Was ihr wollt

By William Shakespeare

The Project Gutenberg EBook of Was ihr wollt, by William Shakespeare
#28 in our series by William Shakespeare

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Title: Was ihr wollt
       Twelfth Night

Author: William Shakespeare

Release Date: December, 2004 [EBook #7186]
[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
[This file was first posted on March 24, 2003]

Edition: 10

Language: German


*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK WAS IHR WOLLT ***




Produced by Delphine Lettau




Was ihr wollt.

William Shakespeare

Ein Lustspiel.

Übersetzt von Christoph Martin Wieland


Personen.

Orsino, Herzog von Illyrien.
Sebastiano, ein junger Edelmann, Bruder der Viola.
Antonio, ein Schiff-Capitain.
Valentin und Curio, Hofleute des Orsino.
Sir Tobias Rülps, Olivia's Oheim.
Sir Andreas Fieberwange, sein Zechbruder.
Ein Schiffhauptmann, Viola's Freund.
Fabian, Diener der Olivia.
Malvolio, ihr Hausmeister.
Hans Wurst.
Olivia, eine Dame von grosser Schönheit, Stand und Reichthum, in
  die Orsino verliebt ist.
Viola, in den Herzog verliebt.
Maria, Olivia's Kammer-Jungfer.

Ein Priester, Matrosen, Offizianten und andre stumme Personen.

Die Scene, eine Stadt an der Küste von Illyrien.




Erster Aufzug.



Erste Scene.
(Der Pallast.)
(Der Herzog, Curio, und etliche Herren vom Hofe treten auf.)


Herzog.
Wenn Musik die Nahrung der Liebe ist, so spielt fort; stopft mich
voll damit, ob vielleicht meine Liebe von Überfüllung krank werden,
und so sterben mag--Dieses (Passage) noch einmal;--es hat einen so
sterbenden Fall: O, es schlüpfte über mein Ohr hin, wie ein sanfter
Südwind, der Gerüche gebend und stehlend über ein Violen-Bette
hinsäuselt.--Genug!  nichts mehr!  Es ist nicht mehr so anmuthig, als
es vorhin war.  O Geist der Liebe, wie sprudelnd und launisch bist
du!  weit und unersättlich wie die See, aber auch darinn ihr ähnlich,
daß nichts da hineinkömmt, von so hohem Werth es auch immer sey,
das nicht in einer Minute von seinem Werth herab und zu Boden sinke
--

Curio.
Wollt ihr jagen gehen, Gnädigster Herr?

Herzog.
Was?

Curio.
Den Hirsch.

Herzog.
--Wie?  das wäre das edelste was ich habe: O, wie ich Olivia zum
erstenmal sah, däuchte mich, sie reinigte die Luft von einem
giftigen Nebel; von diesem Augenblik an ward' ich in einen Hirsch
verwandelt, und meine Begierden, gleich wilden, hungrigen Hunden,
verfolgen mich seither--

(Valentin tritt auf.)

Nun, was für eine Zeitung bringt ihr mir von ihr?

Valentin.
Gnädigster Herr, ich wurde nicht vorgelassen; alles was ich statt
einer Antwort erhalten konnte, war, daß ihr Kammer-Mädchen mir
sagte, die Luft selbst sollte in den nächsten sieben Jahren ihr
Gesicht nicht bloß zu sehen kriegen; sondern gleich einer Kloster-
Frau will sie in einem Schleyer herum gehen, und alle Tage ein mal
ihr Zimmer rund herum mit Thränen begiessen: Alles diß aus Liebe zu
einem verstorbenen Bruder, dessen Andenken sie immer frisch und
lebendig in ihrem Herzen erhalten will.

Herzog.
O, Sie, die ein so fühlendes Herz hat, daß sie einen Bruder so sehr
zu lieben fähig ist; wie wird sie lieben, wenn Amors goldner Pfeil
die ganze Heerde aller andern Zuneigungen, ausser einer einzigen,
in ihrer Brust getödtet hat?  Wenn Leber, Gehirn und Herz, drey
unumschränkte Thronen, alle von Einem (o entzükende Vorstellung)
von Einem und demselben König besezt und ausgefüllt sind!  Folget
mir in den Garten--Verliebte Gedanken ligen nirgends schöner, als
unter einem grünen Thron-Himmel, auf Polstern von Blumen.

(Sie gehen ab.)



Zweyte Scene.
(Die Strasse.)
(Viola, ein Schiffs-Capitain, und etliche Matrosen.)


Viola.
In was für einem Lande sind wir, meine Freunde.

Capitain.
In Illyrien, Gnädiges Fräulein.

Viola.
Und was soll ich in Illyrien machen, da mein Bruder im Elysium ist?--
Doch vielleicht ist er nicht umgekommen; was meynt ihr, meine
Freunde?

Capitain.
Es ist ein blosses Glük, daß ihr selbst gerettet worden seyd.

Viola.
O mein armer Bruder!--aber, hätt' er dieses Glük nicht auch haben
können?

Capitain.
Es ist wahr; und wenn die Hoffnung eines glüklichen (Vielleicht) Eu.
Gnaden beruhigen kan, so versichre ich euch, wie unser Schiff
strandete, und ihr und diese wenigen, die mit euch gerettet wurden,
an unserm Boot hiengen, da sah ich euern Bruder, selbst in dieser
äussersten Gefahr, Muth und Vorsicht nicht verliehrend, sich selbst
an einen starken Mast binden, der auf der See umhertrieb; und auf
diese Art schwamm er, wie Arion auf dem Rüken des Delphins, durch
die Wellen fort, bis ich ihn endlich aus den Augen verlohr.

Viola.
Hier ist Gold für diese gute Nachricht.  Meine eigne Rettung läßt
mich auch die seinige hoffen, und dein Bericht bestärkt mich
hierinn.  Bist du in dieser Gegend bekannt?

Capitain.
Ja, Madam, sehr wohl; der Ort wo ich gebohren und erzogen wurde,
ist nicht drey Stunden Wegs von hier entfernt.

Viola.
Wer regiert hier?

Capitain.
Ein edler Herzog, den Eigenschaften und dem Namen nach.

Viola.
Wie nennt er sich?

Capitain.
Orsino.

Viola.
Orsino?  Ich erinnre mich, daß ich von meinem Vater ihn nennen hörte;
er war damals noch unvermählt.

Capitain.
Er ist's auch noch, oder war's doch vor kurzem; denn es ist nicht
über einen Monat, daß ich von her abreisete, und damals murmelte
man nur einander in die Ohren, (ihr wißt, wie gerne die Kleinern
von dem, was die Grossen thun, schwazen,) daß er sich um die Liebe
der schönen Olivia bewerbe.

Viola.
Wer ist diese Olivia?

Capitain.
Eine junge Dame von grossen Eigenschaften, die Tochter eines Grafen,
der vor ungefehr einem Jahr starb, und sie unter dem Schuz seines
Sohns, ihres Bruders, hinterließ; aber auch diesen hat sie erst
kürzlich durch den Tod verlohren; und man sagt, sie sey so betrübt
darüber, daß sie die Gesellschaft, ja so gar den blossen Anblik der
Menschen verschworen habe.

Viola.
Wenn ich nur ein Mittel wißte, in die Dienste dieser Dame zu kommen,
ohne eher in der Welt für das was ich bin bekannt zu werden, als
ich es selbst meinen Absichten verträglich finden werde.

Capitain.
Das wird schwer halten; denn sie läßt schlechterdings niemand vor
sich, sogar den Herzog nicht.

Viola.
Du hast das Ansehen eines rechtschaffnen Manns, Capitain; und
obgleich die Natur manchmal den häßlichsten Unrath mit einer
schönen Mauer einfaßt, so will ich doch von dir glauben, daß dein
Gemüth mit diesem feinen äusserlichen Schein übereinstimme: Ich
bitte dich also, (und ich will deine Mühe reichlich belohnen,)
verheele was ich bin, und verhilf mir zu einer Verkleidung, die
meinen Absichten beförderlich seyn mag.  Ich will mich in die
Dienste dieses Herzogs begeben; stelle mich ihm als einen Castraten
vor; es kan deiner Mühe werth seyn; ich kan singen, ich spiele
verschiedene Instrumente, und bin also nicht ungeschikt ihm die
Zeit zu verkürzen; was weiter begegnen kan, will ich der Zeit
überlassen; nur beobachte du auf deiner Seite ein gänzliches
Stillschweigen über mein Geheimniß.

Capitain.
Seyd ihr sein Castrat, ich will euer Stummer seyn.  Verlaßt euch auf
meine Redlichkeit.

Viola.
Ich danke dir; führe mich weiter.

(Sie gehen ab.)



Dritte Scene.
(Verwandelt sich in ein Zimmer in Olivias Hause.)
(Sir Tobias und Maria treten auf.)



Vierte Scene.
(Sir Andreas zu den Vorigen.)
(Der Character des Sir Tobias und seines Freundes gehört in die
unterste Tiefe des niedrigen Comischen; ein paar mäßige, lüderliche,
rauschichte Schlingels, deren platte Scherze, Wortspiele und tolle
Einfälle nirgends als auf einem Engländischen Theater, und auch da
nur die Freunde des Ostadischen Geschmaks und den Pöbel belustigen
können.  Wir lassen also diese Zwischen-Scenen um so mehr weg, als
wir der häuffigen Wortspiele wegen, öfters Lüken machen müßten.
Alles was in diesen beyden Scenen einigen Zusammenhang mit unserm
Stüke hat, ist dieses, daß Sir Tobias seinen Zechbruder, Sir
Andreas, als einen Liebhaber der schönen Olivia ins Haus einführt
und ganz ernsthaft der Meynung ist, daß sie ein recht artiges
wohlzusammengegattetes Paar ausmachen würden; und daß Jungfer Maria
den würdigen Oheim ihrer Dame höflich ersucht, um seiner Gesundheit
willen sich weniger zu besauffen; und um der Ehre des Hauses willen,
seine Bacchanalien nicht so tief in die Nacht hinein zu verlängern.)



Fünfte Scene.
(Verwandelt sich in den Pallast.)
(Valentin, und Viola in Mannskleidern, treten auf.)


Valentin.
Wenn der Herzog fortfährt euch so zu begegnen wie bisher, Cäsario,
so werdet ihr in kurzem einen grossen Weg machen; er kennt euch
kaum drey Tage, und er begegnet euch schon, als ob es so viele
Jahre wären.

Viola.
Ihr müßt entweder seiner Laune oder meiner Aufführung nicht viel
gutes zutrauen, wenn ihr die Fortsezung seiner Gunst in Zweifel
ziehet.  Ist er denn so unbeständig in seinen Zuneigungen, mein Herr?

Valentin.
Nein, das ist er nicht.  (Der Herzog, Curio und Gefolge treten auf.)

Viola.
Ich danke euch; hier kommt der Herzog.

Herzog.
Sah keiner von euch den Cäsario, he?

Viola.
Hier ist er, Gnädigster Herr, zu Befehl.

Herzog (zu den andern.)
Geht ihr ein wenig auf die Seite--Cäsario, du weist bereits nicht
weniger als alles; ich habe dir das Innerste meines Herzens
entfaltet.  Geh also zu ihr, mein guter Junge; laß dich nicht
abweisen, postiere dich vor ihrer Thüre, und sag ihr, du werdest da
wie eingewurzelt stehen bleiben, bis sie dir Gehör gebe.

Viola.
Gnädigster Herr, wenn sie sich ihrer Betrübniß so sehr überläßt,
wie man sagt, so ist nichts gewissers, als daß sie mich nimmermehr
vorlassen wird.

Herzog.
Du must ungestüm seyn, schreyen, und eher über alle Höflichkeit und
Anständigkeit hinüberspringen, als unverrichteter Sachen zurük
kommen.

Viola.
Und gesezt, ich werde vorgelassen, Gnädigster Herr, was soll ich
sagen?

Herzog.
O dann entfalte ihr die ganze Heftigkeit meiner Liebe; preise ihr
meine ungemeine Treue an; es wird dir wol anstehen, ihr mein Leiden
vorzumahlen; sie wird es von einem jungen Menschen, wie du, besser
aufnehmen, und mehr darauf Acht geben, als wenn ich einen
Unterhändler von ernsthafteren Ansehen gebrauchte.

Viola.
Ich denke ganz anders, Gnädigster Herr.

Herzog.
Glaube mir's, mein lieber Junge; deine Jugend wäre schon genug,
diejenigen lügen zu heissen, die dich einen Mann nennten.  Dianens
Lippen sind nicht sanfter und rubinfarbiger als die deinigen; deine
Stimme ist wie eines Mädchens, zart und hell, und dein ganzes Wesen
hat etwas weibliches an sich.  Ich bin gewiß, du bist unter einer
Constellation gebohren, die dich in solchen Unterhandlungen
glüklich macht; du wirst meine Sache besser führen, als ich selbst
thun könnte.  Geh also, sey glüklich in deiner Verrichtung, und du
sollst alles was mein ist, dein nennen können.

Viola.
Ich will mein Bestes thun, Gnädigster Herr--

(vor sich.)

Eine beschwerliche Commission!  Ich soll ihm eine andre kuppeln,
und wäre lieber selbst sein Weib.

(Sie gehen ab.)



Sechste Scene.
(Olivia's Haus.)
(Maria und der Narr vom Hause treten auf.)

(Maria schilt den Narren aus, daß er so lange ausgeblieben, und
sagt ihm, die Gnädige Frau werde ihn davor hängen lassen.  Der Narr
erwiedert dieses Compliment mit Einfällen, an denen der Leser
nichts verliehrt; man weiß daß auch der allersinnreichste und
unerschöpflichste Hans Wurst doch endlich genöthiget ist, sich
selbst zu wiederholen, so gut als ein andrer wiziger Kopf; und so
geht es Shakespears Clowns oder Narren von Profeßion auch; sie
haben ihre) locos communes(, auf denen sie wie auf Steken-Pferden
herumreiten, wenn ihnen nichts bessers einfallen will; und dieser
wird endlich der Zuhörer und der Leser satt.)



Siebende Scene.
(Olivia und Malvolio zu den Vorigen.)


Narr.
O Verstand, sey so gut und hilf mir den Narren machen--Diese
gescheidten Leute, welche sich einbilden sie haben dich, beweisen
sehr oft daß sie Narren sind; und ich, bey dem es ausgemacht ist,
daß ich dich nicht habe, mag für einen weisen Mann gelten.  Denn was
sagt Quinapalus?  Besser ein wiziger Narr, als ein närrischer
Wizling!  Guten Tag, Frau!

Olivia.
Schaft mir den Narren weg.

Narr.
Hört ihr's nicht, Kerls?  Schaft mir die Frau weg.

Olivia.
O, geh; du bist ein trokner Narr; ich habe deiner genug; zu allem
Überfluß wirst du zu deiner Albernheit noch ungesittet.

Narr.
Das sind zween Fehler, die sich durch guten Rath und einen Krug
Halb-Bier verbessern lassen.  Denn, gebt dem troknen Narren zu
trinken, so ist der Narr nicht mehr troken: Sagt dem ungesitteten
Menschen, wie er sich verbessern soll, so wird er nicht länger
ungesittet seyn.  Alle Dinge in der Welt, die man ausbessert, werden
geflikt; Tugend, die sich vergeht, ist nur mit Sünde geflikt; und
Sünde, die sich bessert, ist nur mit Tugend geflikt.  Wenn dieser
einfältige Syllogismus die Sache ausmacht, wol gut; wo nicht, was
ist zu thun?  Gleichwie kein andrer wahrer Hahnrey ist als Elend; so
ist Schönheit eine vergängliche Blume: Die Gnädige Frau sagte, man
solle den Narren wegschaffen, also sag ich noch einmal, schafft sie
weg.

Olivia.
Sir, ich befahl daß man euch wegschaffen sollte.

Narr.
Mißverstand im höchsten Grade Gnädiges Fräulein, (cucullus non
facit monachum;) das ist auf Deutsch: Mein Hirn sieht nicht so
buntschekicht aus als mein Rok: Liebe Madonna, wollt ihr mir
erlauben, euch zu beweisen, daß ihr eine Närrin seyd?

Olivia.
Wie willt du das machen?

Narr.
Gar geschikt, gute Madonna.

Olivia.
Nun, so beweise dann.

Narr.
Ich muß euch vorher catechisieren, Madonna, wenn ihr mir antworten
wollt.

Olivia.
Gut, Sir, so schlecht der Zeitvertrieb ist, so wollen wir doch
euern Beweis hören.

Narr.
Gute Madonna, warum traurest du?

Olivia.
Um meinen Bruder, guter Narr.

Narr.
Ich denke, seine Seele ist also in der Hölle, Madonna?

Olivia.
Ich weiß, seine Seele ist im Himmel, Narr.

Narr.
Eine desto grössere Närrin seyd ihr, Madonna, dafür zu trauern, daß
euer Bruder im Himmel ist; schaft mir die Närrin weg, meine Herren.

Olivia.
Was denkt ihr von diesem Narren, Malvolio?  Verbessert er sich nicht?

Malvolio.
Ja, und wird sich verbessern bis ihm die Seele ausgehen wird.
Zunehmende Jahre machen den vernünftigen Mann abnehmen, und
verbessern hingegen den Narren, weil er je älter je närrischer wird.

Narr.
Gott send' euch ein frühzeitiges Alter, Herr, um eure Narrheit
desto bälder zu ihrer Vollkommenheit zu bringen!  Sir Tobias würde
schwören wenn man's verlangte, daß ich kein Fuchs sey; aber er
würde sich nicht für zwey Pfenninge verbürgen, daß ihr kein Narr
seyd.

Olivia.
Was sagt ihr hiezu, Malvolio?

Malvolio.
Mich wundert, wie Eu.  Gnaden an einem so abgeschmakten Schurken ein
Belieben finden kan; ich sah ihn erst gestern von einem
alltäglichen Narren, der nicht mehr Hirn hatte als ein Stein, zu
Boden gelegt.  Seht nur, er weiß sich schon nicht mehr zu helfen;
wenn ihr nicht vorher schon lacht, und ihm die Einfälle die er
haben soll auf die Zunge legt, so steht er da, als ob er geknebelt
wäre.  Ich versichre, diese gescheidte Leute, die über die albernen
Frazen dieser Art von gedungenen Narren so krähen können, sind in
meinen Augen die Narren der Narren.

Olivia.
O, ihr seyd am Eigendünkel krank, Malvolio, und habt einen
ungesunden Geschmak.  Edelmüthige, schuldlose und aufgeräumte Leute
sehen diese Dinge für Vögel-Schrot an, die euch Canon-Kugeln
scheinen; ein Narr von Profeßion kan niemand beschimpfen, wenn er
gleich nichts anders thut als spotten; so wie ein Mann von
bekannter Klugheit niemals spottet, wenn er gleich nichts anders
thäte als tadeln.  (Maria zu den Vorigen.)

Maria.
Gnädige Frau, es ist ein junger Herr vor der Thüre, der ein grosses
Verlangen trägt, mit Euer Gnaden zu sprechen.

Olivia.
Von dem Grafen Orsino, nicht wahr?

Maria.
Ich weiß es nicht, Gnädige Frau, er ist ein hübscher junger Mann,
und er macht Figur.

Olivia.
Wer von meinen Leuten unterhält ihn?

Maria.
Sir Tobias, Gnädige Frau, euer Öhm.

Olivia.
Macht daß ihr ihn auf die Seite bringt, ich bitte euch; er spricht
nichts als tolles Zeug; der garstige Mann!  Geht ihr, Malvolio; wenn
es eine Gesandschaft vom Grafen ist, so bin ich krank oder nicht
bey Hause: Sagt was ihr wollt, um seiner los zu werden.

(Malvolio geht ab.)

Ihr seht also, Sir, eure Narrheit wird alt und gefällt den Leuten
nicht mehr.

Narr.
Du hast unsre Parthey genommen, Madonna, als ob dein ältester Sohn
zu einem Narren bestimmt wäre; Jupiter füll' ihm seinen Schedel mit
Hirn aus!  Hier kommt einer von deiner Familie, der eine sehr
schwache (pia mater) hat--



Achte Scene.
(Sir Tobias zu den Vorigen.)


Olivia.
Auf meine Ehre, halb betrunken.  Wer ist vor der Thür, Onkel?

Sir Tobias.
Ein Edelmann.

Olivia.
Ein Edelmann?  Was für ein Edelmann?

Sir Tobias.
Ein Mutter-Söhnchen, dem Ansehen nach--der Henker hole diese
Pikelhäringe!  Was machst du hier, Dumkopf?

Narr.
Guter Sir Toby--

Olivia.
Onkel, Onkel, wie kommt ihr schon so früh zu dieser Lethargie?

Sir Tobias.
Es ist einer vor der Pforte, sag ich.

Olivia.
Nun, wer ist er denn?

Sir Tobias.
Er kan meinethalb der Teufel selber seyn, wenn er will, was
bekümmert mich's; glaubt mir was ich sage.  Gut, es ist all eins.

(Er geht ab.)

Olivia.
Wem ist ein berauschter Mann gleich, Narr?

Narr.
Einem Narren, einem Ertrunknen und einem Rasenden.  Das erste Glas
über das was genug ist macht ihn närrisch; das zweyte macht ihn
rasend; und das dritte ertränkt ihn gar.

Olivia.
So kanst du nur gehen und ein (visum repertum) über meinen Öhm
machen lassen; er ist würklich im dritten Grade der Trunkenheit; er
ist ertrunken; geh, sieh zu ihm.

Narr.
Er ist dermalen erst toll, Madonna, und der Narr wird gehn und zu
dem Tollhäusler sehen.

(Er geht ab.)

(Malvolio zu den Vorigen.)

Malvolio.
Gnädige Frau, der junge Bursche schwört, daß er mit euch reden
wolle.  Ich sagte ihm, ihr befändet euch nicht wohl; er antwortet,
so komme er eben recht, denn er habe ein vortrefliches Arcanum
gegen dergleichen Unpäßlichkeiten.  Ich sagte ihm, ihr schliefet,
aber es scheint er habe das auch vorher gewußt, und will deßwegen
mit euch sprechen.  Was soll man ihm sagen, Gnädige Frau?  Er will
sich schlechterdings nicht abweisen lassen.

Olivia.
Sagt ihm, er solle mich nicht zu sprechen kriegen.

Malvolio.
Das hat man ihm gesagt; und seine Antwort ist, er wolle vor eurer
Pforte stehen bleiben wie eine Säule, er wolle das Fußgestell zu
einer Bank abgeben; aber er wolle mit euch sprechen.

Olivia.
Von was für einer Gattung Menschen-Kindern ist er?

Malvolio.
Wie, von der männlichen.

Olivia.
Aber was für eine Art von einem Mann?

Malvolio.
Von einer sehr unartigen; er will mit euch reden, ihr mögt wollen
oder nicht.

Olivia.
Wie sieht er aus, und wie alt mag er seyn?

Malvolio.
Nicht alt genug, einen Mann und nicht jung genug, einen Knaben
vorzustellen; mit einem Wort, ein Mittelding zwischen beyden, ein
hübsches, wohlgemachtes Bürschgen, und er spricht ziemlich
nasenweise; man dächte, er habe noch was von seiner Mutter Milch im
Leibe.

Olivia.
Laßt ihn kommen; ruft mir mein Mädchen.

Malvolio.
Jungfer, die Gnädige Frau ruft.

(Er geht ab.)



Neunte Scene.
(Maria tritt auf.)


Olivia.
Gieb mir meinen Schleyer: Komm, zieh ihn über mein Gesicht: Wir
wollen doch noch einmal hören, was Orsino's Gesandtschaft
anzubringen haben wird.  (Viola zu den Vorigen.)

Viola.
Wo ist die Gnädige Frau von diesem Hause?

Olivia.
Redet mit mir, ich will für sie antworten; was wollt ihr?

Viola.
Allerglänzendste, auserlesenste und unvergleichlichste Schönheit--
ich bitte euch, sagt mir, ob das die Frau vom Hause ist, denn ich
sah sie noch niemals.  Es wäre mir leid, wenn ich meine Rede umsonst
gehalten hätte; denn ausserdem daß sie über die maassen wol gesezt
ist, so hab ich mir grosse Mühe gegeben, sie auswendig zu lernen.
Meine Schönen, eine deutliche Antwort; ich bin sehr kurz angebunden,
wenn mir nur im geringsten mißbeliebig begegnet wird.

Olivia.
Woher kommt ihr, mein Herr?

Viola.
Ich kan nicht viel mehr sagen als ich studiert habe und diese Frage
ist nicht in meiner Rolle.  Mein gutes junges Frauenzimmer, gebt mir
hinlängliche Versicherung daß ihr die Frau von diesem Hause seyd,
damit ich in meiner Rede fortfahren kan.

Olivia.
Seyd ihr ein Comödiant?

Viola.
Nein, vom innersten meines Herzens wegzureden; und doch schwör' ich
bey den Klauen der Bosheit, ich bin nicht was ich vorstelle.  Seyd
ihr die Frau vom Hause?

Olivia.
Wenn ich mich selbst nicht usurpiere, so bin ich's.

Viola.
Unfehlbar, wenn ihr sie seyd, usurpiert ihr euch selbst; denn was
euer ist um es wegzugeben, das kömmt euch nicht zu, für euch selbst
zurük zu behalten; doch das ist aus meiner Commißion.  Ich will den
Eingang meiner Rede mit euerm Lobe machen, und euch dann das Herz
meines Auftrags entdeken.

Olivia.
Kommt nur gleich zur Hauptsache; ich schenke euch das Lob.

Viola.
Desto schlimmer für mich; ich gab mir so viele Müh es zu studieren,
und es ist so poetisch!

Olivia.
Desto mehr ist zu vermuthen, daß es übertrieben und voller Dichtung
ist.  Ich bitte euch, behaltet es zurük.  Ich hörte, ihr machtet euch
sehr unnüze vor meiner Thüre, und ich erlaubte euch den Zutritt
mehr aus Fürwiz euch zu sehen, als euch anzuhören.  Wenn ihr nicht
toll seyd, so geht; wenn ihr Verstand habt, so macht's kurz; es ist
gerade nicht die Monds-Zeit bey mir, da ich Lust habe in einem so
hüpfenden Dialog' eine Person zu machen.

Maria.
Wollt ihr eure Segel aufziehen, junger Herr, hier ligt euer Weg.

Viola.
Nein, ehrlicher Schiffs-Junge, ich werde hier noch ein wenig Flott
machen.

Olivia.
Was habt ihr dann anzubringen?

Viola.
Ich bin ein Deputierter.

Olivia.
Wahrhaftig, ihr müßt etwas sehr gräßliches zu sagen haben, da eure
Vorrede so fürchterlich ist.  Redet was ihr zu reden habt.

Viola.
Es bezieht sich allein auf euer eignes Ohr.  Ich bringe keine Kriegs-
Erklärung; ich trage den Ölzweig in meiner Hand, und meine Worte
sind eben so friedsam als gewichtig.

Olivia.
Und doch fienget ihr unfreundlich genug an.  Wer seyd ihr?  Was wollt
ihr?

Viola.
Wenn ich unfreundlich geschienen habe, so ist es der Art wie ich
empfangen wurde, zuzuschreiben.  Was ich bin und was ich will, das
sind Dinge, die so geheim sind wie eine Jungferschaft; für euer Ohr,
Theologie; für jedes andre, Profanationen.

Olivia.
Laßt uns allein.

(Maria geht ab.)

Wir wollen diese Theologie hören.  Nun, mein Herr, was ist euer
Text?

Viola.
Allerliebstes Fräulein--

Olivia.
Eine trostreiche Materie, und worüber sich viel sagen läßt.  Wo
steht euer Text?

Viola.
In Orsino's Busen.

Olivia.
In seinem Busen?  In was für einem Capitel seines Busens?

Viola.
Um in der nemlichen Methode zu antworten, im ersten Capitel seines
Herzens.

Olivia.
O, das hab' ich gelesen; es ist Kezerey.  Ist das alles was ihr zu
sagen habt?

Viola.
Liebe Madam, laßt mich euer Gesicht sehen.

Olivia.
Habt ihr Commission von euerm Herrn, mit meinem Gesicht
Unterhandlungen zu pflegen?  Ihr geht izt zwar über euern Text
hinaus; aber wir wollen doch den Vorhang wegziehen, und euch das
Gemählde zeigen.  Seht ihr, mein Herr; so eines trag' ich dermahlen;
ist's nicht wohl gemacht?

(Sie enthüllt ihr Gesicht.)

Viola.
Vortrefflich, wenn Gott alles gemacht hat.

Olivia.
Davor steh ich euch; es ist von der guten Farbe; es hält Wind und
Wetter aus.

Viola.
O, gewiß kan nur die schlaue und anmuthreiche Hand der Natur weiß
und roth auf eine so reizende Art auftragen, und in einander
mischen--Gnädiges Fräulein, ihr seyd die grausamste Sie in der
ganzen Welt, wenn ihr solche Reizungen ins Grab tragen wollt, ohne
der Welt eine Copey davon zu lassen.

Olivia.
O, mein Herr, so hartherzig will ich nicht seyn; ich will
verschiedene Vermächtnisse von meiner Schönheit machen.  Es soll ein
genaues Inventarium davon gezogen, und jedes besondre Stük meinem
Testament angehängt werden.  Als, item, zwo erträglich rothe Lippen.
Item, zwey blaue Augen, mit Augliedern dazu.  Item, ein Hals, ein
Kinn, und so weiter.  Seyd ihr hieher geschikt worden, mir eine
Lobrede zu halten?

Viola.
Ich sehe nun, was ihr seyd; ihr seyd zu spröde; aber wenn ihr der
Teufel selbst wäret, so muß ich gestehen, daß ihr schön seyd.  Mein
Gebieter und Herr liebt euch: O!  eine Liebe, wie die seinige,
könnte mit der eurigen, mehr nicht als nur belohnt werden, und wenn
ihr zur Schönsten unter allen Schönen des Erdbodens gekrönt worden
wäret.

Olivia.
Wie liebt er mich dann?

Viola.
Mit einer Liebe, die bis zur Abgötterey geht, mit immer fliessenden
Thränen, mit liebe-donnerndem Ächzen und Seufzern von Feuer.

Olivia.
Euer Herr weiß meine Gesinnung schon, er weiß daß ich ihn nicht
lieben kan.  Ich zweifle nicht daß er tugendhaft, und ich weiß daß
er edel, von grossem Vermögen, von frischer und unverderbter Jugend
ist; er hat den allgemeinen Beyfall vor sich, und ist reizend von
Gestalt; aber ich kan ihn nicht lieben; ich hab es ihm schon gesagt,
und er hätte sich meine Antwort auf diesen neuen Antrag selbst
geben können.

Viola.
Wenn ich euch liebte wie mein Herr, mit einer so quälenden, so
verzehrenden Liebe, so würd' ich mich durch eine solche Antwort
nicht abweisen lassen; ich würde gar keinen Sinn in ihr finden.

Olivia.
Wie, was thätet ihr denn?

Viola.
Ich würde Tag und Nacht vor eurer Thüre ligen, und so lange hinein
ruffen bis mir der Athem ausgienge: ich würde klägliche Elegien
über meine unglükliche Liebe machen, und sie selbst in der
Todesstille der Nacht laut vor euerm Fenster singen; euern Namen
den zurükschlagenden Hügeln entgegen ruffen, und die schwazhafte
Gevatterin der Luft

(die Echo)

an Olivia sich heiser schreyen machen!  O ich wolte euch nirgends
Ruhe lassen, bis ihr Mitleiden mit mir hättet.

Olivia.
Ihr könntet es vielleicht weit genug bringen.  Was ist euer Stand?

Viola.
Über meine Glüks-Umstände, doch bin ich zufrieden; ich bin ein
Edelmann.

Olivia.
Kehrt zu euerm Herrn zurük; ich kan ihn nicht lieben; er soll mich
mit seinen Gesandtschaften verschonen; ausser ihr wolltet noch
einmal zu mir kommen, um mir zu sagen, wie er meine Erklärung
aufgenommen hat; lebt wohl; ich dank' euch für eure Mühe: nemmt diß
zu meinem Andenken--

Viola.
Ich bin kein Bote der sich bezahlen läßt; Gnädiges Fräulein,
behaltet euern Beutel: Mein Herr, nicht ich, bedarf eurer Gütigkeit.
Möchte sein Herz von Kieselstein seyn, und ihr so heftig in ihn
verliebt werden, als er's ist, damit ihr die ganze Qual einer
verschmähten Liebe fühltet!  Lebt wohl, schöne Unbarmherzige!

(Sie geht ab.)

Olivia (allein.)
Was ist euer Stand?  Über meine Glüks-Umstände, doch bin ich
zufrieden; ich bin ein Edelmann--Ich wollte schwören daß du es bist!
Deine Sprache, dein Gesicht, deine Gestalt, deine Gebehrden und
dein Geist machen eine fünffache Ahnen-Probe für dich--nicht zu
hastig--sachte!  Sachte!--Es müßte dann bestimmt seyn--wie, was für
Gedanken sind das?  Kan man so plözlich angestekt werden?  Es ist mir
nicht anders, als fühlt' ich die Annehmlichkeiten dieses jungen
Menschen, mit unsichtbarem leisem Tritt zu meinen Augen
hineinkriechen.  Gut, laßt es gehn--He, Malvolio! --
(Malvolio tritt auf.)

Malvolio.
Hier, Gnädige Frau, zu euerm Befehl.

Olivia.
Lauffe diesem nemlichen wunderlichen Abgesandten, des Herzogs
seinem Diener, nach; er ließ diesen Ring zurük, ich wollte oder
wollte nicht; sag ihm, ich woll' ihn schlechterdings nicht.  Ersuch
ihn, seinem Herrn nicht zu schmeicheln, und ihn nicht mit falschen
Hoffnungen aufzuziehen; ich sey nicht für ihn: wenn der junge
Mensch morgen dieser Wege kommt, will ich ihm Ursachen dafür geben.
Eile, Malvolio.  (Malvolio geht ab.)

Olivia.
Ich thue etwas, und weiß selbst nicht was; ich besorge, ich besorge,
meine Augen haben mein Herz überrascht!  Schiksal, zeige deine
Macht: Wir sind nicht Herren über uns selbst; was beschlossen ist,
muß seyn, und so sey es dann!

(Sie geht ab.)




Zweyter Aufzug.



Erste Scene.
(Die Strasse.)
(Antonio und Sebastiano treten auf.)


Antonio.
Ihr wollt also nicht länger bleiben?  Und ihr wollt auch nicht
erlauben, daß ich mit euch gehe?

Sebastiano.
Nein, verzeiht mir's; meine Sterne scheinen dunkel über mir; der
mißgünstige Einfluß meines Schiksals möchte auch das eurige
ansteken; erlaubt mir also, daß ich mich von euch beurlaube, um
mein Unglük allein zu tragen.  Es würde eine schlechte Belohnung für
eure Freundschaft seyn, wenn ich euch auch nur den kleinsten Theil
davon auflegen wollte.

Antonio.
Laßt mich wenigstens nur wissen, wohin ihr gehen wollt.

Sebastiano.
Meine Reise ist in der That nichts anders, mein Herr, als ein
wunderlicher Einfall, ohne besondere Absicht--Doch diese edle
Bescheidenheit, womit ihr euch zurükhaltet, mir abzunöthigen, was
ich, wie ihr merket, gerne bey mir behalten wollte, verbindet mich,
von selbst näher gegen euch heraus zu gehen.  Wisset also, Antonio,
daß mein Name Sebastiano und nicht Rodrigo ist, wie ich vorgab;
mein Vater war dieser Sebastiano von Messaline, von dem ihr ohne
Zweifel gehört haben müßt.  Er hat mich mit einer Schwester
hinterlassen, die in der nemlichen Stunde mit mir gebohren worden;
möcht' es dem Himmel gefallen haben, daß wir auch ein solches Ende
genommen hätten.  Aber ihr, mein Herr, verhindertet das; denn
ungefehr eine Stunde, eh ihr mich aus dem Schiffbruch aufnahmet,
war meine Schwester ertrunken.

Antonio.
Ich bedaur' euch von Herzen.

Sebastiano.
Eine junge Dame, mein Herr, welche, ob man gleich eine sonderbare
Ähnlichkeit zwischen ihr und mir finden wollte, doch von vielen
für schön gehalten wurde; und wenn ich gleich über diesen Punkt
nicht zu leichtgläubig seyn möchte, so darf ich hingegen kühnlich
von ihr behaupten, daß sie ein Gemüthe hatte, das der Neid selbst
nicht anders als schön nennen könnte: Nun ist sie ertrunken, mein
Herr, und ihr Andenken preßt mir Thränen aus, die ich nicht
zurükhalten kan.

Antonio.
Vergebet mir, mein Herr, daß ihr nicht besser bedient worden seyd.

Sebastiano.
O mein allzugütiger Antonio; vergebet mir die Unruhe die ich euch
gemacht habe.

Antonio.
Wenn ihr mich für meinen guten Willen nicht ermorden wollt, so laßt
mich euer Diener seyn.

Sebastiano.
Wenn ihr eure Wohlthat nicht wieder vernichten, und ein Leben
wieder nehmen wollt, das ihr erhalten habt, so muthet mir das nicht
zu.  Lebt wohl auf immer; mein Herz ist zu sehr gerührt, als daß ich
mehr sagen könnte; meine Augen reden für mich--Ich muß an des
Herzogs Orsino Hof; Lebet wohl.

(Er geht ab.)

Antonio.
Die Huld aller Götter begleite dich!  Ich habe mir Feinde an
Orsino's Hofe gemacht, sonst solltest du mich dort bald in deinem
Wege finden: Und doch, es entstehe daraus was immer will, ich liebe
dich so sehr daß mich keine Gefahr abschreken kan; ich will gehen.

(Geht ab.)



Zweyte Scene.
(Malvolio trift Viola, in ihrer Verkleidung als Cäsario an, und
richtet den Auftrag bey ihr aus, den ihm Olivia vorhin gegeben, und
da Viola den Ring nicht annehmen will, wirft er ihn endlich vor
ihre Füsse und geht ab.)


Viola (allein.)
Ich ließ keinen Ring bey ihr ligen; was meynt diese Dame damit?  Das
Unglük wird doch nicht wollen, daß ihr meine Gestalt in dieser
Verkleidung gefährlich gewesen!  Sie schien mich mit günstigen Augen
anzusehen, in der That, so sehr, daß ihre Augen ihre Zunge verhext
und gelähmt zu haben schienen; denn sie sprach sehr zerstreut und
ohne Zusammenhang--Sie liebt mich, so ist es; und der Auftrag den
sie diesem plumpen Abgesandten gemacht, ist ein Kunstgriff, mir
ihre Liebe auf eine feine Art zu erkennen zu geben--Sie will keinen
Ring von meinem Herrn; wie?  er schikte ihr ja keinen; ich bin der
Mann--Wenn es so ist, (und es ist so) das arme Fräulein!  so wär es
noch besser für sie, in ein blosses Phantom verliebt zu seyn.
Verkleidungen sind, wie ich sehe, eine Gelegenheit, deren Satan
sich wol zu bedienen weiß.  Wie wenig es braucht, um in ein
wächsernes Weiber-Herz Eindruk zu machen!  Himmel!  daran hat unsre
Gebrechlichkeit Schuld, nicht wir; wenn wir so gemacht sind, was
können wir dafür, daß wir so sind?--Aber wie wird sich das zusammen
schiken?  Mein Herr liebt sie aufs äusserste; ich, arme Mißgestalt,
bin eben so stark von ihm bethört; und sie, durch den Schein
betrogen, seufzt um mich.  Was wird aus diesem allem werden?  In so
fern ich ein Mann bin, könnte meine Liebe zu Orsino in keinem
verzweifeltern Zustand seyn; in so fern ich ein Mädchen bin, wie
viele vergebliche Seufzer wird die arme Olivia aushauchen!  Hier ist
lauter Hoffnunglose Liebe, auf allen Seiten.  O Zeit, du must diß
entwikeln, nicht ich; es ist ein Knoten, der zu hart verschlungen
ist, als daß ich ihn auflösen könnte.

(Sie geht ab.)



Dritte Scene.
(Verwandelt sich in Olivias Haus.)
(Sir Tobias und Sir Andreas, nebst dem Narren.)



Vierte Scene.
(Maria, und endlich auch Malvolio zu den Vorigen.)
(Diese beyden Zwischen-Scenen sind der Übersezung unwürdig, und
eines Aufzugs unfähig.)



Fünfte Scene.
(Verwandelt sich in den Pallast.)
(Der Herzog, Viola, Curio, und andre.)


Herzog.
Macht mir ein wenig Musik; nun guten Morgen, meine Freunde: Wie,
mein wakrer Cäsario, in der That, das Stükchen, das alte ehrliche
Gassen-Liedchen, das wir lezte Nacht hörten, machte mir leichter
ums Herz als diese flüchtigen Läuffe, diese studierten Säze einer
rauschenden und schwindlicht sich im Kreise herumdrehenden
Symphonie--Kommt, nur eine Strophe--


Curio.
Gnädigster Herr, es ist niemand da, der es singen könnte.

Herzog.
Wer sang es denn gestern?

Curio.
Fest, der Pikelhäring, der Narr, mit dem der Gräfin Olivia Vater
soviel Kurzweil hatte.  Er ist ausgegangen.

Herzog.
Sucht ihn auf, und spielt indessen die Melodie.  Komm hieher, Junge:
wenn du jemals erfahren wirst was Liebe ist, so denk' in ihren
süssen Beklemmungen an mich; so wie ich bin, sind alle Liebhaber:
unstät und launisch in allen andern Vorstellungen, als allein in
dem Bilde des Geliebten, das immer vor ihren Augen schwebt--wie
gefällt dir dieser Ton?

Viola.
Er giebt ein wahres Echo von dem Siz, wo die Liebe thront.

Herzog.
Du sprichst meisterlich.  Ich seze mein Leben dran, dein Herz ist
nicht so unerfahren als du jung bist; du hast geliebt, nicht wahr,
Junge?

Viola.
Ein wenig, Gnädigster Herr.

Herzog.
Von was für einer Gattung Weibsbilder ist sie?

Viola.
Sie sieht Eu.  Gnaden gleich.

Herzog.
So ist sie deiner nicht werth.  Wie alt, ernsthafter Weise?

Viola.
Von euerm Alter, Gnädigster Herr.

Herzog.
So ist sie zu alt; ein Weibsbild soll immer einen ältern nehmen als
sie ist, so daurt sie ihn aus, und ist sicher, ihren Plaz in ihres
Mannes Herzen immer zu behalten.  Denn, glaube mir, Junge, wir mögen
uns so schön machen als wir wollen, so sind doch unsre Zuneigungen
immer weit schwindlichter, unsteter, schwankender, und leichter
abgenuzt und verlohren, als der Weiber ihre.

Viola.
Das denk' ich selbst, Gnädigster Herr.

Herzog.
Wähle dir also eine Liebste die jünger als du bist, oder deine
Liebe wird von keiner Dauer seyn: Denn Weiber sind wie Rosen; in
der nemlichen Stunde, da ihre schöne Blume sich völlig entfaltet,
fällt sie ab.

Viola.
Und so sind sie; wie schade, daß sie so sind!  daß sie in dem
Augenblik sterben, worinn sie den Punkt ihrer Vollkommenheit
erreicht haben.  (Curio und der Narr zu den Vorigen.)

Herzog.
O, komm du, guter Freund--Das Lied von gestern Nachts--Gieb Acht
darauf, Cäsario, es ist alt und einfältig; die Spinnerinnen und
Strikerinnen, wenn sie an der Sonne bey ihrer Arbeit sizen, und die
muntern Webers-Mädchen, wenn sie zetteln, pflegen es zu singen; es
ist ein läppisches, kindisches Ding, aber es sympathisiert mit der
Unschuld der Liebe, wie man vor Alters liebte.

Narr.
Seyd ihr fertig, Herr?

Herzog.
Ja; sing, ich bitte dich.  (Ein Lied.*)

Herzog.
Hier ist was für deine Mühe.

Narr.
Keine Mühe, Herr; singen ist ein Vergnügen für mich, Herr.

Herzog.
So will ich dir dein Vergnügen bezahlen.

Narr.
Das ist ein anders, Herr; Vergnügen will über kurz oder lange
bezahlt seyn.

Herzog.
Du kanst nun wieder gehen, so schnell du willst.

Narr.
Nun, der melancholische Gott der Liebe behüte dich, und der
Schneider mache dir ein Wamms von schielichtem Taft; denn dein
Gemüth ist ein wahrer Opal.  Leute von solcher Standhaftigkeit müßte
man mir über Meer schiken, damit ihr Geschäfte allenthalben und ihr
Ziel nirgends wäre; denn das ist gerade was man braucht, um von
einer langen Reise nichts nach Hause zu bringen.  Lebt wohl.

(Er geht ab.)

* Der Verfasser der Beurtheilung des ersten Theils dieser
Übersezung, in der Bibliothek der schönen Wissenschaften hat eine
so glükliche Probe mit einem Liede des Narren im König Lear gemacht,
daß wir ihm auch dieses Gassenhauerchen überlassen wollen.  Es ist
in der That alles was Orsino davon sagt, aber es müßte, um nicht
alles zu verliehren in der Sprache Sebastian Brands oder einer noch
ältern, in der nemlichen oder einer ganz ähnlichen Versart, mit der
nemlichen Wahrheit der Erfindung, und tändelnden Einfalt des
Ausdruks, übersezt werden--eine Arbeit, welche vielleicht schwerer
ist, als das feinste Sonnet von einem Zappi, in Reime zu übersezen.



Sechste Scene.


Herzog.
Macht uns Plaz ihr andern--Versuch es noch zum leztenmal, Cäsario;
geh noch einmal zu dieser schönen Unerbittlichen; sag ihr, meine
Liebe lege einer Menge von ausgebreiteten Erdschollen die man
Ländereyen heißt, keinen Werth bey; sag ihr, die Güter die das Glük
ihr zugelegt habe, seyen in meinen Augen so eitel als das Glük
selbst; ihr Gemüth allein, dieses Wunder, dieses unvergleichliche
Kleinod, das die Natur so schön gefaßt hat, ziehe meine Seele an,
und wenn sie die ganze Welt zum Brautschaz hätte, so würde sie in
meinen Augen nicht reizender seyn.

Viola.
Aber wenn sie euch nun nicht lieben kan, Gn.  Herr?

Herzog.
Ich will keine solche Antwort haben.

Viola.
Aber wie dann, wenn ihr müßt?  Sezet den Fall, es gäbe eine junge
Dame, wie es vielleicht eine giebt, die aus Liebe zu euch diese
nemliche Quaal in ihrem Herzen fühlte, die ihr für Olivia fühlt;
und ihr könntet sie nicht lieben, und ihr sagtet ihr das; müßte sie
sich diese Antwort nicht gefallen lassen?

Herzog.
Es giebt kein weibliches Herz das stark genug wäre, den Sturm einer
so heftigen Leidenschaft auszuhalten, wie die meinige ist--es giebt
keines, das groß genug wäre, eine solche Liebe zu fassen.  Ihre
Liebe verdient mehr den Namen eines flüchtigen Gelusts, sie reizt
nur ihren Gaumen, nicht ihre Leber, und endigt sich bald durch
Überfüllungen Ekel und Abscheu; da die meinige hingegen so hungrig
ist wie die See, und eben so viel verdauen kan.  Mache keine
Vergleichung zwischen der Liebe die ein Weibsbild für mich haben
kan, und der meinigen für Olivia.

Viola.
Gut, und doch weiß ich--

Herzog.
Was weißst du?

Viola.
Nur zuwohl was für einer Liebe die Weibsbilder zu den Mannsleuten
fähig sind.  Aufrichtig zu reden, sie haben so getreue Herzen als
wir immer.  Mein Vater hatte eine Tochter die jemand so sehr liebte,
als ich vielleicht, wenn ich ein Weibsbild wäre, Euer Gnaden lieben
würde.

Herzog.
Und was ist ihre Geschichte?

Viola.
Ein weisses Blatt Papier: Nie entdekte sie ihre Liebe sondern ließ
ihr Geheimniß, gleich einem Wurm in der Knospe, an ihrer Rosenwange
nagen: Sie verschloß ihre Quaal in ihr Herz, und, in blasser
hinwelkender Schwermuth, saß sie wie die Geduld auf einem Grabmal,
und lächelte ihren Kummer an.  War das nicht Liebe, wahre Liebe?  Wir
Männer mögen mehr reden, mehr schwören, aber daß wir besser lieben,
daran läßt sich zweiffeln, ohne uns Unrecht zu thun; wir zeigen
immer mehr als wir fühlen--und unsre Liebe ist oft desto schwächer,
je stärker wir sie ausdruken.

Herzog.
Aber starb deine Schwester an ihrer Liebe, Junge?

Viola.
Ich bin alle Töchter die von meines Vaters übrig sind, und alle
Brüder dazu--und doch weiß ich nicht--Gnädigster Herr, soll ich zu
dieser Dame gehen?

Herzog.
Ja, das ist die Sache.  Eile zu ihr; gieb ihr dieses Kleinod; sag
ihr, meine Liebe könne und werde sich nicht abtreiben lassen.

(Sie gehen ab.)



Siebende, achte und neunte Scene.
(Jungfer Maria hatte mit den beyden würdigen Junkern Sir Tobias
und Sir Andreas, in der vierten Scene den Plan zu einem kleinen
Streich angelegt, den sie, zu ihrer allerseitigen Belustigung, dem
Malvolio, einem einbildischen, in sich selbst verliebten, dummen
und dabey sehr feyrlichen Gesellen, spielen wollten.  Dieses
Complott wird nun in diesen dreyen Scenen ausgeführt.  Maria
schreibt in ihrer Gebieterinn Namen einen Brief worinn Oliviens
Hand so gut als möglich nachgeahmt ist, und legt ihn an einen Ort,
wo ihn Malvolio finden muß.  Man kan sich vorstellen, was für
närrisches Zeug ein solcher Bursche anzugeben fähig ist, da er
Oliviens eigne Hand dafür zu haben glaubt, daß sie sterblich in ihn
verliebt sey.  Alles was wir aus diesem Intermezzo der Übersezung
würdig halten, ist das Gespräch des Malvolio das er mit sich selbst
hält, eh und da er den unterschobnen Brief findet, und aus welchem
wir nur die abgeschmakten Ausruffungen, Schwüre und Parenthesen
weglassen, welche die beyden Junkers a parte machen.)

(Die Scene ist in Olivias Garten.)
(Maria zu Sir Tobias, Sir Andreas und Fabian.)

Maria.
Geht, verbergt euch alle drey in die Laube dort; Malvolio kommt
diesen Gang herauf; er stuhnd schon diese halbe Stunde lang dort in
der Sonne, und gesticulirte gegen seinem eignen Schatten--gebt auf
ihn acht, ich bitte euch, ihr werdet Spaß davon haben: Denn ich bin
sicher, dieser Brief wird ihn in die lächerlichste Betrachtungen
versenken--Haltet euch still, wenn ihr euch nicht selbst einen Spaß
verderben wollt--lieg du da--

(Sie wirft den Brief hin, und entfernt sich.)

(Malvolio tritt auf; mit sich selbst redend.)

Malvolio.
Es kommt alles aufs Glük an, alles aufs Glük!  Maria sagte mir
neulich, sie könne mich überaus wohl leiden, und ich habe selbst
gehört, daß sie sich herausgelassen hat, wenn sie sich verlieben
wollte, so müßt' es in einen von meiner Figur seyn.  Überdem
begegnet sie mir immer mit einer gewissen Achtung, das sie sonst
für keinen von ihren Bedienten thut.  Was soll ich von der Sache
denken--das wäre mir eins, Graf Malvolio--Man hat doch dergleichen
Exempel--Die Princessin von Thracien heurathete einen Bedienten von
der Garderobe--Wenn ich dann drey Monate mit ihr verheurathet wäre,
und sässe da auf meinem Guthe--und rieffe meine Officianten um mich
herum, in meinem ausgeschnittnen Samtnen Rok--nachmittags, vom
Ruhbette aufgestanden, wo ich Olivia schlafend gelassen hätte--und
dann nähm ich den Humor an den mein Stand erforderte; gienge, die
Hände kreuzweis auf den Rüken gelegt, ganz ernsthaft auf und ab,
schaute sie dann mit einem kalten, überhinfahrenden Blik an, und
sagte ihnen, ich wisse wer ich sey, und wünschte, sie möchten auch
wissen wer sie seyen--fragte nach meinem Onkel Tobias--Sechs oder
Sieben von meinen Leuten führen dann plözlich auf, und rennten
einander nieder vor Eilfertigkeit ihn aufzusuchen; indessen mach
ich eine weil' ein finstres Gesicht, ziehe vielleicht meine Uhr auf,
oder tändle mit dem Schaupfenning an der goldnen Kette, die ich um
die Schultern hängen habe--Dann kommt Tobias herbey, macht seine
Verbeugungen sobald er mich erblikt--ich streke meine Hand so gegen
ihn aus, und lösche mein vertrauliches Lächeln mit einem strengen
herrischen Blik--sag ihm, Onkel Tobias, da mein Schiksal mich eurer
Nichte zugeworfen hat, so hoff ich das Recht zu haben zu reden--ihr
müßt euer starkes Trinken lassen--und zudem verderbt ihr eure
kostbare Zeit mit einem närrischen Junker--einem gewissen Sir
Andreas--He?  was giebts hier zu thun?--

(Er hebt den Brief auf.)

Bey meinem Leben, das ist der Gnädigen Frau ihre Hand: Das sind
ihre natürlichen C., ihre U., und ihre T., und so macht sie ihre
grosse P.  Es ist ihre Hand, da ist nicht dawider einzuwenden--(Dem
Geliebten Ungenannten dieses und meine Zärtlichsten Wünsche:) Das
ist ihre Schreib-Art: Mit Erlaubniß, Wachs.  Sachte!  Und das Sigel
ihre Lucretia, mit der sie alle ihre Briefe zu sigeln pflegt: An
wen mag das seyn?

(Das ich lieb', ist euch, ihr Götter, kund;
aber wen, verschweige stets, mein Mund) Das soll also ein Geheimniß
seyn?--Seltsam!  was folgt weiter?  Aber wen, verschweige stets mein
Mund--wie wenn du das wärest, Malvolio?--Sachte, hier haben wir
auch Prosa--"Wenn dieses in deine Hände kommt, so liese es mehr als
ein mal.  Mein Gestirn hat mich über dich gesezt, aber fürchte dich
nicht vor Grösse; einige werden groß gebohren, andre arbeiten sich
zu Grösse empor, andern wird sie zugeworffen.  Dein glükliches
Schiksal öffnet seine Arme gegen dich; habe den Muth ihm entgegen
zu eilen; und um dich bey Zeiten an das zu gewöhnen, was du
wahrscheinlicher Weise werden wirst, so wirf dein allzu demüthiges
Betragen von dir, und zeige dich in einem vortheilhaftern Lichte.
Begegne meinem Vetter zuversichtlich, und den Bedienten trozig;
rede von Staats-Sachen; nimm in allen Stüken etwas sonderliches an.
Das ist der Rath derjenigen, die für dich seufzet.  Erinnre dich,
wer dir rieth gelbe Strümpfe zu tragen und sie unter dem Knie zu
binden.  Ich sag', erinnre dich daran; (Geh, geh, du bist ein
gemachter Mann, wenn du nur willst: Wo nicht, so bleibe dann dein
Lebenlang ein Hausmeister, der Camerad von Bedienten und unwürdig
Fortunens Finger zu berühren.  Adieu.  Sie, die geneigter ist, deine
Sclavin zu seyn, als dir zu gebieten, o glüklicher Sterblicher)"--
Sonnenlicht kan nichts klärer machen als das ist--Das heiß' ich
klar.  Ja, ich will stolz seyn, ich will politische Bücher lesen,
ich will Sir Tobiesen scheeren, ich will mit meinen vorigen
Bekannten thun, als kennt' ich sie nicht, kurz, ich will thun, wie
mein Herr selbst.  Es ist offenbar, daß ich mir nicht zu viel
schmeichle, daß es keine blosse Einbildung ist; alles überzeugt
mich, daß die Gnädige Frau verliebt in mich ist.  Sie ermahnte mich
lezthin gelbe Strümpfe zu tragen, sie lobte meine Beine--und hier
haben wir's wiederum, und auf eine Art, als ob sie es für eine
Gefälligkeit aufnehmen wolle, wenn ich mich nach ihrem Geschmak
puze.  Dank sey meinen Sternen, ich bin glüklich: Ich will so fremde
thun, daß man mich nicht mehr kennen soll, gelbe Strümpfe tragen,
und sie unter den Knien binden, und das gleich diesen Augenblik.
Jupiter und mein Gestirn sey gepriesen!--Hier ist noch ein
Postscript--(Es ist unmöglich daß du nicht errathen solltest wer
ich bin--wenn dir meine Liebe angenehm ist, so zeig es durch dein
Lächeln; das Lächeln läßt dir gar zu gut.  Lächle also immer in
meiner Gegenwart, mein Allerliebster, ich bitte dich darum)--
Jupiter!  ich danke dir!  Ich will lächeln, ich will alles thun, was
du von mir verlangst.

(ab.)




Dritter Aufzug.



Erste Scene.
(Olivia's Garten.)
(Ein wiziger Wett-Kampf zwischen Viola und dem Narren.)



Zweyte Scene.
(Sir Tobias mit seinem Freund, zu den Vorigen.)
(Bald darauf auch Olivia und Maria.)



Dritte Scene.
(Olivia und Viola allein.)


Olivia.
Gebt mir eure Hand, mein Herr.

Viola.
Mit meinen unterthänigsten Diensten, Gnädige Frau.

Olivia.
Wie ist euer Name?

Viola.
Cäsario ist euers Dieners Name, schöne Princessin.

Olivia.
Meines Dieners, mein Herr?  Die Welt hat ihre beste Anmuth verlohren,
seitdem man erdichtete Gesinnungen Complimente nennt: Ihr seyd des
Herzogs Orsino Diener, junger Mensch--


Viola.
Und also der eurige, Gnädige Frau.  Der Diener euers Dieners, muß
nothwendig auch euer Diener seyn.

Olivia.
An ihn denk' ich nun gar nicht; ich wollte, seine Gedanken wären
lieber gar leer als mit mir angefüllt.

Viola.
Gnädige Frau, ich komme in der Absicht, eure schönen Gedanken zu
seinem Vortheil zu wenden.

Olivia.
O, mit eurer Erlaubniß, ich bitte euch--Ich sagt' euch ja, ihr
möchtet mir nichts mehr von ihm sagen.  Ihr könntet eine andre Sayte
rühren, wo ich euch lieber hören wollte als Musik aus dem Himmel.

Viola.
Gnädige Frau--

Olivia.
Mit Erlaubniß, wenn ich bitten darf.  Ich schikte euch, nach der
lezten zaubrischen Erscheinung, die ihr hier machtet, einen Ring
nach.  Es war ein Schritt, dessen Bedeutung ihr nicht mißverstehen
konntet, und der mich vielleicht in euern Augen herabgesezt hat.
Was konntet ihr davon denken?  Habt ihr deßwegen so nachtheilig von
meiner Ehre gedacht als ein unempfindliches Herz denken kan?  Einem
von euerm Verstand, ist genug gesagt; ein Cypern, nicht ein Busen
dekt mein armes Herz.  Und nun laßt hören, was ihr zu sagen habt.

Viola.
Ich bedaure euch.

Olivia.
Das ist eine Stuffe zur Liebe.

Viola.
Nicht allemal; wir bedauren oft sogar unsre Feinde.

Olivia.
Wie dann, so ist es Zeit wieder zu lächeln.  O Welt, wie geneigt die
Armen sind stolz zu seyn!  Wenn man ja zum Raube werden muß, so ist
es doch besser durch einen Löwen zu fallen als durch einen Wolf.

(Die Gloke schlägt.)

Die Gloke wirft mir vor daß ich die Zeit verderbe.  Fürchtet euch
nicht, guter junger Mensch, ich mache keine Ansprüche an euch; und
doch wenn Verstand und Jugend bey euch zur Reiffe gekommen seyn
werden, so wird eure Frau, allem Ansehen nach, einen feinen Mann
haben: Hier ligt euer Weg, westwärts.

Viola.
So wünsch' ich Euer Gnaden Vergnügen und guten Humor; habt ihr mir
nichts an meinen Herrn aufzugeben, Madam?

Olivia.
Warte noch; ich bitte dich, sage mir was du von mir denkst?

Viola.
Ich denke, ihr denkt ihr seyd nicht was ihr seyd.

Olivia.
Wenn ich so denke, so denk ich das nemliche von euch.

Viola.
Und so denkt ihr recht, ich bin nicht was ich bin.

Olivia.
Ich wollt' ihr wäret wie ich euch wünschte.

Viola.
Würd' ich besser seyn, Madam, als wie ich bin?  Ich wollt es wäre so,
denn izt bin ich euer Narr.

Olivia.
Wie anmuthig selbst Verachtung und Zorn auf seinen schönen Lippen
sizt.* Mördrische Schuld verräth sich nicht schneller, als Liebe
die sich verbergen will: Die Nacht der Liebe ist Mittag.  Cäsario,
bey den Rosen des Frühlings, bey meiner jungfräulichen Ehre und
Treue, und bey allem in der Welt, ich liebe dich so sehr, daß, troz
allem deinem spröden Wesen, weder Wiz noch Vernunft meine
Leidenschaft verbergen kan.  Erzwinge dir daher, daß ich dir mein
Herz selbst antrage, keinen Grund es zu verschmähen; denke lieber
so, (du wirst so richtiger denken) gesuchte Liebe ist gut; aber
ungesucht geschenkt, ist sie noch besser.

Viola.
Ich schwöre bey meiner Unschuld und Jugend, ich habe Ein Herz,
Einen Busen, und Eine Treue, und diese hat kein Weibsbild; noch
wird jemals Eine Meisterin davon seyn als ich selbst.  Und hiemit,
adieu, Gnädiges Fräulein; niemals werd' ich mich wieder gebrauchen
lassen, euch meines Herrn Thränen vorzuweinen.

Olivia.
Komm nichts desto minder wieder; vielleicht mag es dir endlich
gelingen, dieses Herz, das izt seine Liebe verabscheut, zu einer
zärtlichern Gesinnung zu bewegen.

(Sie gehen ab.)



Vierte Scene.
(Verwandelt sich in ein Zimmer in Olivias Haus.)
(Sir Tobias, Sir Andreas und Fabian.)

(Sir Tobias und Fabian bemühen sich den Sir Andreas zur Eifersucht
gegen den Cäsario oder die verkleidete Viola zu reizen, und bereden
ihn, Olivia habe dem Cäsario nur darum so gut begegnet, um zu sehen,
ob er, Andreas, so geduldig dazu seyn werde; Sir Tobias sezt hinzu,
sie habe ohnfehlbar erwartet, daß er irgend einen tapfern Ausfall
gegen seinen Nebenbuhler wagen würde, und da dieses nicht geschehen,
so sey er nun ganz gewiß sehr tief in ihrer guten Meynung gefallen.
Du bist nun, sagt er, in den Norden, von meiner Nichte guter
Meynung hineingesegelt, wo du hangen wirst wie ein Eiszapfe an
eines Holländers Bart, wofern du dich nicht durch irgend eine kühne
That wieder losmachst--Kurz, sie bereden ihn endlich, daß er sich
schlechterdings mit Cäsario schlagen müsse, und Sir Tobias erbietet
sich, diesem die Ausforderung zu überbringen; welche zu schreiben
dann Sir Andreas abgeht.)



Fünfte Scene.
(Fabian und Sir Tobias machen sich zum voraus über die Kurzweile
lustig, die sie von diesem Zweykampf erwarten.  Sir Tobias gesteht
von seinem Freund daß er eine Memme sey; wenn man ihn öfnete, sagt
er, und ihr findet nur soviel Blut in seiner Leber, daß eine Floh
die Füsse darinn naß machen könnte, so will ich den Rest der
Anatomie aufessen.  Indem kommt Maria zu ihnen, und bittet sie mit
ihr zu gehen und zu sehen, wie seltsam sich Malvolio in seinen
gelben, unter den Knien gebundnen Strümpfen gebehrde, und wie
pünctlich er der Vorschrift des von ihr unterschobnen Briefs
nachlebe.  Er lächelt (sagt sie) sein breites Gesicht in mehr Linien
als auf der neuen Land-Carte sind, die mit den beyden Indien
vermehrt ist; ihr habt euere Tage nichts so gesehen; ich bin gewiß,
mein Fräulein wird ihm eine Ohrfeige geben; wenn sie's thut, so
wird er lächeln und es für eine grosse Gunstbezeugung aufnemen.)



Sechste Scene.
(Verwandelt sich in die Strasse.)
(Sebastian und Antonio treten auf.)

(Sie freuen sich einander wieder zufinden; Sebastian bittet seinen
Freund mit ihm zu gehen, um die Merkwürdigkeiten der Stadt zu sehen;
Antonio antwortet, er getraue sich, weil er ehedem gegen den
Herzog gedient und ihm einen namhaften Schaden gethan habe, nicht,
sich so öffentlich sehen zu lassen, er bestellt also den Sebastian
auf den Abend ins Wirthshaus zum Elephanten, giebt ihm, auf den
Fall, wenn er etwann Lust hätte etwas einzukauffen, seinen Beutel,
und verläßt ihn, um ihm das Nacht-Quartier zu bestellen.)

* Von hier an bis zu Ende dieser Scene, ist im Original alles in
Reimen.



Siebende Scene.
(Verwandelt sich in Olivias Haus.)
(Olivia und Maria.)


Olivia.
Ich habe nach Cäsario geschikt; er sagt, er will kommen; was soll
ich ihm für Ehre anthun?  Was soll ich ihm geben?  Denn Jugend wird
öfters erkauft als erbettelt oder entlehnt--Ich rede zu laut--Wo
ist Malvolio?  Er ist ernsthaft und höflich, er schikt sich gut zu
einem Bedienten für eine Person von meinen Umständen; wo ist
Malvolio?

Maria.
Er kommt sogleich, Gnädiges Fräulein, aber in einem seltsamen
Aufzug.  Er ist ganz unfehlbar besessen, Gnädiges Fräulein.

Olivia.
Wie, wo fehlt es ihm?  Raßt er denn?

Maria.
Nein, Gnädiges Fräulein, er thut nichts als lächeln; Euer Gnaden
wird wohlthun, jemand zur Sicherheit bey sich zu haben: denn, ganz
gewiß, der Mann ist nicht recht richtig unterm Hut.

Olivia.
Geh, ruf ihm.--(Malvolio tritt auf.)--Ich bin so närrisch als er
immer, wenn traurige und lustige Narrheit auf eins hinauslauffen--
Nun, wie gehts, Malvolio?

Malvolio.
Liebstes Fräulein, ha, ha.

(Er lächelt auf eine abgeschmakte Art.)

Olivia.
Lächelst du?  Ich schikte nach dir, um dich zu einem ernsthaften
Geschäfte zu gebrauchen.

Malvolio.
Ernsthaft?  Ich könnte wol ernsthaft aussehen, dieses starke Binden
unter den Knien macht einige Obstruction im Geblüt; aber was thut
das?  Wenn es nur Einer gefällt, so geht mir's vollkommen wie es in
dem Sonnet heißt: Gefall ich Einer, so gefall ich Allen.

Olivia.
Wie, was bedeutet das, Mann?  Was fehlt dir?

Malvolio.
Es ist in meinem Kopf nicht so schwarz als meine Beine gelb sind:
Es ist mir richtig zu Handen gekommen, und Befehle sollen vollzogen
werden.  Ich denke, wir kennen diese schöne Römische Hand.

Olivia.
Willt du nicht zu Bette gehen, Malvolio?

Malvolio (leise.)
Zu Bette?  Ja, Liebchen, und mit dir.

Olivia.
Gott behüte dich!  Warum lächelst du so, und küssest deine Hand so
oft?

Maria.
Was fehlt euch, Malvolio?

Malvolio.
Habt ihr zu fragen?  Wahrhaftig!  Nachtigallen antworten gleich
Krähen!

Maria.
Wie untersteht ihr euch mit einer so lächerlichen Kühnheit vor
meiner Gnäd.  Fräulein zu erscheinen?

Malvolio.
Fürchte dich nicht vor Grösse;--Das war wol gegeben.

Olivia.
Was meynst du damit, Malvolio.

Malvolio.
Einige werden groß gebohren--

Olivia.
Ha?

Malvolio.
Andre arbeiten sich zur Grösse empor--

Olivia.
Was sagst du?

Malvolio.
Und andern wird sie zugeworfen.

Olivia.
Der Himmel helfe dir wieder zurechte!

Malvolio.
Erinnre dich, wer dir befahl gelbe Strümpfe zu tragen--

Olivia.
Deine gelbe Strümpfe?

Malvolio.
Und wünschte, daß du sie unterm Knie binden möchtest?

Olivia.
Unterm Knie binden?

Malvolio.
Geh, geh, du bist ein gemachter Mann, wenn du nur willst.

Olivia.
Was sagst du?

Malvolio.
Wo nicht, so bleibe dein Lebenlang ein Bedienter.

Olivia.
Wie, das ist ja eine wahre Hundstags-Tollheit.

(Ein Bedienter meldet den Cäsario an, Olivia geht ab, nachdem sie
Befehl ertheilt hat, daß man zu Malvolio Sorge trage.)



Achte Scene.
(Malvolio, der seine Sachen vortrefflich gemacht zu haben glaubt,
bestärkt sich selbst, in einem kleinen Monologen, in seinem
angenehmen Wahnwiz, und hält sich seines Glüks so gewiß, daß ihm
nichts übrig bleibe, als den Göttern davor zu danken.)



Neunte Scene.
(Sir Tobias, Fabian und Maria zu Malvolio.)


Sir Tobias.
Wo ist er, wo ist er, im Namen alles dessen was gut ist?  Und wenn
alle Teufel in der Hölle sich ins Kleine zusammengezogen hätten und
in ihn gefahren wären, so will ich mit ihm reden.

Fabian.
Hier ist er, hier ist er.  Wie steht's um euch, Herr?  Wie steht's um
euch?

Malvolio.
Geht eurer Wege; ich entlaß euch; laßt mich bey mir selbst; geht
eurer Wege.

Maria.
Seht, wie der böse Feind aus ihm heraus redt!  Sagt ich's euch
nicht?  Sir Tobias, die Gnädige Fräulein bittet euch, Sorge zu ihm
zu tragen.

Malvolio.
Ah, ha!  Thut sie das?

Sir Tobias.
Geh, geh; still, still, wir müssen säuberlich mit ihm verfahren;
laßt mich allein machen.  Wie!  Mann!  Laß den Teufel nicht Meister
seyn; bedenke, daß er ein Feind der Menschen ist.

Malvolio (ernsthaft und stolz.)
Wißt ihr auch was ihr sagt?

Maria.
Da seht ihr; wenn ihr was böses vom Teufel sagt, wie er's gleich zu
Herzen nimmt--Gott gebe, daß er nicht besessen seyn möge!

Fabian.
Man muß sein Wasser zu der weisen Frauen tragen.

Maria.
Meiner Treue, das soll auch gleich morgen gethan werden, wenn ich
das Leben habe.  Mein Gnädiges Fräulein würd' ihn um mehr als ich
sagen mag nicht verliehren wollen.

Malvolio.
Nun wie, Jungfer?

Maria.
O Himmel!

Sir Tobias.
Ich bitte dich, schweige; das ist nicht das rechte Mittel: Siehst
du nicht, daß du ihn nur böse machst?  Laßt mich allein mit ihm.

Fabian.
Nur keinen andern Weg als Freundlichkeit; nur sanft, nur sanft; der
böse Feind ist gar kurz angebunden, er läßt nicht grob mit sich
umgehen.

Sir Tobias.
Nun, wie, wie steht's, mein Truthähnchen?  Wie geht's dir, mein
Herzchen?

Malvolio.
Sir?--

Sir Tobias.
Ja, ich bitte dich, komm du mit mir.  Wie, Mann, es schikt sich
nicht für einen so weisen Mann wie du bist mit dem Teufel den
Narren zu treiben.  An den Galgen mit dem garstigen Kohlenbrenner!

Maria.
Laßt ihn sein Gebet hersagen, lieber Sir Tobias; laßt ihn beten.

Malvolio.
Beten, du Affen-Gesicht?

Maria.
Da, hört ihr's, er will von nichts gutem reden hören.

Malvolio.
Scheret euch alle an den Galgen: Ihr seyd ein einfältiges dummes
Pak; ich bin nicht euers Gelichters; ihr werdet mich seiner Zeit
schon kennen lernen.

(Er geht ab.)

Sir Tobias.
Ist's möglich?

Fabian.
Wenn man das in einer Comödie spielen würde, wer würd' es nicht als
eine unwahrscheinliche Erdichtung verurtheilen?

(In dem Rest dieser Scene freuen sich Sir Tobias und seine
Consorten, daß ihnen ihre Absicht so wol gelungen sey, und
entschliessen sich nicht abzulassen, bis sie den armen Malvolio,
zur Züchtigung seines Übermuths in ein finstres Gemach und an
Bande gebracht haben würden.)



Zehnte Scene.
(Sir Andreas kommt mit der Ausforderung, die er indessen aufgesezt
hat, zu den Vorigen, und ließt ihnen das abgeschmakteste Zeug vor,
das man sich träumen lassen kan.  Alle geben ihm ihren Beyfall, und
muntern ihn auf, sich wohl zu halten.  Sir Tobias nimmt auf sich,
die Ausforderung dem Cäsario einzuhändigen und schikt den Sir
Andreas in den Garten, wo er seinem Gegner, der sich würklich bey
Fräulein Olivia befindet, aufpassen soll.  Allein sobald er
weggegangen ist, entdekt Tobias dem Fabian daß er weit entfernt sey,
einem so feinen jungen Edelmann als Cäsario zu seyn scheine, ein
so vollgültiges Document der verächtlichen Schwäche seines Gegners
zu geben; denn so würde der Spaß gleich ein Ende haben: er finde
also besser, seine Comission mündlich abzulegen, und dem jungen
Cäsario einen ganz entsezlichen Begriff von Sir Andreassen
Tapferkeit, und unbezwingbarer Wuth beyzubringen; auf diese Art,
sezt er hinzu, werden beyde in eine solche Furcht gesezt werden,
daß sie einander nur durch Blike tödten werden, wie die Basilisken.)



Eilfte Scene.
(Olivia und Viola treten auf.)


Olivia.
Zu einem Herzen von Stein hab' ich zuviel gesagt, und meine Ehre zu
wohlfeil ausgelegt.  Es ist etwas in mir, das mir meinen Fehler
vorrükt; aber es ist ein so eigensinniger hartnäkiger Fehler, daß
ihm Vorwürfe nichts abgewinnen können.

Viola.
Der Herzog, mein Herr befindet sich in dem nemlichen Falle.

Olivia.
Hier, tragt dieses Kleinod zu meinem Andenken; es enthält mein Bild;
schlagt es nicht aus, es hat keine Zunge euch zu plagen; und ich
bitte euch, kommt morgen wieder.  Was könntet ihr von mir begehren,
das mit Ehren gegeben werden kan, und ich euch abschlagen würde?

Viola.
Ich bitte um nichts als eure Liebe für meinen Herrn.

Olivia.
Wie kan ich ihm mit Ehren geben, was ich euch schon gegeben habe?

Viola.
Ich will euch dessen quitt halten.

Olivia.
Gut, komm morgen wieder; lebe wohl--

(Sie geht ab--)

Ein Teufel der deine Gestalt hätte, könnte meine Seele bis in die
Hölle loken--



Zwölfte und dreyzehnte Scene.
(Sir Tobias kündigt den Zorn des furchtbaren Sir Andreas und seine
Ausforderung dem verkappten Cäsario an, der Mühe genug hat seinen
wenigen Muth zu einem solchen Zweykampf zu verbergen.  Tobias
verspricht ihm endlich seine guten Dienste, um wenigstens die
Ursache der grausamen Ungnade zu erkundigen, welche Cäsario durch
nichts verdient zu haben sich bewußt ist, und wo möglich den
wüthenden Sir Andreas in etwas zu besänftigen.  Tobias stellt sich
als ob er zu diesem Ende abgehe, da indessen Fabian fortfährt der
armen Viola Schreken einzujagen, und ihren Gegner als den besten
Fechter und den fatalesten Widerpart den man in ganz Illyrien
finden könne, abzumahlen.  Sie gehen ab, um dem Sir Tobias Plaz zu
geben, in der folgenden Scene, seinen Freund Andreas in eine eben
so friedliebende Gemüths-Verfassung zu sezen.  Er beschreibt ihm den
Cäsario als einen eingefleischten Teufel, der des Sophi Hof-
Fechtmeister gewesen sey, und keinen Stoß zu thun pflege, der nicht
eine tödtliche Wunde mache.  Andreas geräth darüber in solche Angst,
daß er verspricht er wolle ihm sein bestes Pferd geben, wenn er die
Sache auf sich beruhen lassen wolle.  Indessen kommt Fabian mit
Cäsario zurük, der, sobald er den Andreas erblikt, sich allen
Heiligen zu empfehlen anfängt, ohne gewahr zu werden, daß Andreas
wie eine Memme schlottert.  Sir Tobias geht von dem einen zum andern,
sagt einem jeden, sein Gegner wolle sich durch nichts in der Welt
besänftigen lassen, und bringt sie endlich dahin, daß sie, ungern
genug, die Degen zu ziehen anfangen; welches alles auf dem Theater
eine äusserst lächerliche Scene machen muß.)



Vierzehnte Scene.
(Indem sie ziehen, und Viola mit weinerlicher Stimme protestiert,
daß es wider ihren Willen geschehe, kommt Antonio dazu, der durch
die vollkommne Ähnlichkeit zwischen ihr und ihrem Bruder und durch
ihre Verkleidung betrogen, sie für seinen jungen Freund Sebastiano
ansieht, sich ins Mittel schlägt, und sich erklärt, er möge nun der
beleidigte Theil oder der Beleidiger seyn, so mache er seine Sache
zu seiner eignen.  Sir Tobias der es übel nimmt, daß ihm sein Spaß
verdorben werden soll, erklärt sich, wenn der Neuangekommne sich zu
Cäsarios Secundanten aufwerfe, so wolle er sein Mann seyn; allein
kaum haben sie gezogen, so kommt die Wache, bey deren Erblikung
Viola den Sir Andreas bittet seinen Degen wieder einzusteken,
welches sich dieser nicht zweymal sagen läßt.  Antonio, der sich,
wie man weiß, des Herzogs Ungnade zugezogen hatte, war verrathen
worden.  Die Wache suchte ihn auf; und da sie, der gemachten
Beschreibung nach, ihren Mann gefunden zu haben glaubt, wird er auf
Befehl des Herzogs Orsino in Verhaft genommen.)


Antonio (nachdem er sich vergeblich hatte verläugnen wollen.)
Ich muß gehorchen.

(Zu Cäsario.)

Das begegnet mir, weil ich euch allenthalben aufsuchte.  Aber dafür
ist nun kein Mittel.  Ich werde mich zu verantworten wissen.  Was
wollt ihr thun?  Meine eigne Noth zwingt mich, daß ich meinen Beutel
wieder abfordern muß.  Dieser Zufall bekümmert mich viel weniger um
meiner selbst willen, als weil ich euch unnüz werden muß: Ihr seyd
betroffen, seh ich; aber laßt den Muth noch nicht sinken.

1. Officier.
Kommt, Herr, wir müssen fort.

Antonio (Zu Cäsario.)
Ich bin genöthigt euch um etwas Geld zu bitten.

Viola.
Was für Geld, mein Herr?--Um eures edeln Bezeugens gegen mich
willen, und weil ich zum Theil durch den verdrieslichen Zufall, der
euch hier zugestossen ist, aus der grösten Verlegenheit gezogen
worden bin, will ich euch etwas vorstreken; was ich habe ist was
weniges, aber ich will doch mit euch theilen was ich habe; nemmt,
das ist die Hälfte meines Vermögens.

Antonio.
Und ihr seyd fähig, mich izt zu mißkennen?  Ist's möglich daß meine
guten Dienste--o sezt meine Noth nicht auf eine so harte Probe,
oder ihr könntet mich zu der Niederträchtigkeit versuchen, euch die
Freundschaft, die ich euch bewiesen habe, vorzurüken.

Viola.
Ich weiß von keiner, und kenne euch weder an eurer Stimme noch
Gestalt.  Ich hasse Undankbarkeit mehr an einem Mann als
Aufschneiden, einbildisches Wesen, waschhafte Trunkenheit, oder
irgend eine andre Untugend, wovon der anstekende Saame in unserm
Blute stekt.

Antonio.
O Himmel!--

Ein Officier.
Kommt, mein Herr, ich bitte euch, geht.

Antonio.
Laßt mich nur noch ein Wort sagen.  Diesen jungen Menschen, den ihr
hier seht, zog ich aus dem Rachen des Todes; ich that alles was der
zärtlichste Bruder thun könnte, ihn wieder herzustellen; ich liebte
ihn, und ließ mich von seiner Gestalt, die mir die besten
Eigenschaften anzukündigen schien, so sehr einnehmen, daß ich ihn
fast abgöttisch verehrte.

1. Officier.
Was geht das uns an?  Die Zeit verstreicht indessen; fort!

Antonio.
Aber, oh, was für ein häßlicher Göze ist aus diesem Gotte worden.  O
Sebastiano, du machst der Schönheit Unehre.  Wahrhaftig, man sollte
niemand häßlich nennen, als Leute die kein gutes Herz haben.  Tugend
ist Schönheit; böse Leute, welche schön aussehen, sind hohle Klöze
die der Teufel angestrichen hat.

1. Officier.
Der Mann fangt an zu rasen: weg mit ihm.  Kommt, kommt, Herr.

Antonio.
Führt mich wohin ihr wollt.

(Sie gehen ab.)

Viola.
Mich däucht es ist eine so wahre Leidenschaft in seinen Reden, daß
er würklich glaubt was er sagt.  Und doch ist gewiß daß ich ihn
nicht kenne.  O daß die Einbildung sich wahr befinden möge, o, daß
es wahr sey, daß man, liebster Bruder, izt für dich mich angesehen
habe--Er nannte mich Sebastian; Ich sehe meinen Bruder noch lebend
so oft ich in den Spiegel sehe, er sah vollkommen so aus, und gieng
auch eben so gekleidet, von solcher Farbe, und so ausstaffiert wie
ich; denn ihn copiere ich in dieser Verkleidung--O, wenn es so ist,
so werd' ich den Sturm und die Wellen liebreich statt grausam
nennen.

(Sie geht ab.)

Sir Tobias.
Ein recht schlechter armseliger Bube, und eine feigere Memme als
eine Hindin; seine Schlechtigkeit zeigte sich in seiner Aufführung
gegen seinen Freund, den er in der Noth verläugnete; und von seiner
Feigheit kan euch Fabian erzählen.

Fabian.
Eine Memme ist er, eine recht fromme, friedfertiger feige Memme.

Sir Andreas.
Mein Seel!  Ich will ihm nach und ihn prügeln.

Sir Tobias.
Thut das, gebt ihm Maulschellen, bis er genug hat, nur den Degen
zieht nicht gegen ihn.

Sir Andreas.
Wenn ich's nicht thue--

(Er läuft fort.)

Fabian.
Kommt, wir müssen doch sehen, wie er das machen wird.

Sir Tobias.
Ich wollte wetten was man will, es wird doch nichts daraus werden.

(Sie gehen ab.)




Vierter Aufzug.



Erste Scene.
(Die Strasse.)
(Hans Wurst, der von Olivia geschikt worden, den Cäsario zu ihr zu
ruffen, trift den Sebastiano an, und richtet seinen Auftrag bey ihm
aus, weil er ihn für den Cäsario ansieht; Sebastiano, der hier ganz
fremd ist, und von der Verkleidung seiner Schwester, die er sogar
für todt hält, nichts wissen kan, stellt sich zu diesem) qui pro
quo (so befremdet an, als man sich vorstellen kan, und will
schlechterdings derjenige nicht seyn, wofür ihn Hans Wurst ansieht:
Indem sie nun mit einander streiten, kommen Sir Andreas und Sir
Tobias dazu, von denen der Erste durch den nemlichen Optischen
Betrug seinen Mann gefunden zu haben glaubt, und dem vermeynten
Cäsario eine Ohrfeige appliciert, welche Sebastiano mit einer
Tracht Schläge erwiedert.  Sir Andreas hatte sich das nicht
vermuthet, und appelliert an die Justiz; denn, sagt er, wenn ich
ihm gleich den ersten Schlag gegeben habe, so ist es doch keine
Manier, daß er mir soviele dagegen giebt.  Indem nun Sir Tobias
Friede machen will, wird er selbst mit Sebastiano handgemein; von
der dazwischen kommenden Olivia aber in der)



Zweyten Scene.
(so gleich wieder geschieden, welche ihren ungesitteten Oheim
unter den bittersten Vorwürfen aus ihren Augen gehen heißt, den
vermeynten Cäsario aber aufs zärtlichste zu besänftigen sucht, und
zu sich in ihr Haus nöthiget.  Sebastiano weiß nun vollends nicht
mehr, in was für einer Welt er ist.  Was bedeutet alles diß, ruft er
aus, entweder hab ich den Verstand verlohren, oder das alles ist
ein Traum.  O wenn es ein Traum ist, so laßt die Phantasie meine
Sinnen immer in Lethe tauchen, so laßt mich nie von diesem Traum
erwachen.  Nun, sagt Olivia, komm, ich bitte dich; ich wollte du
liessest dich von mir regieren; von Herzen gerne, antwortet
Sebastian, und so gehen sie in bester Eintracht mit einander ab.)



Dritte Scene.
(Ein Zimmer in Olivias Haus.)
(Maria und Hans Wurst.)

Maria.
Ich bitte dich, mache hurtig, zieh diesen Priesterrok an, und binde
dir diesen Bart um; wir wollen ihn bereden du seyest Sir Topas der
Pfarrer; beschleunige dich; ich will indeß den Sir Tobias ruffen.

(Sie geht ab.)

Hans Wurst.
Gut, ich will's thun, ich will mich verkleiden, und ich wollte
wünschen, ich wäre der erste der sich in einen solchen Rok
verkleidete.  Ich bin nicht lang genug, um eine ansehnliche Person
in diesem Habit vorzustellen, noch mager genug, um die Meynung von
mir zu erweken, daß ich zuviel studiere; allein, ein ehrlicher Mann
und ein guter Haushälter seyn, klingt immer so gut als ein hübscher
Mann und ein grosser Gelehrter seyn.  (Sir Tobias und Maria.)

Sir Tobias.
Die Götter seyen mit dir, Herr Pfarrer.

Hans Wurst.
(Bonos Dies), Sir Tobias; denn wie der alte Einsiedler von Prag,
der in seinem Leben weder Feder noch Dinte gesehen hatte, sehr
sinnreich zu König Gorboduks Nichte sagte, daß nemlich alles was
ist, ist: Also, da ich der Herr Pfarrer bin, bin ich der Herr
Pfarrer; denn was ist was anders als was?  Und ist anders als ist?

Sir Tobias.
Zu euerm Patienten, Herr Pfarrer.

Hans Wurst.
Wie, holla, sag ich--Stille da, in diesem Kerker!

Malvolio (hinter der Bühne.)
Wer ruft hier?

Hans Wurst.
Sir Topas der Pfarrer, welcher Malvolio den Mondsüchtigen besuchen
will.

Malvolio.
Sir Topas, Sir Topas, guter Sir Topas, geht zur Gnädigen Fräulein--

Hans Wurst.
Fahre aus, du Hyperbolicalischer Teufel, warum quälst du diesen
armen Menschen so?  Redst du von nichts als von Fräulein?

Sir Tobias.
Wohl gegeben, Herr Pfarrer!

Malvolio.
Sir Topas, niemalen ist einem Menschen so übel mitgespielt worden
als mir; lieber Sir Topas, bildet euch nicht ein daß ich rasend sey;
sie haben mich hier in eine gräßliche Finsterniß gelegt.

Hans Wurst.
Fy, du unartiger Satan; ich bediene mich der gelindesten Ausdrüke
gegen dich; denn ich bin einer von diesen manierlichen Leuten, die
dem Teufel selbst nicht anders als höflich begegnen wollten: Sagst
du, dieses Haus sey finster?

Malvolio.
Wie die Hölle, Sir Topas.

Hans Wurst.
Wie, es hat Bogen-Fenster die so durchsichtig sind wie Gitter, und
die innwendigen Steine gegen die Sud-Seite sind so glänzend wie
Eben-Holz; und du klagst über Dunkelheit?

Malvolio.
Ich bin nicht toll, Sir Topas; ich sag euch, es ist finster im
Hause.

Hans Wurst.
Tollhäusler, du betrügst dich; ich sage dir, es giebt keine andre
Finsterniß als Unwissenheit; und in dieser stekst du tiefer als die
Egypter in ihrem Schlamme.

Malvolio.
Und ich sage, dieses Haus ist so finster als Unwissenheit, wenn
gleich Unwissenheit so finster als die Hölle wäre; und ich sage,
niemalen ist einem ehrlichen Manne so übel mitgespielt worden; ich
bin nicht mehr rasend als ihr selbst; macht die Probe mit mir,
fragt mich etwas gescheidtes was ihr wollt, und seht ob ich euch
nicht antworten werde, wie sich's gehört.

Hans Wurst.
Was statuierte Pythagoras in Betreff des wilden Geflügels?

Malvolio.
Daß es leichtlich begegnen könne, daß die Seele unsrer Großmutter
in einem Schnepfen wohne.

Hans Wurst.
Was hältst du von dieser Meynung?

Malvolio.
Ich denke edler von der Seele, und billige diese Meynung keineswegs.

Hans Wurst.
Gehab du dich wohl: Bleib immer in der Finsterniß; du must die
Meynung des Pythagoras halten, wenn ich dir zugestehen soll daß du
deine fünf Sinne habest, und dich scheuen einen Schneppen zu
schiessen, aus Besorgniß du möchtest die Seele deiner Großmutter
aus ihrer Wohnung vertreiben.  Leb wohl.

Malvolio.
Sir Topas, Sir Topas--

Sir Tobias.
Der allerliebste Sir Topas!

Hans Wurst.
Gelt, ich schike mich zu allen Rollen?

Maria.
Du hättest das alles ohne Bart und Priesterrok thun können; er
sieht dich ja nicht.  (Hierauf erklärt sich Sir Tobias, daß er
dieses Spiels nach gerade überdrüssig sey, und demselben um so mehr
ein anständiges Ende gemacht wünsche, da er mit seiner Nichte
zerfallen sey.  Er geht also mit Maria ab, um sich darüber auf
seinem Zimmer mit ihr zu berathen, und läßt Hans Wursten bey
Malvolio zurük, der hierauf in der)


Vierten Scene
(seine eigne Person wieder annimmt, und nachdem er eine Weile den
Narren mit ihm getrieben, sich endlich erbitten läßt ihm Papier,
Feder, Dinte und ein Licht zu bringen.)



Fünfte Scene.
(Ein andres Zimmer in Olivias Haus.)

Sebastian (allein.)
Diß ist die Luft, diß ist die strahlende Sonne; diese Perle gab sie
mir, ich fühle sie und sehe sie, und obgleich alles um mich her
lauter Wunder ist, so ist es doch nicht Wahnwiz.  Wo ist denn
Antonio?  Ich konnt' ihn im Elephanten nicht finden; alles was ich
erfahren konnte war daß er da gewesen und wieder ausgegangen sey,
mich überall in der Stadt aufzusuchen.  Sein Rath könnte mir izt den
grössesten Dienst thun--Denn wenn gleich meine Vernunft gegen meine
Sinnen behauptet, daß diß alles irgend ein Irrthum seyn könne, ohne
daß es Einbildungen oder Tollheit seyn müsse; so geht doch dieser
Zufall und ein so ausserordentliches Glük so weit über alles, was
man sich vorstellen kan, oder was jemals erhört worden ist; daß ich
bereit bin, ein Mißtrauen in meine eigne Augen zu sezen, und mit
meiner Vernunft zu streiten, wenn sie mich bereden will, irgend
etwas anders zu glauben, als daß ich toll sey oder daß es diese
junge Dame sey; und doch, wenn das leztere wäre, würde sie ihr Haus
regieren, ihren Bedienten Befehle geben, Geschäfte annehmen und
auftragen, und das alles mit einer so guten Art, mit einem so
sanften, vernünftigen, gesezten Wesen, wie ich sehe, daß sie thut?
In der That, es ist etwas unbegreifliches in dieser Sache.  Aber da
kommt sie ja selbst.  (Olivia mit einem Priester.)

Olivia.
Tadelt nicht, daß ich zu hastig sey; wenn eure Absicht ehrlich ist,
so kommt mit mir und diesem heiligen Mann in die Capelle, und unter
ihrer geweyhten Umwölbung schwöret mir da, vor ihm, das Gelübd
eurer Treue zu, damit meine noch immer mißtrauische, noch immer
zweifelnde Seele beruhigt werde.  Er soll es geheim halten, bis es
euch selbst gefallen wird, die Zeit zu einer öffentlichen Feyer,
die meiner Geburt gemäß sey, zu bestimmen.  Was sagt ihr hiezu?

Sebastiano.
Ich will diesem heiligen Manne folgen und euch begleiten; und die
Treue, die ich euch schwören werde, will ich ewig halten.

Olivia.
So geht dann voran, ehrwürdiger Vater, und der Himmel schaue mit
Beyfall auf mein Vorhaben herab!

(Sie gehen ab.)




Fünfter Aufzug.
(Dieser ganze lezte Aufzug enthält nichts mehr
als eine Entwiklung, welche leicht vorauszusehen ist.  Man weiß
schon, daß die Anlegung des Plans und die Entwiklung des Knotens
diejenigen Theile nicht sind, worinn unser Autor vortrefflich ist.
Hier scheint er, wie es ihm mehrmal in den fünften Aufzügen
begegnet, begieriger gewesen zu seyn, sein Stük fertig zu machen,
als von den Situationen, worein er seine Personen gesezt hat,
Vortheil zu ziehen.  Wir werden uns daher begnügen, den blossen
Inhalt jeder Scene auszuziehen.)



Erste Scene.
(Die Strasse.)
(Der Herzog kommt, mit Viola, Curio und seinem Gefolge, um in
eigner Person den lezten Versuch auf das Herz seiner Unerbittlichen
zu machen, und da er nicht gleich vorkommen kan, so unterhält er
sich unterdessen mit Hans Wurst, den er vor der Porte antrift.)



Zweyte Scene.
(Antonio wird von dem Gerichts-Beamten, der sich seiner
bemächtiget hatte, herbeygeführt, und dem Herzog als jener
berüchtigte See-Räuber vorgestellt, gegen welchen er so viele
Ursache habe erbittert zu seyn.  Viola, die, wie wir wissen, eine
gutherzige Art von Mädchen ist, rühmt sogleich den guten Dienst,
den er ihr gethan, fügt aber hinzu, daß er zulezt aus einem so
seltsamen Ton zu ihr gesprochen habe, daß sie nichts anders
vermuthen könne, als er müsse im Kopf nicht gar zu richtig seyn.
Antonio vertheidigt sich hierauf gegen den Vorwurf der Seeräuberey,
und da er Viola für ihren Bruder ansieht, so erzählt er auf ihre
Rechnung alles was wir bereits von seinen Verdiensten um Sebastian
wissen, und beklagt sich bitterlich über ihre Undankbarkeit.  Indem
nun der Herzog der Zeit nachfrägt, und durch den Umstand, daß
Cäsario die verflossenen drey Monate an seinem Hofe zugebracht, den
Antonio der Unwahrheit überwiesen zu haben glaubt, kommt in der)



Dritten Scene.
(Olivia dazu, und befremdet sich sehr ihren Cäsario gegen sein
gegebnes Wort, wieder an des Herzogs Seite zu sehen.  Da nun Viola
nicht begreiffen kan, was Olivia sagen will, so beginnt sich ein
Wortwechsel unter ihnen, der aber sogleich durch die Händel worein
diese Dame mit dem Herzog geräth, unterbrochen wird.  Sie sagt ihm
rund heraus daß ihr seine Standhaftigkeit unerträglich, und seine
Liebes-Klagen so angenehm seyen als Heulen nach Musik.  Der Herzog
wird dadurch so aufgebracht, daß er schwört, die Unerbittlichkeit
seiner marmorherzigen Tyrannin an ihrem jungen Liebling, an Cäsario
zu rächen--Ich will ihn, sagt er, aus diesem grausamen Auge reissen,
wo er siegreich und gekrönt dasizt und seines Herrn spottet; ich
will das Lamm das ich liebe, opfern, um ein Raben-Herz in der Brust
einer Daube zu durchboren.  Mit diesen Worten, will er fortgehen und
befiehlt dem Cäsario ihm zu folgen.  Viola erklärt sich bereit
tausend Tode zu sterben, wenn seine Zufriedenheit dadurch befördert
werde, und will ihm folgen--Wohin wollt ihr, Cäsario, ruft Olivia--
Dem folgen, antwortet Viola, den ich, der Himmel sey mein Zeuge,
mehr als alle Weiber der ganzen Welt, mehr als meine Augen und mein
Leben liebe.  Izt fängt Olivia auch an aus dem tragischen Ton zu
sprechen, und da ihr vermeynter Bräutigam so unverschämt ist, von
allem was zwischen ihnen vorgegangen seyn soll, nichts wissen zu
wollen, und der Herzog über den Namen eines Gemahls den sie der
Viola giebt, wüthend wird, so sieht sie sich endlich genöthiget den
Priester, der sie mit Sebastian getraut hat, herausruffen zu lassen,
auf dessen vollgültiges Zeugniß hin der Herzog sich überzeugt hat,
daß er von Cäsario betrogen worden, und unter bittern Vorwürfen
über seine Falschheit das Verbannungs-Urtheil über beyde ausspricht.
Indem nun Cäsario sich vergeblich auf seine Unschuld beruft, und
Olivia, welche glaubt, daß es nur aus Furcht vor dem Herzog
geschehe, ihm Muth einspricht, kommt in der)



Vierten Scene.
(Sir Andreas mit zerbrochnem Kopf heraus, und erhebt ein
jämmerliches Geschrey über einen gewissen Kammer-Junker des Herzogs,
Cäsario, der ihn und Sir Tobiesen jämmerlich abgeprügelt habe; wir
hielten ihn anfangs für eine Memme, sagt er weinend, aber er ist
der leibhafte Teufel selbst.  Mein Kammer-Junker Cäsario?  fragt der
Herzog, Ja, Sapperment, (ruft Sir Andreas) hier ist er ja in Person:
Ihr habt mir umsonst und um nichts ein Loch in den Kopf geschlagen;
und wenn ich euch was gethan habe, so that ich's nur auf Anstiften
des Sir Tobiesen--Viola, welche von dieser neuen Anklage eben so
wenig als von einer Vermählung mit Olivia weiß, hat das
Mißvergnügen sich von Sir Tobias und vom Hans Wurst überwiesen zu
sehen; die Verwirrung nimmt zu, und steigt endlich auf den höchsten
Grad, da in der)



Fünften Scene.
(Sebastian selbst erscheint und der erstaunten Versammlung den
Cäsario gedoppelt sehen läßt.  Dieser nemliche Augenblik der
äussersten Verwirrung bey Orsino und Olivia zieht Antonio und Viola
aus der ihrigen.  Jener erkennt in Sebastian seinen jungen Freund
und diese ihren Bruder: das Geheimniß entdekt sich, Olivia findet
sich dem Schiksal mehr verbunden als sie gewußt hatte; Sebastian
begreift, was er kurz vorher für einen Traum oder für Bezauberung
halten mußte, und der Herzog ergiebt sich den ausserordentlichen
Proben die ihm Viola von ihrer Zärtlichkeit gegeben und erklärt sie
zur Königin seines Herzens.  Damit alles sich entwikle und niemand
unglüklich bleibe, so entdekt sich in der)



Sechsten und siebenten Scene.
(durch den Brief des Malvolio, welchen Hans Wurst überbringt, auch
der unglükliche Irrthum dieses Bedienten, und der Betrug der ihm
gespielt worden; welches dem Hans Wurst Gelegenheit, sich über ihn
lustig zu machen, jenem aber, nach einer kleinen Demüthigung seiner
Einbildung, die Freyheit verschaft.)


Was ihr wollt, von William Shakespeare
(Übersetzt von Christoph Martin Wieland)






End of the Project Gutenberg EBook of Was ihr wollt, by William Shakespeare

*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK WAS IHR WOLLT ***

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We are now trying to release all our eBooks one year in advance
of the official release dates, leaving time for better editing.
Please be encouraged to tell us about any error or corrections,
even years after the official publication date.

Please note neither this listing nor its contents are final til
midnight of the last day of the month of any such announcement.
The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at
Midnight, Central Time, of the last day of the stated month.  A
preliminary version may often be posted for suggestion, comment
and editing by those who wish to do so.

Most people start at our Web sites at:
https://gutenberg.org or
http://promo.net/pg

These Web sites include award-winning information about Project
Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new
eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!).


Those of you who want to download any eBook before announcement
can get to them as follows, and just download by date.  This is
also a good way to get them instantly upon announcement, as the
indexes our cataloguers produce obviously take a while after an
announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter.

http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext03 or
ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext03

Or /etext02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90

Just search by the first five letters of the filename you want,
as it appears in our Newsletters.


Information about Project Gutenberg (one page)

We produce about two million dollars for each hour we work.  The
time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours
to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright
searched and analyzed, the copyright letters written, etc.   Our
projected audience is one hundred million readers.  If the value
per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
files per month:  1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+
We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002
If they reach just 1-2% of the world's population then the total
will reach over half a trillion eBooks given away by year's end.

The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks!
This is ten thousand titles each to one hundred million readers,
which is only about 4% of the present number of computer users.

Here is the briefest record of our progress (* means estimated):

eBooks Year Month

    1  1971 July
   10  1991 January
  100  1994 January
 1000  1997 August
 1500  1998 October
 2000  1999 December
 2500  2000 December
 3000  2001 November
 4000  2001 October/November
 6000  2002 December*
 9000  2003 November*
10000  2004 January*


The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created
to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium.

We need your donations more than ever!

As of February, 2002, contributions are being solicited from people
and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut,
Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois,
Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts,
Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New
Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio,
Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South
Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West
Virginia, Wisconsin, and Wyoming.

We have filed in all 50 states now, but these are the only ones
that have responded.

As the requirements for other states are met, additions to this list
will be made and fund raising will begin in the additional states.
Please feel free to ask to check the status of your state.

In answer to various questions we have received on this:

We are constantly working on finishing the paperwork to legally
request donations in all 50 states.  If your state is not listed and
you would like to know if we have added it since the list you have,
just ask.

While we cannot solicit donations from people in states where we are
not yet registered, we know of no prohibition against accepting
donations from donors in these states who approach us with an offer to
donate.

International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about
how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made
deductible, and don't have the staff to handle it even if there are
ways.

Donations by check or money order may be sent to:

Project Gutenberg Literary Archive Foundation
PMB 113
1739 University Ave.
Oxford, MS 38655-4109

Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment
method other than by check or money order.

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by
the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN
[Employee Identification Number] 64-622154.  Donations are
tax-deductible to the maximum extent permitted by law.  As fund-raising
requirements for other states are met, additions to this list will be
made and fund-raising will begin in the additional states.

We need your donations more than ever!

You can get up to date donation information online at:

https://www.gutenberg.org/donation.html


***

If you can't reach Project Gutenberg,
you can always email directly to:

Michael S. Hart 

Prof. Hart will answer or forward your message.

We would prefer to send you information by email.


**The Legal Small Print**


(Three Pages)

***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START***
Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers.
They tell us you might sue us if there is something wrong with
your copy of this eBook, even if you got it for free from
someone other than us, and even if what's wrong is not our
fault. So, among other things, this "Small Print!" statement
disclaims most of our liability to you. It also tells you how
you may distribute copies of this eBook if you want to.

*BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK
By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm
eBook, you indicate that you understand, agree to and accept
this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive
a refund of the money (if any) you paid for this eBook by
sending a request within 30 days of receiving it to the person
you got it from. If you received this eBook on a physical
medium (such as a disk), you must return it with your request.

ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS
This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks,
is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart
through the Project Gutenberg Association (the "Project").
Among other things, this means that no one owns a United States copyright
on or for this work, so the Project (and you!) can copy and
distribute it in the United States without permission and
without paying copyright royalties. Special rules, set forth
below, apply if you wish to copy and distribute this eBook
under the "PROJECT GUTENBERG" trademark.

Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market
any commercial products without permission.

To create these eBooks, the Project expends considerable
efforts to identify, transcribe and proofread public domain
works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any
medium they may be on may contain "Defects". Among other
things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or
corrupt data, transcription errors, a copyright or other
intellectual property infringement, a defective or damaged
disk or other eBook medium, a computer virus, or computer
codes that damage or cannot be read by your equipment.

LIMITED WARRANTY; DISCLAIMER OF DAMAGES
But for the "Right of Replacement or Refund" described below,
[1] Michael Hart and the Foundation (and any other party you may
receive this eBook from as a PROJECT GUTENBERG-tm eBook) disclaims
all liability to you for damages, costs and expenses, including
legal fees, and [2] YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE OR
UNDER STRICT LIABILITY, OR FOR BREACH OF WARRANTY OR CONTRACT,
INCLUDING BUT NOT LIMITED TO INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE
OR INCIDENTAL DAMAGES, EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE
POSSIBILITY OF SUCH DAMAGES.

If you discover a Defect in this eBook within 90 days of
receiving it, you can receive a refund of the money (if any)
you paid for it by sending an explanatory note within that
time to the person you received it from. If you received it
on a physical medium, you must return it with your note, and
such person may choose to alternatively give you a replacement
copy. If you received it electronically, such person may
choose to alternatively give you a second opportunity to
receive it electronically.

THIS EBOOK IS OTHERWISE PROVIDED TO YOU "AS-IS". NO OTHER
WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, ARE MADE TO YOU AS
TO THE EBOOK OR ANY MEDIUM IT MAY BE ON, INCLUDING BUT NOT
LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A
PARTICULAR PURPOSE.

Some states do not allow disclaimers of implied warranties or
the exclusion or limitation of consequential damages, so the
above disclaimers and exclusions may not apply to you, and you
may have other legal rights.

INDEMNITY
You will indemnify and hold Michael Hart, the Foundation,
and its trustees and agents, and any volunteers associated
with the production and distribution of Project Gutenberg-tm
texts harmless, from all liability, cost and expense, including
legal fees, that arise directly or indirectly from any of the
following that you do or cause:  [1] distribution of this eBook,
[2] alteration, modification, or addition to the eBook,
or [3] any Defect.

DISTRIBUTION UNDER "PROJECT GUTENBERG-tm"
You may distribute copies of this eBook electronically, or by
disk, book or any other medium if you either delete this
"Small Print!" and all other references to Project Gutenberg,
or:

[1]  Only give exact copies of it.  Among other things, this
     requires that you do not remove, alter or modify the
     eBook or this "small print!" statement.  You may however,
     if you wish, distribute this eBook in machine readable
     binary, compressed, mark-up, or proprietary form,
     including any form resulting from conversion by word
     processing or hypertext software, but only so long as
     *EITHER*:

     [*]  The eBook, when displayed, is clearly readable, and
          does *not* contain characters other than those
          intended by the author of the work, although tilde
          (~), asterisk (*) and underline (_) characters may
          be used to convey punctuation intended by the
          author, and additional characters may be used to
          indicate hypertext links; OR

     [*]  The eBook may be readily converted by the reader at
          no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent
          form by the program that displays the eBook (as is
          the case, for instance, with most word processors);
          OR

     [*]  You provide, or agree to also provide on request at
          no additional cost, fee or expense, a copy of the
          eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC
          or other equivalent proprietary form).

[2]  Honor the eBook refund and replacement provisions of this
     "Small Print!" statement.

[3]  Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the
     gross profits you derive calculated using the method you
     already use to calculate your applicable taxes.  If you
     don't derive profits, no royalty is due.  Royalties are
     payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation"
     the 60 days following each date you prepare (or were
     legally required to prepare) your annual (or equivalent
     periodic) tax return.  Please contact us beforehand to
     let us know your plans and to work out the details.

WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO?
Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of
public domain and licensed works that can be freely distributed
in machine readable form.

The Project gratefully accepts contributions of money, time,
public domain materials, or royalty free copyright licenses.
Money should be paid to the:
"Project Gutenberg Literary Archive Foundation."

If you are interested in contributing scanning equipment or
software or other items, please contact Michael Hart at:
[email protected]

[Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only
when distributed free of all fees.  Copyright (C) 2001, 2002 by
Michael S. Hart.  Project Gutenberg is a TradeMark and may not be
used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be
they hardware or software or any other related product without
express permission.]

*END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*