Die Kakomonade

By Simon Nicolas Henri Linguet

The Project Gutenberg EBook of Die Kakomonade, by Simon Nicolas Henri Linguet

This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
almost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away or
re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
with this eBook or online at www.gutenberg.org


Title: Die Kakomonade
       Ein Nachlaß vom Doktor Panglos, als ein Supplement des Kandide

Author: Simon Nicolas Henri Linguet

Release Date: March 6, 2012 [EBook #39043]

Language: German


*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE KAKOMONADE ***




Produced by Jens Sadowski





Die
Kakomonade,

ein Nachlaß
vom Doktor Panglos,

als ein Supplement

des Kandide,

von

Linguet.

Nach der zweiten vermehrten Ausgabe übersetzt.

Berlin, 1786.










Buchhändlernachricht.


Es leben zwo berüchtigte Schwestern in der Welt, welche mit voller Gewalt
auf derselben regieren. Man ist gesinnet, von der Einen derselben die
Geschichte ihres Lebenslaufes hier vorzulegen. Dem Leser wirds gar nicht
schwer fallen, zu errathen, wer die sei, von der man spricht, sobald er
weis -- was wir ihm eben sagen -- daß man jene, von der die Rede nicht ist,
nach unserer französischen Mundart gemeinhin die petite vérole nenne[*].

Diese nun hat sich vor undenklicher Zeit in Europen ausgebreitet; der
andern aber gelang es nur erst um viele Jahrhunderte später, in diesem
Welttheile festen Fuß zu fassen; indessen mag man sie für
Zwillingsschwestern ansehen, und ihr Alter beinah so weit hinaussetzen, als
das Alter der Welt. Es ist wahrscheinlich, daß sie bei ihrer Geburt zu
einer Zeit mit Noe sich in das Universum theilten. Die Eine nahm die linke,
die Andere die rechte Seite desselben in ihren Besitz. Sie zogen mit den
Söhnen dieses Patriarchen herum, und schlugen in Wüsten, denen es an
nichts, als an Bewohnern fehlte, ihren Wohnsitz auf.

[Fußnote *: Wörtlich geteutscht die kleine Pocke; Die große Verole, ihre
Schwester, von der sichs hier eigentlich handelt, ist ein Frauenzimmer von
solcher Artigkeit, daß sie sich immer balsamt, und parfümt; und von solcher
Ehrwürdigkeit, daß sie auch den ausgelassensten Lüstling, sobald er sie
kennen lernt, voll Ehrfurcht zurückhält, sich an sie zu wagen. Anmerk. des
Uibersetzers.]

Die Kleine nahm das größte Stück für sich: Das ganze feste Land des
Alterthums ward ihr Reich; Afrika, Asien, und Europa fielen unter ihre
Bothmässigkeit. Ihre vornehmste Beschäfftigung war, die Menschengestalten,
die sich da befanden, zu verderben; aber vorzüglich übte sie sich in ewigen
Kriegen gegen die Schönheit.

Die Andere trieb Anfangs ihren Ehrgeiz nicht so weit: sie begnügte sich,
den Zepter über Amerika zu führen: Da pflegte sie des Umgangs mit den
Schlangen, und allem kriechenden Ungeziefer, welche diesen schönen Theil
der Welt verheeren: allein der Theil, auf welchen sie ihre Gewalt
ausbrechen ließ, war nicht das Gesicht; sondern sie griff unmittelbar das
an, was die Schönheit nützlich, oder schätzbar macht.

So lebten sie über fünf tausend Jahre, einsam, jede in ihrem Aufenthalte.
Nur erst im fünfzehnten Jahrhunderte kam sie die Lust an, sich zu besuchen,
da sie zu ihrer Reise die spanischen Flotten sehr gemächlich fanden. Sie
mußten keine Ursache gefunden haben, es sich gereuen zu lassen: von dieser
Zeit an scheinen sie den Entschluß gefaßt zu haben, sich nimmer wieder zu
verlassen. Sie verglichen sich, ihre Schätze gemeinschaftlich anzulegen.
Ohne Unterschied, und ohne Eifersucht herrschen sie nun beide zusammen über
die vier Theile dieser unteren Welt, wo, wie es ein Haufen erlauchter
Philosophen beweist, alles gut ist. Der Vergleich dieser beiden Schwestern
hat die Masse des allgemeinen Guten um ein Ansehnliches vermehrt; ob man
gleich gestehen muß, daß einige einzelne Uibel daraus erwuchsen.

Diese zu mildern, ja zum Theile gar zu unterdrücken, scheint die Absicht
gewesen zu sein, welche sich der Verfasser dieses Werkes durch dasselbe zu
erreichen bestrebet hat. Wir glaubten wahrzunehmen, daß er hierzu eben so
sichre, als leichte Mittel an die Hand gab; und man wird sich von der Sache
sogleich gute Begriffe machen, sobald man wissen wird, der Verfasser sei
der Herr Doktor Panglos, Feldprediger des Freiherrn von
Donnerstrunkshausen, und Hofmeister des Kandide.

Seine Abentheuer sind Jedermann bekannt, aber Niemand weis Etwas von seinen
Schriften. Man weis, daß er eben sowohl, als sein Zögling, auf den Befehl
der heiligen Hermandad den Staupbesen bekam, und, was noch mehr ist,
gehangen wurde. Seine Unglücksfälle sind, Dank sei es der Feder des
berühmten Herrn Ralph, seines Mitbruders in der Metaphysik, zum Besitze der
Unsterblichkeit gelangt; hingegen zweifelte man nicht, daß es ihm nicht am
Kützel, oder an der Zeit gefehlet habe[*], ein Autor zu werden; dennoch ist
dieß eine unläugbare Wahrheit; und hier theilen wir eine seiner Arbeiten
mit, die uns würdig genug schien, die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich
zu heften.

[Fußnote *: Eine seltsame, dunkle Verkettung der Gedanken! -- Ich müßte zu
weitläuftig werden, und behalte mir vor, diese, und die nachfolgenden
Anmerkungen am Ende des Werkchens auszuführen. Anm. des Uibersetzers.]

Es hält schwer, ihren Zeitpunkt genau zu bestimmen; unterdessen ist es doch
ziemlich wahrscheinlich, daß sie der Doktor damal verfaßte, als er sich bei
dem Wiedertäufer Jakob aufhielt[*]. ohne Zweifel wars diese heilsame
Einsamkeit, wo Herr Panglos sichs zum Geschäfte, machte, über die Ursache
nachzudenken, von der er da die Wirkungen empfand. Voll von seinem
Gegenstande, machte er sich das Vergnügen, die treffenden Bemerkungen, die
ihm sein Zustand darboth, zu Papier zu setzen. Er kam dabei, wie man weis,
um ein Aug, und um ein Ohr. Doch rettete er sein Manuskript, und dieses
kostbare Stück Werk kam in der Folge unter allen dem Stürmen, die das Leben
dieses großen Philosophen verfolgten, mit heiler Haut davon.

[Fußnote *: Sieh den Kandide, oder die beste Welt, 4. Kapitel.]

Diese Stürme waren mit der Epoche, womit Herr Ralph seine Geschichte
beschließt, nicht, wie man etwa denken konnte, vorüber. Die mühsame
Vereinigung, welche die Noth unter allen Gefährten Kandidens veranlaßt
hatte, war von kurzer Dauer. Die kluge Alte war das Band der Gesellschaft:
sie starb, und das Gebäude, zu dem sie so viel beigetragen hatte, zerfiel
mit ihrem Tode.

Kunegunde, ihres guten Rathes beraubt, begieng eine Thorheit auf die andre.
Die letzte davon war, daß sie bei Barzellona mit einem Korsaren auf dem
mittelländischen Meere kreuzen schiffte. Bald darauf machte sich auch
Kandide, bloß von Martinen begleitet, unsichtbar, ohne Zweifel nicht so
viel, um seiner theuern Hälfte wieder habhaft, als um des Verdrusses, daß
er sie geheurathet hatte, los zu werden.

Der Bruder Giroflee gieng einige Zeit vorher unter die Janitscharen.
Panglos reiste mit Paquetten ab, um, falls er ihn treffen konnte, seinem
Zöglinge Trost einzusprechen. Die kleine Mayerei blieb das Eigenthum des
einzigen Kakambo, der zufolge des Kaim Akan von Konstantinopel, nachher
Oberrichter geworden ist, aber trotz dieser Würde, sich so gut, als seine
Herrschaften, neuen Unglücksfällen ausgesetzt fand.

Der Doktor, und seine Gefährtinn bestanden ein klein griechisch
Kaufmannsschiff, um darauf nach Smirna zu fahren, wo sie sich Rechnung
machten, einige Schiffe zu finden, um nach Europa zu kommen, in der
Hoffnung, daß Kandide diese Strasse eingeschlagen hätte. Unglücklicherweise
hatte an der Küste von Mar di Marmora Paquette wieder Lebhaftigkeit, und
Farbe gewonnen. Der Patron würdigte sie seiner Aufmerksamkeit. Dieser
eifrige Muselmann fand sie weiß, wie eine Lilie, und frisch wie eine Rose,
und sah sie für eine Zirkassierinn an, die aus irgend einem Serrail
entwischet wäre. Er trug Bedenken, so viele Reize den Unbeschnittenen
zuzuführen. Statt also, sie zu Smirna ans Land zu setzen, führte er sie in
Aegypten, wo er sie um tausend Zekine an den Bascha von Kairo verkaufte.

Mittels einer sehr sinnreichen, und der Schule eines Leibnitz ganz würdigen
Verkleidung fand Panglos den Weg, sie zu entführen. Sie durchstrichen
hierauf ganz Asien. Die Kette ihrer Begebenheiten zog sie bis nach China,
wo sie Kunegundens Bruder, Herrn Baron von Donnerstrunkshausen wieder
fanden. Der war noch immer der alte Starrkopf, der alte Jesuite. Er gab
sich hier, wie man im Verfolge dieses Werkes sehn wird, mit dem Gewerbe
nützlicher Künste ab. Endlich trafen sie nach einer Menge neuer Märsche,
und mehr, oder minder trauriger Trennungen zu Paris wieder zusammen.
Paquette gab sich hier einen indianischen Namen. Durch diesen Kniff, und
durch die Neugierde, die sie gegen sich erregte, machte sie in kurzer Zeit
ihr Glück, trotz dem, daß ihre Reisen sie etwas gebräunet hatten.

In ihrem Glücke verlor sie Panglosen nicht aus dem Gedächtnisse. Sie gab
ihm bis zu seinem Tode, der sich den 11ten Dezember des vorigen Jahres
ereignete, seinen Unterhalt. Er hatte ziemlich schnell das Französische
begriffen, und das Werk, das wir hier herausgeben, selbst in diese Sprache
übersetzt. Er hat es, wie man sehen wird, seiner Wohlthäterinn zugeeignet,
und diese hat uns das Mannuskript davon mitgetheilt.

Man fand unter seinen Papieren viele andere Bemerkungen, in sehr guter
Ordnung. Sie enthalten alle seine Reisen von der ersten von Konstantinopel
aus angefangen.

Fräulein Paquette übernahm selbst die Sorge, sie durch sichre Hände an
Herrn Ralph gelangen zu lassen; und wir wissen ganz zuverläßlich, daß
dieser Gelehrte des Vorhabens ist daraus einen Zweiten Theil zur besten
Welt zu verfassen, dessen Ausgabe nicht lange ausbleiben wird. Hierbei
bedienen wir uns mit Vergnügen der Gelegenheit, das Publikum aus einem
Irrthume zu ziehn. Man hat bei einigen nachgedruckten Ausgaben der besten
Welt auf den Titel gesetzt, daß Herr Ralph gestorben wäre. Ja man führte
sogar den Ort und das Jahr dieses Vorfalls an, der, wie man sagt, sich zu
Minden im Jahre Christi 1759. ergeben hat.

Ohne Zweifel kömmt dieses Gerücht von des Herrn Doktors Feinden her. Sie
gaben vor, er hätte sein Leben auf einem Schlachtfelde geendigt, gewiß nur,
um verstehen zu geben, daß er vor Furcht gestorben. Diese Nachricht ist
falsch. Der unsterbliche Herr Ralph befindet sich, zum Verdrusse seiner
Neider, noch bei den besten Kräften. Die Herausgabe des zweiten Theils
seines Werkes wird davon eine Probe seyn. Um ihn erscheinen zu lassen,
erwartet er nur noch die Landkarten, womit er ihn versehen will; eine
Vorsicht, deren Außerachtlassung beim ersten Theile er sehr bedauert.

Vom Verdienste des Doktor Panglos, als Schriftstellers, wird das Publikum
das Urtheil sprechen. Wir zweifeln nicht, daß man dieses Werk seines Ruhmes
würdig finden werde. Was uns Anfangs befremdete, war nur der Gegenstand
desselben. Herr Ralph nannte das Kind, das sein Held aus seinen Versuchen
in der Experimentalphisik erhielt, ohne Umschnitte beim rechten Namen.
Allein selbst dieser soll, nachdem er es im Französischen zu einer
vollständigen, Kenntniß gebracht, und die Doppelsinnigkeiten, und die
falsche Delikatesse dieser Sprache näher eingesehen hatte, es, wie man uns
versicherte, nie gewagt haben, sich die Freiheit seines Geschichtschreibers
zu erlauben. Er suchte Wendungen, und gab seinem Buche den ehrbaren Namen,
den wir ihm hier beibehalten haben.

Man kann sich einbilden, daß diese Herabstimmung, ihm vieles kostete. Wir
haben in seinen Schriften davon Proben gefunden. Er hatte sogar gegen diese
sogenannte Delikatesse eine Abhandlung angefangen, wobei wir sehr bedauern,
daß er sie nicht zu Ende bringen konnte. Der Herr Doktor machte sich
darinnen mit einem seiner würdigen Nachdrucke gegen diese lächerliche
Wohlanständigkeit auf, welche die Artigkeit mehr in den Worten, als in den
Dingen sucht, und sich über Ausdrücke, aber nicht über die Begriffe
entrüstet. Er legte lebhaft seine Befremdung an den Tag, daß rechtschaffne
Leute in Europa sich nicht getrauen, eine Ursache, von der sie alle Tage
die Wirkung zu befahren haben, bei ihrem Namen zu nennen. Er sprach über
diesen Gegenstand als ein erfahrungsvoller Philosoph, und als ein
vollkommener Leibnizianer.

Unterdessen wollen wir zur Rechtfertigung der Franzosen, bemerken, daß sie
nicht die Einzigen sind, die sich auf diese unvernünftige
Gewissenhaftigkeit etwas zu Gute thun können. Die Italiäner haben beinahe
die nämliche Schwachheit: sie nennen die größere Schwester der kleineren
Pocke mal Francese, obgleich sie unstreitig weder an der Seine, noch an der
Rhone bürtig ist. Wahr ists, sie besucht diese Flüsse öfters, und unterhält
sich vorzüglich mit den Nymphen, die diese Gestade verschönern; aber doch
ist sie da nicht geboren, und die wälsche Paraphrase ist weder richtig an
sich selbst, noch artig im Bezuge auf die benachbarten Völker.

Die Spanier sollten mit dem Namen und der Sache besser bekannt seyn;
indessen weichen sie dem Begriffe davon so viel möglich aus. Sie bezeichnen
sie mit dem feinen Ausdrucke purgacion. Wenn man daher jenseits der
Pyrenäen spricht: el señor marqués, el señor conde, el señor duque tiene
las purgaciones, so will dieß nicht sagen, daß diese Herrn Arzneien
eingenommen, sondern daß sie ihrer sehr nöthig haben. Diese kleine
Untreuheit ist doch verzeihlicher, als jene, deren man sich im Lande des
Vesuvs bedient.

Uibrigens ist diese abgeschmackte Kleingeistigkeit nicht bei allen Völkern
die Folge eines vagen Vorurtheils, wovon man nie versuchet hätte, einen
Grund anzugeben. Große Schriftsteller haben sich bemühet, sie zu heben, und
sogar zu rechtfertigen. Unter andern kann man hierüber den berühmten Herrn
Abbé Desfontaines in seinem ein und sechzigsten Briefe seiner Beobachtungen
über die Schriften unsrer Zeit anführen.

Der Herr Abbé untersucht sehr sorgfältig, und mit all dem kritischen
Geiste, den er besaß, worinn die sogenannte Keuschheit unsrer heut zu
tägigen Sprachen ihren Grund habe. »Das Christenthum, und die Moral der
Europäer,« sagt er, »machen sie so gewissenhaft in ihren Worten, da im
Gegentheile das Griechische und Latein, welches von heidnischen Völkern
gesprochen wurde, weit freier ist.«

Wir bitten den Herrn Abbé um Vergebung; allein wir sind nicht seiner
Meinung; und was noch mehr ist, wir haben so gar sehr gute Gründe, es nicht
zu seyn.

Der erste ist das Ansehn des Herrn Panglos, der sich ganz öffentlich für
die entgegengesetzte Meinung erklärt, wie man in der Sammlung seiner Werke
sehn wird, wenn man anders jemal das Fragment, von dem wir sprachen,
darinnen mit heraus giebt. Der zweite Grund ist der, daß die Moral der
Heiden nicht lockerer war, als die unsrige. Die wahren Begriffe von
Schande, und Ehre findet man eben sowohl in ihren guten Schriften, als in
unsern Kasuisten entwickelt. Uiberdieß haben die Moral und Religion nur auf
unsre Handlungen Einfluß. Es ist ausgemacht, daß die Sprache nicht ihr
Gegenstand ist, oder daß sie wenigstens sehr wenig darauf achten. Gott
selbst hat, wie bekannt, sich gewürdigt, die hebräische Sprache anzunehmen;
und dennoch ist diese unter allen Sprachen die unfläthigste, will sagen,
die einfacheste in ihren Begriffen, und die nachdrücklichste in ihren
Ausdrücken.

Der Journalist denkt nicht, daß die Väter der beiden Kirchen Eingebungen
vom heiligen Geiste hatten, und wenigstens eben so gut, als wir, in der
christlichen Moral unterrichtet wurden. Indessen erlaubten sie sich doch,
Zergliederungen zu machen, denen das Geschraubte unserer Sprache bei einer
Uibersetzung den Schein einer Unlauterkeit giebt, da sie doch an sich
selbst nichts mehr, als natürlich, sind. Die Tugend zeigt sich in ihren
Schriften manchmal mit einer Rüstung, wovor in den unsrigen das Laster
erröthen würde. Sollten sich die Bürger in Paris, die sich in Kupfer
stechen lassen, darum getrauen, zu glauben, über diese großen Männer
erhaben zu sein?

Sehen wir uns ja vor, die scheinbare Grobheit der Alten, und selbst der
Heiden, zu verachten. Wir haben einen heiligern Gottesdienst; aber unsre
Sitten sind darum nicht reiner. Lassen wir uns ja nicht den dummen Stolz
einkommen, zu glauben, daß es die Erhabenheit unserer Glaubenslehren sei,
die der Freiheit unserer Gespräche einen Zaum anlegt. Man müßte erstaunen,
wenn die Moral Stärke genug hätte, die Sprache zu reinigen, und dennoch
nichts über die Sitten vermöchte; daß es der Religion gelungen habe, den
wahren Namen der Heldinn des Herrn Panglos zu verbannen, daß sie aber ihrem
Laufe kein Hinderniß setzen konnte.

Weit gefehlt, daß die Sittsamkeit der kauderwälschen Europäer die Frucht
einer ächten Sittsamkeit wäre, so ist sie vielmehr der Beweis einer tiefen
Verderbtheit. Man schont der Ohren, weil man sonst nichts mehr zu schonen
übrig hat. Die heiligen Väter, welche die Gottheit, deren Geschichte wir
bekannt machen, nicht zu fürchten gehabt hätten, würden sich erlaubet
haben, von ihr ohne Umschweife, und ohne Bedenklichkeiten zu sprechen.
Unsre Leute von Welt, die fast unaufhörlich unter ihrem Zepter stehn,
zittern, wenn sie nur ihren Namen hören; So, wie die Einwohner von Siam es
nicht wagen, den Namen des Despoten über die Zunge zu lassen, der sie mit
der unbeschränktesten Gewalt beherrschet.

Doch muß man, wenn man für sie schreibt, auf diese alberne Delikatesse
Rücksicht nehmen. Man muß einen Gegenstand, vor dessen nackten Anblicke sie
sich scheuen, mit einem durchsichtigen Schleier überdecken. Man muß sich
zufrieden geben, die furchtbare Macht, deren Thaten man lesen wird, unter
einem allegorischen Namen aufzuführen. Diese Nothwendigkeit wars, die den
Herrn Doktor veranlaßte, den geheimnißreichen Ausdruck: Kakomonade zu
ersinnen.

Man erkennt daran den Eifer des Lehrmeisters Kandidens für die Lehre des
größten Metaphysikers von Deutschland. Das blosse Wort Monade, erinnert uns
auf den Ruhm seines Erfinders zurück, und, wenn der selige Liebhaber von
Fräulein Paquette auf den Gedanken fiel, es mit dem Beiworte Kako, das, wie
man sieht, von dem Griechischen kakos herkömmt, und soviel, als böse,
unbequem heißt, zu verbinden; so ist dieß ein Merkmaal von dem Scharfsinne
seines Geistes, und von der Richtigkeit seiner Urtheilskraft. In der That
ist auch von allen Leibnitzischen Monaden keine lästiger, als diese, und
das Beiwort ist also mit ganz vorzüglicher Richtigkeit ausgewählt.

NB. NB. Bei dieser zweiten Ausgabe hat man dem Werke einen Brief
beigerückt, der sich auch unter den Schriften des Herrn Doktors vorgefunden
hat, und über den nämlichen Gegenstand lautet. Er ist ebenfalls von eben
den Absichten der Menschlichkeit, und Wohlthätigkeit ganz voll, und wir
glaubten daher, ihn dem Publikum nicht vorenthalten zu dürfen.




Die Kakomonade.





Schreiben an Fräulein Therese Julie Klementine Paquette.


Sie zwingen mich also, Fräulein, und ich soll Sie durchaus
verunsterblichen? Sie wollen, meine Erkenntlichkeit soll Ihren Namen auf
die Nachwelt übertragen? In einem dicken philosophischen Buche, gedruckt in
unsern Tagen, haben Sie gelesen, daß die Phrynen, und die Aspasien ganz
leicht die Sokraten, und Platone aufwogen; und mit Rechte hat Ihnen dieser
artige Ausspruch Muth eingeflößt.

Wahrscheinlich war Aspasia nicht so schön, als Sie, und Phryne hatte nicht
die Geschicklichkeit, die Grazie. Sie kehren die Köpfe zu Paris, wie jene
zu Athen oder Theben, um; und also haben Sie Recht, sich für eine Erbinn
dieser berühmten Schönen zu halten. Und sie verlangen den Besitz ihres
Ruhmes, wie ihrer Talente; ihres Rufes, wie ihrer glücklichen Unternehmung
für sich.

Die Eine derselben gab, wie man weis, den Philosophen ihres Zeitalters
Unterricht in der Beredtsamkeit. Sie lehrte sie die Kunst, mit Sanftheit
den Geist der Menschen zu regieren. Der berühmte Lehrmeister des Alcibiades
studirte unter ihr, und er schämte sich nicht zu gestehn, wie viel Dank er
ihr wisse. Sie wars, von welcher Sokrates die erhabenen Lehren empfieng,
die er in der Folge mit so vieler Sorgfalt seinem jungen Schüler einprägte.

Die Andere verlangte von ihren Liebhabern, daß sie, wenn sie zu ihr kämen,
ihr einen harten Stein behändigten. Der war das Zeichen, auf welches ihre
Thüre sich öffnete. Auch verwahrte sie, sagt man, sehr sorgfältig die
Modelle davon. Aus dieser wunderbaren Sammlung ließ sie, zum Zeitvertreibe
in ihrem Alter, eine sehr hohe Pyramide bauen, und die Reisenden haben
dieses Denkmaal mit Rechte unter die sieben Weltwunder gezählet.

Sie, mein Fräulein, Sie gebrauchen sich keiner Worte, um die Kunst zu
lehren, die Herzen zu besiegen. Wenn Sie diesen großen Unterricht
ertheilen, so ertheilen Sie ihn Ihren Gespielinnen, so ertheilen Sie ihn
durch Ihr Beispiel. Sie fordern von denen, die es nach Ihrer Huld verlangt,
eben keinen Stein ab; nicht als ob Sie vielleicht weniger, als eine andere,
auf Pyramiden achteten, oder als ob Sie weniger Geschick besässen, eine zu
errichten; nein, sondern das Klima in Frankreich ist von jenem in
Griechenland verschieden.

Attika, und Beotien waren dürre und unfruchtbare Länder, die Steine wuchsen
da im Uiberflusse. Ein artig Frauenzimmer durfte nur die Hand ausstrecken,
um welche zu finden. Der Marmor dehnte sich, um so zu sagen, demselben von
selbst entgegen.

Sie leben in einem glücklicheren Erdstriche, und dennoch haben Sie eben
diese Vortheile nicht. In Paris, und in dessen Umkreise nehmen die Steine
mit jedem Tage ab. Die Menge, welche man in den Palästen dieser Hauptstadt
täglich verbraucht, macht die ganze Art dieser Naturprodukte zu nichte.
Brächte man ihrer nicht von Zeit zu Zeit aus dem Schatze der Provinzen
einige dahin, so ist zu vermuthen, daß sich diese Stadt derselben bald ganz
beraubt sehen würde.

Sie, mein Fräulein, halten sich weislich an die allgemeinen, und
unausweichlichen Gesetze der Natur. Wie viele Andre sind eigensinnig genug,
hartnäckig gegen ihre Schwäche zu kämpfen! Sie haben keine andere Sorge,
als wie Sie sich für dieselbe entschädigen können. Gerne lassen Sie den
Männern den Stein nach, wenn Sie Ihnen diesen nur mit recht viel Gold
ersetzen.

Auch wissen Sie sich hierbey so zu nehmen, daß Sie nie was verlieren. Man
weis, welche Kunst Sie gebrauchen, die Opfer, die man Ihnen macht,
miteinander zu vereinbaren. Niemanden ists unbekannt, mit welcher Einsicht
Sie die verschiedenen Gattungen derselben zusammen auswählen. Sie ahmen
jenen geschickten Wirthen nach, die aus mehrern mittelmäßigen Weinen ein
vortrefliches Getränke bereiten.

Sie mäßigen die Schwachheit eines Parisers durch den Trotz eines
Provenzalen, und die Schaalheit eines Einwohners von Marais durch den Saft
eines Burgunders. Sie verbinden den brausenden Schaum des Champagners mit
Amerika's Wärme, und die Dumpfheit des Deutschen mit der Feinheit des
Italiäners. Da Sie so die Fehler jeder Nazion durch die Zumischung der
entgegengesetzten Tugenden verbessern, da Sie die Ungeschmacktheit der
Einen durch das Beißende der Andern lindern, so sind Sie so glücklich, sich
eine Reihe höchst angenehmer Lebenstage, und eine ununterbrochene Fortdauer
von Vergnügungen zu verschaffen.

Ihre Bescheidenheit will der Nachwelt die Denkmaale Ihrer Triumphe gerne
schenken; jedoch, müßte man die Anzahl all derer, die Sie ihr noch hätten
hinterlassen können in die Rechnung bringen; so glaube ich, alle Phrynen
des Alterthtums würden sich nicht beygehen lassen, Ihnen das Geringste
streitig zu machen; so viele Gründe also berechtigen Sie, sich über die
alten und neuen Sokraten erhaben zu glauben!

Indessen muß man gestehen, dieser so große Ruhm wird von einigen Ungemachen
etwas aufgewogen, und verliert von seinem Glanze. Mit Vergnügen sehen Sie
die Ankunft der Schätze, die der Geiz den Bergen der neuen Welt entwühlt,
und welche die Thorheit auf den Sopha's von Europa zerstreuet, bey sich.
Eine Danae, öffnen Sie den Schooß diesem kostbaren Regen, dessen Werth und
Nutzen Ihnen so wohlbekannt ist.

Unglücklicherweise macht er öfters in der alten Welt gewisse
Vollkommenheiten aufzusprossen, welche die Natur bloß für die neue
bestimmet hatte. Die kostbare Pflanze derselben brachte uns 1493. der
Genueser Christoph Kolombo mit dem Gold aus San Domingo, und, wie wir wohl
wissen, seit dieser Zeit haben sie sich mit einer verwundernswürdigen
Fruchtbarkeit ausgebreitet.

Die jüngere von zwoen Schwestern, die beynahe einerley Namen führen,
scheint es am weitesten gebracht zu haben. Seit fast zweyhundert Jahren
arbeitet sie ohne Unterlaß an der Ausbreitung ihres Reiches; und daß ihr
alle Unternehmungen glückten, hat sie vorzüglich ihrer verschwenderischen
Freygebigkeit zu danken. Gleich den staatsklugen Eroberern gewann sie eine
Menge Landes, weil sie mit ihren Geschenken nicht haushälterisch war.

Nicht, als ob man im Grunde so erpicht darauf wäre. Wenige Personen sind
aufgelegt, sie freywillig sich zu wünschen; allein sie verbindet, wenn sie
sie anbeut, damit einen so verführerischen Reiz, daß die mißtrauischsten
Herzen manchmal genug zu thun haben, sich dagegen zu verwahren. Man
empfängt sie, ohne es fast nur gewahr zu werden; und was dabei das
verdrießlichste ist, wenn man sich damit beschwert fühlt, so ist man nicht
immer im Stande, sie sich vom Halse zu schaffen.

Man bringt sie nicht einmal los, wenn man ihren Kreislauf befördert. Sie
haben die Eigenschaft, sich zu vervielfältigen, ohne die Quelle, aus der
sie entsprungen sind, zu schwächen; gerade, wie eine brennende Wachsterze
tausend andere anzuzünden dienen kann, ohne im mindesten von ihrem Licht,
und dem Feuer, das sie verzehrt, zu verlieren.

Gewiß, mein Fräulein, ein schreckliches Mißgeschick! Sie wünschten wohl,
man möchte ihm abhelfen können. Auch ich wünsch es von ganzem Herzen.
Suchen wir miteinander die Mittel auf. Die Ehre davon will ich Ihnen gerne
lassen.

Die griechischen Lustmädchen zeichneten sich, die Eine durch den Zauber
ihres Verstandes, die andre durch die Anmuth ihres Tanzes, und diese durch
ihre Schönheit aus. Was Sie betrift, so wünsche ich, daß Sie Ihren Namen
durch der Menschheit geleistete Dienste verewigen. Ihre Gefälligkeit gegen
sie, kennt man bereits zur Gnüge. Man wird sich nicht befremden, daß Sie,
zum Tempel des Ruhmes zu kommen, diesen Weg gewählet haben.

Wie viel man nicht von dieser Menschheit redet! Unsre philosophischen Tage
geben ihr ein so herrliches Licht! Sie sehen sie von Stockholm bis
Lissabon, von den Gränzen des Mogol bis London sich mit so großem Glanz
entwickeln. Es sind nur eben sieben volle Jahre, während deren wir uns mit
aller nur möglichen Artigkeit, und Leutseligleit herumgeschlagen haben; und
alle Menschen, welche diese ganze Zeit hindurch in den Land- und
Seegefechten verstümmelt, erschossen, gebraten, oder zermalmet worden,
beliefen sich doch nicht höher, als auf eine Million.

Die Krankheiten, Mühseligheiten, und Siechenhäuser nahmen ihrer nicht mehr,
als zwo Millionen weg. Von Berlin an der Spree bis Villa-Veilha, an den
Gestaden des Tagus, rechnet man nicht ganz zwanzig tausend Quadratmeilen,
die in jedem Betrachte mit fünfzehn oder zwanzig Millionen zweifüssiger
federloser Geschöpfe verwüstet, und von Helden in Jammer oder Verzweiflung
gebracht worden sind.

Unsre Untersuchungen hätten in keiner Zeit erscheinen können, wo die
Menschheit größere Fortschritte gemacht hätte. Unmöglich hätte man dazu
günstigere Umstände wählen können. Eilen wir also, sie ans Tageslicht zu
bringen; warten wir nicht, bis wieder die Barbarei zurückkehrt. Wollen wir
von ihren Rasereien gegen das Menschengeschlecht aus dem Zustande
urtheilen, in dem es sich in einem erleuchteten, und philosophischen
Jahrhunderte befindet, so würden wir Gefahr laufen, auf der Erde keine
Menschen mehr zu finden, die uns anhören könnten.

Vergeben Sie mir, Fräulein, wenn ich in der Folge dieses Werkes mich nicht
mehr an Sie verwende. Sie sind es, denen ich es zueigne; aber die
Menschheit ists, der sich es heilige. Ich hab es mit dem Unterrichte der
Völker, mit der Heilung der Menschen von ihren Irrthümern zu thun. Es kömmt
darauf an, den Dienst der Venus zu reinigen, die gefährliche Luft, die ihre
Tempel erfüllt, zu zerstreuen, und sogar ihre Altäre zu säubern.

In der Behandlung der zur Erreichung dieses Zweckes nöthigen Sühnopfer,
werde ich nicht mehr von Ihnen reden; aber denken an Sie werd' ich
unaufhörlich. Ich werde dem Anscheine nach Ihre Reize aus dem Gesichte
verlieren; aber mein Gegenstand wird mich immer zur Gnüge auf dieselben
zurückführen.

Ich will mit aller Bedachtsamkeit untersuchen, welche Mittel uns zum Ziele
führen könnten, die Macht des Feindes, über den wir uns beklagen, zu
stürzen. Es wird nicht übel gethan seyn, zuvor ein paar Worte von seiner
Natur und Geburt zu sagen. Ich werde bis auf seinen Ursprung zurückgehn,
und einen Auszug seiner Geschichte geben müssen. Die Medaillen dieser
Begebenheit bestehen noch; aber die Epoche derselben scheint in Dunkel
gehüllt. Es wäre sehr nützlich, sehr rühmlich, wenn es uns, sie
festzusetzen, gelänge.

Uibrigens wird sie weder Befremden, noch Furcht befallen bei dem Namen
Kakomonade, dessen ich mich bedient habe, um diese grausame Feindinn
umzukleiden, sie, die ich mich nicht getrauet hätte, anders zu nennen. Wahr
ist es, dieses Wort ist ganz griechisch; allein die Sache, die es
bezeichnet, ist ganz französisch, und also unseren Damen so wenig
unverständlich, daß sie viel mehr ein wichtiges Ingredienz guter
Gesellschaften ist. Uiber dieß sind Sie auch mit Leibnitzens Sprache
bekannt. Ich habe Sie gelehrt, was in dem Verstande dieses
unvergleichlichen Mannes eine Monade sey. Von Ihnen Ihrerseits habe ich
gelernt, diesen Namen durch das Beiwort Kako zu verlängern, das ich ohne
Sie nie erfunden hätte. Sie werden mich also ohne Schwierigkeit verstehn,
und ich gehe ohne Besorgniß zur Sache.




Erstes Kapitel.



Von der Natur der Kakomonade.

Was ist die Kakomonade? Wo kömmt die Kakomonade her? Zwo große, und
erhabene Fragen! Lange schon haben trefliche Gelehrte die Tiefsinnigkeit,
und den Nutzen derselben gefühlet. Sie haben sich bestrebet, sie
aufzulösen. Vielleicht krönte ihre Bemühungen noch kein sehr glänzender
Erfolg; allein wenigstens führten sie doch uns auf diese Strasse. Nur an
uns liegt es nun, auf ihren Pfaden in dem Lande, das sie durchliefen,
fortzuwandeln, und, wenn wir können, darinnen weiter zu gehen, als sie.

Erste Beobachtungen haben sie gelehrt, daß die Kakomonade ein Gift[*] sey.
Uiber den Sinn dieses Wortes in dieser Anwendung ist man nicht ganz einig.
Allein, wo man keine deutlichen Begriffe haben kann, da ists bei allen
Arten Wissenschaften viel, daß man sich einen Ausdruck auffinde, der nichts
sagt. Man hat weit weniger Mühe, ihn auf alle möglichen Sisteme passend zu
machen, und daher ist die Kakomonade ein Gift.

[Fußnote *: (Anmerkung der Verleger). Im Manuskripte steht ein kräftigerer
Ausdruck. Sicher ist er jener, der unter den Meistern dieser Kunst wirklich
gebraucht wird. Wir sehen ihn hier verhüllet, und so bei, daß man ihn nach
der zerstreuten Ordnung seiner Bestandtheile auch verkennen kann, wenn man
will. V. I. R. V. S. Wer seine Augen nicht darauf wenden will, hat die
Freiheit, ihn zu übergehen: wer ihn hingegen ohne Schaudern besichtigt,
kann ihn durchaus an die Stelle des Giftes setzen.]

Noch mehr: dieses Gift ist phlogistisch, korrosiv, gerinnend, und fix[*].
Phlogistisch, denn es verursacht Entzündungen. Als korrosiv greift es die
Haut an, frißt sie auf, und trennt ihren Zusammenhang. Als gerinnend,
stillt es den Lauf der Feuchtigkeiten, welche die Natur zu freiem Umlaufe
bestimmet hatte. Endlich, weil es fix ist, läßt, es sich so schwer
vertreiben. Und dieß ist die ganze Theorie von der Kakomonade, von einem
ihrer besten Historiker entwickelt. Sie ist, wie man sieht, deutlich,
bündig, und faßlich.

Die Quacksalber mischten sich manche mal ins Spiel, und gaben eine andre
an. So erschien Anno 1727 ein sehr berühmter zu Paris. Dieser behauptete,
alle menschlichen Schwachheiten, und die, mit denen wirs zu thun haben, wie
alle andere, würden durch kleine Thierchen erzeugt, die sich ins Blut
eindrängen. Seinem Sisteme zufolge war das, was wir Arzneimittel nennen,
ein Kompositum von andern kleinen Thierchen, als unversöhnlichen Feinden
der ersten. Diese jagten ihre Gegner tapfer fort.

[Fußnote *: Sieh die gelehrte Abhandlung des Herrn A * * de morbis
veneris.]

So war der Körper eines Kranken ein Schlachtfeld, wo Wunder der Tapferkeit
geschahen. Das Fieber führte darauf seine leichten Geschwader an; die
Kakomonade ihre gerinnende Infanterie. Bald sah man die Fakultät
heranrücken in schwerer Rüstung, mit Bataillonen von Quecksilber, und
Chinarinde. Sie ließ die verschiedenen Korps dieser fürchterlichen Miliz
allmälig aufmarschiren. Man schlug sich lange mit Lebhaftigkeit herum, bis
die Thierchen der Chinarinde über die des Fiebers die Oberhand erhielten,
oder bis die korrosiven Würmchen durch die metallischen Insekten vertrieben
wurden, wenn anders nicht, welches zum öftersten geschah, sich das
Schlachtfeld selbst, unter dem Drucke von so heftigen Gewaltthätigkeiten
erliegend, in die Erde versenkte, welche Uiberwinder und Uiberwundene sammt
ihnen verschlang.

Hatte diese Idee keine Wahrheit zum Grunde, so war sie wenigstens
unterhaltlich. Aber die Steifheit der regierenden Doktoren hat sie
verbannt. Entrüstet, daß sie sich durch sie dahin gebracht sahen, nichts
weiter, als die Obersten über ein Regiment Sensblätter und Rhabarbar zu
sein, machten sie allen diesen kleinen Armeen, die man ihnen anzuführen
gab, den Garaus. Sie wollten lieber die Oberhäupter einiger blinden
Körperchen bleiben, als zahlreiche und beseelte Legionen kommandiren. Sie
wollten die Harmonie in den Feuchtigkeiten dem Zufalle lieber mit ganz
materiellen Werkzeugen, als nach einer guten Ordnung, unter einer Bedeckung
von thätigen, wohldisziplinirten Truppen einräumen. Heißt das nicht, wie
man ihnen vorwirft, die Unthätigkeit der Bewegung, den Tod dem Leben
vorziehen?

Man kann dieses System nicht genug bedauern: es hätte Gelegenheit zu den
unterhaltendsten Hypothesen gegeben. Die Metaphysik, die Physik, die
Philosophie und Arzneykunde haben ungereimtere, aber keine angenehmere
aufzuweisen. Indessen muß man sich über dessen Verlust eben wohl trösten,
und sich mit einer Menge grosser Männer daran halten, nämlich, daß die
Kakamonade ein korrosives, gerinnendes, phlogistisches, und fixes Gift sey.




Zweites Kapitel.



Vom Ursprunge der Kakomonade.

Vom Ursprunge der Kakomonade sind wir nicht sowohl unterrichtet, wie von
ihrer Natur: die Wirkung kennen wir besser, als die Ursache. So viel ist
gewiß, daß jene heut zu Tage nur das Resultat der Vergemeinschaftung mit
einer unbehutsamen, oder unglücklichen Person ist. Den Keim davon bringen
wir nicht schon bey unserer Geburt mit. Die Natur gab uns nur bloß das
Vermögen, ihn anzunehmen.

Dennoch muß sie sich einstens in dem ersten Menschen, der sich davon
ergriffen fühlte, von selbst hervorgebracht haben. Daß Gott, da er den Adam
schuf, ihn nicht aus seiner Hand damit ausstattete, ist wohl außer Zweifel.
Das höchste Wesen bildete ihn zur Zeugung, und gab ihm somit so gesunde, so
vollkommene Organe, als es seine Bettgenoßinn nur wünschen konnte.

Trug sich dießfalls hierinn eine Veränderung zu, so ists wahrscheinlich ein
unglückliches Individuum von seiner Nachkommenschaft, das die Erstlinge
derselben bekommen haben wird. Aber was kann von dieser sonderbaren
Entwicklung die Ursache gewesen seyn? Die Luft? die Nahrungsmittel? oder
der Mißbrauch des Vergnügens?

Das Klima derjenigen Länder, die man für das Vaterland der Kakomonade
ansieht, ist nicht ungesünder, als das in den Gegenden, wo sie sich nur
durch den Vorschub der Menschen eingeschlichen hat. Ihre Produkte, weit
gefehlt, daß sie gefährlich wären, so sind sie für uns vielmehr sichere
Hilfsmittel gegen manche Krankheit; und die Ausgelassenheit ist nur eine
Tochter der Prasserei und des Reichthums. Nun wußte man von diesen beiden
Geißeln unseres Geschlechtes gewiß nichts in jenem Lande, wo wir unsere
Geißel holten, welche in dem unsrigen oft auf sie folgt, und sie bestrafet.

Dennoch sind diese drei Ursachen, die einzigen, welche auf ihre Entstehung
Einfluß gehabt haben können. Jede derselben fand warme Vertheidiger. Einige
sagten, die Luft allein sei genug gewesen, in der Insel Hispaniola das Gift
hervorzubringen, das heut zu Tage in allen andern Ländern die Zeugungen
angreift; allein es ist einleuchtend, daß sie sich geirret haben.

Seit zweyhundert Jahren, und darüber, giebt die Erfahrung den Beweis, daß
man zu San Domingo diese Frucht nicht anders ärnte, und säe, als wie in
Frankreich. Sie wächst dort, wie hier, im Schooße des Vergnügens. Man
behält da ein freyes, reines Blut, so lange man sich begnügt, frische Luft
zu schöpfen. Hätte diese ja was Pestisches an sich, so würde sie es seit
der Eroberung den Europäern eben sowohl, als den Eingebohrnen des Landes
haben zu fühlen gegeben. Dieß findet sich nicht, und also ist dieses Sistem
nicht anzunehmen.

Andere behaupteten, diese Eigenschaft wäre ausschließlich den
Menschenfressern vermöge ihrer Nahrungsmittel gegeben, gleich als ob das
menschliche Fleisch schon von selbst ein Gift wäre. Die Völker, welch
dergleichen minder höfliche Feyerlichkeiten halten, sind viel seltener, als
man sichs einbildet. Uiberdies muß ihnen ihre Lebensart viele Stärke, und
hiemit Gesundheit geben. Daher es denn sehr ungereimt ist, zu denken, daß
ihr Fleisch, wenn es durch den Magen ihrer Feinde wandert, da die Kraft,
sie zu vergiften, annehmen könne.

Zwar wäre dieses eine ziemlich erlaubte Rache; allein, wenn man am
Bratspieße steckt, pflegt man sich nicht mehr zu rächen. Sollte der
Hinterschlägel eines Karaiben den ehrlichen Leuten, die sich einander damit
beschenkten, Nachwehen haben erregen können, so müßten nur die ihm
benachbarten Theile sich nicht in gutem Stand befunden haben; ein Umstand,
der, wie man sieht, die Schwierigkeit nicht aufhebt.

Ein geschickter Arzt hat in einem dicken Buche über diesen Gegenstand das
dritte Sistem ergriffen. Seiner Meinung nach ist es das Uebermaaß der
Vergnügungen in warmen Ländern, und die wenige Wahl in den zu derer Genuße
geeigneten Augenblicken, welche die Kakomonade auf der Welt eingeführet
haben. Er erzählt über diese Materie sehr sonderbare Geschichten.

»Die Weibsleute im Königreiche Melinda,« sagt er nach Tavernier, »sind
einmal im Monate so gefährlich, daß, wenn ein Europäer das Unglück hat,
sich an einem Platze aufzuhalten, wo eines derselben in dieser fatalen Zeit
gepisset hat, er davon das Fieber, Kopfschmerzen, und manchmal die Pest
bekommt.« Ich gestehe, da ich die Stelle las, wünschte ich von
Herzensgrunde, es möchte sich nie ein melindisches Frauengimmer beigehen
lassen, sich unter meinem Fenster aufzuhalten.

Zum Glücke gesteht H. A., da er diesen Zug anführt, selbst ein, daß er auf
unsre Klima nicht passet; dennoch beharret er nichts destoweniger auf der
Meinung, daß zwischen dem Ursprunge der Kakomonade, und zwischen dem
pestischen Einflusse dieser gebräunten zanguebarischen Schönheiten ein sehr
genaues Verhältniß Statt haben müße. Er besteht hartnäckig auf der
Behauptung, daß dieser der zureichende Grund des andern war. Man kann auch
in seinem Werke selbst sehen, mit welcher Stärke und Bündigkeit er darüber
räsonnirt.

Nur ist es wunderbar, daß man durch das Gebäude ähnlicher Sisteme dahin
kommt, die Kakomonade zu verbannen; wie wenn die barbarischen Worte, mit
denen man sie erklärt, helle, und unbestreitbare Wahrheiten bedeuteten.

Just so berechnet man die Finsternißen, indem man die Planeten als kleine
Theilchen betrachtet, welche die Sonne ausschneuzte, da zur Zeit der
Schöpfung ein grosser Komet an derselben sich rieb. So benützt man den
Kompaß durch die Erklärung der Abweichungen seiner Nadel, die an einem Ende
mit dem Magnete bestrichen ist. So ermüdet man nicht, in dem Magen einen
guten Saft hervor zu bringen, unter beständigem Streite, ob er durch
Auflösung, oder Gährung, oder Vertreibung entstehe.

Man muß es gestehen, wir haben leicht machen. Die Fortschritte des
menschlichen Geistes in jeder Art stecken sich selber ihre Gränzen aus:
eine Wahrheit, über die sich nicht streiten läßt. Allein so einleuchtend
sie ist, so muß mans nicht bey ihrer Erwägung bewenden lassen; man muß
nicht unterlassen, in den Kalender zu sehn, wenn man den Sonnenstand wissen
will, und auf den Kompaß, wenn man die Küsten aus dem Gesichte verlohren
hat. Man muß nicht anstehn, seinen Magen zu füllen, wenn man hungerig ist,
und sich an die Zubereitung des Quecksilbers zu wenden, wenn man einer
Aehnlichkeit zwischen unserm Klima, und jenem von Amerika gewahr wird.




Drittes Kapitel.



Ob wir das Recht haben, bei der Betrachtung der Uebel, die uns die
Kakomonade verursacht, uns über die Natur zu beklagen.

Wenn ja irgend etwas dem Anscheine nach den Menschen das Recht geben kann,
über die Natur zu murren, so ist es gewiß diese Geißel, mit welcher sie sie
schlägt. Sie hat sie mit Vergnügungen vereinbart, von denen sie die
Fortdauer ihres Geschlechtes abhängen läßt. An die Seite der größten aller
Reizungen hat sie die größte aller Gefahren gestellet. So setzte sie uns
auf den Zweiweg, entweder ihre Absichten nicht zu erfüllen, oder dafür, daß
wir sie erfüllten, immer in der Furcht zu sein, bestrafet zu werden.

Bei den andern Empfindnissen hat sie die Strafe wenigstens nur mit dem
Uibermaaße verbunden. Der Wein macht kein Kopfweh, außer man trinket
zuviel. Der Magen leidet nicht, so lange man mäßig ißt. Das Auge wird nicht
verwundet, außer es heftet den Blick an zu schimmernde Gegenstände.

Aber das nothwendigste, das schätzbarste Sinnglied, das Sinnglied, welches
dem Menschen eines der Gerechtsame der Gottheit mittheilt, dieß ist eben
dasjenige, dessen auch mäßiger Gebrauch die größte Reue, und das
empfindlichste Nachweh, verursachen kann. Nur einen Augenblick braucht es,
um das ordentlichste Leben zu vergiften.

Das höchste Wesen, sagen die Dichter, hat das Gute und Böse in zwoen Tonnen
bei sich. Aus diesen schöpft es mit vollen Händen, so wie ihm die Laune
kömmt, die Geschenke, die es unter unser kleines Ameisenhäufchen austheilt.
Die Kakomonade war unstreitig mit von den Hefen in der Tonne des Bösen; und
an dem Tage, wo wir sie erhielten, leerte Jupiter das eine seiner Fässer
aus.

Dennoch müssen wir, bevor wir gegen die Natur Klage stellen, und sie
ungerecht nennen, einen Blick auf die Geschichte werfen. Hätte diese
zärtliche Mutter die Absicht gehabt, uns die Geißel, über die wir seufzen,
zu ersparen; hätte sie sich bestrebt, sie in einem kleinen Winkel eines
unbekannten Landes zu verbergen; hätte sie zwischen uns, und dieses
traurige Land fünfzehnhundert Meilen stürmische Meere geworfen; hätte sie
sich Mühe gegeben, uns alle erdenklichen Mittel, dahin zu kommen, zu
entziehn; so wären wir ihr für so weise, so liebvolle Vorsichten unsre
Dankbarkeit schuldig.

Hätte in der Folge bloß unser unruhiger Geist diese Vorsichten vereitelt;
wären wir mitten durch fast unüberwindliche Hindernisse zu dem bittern
Becher, der das Gift, wovon sie uns abhielt, in sich schloß, eingedrungen;
wäre es wahr, daß, wir geeilet hätten, darinnen unsere Lippen zu netzen,
ungeachtet aller der schrecklichen Gegenstände, die uns davon hätten
entfernen sollen; so würde ganz gewiß von unserer Seite die Natur keinen
Vorwurf verdienen.

Wir allein würden strafbar seyn, daß wir ihre Verordnungen verletzt hätten.
Wir würden billig gestrafet werden, daß wir ein Geheimniß entdecket hätten,
welches ihre Nachsicht uns verbergen wollte. Dieß nun wird uns die
Geschichte lehren. Da werden wir vielleicht die Rechtfertigung der
Vorsehung erblicken.

Die Erzählung der Begebenheiten der Vorzeit wird uns zeigen, wie sehr sie
für uns ob der Unglücksfälle besorgt war, die uns nun drücken. Wir werden
gezwungen seyn, einzugestehn, daß, um uns so unglücklich zu machen, als wir
es sind, wir sie in ihrem letzten Wehrplatze dazu nöthigen mußten. Wir
werden bekennen, daß ihre Sorgfalt hinlänglich gewesen wäre, um unsere Ruhe
zu gründen, wenn nicht unsre Vermessenheit in jeder Art weiter gienge, als
ihre Güte.




Viertes Kapitel.



Ob die Alten die Kakomonade kannten?

Man hat sich gewaltig ermüdet, die eigentliche Epoche dieser Begebenheit
aufzufinden. Die Kakomonade hat in mehr als einem Verstande die Geduld, und
den Scharfsinn der Kommentatoren auf die Probe gesetzt. Einige davon eignen
die Ehre, sie auf uns gebracht zu haben, den Griechen und Römern zu. Sie
sehen sie in geraden Linien aus Asien in Europa, von Athen nach Rom, aus
Wälschland in Frankreich übergehn.

Sie legen ihr verschiedene Masken bei, derer sie sich nach und nach bedient
habe, bis sie auf diejenige kam, in der sie bei unsern Tagen erscheint.
Ihrem Sisteme zufolge mußte sie sich bei dieser wohl befunden haben; denn
sie trägt sie schon in die dreihundert Jahre, ohne daß sie zu abgenützt
schiene. Doch, man muß gestehn, daß diese Meinung nicht zuzugeben sey. Man
sieht offenbar, daß die Alten, glücklicher und weiser, als wir, oder
wenigstens den Absichten der Natur getreuer, nie die Strafe empfanden, die
wir erdulden.

Homer ist genau, sogar bis zu Kleinigkeiten. Er brachte in sein Gedicht
alles, was er von der Medizin, Anatomie, Geographie, und Physik wußte. Er
berichtet uns, daß man zu seiner Zeit ein Leckergetränk aus in Wein
geriebenem Käse machte. Er spricht oft von der Venus. Er erzählt, wie sie
Diomedes mit einer Lanze tief verwundete. Hätte er an dieser Göttinn das
Geheimniß gekannt, das sie seit dem in Amerika besaß; ohne Zweifel hätte er
sie davon Gebrauch machen lassen, um sich an dem Helden zu rächen. Er hätte
den Gott Merkur mit seinen goldgeflügelten Füssen aufgeführt, wie er sie
mit der Heilung beschäftigte.

Diese Allegorie würde nicht die unsinnreicheste seines Gedichtes gewesen
seyn. Sie wäre uns soviel richtiger gewesen, da Merkur wirklich von der
Gegenpartei der Venus war. Kann man wohl glauben, daß dieser göttliche
Dichter die Gelegenheit versäumet hätte, sie an den Ufern des Simois
Angesichte der Griechen und Trojaner sich schlagen zu lassen? Wäre das
nicht eben der Fall gewesen, wo er hätte vorstellen können, wie die Erde
und das Meer in der Erwartung des Erfolges erschüttert wären, und die ganze
Natur bei dem Anblicke eines Kampfes sich theilte, der ihr Schicksal
entscheiden sollte?

Wie Schade doch, daß nicht Homer selbst in Person über diese Materie auf
einer der zykladischen Inseln Erfahrungen machen konnte? Er hätte seine
beiden Gedichte damit bereichert. Madame Dacier wäre uns erschöpflich
gewesen, in ihren Noten über diesen interessanten Gegenstand. Eine derlei
Erdichtung, in die Iliade verwebt, wäre für die Kommentatoren der vorigen
und künftigen Jahrhunderte eine ewige Quelle von Zusätzen, Anmerkungen, und
lehrreichen Gezänken geworden.

Es ist offenbar, daß es Homer angebracht haben würde, wenn er es gekonnt
hätte. Hätten die Götter oder die Menschen zu seiner Zeit die Kakomonade
gekannt, so würde er davon gesprochen haben. Sein Stillschweigen ist ein
unstreitiger Beweis, daß bei der Belagerung Trojens, und lange Zeit
darnach, Venus noch unschuldig war: sie ließ sich selbst verwunden, ohne
wieder zu verwunden.

In den spätern Jahrhunderten lebten Hyppokrates, und nach ihm Galen in eben
der Unwissenheit. Das Quecksilber schien ihnen nur in Rücksicht seiner
Schwere, und seiner Flüssigkeit ihrer Aufmerksamkeit würdig. Die Helden,
derer Gesundheit sie zu regieren hatten, waren nicht vernünftiger, als die
unsern. Sie waren eben so lustig, eben so prächtig. Man hat uns das Detail
ihrer Thaten in jeder Art aufbewahret. Wir wissen, wie sie ihre
Liebesromane spielten, und wie sie ihre eisernen Lanzen schwangen. Aber wir
sehen nicht, daß sie das andre Metall gebrauchten, zu welchem unsere
Krieger so oft ihre Zuflucht nehmen.

Cäsar war ohne Widerspruch ein großer Mann. Man nannte ihn den Ehemann
aller Weiber, und das Eheweib aller Männer. Wären diese vorübergehenden
Beilager damal einem Ungefähr unterworfen gewesen; kann man wohl glauben,
daß man, nachdem er derselben so viele gefeyert hatte, gefunden haben
würde, daß er damit nichts anders, als nur die fallende Sucht, gewonnen
habe?

Vom August sagt man wohl, daß er sich oft vor dem Feuer frottiren ließ;
dieses könnte verdächtig scheinen. Aber es war ein Striegel, womit man ihn
frottirte; und der ists nun nicht mehr. Er fand, wie Suetonius sagt, kein
anders Mittel, um seine Gesundheit zu erhalten, und seine Haut zu jücken.

Weder Tibor, noch Kaligula, noch Nero, noch alle jene Wunder der Geilheit,
denen die Beherrscherinn der Nazionen so lange unterworfen war, haben sich
je des Quecksilbers gebraucht. Man sieht keinen, griechischen, oder
römischen Dichter, seine Kraft besingen. Sogar diejenigen, die sich durch
ihre Ausschweifungen verewiget haben, nennen keine Strafe, die mit ihren
Unmäßigkeiten verbunden gewesen wären.

Ovid, in seiner Kunst zu lieben, zeigt alles an, was man von der Seite
einer Buhlinn zu fürchten haben kann, er spricht von den Gefahren, die mit
dem Umgange mit einer herumstreifenden Schönen verknüpfet sind. Ohne
Zweifel war hier der Augenblick, der Kakomonade, wenn sie auf ihn gekommen
war, eine Stelle einzuräumen. Indessen sagt er kein Wort davon.

Horaz entrüstet sich über einen Knoblauch, der ihn in die Zunge gebissen.
Hätt' er wohl vergessen, in einer schönen Schreibart eine Verwünschung auf
das Quecksilber zu machen, wenn er davon gejückt worden wäre? Voll
Nervigkeit, und ohne Umschweife sagt er einem alten Mütterchen Grobheiten,
die sich die französische Politesse nicht einmal zu Sinne kommen lassen
kann; hätte er ihr nicht die Kakomonade angewünscht, wenn sie zu seiner
Zeit bei guten Gesellschaften im Gebrauch gewesen wäre?

Eben das kann man von den Tibullen, den Katullen, den Gallussen sagen,
welche die schädlichen Orte besangen, und besuchten, und also ohne Zweifel
die Gefahren derselben, wenn sich deren gefunden hätten, beweinet haben
würden. Sie theilten in sanfter Ruhe sich in die Gunstbezeugungen ihrer
Mätressen mit dem Publikum; und klagten sie zuweilen über ihre
Unbeständigkeit, so kam es nicht daher, weil sie für sie unangenehme Folgen
gehabt hat.

Es ist daher klar, daß die Korinnen, die Lesbien, die Lykorissen, sonst
weit unter den, * * * und den * * *, diesen dennoch in einem Punkte
überlegen waren. Es bedurfte vielleicht nicht größerer Mühe, um sie sich zu
unterwerfen; aber gewiß weniger, um sie zu vergessen. Wenn man sich an ihre
Gunstbezeugungen erinnerte, so dachte man nur an das Vergnügen, sie
genossen zu haben. Man suchte keine Spezifika auf, um leichter das
Gedächtniß zu verlieren, und man sah keine heilreichen Geschöpfe mit ihren
Rezepten die Mauern Roms tapeziren.




Fünftes Kapitel.



Ob Job mit der Kakomonade in einem persönlichen Verhältnisse stand?

Da man dieser Heldinn die Ehre nicht zueignen konnte, mit den Helden der
weltlichen Geschichte zu thun gehabt zu haben, so gab man sich Mühe, sie
dadurch zu entschädigen, daß man sie unter die Helden der heiligen
Geschichte aufnahm. Ein erlauchter Benediktiner verfaßte ihr einen sehr
ehrwürdigen Stammbaum. Er schreibt ihr eine sehr nahe Verbindung mit dem
berühmten Job zu, und läßt in gerader Linie sie von demselben absteigen.

Ohne Zweifel würde man nicht erwartet haben, diesen Zug seiner Erudizion in
einem Kommentar über die Bibel zu finden. Indeß, da der Jünger des heiligen
Benedikt so eine Materie in einem ganz zur Erbauung bestimmten Buche ohne
Skrupel behandeln konnte; muß man mirs erlauben, in dem meinigen seine
Schlüsse auseinander zu setzen. Wenn so ein Gegenstand unter seiner Feder,
und an der Stelle, wohin er ihn setzte, kein Skandal verursachet hat, muß
man sich nicht befremden, ihn hier zu erblicken, wo er sich viel
natürlicher findet.

Der gelehrte Bruder Dom Calmet also, setzte in die Reihe der Ahnen der
Kakomonade den tugendhaften Job, der sie seiner Seits von seiner Frau
hatte, und die sie ohne Zweifel vom Teufel bekommen haben mochte. Aber
wahrhaftig, es wäre wirklich genug für einen so heiligen Mann, daß er eine
so böse Frau gehabt hat; wozu die Vermuthung, daß er über die Verhöhnungen
von ihr auch noch ein ander Ding empfieng?

Es ist wahr, er saß auf einem Misthaufen, und fühlte sich seine Säfte nicht
recht in Ordnung. Er sagt selbst, sein Fleisch wäre mit Geschwären bedeckt,
seine Haut wäre ganz ausgedörret, sein Blut wäre geronnen wie Käse; welches
nach Hrn. A. -- -- -- -- mit den drei Hauptsimptomen übereinkömmt, von
welchen er uns seine Beschreibung gemacht hat.

Wahr ist auch, daß, um den Job zu trösten, drei von seinen Freunden sieben
Tage und sieben Nächte lang, ohne nur ein Wort zu sprechen, bei ihm
blieben.

Wahr ist ferner, daß nach diesem langen Stillschweigen Eliphaz, einer von
ihnen durch Seitenwendungen seinen lieben Freund beschuldigt, er habe sich
der Ungerechtigkeit ergeben, und den Schmerzen gesäet, dessen Frucht er nun
ärnte. Er wirft ihm in figürlichen Ausdrücken vor, er habe Häuser von Koth
geliebt, derer Grundfesten nichts taugten, und habe da etwas sehr dem
Aussatz ähnliches erbeutet.

Unterdessen erweist dies alles noch nicht, daß der Teufel vor vier tausend
Jahren nach Amerika reiste, sich da ein Körnchen von der Kakomonade zu
holen, um damit einen armen Tropf van Kaldäer zu inokuliren. Man sieht
wohl, daß die Krankheit desselben korrosiv, phlogistisch und koagulirend
war; aber es ist ja doch nicht ausgemacht, daß diese drei Eigenschaften
ausschließlich nur mit einer einzigen Art Mißbehagens verknüpft sind.

Würde wohl der Geschichtschreiber Jobs vergessen haben, vom Gifte zu
sprechen, wenn ers damit zu thun gehabt hätte? Würde er nicht den
Standpunkt der Krankheit angezeigt haben? Er berichtet uns, daß der
Leidende seine Wunden mit Scherben trocknete. Ich berufe mich auf alle,
welche zu unsern Zeiten ihre eigene Erfahrung in derlei Fällen aufgekläret
hat, ob sie sich je beygehen ließen, so eine Scharpie zu brauchen.

Ueber dieß scheint es nicht, daß sich Job der Bestrafung, von der die Rede
ist, ausgesetzt habe. Seine innigsten Freunde, nachdem sie ihm allerley
Unbilden gesagt, und ihren stummen Trost gegeben hatten, gestehen ein, daß
er mit unverheuratheten Frauenzimmern wenig zu schaffen hatte: Viduas
dimisisti vacuas; woraus erhellet, daß er ein behutsamer Mann war.

Er selbst ruft auf: wo ist die Zeit, da ich meine Füße wusch? wo ich über
mein Haupt meine Leuchte setzte? wo die Jugend, wenn sie mich sah, vor
Schaam sich verbarg? Wo die Greise vor Verwunderung stehen blieben? Hat
sich da mein Herz um ein Weib betrogen; habe ich getrachtet, mich in eine
Thüre zu schleichen, die meinem Freunde gehörte; so möge meine Gattinn die
-- -- -- eines andern werden; mögen alle meine Nachbarn -- -- -- -- ! --
Wahrlich! das ist gar nicht die Sprache eines Ausschweiflings, der verdient
hätte, an den Schätzen von Amerika Theil zu haben.

Was den Kommentator hintergangen haben kann, mag dieses seyn, daß dieses
Muster der Geduld bekennt, daß die Fäulniß sein Vater, und die Würmer seine
Mutter, und seine Schwester seyn. Der gelehrte Benediktiner glaubte
vermuthlich, die Kakomonade konnte in so einer Familie wohl an ihrem Platze
stehn. Allein das ist nur eine Wahrscheinlichkeit; und sie ist nicht
wichtig genug, uns zu bestimmen, daß wir denken sollten, Job habe sich
jemal in dem Falle befunden, der Flüßigkeiten des Barometers zu bedürfen.




Sechstes Kapitel.



Ob der Aussatz mit der Kakomonade einerlei Ding gewesen?

Leute, welche in der Geschichte der Kreuzzüge sehr bewandert sind, weil sie
sahen, mit welcher Hitze diese ungestümmen Krieger auf dem Schutte von
Jerusalem die Töchter der Sarazenen geschändet haben, und über dieß
ungehalten über den Anblick, daß das Reich der Kakomonade so beschränkt
seyn sollte, kamen auf den Gedanken, ihr zum Wohnplatze Palestinen
anzuweisen. Sie wollten sie mit dem Aussatze vermengen, der, wie man weis,
der ganze Nutzen war, den man aus den auferbäulichen, aber grausamen
Feldzügen des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts davon trug.

Der Aussatz war eine kleine Unpäßlichkeit, die sich über die Haut
verbreitete. Er veränderte ihre Farbe, ohne doch Narben nachzulassen. Er
übersäete die Außenseite des Leibes mit grossen Blasen, die in der That so
weiß waren, wie der schönste Alabaster, die aber nur ein heftiges Jücken,
und eine starke Begierde verursachten sich zu kratzen.

Er war weder unter den Griechen, noch unter den Römern, weder bei den
Galliern, noch Deutschen, weder bei den Asiaten, Persern, Siriern &c.
bekannt; sondern er scheint eine ausschließlich eigene Krankheit in
Palestina gewesen zu seyn. Die Einwohner dieses Landes allein sind es,
welche die Natur selbst mit diesem Vorzuge ausgestattet hatte, wobei sie
ihnen zugleich das Vermögen ließ, ihn den vorwitzigen Proseliten, so, wie
die Beschneidung, mitzutheilen.

Die Juden hatten schon die Gewohnheit, unter beständigem Kratzen, in die
verschiedenen Gegenden der Welt herum handeln zu gehen; allein sie scheinen
nichts außer ihren Waaren unterlassen zu haben. Sie waren schon damal eben
so säuisch, eben solche Wucherer, eben so verachtet, wie sie es heutiges
Tages sind. Sie waren die einzigen, denen die Religion aus der Reinlichkeit
eine Pflicht machte. Sie waren die einzigen, die sie vernachläßigten; und
nur bey ihnen allein auch fand man Menschen, welche mit weissen Flecken,
die den Kützel reizten, überdecket waren.

Entgegengesetzte Sitten sicherten die Fremden vor den Folgen, welche ein
ordentlicher Umgang mit dieser Nation haben könnte; Die Römer verbrannten
den Tempel, erwürgten die Priester, schleiften Jerusalem, und hatten
dennoch keinen Theil an diesem Jucken: der häufige Gebrauch des Bades, und
die Reinlichkeit, auf welche sie grosse Stücken hielten, verwahrte sie
davor.

Sie giengen nach Europa damal über, als unsere Vorfahren sich im Jordan zu
waschen giengen. Sie giengen bei dem Oelberge sich die Brust zu schlagen.
Sie blieben kurze Zeit, aber doch lange genug, um so gut, als die Kinder
Israel, sich kratzen zu lernen. Sie kamen nach Frankreich zurück ganz
bedeckt mit Palmen und Aussatz.

Da sie viel schwitzten, sich selten badeten, und ihre Oekonomie ihnen nicht
erlaubte, öfters ihre grobtüchenen Kleider zu waschen, so übermachten sie
auf lange Zeit ihrer Nachkommenschaft die Gewohnheit, einen milchfärbigen
Grind an der Haut zu tragen, und ihn fein manierlich mit den Fingerspitzen
zu kratzen. Dieß war damal der Wohlstand der Leute von feinerer Welt, wie
heut zu Tage einen Taback zu präsentiren, oder mit den Stockquästchen zu
spielen.

Der allgemein gewordene Gebrauch der Leinwand machte, daß diese kostbare
Gewohnheit verschwand. Sie erneuert sich nur noch an gewissen
vorübergehenden Ungemächlichkeiten, wie zum Beispiel in der P -- -- -- der
grössern Gattung. Man könnte sie sehr billig für einen Abkömmling, oder
wenigstens für eine sehr nahe Verwandte des Aussatzes halten. Und hiermit
ists alles, was uns die Geschichte von dieser Krankheit, welche die
Kreuzzüge in Europa so empor gebracht haben, berichtet.

Nach den Merkmalen, die sie karakterisiren, kann man sie durchaus mit der
Kakomonade nicht vermengen. Die weissen Flecken, das Jucken begleiten diese
nicht; und es scheint auch nicht, daß sie sie je begleitet haben. Wenn
diese einiges Jucken verursacht, so ists innerlich, und ein wenig an den
Lenden; zeigt sie sich von außen, und nimmt eine Farbe an, so weiß man zur
Genüge, daß es nicht die ihrer Wesenheit nach der Jungferschaft geheiligte
Weiße ist.

Weiter, so griff der Aussatz nicht die Erzeugung an. Wenn er ihr nicht
günstig war, so ist wenigstens gewiß, daß er ihr keinen Schaden that. Es
scheint sogar, daß er die Zeugungsorgane stärkte. Es gab in dieser Zeit
Frauen, die es nach jenen der Aussätzigen lüsterte, und man sah sich das
Sprichwort bewähren, das Sprichwort: Unglück ist doch zu etwas gut.

Man liest in einem gereimten Gedichte des zwölften Jahrhunderts diese zween
Verse:

   Felix, atque ortu vere dicenda beato,
   Vivere quæ potuit leproso juncta marito.

Indessen das Gesetz verordnete, diese armen Leute aus ihrem Hause zu jagen,
bestrebte sich so die Natur, ihnen die Mittel zu bieten, wie sie da mit
Ehren bleiben konnten. Dieß ist nicht das einzigemal, wo die Gesetze und
die Natur sich mit einander im Widerspruche fanden.

Ein sehr berühmter Arzt hat durch einen schönen Schluß erwiesen, daß von
dem Aussatze diese Wirkung nothwendig erfolgen müsse. Die Kakomonade hat
diesen Vortheil bei weitem nicht. Man kann also schließen, daß sie
miteinander nichts gemein haben.

Die einzige Aehnlichkeit, die ich an ihnen sehe, ist, daß sie alle beide
nach eben so ungerechten, als blutigen Feldzügen in Europa überpflanzet
worden sind. Die Kreuzzüge, und die Verheerung der Insel Hispaniola sind
die Epochen der zwoen größten Plagen, mit denen das Menschengeschlecht seit
der Erbsünde her in Europa heimgesucht worden ist. Es scheint, ob hätte die
Natur den Ländern, die wir usurpiren wollten, vorsetzlich um uns zu strafen
etwas mitgetheilet, womit sie das Blut ihrer unbarmherzigen Eroberer
anpesten sollten.

Dennoch wird uns dieß Beispiel nicht bessern. Man spricht von unentdeckten
Ländern, von neuen noch unbekannten Welten an der Süderseite. Der Geiz ist
auf dieses ihm so schmeichelhafte Gerücht schon aufgewacht. Man hat sich
gewagt, sie zu suchen. Die Nebel, und vielleicht das Mitleid der Vorsicht
haben uns ihnen bisher entzogen. Man darf alles welten; wenn wir sie je
entdecken, so führen wir dort unsere Habsucht, und unsere Grausamkeit ein,
und sie beschenken uns zur Wiedervergeltung mit einer dritten Plage, womit
wir sehr sorgfältiglich unser Klima zu bereichern suchen werden.

Dem sei, wie ihm wolle; aus dem Vorhergehenden sieht man übrigens, daß die
Kakomonade in Rücksicht unser kein gar grosses Alterthum hat. Wie sehr man
sich auch bestrebt, die Ehre ihrer Geburt den frühern Jahrhunderten
zuzueignen; so setzen sich Vernunft und Wahrheit dagegen. Alle
Vernünfteleien, und alle Erzählungen in dieser Hinsicht sind falsch. Keine
ist gegründet, außer derjenigen, welche die Rückkunft des Christophorus
Kolumbus in Europa als den Zeitpunkt angiebt, in welchem die Vergnügungen
der Liebe da gefährlich zu werden begannen.




Siebentes Kapitel.



Ob gewisse Vorschriften, die eine große Königinn einem ordentlichen
Hause gab, die vorstehende Behauptung über die Epoche der Kakomonade
umstossen können?

Bei der Unternehmung dieses wahrheitvollen Werkes machte ich mir die
genaueste Aufrichtigkeit zum Gesetze. Daher muß ich selbst jene Dinge
anführen, die meinem Sisteme entgegen zu stehen scheinen. Nun scheint dieß
durch gewisse Vorschriften erschüttert, die um das Ende des vierzehnten
Jahrhunderts von einer großen tugendvollen Königinn einem erbaulichen Hause
gegeben worden sind. Ich hielt für gut, sie vollständig anzuführen, damit
jene, die etwa versucht werden möchten, sie zu lesen, sich desto besser
unterrichten könnten.


Vorschriften, welche die Königinn Johanna die Erste, Königinn beider
Sizilien, und Gräfinn von Provence einem Mädchenkloster zu Avignon gegeben
hat.


1.

Im Jahre tausend dreihundert sieben und vierzig hat unsere gute Königinn
Johanna erlaubet, in Avignon ein B -- -- -- zu erbauen. Sie will nicht, daß
alle galanten Weibsleute sich in der Stadt ausbreiten; sondern sie
befiehlt, sich in dem Hause verschlossen in halten, und, um kennbar zu
seyn, auf der linken Achsel ein rothes Nestel zu tragen.


2.

Item: Wenn einem Mädchen eine Schwachheit zustieß, und sie sich mehrere
erlauben will, so soll der erste Gerichtsdiener sie, unter dem Arme bei dem
Schlage der Trommel mit dem rothen Nestel auf der Achsel, durch die Stadt
führen, und sie zu den übrigen in das Haus einquartiren; Er soll ihr
verbieten, sich außer dem Hause in der Stadt sehen zu lassen, unter der
Strafe, daß sie das erstemal heimlich gepeitscht, das zweitemal öffentlich
gepeitscht, und auf den Schub gegeben werden würde.


3.

Unsere gute Königinn befiehlt, das Haus soll in der Gasse der gebrochenen
Brücke, nahe am Kloster der Augustinerbrüder bis zum steinernen Thore
erbauet werden, und an der nämlichen Seite eine Thüre haben, wo Jedermann
hindurchgehen, die man aber doch mit einem Schlüssel versperren, könne,
damit die Jugend die Mädchen nicht zu besuchen vermöge, außer mit der
Erlaubniß der Äbtissinn, oder Vorsteherinn, die alle Jahre durch die
Bürgermeister ernennt werden soll. Sie soll die Jugend ermahnen, kein
Aufsehens zu machen, und die Mädchen nicht zu kränken. Sonst würde sie, bei
der mindesten Klage, die sich gegen sie erheben würde, mit dem Schritte aus
dem Haufe, durch den Gerichtsdiener in Verhaft geführet werden.


4.

Die Königinn will, daß alle Sonnabende die Superiorinn, und ein von den
Bürgermeistern abgeschickter Barbier alle Mädchen, die sich in dem B -- --
-- befinden werden, visitiren soll; und findet sich eine darunter, für
welche dieß Metier verdrüßliche Folgen gehabt hat; so soll diese von den
andern abgesondert, sie soll in einem abgelegenen Orte eingewohnt werden,
damit Niemand zu ihr könne, und man bei der Jugend gewisse Zufälle verhüte.


5.

Item: So sich ein Mädchen fände, das schwanger würde, da soll die
Vorsteherinn wachen, daß sie ihre Frucht nicht abtreibe; auch soll sie die
Bürgermeister davon berichten, damit sie das Kind versorgen.


6.

Item: Die Vorsteherinn soll am Charfreitag, und Charsamstag, wie auch an
dem glorreichen heiligen Ostertag Niemanden den Eintritt in das Haus
gestatten, bei Strafe der Kassazion, und öffentlichen Stäupung.


7.

Item: Die Königinn will, daß die Mädchen alle unter einander ohne
Zänkereien und ohne Eifersucht leben; daß sie sich nichts entwenden, und
sich nicht raufen, sondern sich wie Schwestern lieben sollen. So eine Klage
entsteht, so hat die Vorsteherinn sie unter sich zu vergleichen, und sie
sollen schuldig seyn, auf ihren Ausspruch sich zu beruhigen.


8.

Item: So ein Mädchen einen Diebstahl begangen hat, da soll die Vorsteherinn
sie das Gestohlene in Güte zurückgeben heißen. Sollte sich die Diebinn der
Zurückgabe weigern, so wird sie das erstemal von einem Gerichtsdiener auf
einem Zimmer, im Rückfalle aber durch den Scharfrichter in der ganzen Stadt
gestäupet werden.


9.

Item: Die Vorsteherinn soll keinen Juden annehmen. Im Falle sich einer
fände, der sich durch List hineinstähle, und mit einem der Mädchen bekannt
wäre, der soll eingezogen, und dann öffentlich durch die Stadt gepeitschet
werden.

                                * * *

Wenn man den letzten Artikel liest, so kann man nicht genug die Delikatesse
des Sammlers der Gesetze bewundern. Er wollte die ungläubigen Juden eines
Hilfsmittels berauben, welches für die gläubigen Christen bereitet war.
Vielleicht wollte er diese verirrten Unglücklichen wie wilde Thiere
behandeln, die man mit Hunger und Durst bändiget. Das wäre ein seltsamer
Weg, sie in den Schooß der Kirche zu führen. Doch, man weis es ja; es gab
Jahrhunderte, wo man allerhand Wege einschlug, um das Herz des Menschen zu
unterjochen.

Wie Johanna diese so nützliche Einrichtung machte, mochte sie beiläufig
drei und zwanzig Jahre haben. Vielleicht wird man schwer glauben wollen,
daß eine Prinzessinn von diesem Alter darauf bedacht gewesen sey, sich zur
Gesetzgeberinn einer derlei Stiftung zu machen. Aber, wenn man dabei
bedenkt, daß diese schöne Königinn damal schon einen Ehemann, der ihr
mißfiel, aufhängen ließ; daß sie dreien anderen, derer sie nach und nach
müde ward, das nämliche Schicksal bestimmte; daß sie in der großen, Kunst,
sich so von eckelhaften Männern zu befreien, keine ihres Gleichen hatte,
als die Königinn Maria Stuard, deren Tod den Umstehenden Thränen erzwang,
und die ganze Christenheit auferbaute: -- so wird man weniger erstaunen,
daß sich Johanna so frühzeitig mit den Vergnügungen ihrer Unterthanen
beschäfftigt habe.

Uibrigens waren die Gesetze, denen sie die Werkzeuge derselben unterwarf,
sehr weise; und es wäre zu wünschen, daß man sie überall annähme, und daß
unter andern die Visitation nicht vergessen würde. Denn die menschliche
Schwachheit scheint einmal doch von den Fürsten einige Nachsicht, besonders
aber ihre Aufmerksamkeit auf die Erleichterung, die man ihr bereitet, zu
erheischen. Und sie sind auch im Gewissen verbunden, sorgfältig zu wachen,
um bei der Jugend gewisse Zufälle zu verhüten.

Diese Untersuchung scheint dem, was ich bisher gesagt, zu widersprechen,
und die Epoche der Kakomonade früher anzusetzen. Wenn man schon seit dem
vierzehnten Jahrhunderte mit den öffentlichen Lustmädchen sich in Acht
nehmen mußte, so folgt daraus, daß auch ihre Waare schon eine koagulirende
oder korrosive Wirkung an sich hatte. Und so könnte man vermuthen, daß sie
schon seit jener Zeit der Unbequemlichkeit unterworfen waren, die hier der
Gegenstand unsrer tiefsinnigsten Untersuchungen sind.

Unterdessen sieht man, wenn man es recht erwägt, daß aus diesem Zuge der
Geschichte sich gegen meine Grundsätze kein Widerspruch ergiebt. Bürge
dafür ist mir der hochgelehrte Arzt, der mir einen Theil der seltsamen
Bemerkungen an die Hand gab, mit denen mein Buch bereichert ist. Er
beweiset bis zur Evidenz, daß der vierte Artikel der Königinn Johanna jene,
die mit mir gleich denken, nicht aus der Fassung bringen darf. Vor dem
fünfzehnten Jahrhundert konnten die Gegenstände der Zärtlichkeit dieser
schönen Königinn andern Ungemachen ausgesetzt seyn, als diejenigen sind,
die durch eine unbekannte Ursache auf San Domingo hervorgebracht wurden.

Man weis zur Gnüge, daß auch noch in unsern Tagen die Kakomonade nicht die
einzige gefährliche Macht ist, welche an solchen Orten, wie jene waren, die
die Gräfinn von Avignon in ihren Schutz nahm, herrschet. Nichts also kann
die Feste meiner Grundsätze erschüttern. Es ist evident, daß bis zum Ende
des fünfzehnten Jahrhunderts die Vergnügungen wenig ansteckend waren. Man
konnte sich ihnen noch ohne viele Furcht überlassen, als ein Italiäner es
für gut fand, die Kakomonade Europen, und durch Europen der ganzen Welt
mitzutheilen.




Achtes Kapitel.



Einführung der Kakomonade in Europa, und in Frankreich.

Dreihundert Jahre sind es, daß uns ein Genueser das Glück verschaffte,
Amerika zu kennen. Man ist nicht im Stande, sich genug bei den Vortheilen
aufzuhalten, die uns daraus zugeflossen sind. Diese Entdeckung brachte uns
das Vergnügen zu Wege, auf unsern Kleidern Tressen zu tragen, und um das
Dreifache mehr für das Brod -- zu bezahlen. Seit diesem glücklichen
Augenblicke ists, daß unsre Frauenzimmer Papageien, und unsre Matrosen den
Scharbock haben. Seit dieser Zeit fand man sich in Europa in den Stand
gesetzt, Jahr für Jahr nach allen Regeln zweimal hundert tausend Menschen
zu erwürgen, anstatt, daß zuvor die durch das Kriegs- und Völkerrecht
gesetzgekräftigten Massakres sich höchstens auf beiläufig sechzig tausend
beliefen.

Das erste Schiff, welches so, mit den Produkten der neuen Welt befrachtet,
in Spanien anlandete, erregte da ein allgemeines Erstaunen. Man ward nicht
müde, die Helden zu bewundern, welche so weit her, und mitten durch so
große Gefahren, neue Quellen für die Glückseligkeit des
Menschengeschlechtes geholet hatten. Man ward entzückt, da man die Frucht
ihrer Arbeiten erblickte.

Auf dem Verdecke, und an den für das Auge angenehmsten Orten nahm man kurze
Gewänder von rothen Federn wahr, die mit dem Blute der Indianer gemalet
waren; Ohrringe, an denen die Spitzen der Ohren hiengen, von denen man sie
abgerissen hatte; Ringe, die man sammt den Fingern ihrer vormaligen
Besitzer mit übergeführet hatte; goldne Nasenringe sammt den Nasen, die
lange Zeit damit sich gebrüstet hatten.

Die Argonauten des sechszehnten Jahrhunderts pochten mehr auf Muth, als auf
Geduld, um sich desto geschwinder den Schmuck der Karaiben zuzueignen,
raubten sie mit einem den Schmuck, und den Theil des Körpers, an dem er
befestiget war, ab. Alles, was die Ehre hatte, mit Golde bedeckt zu seyn,
blieb sammt seiner Zierde unter den Händen der Sieger. Dieß geschah, um die
Zeit zu ersparen, mit welcher die Eroberer aller Jahrhunderte gewaltig
geizten. Diese Oekonomie both eine überflüssige Ladung für ein Schiff, das
nach Spanien kam, um da die Beute aus einem andern Welttheile auszukramen.

Während dieses Schauspiel alle Augen auf sich zog, ward man der Kakomonade,
die hinter so vielen kostbaren Gepäcken verborgen lag, nicht gewahr. Sie
machte sich fertig, festen Fuß zu fassen, und wählte sich schon ihre
Wohnungen mitten unter dem Haufen, der sie umgab. Sie hatte sich bald
ausgeschifft, und folgte dem Christoph und Martin Kolumbus bis nach Hofe,
wo eine tugendhafte Königinn, Namens Isabelle, den Thron besaß, von dem sie
so eben ihren Bruder herabgestossen hatte.

Diese weise Prinzessinn mit ihrem Gemahle, dem aufrichtigen, großmüthigen
Ferdinand dem Katholischen, hatte dem Könige von Neapel, ihrem Blutsfreunde
geschworen, ihn zu beschützen. In der Folge fanden sie, daß es edler,
anständiger, und gerechter wäre, ihn auszuplündern. Sie ließen also zu
Barzellona zu diesem Felszuge ihre Trouppen die Schiffe besteigen.

Die Trouppen giengen unter Seegel mit einer ganz neuen Gattung von
Provisionen. Einen Hauptartikel davon machte die Kakomonade, ob sie gleich
in die Verzeichnisse der Proviantmeister nicht eingetragen war. Sie reiste
zu gleicher Zeit mit der Armee. In Italien, dessen Landesgebräuche ihr
nicht günstig waren, machte sie Anfangs schlechte Progressen. Aber zu ihrem
Glücke hatte sich Karl der Achte in den Kopf gesetzt, den heiligen Vater
Alexander den Sechsten zu Rom zu besuchen.

Jedermann weis, wie unnütz, und prächtig dieser Feldzug war. Die
französischen Ritter entwickelten da den wunderbarsten und fruchtlosesten
Heldenmuth. Reißenden Fluges brachten sie Mailand, Florenz, Rom, Neapel,
und die Kakomonade an sich; aber von allen Eroberungen, war diese letzte,
die sie am liebsten aufgegeben hätten, die einzige, die ihnen blieb. Bei
ihrer Heimkehr, überpflanzten sie sie in ihr Vaterland, wo die französische
Galanterie sie mit allen Ehren empfieng; und dieß war beinah der einzige
Nutzen, der unsern Verfahren aus einem so herrlichen Feldzuge zufloß.




Neuntes Kapitel.



Verschiedene Reisen der Kakomonade.

Indessen die alte Bewohnerinn von Amerika sich so unter dem Gefolge einer
Menge wackerer Krieger den Eingang in Frankreich öfnete; entwischte sie von
Zeit zu Zeit, um auch in den übrigen Theilen der Erde Kolonien anzulegen.
Sie schwamm die Rhone hinunter um in der Themse zu ankern. Sie maß die
Pireneen zurück, um queer durch Spanien in Portugal zu eilen. Sie schifte
sich zu Lisabon ein, um von Goa Besitz zu nehmen, den sie gemeinschaftlich
mit der heiligen Inquisition noch behauptet.

Von Kadix reiste sie nach Fez in Mauritanien mit einigen Juden oder
Mahometanern, welche der religiose Ferdinand, der Katholische in seinem
Reiche nicht dulden wollte. Sie drang mitten durch die Sandberge von Afrika
bis zur Zone torrida ein. Sie wagte sich ohne Furcht unter jene
schrecklichen Weiber der melindischen Küste. Sie breitete sich aus von dem
Ursprunge des Senegal an bis zur Kafferei, und von Monomotapa bis an die
Mündung des Nil. Sie wurzelte überall mit den Jesuiten, die dem ungeachtet
nicht ihre eifrigsten Missionarien waren. Unermüdet, wie sie, aber in einer
andern Art, faßte sie geschwinder als sie in den beträchtlichsten
Wechselstuben Fuß. Sie hinterließ einsichtige Faktoren, die sichs angelegen
hielten, die Anzahl ihrer lockeren Gesellen zu vermehren.

Mit mehr Bequemlichkeit begab sie sich durch Marseille nach Syrien und
Aegypten. Sie durchsuchte die morgenländischen Handelsplätze. Die eisernen
Gitter am Serail machten sie knirschen vor Zorn. Röthe überzog ihr das
Gesicht bei dem Anblicke von einem Haufen Menschengestalten, die, nicht nur
unfähig sie mitzutheilen, sie nicht einmal anzunehmen im Stande waren.
Unterdessen fand sie doch mittels der miethbaren Zirkassierinnen, die hier
nicht seltner, als anderswo sind, und mit denen das Gesetz Mahomets den
Umgang den Unbeschnittenen eben sowohl als den Gläubigen gestattet, einen
Eingang bis zu den stolzen Muselmännern von der Sekte Omars.

Liebreich übersetzten sie diese zu den Ketzern von der Sekte des Aly,
welche sie führten zu den Unterthanen des Mogul, die da anbeten den Brama
und den Visthnu, welche sich Mühe gaben, sie mit Binsen zu versehen, um sie
nach Makao und Nangazoni zu den Theologen des Fo und des Kaka zu
übersetzen.

Auf ihrem Wege stieß sie an die Küste von Malabar. Sie nahm in den
Philippinen und Moluken unter dem Schatten der Ananas und Kokusbäume
Erfrischungen zu sich. Sie nährte sich da von Mußkatnißen, und Zimmet.
Nachdem sie so die Ende der Welt durchwandert hatte, betrachtete sie mit
Bewunderung den weiten Bezirk ihrer Macht.

Es giebt, sagte sie mit Entzücken, rothe und erzfärbige, milch- und
pomeranzenfärbige, aschgraue und kohlschwarze Menschen, und all das gehört
mein.

Man findet ihrer, die mit dem Safte von Trauben, von Aepfeln oder von
Gerste, der durch die Gährung sauerte, sich berauschen; andere, die mit
eben diesem Safte, den sie durch das Feuer distilliren, sich leckerhaft
vergiften; andere die einen braunen, und ungesunden Staub in die Nase
stopfen; andere, die mit Baumblättern Kalk fressen; andere, die ihre
Nachbarn stäupen, oder erwürgen lassen; und all das gehört mein.

Man sieht Weibsleute, die sich kaleinirtes Bley über das Gesicht schmieren;
andre, die sich die Wangen, oder Arme mit Indigo, färben; andere, die ihren
Hals zeigen; andere, die nichts, als allein ihren Hintern bloß tragen;
andere, die sich parfümiren, und frisiren, um Liebhaber an sich zu locken;
andere, die dieselben, wenn sie sich zu gewissen Zeiten bei ihnen
aufhalten, mit der Pest beschenken; und all das gehört mein.

O tapfrer und berühmter Christoph Kolumbus! o ihr meine getreuen, und
vielgeliebten Kastilianer! ewiger Segen sey mit euch, die ihr mein
Geschlecht, wie den Sand am Meere, und meine Nachkommenschaft wie die
Sterne am Himmel vermehret habt. Mögen die Schätze, des Potosi für euch so
unerschöpflich werden, wie die meinigen! möchtet ihr unaufhörlich eben so
die Stützen meines Reiches seyn können, wie ihr die ersten Verbreiter
desselben waret!

Nachdem sie sich so von ihrer Dankbarkeit, und von ihren Eroberungen
Rechenschaft gegeben hatte, begab sich die Kakomonade auf den Weg, um neue
zu machen, oder um die alten fester zu gründen; Das Fuhrwerk, dessen sie
sich bediente, war sanft. Kein Wunder, daß sie nach so langwierigen, und so
schnellen Reisen dennoch im Stande war, nach Frankreich zurückzukommen, das
sie zum Mittelpunkte ihres Reiches bestimmet zu haben schien.

Man muß nicht vergessen, daß sie bey jeder ihrer Wanderschaften die
Kleidungsart, und den Namen der Nation annahm, von welcher sie abreisete.
In Frankreich war sie eine Neapolitanerinn, zu Neapel und Madrid eine
Französin, zu Lisabon eine Kastilianerinn, zu Nangazaqui eine Portugiesinn,
zu Ispahan eine Türkinn, und zu Konstantinopel[*] wieder eine Französinn.
Vielleicht giebt es nichts so schönes, als der Anblick ist, wie sie über
Gebirge und Meere setzte, sich vom Adamspik auf die Spitzen des Imaus
schwang, und von den Ufern von Kalifornien nach Madagaskar flog. Wir
glaubten, daß dieses Schauspiel wenigstens sein Kapitel verdiente.

[Fußnote *: (Anmerkung der Verleger.) Wir dürfen nicht bergen, daß dieses
Vorgehen des Doktors ziemlich offenbar demjenigen widerspricht, das ihm
sein Geschichtschreiber im 4. Kap. des Optimism in den Mund legt. Dieser
läßt Herrn Pangloß mit den eignen Worten sagen, daß die Türken, die
Indianer, die Chineser, die Perser, die Samiten die F -- -- noch nicht
kennen; sondern daß es nur lediglich einen zureichenden Grund gebe, vermög
welchen sie sie in einigen Jahrhunderten kennen würden. Das ist eine
triftige Autorität. Indessen glaubten wir doch nicht, daß sie der unsers
Manuscripts vorzuziehen wäre. Gott behüte, daß wir Herrn Ralph eines
Irrthums oder einer Untreue beschuldigen wollten; aber die Memoires, nach
denen er gearbeitet hat, konnten nicht genau seyn; und über dieß hatte auch
sein Held zu der Zeit, wo er ihn sprechen läßt, noch nicht alle jene
Einsichten erlangt, welche ihm neue Reisen in der Folgezeit erworben
haben.]




Zehntes Kapitel.



Von dem Ursprunge der Perücken.

Wir sahen die Kakomonade durch eine schöne Pforte in Frankreich eingehn.
Sie säumte nicht, der ganzen Nation Beweise ihrer Dankbarkeit zu geben. Sie
breitete sich daselbst bis zum Uebermaaß aus. Wenn man den Geschichtbüchern
der damaligen Zeit Glauben beimessen will, so nahm sie F -- -- E -- -- --
sich zur Seite auf den Thron. Es kostete ihn nur fünfhundert Thaler, sein
Zäpflein, und die Haare. Doch fand er bald Ersatz für sein Leisereden, und
um sich das Haupt wohl zu bedecken.

Die erfinderischen Köpfe, womit Frankreich von jeher angefüllt war, litten
es nicht lange, daß ihr König so weit gebracht seyn sollte, keine andere
Koeffüre, außer einer Schafmütze zu haben. Sie machten bald eine weit
edlere, deren Stof vom Menschen selbst genommen war. Geschickte Hände
verfertigten jene sinnreichen Zöpfe, welche dem Werke der Natur nachahmend
die schmucklose Glatze einer Hirnschaale mit einem Walde von Haaren
besetzen, die sie selber nicht hervorgebracht hat.

Es hat Jemand gesagt, wenn ein König einäugig wäre, so könnte unter den
Hofleuten leicht die Mode aufkommen, nur ein Aug zu tragen. Das Beispiel F
-- E -- war nicht so schwer, nachzuahmen. Er hatte das Vergnügen, seine
Unterthanen in die Wette ihm folgen zu sehn. Wenige Zeit darauf sah man von
der Rhone an bis zur Maas keine andern, als falsche Haare, und vernahm
keine anderen, als erstickte Stimmen.

Seit dem hatten wir Könige, welche ihr Zäpflein nicht verloren, und derer
Stimmen sich wieder eingefunden haben; dennoch sind die Perücken ungeachtet
aller Verfolgung der Geistlichkeit geblieben. Diese hoch- und
wohlehrwürdigen Glieder der Kirche schienen lange Zeit über die
Unanständigkeit, welche sie hervorgebracht hat, entrüstet. Sie untersagten
allen ihren Dienern den Gebrauch derselben, und es ist noch nicht lange,
daß ein kahlköpfiger Priester nur mit vieler Mühe von seinem Erzbischofe
die Erlaubniß erhielt, sich dieses Hilfsmittels, das erfahrnern Personen
noch verdächtig scheinen kann, unschuldig zu gebrauchen.

Die Noth hat in der Folge die Laien nachsichtiger gemacht; allein die
Mönche haben den nicht gar ehrsamen Ursprung der Perücken nicht vergessen.
Sie sind noch itzt aus allen Klöstern verbannt, oder wenigstens doch aus
jenen, die da einen großen Geruch von Regelmässigkeit von sich geben
wollen.

Die Karmeliter, die sich wegen ihres Standes, und aus freier Willkühr der
Keuschheit weihn, duldeten unter sich nicht einen Haarschmuck, der seinen
Ursprung nicht ihr zu danken hat. Die Kapuziner, zufrieden, natürliche
Haare in ihrem Gesichte zu tragen, achteten nicht darauf, sich erborgte auf
den Kopf zu pflanzen. Die andern Mendikanten, der Mässigkeit, und ihrer
Regel getreu, wie die Franziskaner, oder der Nettigkeit ergeben, wie die
Baarfüsser &c. wollten ein Gut nicht haben, von dem der große heilige Franz
nie etwas gewußt hat.

Vielleicht fürchteten sie, der Gebrauch desselben möchte den Verdacht
erregen, als hätten sie ebenfalls Wundmaalen von einer andern Art, als jene
ihres verehrungswürdigen Patriarchen waren. Vielleicht auch schreckte sie
der Gebrauch des Kammes ab, dessen ein geschorener Kopf entübriget ist.
Wenigstens ist gewiß, daß sie ohne alle Unruhe kunstverständige Barbierer
bei den Bäurinnen in den Dörfern die Schur vornehmen sehn; und wenn sie
diese allein, oder abseits antreffen, so sind es niemal Haare, was sie sich
von ihnen erbitten wollen.

Indessen war diese ausgemachte Verachtung dennoch ihrem Gegenstande nicht
schädlich. Die Perücken, durch ein königliches Bedürfniß veranlaßt,
scheinen dadurch in den Augen der europäischen Nazionen nur veredelt worden
zu seyn. Lange Zeit maß man ihr Volumen nach der Würde, oder Fähigkeit des
Gegenstandes ab, welcher sich damit schmücken sollte. Vorzüglich bei Hofe
schätzte man diese Art, den Werth der Menschen zu bestimmen, hoch. Man
konnte versichert seyn, daß eine Masse Haare von drei Schuhen in das
Gevierte ein erhabneres Verdienst ankündigte, als dasjenige war, das nur
eine Masse von zween Schuhen bestimmte.

Diese Zeit war die Zeit unsrer Herrlichkeit. Es scheint, als wäre die Ehre
unsrer gegenwärtigen Reiche, gleich der Stärke Samsons, mit
geheimnißreichen Zöpfen verbunden gewesen, vor denen das Schwert Ehrfurcht
haben sollte. Wir haben gestattet, daß die unheilige Scheere der Philistäer
sie berührte. Die Mode, als eine zweite Dalila, legte ihre Hand an die
erhabenen Hüllen, welche den Augen des gemeinen Mannes die Weisheit, und
den Tiefsinn der Bemerkungen unsrer Väter entzogen.

Man weis auch, was daraus entstanden ist. Nach dieser fatalen Operazion
wachten unsre itzigen Völker auf ohne Stärke, und ohne Herzhaftigkeit. Seit
dem die kleinen Perücken auf den Köpfen sitzen, brachten sie denselben nur
kleine Einsichten hervor. Die leichten Haaraufsätze ließen die Substanz
evaporiren, welche zuvor die weiten Hauptdecken da nährten. Von der Zeit an
haben sich unsre Gehirnchen volatilisirt, so wie sich bei ungeschickten
Distillirern die Geister flüssiger Körper zerstreuen, wenn der Helm und die
Distillirflasche nicht recht wohl verpichet sind.

Das Gebieth der Perücken hat sich also vermindert; aber die Macht ihrer
Mutter hat es sich nicht. Mit jedem Tage sieht man noch ihre Fortschritte
sich vermehren.

   Der Arme dessen Hütte Stroh und Rohr bedeckt,
      Erkennet ihre Macht;

   Sie wird vom Krieger, nicht vom Thor der Burg verschreckt,
      Wo der des Königs wacht.

Aus dem Vorhergesagten sieht man, daß die Kakomonade ein gemeinschaftlicher
Feind ist, wider den man sich zu vereinigen hat. Sie macht sich gleich
feindlich an den Szepter, und an den Hirtenstab. Der Szepter und der
Hirtenstab also müssen gleich eifrig zusammen stehn, sie aus dem Felde zu
schlagen. Zu diesem Endzwecke hat man schon verschiedene Mittel versucht,
aber alle wenig wirksam, alle unzureichend.




Eilftes Kapitel.



Hilfsmittel, derer man sich gegen die Anfälle der Kakomonade bedient.
Warum nicht die Aerzte den Kampf mit ihr wagen?

Die Geschichte erzählt, daß bei der ersten Schlacht zwischen den Römern und
Griechen, diese, da sie die Sieger blieben, sich zur Unterhaltung mit der
Untersuchung der Wunden beschäftigten, welche ihre Kriegsgenossen, die im
Gemenge umgekommen waren, empfangen hatten. Sie entdeckten gespaltene
Köpfe, abgehauene Arme, und an Brust, und Rücken durchschossene Körper. Die
Geschichte setzt hinzu, daß so, wie ihre Waffen sie nur etwas aufritzten,
sie den Gedanken nicht aushalten konnten, sich mit Leuten zu schlagen, die
solche Hiebe austheilten. Der bloße Anblick eines italiänischen Säbels
machte in der Folge sie zittern; und dieser Schrecken, trug nicht wenig
bei, ganz Griechenland der Macht der Römer unterwürfig zu machen.

Man kann sagen, daß es bei der Ankunft unsrer Reisenden das nämliche
Bewandniß hatte. Die Doktoren hatten sich mit den Bürgerinnen unsrer
Himmelsstriche vertraut. Sie kurirten ohne Anstand die Unverdaulichkeiten,
die Fieber, und andere Krankheiten, welche durch unsere Wehen ihre
Glücksgüter befestigten. Aber das Vertrauen auf ihre Kunst fiel bei dem
Anblicke eines Gesichtes, wovon Hyppokrates keine Züge anatomirt hatte. Bei
der Herannäherung dieses furchtbaren und unbekannten Feindes sah man sie
die Flucht ergreifen.

Es ist wahr; ihre Gegenwart kündigte sich durch etwas schreckliche Zeichen
an. Man ließ seine Nase im Schnupftuche zurück. Man spuckte seine Zunge
aus, und die Drüsen, die sie stärken. Wenn man einen Stein werfen wollte,
so erstaunte man, daß man seinen Arm hinweggeschleudert habe. Man fand sich
ganz in den Zustand der Wächter des Serails versetzt, denen die Vorsicht
der Türken das Vermögen nimmt, auch nur den Schatten eines Verdachts
erregen zu können. Man sah eine so schreckliche neue Erscheinung als die
stärkste Waffe des Todes an. Man überredete sich, das Menschengeschlecht
sei durch diese neue Art, mit der es angegriffen wurde, seinem Untergange
nahe gebracht.

Um das Maaß der Furcht vollzufüllen, bildete man sich ein, sie wäre so
ansteckend als die Pest. Man wußte nicht, daß es nur eine Art gäbe, sich
ihr auszusetzen, und daß man immer die Freiheit hätte, sich davor zu
verwahren. Das Mißtrauen war in die ganze Gesellschaft verbreitet. Jeder
zitterte für seine Person. Unbarmherzig entfernte man sich von den
Unglücklichen, die damit geschlagen schienen. Gleichzeitige Schriftsteller
gestehen, daß viele davon, welche man aus allgemeiner Furcht verlassen
hatte, in der Tiefe der Wälder zu Grunde giengen.

In dieser allgemeinen Beklommenheit verlor die Fakultät ihren Kopf,
Eskulap, aus seiner Fassung gebracht, hörte auf, Orakelsprüche zu geben.
Das war keiner jener Augenblicke mehr, wo mit lauem Wasser, und einem
Strome von Beredtsamkeit ein Doktor aus der Kraft der Natur sich seine Ehre
machen konnte. Hier blieb sie in der Unthätigkeit; sie wurde auf der Stelle
überwältigt. Mit großem Geschrei rief sie die Kunst zu Hilfe, und die
betroffene, gedemüthigte Kunst konnte nur ihr unnützes Mitleid an sie
verschwendet. Es fiel ihr gar nicht ein, eine Gegnerinn zu verfolgen, die
sie sich nicht einmal zu besichtigen wagte.

Unterdessen wurde mit der Zeit durch die Gewohnheit ans Schauspiel sein
Eindruck vermindert. Leute ohne Namen, Scharlatane, frecher, oder
gewinnsüchtiger, als die Doktoren, fanden sich zu einem Kampfe ein, dessen
Sieg sie treflich bereichern müßte. Für den Erfolg konnten sie nicht
stehen, aber wenigstens brachten sie doch die Hofnung aufs Geld.

Man machte Versuche; man wagte Eintrichterungen von Säften; man erholte
sich bei chymischen Zubereitungen Raths; man zog China und Amerika zur
Steuer; man bannte den Hyppokrates ins Leben; dennoch erhielt man keine
Kenntnisse, und zankte sich schon mit vieler Hitze über die Mittel, sich
dieselben zu verschaffen.

Endlich kam bei dieser Gelegenheit, wie bei allen andern, das Ungefähr der
Wissenschaft zu Hilfe. Man hatte eine flüßige Materie unter den Händen,
weiß wie Silber, und schwerer, als es; aber bekannt, durch ihre
Eigenschaft, sich an die andern Metalle anzuhängen, und selbst unter die
Metalle gerechnet, ohne daß man viel wußte, warum. Niemand konnte sich
einfallen lassen, daß dieß mit Fette abgetrieben, und auf die Haut gelegt,
oder mit andern Ingredienzien, die seine Wirksamkeit mäßigen konnten,
vermischt, und zu trinken gegeben, den glücklichen Erfolg haben sollte,
diese Fremdlinginn, deren Aufenthalt ihren Gastfreunden so verderblich war,
zur Flucht zu zwingen.

Wirklich behauptet man, daß manche sehr erfahrne Araber in einigen
Umständen sich dessen schon bedienet haben. Sie brauchen es, sagt man, um
die Läuse zu tödten, um die Zittermaale zu vertreiben, um das Jücken, und
andre Krankheiten der Haut zu stillen. Aber in Europa wußte man von ihrer
Methode nichts. Und hätten auch Avicenna, oder Serapion davon geredet, so
wars darum unsern Vorfahren um nichts leichter zu errathen, daß das, was
gegen die Läuse gut war, es auch gegen die Kakomonade sey. Was man übrigens
Gewisses weis, ist, daß die Entdeckung davon gemacht wurde, daß man sie
annahm, und daß sie von glücklichem Erfolge war.

Der Ruf davon säumte nicht, sich zu verbreiten. Von allen Seiten nützte man
es. Das Sonderbare dabei war, daß sich die Fakultät mit all ihrer Macht
dagegen setzte. Es war nicht ihr Wille, daß man ein Hilfsmittel suchte. Sie
schien nach ihrer Gewohnheit nur dazu mit Muthe gewaffnet, um das Gefundene
zu bekämpfen. Ganz Europa erscholl von den Deklamazionen gegen dieses
nützliche Fluidum, das sie bloß in die Barometres verbannet wissen wollte.
Es stand nicht bei ihr, daß sich nicht die Obrigkeit ins Mittel legte, um
den Gebrauch davon zu verbieten.

So sah man die Brechmittel heftig von den Vorfahren derjenigen verschrien,
die sie heut zu Tage verordnen. So donnerte man mit der größten Entrüstung
wider die Chinarinde, wider die Ipekakuana &c. auf eben jenen Lehrstühlen,
wo man itzt ihre Heilkräfte mit Enthusiasmus zergliedert. So fand in unsern
Tagen unter Leuten, die für weise gelten, die Inokulazion unversöhnliche
Feinde. Zu Doktoren angenommene Aerzte haben eine Schrift unterzeichnet, wo
man sagt, man sollte die Fremden auf ihre eigene Gefahr die Probe damit
machen lassen. Schwerlich vielleicht würde man treffendere Beispiele von
Inkonsequenzen anführen können, zu denen Leidenschaft und Stützköpfigkeit
sogar unterrichtete Leute bringen können. Die Mode und Meinung sind in
allen Dingen die Königinnen der Welt; aber das Quecksilber hatte durch
seine Nützlichkeit gewiß nicht verdient, ihrer Kaprize unterworfen zu
werden.

Man bestritt es nicht lange. Bald darauf, nachdem man versucht hatte, ihm
den Stab zu brechen, sah man sich genötiget, es zu gebrauchen. Die
Fakultät, von dessen Beistand versichert, wollte sich nun wieder den
Unglücklichen nahen, an denen sie auf gewisse Art zur Verrätherinn geworden
war. Aber der Platz war erobert. Eine Nebenbuhlerinn, von ihr lange Zeit
verachtet, hatte sich des Augenblicks ihres Schreckens bemächtigt.

Da die Zeichen des Unglücks, dem man abhelfen sollte, sich von Aussen
zeigten, und die herrschende Fakultät sie zu fürchten schien, so hatte eine
andre, minder furchtsame, und thätigere Fakultät sie sich zugeeignet. Diese
war die Erste, die mit einiger Methode den Gebrauch des flüssigen Silbers
wagte, das, in den Händen der Empiriker, vielleicht eben so viel böse, als
gute Wirkungen machte. Sie bemeisterte sich des Zutrauens des Publikums;
und als die andern, von ihrem Schrecken zurückgekommen, einen Posten, mit
dem sie schalten zu können glaubten, wieder einnehmen wollten, waren ihre
Bemühungen darum vergeblich.

Eine Miene, reicher als die von Peru, öffnete sich hier. Die Usurpatoren
behielten bis auf den heutigen Tag das Recht, beinah allein daran zu
arbeiten. Die herrschenden Doktoren sehen sich mit Verdruß von der Quelle
so vieler Reichthümer ausgeschlossen. Oft versuchen sies, sich dazu hinein
zu stehlen; aber man gestattet ihnen nicht, die kostbare Komposizion zu
verfertigen; welche die Fremde ihres Thrones beraubt, und das Geld der
Kranken an sich zieht. Man erlaubt ihnen bloß nur, über die Theorie zu
räsoniren, die nichts einbringt; nur am Einfahrt der Mine läßt man sie
landen. Man gestattet ihnen, die Arbeiten, wenn sie es können, aufzuklären;
aber das Graben darinnen, das allein nur Gewinnst trägt, ist ihnen gänzlich
untersagt.


Nachricht der Verleger zum folgenden Kapitel.

Wir ersuchen delikate Augen vorläufig, das ganze folgende Kapitel zu
überschlagen, obgleich es das lehrreichste im ganzen Werke ist. Ungeachtet
der Begierde, die Herr Panglos hatte, die Sache auf eine ehrbare Art zu
verschleyern, so ist es ihm vermuthlich nicht möglich gewesen, sie in
diesem Dialoge zu mildern, wo er uns das Gespräch der redenden Personen
anführt. Er würde gegen die Wahrscheinlichkeit und Wahrheit verstossen
haben, wenn er an ihren Ausdrücken etwas geändert hätte. Dennoch muß man
darum nicht glauben, daß sie empörend seyn. Sie haben nur die in einer
ähnlichen Materie unvermeidliche Energie. Sies sind mit all der
Behutsamkeit behandelt, welche man von den zween erlauchten Männern, die
auf dem Schauplatz erscheinen, erwarten kann.




Zwölftes Kapitel.



Dialog zwischen einem Mandarin, und dem Herrn Baron von
Donnerstrunkshausen, über den Gebrauch des Quecksilbers in dem Falle, von
dem die Rede ist.

Das Metal, von dem so eben die Rede war, ist unstreitig der einzige Damm,
den man den Einbrüchen der Kakomonade mit Nutzen entgegen setzen kann. Es
begnügt sich sogar nicht damit, daß es ihre weitern Umsichgriffe hemmt,
sondern es dringt bis zu ihrer Quelle ein. Es greift sie an, drängt, und
entwurzelt sie. Deßwegen ist es auch bei weitem dem Golde vorzuziehn, das
nicht allein die Krankheiten nicht heilt, sondern im Gegentheile die
Leichtigkeit vermehret, sie alle an sich zu bringen.

Wenn man die Augen auf den folgenden kurzen Dialog wirft, wird man einen
Begriff sowohl von seiner Wirksamkeit, als von den verschiedenen Arten, es
zu zubereiten, und von ihren Folgen haben. Zween Männer führen das
Gespräch. Der Eine davon ist eine von den litterarischen
Magistratspersonen, die man in China Kolaos nennt, und die sich die
Europäer, ohne davon den zureichenden Grund zu wissen, beifallen ließen,
Mandarine zu nennen. Der zweite ist der Sohn meines nochgeehrten Herrn, des
Herrn Baron von Donnerstrunkshausen. Ich hatte das Vergnügen, ihn zu Peking
wieder anzutreffen, im Jahre unser Heils 1761. Er fieng da an zu Würden zu
steigen. Er hatte mit einem Mandarin vom dritten Range folgende Unterredung
gepflogen, und die Güte, sie mir mitzutheilen.

Der Mandarin. -- Guten Tag, Eure Hochwürden. Ich ließ mich in meiner
lakirten, unausgezierten Sänfte hieherbringen. Ich habe nur bloß dreißig
Reuter bei mir, und achtzehn Tambours. Haben Sie mich entschuldigt darüber,
ich wünschte Sie inkognito zu sehen.

Der Baron. Wären wir wohl so glücklich, Eurer Excellenz dienen zu können?

Mandarin. Ja, Sie können mir einen großen Gefallen thun.

Baron. Wollten Dieselben in der pneumatischen Maschine eine Katze den Geist
aufgeben, oder mit der elektrischen Nadel den Donner ableiten sehn?

Mandarin. Nein, das führte mich nicht her.

Baron. Wollten Dieselben einiger Ballen roher Seide, einiges alten
Porzellan los werden, und sie nach Europa schicken? Es ist hohe Zeit, Eure
Excellenz; ich möchte es rathen. Sie werden bald im Preise fallen, seit dem
erfahrne Chimisten dieses Geheimniß entdecket haben.

Mandarin. Das kümmert mich gar nicht.

Baron. Wollten Sie etwa zur Beichte gehn, und auf die Fürbitte des heiligen
Ignazius von Lojola, des seligen Franziskus Regis, des großen heiligen
Franziskus von Gonzaga, der sich eine feuchte Leinwand auf die Brust legte,
damit ihm von der Liebe Gottes sein Herz nicht in Flammen gerieth,
Verzeihung Ihrer Sünden erhalten?

Mandarin. Ei mein! Von all dem will ich nichts. Sie sollen mich bloß nur
lehren, was für eines Geheimnisses Sie in den andern Ländern sich bedienen,
wenn Sie die -- -- -- -- haben.

Baron. Ach! ach! Eure Excellenz -- Wir! -- Die? -- -- -- Pfuy doch! --

Mandarin. Meiner Treue, Eure Hochwürden, ich habe sie, ich, -- wie ich mit
Ihnen rede. Nichts desto weniger habe ich alle meine Prüfungen mit Ehren
bestanden. Ich ward bei dem grossen Konkurse im ersten Jahre der Regierung
Fontchins aufgenommen. Ich führe den Pinsel so gut als Einer im
Kaiserthume: der Schönheit meiner Schrift bin ich meine Stelle schuldig,
und doch habe ich die -- -- -- -- Warum sollten nicht auch sie sie zuweilen
haben?

Baron. Aber Eure Excellenz vergessen, was für ein Kleid ich zu tragen die
Ehre habe. Man hat uns wohl in einigen Orten vorgeworfen, daß wir dem
Menschen viele Uibel zufügen; aber eines zu vertrauten Umganges mit den
Frauenzimmern hat man uns nie geziehen.

Mandarin. Bei, meiner Seele! desto besser für sie! Daß ich nicht auch immer
so klug war! So fände ich mich nicht in der Verlegenheit, die mir itzt die
Ehre Ihrer Gegenwart verschaffet. Auf dem letzten Schiffe, das Ihnen
Purpurtücher, Rosenkränze, Uhren, und Orgeln brachte, fand sich ein sehr
schönes Frauenzimmer. Haben Sie nicht von ihr reden gehört?

Baron. Kein Wort. Wir kümmern uns um so Neuigkeiten nicht. Es maskirt sich
der Teufel, Eure Excellenz, in dergleichen Gesichter.

Mandarin. Mag seyn, aber da ist er trefflich verkappt. In dem Augenblicke
der Ausschiffung befand ich mich eben am Borde. Ich sah dieses Frauenzimmer
aus der Chalouppe steigen. Sie hatte so ein schön Stümpfnäschen! Ihre
Augenlieder schloß sie mit so viel Anmuth! Ihr Mund war so schön gespalten,
zog sich so angenehm durchschnitten von einem Ohre zum andern! Und einen
Fuß, einen Fuß, Eure Hochwürden! -- Mein Daumen hätte ihren ganzen
Pantoffel ausgefüllt. Ich zweifle, ob man vom Flusse der Unmöglichkeit an,
bis zum Flusse der Vergessenheit, je etwas schöners gesehen habe.

Baron. Dennoch geht der Raum zwischen diesen beiden Flüssen ziemlich in die
Länge.

Mandarin. Macht nichts. Wie ich diesen kleinen Fuß sah, bewunderte ich die
Oekonomie der Natur. Welche Wonnen, sagte ich bei mir selbst, wenn an allen
Theilen die Verhältnisse genau beobachtet sind!

Ich wurde bald gewahr, daß die Natur dem Falle unterworfen sey, sich zu
vergessen, und ich wollte wünschen, ich hätte außer über diesen Punkt,
keine Erfahrung gemacht. Die schöne Fremde wurde von einem Bootsknechte
gehohnneckt. So bald sie wußte, ich sey der Gouverneur, bath sie mich um
Rache. Ich schlug ihr Bedingnisse vor; sie nahm sie an. Ich ließ den
Bootsknecht abstrafen. Ich hielt mich für den glücklichsten Menschen. Der
arme Teufel hatte die P -- -- --, und ich, geistlicher Vater, ich bekam
noch viel was ärgers.

Baron. Gott straft Eure Excellenz. Er will nicht, daß man sich gegen das
Weibsvolk zu gefällig erzeige. Er hat gesagt: Non moechaberis, und Sie
leiden billig -- --

Mandarin. Ich weis nicht, geistlicher Herr, ob es Gott ist, der mich krank
gemacht hat; aber das seh ich wohl, daß Menschen mich gesund machen müssen.
Unsere Aerzte wollen mich nicht annehmen; man sagt, Sie seyn sehr
geschickt; Sind Sie es bis auf den Grad, daß Sie mir ein Mittel hierinn
verrathen können? Ich nehme Ihnen sechs und dreißig Dutzend Rosenkränze ab,
und gebe Ihnen hundert Pfunde Thee Peko, der noch nicht gesotten worden
seyn soll.

Baron. Gut, wollen sehn. Ob wir gleich den Krankheiten wenig unterworfen
sind, so haben wir doch immer allerhand Mittel bei uns, so, wie eine Menge
anderer Dinge, die wir für uns nicht brauchen, sondern nur andern zukommen
lassen. Hier kommts nur darauf an, daß wir eine Heilungsart wählen.

Mandarin. Mir scheint aber, es wäre die bekannteste, und beste anzunehmen.

Baron. Das ist bald gesagt; aber halten Sie die Wahl für eben so leicht!
Von allen Arten, die ich kenne, ist keine einzige, die nicht durch große
Namen, durch starke Beispiele, und durch schöne Schlüsse unterstützt, und
bestritten wäre.

Mandarin. Die Namen, und Schlüsse sind nichts. Man muß sich nur an die
Beispiele halten.

Baron. Ja in China. Aber es giebt Länder, wo man ganz anders denkt. Wenn
etwas nur halbwegs nützlich scheint, so fragt man sogleich, von wenn das
herrühre. Daraus zieht man denn in der Folge durch eine Kette von Schlüssen
den Beweis, daß es böse sey; Und giebt man dessen Güte zu, so geschieht es
immer so spät, als möglich. -- Nun, nach welcher Art wollen Sie sich
behandeln lassen? Durch Frikzionen?

Mandarin. Was verstehn Sie dadurch?

Baron. Ich nehme ein wenig von jener Salbe, die man das Neapolitanum nennt.
Sie besteht aus Fette, und Merkurius. Damit reibe ich Ihnen alle Tage einen
gewissen Theil des Leibes. Nach vierzig Tagen werden sie sich mit einer
ölichten Rinde überzogen finden, von der Ferse an bis über die Achsel, und
vom Schulterbeine bis an die Fingerspitzen. Sie werden fett, stinkend, sich
selbst unerträglich seyn.

Mandarin. Aber doch endlich genesen?

Baron. Man darf es hoffen.

Mandarin. Ist keine Inkonvenienz dabei zu fürchten?

Baron. Sie vergeben. Ihr Kopf wird ungeheuer anschwellen; ihre Zähne werden
locker werden, und vielleicht ausfallen. Ihr Zahnfleisch und die Gurgel
werden voll Geschwäre seyn. Sie werden eine schreckliche Menge Speichel von
sich geben. Sie können dabei um ein Aug, um einen Arm, um ein Bein, oder um
das Zäpflein[*] kommen, wie der höchstheilige König F -- -- E -- --
glorreichen Andenkens, und viele andere, die, bei weniger Ruhm, kein
besseres Glück genossen.

Mandarin. Lieber Pater! Ich bedanke mich für die Frikzionen.

[Fußnote *: Lettres de Gul Patin. let. 133.]

Baron. Man könnte sie mäßigen, und sie ihnen nur verlöschend beibringen.
Man müßte Sie immer frottiren, aber sparsamer. Sie müßten mir manchmal
Milch nehmen, um die Wirkung des Merkurs, wenn sie zu stark wäre,
aufzuhalten. Sie werden weniger, spucken, weniger geschwellen, weniger
stinken. Dieß ist bequemer.

Mandarin. In eine Gefahr dabei?

Baron. Die größte wäre, daß Sie nicht gesund würden.

Mandarin. Oh! oh!

Baron. Ohne Widerspruch. Je sanfter die Arztnei seyn wird, desto weniger
wird sie wirken. Die wohlthätigen Kügelchen werden in die vom Gifte
schwangern Theile nicht so tief eindringen können. Dieses darf nur ein
wenig überflüssig seyn, so wird genug davon zurücke bleiben, um Sie bald
noch ärger zuzurichten, als Sie es sind. Fünf oder sechs Jahre nach einigen
leichten Tagen werden Sie sich neuerdings krank befinden, wie ein sehr
geschickter Professor der Beredtsamkeit an der Universität zu Paris sich
irgendwo ausdrückt.

Mandarin. Das ist traurig! Ach, mein Freund! wer hätte dieß bei dem
Anblicke eines so kleinen Fusses gesagt?

Baron. Reden Sie von ihm nichts Böses: nicht er wars, der Sie verwundet
hat. -- Uibrigens verzweifeln sie nicht. Sie könnten auch versuchen, sich
zu räuchern.

Mandarin. Wie geschieht dieß?

Baron. Sie müßten sich ganz nackt in eine Schachtel von Tannenholz setzen,
die wohl verschlossen würde, und wo Ihnen nur der Kopf heraus stünde. Unter
das Gesäß würde Ihnen eine Glutpfanne mit lebendigen Kohlen und Merkurius
darauf gesetzt. Diese durch das Feuer volatilisirte, und durch die
Maschine, und einen sie überdeckenden großen Mantel rund um Sie
zurückgehaltene Flüssigkeit würde Ihnen nach und nach in die Poros
eindringen. Sie würden sehr schwitzen, und vielleicht würden Sie sich
endlich geheilet finden. Man weis Leute, denen diese Methode zu Statten
kam.

Mandarin. Mir behagt sie nicht. -- -- Aber es ist doch sonderbar: Sie sind
so ein geschickter Mann, und alle Ihre Geheimnisse laufen darauf hinaus,
Einem den Kopf geschwollen zu machen, oder nur eine ungewisse Genesung zu
verschaffen, oder eine Glutpfanne unter den Arsch zu setzen.

Baron. Halten Sie, ich bin noch nicht fertig. Man könnte Ihnen Panaces, und
verschiedene Mineralien brauchen; man könnte Ihnen einen aufgelösten
Merkur, oder Gold- und Silbertinkturen geben. Dieß alles habe ich nicht:
aber unser Bruder Apotheker wird Ihnen die Sache machen, wenn Sie wollen.

Mandarin. Ei zum Plunder lassen Sie das, was man thun könnte, bei Seite,
und sagen Sie mir, was ich thun soll.

Baron. Wollen Sie sich mir vertrauen? Sie sehen dieses kleine rothe
Schächtelchen; an Ihrer Stelle würde ich mich an dieses halten.

Mandarin. Es sind eine Menge graue Kügelchen darinnen. Wie heißen Sie die?

Baron. In Europa nennt man sie Kaiserpillen. Herr Kaiser ist ein deutscher
Praktikus, und mein Landsmann, der eine ganz neue Komposition gegen die
Krankheit, über die Sie sich beklagen, erfunden hat. Glauben Sie mir, und
brauchen Sie sein Rezept. Ich will Ihnen dazu die Anleitung geben, und Sie
werden sicher genesen.

Mandarin. Sind Sie dessen auch gewiß?

Baron. So gewiß, daß ich die hundert Pfunde Thee nur erst nach Ihrer
Herstellung verlange.

Mandarin. Ich verlasse mich auf Ihr Wort. Ich will mich an die rothen
Schächtelchen halten. Wohlan, ich will meine Kur auf der Stelle anfangen.
Sie haben von meiner Erkenntlichkeit Alles zu erwarten.




Dreizehntes Kapitel.



Erstaunliche Progressen der Kakomonade. Mittel, sich ihrer zu
entledigen.

Man hat hier oben gesehen, daß die Gesellen Seiner Hochwürden des Herrn
Baron von Donnerstrunkshausen, das Geheimniß und den Namen des Herrn Kaiser
mit dem Blitzpulver, den Agnus Dei, und den Bataverthränen bis in China
brachten. Man hörte ihn in wenig Worten diesen so berufenen Pillen ihre
Lobrede halten, und seinem Proseliten ihren Gebrauch anempfehlen. Dieß
scheint ein Bißchen demjenigen zu widersprechen, was wir im zehnten Kapitel
sagten. Da findet man, daß alle ersonnenen Hilfsmittel sehr wenig ergiebig,
und unzureichend seyn.

Allein wir sprachen von ihrer Unzureichlichkeit in Rücksicht des
Menschengeschlechts im Allgemeinen, in Rücksicht der Totalität der Zufälle,
die sie im Allgemeinen, und nicht im Bezuge auf jedes einzle Individuum, zu
fürchten haben. Gewiß ists, daß man so glücklich war, die Partikuliers
wieder herzustellen. Man wäscht sie von dem Unrath, den sie unvorsichtig an
sich gezogen haben, ab; man nimmt ihnen, was sie bekamen; man giebt ihnen
wieder, was sie verloren, sogar die Unschuld beinah, die, gleich der
Gelegenheit, nur von vorne behaaret ist, und die man, wenn man sie einmal
entwischen ließ, nicht mehr erhaschet.

Aber das menschliche Geschlecht wird darum nicht weniger angegriffen. Die
Kakomonade, der Hyder in der Fabel gleich, verlor kaum einen Kopf, als sie
dafür schon andre zehn erhält. Unterdessen, als hundert Kranke sich
bemühen, ihrer los zu werden, so suchen sie tausend begierig auf, so, daß,
trotz den Fluthen von Quecksilber, mit denen man Europa überschwemmt, die
Nothwendigkeit seines Gebrauchs mit jedem Tage dringender, und
empfindlicher wird. Man wird nie so glücklich seyn, sich davon zu befreien,
außer das Ungeheuer, das uns das Eingeweid auffrißt, wird mit Einem
Streiche zermalmet. Sie ist, wie wir sagten, eine Hyder, die sich eben
durch ihren Verlust vervielfältigt. Um sie auszurotten, muß man mit
einemmale alle ihre Köpfe abhauen. Um sie zu hindern, nachzuwachsen, muß
man auf der Stelle Schwert und Feuer dagegen brauchen.

Die Regierungen werden, so bald sie das Herz haben werden, es zu wollen,
Herkulesse werden, im Stande, diese heroische, und heilsame Operation
auszuführen. Hierzu wird es von ihrer Seite nur darauf ankommen,
Vorsichten, die man für diesen Gegenstand schon lange getroffen hat, und
die durch die Einstimmigkeit der alten Völker in viel minder wichtigen
Gelegenheiten autorisirt worden sind, wieder zu erneuern und vorzüglich auf
ihre Ausführung zu wachen.

Die Aussätzigen bei den Juden waren aus dem Umkreise der Städte verbannt.
Todesgefahr drohete denjenigen, die es wagten, sich hinein zu begeben. Man
nahm ihnen die Verwaltung der Geschäfte ab. Man sonderte sie von der
menschlichen Gesellschaft aus; und ob es gleich ein Vorzug ihres Staates
war, das Band der Ehe, wie mans gesehen hat, fester zu knüpfen, so foderte
man doch, daß sie ihre Gaben, und ihr Jücken weiter tragen sollen.

Diese weise Politik ward in der Folge in allen Ländern, denen ihre
Erhaltung nahe gieng, nachgeahmet. Selbst in Frankreich gebrauchte man sich
ihrer Anfangs gegen den Aussatz, als es diesem gefiel, von den Gestaden des
todten an die des mittelländischen Meeres zu übersiedeln, und er sich vom
Jordan an die Seine begeben hatte. Man dachte ihrer auch in der Folge bei
der ersten Ausschiffung seiner Nebenbuhlerinn aus Amerika. Die
unermüdlichen Obrigkeiten, welche für die Ruhe, und Sicherheit der Bewohner
von Paris Sorge tragen, ließen gegen dieses Erzeugniß von St. Domingo die
strengsten Verordnungen ergehn. Sie verbothen die Uibermachung desselben in
das Innere der Stadt, und suchten die schleunige Ausfuhr damit zu
erleichtern. Vor dem Jahre 1498. findet man Polizeiverordnungen, die diesen
Gegenstand zum Ziele haben.

Sie gebieten allen Personen, welche eines Verständnisses mit der Prinzessin
von Amerika verdächtig sind, jedermann, wer es immer sey, der sich durch
ihre Listen überraschen ließ, binnen vier und zwanzig Stunden Paris zu
verlassen bei Strafe des Strangs. Man berichtet, daß sich bei dem Thore,
bei welchen ihnen geboten wäre, hinauszugehn, Austheiler finden werden mit
dem Auftrage, Jedermann vier Pariser Sols zu reichen, um sie wegen der
Reisekosten zu entschädigen. Selbst die Reichen, und die Eingebornen des
Lands werden von den Strassen ausgeschlossen unter der Strafe, wenn sie
betreten würden, in den Fluß geworfen zu werden[*]. Man sperrt sie, wenn
sie Häuser haben, darinnen, und wenn sie keine Häuser haben, in
öffentlichen, zu diesem Gebrauche bestimmten Gebäuden ein. Man übernimmt
die Last, sie mit Lebensmitteln, und mit allem Beistande zu versehen, den
ihr Zustand fordert, bis sie das Joch der Feindinn abgeschworen haben, und
sich in einem Stande befinden, in der Gesellschaft auftreten zu können,
ohne zu erröthen, oder ihr Unruhe zu machen.

[Fußnote *: Sieh die registres du Parlement & du Chatelet.]

Das sind die Verordnungen, die man, doch mit einigen Modifikazionen, wieder
in den Schwang zu bringen eilen muß. Es ist sehr wohl gethan, daß man alle
jene, die, nach einer bestimmten, zu den Reinigungen einberaumten
Zeitfrist, mit Unreinigkeit zu erscheinen wagen werden, mit dem Strange
bestraft. Aber genug wär es nicht, wenn man ihnen vier Parisersols zu ihrer
Reise geben wollte. Alles, was man damit gewinnen würde, wäre, daß sie die
Kakomonade Jeder in seinem Lande zu pflanzen abgeschickt würden. Sie würde
sich da vervielfältigen, wenn das Land ihrer Verbreitung nur ein wenig
günstig wäre. Die Früchte davon würde man sehr bald in einem Schwalle gegen
die Hauptstadt zurückfließen sehn.

Es ist also nicht damit gethan, daß man die Unterthanen der Fremden
ausjagt. Man thut viel sicherer, und viel vernünftiger, wenn man sie dieser
lästigen Unterthänigkeit entreißt. Man muß ihnen Freistätten eröffnen, wo
sie sich ohne Zwang in Freiheit sehen können, und wo die Leichtigkeit, ihre
Bande zu zerbrechen, in ihnen hierzu das Verlangen erwecket. Man muß in
jeder Stadt, oder in, jedem Flecken, einen beträchtlichen Ort, ein Haus
errichten, wo jeder Büsser, er sey wer er wolle, aufgenommen, und zur Busse
zugelassen werden könne. Man muß da die Freiheit haben, zu zahlen, oder
nicht zu zahlen, bekannt, oder unbekannt zu bleiben. Man muß den Eintritt
darein allen Leuten, von allen Altern und Ständen, sogar in Masken, wenn
sich solche darstellen, gestatten. Da es im Wesentlichen nicht das Gesicht
ist, das der Hilfe bedarf, so erhellet, daß die Krankenwärter, um denen,
die ihren Beistand suchen, zu helfen, ihre Gesichter nicht zu kennen
brauchen.




Vierzehntes Kapitel.



Antwort auf einige Einwürfe, die man gegen die Mittel, die Kakomonade
zu unterdrücken, machen könnte.

Ohne Zweifel wird man gegen diese Einrichtung Lärmen erheben. Man wird
sagen, zu einer Zeit, wo der Staat kein Gold hat, um seine Bedürfnisse zu
bestreiten, könnte er für diese seine Glieder unmöglich so das Quecksilber
verschwenden. Die so reden möchten, wären wohl ziemlich grausame Politiker,
oder Räsonneurs, die von der ächten Oekonomie ziemlich schlecht
unterrichtet wären.

Wenn zu Marseille die Pest wäre, würde wohl die Dürftigkeit des Staats
hindern, Trouppen marschiren zu lassen? Würde man kein Geld finden, das man
dahin senden könnte, entweder der Stadt zu Hilfe zu kommen, oder die
Gemeinschaft mit ihr abzuschneiden? Nun ist die Kakomonade aber wirklich
noch viel schlimmer, als die Pest.

Diese greift nur das gegenwärtige Geschlecht an; jene vernichtet, oder
entächtet wenigstens fast immer sich auch die zukünftigen Geschlechter. Die
Eine nimmt einen schrecklichen Anfang; die Klugheit kann sich davor
verwahren; man hat gewisse Vorsichten, um sie abzuhalten. Die andere ist
immer vom Vergnügen begleitet; sie macht ihren Anfang mit der Verblendung
der Klugheit, und ihr Ende mit ihrem Untergange. Sie hat also viel mehr
Leichtigkeit, sich auszubreiten. Sie zieht viel traurigere Folgen nach
sich. Sie heischt daher von den Regierungen eine viel größere Sorgfalt.

Diese Sorgfalt würde eben nicht so kostspielig seyn, als man sich
einbildet. Erstlich hat man die Aussätzigenhäuser der Alten, von denen man
die Stiftungen, und das Bauwerk zu diesem nützlichen Gegenstande annehmen
könnte. Dieß hieße den Sinn der Stifter befolgen. Die Kakomonade hat die
Stelle des Aussatzes angenommen. Sie muß die Früchte dieses reichen
Nachlasses beziehen. Man kann ihr ihre Ansprüche nicht streitig machen.

Uiberdieß, wer zweifelt, daß bei dem ersten Gerüchte von diesem Vorschlage
nicht das allgemeine Mitleid erwachen werde? Wie viele Fürsten der Kirche,
wie viele wachsame Hirten, würden sich mit einem uneigennützigen Eifer
bestreben, eine Zufluchtsstätte gegen Uibel zu schaffen, worunter sie
leiden, sobald ihre Schäflein davon angegriffen sind? Wie viele andächtige
Schwestern würden nicht ihrem Beispiele folgen! Mit welcher Beredtsamkeit
würden nicht die Direktoren die Nothwendigkeit predigen, Einrichtungen zu
vervielfältigen, die bestimmet sind, Schwachheiten zu verbergen, oder die
Kraft wieder in den Stand zu setzen, ohne Gefahr ihres Gleichen
hervorzubringen! Gewiß ists, diese Zufluchtsörter würden in kurzer Zeit, so
wie die volkreichsten, auch die begütertsten Häuser im ganzen Königreiche
seyn. Sie würden bald der bequemste Stappelort seyn, um das Joch der
Kakomonade abzulegen, so wie L -- -- -- bisher der sicherste gewesen ist,
sich dasselbe aufzubürden.

Die Leichtigkeit des ersten Verfahrens würde die Weigerung, sich dahin zu
verstehen zum Verbrechen machen. Die Gerechtigkeit würde nur nach aller
Billigkeit handeln, wenn sie gegen jene, die davon überwiesen wären, die
Todesstrafe verhängte. Unterdessen giebt es zarte Herzen, bei denen die
Sanftmuth in Schwachheit übergeht. Sie werden sich über diese strenge
Verordnung entrüsten, sie werden zwischen der Strafe und dem Verbrechen
kein Verhältniß sehen.

Es ist so süß, so natürlich, werden sie sagen, die Gefahren zu wagen, derer
Folge sie ist. Sollt es gerecht seyn, den Irrthum eines Augenblicks mit
einer so schmählichen Züchtigung zu ahnden? Sollte man sich entschließen
können, gegen ein vernünftiges Wesen den Tod zu verhängen, weil es seines
Lebens nicht ordentlich genoß? Was man ihnen antworten könnte, ist dieses.

Ich gebe Ihnen zu, meine Herrn! mein Rath mag strenge scheinen. Aber
untersuchen Sie, was unter Ihren Augen vorgeht. Wer sind jene Armseligen,
die sie dort mit den rothen Kappen auf den Galeeren sehn? Wer sind jene,
derer Hinrichtung so viel Volks auf den freyen Platz spornt? Unter ihnen
befinden sich Leute, die Schwärzer, Betrüger waren. Das Gesetz waffnet sich
mit einer unbeugsamen Schärfe, und verurtheilt sie ohne Barmherzigkeit!

Nun ich bitte Sie, giebt es wohl eine schrecklichere Schwärzerei, als die
Kakomonade? Kann man die Einführung ihrer Geschenke mit der Einführung
eines Holländertobaks oder Spaniols in Vergleichung ziehen? Die Kutzenelle,
so roth sie ist, kann sie die Vergleichung mit gewissen Purpurknöpfchen
ertragen, welche die Ehrbarkeit nicht nennen läßt.

Wenn Sie ohne Anstand arme Leute, die Ihnen für wohlfeilen Preis weis nicht
welch braunen, gelben, oder feuerfarbenen Staub brachten, rudern lassen,
hängen und rädern; was sind Sie wohl denen schuldig, welche sich
erdreusten, die Quelle der Vergnügungen zu vergiften? Was werden Sie jenen
Frevlern nicht anthun, die es wagen, in das Heiligthum der Wohllust
Betrübnis, und Thränen in die Wohnung der Freude zu bringen?

Die aufgeklärte Menschheit gebietet ohne Zweifel ihre Bestrafung zum Wohle
der leidenden Menschheit. Man muß alle ohne zu schwanken eine bestimmte
Zeit festsetzen, nach welcher Niemand mehr angenommen werde, der sich
angiebt, mit einem Ungemache behaftet zu seyn, wovon er sich wird haben
entledigen können. Man muß die Kakomonade wie eine ausländische Waare
ansehen, und die, bei denen sie gefunden wird, ohne Barmherzigkeit
konfisziren.




Fünfzehntes Kapitel.



Nöthige Vorsichten gegen die Wiederkunft der Kakomonade, und Schluß
des Werks.

Aber auch damit wär es nicht gethan, daß man die verdächtigen Wirkungen
hemmte. Man müßte auch Vorkehrungen treffen, ihren Eingang zu verhindern.
Man müßte Amtsstuben, Gerichtsdiener, und Wächter haben, die über Paquette,
wo diese traurige Gattung Kontrebandwaaren sich verbergen läßt, zu wachen
hätten; und für dieß habe ich gesorgt.

Der durch seine große Nase berufene Kaiser Heliogabal oder Elagabal, sagt
man, habe einen Frauenzimmersenat errichtet. Diese erlauchte Gesellschaft
hatte über alle weiblichen Angelegenheiten zu richten. Vor ihr brachte man
all die kleinen Zänkereien, die häuslichen Klätschereien, die
Uiberwerfungen der Verliebten an. Sie gab auch den Ausschlag über die
Moden, den Haarputz, und den Anzug von allen Arten. Diese Politik, wünschte
ich, sollte man in Paris, in ganz Frankreich, ja sogar in ganz Europa
nachahmen können.

Uiberall hat man da einen Haufen Wachen aufgestellt, um für die Vortheile
der Pächter die Aufsicht zu tragen. Man erblicket Ketten von Aufsehern, die
sich von allen Seiten die Hände reichen, am die Betrüger hindann zu halten,
und ihre Schlauigkeit zu überlisten. Es besteht das innigste Band unter den
Rotten, welche die Grenzen und die reichen Gesellschaften beschützen, die
im Mittelpunkte die Früchte ihrer Sorgen ärnten. Könnte man diese Polizei
nicht auch bei der Einrichtung, von der hier die Rede ist, sich zum Muster
nehmen?

Man bildete in den Hauptstädten Büreaux von einer Anzahl unterrichteter
Mädchen, die im * * * sich Erfahrungen gesammelt hätten. Sie wären weder
die drei Grazien, noch die neun Musen. So könnte man sie aus vierzig, wie
die Academie Française, oder aus sechzig, wie die allgemeine Pachtung,
zusammensetzen. Den Eintritt dazu hätten nur die besten Erfahrungen. Die
Geübtesten in den Geschäften des Magazins, die Vertrautesten mit den
Kennzeichen des Betrugs, und also die bei allem Scharfsinne der
Schleichhändler Geschicktesten, sie zu entdecken.

Nach Art dieses Hauptamts bildete man sonderheitliche in den Städten der
Provinz, und auf allen Strassen; welches zwischen dem Haupte und den
Gliedern eine eben so nützliche als lehrreiche Korrespondenz unterhalten
würde. Diese fruchtbaren Versammlungen hielten alle Tage des Morgens und
Abends ihre Sitzungen. Jeder Fremde, der an der Gränze ankommt, wäre
gehalten, da seinen Ausweis zu machen.

Hier würde er ohne Schonung untersuchet. Man würde ihm nach seinem
Zustande, einen Geleitsbrief ausfertigen, oder die verbotene Waare unter
Siegel verzeichnen, damit man nicht eher davon Gebrauch machen könne, bis
sie im Rekonwaleszentenhause, wohin sie abgegeben würde, ausgeräuchert
wäre.

Von dieser Zeremonie wäre das schöne Geschlecht nicht ausgenommen. Anfangs
würde sie lästig scheinen; man würde sich aber bald daran gewöhnen. Hat man
sich doch gewöhnt, vor jedem Thore grobe, und manchmal treulose Hände ins
Felleisen spazieren, alles darinn umkehren, und was da verschlossen war,
oft unwiederbringlich verderben zu sehn. Es würde nicht lange brauchen, um
sich zu gewöhnen, linke Hände zu fühlen, die eine lange Uibung abgerichtet
hätte, noch dazu ihre Berührungen angenehm zu machen.

Es ist anzumerken, daß man durch eine solche Zusammensetzung eines Amtes
von aufgeklärten, und dafür bekannten Frauenzimmern den Ungemächlichkeiten
vorbeugen würde, die aus jeder andern Administrazion entstünden. Kein
Frauenzimmer dürfte sich schämen, der Untersuchung von Personen ihres
Geschlechts zu unterliegen; und man würde keine Mannsperson finden, die
sich weigern möchte, sich vor den Augen eines von seiner Erfahrung so
berufenen Tribunals zu produziren. Es fände sich also ganz keine
Schwierigkeit. Die Schamhaftigkeit, und Gesundheit der beyden Geschlechte
wäre dadurch in Sicherheit vor den Anstössigkeiten, die das eine kühn, oder
das andere schüchtern machen könnten.

Das ist also der Entwurf meines Projektes. Ich unterziehe es den Einsichten
der Politiker, die in unserm philosophischen Jahrhunderte so zahlreich
geworden sind. Ich kann versichern, daß ich einzig das allgemeine Beste und
das Wohl der ganzen Welt, die mein Vaterland geworden ist, zum Augenmerke
hatte. Ich wünsche, daß er unter die Hände von Leuten komme, die an der
gehörigen Stelle sitzen; wünsche, daß ihr persönliches Interesse sie
bestimme, sich seiner anzunehmen, und dem allgemeinen Frommen Hand zu
bieten.

Was Sie betrifft, mein Fräulein, wenn man ihn je annimmt, so wird man nie
vergessen, daß es Ihr Namen war, unter welchem er zum erstenmal erschien.
Ganz Paris wird Sie laut zur Annahme einer Stelle auffodern, deren Ihre
Bemühungen sie schon so würdig machten. Mit einer unnennbaren Freude werde
ich an der Spitze des erlauchten Senats, wovon ich den Plan entwarf, Sie
glänzen sehn. Sie werden die Aufseherinn von den Waffen Zylherens, und die
Wegweiserinn des Amors werden. Sie werden die Jugend lehren, ohne Gefahr
auf dem stürmischen Ozean der Vergnügungen zu segeln, indem Sie ihr mit der
Geschicklichkeit, die ihnen die Erfahrung giebt, das Steuerruder lenken.
Sie werden ihr zeigen den Klippen auszuweichen, die Ihres Gleichen, wie ein
großer Mann sagt, oft durch ihre Schiffbrüche bezeichnet haben.




Ein Brief als ein Supplement zu diesem Werke.


         An M. L. A * * *.


Uiber die Ursachen, die zu der schrecklichen Vermehrung der Kakomonade
beitragen.

Bisher, lieber Freund, hab ich nur gescherzet. Lachend schrieb ich die
Geschichte von einer der größten Geißeln des menschlichen Geschlechtes. Es
ist sehr seltsam, daß die Gewohnheit es nur den Aerzten erlaubt, davon
ernsthaft zu reden, und daß, in der feineren Welt, die üble Laune nicht die
Wirkung einer Ursache sein kann, die doch so sehr dazu gemacht ist, sie
hervor zubringen.

Sehr zuverlässig ist dieß die Folge jenes seltsamen Durcheinanders, den man
in unsern Sitten und Gewohnheiten wahrnimmt. Sobald Jemanden das Fieber
befällt, sobald er schlecht geschlafen hat, oder einen Abend nicht mit der
gewöhnlichen Leichtigkeit ausspuckt; gleich sind mit dem nächsten Morgen
die Bedienten von allen vier Winden in Bewegung; sein Thürepocher kommt
nimmer zur Ruhe, und sein Portier hat nicht Worte genug, für all die
höflichen Bothen, die aus ganz Paris ihn zu fragen kommen, wie der Herr
diese Nacht sich befunden habe.

Ward nun aber der nämliche Mensch das Spiel einer jungen Spitzbübinn, --
und ach! wie viel giebt es ihrer! -- Bleiben ihm nagende Erinnerungen eines
zärtlichen Rendezvous; sieht er sich bei dem Abschiede aus den Armen der
Venus gezwungen, einen Gott um Hilfe zu flehen, der bei den Alten die
Gnaden der Göttinn austheilte, der aber bei uns zu nichts weiter dient, als
sie uns aus dem Gedächtnisse zu bringen; da sieht man ihn ohne alle Unruhe
erbleichen, abzehren, und versiechen. Er muß die Sorgfalt, die er für seine
Gesundheit trägt, verbergen, gerade als ob es eine böse Handlung wäre; und
wenn irgend ein besonderer Freund ihn von Zeit zu Zeit befragt, so
geschieht dieß immer mit einem spöttischen Mitleid, das ihn noch mehr
demüthigt, als selbst sein Zustand.

Ja, wird man sagen, das ist eine Frucht der Ausgelassenheit. Die Schande
ist ein heilsamer Wermuth, den die Wohlanständigkeit in dieselbe gießt, um
sie den Unvorsichtigen, die versucht werden, sie zu pflücken, zu verleiden.
Dieser scheinbare Widerspruch ist ein Zug der Weisheit. Man hat große
Ursache, Krankheiten, die eine unzertrennliche Folge der Schwachheiten der
Natur sind, zu bemitleiden; aber auch nur Verachtung gegen diejenigen
blicken zu lassen, die einen Mißbrauch ihrer Gutthaten verkünden.

Ach! lassen Sie uns, mein lieber Freund, diesem Gegenstande nicht ins Innre
dringen. Diese Frucht ist eine Geburt der Ausgelassenheit, ich wills
glauben, aber sie muß dem Hundszahne gleichen, und überall ohne Unterschied
wachsen, wie dieses Kraut, in einem bösen Erdreich sowohl, als in einem
guten. Man ärntet sie an so vielen Orten, die das Wappen der Tugend führen,
daß man wahrhaftig auf nichts schwören darf; und vorzüglich an derlei
Plätzen sind die Schilde betrügerisch. La Fontaine sagte:

   Unterm Jungfern-Unterröckchen kann
      Eben so viel Schönheit wohnen,
   Als so mancher gute Ehemann
      Findet unterm Hemde bei Madonnen.

Aber gestehn Sie es nur ein, daß es, wenigstens in unsern Tagen, nicht die
Schönheit allein ist, die da allenthalben so gleich ausgetheilt wohnt; und
daß die Ungemächlichkeiten, die sie furchtbar machen, mit nicht weniger
Gleichheit ausgetheilet sind.

Doch, das befremdet mich nicht, sondern, worüber ich mich wundere, was ich
nicht begreife, ist die Sicherheit, mit welcher wir mitten unter so vielen
Gefahren leben. Offenbar sehn wir die Kakomonade mit den nämlichen Augen
an, wie die angesteckten Dünste zu Paris, die man daüberall einathmet, und
an die man sich, trotz ihrer Anpestung, gewöhnet: allein zwischen ihnen
beiden herrscht ein himmelweiter Unterschied.

Wenigstens trägt die Polizei doch einige Sorge, um das letztere zu mindern:
Man kehrt die Gassen: man schafft den Mist weg; die Arbeit eines Tages
macht das verschwinden, was die Verzehrung eines Tages von Unreinigkeiten
hinterlassen hat. Aber ists mit dem andern Gegenstande auch so? Leider!
nein. In Rücksicht desselben trägt man entweder gar keine Sorge, oder die,
die man dafür hat, ist so schwach, daß sie, anstatt dem Uibel abzuhelfen,
nicht einmal im Stande ist, seinen weitern Umsichgriffen Einhalt zu thun.

Unterdessen ist es hohe Zeit, daß die Regierungen aus der Lethargie, worinn
sie über diesen Artikel zu liegen scheinen, erwachen. Mit welcher Ruhe sehn
sie nicht das Uibel sich reißend um sie her verbreiten! Die Bevölkerung,
von dieser Pest bis auf die Wurzeln angegriffen, verwelkt und vertrocknet.
Man kann es merken, wie das menschliche Geschlecht an Anzahl und Stärke
abnimmt, Uiberall findet man unzählige Menschen, mit denen es soweit kam,
daß sie die traurigen Gedenkzeichen von den Graden ihrer Prüfung, die sie
seit ihrer Kindheit gleich den Metallen durchwandelten, welche die Chemie,
so bald sie aus dem Schmelztigel kommen, durch gewaltsame Operazionen
entnaturt, ihr ganzes Leben hindurch behalten.

So lange die Krankheit nur in den Städten herumgieng, war diese
Nachlässigkeit noch einiger Maaßen zu entschuldigen. Aufgeklärte Politiker
konnten weniger davor erschrecken, so lange sie nur müssigen
Güterbesitzern, oder unarbeitsamen Bürgern drohte. Vieleicht dürfte man
sich noch itzt nicht sehr entrüsten, wenn sie sich inner die Mauern der
Städte beschränkte, wenn sie sich begnügte, daselbst die Ausschweifungen
einer herabgewürdigten Jugend, oder eines schwärmerischen Alters zu
strafen. Sie griffe dann nur Menschen an, die dieses Namens nicht werth
sind, und dieß wäre für das menschliche Geschlecht ein kleiner Verlust.

Aber zum Unglücke bindet sie sich hieran nicht; und fällt sehr oft in die
Dörfer hinaus. Da greift sie unsern armen Stamm unter dem Strohdach an, das
doch noch etwas seinen Adel, und seine Kraft erhält. Sie findet keine
Schwierigkeit, sich da niederzulassen. Die Unwissenheit, und vor allen die
Armuth erleichtern die Gefälligkeiten, durch die sie sich fortpflanzt, und
verbannen hiemit die Mittel, die sie unterdrücken könnten.

Die Zeit ist vorbei, wo man das Land als den Freiort der Unschuld, als die
Zufluchtsstätte schuldloser Ergötzungen ansehn konnte. Mit Rechte lobten
unsre alten Dichter seine Schönheiten, und Annehmlichkeiten; sie rühmten
die Sicherheit der Wälder, die es umgeben; das Grün der Matten, die es
schmücken; die Klarheit der Gewässer, die es befeuchten, die Blüthe der
Nymphen, die es verschönern. Die unsrigen sieht man so was nicht mehr thun.

Nicht, als ob wir nicht auch noch Wälder, Gewässer, Matten, und Nymphen
hätten: aber bei uns ists keine Diana mehr, die in unsern Wäldern jaget;
keine Venus mehr, die sich in unsern Bächen bespiegelt; keine Flora, die in
ihrem Laufe auf dem Grase ausglitscht. Die Stelle dieser Göttinnen hat die
Kakomonade eingenommen. Alles, was vormals diente, die Vergnügungen, zu
umschleiern, und zu vergrößern, dient nun unter ihren Händen zu nichts
mehr, als nur die Gelegenheiten zur Reue zu vermehren; und wenn noch ein
kühner Faun es wagt, die Schäferinnen ins Gehölze zu verfolgen, so fühlt er
sich bald mit einer ganz andern Wunde geschlagen, als wie sie Amors Pfeile
schlugen.

Welche Macht könnte doch eine so traurige Metamorphose in Gegenden
verursachen, die von dem Verderbnisse so entfernt sind? Wie kann da jenes
der Schein der Tugend verhüllen, was anderswo nur die Folge der
Ausgelassenheit ist? Wie geht es doch zu, daß oft die Simplizität selber
denen gefährlich wird, die sich schmeicheln, sie zu mißbrauchen? Man kann
hiervon drei sehr dunkle, aber sehr wirksame Ursachen angeben, welche die
Hauptbeweggründe der Verwüstung sind, welche die Kakomonade auf dem Lande
hervorbringt.

Die erste davon ist jene ungeheure Anzahl Kinder, die mit jedem Tage aus
den großen Städten fortziehn, um sich auf viele Meilen in die Runde,
auszubreiten. Sie begehren da von ihnen gemietheten Nährmüttern jenen
Beistand, den ihnen die Eltern, von denen sie das Leben haben, versagen.
Dieß ist oft ein Glück für sie. Sie würden das Leben, das sie erst
empfiengen, bald verlieren, wenn man sie nicht hurtig aus dem angepesteten
Schoosse entfernte, in welchem sie es schöpften: aber dieses Glück wird
sehr traurig für den mitleidigen Schooß derjenigen, die sich würdigen, sie
zu sich aufzunehmen.

Für die Milch, die sie daraus saugen, strömen sie das Gift darein, vor dem
sie ihre Unschuld nicht retten konnte. Mit diesem Augenblicke wird die
eheliche Zärtlichkeit ein Netz, worinn der Gatte sehr bald sich fängt. Er
wird zum Zeitvertreibe mit einer Seuche behaftet, die er nicht fürchten
konnte, da sie für ihn mitten in den Armen der Weisheit, und der
Fruchtbarkeit entsproß. Wenn sich die Merkmaale davon sehen lassen, so hält
die Schamhaftigkeit öfters ihre Entdeckung zurück, und fast immer steht die
Dürftigkeit der Abhilfe derselben im Wege. Die Nothwendigkeit einer
mühsamen Arbeit vermehret und verschlimmert die Symptomen derselben. Die
Schwachheit, die die Einen mit sich bringen, macht, daß die Früchte der
andern nicht hinreichen werden. Die Bedürfnisse vervielfältigen sich nach
dem Maaße, nach welchem die Kräfte sich verlieren; endlich, wenn die
armselige Familie eine Zeitlang in Elend und Verzweiflung geschmachtet hat,
erwartet sie in irgend einem Siechenhause ihre Vernichtung.

Nicht ein Zug ist hier übertrieben, sondern es ist dieß ein sehr wahres,
ein sehr lebhaftes Gemälde von dem, was sich alle Tage um uns herum
zuträgt. Man findet keinen Dorfpriester, keinen Landjunker in den
Provinzen, der nicht die Wahrheit davon erkennte. Dieß ist die Gestalt der
ersten Quelle der Entvölkerung der Dörfer, welche die Krankheit, von der
hier die Rede ist, verursacht.

Doch, es sind es nicht die Kinder in der Wiege allein, durch die sie sich
da einschleicht. Auch jene parfümirten Puppen, jene fünf und
zwanzigjährigen Greise, welche ein grausames Loos bei Zeiten reich, und zu
müssigen Herren gemacht hat, müssen ihr mittelbar zu ihren Absichten
dienen. Sie führen öfters die Langeweile, die sie aufzehrt, die
Eckelhaftigkeit, die ihnen das Herz abdrückt, auf ihren Landgütern mit sich
spazieren. Aus Furcht, sie möchten in diesem neuen Aufenthalte sich selbst
gelassen sein, sind sie sehr besorgt, all den Prunk, und Firlefanz des
Luxus, der sie in den Städten, aus denen sie sich flüchten, tödtet, mit
sich dahin nachzuschleppen.

Ein zahlreicher Hofstaat, eine prächtige Equipage ist ihr Geleite bis in
die Mitte der ländlichen Einfalt. Es gefällt ihnen, ihre groben, und
verbordirten Bedienten, die sie schlecht bedienen, mitten unter demüthigen,
und mit Kütteln angethanen Landleuten, die sich nur von ferne sie
anzublicken, getrauen, glänzen zu sehn. Es ist ihnen lieb, in den
Vorzimmern ihrer Lustschlösser mehr unnütze Thunichtse zu zählen, als sie
arbeitsame Unterthanen auf dem Felde haben.

Dieses lächerliche Großthun, dieser unerträgliche Stolz wäre doch noch ein
leidliches Uibel, wenn es nichts weiter schadete, als die Kleingeistigteit
des Ortsherrn zu nähren. Aber was ihn erst wirklich schrecklich macht, ist
dieß, daß er die Zügellosigkeit der Bedienten begünstigt, und die Folgen
davon ins Unendliche vermehret. Die Kakomonade macht sie zu neuen
Prometheussen, die sie mit ihrer Fackel bewaffnet; auf ihren Befehl ziehn
sie aus, die Bildsäulen, womit das Land erfüllet ist, mit einer
verderblichen Flamme zu beleben, die sie nicht von den Strahlen der Sonne
entwendet haben.

Die drei Viertheile der Menschen, die sich bei uns zur Dienstbarkeit
verschreiben, sind durch ihren Stand Müssiggänger, und aus Noth Hagestolze.
Eine vollkommene Unabhänglichkeit ist das erste Bedingniß, welches der
Luxus fordert, um sie zu den Würden der Livree zuzulassen, und er macht
diese Forderung nur, um sie sich selbst zum Opfer zu bringen. Er will die
Herrschaft über seine Unterthanen mit Niemandem theilen. Er macht Ansprüche
über Sklaven zu gebieten, die außer ihm keinen Herrn haben sollen. Er meint
sich hierdurch Unruhen zu ersparen. Er bildet sich ein, sich dadurch eines
hurtigern Dienstes, einer genaueren Treue zu versichern.

Ich weis nicht, ob er es damit wohl macht; was ich gewiß weis, ist, daß
dieser Haufen arbeitloser, einsamer Bedienten, überall, wo er sie nur zu
finden glaubt, Gesellschaften aufsucht. Ihr Temperament treibt sie zu
lebhaften Vergnügungen, und ihr Anzug bringt sie in Gesellschaften, wo
ihnen diese leicht gemacht werden. Von dieser Seite der Wonnen des
Ehestandes beraubt, von der andern zur Ausübung seiner Geschäffte
eingeladen, überlassen sie sich einem Umgange, der ihnen seine Vergnügungen
gewährt, ohne seine Beschwerden zu haben. In diesem schändlichen Mißbrauche
der Kräfte der Natur folgen sie den Absichten, und oft dem Beispiele ihrer
Herren.

Ihr gegenwärtiges Bedürfnis macht sie taub für die Folgen der Zukunft. Man
weis, was man, von der Gattung Weibsleute, auf die sie sich beschränken
müssen, zu erwarten hat, und in kurzer Seit erlangen sie die Erfahrung
davon. Dadurch werden sie kecker, so, wie ein Mensch, dessen Kleid schon
einmal durchnäßt ist, sich desto weniger gegen den Regen sperret. Die Kraft
ihrer Jugend erhält sie eine Zeitlang. Die Schuldigkeit, vor der Herrschaft
zu erscheinen, oder gar die Mittellosigkeit, wehrt es ihnen, auf ihre
Heilung zu denken. Sie müssen ihrem Herrn überall, wo es seine Kaprize
immer hin will, folgen, und man stellt sich auf seinen Wink, es mag um den
Körper stehn, wie es wolle. So ist indessen der Trupp beschaffen, mit
welchem der Reiche sich brüstet, auf seiner Herrschaft zu erscheinen, wenn
er sich würdigt, sie mit seiner Gegenwart zu beehren.

Ist er nun einmal auf dem Dorfe, so sind seine Bedienten, in der Kleidung
oft besser bestellt, als er, Leute von Wichtigkeit. Ihre Borden werden nun
ein Ehrenzeichen. Sie behaupten unter diesen Leuten ohne Widerspruch den
vornehmsten Rang, und ziehen alle Augen auf sich. Das Prächtige ihres
Anzugs, ihr Bau, der Vorrang, den sie über die Landleute affektiren,
unterwirft ihnen sehr bald die Mädchen auf dem Lande, die auf alles
aufmerksam sind.

Und dann wehe der Tugend, die sich mit einem Bißchen Reiz, und Anmuth
waffnet; wehe der Unschuld, welche die Jugend schmücket, und welche die
Grazien dieses Alters vielmehr schwächen, als beschützen! Wie bald ist sie
verführt, und vergiftet! Die ihrer genoß, -- nichts bleibt der
Unglücklichen, außer ein unaustilgbarer Jammer, und schändliche Schmerzen.
Ihr Ende ist -- sie bringt, oft ohne es selbst zu wissen, dem Hymen Blumen
zu, die auf ihrem Erdreiche nicht wachsen sollten, und die die Liebe auf
ewig verbannen, und es ist noch ein Glück; wenn sie der Versuchung nicht
nachgiebt, in die Stadt zu ziehn, um mit den Reizen, die sie zu Grunde
gerichtet haben, ein Gewerbe zu treiben, und die Folgen ihrer Schwachheit
mit dem Publikum zu theilen!

So arbeiten denn ungeheure Armeen, unter der Uniforme der Sklaverei, daran,
in den Schlund der Hauptstädte das Gift, das darinnen gähret, zurück zu
gießen, und in diesem Geschäfte muß man ihnen noch eine andere Klasse von
Sklaven beigesellen, die an sich selbst edler, obgleich in der Sache selbst
sehr wenig in Betrachtung gezogen sind; jene Automaten muß man ihnen
zugesellen, die mit zu dem Machwerk eines so genannten Regimentes gehören,
und derer Ressorts, wenn sie einmal zugenommen haben, ihnen eine ziemliche
Geschicklichkeit geben, eine gewisse Anzahl Bewegungen zu machen, die unter
dem Namen Exercizien bekannt sind.

Diese, begabt mit der ausschließenden Befugniß, eine Flinte, oder eine
Bajonette zu führen, haben noch in einem höheren Grade jene, überall die
traurigen Geschenke, von denen wir sprechen, anzunehmen, und mitzutheilen
Durch ihre Mitwirkung dringet sich die Kakomonade in die entlegensten
Provinzen ein. Sie eröffnen ihr einen Weg in Gegenden, wohin selbst das
Gold kaum einen Eingang findet.

Offenbar sind dieses Laster, die sie gegen das menschliche Geschlecht
begehn; doch läßt es sich schwer entscheiden, ob sie dabei mehr strafbar,
als unglücklich sind. Gewiß ists, daß der Ehestand für den Soldaten sich
nicht schicke. Noch gewisser, daß der Zölibat ihm die Ausschweifung
nothwendig macht. Nicht weniger gewiß ists, daß diese Ausschweifung für
ihn, und für alle Länder, die er durchzieht, die schrecklichsten Folgen
habe. Um sich davon zu überzeugen, darf man nur den Zustand der Plätze, wo
Krieg ist, und ihre Gegenden umher betrachten.

Täglich schleicht sich da, trotz aller Wachen, die ihn beobachten, ein
verkappter Feind hinein. Er herrscht da mit größerer Macht, als die
Statthalter des Königs. Die Wachsamkeit derselben, ihn hindanzuhalten, ist
unnütz. Er ist sogar mit den Offizieren, die man dahin beordern könnte,
verstanden. Uiber dieß, wie wollte man junge Leute hindern, sich einem
Gelüste zu ergeben, das der Müssigang, aus dem sie sich eine Ehre machen,
bei ihnen genährt hat? Wie wollte man Begierden unterdrücken, die ein,
lange Zeit, bezähmtes Temperament, oder die Gewohnheit der Ausschweifung
wüthig gemacht hat? Weder die Bestrafung so einer Unglücklichen, die sie
anpestet, noch die langwierigen Peinen, womit sie die Schwachheit eines
Augenblicks abbüssen müssen, werden sie je vor dem Rückfalle bewahren. Ein
Soldat glaubt, er sei da, um des Gegenwärtigen zu genießen: seine
Bestimmung ist, den Gefahren Trotz zu bieten, und er rechnet sichs zum
Verdienste an, ihnen in jeder Gestalt zu trotzen.

Was noch trauriger ist: da sich der Soldat so selbst verderbt, verderbt er
auch andere mit. Er erhält, wie Midas, die Eigenschaft, allem, was er
berührt, die Kraft, die er empfangen hat, mitzutheilen. Und so wird eine
Armee selbst in Feindes Lande dadurch viel verderblicher, als die
schrecklichste Verwüstung des Krieges. Nicht das, was sie daraus fortträgt,
sondern das, was sie darinnen läßt, schlägt ihm eine unheilbare Wunde.

Wahr ists; sie empfängt dafür bald ihre Strafe. Das Weibervolk dieses
Landes bewaffnen sich ihrerseits gleichfalls mit der Plage, die sie
verletzet hat, wie Montesquieus Präsident vom Despotismus sagt, daß er sich
mit seinen eigenen Ketten bewaffnet, und dadurch desto schreckbarer wird.
Damit, schlagen, sie bei ihrem Durchmarsche die Soldaten, die sich davor
verwahrt, oder davon entlediget haben. Dieser mörderische Kriegslauf
unterhält unter den Truppen eine weit furchtbarere Pest, als die best
eingerichtete Artillerie.

Auch dieses wissen alle, die die letzten Feldzüge mitgemacht haben. Die
deutschen Bauerndirnen waren, wie die römischen Frauen, die sicherste
Vormauer ihres Vaterlandes geworden. Die Gefälligkeit der kirre gewordenen
Hessinnen war mehr zu fürchten, als das Schwert ihrer vaterländischen
Helden. Eine einzige Westphälerinn brachte mehr Unordnungen aus, und füllte
die Spitäler mehr an, als die Armee von einem ganzen Detachement
Hanovrianer.


Lieber Freund, sehen Sie hier wirkliche, offenbare Thatsachen, an denen
sich nicht zweifeln läßt. Sie geschehn vor unsern Augen, und leider! sind
der Zeugen nur zu viele, die die Wirklichkeit davon bestättigen können.
Unter allen den Reformazionsgegenständen, womit man sich in diesem
philosophischen Jahrhunderte beschäftigt, ist vielleicht dieser der
einzige, woran man nicht denkt, da er doch wahrlich der allerwesentlichste
ist. Die übrigen interessiren nur die moralische Glückseligkeit der
Menschen, indeß dieser sich mit ihrer phisischen Existenz befaßt. Die
Mißbräuche bei den Finanzen und in der politischen Verfassung werden ganz
gewiß übertrieben. Die Uibel, die daraus entstehn, lassen sich vielleicht
bezweifeln, oder es könnten wenigstens die Verbesserungen derselben sehr
leicht noch trauriger ausfallen. Allein hier stehts mit der Sache ganz
anders. Das Uibel ist gewiß, die Nothwendigkeit, ihm zu steuern, ist
dringend, und die Anwendung des Heilmittels dagegen wäre ohne Widerrede der
nützlichste Dienst, den man der Menschheit erzeigen könnte.







End of Project Gutenberg's Die Kakomonade, by Simon Nicolas Henri Linguet

*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE KAKOMONADE ***

***** This file should be named 39043-8.txt or 39043-8.zip *****
This and all associated files of various formats will be found in:
        http://www.gutenberg.org/3/9/0/4/39043/

Produced by Jens Sadowski

Updated editions will replace the previous one--the old editions
will be renamed.

Creating the works from public domain print editions means that no
one owns a United States copyright in these works, so the Foundation
(and you!) can copy and distribute it in the United States without
permission and without paying copyright royalties.  Special rules,
set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to
copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to
protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark.  Project
Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you
charge for the eBooks, unless you receive specific permission.  If you
do not charge anything for copies of this eBook, complying with the
rules is very easy.  You may use this eBook for nearly any purpose
such as creation of derivative works, reports, performances and
research.  They may be modified and printed and given away--you may do
practically ANYTHING with public domain eBooks.  Redistribution is
subject to the trademark license, especially commercial
redistribution.



*** START: FULL LICENSE ***

THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE
PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK

To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free
distribution of electronic works, by using or distributing this work
(or any other work associated in any way with the phrase "Project
Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project
Gutenberg-tm License (available with this file or online at
http://gutenberg.org/license).


Section 1.  General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm
electronic works

1.A.  By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm
electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to
and accept all the terms of this license and intellectual property
(trademark/copyright) agreement.  If you do not agree to abide by all
the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy
all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession.
If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project
Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the
terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or
entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8.

1.B.  "Project Gutenberg" is a registered trademark.  It may only be
used on or associated in any way with an electronic work by people who
agree to be bound by the terms of this agreement.  There are a few
things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works
even without complying with the full terms of this agreement.  See
paragraph 1.C below.  There are a lot of things you can do with Project
Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement
and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic
works.  See paragraph 1.E below.

1.C.  The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation"
or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
Gutenberg-tm electronic works.  Nearly all the individual works in the
collection are in the public domain in the United States.  If an
individual work is in the public domain in the United States and you are
located in the United States, we do not claim a right to prevent you from
copying, distributing, performing, displaying or creating derivative
works based on the work as long as all references to Project Gutenberg
are removed.  Of course, we hope that you will support the Project
Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by
freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of
this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with
the work.  You can easily comply with the terms of this agreement by
keeping this work in the same format with its attached full Project
Gutenberg-tm License when you share it without charge with others.

1.D.  The copyright laws of the place where you are located also govern
what you can do with this work.  Copyright laws in most countries are in
a constant state of change.  If you are outside the United States, check
the laws of your country in addition to the terms of this agreement
before downloading, copying, displaying, performing, distributing or
creating derivative works based on this work or any other Project
Gutenberg-tm work.  The Foundation makes no representations concerning
the copyright status of any work in any country outside the United
States.

1.E.  Unless you have removed all references to Project Gutenberg:

1.E.1.  The following sentence, with active links to, or other immediate
access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently
whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the
phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project
Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed,
copied or distributed:

This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
almost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away or
re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
with this eBook or online at www.gutenberg.org

1.E.2.  If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived
from the public domain (does not contain a notice indicating that it is
posted with permission of the copyright holder), the work can be copied
and distributed to anyone in the United States without paying any fees
or charges.  If you are redistributing or providing access to a work
with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the
work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1
through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the
Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or
1.E.9.

1.E.3.  If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted
with the permission of the copyright holder, your use and distribution
must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional
terms imposed by the copyright holder.  Additional terms will be linked
to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the
permission of the copyright holder found at the beginning of this work.

1.E.4.  Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm
License terms from this work, or any files containing a part of this
work or any other work associated with Project Gutenberg-tm.

1.E.5.  Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this
electronic work, or any part of this electronic work, without
prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with
active links or immediate access to the full terms of the Project
Gutenberg-tm License.

1.E.6.  You may convert to and distribute this work in any binary,
compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any
word processing or hypertext form.  However, if you provide access to or
distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than
"Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version
posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org),
you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a
copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon
request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other
form.  Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm
License as specified in paragraph 1.E.1.

1.E.7.  Do not charge a fee for access to, viewing, displaying,
performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works
unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9.

1.E.8.  You may charge a reasonable fee for copies of or providing
access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided
that

- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
     the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method
     you already use to calculate your applicable taxes.  The fee is
     owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he
     has agreed to donate royalties under this paragraph to the
     Project Gutenberg Literary Archive Foundation.  Royalty payments
     must be paid within 60 days following each date on which you
     prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
     returns.  Royalty payments should be clearly marked as such and
     sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the
     address specified in Section 4, "Information about donations to
     the Project Gutenberg Literary Archive Foundation."

- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
     you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he
     does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm
     License.  You must require such a user to return or
     destroy all copies of the works possessed in a physical medium
     and discontinue all use of and all access to other copies of
     Project Gutenberg-tm works.

- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any
     money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the
     electronic work is discovered and reported to you within 90 days
     of receipt of the work.

- You comply with all other terms of this agreement for free
     distribution of Project Gutenberg-tm works.

1.E.9.  If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm
electronic work or group of works on different terms than are set
forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark.  Contact the
Foundation as set forth in Section 3 below.

1.F.

1.F.1.  Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
collection.  Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
works, and the medium on which they may be stored, may contain
"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
your equipment.

1.F.2.  LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right
of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project
Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all
liability to you for damages, costs and expenses, including legal
fees.  YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3.  YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE
LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
DAMAGE.

1.F.3.  LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a
defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can
receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a
written explanation to the person you received the work from.  If you
received the work on a physical medium, you must return the medium with
your written explanation.  The person or entity that provided you with
the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
refund.  If you received the work electronically, the person or entity
providing it to you may choose to give you a second opportunity to
receive the work electronically in lieu of a refund.  If the second copy
is also defective, you may demand a refund in writing without further
opportunities to fix the problem.

1.F.4.  Except for the limited right of replacement or refund set forth
in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS' WITH NO OTHER
WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.

1.F.5.  Some states do not allow disclaimers of certain implied
warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
the applicable state law.  The invalidity or unenforceability of any
provision of this agreement shall not void the remaining provisions.

1.F.6.  INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
with this agreement, and any volunteers associated with the production,
promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
that arise directly or indirectly from any of the following which you do
or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.


Section  2.  Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of computers
including obsolete, old, middle-aged and new computers.  It exists
because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come.  In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
and the Foundation web page at http://www.pglaf.org.


Section 3.  Information about the Project Gutenberg Literary Archive
Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service.  The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541.  Its 501(c)(3) letter is posted at
http://pglaf.org/fundraising.  Contributions to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
permitted by U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations.  Its business office is located at
809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
[email protected].  Email contact links and up to date contact
information can be found at the Foundation's web site and official
page at http://pglaf.org

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     [email protected]


Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements.  We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance.  To
SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
particular state visit http://pglaf.org

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including checks, online payments and credit card donations.
To donate, please visit: http://pglaf.org/donate


Section 5.  General Information About Project Gutenberg-tm electronic
works.

Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone.  For thirty years, he produced and distributed Project
Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.


Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily
keep eBooks in compliance with any particular paper edition.


Most people start at our Web site which has the main PG search facility:

     http://www.gutenberg.org

This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.