und
nun auch keinem Zigeuner; nur in der Hoffnung, sie wiederzusehen,
blieb ich bis jetzt in Ungarn, und ich würde nicht die Mittel gehabt
haben, hier zu bleiben, wenn ich die alte Dame nicht geheiratet hätte,
die mir jetzt mein schönes Gütchen zurückgelassen.  Könnt Ihr mich
mit Mitidika wieder zusammenbringen, so will ich sie gern heiraten
und ihr alles lassen, was ich habe."--"Das ist ein nicht zu
verachtender Vorschlag, Michaly", sagte der Vizegespan, "schlagt das
nicht so in den Wind, Ihr habt Zeugen!"  Michaly aber lachte und
sprach: "Mitidika wird nicht an dem Stückchen Erde kleben, sie wird
nicht in einem gemauerten Hause gefangen sein wollen und sich um
Abgaben und Zinsen zerquälen.  Wer nichts hat, hat alles; es war
immer ihr Sprüchwort: "Der Himmel ist mein Hut; die Erde ist mein
Schuh; das heilige Kreuz ist mein Schwert; wer mich sieht, hat mich
lieb und wert.""-"Das ist echt zigeunerisch gesprochen", sagte der
Vizegespan, "drum bleibt ihr auch immer vogelfreies Gesindel."
Michaly nahm da seine Geige und wollte ein Lied auf die Freiheit
singen, aber der Nachtwächter blies zwölf Uhr und mahnte die
Gesellschaft zur Ruhe.  Lindpeindler hatte sich mit dem Feuerwerker
und der Kammerjungfer, welche durch die erwachte Neigung Devilliers
für Mitidika sehr gekränkt worden war (denn sie spitzte sich selbst
auf ihn), noch eine Viertelstunde nach dem Edelhof begeben.  Als sie
sich der Gesellschaft empfahlen, bot Devillier der Zofe seine
Begleitung an; sie sagte aber: "Ich danke, ich möchte das werte
Andenken an die unbeschreibliche Mitidika nicht stören."  Damit
machte sie einen höhnischen Knicks und verließ die Stube mit
Lindpeindler, der diese Nacht als eine der romantischsten seines
Lebens pries.

Der Kroate, der Tiroler und der Savoyarde waren bereits
eingeschlummert, und der Vizegespan lud Wehmüllern, der mit seiner
Arbeit ziemlich fertig war, wie auch den Zigeuner und Devillier zu
sich in sein Haus ein.  Sie nahmen es mit Freuden an, da sie dort
doch ein Bett zu erwarten hatten.  Frau Tschermack, die Wirtin, ward
bezahlt und schloß die Türe mit der Bitte: wenn sie länger hier
blieben, nochmals eine so schöne Gesellschaft bei ihr zu halten.  Vor
Schlafengehen wußten Devillier und der Zigeuner den Vizegespan zu
bereden, am andern Morgen den Kordon mit durchschleichen zu dürfen,
denn Michaly und Devillier sehnten sich ebenso sehr nach Mitidika,
die jenseits war, als Wehmüller nach seiner Tonerl.  Sie schliefen
bis zwei Uhr, da packte der Vizegespan jedem eine Jagdflinte auf, und
sie zogen, als Jäger, einem Waldrücken zu; aber kaum waren sie
hundert Schritt vor dem Dorf, als sie seitwärts bei den
Kordonpiketten verwirrtes Lärmen und Schießen hörten und bald einen
Husaren, dem das Pferd erschossen war, querfeldein laufen sahen,
welcher auf das Anrufen des Vizegespans schrie: "Cordonus est ruptus
cum armes in manibus a pestiferatis loci vicini, der Kordon ist mit
bewaffneter Hand von den Pestkranken des benachbarten Ortes
durchbrochen."  Als der Vizegespan dies hörte, ließ er seine
Gesellschaft im Stich und lief über Hals und Kopf nach dem Dorfe
zurück, um seine Bauern unter die Waffen zu bringen.  Wehmüller und
der Zigeuner schrien: "Gott sei Dank, nun laßt uns eilen!"  Devillier
besann sich auch nicht lange, und sie liefen spornstreichs nach dem
verlassenen Pikettfeuer hin, wo sie Bauern beschäftigt fanden, unter
großem Geschrei das Brot und die anderen Vorräte zu teilen, welche
das Pikett zurückgelassen hatte.  Als sie sich näherten, kam ihnen
ein Reiter entgegen und schrie: "Steht, oder ich schieße euch nieder!"
Sie standen und warfen die Waffen hinweg. Sie wurden gefragt, wer
sie seien? und als sie erklärt: sie wollten über den Kordon, und der
Reiter ihre Stimmen vernommen, stürzte er vom Pferde und fiel dem
Zigeuner und Devillier wechselsweise um den Hals und schrie immer:
"Michaly!  Devillier!  Ich bin Mitidika."

Vor Freude des Wiedersehens ganz zitternd, riß das Mädchen sie in die
Erdhütte des Piketts, wo sie dieselbe in männlicher Kleidung, mit
Säbel und Pistole bewaffnet, erkannten, und sie wollte eben zu
erzählen anfangen, als sie Wehmüllern scharf ansah und zu ihm sprach:
"Bist du noch immer hier, Betrüger?  Ich meinte, du seist gestern zu
deiner angeblichen Frau nach Stuhlweißenburg gereist."  Alle sahen
bei diesen Worten auf den bestürzten Wehmüller; dieser sperrte das
Maul auf vor Verwunderung.

"Ich?" fragte er endlich, "ich, gestern zu meiner angeblichen
Frau?"-"Ja, du!" sagte Mitidika, "du, der du dich Wehmüller nennst
und es nicht bist, du, der du deine Frau nicht einmal kennst."-"O,
das ist um rasend zu werden!" schrie Wehmüller, "welche tolle
Beschuldigungen, und das von einer wildfremden Person, die ich
niemals gesehen!"-"Unverschämter Gesell!" schrie Mitidika; "du
kenntest mich nicht!  Hast du mir nicht seit mehreren Tagen mit
deinen Liebesversicherungen zugesetzt?  Hat der wirkliche Wehmüller
dir nicht deswegen schon ins Gesicht bewiesen: daß du Wehmüller nicht
sein könnest, weil der rechte Wehmüller an niemand denkt als an sein
liebes Tonerl?"--"Der rechte Wehmüller?" schrie nun Wehmüller, "wo
haben Sie den je gesehen?  Er wenigstens kennt Sie nicht."--"Kennt
mich nicht?" erwiderte Mitidika, "und reist mit mir?"--"Ich werde
verrückt!" schrie Wehmüller, "nun ist gar noch ein dritter auf dem
Tapet; wo sind die zwei andern?  Geschwind, ich will sie sehn, ich
will sie erwürgen!"--"Den dritten lügst du hinzu", versetzte Mitidika;
"der echte wird nicht weit von hier sein, ich will ihn holen, da
sollst du beschämt werden!"  Nun lief sie schnell zur Hütte hinaus.

Dieser Wortwechsel war so schnell und heftig und die Veranlassung so
wunderbar, daß Michaly und Devillier nicht Zeit hatten, dem
verblüfften Maler zu bezeugen: daß er seit gestern in ihrer
Gesellschaft sei und unmöglich der sein könne, welchen Mitidika
kannte.  Sie waren eben noch beschäftigt, den weinenden Wehmüller zu
trösten, als eine ganz ähnliche Figur wie er selbst in die Hütte trat;
bei dem erloschenen Feuer war es unmöglich, jemand bestimmter zu
erkennen.  Kaum hatte Wehmüller sein Ebenbild in derselben Gestalt
und Kleidung erkannt, als er wie eine Furie darauf losstürzte; der
andre tat ein gleiches, und beide schrien: "Ha, ertappe ich dich bei
deiner Buhlerei unter meinem ehrlichen Namen!"  Sie rissen sich wie
zwei Hähne herum.  Devillier und Michaly brachten sie mit Gewalt
auseinander, und Mitidika führte den dritten Wehmüller herein.  Wie
groß war die Bestürzung aller, da nun wirklich drei Wehmüller zugegen
waren.  "Nein, das ist zum Verzweifeln!" rief der Wehmüller, den
Mitidika mitgebracht hatte, "da ist noch einer!"--"Herr Jesus!"
schrie nun unser Wehmüller, "Tonerl, bist du es, bist du hier,
Tonerl?"--"Franzerl, lieber Franzerl!" schrie der andere, und sie
sanken sich als Mann und Frau in die Arme.  Da wurde es dem einen
Wehmüller, den Devillier festhielt, nicht recht wohl, und er sank vor
Schreck zur Erde.  Michaly schürte nun das Feuer wieder an, daß man
sehen konnte, und Mitidika bezeugte die größte Freude, daß Tonerl,
die in einem ganz ähnlichen Kleide wie ihr Mann von Stuhlweißenburg
mit ihr diesem entgegengereist war, ihn endlich gefunden habe,
nachdem sie zu ihrem großen Schrecken von dem falschen Wehmüller in
dem Dorfe, das man wegen Pestverdacht eingeschlossen, sehr geplagt
worden war, ohne sich ihm als Wehmüllers Weib zu entdecken, denn sie
war auf einen alten Paß ihres Mannes gereist.

Sie hatten sich kaum von der ersten Freude erholt, als Mitidika sagte:
"Wir müssen doch den falschen Wehmüller, der die Sprache verloren
hat, wieder zu sich bringen."  Da aber ihr Rütteln und Schütteln ganz
vergeblich war, sagte sie: "Ich habe ein untrüglich Mittel von der
seligen Großmutter gelernt; das Herz ist ihm gefallen, wir wollen es
ihm wieder heraufziehen."  Da nahm sie ein Schoppenglas und gab es
Michaly nebst einem Endchen Licht--das sie am Feuer anzündete--und
einem Scheibchen Brot.  "Aha, ich weiß schon!" sagte Michaly und
öffnete dem Ohnmächtigen die Weste über dem Magen, setzte ihm das
Licht, auf der Brotscheibe befestigt, auf den Leib und stülpte das
Glas darüber.  Das brennende Licht, welches die Luft unter dem Glas
verzehrte, machte ihm den Leib wie in einem Schröpfkopf in das Glas
aufsteigen.  Die ganze Gesellschaft lachte über dieses zigeunerische
Kunststück, und der falsche Wehmüller kam bald zu Sinnen; der echte
ging auf ihn zu und sprach: "Wer sind Sie, der auf eine so
unverschämte Weise meinen Namen mißbrauchte?"  Da antwortete der
Patient, welchen Devillier und Michaly an der Erde festhielten: "Was
Guckuck habe ich auf dem Leib?  Es ist, als wollten Sie mir den Magen
herausreißen; tun Sie mir die vermaledeite Laterne vom Leibe, eher
sage ich kein Wort; ich bin Wehmüller und bleibe Wehmüller!"--"Gut",
sagte Mitidika, "wenn du noch nicht bei Sinnen bist, wollen wir dir
etwas Süßes eingeben."-"Recht", sagte Michaly, "Katzenkot mit Honig,
Zigeunertheriak."  Auf dieses Rezept bekam der Patient andere
Gesinnung und sprach: "Um Gottes willen, laßt mich aufstehen, ich
will alles bekennen!  Ich bin der Maler Froschauer von Klagenfurt.
"-"Das habe ich gleich gedacht", sagte Wehmüller, "jetzt habe ich Sie
in meinen Händen, ich kann Sie als einen Falsarius bei der Obrigkeit
angeben, aber ich will großmütig sein, wenn Sie mir einen
körperlichen Eid schwören: daß Sie auf ewige Tage resignieren,
ungarische Nationalgesichter in meiner Manier zu malen."-"Das ist
sehr hart", sagte Froschauer, "denn ich habe ganz darauf studiert und
müßte verhungern; den Eid kann ich nicht schwören."--"Er ist noch
hartnäckig!" sagte Michaly; "geschwind den Zigeunertheriak her!"  Und
da Mitidika sich stellte, als wolle sie ihm etwas eingeben, entschloß
er sich kurz und schwor alles, was man haben wollte, worauf sie ihn
losließen und ihm die Laterne vom Leib nahmen.

Die Freude und der Mutwille ward nun allgemein; aber der Tag näherte
sich, und Mitidika rief eben die Kordonbrecher zusammen, um mit ihrem
erbeuteten Proviant sich dahin zurückzuziehen, wo sie hergekommen
waren.  Aber der Vizegespan kam mit dem Kroaten, dem Feuerwerker, dem
Gutsbesitzer und einigen Heiducken und Panduren herbei und brachte
die freudige Nachricht, daß sie gar nicht nötig hätten, sich
zurückzuziehen, denn der Kordonkommandant habe soeben bekanntgemacht:
nur durch Mißverständnis sei das Dorf, in dem sie vierzehn Tage
blockiert waren, in den Kordon eingeschlossen worden.  Es solle ihnen
deshalb verziehen sein, daß sie den Kordon durchbrachen, wenn sie
dagegen auch keine Klage über den Irrtum erheben wollten; der Kordon
habe sich schon nach einer andern Richtung bewegt.  Der Gutsbesitzer
bestätigte dies und lud die Gesellschaft, von der ihm Baciochi, Nanny
und Lindpeindler so viel Interessantes erzählten, sämtlich nach
seinem Edelhofe ein.

Die Bauern und Zigeuner, die unter der Anführung Mitidikas den Kordon
durchbrochen hatten, waren hoch erfreut über diese Nachricht, dankten
ihrer Anführerin herzlich und kehrten singend nach ihrer Heimat
zurück.  Michaly aber nahm seine Violine und spielte lustig vor der
Gesellschaft her, die dem Edelmanne folgte.  Unterwegs gab es viele
Aufklärungen und Herzensergießungen.  Devillier und Mitidika hatten
ihre Neigung bald zärtlich erneuert und gingen Arm in Arm; dann aber
folgten die drei Wehmüller, Tonerl in der Mitte, und die andern
gingen hintendrein über das Stoppelfeld.  Mitidika sagte, daß sie
Tonerl in Stuhlweißenburg kennengelernt, die, sehr bekümmert über das
Ausbleiben ihres Mannes, eine Reisegesellschaft nach Kroatien gesucht,
und da sie selbst, nach dem Tode ihrer Großmutter, zu ihrem Bruder
Michaly habe ziehen wollen, hätten sie sich entschlossen, zusammen zu
reisen in männlicher Kleidung.  Frau Tonerl sei in einem Habit ihres
Mannes und sie als ungarischer Arzneihändler gereist, bis sie in dem
Dorfe plötzlich von dem Kordon eingeschlossen worden seien, wo sie
auch Froschauer unter dem Namen Wehmüller ganz in derselben Kleidung
vorgefunden, was die arme Tonerl nicht wenig erschreckt habe.  Nach
vierzehn Tagen sei die Ungeduld und der Mangel der Einwohner, die
wohl Hunger, aber keine Pest gehabt, über alle Grenzen gestiegen, und
so habe sie sich an ihre Spitze gesetzt und den Kordon durchbrochen;
das sei ihr aber gar leicht geworden, denn die Kordonisten wären, aus
Furcht, angesteckt zu werden, gleich ausgerissen, als sie mit ihrem
Haufen unter ihnen erschien.

Nun mußte Froschauer erzählen; er war eigentlich ein guter Schelm und
sagte: "Lieber Herr Wehmüller, ich will Ihnen die Wahrheit sagen; der
Spaß kostet mich fünfundzwanzig Dukaten und meine Braut.  Ich bin der
Maler Froschauer von Klagenfurt und liebe die Tochter eines
Fleischhauers; das Mädchen aber wählte immer zwischen mir und einem
wohlhabenden Siebmacher, der auch um sie freite.  Er setzte dem Vater
des Mädchens in den Kopf: es sei in den kaiserlichen Erblanden kein
Maler, der eine Frau ernähren könne, und der überhaupt Genie habe,
als der Wehmüller in Wien, der die ungarischen Nationalgesichter male,
und der so und so gekleidet gehe; dabei hörte er nicht auf, von
Ihnen und Ihrer Arbeit zu reden, so daß der alte Fleischhauer und
seine Tochter mir endlich erklärten: sie würden den Siebmacher
vorziehen, wenn ich Ihnen in Ungarn den Rang nicht abliefe, und nun
wettete ich mit dem Siebmacher: daß ich ihm in Jahr und Tag das
Mädchen abtreten und noch fünfundzwanzig Dukaten dazu geben wollte,
wenn ich Ihnen den Rang nicht ablaufen könne.  Ich reiste nach Wien
und nach Ungarn, forschte nach allen Ihren Bildern und warf mich so
in Ihre Manier, daß man unsre Bilder nicht mehr unterscheiden konnte.
Da ich nun erfuhr, daß Sie die Reise nach Stuhlweißenburg machen
würden, wo Sie noch nicht gewesen, und sich auf dem Gute des Grafen
Giulowitsch vorbereiteten, benutzte ich die Gelegenheit, Ihnen
zuvorzukommen, denn ich wußte durch einen Freund bei der
Hofkriegskanzelei, daß die dortigen Regimenter verlegt werden würden.
Mit einem Vorrate von Nationalgesichtern in einer Blechbüchse und
ganz gekleidet wie Sie, machte ich mich nun als neuer Wehmüller auf,
und als ich auf der Grenze an der Maut ein Päckchen liegen sah, an
Herrn Wehmüller, wenn er durchreist, überschrieben, ward es mir von
dem Mautbeamten ausgeliefert.  Es war dies das Bild Ihrer Gemahlin,
welches sie auf ihrer Reise in einem Posthause hatte liegen lassen;
ich nahm es mit, um es ihr einhändigen zu lassen, habe es aber
vergessen dem Boten abzunehmen, der es trug, als er mich durch den
Kordon brachte; denn meine Eile war groß, und ich triumphierte schon,
daß ich, indem der Kordon Sie aussperrte, Ihnen gewiß zuvorkommen
würde.  Aber wie war mir zumute, da ich mich mit Ihrer Frau, als
einem zweiten Wehmüller, den ich auch nicht für den echten erkannte,
weil er von der Malerei gar nichts verstand, eingesperrt sah; bald
ward ich aber von der Kühnheit und Schönheit Mitidikas, die es kein
Hehl hatte, daß sie eine verkleidete Jungfer sei, so hingerissen, daß
ich gern auf meine Braut und Wehmüllerschaft resigniert und alles
gleich eingestanden hätte; aber Ehrgeiz und die fünfundzwanzig
Dukaten hielten mich zurück.  Ihr Erscheinen fuhr mir aber so durch
alle Glieder, daß ich die Besinnung verlor; die fatale Laterne auf
dem Magen und der angedrohte Theriak haben mich gänzlich hergestellt,
und nun bleibt mir nichts übrig, als Sie herzlich um Verzeihung zu
bitten, mit dem Vorschlag: mich in Ihren Unternehmungen zum Kompagnon
zu machen; Sie können meine Arbeiten untersuchen, und gehen Sie den
Vorschlag ein, so glaube ich, daß wir einen solchen Vorrat von
Nationalgesichtern anfertigen, daß unser Glück begründet ist, wenn
wir redlich teilen."--"Das läßt sich hören!" sagte Wehmüller, "die
ganze Geschichte macht mir jetzt Spaß, und wenn ich meine Tonerl
nicht so lieb hätte, so möchte ich, um es Ihnen wettzumachen, nach
Klagenfurt reisen und Ihre Fleischerstochter und die fünfundzwanzig
Dukaten Ihnen wegschnappen, aber so geht es nicht."  Da umarmte er
Tonerl herzlich und ward mit Froschauer eins: daß er ihm, wenn er
seine Arbeiten untersucht, ein eigenhändiges Attest schreiben wolle:
daß er ihn in allem sich gleich achte; gewänne er dann seine Wette,
so könne er sein Mädchen heiraten und sich mit ihm auf gleichen
Vorteil vereinigen.  "Ja", sagte Tonerl, "da habe ich doch eine
Gesellschaft an Frau Froschauer, wenn ihr herumzieht."

So ward der Friede gestiftet, und sie kamen auf dem Edelhofe an.  Die
Kammerjungfer und Lindpeindler standen unter der Türe und waren in
großem Erstaunen über die drei Wehmüller, noch mehr aber über
Mitidika; schnell liefen sie, der gnädigen Frau und dem jungen Baron
die interessante Gesellschaft anzukündigen, und diese trat, von dem
Edelmann geführt, in eine geräumige Weinlaube, wo die Hausfrau bald
mit einem guten Frühstück erschien und alle die Abenteuer nochmals
berichtet werden mußten; der Tiroler und der Savoyarde stellten sich
auch ein, und der Edelmann bat alle, bei der Weinlese ihm behilflich
zu sein, was zugesagt wurde.

Am Abend, als noch viel über die drei Wehmüller gescherzt worden war,
wollte Devillier der Gesellschaft eine Geschichte erzählen, die er
selbst erlebt, und bei welcher die Verwechselung zweier Personen noch
viel unterhaltender war, als der Graf Giulowitsch und Lury, sein
Hofmeister, mit seinen Eleven bei dem Edelmann zum Besuch kamen; sie
freuten sich ungemein, den guten Wehmüller zu finden und die
Aufklärung seines Abenteuers zu hören.  Die Erzählung Devilliers ward
aufgeschoben, aber nach dem Abendessen mußte die schöne Mitidika all
ihren Schmuck, den sie einst von Devillier empfing, anlegen; die
Edeldame half ihr selbst bei ihrer Toilette, denn Nanny, die
Kammerjungfer, wurde unpäßlich.  So geschmückt trat das braune
Mädchen wie eine Zauberin vor die Gesellschaft; der Tiroler breitete
seine Teppiche aus, und das reizende Geschöpf tanzte, schlug das
Tambourin und sang--wozu Michaly sie begleitete--so ganz wunderbar
hinreißend, daß alles vor Erstaunen versteinert war.  Sie schloß
ihren Tanz damit, daß sie den Teppich plötzlich erfaßte, sich schnell
in ihn einpuppte und an die Erde niederstreckte, wie damals in der
Hütte.  Ein lebhaftes Beifallklatschen rauschte durch den Saal;
Devillier aber kniete vor ihr, weinte wie ein Kind und wurde
ausgelacht; so schied die Gesellschaft für diesen Abend auseinander.

Die Erzählung, welche Devillier versprochen, eine andere des Tirolers
und eine des Savoyarden unterhielten an den folgenden Tagen, und ich
werde sie mitteilen, wenn ich Lust dazu habe.










End of the Project Gutenberg EBook of Die mehreren Wehmüller und ungarischen
Nationalgesichter, by Clemens Brentano

*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE MEHREREN WEHMULLER ***

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Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement
and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic
works.  See paragraph 1.E below.

1.C.  The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation"
or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
Gutenberg-tm electronic works.  Nearly all the individual works in the
collection are in the public domain in the United States.  If an
individual work is in the public domain in the United States and you are
located in the United States, we do not claim a right to prevent you from
copying, distributing, performing, displaying or creating derivative
works based on the work as long as all references to Project Gutenberg
are removed.  Of course, we hope that you will support the Project
Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by
freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of
this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with
the work.  You can easily comply with the terms of this agreement by
keeping this work in the same format with its attached full Project
Gutenberg-tm License when you share it without charge with others.

1.D.  The copyright laws of the place where you are located also govern
what you can do with this work.  Copyright laws in most countries are in
a constant state of change.  If you are outside the United States, check
the laws of your country in addition to the terms of this agreement
before downloading, copying, displaying, performing, distributing or
creating derivative works based on this work or any other Project
Gutenberg-tm work.  The Foundation makes no representations concerning
the copyright status of any work in any country outside the United
States.

1.E.  Unless you have removed all references to Project Gutenberg:

1.E.1.  The following sentence, with active links to, or other immediate
access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently
whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the
phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project
Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed,
copied or distributed:

This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
almost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away or
re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
with this eBook or online at www.gutenberg.org

1.E.2.  If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived
from the public domain (does not contain a notice indicating that it is
posted with permission of the copyright holder), the work can be copied
and distributed to anyone in the United States without paying any fees
or charges.  If you are redistributing or providing access to a work
with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the
work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1
through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the
Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or
1.E.9.

1.E.3.  If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted
with the permission of the copyright holder, your use and distribution
must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional
terms imposed by the copyright holder.  Additional terms will be linked
to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the
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1.E.4.  Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm
License terms from this work, or any files containing a part of this
work or any other work associated with Project Gutenberg-tm.

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electronic work, or any part of this electronic work, without
prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with
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1.E.6.  You may convert to and distribute this work in any binary,
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License as specified in paragraph 1.E.1.

1.E.7.  Do not charge a fee for access to, viewing, displaying,
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that

- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
     the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method
     you already use to calculate your applicable taxes.  The fee is
     owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he
     has agreed to donate royalties under this paragraph to the
     Project Gutenberg Literary Archive Foundation.  Royalty payments
     must be paid within 60 days following each date on which you
     prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
     returns.  Royalty payments should be clearly marked as such and
     sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the
     address specified in Section 4, "Information about donations to
     the Project Gutenberg Literary Archive Foundation."

- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
     you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he
     does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm
     License.  You must require such a user to return or
     destroy all copies of the works possessed in a physical medium
     and discontinue all use of and all access to other copies of
     Project Gutenberg-tm works.

- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any
     money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the
     electronic work is discovered and reported to you within 90 days
     of receipt of the work.

- You comply with all other terms of this agreement for free
     distribution of Project Gutenberg-tm works.

1.E.9.  If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm
electronic work or group of works on different terms than are set
forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark.  Contact the
Foundation as set forth in Section 3 below.

1.F.

1.F.1.  Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
collection.  Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
works, and the medium on which they may be stored, may contain
"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
your equipment.

1.F.2.  LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right
of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project
Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all
liability to you for damages, costs and expenses, including legal
fees.  YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
PROVIDED IN PARAGRAPH F3.  YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE
LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
DAMAGE.

1.F.3.  LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a
defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can
receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a
written explanation to the person you received the work from.  If you
received the work on a physical medium, you must return the medium with
your written explanation.  The person or entity that provided you with
the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
refund.  If you received the work electronically, the person or entity
providing it to you may choose to give you a second opportunity to
receive the work electronically in lieu of a refund.  If the second copy
is also defective, you may demand a refund in writing without further
opportunities to fix the problem.

1.F.4.  Except for the limited right of replacement or refund set forth
in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS' WITH NO OTHER
WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.

1.F.5.  Some states do not allow disclaimers of certain implied
warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
the applicable state law.  The invalidity or unenforceability of any
provision of this agreement shall not void the remaining provisions.

1.F.6.  INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
with this agreement, and any volunteers associated with the production,
promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
that arise directly or indirectly from any of the following which you do
or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.


Section  2.  Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of computers
including obsolete, old, middle-aged and new computers.  It exists
because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come.  In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
and the Foundation web page at https://www.pglaf.org.


Section 3.  Information about the Project Gutenberg Literary Archive
Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service.  The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541.  Its 501(c)(3) letter is posted at
https://pglaf.org/fundraising.  Contributions to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
permitted by U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations.  Its business office is located at
809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
[email protected].  Email contact links and up to date contact
information can be found at the Foundation's web site and official
page at https://pglaf.org

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     [email protected]


Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements.  We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance.  To
SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
particular state visit https://pglaf.org

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including including checks, online payments and credit card
donations.  To donate, please visit: https://pglaf.org/donate


Section 5.  General Information About Project Gutenberg-tm electronic
works.

Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone.  For thirty years, he produced and distributed Project
Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.


Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily
keep eBooks in compliance with any particular paper edition.


Most people start at our Web site which has the main PG search facility:

     https://www.gutenberg.org

This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
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