Der Mantel: Eine Novelle

By Nikolai Vasilevich Gogol

The Project Gutenberg EBook of Der Mantel, by Nicolaj Gogol

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Title: Der Mantel
       Eine Novelle

Author: Nicolaj Gogol

Translator: Rudolf Kassner

Release Date: February 3, 2009 [EBook #27973]

Language: German


*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER MANTEL ***




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                               DER MANTEL


                             Eine  Novelle
                                  von
                             Nicolaj Gogol



                        Ins Deutsche übertragen
                                  von
                             Rudolf Kassner


                       Im Insel-Verlag zu Leipzig




In einer Ministerialabteilung -- besser ich nenne sie nicht, denn
es gibt nichts Empfindlicheres als unsere Beamten, Offiziere und
Kanzlisten. Heute fühlt wirklich schon jeder Privatmensch in seiner
Person die ganze Gesellschaft beleidigt. Da soll neulich der Bericht
eines Polizeihauptmannes -- ich weiß nicht mehr aus welcher Stadt --
vorgelegen haben, worin dieser breit ausführt, daß die kaiserlichen
Verordnungen allenthalben nichts mehr gelten und der geheiligte Name
eines Polizeihauptmannes mit unverhohlener Verachtung ausgesprochen
werde, und zum Beweis legte er dem Bericht einen dickleibigen Roman bei,
allwo auf jeder zehnten Seite ein Polizeihauptmann in völlig betrunkenem
Zustande erscheint. Um also Unannehmlichkeiten zu vermeiden, nenne ich
die Ministerialabteilung, um die es sich hier handelt, lieber =eine=
Ministerialabteilung, irgendeine ...

In einer Ministerialabteilung also diente ein Beamter, irgendeiner. Man
kann nicht gut sagen, er hätte herausgeragt aus der Schar der anderen,
denn er war klein, pockennarbig, rothaarig, kurzsichtig, hatte eine
Glatze und kleine verrunzelte Bäckchen, und aus seiner Gesichtsfarbe
konnte man auf Hämorrhoiden schließen. Doch dagegen ist nichts zu
machen. Schuld trägt das Petersburger Klima. Um seinen Rang nicht zu
vergessen, da man bei uns vor allem den Rang angeben muß -- er war das,
was man einen ewigen Titularrat nennt, über welchen sich bekanntlich
hier schon verschiedene Schriftsteller lustig gemacht haben; diese
können nun einmal nicht von der Gewohnheit lassen, gerade auf solche
Leute loszugehen, die sich nicht wehren können. Er hieß Baschmatschkin,
und sein Vorname lautete Akaki Akakiewitsch. Es ist wohl möglich, daß
letzterer dem Leser merkwürdig und ein wenig gesucht erscheine, doch ich
kann ihm versichern, daß nach diesem Namen in Wirklichkeit nicht gesucht
worden war, daß vielmehr Umstände eingetreten waren, die jeden anderen
ausschlossen, und das hatte sich so zugetragen. Akaki Akakiewitsch
wurde, wenn ich mich recht erinnere, in der Nacht des 23. März geboren.
Seine selige Mutter, eine Beamtenfrau und ein überaus braves Weib,
machte, wie sich das gehört, sofort Anstalten, daß das Kind getauft
werde. Sie lag noch im Bett, und rechts von ihr stand der Pate
Iwan Iwanowitsch Jeroschkin, Abteilungschef im Senat und ein ganz
ausgezeichneter Mann, und die Patin Arina Semenowa Bjelobruschowa, die
Gattin eines Polizeileutnants und zudem mit seltenen Tugenden begabt.
Pate und Patin ließen der Wöchnerin die Wahl zuerst unter folgenden drei
Namen: Mokia, Sossia und Chosdadat, der Märtyrer, doch sie wollte nicht:
»Nein, das sind alles so Namen.« Um sie zufriedenzustellen, wurde der
Kalender an einer anderen Stelle aufgeschlagen, und da kamen die Namen:
Trefilius, Dula und Barachassius heraus. »Das ist ja wie eine Strafe
Gottes!« rief jetzt die Mutter. »Was für schreckliche Namen! Nie noch
habe ich diese Namen gehört! Wenn wenigstens Barabas oder Baruch dastünde
-- aber Trefilius und Barachassius! Ach! Ach!« Noch einmal drehten der
Pate und die Patin die Seite um: da standen aber Pafsikachius und
Bachtissius. »Ich sehe schon,« schrie jetzt die Alte, »das ist sein Los.
Und weil es nicht anders sein kann, so soll er wie sein Vater heißen.
Dieser hieß Akaki und darum soll auch sein Sohn so heißen!« So kam
es also zu Akaki Akakiewitsch. Die Taufe wurde nun vollzogen, und
dabei weinte das Knäblein und verzog das Gesicht so, als hätte es
vorausgefühlt, daß es einmal Titularrat sein würde. Ich habe das alles
ausgeführt, damit der Leser selber sehe, daß es gar nicht anders sein
konnte und ein anderer Name unter diesen Umständen rein unmöglich und
gänzlich ausgeschlossen gewesen wäre.

Wann Akaki Akakiewitsch nun ins Ministerium kam und wer ihn dorthin
brachte, daran kann sich wohl niemand mehr erinnern. Die Direktoren
und Kanzleivorsteher wechselten, doch ihn sah man immer auf demselben
Posten, in derselben Haltung, bei derselben Arbeit, so daß einer glauben
konnte, Akaki Akakiewitsch wäre so auf die Welt gekommen: in Uniform und
mit der Glatze. In seiner Abteilung bewies man ihm auch weiter keine
Achtung. Die Türsteher standen nicht nur nicht auf, wenn er kam, sondern
sie sahen ihn nicht einmal, als wäre da anstatt eines Titularrats
eine ganz kleine Fliege hereingeflogen gekommen. Die Kanzleivorstände
behandelten ihn von oben herab. So ein Sekretär hielt ihm einfach den
Stoß Papiere unter die Nase hin und nahm sich erst weiter nicht die Mühe
hinzuzufügen: Bitte schreiben Sie das ab! oder: Heute gibt es wieder
einmal eine hübsche, interessante Arbeit für Sie! oder sonst etwas
Verbindliches, wie es sich unter wohlerzogenen Leuten schickt. Und Akaki
Akakiewitsch nahm auch alles so entgegen, wie man es ihm bot, und hatte
nur Augen für das Papier und sah gar nicht erst auf den, der es ihm
reichte und ob dieser auch dazu berechtigt wäre; er nahm es entgegen und
machte sich sofort an die Arbeit. Die jungen Beamten lachten ihn aus und
machten Witze mit ihm, wie das solche Kanzleigehirne eben verstehen;
so erzählten sie in seiner Gegenwart Geschichten über ihn und seine
Wirtschafterin, ein siebzigjähriges Weib, und sagten, daß diese ihn
prügle, oder fragten, wann Hochzeit sein werde; auch streuten sie
Papierschnitzel auf seine Glatze und meinten, das sei Schnee. Doch Akaki
Akakiewitsch erwiderte mit keiner Silbe und tat, als sähe er nichts. Es
störte ihn auch nicht im geringsten in seiner Arbeit; mitten unter allen
diesen Sticheleien machte er nicht einen einzigen Fehler im Briefe. Nur
wenn sie schon ganz unerträglich waren und diese freundlichen Kollegen
etwa seine Hand zu stoßen begannen und ihn also an der Arbeit hinderten,
rief er: »So laßt mich doch in Ruhe! Warum müßt ihr mich in einem fort
ärgern?« Und etwas Fremdes und Fernes lag stets in diesen seinen Worten
und in der Stimme, mit der er sie sprach. Ich sage, darin ward etwas
laut, was in den Menschen das Mitleid erregen mußte, so daß wirklich
einmal ein junger Mann, der seit kurzem hier angestellt war und nach
dem Muster der anderen sich auch allerhand Scherze mit Akaki Akakiewitsch
erlaubte, ganz plötzlich davon abließ, als sähe er jetzt alles ganz
anders und als hätte sich alles nun vor seinen Augen verkehrt und
verwandelt. Eine wunderbare Macht trennte ihn für immer von seinen
Kollegen, mit denen er sich schon befreundet hatte, in der Meinung, es
wären eben liebenswürdige Leute von Welt wie andere auch. Und noch nach
Jahren, in Augenblicken des Frohsinns, stand da plötzlich im Geiste der
kleine Beamte mit der Glatze auf dem Kopfe vor ihm und sprach dieselben
Worte: Laßt mich doch in Ruhe! Warum müßt ihr mich in einem fort ärgern?
Und mit diesen Worten tönten andere mit: Ich bin dein Bruder. Und der
junge Mann bedeckte sein Gesicht mit den Händen und erschrak jetzt und
noch oft und oft in seinem Leben davor, wieviel Unmenschliches im
Menschen wohne, wieviel Grausamkeit und Roheit gerade in diesen feinen,
gebildeten Männern von Welt und weiß Gott auch in solchen noch stecke,
welche allenthalben für gutmütig und rechtschaffen gelten.

Es wäre wohl schwer gewesen, einen Menschen zu finden, der mehr in
seinem Berufe lebte. Akaki Akakiewitsch diente mit Eifer, doch das ist
noch nicht das Wort: er diente mit Liebe. Während er so schrieb, erstand
vor seinem Auge eine bunte und ihm liebe Welt, und der Genuß an dieser
Welt drückte sich auch in seinem Gesichte deutlich aus; da gab es immer
Buchstaben, die er ganz besonders mochte; wenn er die zu Papier brachte,
war er wie närrisch, lächelte in sich hinein, zwinkerte mit seinen
kleinen Augen und half gleichsam mit den Lippen nach, so daß man aus
seiner Grimasse wohl lesen konnte, welchen Buchstaben eben seine Feder
produzierte. Wenn sie ihn nach seinem Eifer entlohnt hätten, müßte er
schon längst Staatsrat sein -- wohl auch zu seinem eigenen Erstaunen; so
hatte er sich, wie seine Kollegen sich ausdrückten, statt eines kleinen
Bandes im Knopfloch die Hämorrhoiden ersessen. Natürlich will ich damit
nicht behaupten, daß seine Vorgesetzten auf ihn nicht aufmerksam
geworden wären. Einer, ein guter Mensch, wollte ihn auch für seinen
langen Dienst belohnen und gab den Auftrag, ihm von nun an eine
wichtigere Arbeit anzuvertrauen als das bloße Abschreiben wäre: Akaki
Akakiewitsch sollte Berichte für ein anderes Bureau liefern, und die
Arbeit bestand schließlich nur darin, daß er den Titel änderte und die
erste Person in die dritte verwandelte, doch das machte ihm solche Mühe,
daß er ganz in Schweiß geriet, sich die Stirn rieb und endlich bat:
Nein, laßt mich lieber wieder abschreiben! Und seitdem schrieb er wieder
ab.

Was nicht zum Schreiben gehört, das existierte für Akaki Akakiewitsch
nicht. So vergaß er ganz auf seine Kleidung. Die Uniform war nicht mehr
grün, sondern rötlich und wie mit Mehl bestäubt; der Kragen war so eng
und niedrig, daß sein Hals, der eigentlich kurz war, ganz lang erschien
und der Titularrat jenen Katzen aus Gips glich, welche die Hausierer auf
dem Kopfe, so ein Dutzend im Korbe, herumtragen. Und immer blieb etwas
an seiner Uniform hängen: ein wenig Heu oder ein Bindfaden; zudem hatte
er es darauf abgesehen, unter ein Fenster gerade in dem Augenblick zu
treten, da man Kehricht auf das Pflaster warf, und so trug er stets etwas
davon auf seinem Hute weiter: Stücke Schale von einer Wassermelone,
Brotrinde und ähnliches. Man kann wohl behaupten, daß er dem, was
täglich auf der Straße vorgeht, auch nicht die geringste Aufmerksamkeit
schenkte. Bekanntlich läßt sein Bruder im Amte zu keiner Zeit die Augen
davon, in der Tat hat er diese schon so geschärft, daß er es schon
merkt, wenn einer auf dem anderen Trottoir unten die Hosen abgetreten
hat, welcher Umstand ihn immer von neuem zu lautem Lachen reizt. Wohin
immer Akaki blickte, überall sah er die sauberen, geraden Linien seiner
Handschrift, und erst wenn sich ihm von ungefähr eine Pferdeschnauze auf
die Schulter legte und ihn aus seinen großen Nüstern anblies, wurde er
gewahr, daß er sich nicht mitten in einer Zeile, sondern mitten auf der
Straße befände.

Zuhause setzte er sich gleich zu Tisch, schlang die Suppe herunter und
aß ein Stück Rindfleisch mit Knoblauch dazu. Er schmeckte nicht, was er
aß, und so kam es, daß er auch die Fliegen und was sonst etwa noch auf
dem Essen lag, mit herunterschluckte. Wenn er fühlte, daß der Magen voll
zu werden anfing, stand er auf, nahm Tintenfaß und Feder heraus und
schrieb nun die Briefe und Schriften ab, die er mit nach Hause gebracht
hatte. Gab es zufällig keine Briefe, so hatte er sich Kopien mitgenommen
und schrieb sie jetzt zu seinem Vergnügen ab, besonders gerne, wenn sich
so ein Schriftstück weniger durch Schönheit des Stils, wie durch die
Adresse an eine neue oder wichtige Persönlichkeit auszeichnete.

Um die Zeit, da Petersburgs grauer Himmel sich völlig verdunkelt und das
ganze Beamtenvolk jeder nach seinem Gehalt oder Geschmack abgegessen
hat, um die Zeit, da alles sich vom Gekritzel der Federn, von den vielen
Gängen für sich und für andere oder sonst welchen Mühen, die sich der
Mensch freiwillig aufzwingt mehr als nötig, erholt, um die Zeit, da die
Beamten alle sich beeilen, die noch übrige Zeit dem Vergnügen zu widmen:
der eilt in ein Theater, dieser auf die Straße, um gewisse kleine
Hüte zu begucken, ein dritter in eine Gesellschaft, um sich hier in
Komplimenten zu verausgaben an ein zierliches Kind, den Stern eines
kleinen Beamtenkreises, ein vierter -- und das kommt allerdings am
häufigsten vor -- kriecht zu seinem Amtsbruder hinauf in den dritten
oder vierten Stock, die Wohnung besteht aus zwei kleinen Zimmern mit
Vorzimmer und Küche und ist nicht ganz ohne Ansprüche auf Schönheit, es
steht da etwa eine Lampe drin nach dem neuesten Geschmack oder sonst ein
seltener Gegenstand, der viel Opfer gekostet hat und ganz bestimmt nur
um den Preis unterdrückter Mittagessen und unterlassener Theaterbesuche
zu erstehen war; ich sage, um die Zeit, da diese Beamten sich in den
Wohnungen ihrer Kollegen zerstreuen mit Whist, Tee und Zwieback, und
einer sitzt dabei und dampft aus seinem langen Tschibuk, und ein anderer
neben ihm erzählt einen Klatsch aus den höchsten Kreisen, ein Vergnügen,
dem ein Russe niemals und unter gar keinen Bedingungen entsagen will,
und wenn ihm keiner einfällt, so gibt er wohl zum hundertsten Male
die Anekdote zum besten vom Kommandanten, dem gemeldet wird, daß ein
Übeltäter dem Pferde am Denkmal Peters des Großen den Schweif abgehauen
hätte, ich sage, um die Zeit, da alles die Freude und das Vergnügen
sucht, blieb Akaki Akakiewitsch durchaus jeder Art von Zerstreuung
ferne. Niemand konnte sagen, er hätte ihn jemals abends wo in
Gesellschaft gesehen. Sobald er sich satt geschrieben hatte, ging
er zu Bett, im voraus schon lächelnd beim Gedanken daran, was Gott
ihm wohl morgen zum Abschreiben geben werde.

So floß friedlich das Leben eines Menschen hin, der mit vierhundert Rubel
Gehalt sich in sein Los schicken konnte, und dieses Leben wäre weiter
so dahingeflossen in gleichem Frieden bis ins höchste Greisenalter, wenn
es nicht böse Zufälle gäbe auf dem Lebenswege nicht nur der Titular-,
sondern auch der Geheim-, der wirklichen Geheim- und der Hofräte, ja
selbst derer, die niemandem einen Rat geben und auch von keinem einen
solchen empfangen.

Alle die mit einem Jahresgehalt von vierhundert Rubel und darum haben in
Petersburg einen gar argen Feind, und dieser Feind ist kein anderer als
unser Winterfrost, trotzdem er natürlich für sehr gesund gilt. So um
neun Uhr morgens, um die Zeit, da sich die Straßen füllen mit solchen,
die in die Ministerien müssen, beginnt er so kräftige und beißende
Nasenstüber auszuteilen, daß die armen Beamten wirklich nicht mehr
wissen wohin mit ihren Nasen. Und wenn denen in hoher Stellung schon die
Stirn vor Kälte brennt und Tränen in die Augen treten, geht es unseren
armen Titularräten erst recht schlecht. Das einzige, was diesen zu tun
übrigbleibt, ist sich so schnell wie möglich in ihren dünnen Mäntelchen
durch die fünf oder sechs Gassen zu schlagen und dann in der Portierloge
sich die Füße am Ofen zu wärmen, so lange, bis alle auf dem Wege
eingefrorenen Talente und Fähigkeiten zum Dienst wieder aufgetaut wären.
Akaki Akakiewitsch begann nun schon seit einiger Zeit zu fühlen, daß ihn
da was im Rücken und auf den Schultern gar heftig zwicke und beiße,
trotzdem er sich bemühte, den Weg ins Bureau so schnell wie möglich
zurückzulegen. Und er dachte, ob nicht am Ende sein Mantel die Schuld
trüge, und richtig, da er ihn zu Hause genau durchsuchte, entdeckte er,
daß an drei oder vier Stellen, gerade am Rücken und an den Schultern,
sich der Stoff durchgerieben hatte und ganz durchsichtig geworden und
daß auch das Futter zerrissen wäre. Man muß im übrigen wissen, daß die
Kollegen auch diesen Mantel zur Zielscheibe ihres Spottes gewählt, daß
sie ihm den ehrenwerten Namen eines Mantels überhaupt genommen und ihn
Kapuze getauft hatten. In der Tat hatte er im Laufe der Zeit eine
fragwürdige Form angenommen, auch war der Kragen von Jahr zu Jahr
schmäler geworden, da er zum Flicken der anderen Teile herhalten mußte,
und diese Flecken verrieten keineswegs die Kunst eines Schneiders,
vielmehr waren sie von höchst ungeübter und grober Hand eingesetzt.

Da nun Akaki Akakiewitsch mit Augen sah, woran er wäre, beschloß er,
den Mantel sofort zu Petrowitsch, dem Schneider, zu tragen. Dieser
lebte irgendwo im vierten Stock eines Hinterhauses und befaßte sich
mit Reparaturen aller Art von Hosen und Fräcken der Beamten und anderer
Leute, natürlich nur in Stunden, da er nüchtern und sein Kopf frei war.
Ich brauchte über ihn natürlich nicht lange zu reden, doch da es nun
einmal so Sitte ist, daß in einer Erzählung über den Charakter einer
Figur kein Zweifel herrsche, so her mit diesem Schneider. Vor Jahren
hieß er noch einfach Grigori und war Leibeigener bei irgendeinem Herrn.
Petrowitsch begann er sich erst zu nennen, da er freigelassen wurde und
sich an allen Feiertagen tüchtig zu betrinken anfing, zuerst nur an den
großen, später aber an allen ohne Unterschied, wo immer nur im Kalender
sich ein Kreuz fand. Darin war er der Sitte seiner Väter durchaus treu
geblieben, und wenn er darob mit seinem Weibe zankte, so nannte er sie
ein weltliches Geschöpf ohne Sitte und ohne Art und zudem eine Deutsche.
Da ich nun schon einmal bei seinem Weibe bin, so muß ich auch über sie
ein paar Worte sagen. Leider ist von ihr nicht viel mehr bekannt, als
daß sie eben das Eheweib des Petrowitsch sei und daß sie eine Haube
und nicht ein Tuch um den Kopf trage. Sie konnte sich wohl in keinem
Falle rühmen, schön zu sein; höchstens daß Soldaten von der Garde ihr
einmal unter die Haube guckten, doch sie drehten sich da jedesmal den
Schnurrbart, lachten und sprachen ein nicht wiederzugebendes Wort aus.

Auf der Stiege zu Petrowitsch -- die Wahrheit zu sagen war diese gerade
frisch eingeseift und stank, wie alle Petersburger Hintertreppen, stark
nach Schnaps -- ich sage auf der Stiege überlegte Akaki Akakiewitsch,
wieviel Petrowitsch wohl verlangen dürfte, und war in Gedanken fest
entschlossen, nicht mehr als zwei Rubel zu geben. Die Tür stand offen,
denn die Küche, wo des Petrowitsch Weib einen Fisch briet, war so voll
Rauch, daß man nicht einmal die Schwaben sehen konnte. Akaki konnte also
durchgehen, ohne von der Wirtin gesehen zu werden, und trat ins Zimmer
des Petrowitsch, welcher an einem breiten ungestrichenen Tisch saß und
die Beine wie ein Pascha gekreuzt hatte. Die Füße waren wie bei allen
Schneidern bloß, und vor allem mußte dem Kunden der Daumen auffallen;
Akaki Akakiewitsch kannte ihn gut mit seinem verstümmelten Nagel, der
dick und hart wie Schildpatt war. Um den Hals hingen ihm Fäden von Zwirn
und Seide und auf den Knien hatte er einen alten Fetzen. Schon seit
einigen Minuten suchte er den Zwirn in das Nadelöhr zu bekommen, doch
es wollte ihm nicht gelingen, und da begann er denn auf die Finsternis
zu schimpfen und auch auf den Zwirn: Er geht nicht hinein, das Luder.
Akaki Akakiewitsch war es nicht angenehm, gerade in einem Augenblick zu
kommen, da Petrowitsch in schlechter Stimmung war: es wäre ihm lieber
gewesen, bei Petrowitsch eine Bestellung zu machen, da dieser seine
Courage vertrunken hatte und nach Fusel roch. In diesem Zustande ging er
nämlich auf alles ein und stand immer wieder von seinem Sitze auf und
verbeugte sich in einem fort und war überaus dankbaren Gemütes. Freilich
später kam dann das Weib und weinte und schrie, der Mann sei betrunken
gewesen gestern und hätte nur darum die Arbeit für so wenig übernommen.
Doch da legte man ein paar Kopeken zu, und die Sache war gemacht. Heute
aber, schien es, war Petrowitsch nüchtern und darum fest, er tat den
Mund nicht auf und war also eher geneigt, weiß Gott was für Preise zu
verlangen. Akaki Akakiewitsch fühlte das sehr deutlich und wollte schon
wieder zurück, doch er war schon zu weit gekommen, Petrowitsch hatte ihn
erblickt und blinzelte ihn mit seinem einzigen Auge von der Seite an, so
daß der Titularrat ganz gegen seinen Willen: »Guten Tag, Petrowitsch!«
ausrief. »Gott zum Gruß, Herr!« erwiderte Petrowitsch, und das Auge des
Schneiders fiel auf die Hand des Akaki Akakiewitsch und wollte wissen,
was für eine Beute dieser ihm heute denn brächte. »Ich komme zu dir,
Petrowitsch ... denn ... weil ...« Man muß wissen, daß der Titularrat
sich meist nur in Umstands- und Beiwörtern und in sonst welchen Silben,
die ganz ohne Sinn waren, ausdrückte. Und wenn eine Sache sehr schwierig
war, hatte er die Gewohnheit, den Satz überhaupt nicht zu beenden ...

»Was habt Ihr da?« sagte Petrowitsch und musterte inzwischen mit seinem
einen Auge die ganze Uniform von oben bis unten, Kragen, Aermel, Rücken,
Falten, Achselschlingen, er kannte das alles sehr gut, denn es war seine
eigene Arbeit. Das ist bei Schneidern so Gewohnheit; das erste, was
jeder tut.

»Da hab ich was für dich, Petrowitsch. Den Mantel ... Das Tuch ... Du
siehst, es ist überall noch gut, ganz fest. Er ist nur etwas verstaubt
und sieht darum so alt aus, doch er ist noch ganz neu ... neu ... Nur
hier ist so etwas ... am Rücken. Und auch noch auf der Schulter ist er
ein wenig durchgewetzt, und dann da noch auf dieser Schulter ... Siehst
du es auch? Das ist alles. Nicht viel Arbeit.«

Petrowitsch nahm den Mantel, breitete ihn auf dem Tisch aus und prüfte
ihn lange. Er schüttelte mit dem Kopfe, und seine Hand griff nach einer
runden Tabaksdose mit dem Porträt eines Generals darauf -- man konnte
nicht sehen welches, denn dort, wo das Gesicht hätte sein sollen, war
das Holz mit dem Finger durchgedrückt und mit einem Stückchen Papier
zugeklebt. Petrowitsch schnupfte ein wenig Tabak und hielt jetzt den
Mantel gegen das Licht und schüttelte noch einmal sein Haupt; dann
kehrte er das Futter heraus und schüttelte wieder mit dem Kopfe; noch
einmal nahm er die Dose mit dem geköpften General, zog etwas Tabak ein,
legte sie aufs Fensterbrett und sagte endlich: »Nein, da ist nichts mehr
auszubessern. Der Mantel ist schlecht.«

Dem Titularrat schlug das Herz. »Warum nicht, Petrowitsch?« fragte er
mit der jammernden Stimme eines kleinen Kindes. »Er ist doch nur an den
Schultern etwas durchgewetzt. Du hast sicher bei dir noch alte Flecken
zum Stopfen.«

»Die habe ich schon; aber man kann sie nicht mehr aufnähen. Das Tuch ist
schon ganz mürbe und hält den Stich nicht mehr: so ist es!«

»Da nähst du eben einen Lappen darauf!«

»Worauf denn? Nein, nein, den kann man nicht mehr zusammenflicken, der
hat schon zuviel durchgemacht.«

»Doch, doch, stopf ihn nur!«

»Nein,« sagte Petrowitsch jetzt ganz entschlossen, »da ist nichts mehr
zu stopfen. Am besten, Ihr macht Euch, wenn der Winter kommt, Fußlappen
daraus. Strümpfe sind doch nicht warm. Die haben die Deutschen erfunden,
um noch mehr Geld zu machen. (Petrowitsch liebte es, gelegentlich auf
die Deutschen zu schimpfen.) Den Mantel aber, versteht sich, müßt Ihr
Euch neu machen lassen.«

Bei dem Worte neu wurde es dem Titularrat dunkel vor den Augen, und
alles drehte sich ihm im Zimmer, und er sah nur ganz klar vor sich den
General mit dem zugeklebten Gesichte auf der Tabaksdose.

»Wieso einen neuen?« rief er wie aus dem Traume. »Ich habe doch kein
Geld dafür.«

»Ja, einen neuen,« bestätigte Petrowitsch mit grausamer Ruhe.

»Und wenn es schon ein neuer sein muß, was würde ...?«

»Ihr meint, was er kostet?«

»Ja.«

»Nun, so hundertundfünfzig Rubel müßt Ihr darauf schon verwenden,«
meinte Petrowitsch und kniff die Lippen zusammen. Er liebte nämlich die
starken Effekte. Er liebte es, den Leuten Schrecken einzujagen und dann
so von der Seite zuzusehen, was der Geschreckte für ein Gesicht machte.

»Hundertundfünfzig Rubel für einen Mantel!« schrie Akaki Akakiewitsch
auf, vielleicht das erstemal wieder nach seiner Geburt, denn für
gewöhnlich eignete ihm große Stille.

»Ja, gewiß!« sagte Petrowitsch. »Und wenn Ihr den Kragen aus Marder und
die Kapuze mit Seide gefüttert haben wollt, so kommt er auf
zweihundert.«

»Petrowitsch, ich bitte dich,« flehte der Titularrat, ohne auf
Petrowitsch zu hören und auf dessen Effekte zu achten, »bessere mir den
Mantel aus, damit er noch einige Zeit wenigstens hält!«

»Nein, das geht nicht. Das hieße Arbeit verschwenden und das Geld auf
die Straße werfen,« schloß Petrowitsch, und Akaki Akakiewitsch lief
hinaus. Petrowitsch jedoch behielt noch lange seine Stellung, kniff
höchst bedeutsam die Lippen zusammen und ließ die Hände von der Arbeit,
so zufrieden war er damit, daß er diesmal weder sich selber erniedrigt
noch die Schneiderkunst verraten hatte.

Auf der Straße ging Akaki Akakiewitsch wie im Traume. »So etwas. Ich
hätte doch nicht gedacht, daß es dazu kommen würde!« Und dann fügte er
hinzu nach einigem Überlegen: »So steht die Sache. Das kam dabei heraus.
Wer hätte vermuten können, daß es damit so stände.« Und wieder schwieg
er, und jetzt noch einmal: »So steht es also mit mir. Das konnte ich
doch nicht erwarten, niemals ... So etwas ...« Anstatt nach Hause ging
er nun, ohne es zu wissen, genau in der entgegengesetzten Richtung. Auf
dem Wege streifte ihn ein Schornsteinfeger, und die Schulter war ganz
schwarz davon. Auch fiel eine Kelle mit Kalk auf ihn von einem Hause,
an welchem gebaut wurde. Er merkte nichts. Erst als er gegen einen
Wachtposten angerannt war, der, die Hellebarde neben sich, aus seinem
Beutel Tabak auf die schwielige Hand tat, wachte er auf, denn der Posten
schrie ihn an: »Mußt du mir denn ins Maul kriechen? Wozu ist denn das
Trottoir da?« Jetzt sah er auf und ging nach Hause. Und hier erst begann
er die Gedanken zu sammeln und klar seine Lage zu übersehen, hier erst
begann er mit sich nicht mehr zusammenhanglos, sondern überlegt und
offen zu sprechen, als redete er mit einem klugen Freunde, dem man eine
Herzenssache anvertrauen kann. »Nein, nein, heute kann niemand mit
Petrowitsch reden. Sein Weib muß ihn durchgeprügelt haben. Ich gehe
besser am nächsten Sonntag noch einmal zu ihm. Sonnabend ist er
betrunken, und da bekommt er Sonntag darauf die Augen nicht auf und
bedarf einer Stärkung. Sein Weib gibt ihm das Geld nicht, und da bin
ich dann da und drücke ihm einen Sechser in die Hand, und so wird er mit
sich reden lassen, und der Mantel wird dann noch gehen ...« So schloß
der Titularrat, sprach sich Mut zu und wartete auf den nächsten Sonntag.
Kaum hatte er gesehen, daß des Schneiders Weib aus dem Hause ging,
eilte er schnurstracks zu ihm. In der Tat hatte Petrowitsch Mühe, sein
einziges Auge aufzubekommen und war ganz voll Schlaf und ließ den Kopf
hängen. Doch kaum hatte er verstanden, worum es sich wieder handle, als
er schon wie vom Satan getrieben rief: »Nein, nein, das geht nicht. Ihr
müßt einen neuen bestellen!« Der Augenblick war da, ihm den Sechser in
die Hand zu drücken. »Ich danke Euch, Herr! Da kann ich mich ein wenig
stärken gehen auf Eure Gesundheit. Doch den Mantel laßt nun einmal, er
taugt wirklich nichts mehr. Ich mache Euch einen neuen, schönen und
dabei bleibt es.« Der Titularrat fing immer wieder von der Reparatur an,
doch Petrowitsch hörte gar nicht auf ihn und rief: »Ich mache Euch einen
neuen. Verlaßt Euch auf mich, ich werde mir Mühe geben! Ich werde Euch
sogar, weil es jetzt so Mode ist, silberne Pfötchen aufs Appliqué
nähen.«

Akaki Akakiewitsch sah nun ganz klar, daß der neue Mantel nicht mehr
zu umgehen sei, und sein Mut war weg. Von welchem Gelde sollte er sich
ihn nur machen lassen? Freilich durfte er auf die Remuneration zu den
Feiertagen hoffen, doch die war schon im voraus eingeteilt: er brauchte
neue Hosen, mußte den Schuster bezahlen fürs Ansetzen von Kappen an den
Schuhen, und dann wollte er bei der Näherin drei Hemden bestellen. Kurz,
das Geld war schon verausgabt. Und wenn auch der Direktor so gnädig
wäre, ihm statt vierzig Rubel fünfundvierzig oder gar fünfzig zu
bewilligen, würde die Kleinigkeit, die übrigbliebe, nur ein Tropfen im
Meere sein im Vergleiche zu der Summe, die der neue Mantel kosten soll.
Natürlich das wußte er schon, daß Petrowitsch, weiß der Teufel warum,
bei guter Laune gerne solche verrückte Preise machte, so daß selbst sein
Weib sich nicht mehr halten konnte und ihn anschrie: »Bist du närrisch
geworden? Einmal arbeitest du für nichts und dann wieder treibt dich der
Teufel, einen Preis zu verlangen, den du selber gar nicht wert bist.«
Wenn der Titularrat auch wußte, daß Petrowitsch den Mantel für achtzig
Rubel liefern würde -- woher aber die achtzig nehmen? Die Hälfte konnte
er noch zusammenkriegen, ja, die Hälfte sogar sicher, vielleicht auch
eine Kleinigkeit mehr: aber die andere Hälfte, wer sollte die ihm
geben?... Doch der Leser muß zuerst erfahren, woher er die erste Hälfte
nehmen wollte. Akaki Akakiewitsch hatte nämlich die Gewohnheit, von
jedem verausgabten Rubel eine Kopeke in eine kleine Sparbüchse zu tun,
die zugeschlossen war und einen schmalen Schlitz enthielt, durch den
so eine Kopeke ging. Jedes halbe Jahr zählte er die Summe, die sich
angesammelt hatte, und wechselte sie in Silber um. Das hatte er nun
seit geraumer Zeit durchgeführt, und auf diese Weise war im Laufe von
mehreren Jahren die Summe von vierzig Rubel zusammengekommen. Die eine
Hälfte war also da, in seinen Händen, woher aber, noch einmal, die
anderen vierzig Rubel? Akaki Akakiewitsch überlegte hin und her und
beschloß endlich, mindestens ein ganzes Jahr sich einzuschränken, das
heißt: keinen Tee mehr am Abend zu trinken, kein Licht mehr anzuzünden
und, wenn er abends arbeiten müsse, zur Wirtin zu gehen und dort bei
der Kerze zu schreiben; dann auf der Straße so leise und vorsichtig
wie möglich aufzutreten, ja auf den Zehen zu gehen, um die Sohlen nicht
durchzuwetzen; endlich die Wäsche so selten wie möglich zum Waschen zu
geben und sie zu Hause gleich auszuziehen, damit sie nicht abgenützt
werde, und im halbwollenen Schlafrock dazusitzen, der sehr alt sei und
dem die Zeit darum nichts mehr anhaben könnte. Es fiel ihm ja, um die
Wahrheit zu sagen, anfangs schwer, sich an alle diese Entbehrungen zu
gewöhnen, doch mit der Zeit wurde es ihm immer leichter, ja allmählich
ward er ein Meister in der Kunst zu hungern, im Geiste sich mit dem
Gedanken an den neuen Mantel nährend.

Und seit diesen Tagen wurde sein ganzes Wesen gleichsam voller, als
hätte er geheiratet, als stünde ihm jetzt ein Wesen zur Seite, als
wäre er nicht mehr allein und hätte sich eine köstliche Lebensgefährtin
endlich entschlossen, den Weg des Lebens mit ihm zu wandeln, und ich
sage, diese köstliche Lebensgefährtin war eben der Mantel, innen
wattiert und mit starkem Futter versehen. Akaki Akakiewitsch wurde
in der Tat lebhafter und fester gleich einem Menschen, der ein Ziel
hat. Aus seinem Gesichte und aus seinen Schritten waren von selbst
aller Zweifel, jegliche Unentschlossenheit, alle die schwankenden und
unbestimmten Züge verschwunden. In sein Auge kam zuweilen Feuer und in
seinem Hirne blitzten dann kühne, ja freche Gedanken auf: könnte der
Kragen am Ende nicht doch aus Marder sein? Ich sage, Akaki Akakiewitsch
wurde durch solche und ähnliche Gedanken zerstreut, und einmal hätte er
beim Abschreiben beinahe einen Fehler gemacht, so daß er laut aufschrie
und sich bekreuzte. Jeden Monat mindestens einmal klopfte er bei
Petrowitsch an, um über den Mantel zu schwatzen: wo würde man wohl am
besten das Tuch kaufen, und welche Farbe sollte es eigentlich haben und
wie teuer wird es sein? Und jedesmal kam er, wenn auch nicht ganz ohne
Kummer, so doch zufrieden nach Hause bei dem Gedanken, daß nun endlich
die Zeit da sein werde, da man alles Notwendige kaufen und der Mantel
fertig sein würde. Und die Zeit kam schneller als er geglaubt hatte,
denn wider alles Erwarten hatte der Direktor ihm nicht nur vierzig,
sondern ganze fünfzig Rubel bewilligt. Ob dieser es nun geahnt hat,
daß Akaki Akakiewitsch einen neuen Mantel brauchte, oder ob das so von
selber gekommen ist, Akaki Akakiewitsch hatte auf einmal zwanzig Rubel
mehr. Und dieser Umstand beschleunigte die Sache. Noch zwei, drei Monate
hungern, und Akaki Akakiewitsch hatte die achtzig Rubel beisammen. Sein
sonst so ruhiges Herz begann laut zu schlagen, da er sich mit Petrowitsch
zusammen nach dem Laden aufmachte. Sie kauften sehr gutes Tuch, nicht zu
teuer, war dieses doch durch ein halbes Jahr hindurch der alleinige
Gegenstand ihres Denkens gewesen und hatten sie doch selten einen Monat
verstreichen lassen, ohne im Laden um den Preis zu handeln; dafür meinte
aber auch Petrowitsch jetzt, daß es bestimmt kein besseres Tuch gebe.
Als Futter wählten sie Coulaincour, guten, festen, der nach der Aussage
des Petrowitsch besser wäre als Seide und auch so aussehe und glänze.
Marder kauften sie nicht, das war zu teuer, dafür wählten sie aber ein
Katzenfell, das beste, das sie im Laden fanden und das man im übrigen
von weitem ganz gut für Marder halten konnte. Petrowitsch brauchte im
ganzen vier Wochen für den Mantel, denn es gab viel zu steppen, sonst
würde er wohl früher damit fertig geworden sein. Für die Arbeit nahm er
zwanzig Rubel, billiger ging es schon nicht. Alles war auf Seide genäht,
und bei jeder Naht half Petrowitsch noch mit den Zähnen nach.

Es war nun -- ich kann nicht genau sagen, an welchem Tage -- es war
jedenfalls am glorreichsten Tage in des Akaki Akakiewitsch Leben, daß
Petrowitsch den Mantel endlich brachte. Am Morgen, genau um die Stunde,
da der Titularrat ins Bureau mußte. Auch wäre zu keiner anderen
Jahreszeit der Mantel so gelegen gekommen, denn die starken Fröste
hatten schon eingesetzt und drohten allem Anschein nach noch heftiger zu
werden. Petrowitsch erschien mit dem Mantel ganz so, wie sich das für
einen guten Schneider gehört. In seinem Gesicht lag ein Ausdruck, den
Akaki Akakiewitsch an ihm noch nicht wahrgenommen hatte. Es schien, als
fühlte er durchaus, daß er keine geringe Sache hier zur Vollendung
gebracht hätte und daß er erst jetzt den Abgrund gewahr geworden wäre,
der einen Flickschneider von jenem entschieden trenne, der neue Anzüge
machte. Petrowitsch nahm den Mantel aus dem Tuch heraus, in das er ihn
gewickelt hatte. (Das Tuch war frisch aus der Wäsche gekommen, und er
legte es auch gleich wieder zusammen und steckte es ein zum sofortigen
Gebrauch.) Er blickte ihn stolz an und warf ihn mit beiden Händen sehr
leicht Akaki Akakiewitsch um die Schultern; dann zog er ihn ein wenig
nach unten mit der Hand; dann mußte ihn Akaki Akakiewitsch aufgeknöpft
lassen und der Mantel Falten werfen. Doch Akaki Akakiewitsch wollte als
ein Mann von Erfahrung auch die Ärmel probieren; Petrowitsch half ihm
-- auch die Ärmel paßten. Kurz der Mantel war vollkommen. Petrowitsch
unterließ auch nicht die Bemerkung, daß er ihn deshalb nur so billig
gemacht hätte, weil er weit vom Zentrum entfernt lebe und Akaki
Akakiewitsch schon seit langem kenne; auf dem Newsky Prospekt hätte
ihm ein Schneider für die Arbeit allein fünfundsiebzig Rubel genommen.
Akaki Akakiewitsch wollte mit Petrowitsch darüber jetzt nicht rechten,
fürchtete er doch überhaupt all die Riesensummen, mit denen der Schneider
Staub zu machen liebte. Er zahlte ihn aus, dankte ihm noch und ging
alsogleich mit dem neuen Mantel ins Bureau. Petrowitsch ging ihm nach
und sah sich auf diese Weise seinen Mantel aus der Ferne an, er bog
auch in eine Seitengasse ein und kam auf derselben Straße Akakiewitsch
entgegen, so daß er den Mantel jetzt auch von vorne sehen konnte.
Inzwischen aber schritt Akaki Akakiewitsch in wahrhaft feiertäglicher
Laune weiter. Er fühlte es in jedem Augenblicke, daß er jetzt den neuen
Mantel anhätte, und zuweilen lächelte er vor innerem Glücke. In der
Tat brachte ihm der Mantel auch jeden Vorteil, das heißt: er war sowohl
warm als auch gut überhaupt. Auf den Weg achtete der Titularrat nicht,
und schon war er im Ministerium. Im Vorzimmer nahm er den Mantel
ab, betrachtete ihn von allen Seiten und übergab ihn dem Portier zu
besonderer Aufsicht. Ich weiß nicht, auf welche Weise die Kollegen im
Amte erfahren hatten, daß Akaki Akakiewitsch einen neuen Mantel hätte
und daß die alte Kapuze nicht mehr existierte: alle stürmten im selben
Augenblicke ins Vorzimmer hinaus, um den Mantel zu sehen. Dort
beglückwünschten und begrüßten sie feierlichst Akaki Akakiewitsch, so
daß er anfangs wohl lachte, zuletzt aber ganz verlegen wurde. Als nun
aber alle in ihn drangen, der neue Mantel müßte eingeweiht werden und er
ihnen allen eine Gesellschaft geben, wußte Akaki Akakiewitsch schon gar
nicht mehr wohin und was er antworten und wie er sich ausreden sollte,
bis er ganz rot im Gesicht ihnen in seiner Einfalt versicherte, daß
es doch kein neuer Mantel wäre, sondern ein alter. Doch da rief einer
aus der Schar, ein Gehilfe des Chefs, wohl um zu zeigen, daß er nicht
hochmütig sei und den Verkehr mit niederen Beamten nicht meide: »So ist
es. Ich will an seiner Stelle die Gesellschaft geben und bitte euch
alle für heute abend zu mir; im übrigen trifft es sich, daß heute mein
Namenstag ist.« Die Beamten gratulierten jetzt dem Gehilfen und nahmen
mit Freude die Einladung an. Nur Akaki Akakiewitsch bat um Entschuldigung,
er könne nicht kommen; doch da redeten sie alle auf ihn ein, daß das
ungezogen sei, ja einfach eine Schande, und so konnte er nicht nein
sagen. Ja die Einladung war ihm sogar sehr lieb, da ihm jetzt einfiel,
daß er auf diese Weise auch abends den neuen Mantel werde anziehen
können.

Der ganze Tag war nun für Akaki Akakiewitsch ein Fest und ein Triumph.
Er ging in der allerglücklichsten Gemütsverfassung nach Hause, nahm dort
den Mantel ab und hing ihn mit der größten Vorsicht an die Wand. Immer
wieder liebäugelte er mit dem Stoff und dem Futter und nahm auch zum
Vergleich die alte Kapuze heraus. Er mußte lachen, so groß erschien ihm
der Unterschied zwischen beiden. Und noch lange nach dem Essen mußte er
lachen, sooft ihm die überaus traurige Verfassung seiner alten Kapuze
einfiel. Sein Mahl verzehrte er mit aller Heiterkeit, und diesmal
schrieb er nach dem Essen nicht ab, vielmehr faulenzte er am Bett, bis
es dunkel wurde. Doch dann schob er es nicht mehr hinaus, zog den neuen
Mantel an und ging auf die Straße.

Wo der Beamte lebte, der die Gesellschaft gab, das weiß ich leider
nicht genau zu sagen; mein Gedächtnis läßt mich jetzt oft im Stich,
und Petersburgs Häuser und Straßen gehen alle in meinem Kopfe so
durcheinander, daß ich mich oft schwer darin zurechtfinde. Nur so viel
weiß ich zu sagen, daß er im besten Viertel wohnte, also nicht sehr nahe
von Akaki Akakiewitsch. Zuerst mußte dieser wohl noch durch öde Gassen
mit spärlicher Beleuchtung schreiten, doch in dem Maße, als er sich der
Wohnung des Gehilfen näherte, wurden die Straßen lebhafter, bewohnter
und besser beleuchtet. Blitzschnell eilten Fußgänger an ihm vorbei,
er sah schön gekleidete Frauen, die Herren trugen Biberkragen, das
Auge begegnete hier nur ganz selten den hölzernen Bauernschlitten
mit dem durchlöcherten Boden, hingegen flogen elegante Kutscher mit
himbeerfarbenen Sammetmützen, lackierten Schlitten mit Bärendecken
durch die Straßen, und die Kufen und Räder knirschten am Schnee. Für
Akaki Akakiewitsch war das alles neu; schon seit vielen Jahren war
er abends nicht auf der Straße gewesen. Neugierig blieb er vor einem
hellerleuchteten Laden stehen und sah darin ein Bild, eine hübsche Frau
darstellend, die sich den Schuh auszieht und so ihr Bein sehen läßt;
hinter ihr steckt ein Herr mit Backenbart und Fliege unter der Lippe
den Kopf zur Tür hinein. Akaki Akakiewitsch schüttelte den Kopf und
lächelte und ging weiter. Und warum lächelte er? Weil er hier einer ihm
ganz und gar fremden Welt zum ersten Male begegnete, für die auch ihm
das Gefühl nicht ganz fehlen konnte. Oder dachte er so wie alle anderen
Beamten: »Diese Franzosen! Die verstehen das!?« Vielleicht dachte er
auch das nicht. Ach, wir vermögen ja dem Menschen nicht in die Seele zu
blicken und zu wissen, was er denkt.

Endlich erreichte er das Haus. Der Gehilfe lebte auf großem Fuße, die
Treppe war erleuchtet, die Wohnung im zweiten Stock. Im Vorzimmer sah
Akaki Akakiewitsch eine ganze lange Reihe Galoschen. Mitten unter ihnen
dampfte ein Samowar. An den Wänden hingen die Mäntel, einige darunter
mit Biberkragen oder Sammetaufschlägen. Hinter der Wand hörte man Lärm
und Worte, die plötzlich klar und deutlich wurden, da sich die Tür
öffnete und ein Diener heraustrat mit leeren Teegläsern, Sahne und einem
Korb mit Zwieback auf der Tablette. Die Gäste waren also schon einige
Zeit beisammen und hatten das erste Glas Tee schon getrunken. Akaki
Akakiewitsch ging, nachdem er seinen Mantel eigenhändig an die Wand
gehängt hatte, ins Zimmer, und vor seinen Augen glänzten im Nu die
Kerzen, die Beamtenuniformen, die Pfeifen und Kartentische, und seine
Ohren waren betäubt vom Lärm des Gespräches und des Stuhlrückens.
Voller Scheu blieb er in der Mitte des Zimmers stehen und versuchte zu
überlegen, was er denn weiter jetzt tun sollte. Doch kaum hatten ihn
seine Kollegen bemerkt, als sie ihn mit großem Geschrei umringten und
gleich auch hinaus ins Vorzimmer stürzten, um den Mantel noch einmal zu
besichtigen. Akaki Akakiewitsch war nicht wenig verlegen, doch konnte
er in seiner Einfalt nicht anders als sich freuen, da er sah, daß alle
diesen Mantel priesen. Es versteht sich von selber, daß sie seinen
Mantel sowie auch ihn sogleich stehen ließen und sich an die Whisttische
setzten. Alles, der Lärm, das Reden, die Menge Leute, war für den
Titularrat wie ein Traum, und er wußte nicht, wie ihm sei und wohin er
mit den Händen und Füßen und überhaupt mit dem ganzen Körper sollte.
Endlich setzte er sich an einen Whisttisch, sah bald in die Karten,
bald von den Spielern dem oder jenem ins Gesicht, begann zu gähnen
und fühlte, daß er sich langweile, um so mehr, als schon lange die
Zeit gekommen war, da er zu Bett zu gehen pflegte. So wollte er sich
verabschieden, doch das ließen sie nicht zu, er sollte noch mit ihnen
ein Glas Champagner zu Ehren des neuen Mantels trinken. Nach einer
Stunde wurde auch das Abendessen serviert: Suppe, kalter Kalbsbraten,
Pastete, Kuchen und Champagner. Akaki Akakiewitsch mußte zwei Gläser
Champagner mittrinken. Wenn er auch nach diesen fühlte, daß im Zimmer
die Heiterkeit zunehme, so konnte er dennoch nicht vergessen, daß es
schon zwölf Uhr und längst Zeit für ihn sei, nach Hause zu gehen. Damit
sie sich aber nicht wieder etwas ausdachten, um ihn zurückzuhalten,
ging er ganz leise und unbemerkt aus dem Zimmer und suchte nach seinem
Mantel. Nicht ohne Mitgefühl sah er diesen am Boden liegen, und so
schüttelte er ihn erst durch, nahm jedes Federchen weg, zog ihn an
und ging hinaus und die Treppe hinunter auf die Straße. Einige kleine
Branntweinläden, diese unvermeidlichen nächtlichen Sammelpunkte für die
Türsteher und ähnliche Leute, waren noch offen, andere, die geschlossen
waren, ließen dünne Lichtstrahlen durch alle Türritzen und bewiesen
damit, daß sie noch nicht leer wären und Bediente hier ihren Klatsch
fortsetzten und über die Herrschaft zu Gericht säßen. Akaki Akakiewitsch
ging in heiterer Seelenstimmung, plötzlich war er sogar ganz von selber
hinter einem Dämchen her, die wie ein Blitz an ihm vorbeigeschossen war
und deren Körper ihm so merkwürdig beweglich vorkam. Doch blieb er bald
zurück und ging wieder langsam weiter und war selber ganz erstaunt, wie
er so plötzlich in den Trab gekommen wäre. Bald zogen sich vor ihm jene
langen, öden Straßen hin, die schon bei Tage uns düster zu stimmen
vermögen. Jetzt schienen sie noch tiefer und einsamer; die Laternen
kamen immer seltener, immer spärlicher wurde hier anscheinend das Öl
ausgefolgt. Schon kamen die Häuser und Zäune aus Holz. Nirgends eine
Seele. Alles Licht kam vom Schnee auf der Straße, finster kauerten die
niedrigen Hütten mit den geschlossenen Fensterläden. Akaki Akakiewitsch
kam jetzt dorthin, wo eine Straße einen schier endlosen Platz
durchschnitt, man konnte die Häuser gegenüber nicht mehr sehen, der
Platz glich einer grauenhaften Wüste. Weit, Gott weiß wo, leuchtete ein
schwaches Feuer in einer Bude, als welche in einem Kreis von Licht zu
stehen schien. Akaki Akakiewitschs gute Laune war weg. Er betrat den
Platz nicht ohne ein gewisses Grauen, als ahnte sein Herz Böses. Er sah
sich um und zurück -- das Meer lag um ihn. »Besser nicht umsehen,«
dachte er und ging mit geschlossenen Augen weiter, und als er sie wieder
öffnete, um zu sehen, wo er denn wäre, sah er vor seiner Nase Leute
stehen mit Bärten; mehr konnte er nicht mehr unterscheiden. Da wurde es
plötzlich dunkel vor seinen Augen, und er spürte einen Schlag auf seiner
Brust. »Das ist ja mein Mantel,« rief einer von den Männern und packte
den Titularrat am Kragen. Akaki Akakiewitsch wollte nach der Wache
schreien, als ihm ein Mann eine riesige Faust in den Mund stieß und
rief: »Schrei nur!« Akaki Akakiewitsch fühlte, daß sie ihm den Mantel
von den Schultern rissen und ihm eins mit den Knien versetzten, so daß
er nach vorn in den Schnee fiel und nichts mehr von sich wußte. Nach
einiger Zeit kam er zu sich und stand auf, doch war niemand mehr da. Er
spürte, daß der Boden eiskalt und er ohne Mantel sei, und er wollte
rufen, doch seine Stimme erreichte nicht einmal das andere Ende des
Platzes. In seiner Verzweiflung lief er schreiend über den ganzen Platz
bis zur Bude. Der Wachtposten stand, auf seine Hellebarde gestützt, da
und sah anscheinend nicht ohne Neugierde zu, wer zum Teufel mit solchem
Geschrei auf ihn zugelaufen komme. Akaki Akakiewitsch schrie mit
erstickter Stimme ihn an, daß er schlafe und gar nicht sehe, wie man die
Leute vor seinen Augen beraube. Der Wachtposten bestand darauf, daß er
nichts gesehen hätte, zum mindesten nicht mehr, als daß zwei Menschen
ihn mitten am Platz stehengelassen hätten, er habe gemeint, es wären
Freunde; der Herr sollte nur, statt ihn hier ganz umsonst anzuschreien,
morgen zur Polizei gehen, dort werde man schon nach dem Diebe fahnden.

Akaki Akakiewitsch kam in vollständiger Unordnung zu Hause an; sein
Haar, ohnehin nur mehr noch spärlich an der Schläfe und im Nacken, war
zerzaust; die Seite, die Brust und die Hosen waren mit Schnee bedeckt.
Seine alte Wirtin hörte ihn diesmal anders als sonst an der Tür klopfen,
sprang eilig aus dem Bett und lief, nur mit einem Strumpfe, ihm die Tür
zu öffnen, während sie ihr Hemd keusch an die Brust hielt; doch ließ sie
dieses gleich los, da sie den Titularrat in seiner traurigen Verfassung
erblickte. Und als sie nun vernahm, worum es sich handle, schlug sie
die Hände zusammen und meinte, er müsse zum Polizeihauptmann, der
Polizeileutnant sei eine Schlafmütze, mache Versprechungen und ziehe
die Sache nur hinaus; sie kenne den Hauptmann, weil Anna, die Estin, die
früher bei ihr in der Küche gewesen sei, jetzt bei ihm als Amme diene;
auch sehe sie ihn selber öfters, wenn er am Hause hier vorbeifahre, im
übrigen gehe er jeden Sonntag in die Kirche, sage sein Gebet und sehe
dabei alle Leute sehr freundlich an, er sei jedenfalls nach allem, was
man beobachten konnte, ein guter Mensch. Akaki Akakiewitsch hörte ihr
zu und ging, ohne ein Wort zu sagen, in sein Zimmer -- wie er dort die
Nacht verbracht hat, kann sich jeder denken, der sich an die Stelle
eines anderen zu versetzen imstande ist. Am nächsten Morgen machte
er sich gleich zum Polizeihauptmann auf. Man sagte ihm dort, der
Polizeihauptmann schlafe. Er kam um zehn Uhr wieder: er schläft noch.
Um elf Uhr hieß es, er sei nicht zu Hause. Akaki Akakiewitsch kam um
die Mittagsstunde -- doch die Schreiber wollten ihn jetzt nicht einmal
hereinlassen und mußten erst wissen, was ihn herbringe und was überhaupt
geschehen sei, so daß Akaki Akakiewitsch endlich, wohl das erstemal in
seinem Leben, Mut bewies und in abgerissenen Sätzen erwiderte, er müsse
den Polizeihauptmann persönlich sprechen, sie sollten es nur wagen, ihn
nicht hereinzulassen, er komme aus dem Ministerium in einer dienstlichen
Angelegenheit, er würde über sie alle, wie sie da wären, Beschwerde
führen, und sie würden dann das Weitere schon sehen. Dagegen konnten
die Schreiber nichts mehr erwidern, und einer ging hinaus, den
Polizeihauptmann zu holen. Dieser hatte nun eine ganz sonderbare Art,
den Bericht entgegenzunehmen. Statt auf die Hauptsache, den Raub des
Mantels, einzugehen, fragte er Akaki Akakiewitsch, warum er so spät nach
Hause gegangen sei und ob er nicht vielleicht gar in einem verrufenen
Hause gewesen sei? so daß Akaki Akakiewitsch ganz verlegen wurde und
hinauseilte, ohne zu wissen, ob die Angelegenheit nun ihren Weg gehen
werde oder nicht. Er ging nicht ins Amt (das einzige Mal in seinem
Leben); erst am nächsten Tag erschien er wieder dort, bleich, verstört
und mit der alten Kapuze, die heute noch trauriger aussah. Die Kunde vom
Raub des Mantels rührte wohl die meisten seiner Kollegen -- natürlich
fehlte es nicht an solchen, die auch diesmal die Gelegenheit nicht
vorübergehen lassen wollten, sich über Akaki Akakiewitsch lustig zu
machen. Sie beschlossen auch, eine Kollekte zu veranstalten, doch es kam
nur eine Kleinigkeit zusammen, weil sie eben große Auslagen gehabt
hatten mit dem Porträt des Direktors und einem Buche, das sie auf
Betreiben des Abteilungschefs, einem Freunde des Verfassers, kaufen
mußten. Einer von ihnen beschloß, vom Mitleid bewegt, Akaki Akakiewitsch
wenigstens mit einem guten Rat beizustehen und meinte, er solle nicht
zum Polizeileutnant gehen, denn es könnte vorkommen, daß dieser, um sich
beim Hauptmann beliebt zu machen, den Mantel auf die eine oder andere
Art finde, daß der Mantel aber trotzdem auf der Polizei liegenbleibe,
es sei denn, daß er sein Eigentumsrecht auf den Mantel gesetzlich
nachzuweisen vermöchte; nun wäre aber da eine hochstehende Persönlichkeit,
an die sollte er sich wenden, denn durch ihre Verbindungen vermöchte
diese die Sache schneller zu betreiben, sobald sie davon erfahren
hätte. Wer gerade diese hochstehende Persönlichkeit gewesen wäre, ist
bis jetzt ebenso unbekannt geblieben wie deren Stellung. Nur so viel war
zu ermitteln, daß die hochstehende Persönlichkeit es erst vor kurzem
geworden und bis dahin noch ganz und gar nicht hochgestanden wäre.
Natürlich im Vergleiche mit einer noch höherstehenden ließ sich ihre
Stellung überhaupt nicht zu den hochstehenden rechnen; aber es wird
sich immer ein Kreis von Menschen finden, für den eine nicht sehr
hochstehende Persönlichkeit eben schon eine sehr hochstehende ist.
Selbstverständlich suchte sie ihre hohe Bedeutung auf alle Weise und
mit allerlei Mitteln zu bekräftigen; so z. B. führte sie ein, daß
die niederen Beamten ihr bis zur Stiege entgegengingen, sooft sie im
Amt erschien; daß ferner niemand es wagen dürfe, direkt vor ihr zu
erscheinen, sondern daß es in folgender Reihenfolge vor sich gehen
sollte: der Registrator übernimmt das Gesuch und übermittelt es dem
Gouvernementssekretär, dieser dem Titularsekretär, und so auf diesem und
gar keinem anderen Wege könne eine Sache bis zu ihr gelangen. So ist
eben im heiligen Rußland alles mit Nachäfferei angesteckt, und jeder
tuts seinem Vorgesetzten nach und nicht anders. Als ein Titularrat
Direktor einer kleinen Kanzlei wurde, soll er sich, so erzählt man,
sofort ein eigenes Zimmer haben abstecken lassen, das er Dienstzimmer
nannte; vor die Tür stellte er zwei Diener mit roten Kragen und goldnen
Tressen, sie hatten jedem Hereinkommenden die Tür zu öffnen, und dabei
konnte man im Zimmer mit Mühe mehr als einen Tisch unterbringen. Die
Empfänge und überhaupt alle Gewohnheiten der hochstehenden Persönlichkeit
waren sehr majestätisch, aber durchaus nicht unkompliziert. Ihr System
war Strenge. »Nur Strenge und noch einmal und immer wieder Strenge,«
sagte sie bei jeder Gelegenheit, und beim letzten Worte pflegte sie
jedesmal dem, mit dem sie gerade sprach, höchst bedeutsam ins Gesicht zu
blicken -- obwohl natürlich zu besonderer Strenge nicht die geringste
Ursache vorhanden war, denn die zehn Beamten, die den Mechanismus ihrer
Kanzlei bildeten, kamen ohnehin nie ganz aus der Furcht heraus; sobald
sie ihrer nur ansichtig wurden, ließen sie die Arbeit liegen und standen
auf und warteten, bis sie an ihnen vorbei wäre. Ihre übliche Ansprache
an die Untergebenen war eben auch ganz durch jene Strenge gekennzeichnet
und bestand im Grunde nur aus den drei Sätzen: »Wie können Sie es wagen?
Wissen Sie, mit wem Sie reden? Wissen Sie, wer vor Ihnen steht?« Dabei
war er im Innersten seines Herzens ein guter Kerl, freundlich zu seinen
Kameraden, gefällig; der Generalsrang hatte ihn eben ganz aus der
Fassung gebracht. Er wurde durch diesen Titel in der Tat ganz verdreht,
kam aus dem Geleise und wußte gar nicht mehr, wie ihm wäre. Mit
Gleichgestellten gab er sich wie er ist -- als anständigen, in vieler
Beziehung gar nicht dummen Menschen; fanden sich aber in der Gesellschaft
Leute, die auch nur um eine einzige Stufe niedriger waren als er, war
er wie verwandelt: er schwieg und schwieg, und seine Lage weckte um so
mehr Bedauern, als er selber fühlte, daß er seine Zeit unvergleichlich
angenehmer zubringen könnte. Man konnte ihm ja den Wunsch von den Augen
ablesen, sich in ein interessantes Gespräch zu mischen oder einem Kreise
beizugesellen, doch stets hielt ihn der Gedanke zurück: Wird es nicht
von seiner Seite zu viel sein, wird es nicht familiär erscheinen, wird
er dadurch nicht seiner Stellung schaden? Die Folge davon war, daß er
ewig an ein und derselben Stelle wie angenagelt dastand, keinen Ton von
sich gab und also sich den Ruf eines höchst langweiligen Menschen
erwarb.

Vor dieser hochstehenden Persönlichkeit erschien also Akaki Akakiewitsch
im allerungünstigsten Augenblicke, will sagen: höchst ungünstig für
sich selber, denn in einem gewissen Sinne kam er der hochstehenden
Persönlichkeit ganz gelegen. Die hochstehende Persönlichkeit war in
ihrem Kabinett und unterhielt sich sehr angeregt mit einem alten
Bekannten und Jugendgespielen, der vor kurzem hier eingetroffen war
und den sie lange nicht gesehen hatte. Und gerade in diesem Augenblicke
mußte auch der Diener melden, daß ein gewisser Baschmatschkin draußen
warte. Der General fragte sehr scharf: »Wer?« Die Antwort: »Ein
Beamter.« »Er soll warten, ich habe jetzt keine Zeit.« Hier muß
ich gleich bemerken, daß die hochstehende Persönlichkeit da ganz
einfach log, sie hatte Zeit; die beiden Freunde hatten längst alles
durchgesprochen und schon seit einiger Zeit die Unterhaltung mit leeren
Phrasen zu füllen gesucht, wie: »Ja, ja, Iwan, so war es nun einmal!«
oder »Stefan, es geht nicht anders auf der Welt,« einander abwechselnd
auf die Schultern klopfend. Aber trotzdem ließ sie den Beamten warten,
damit nämlich der Jugendgespiele, der seit langem nicht mehr diente und
auf dem Dorfe lebte, erfahre, wie lange hier die Beamten im Vorzimmer
zu warten verstünden. Erst nachdem sie sich, jeder an seiner Zigarre
ziehend, in den sehr breiten, bequemen Fauteuils sattgeredet, vielmehr
ausgeschwiegen hatten, fiel der hochstehenden Persönlichkeit wie von
ungefähr etwas ein, und sie sagte zum Sekretär, der bei der Tür mit
Schriften stand: »Draußen, scheint es, steht ein Beamter. Sagen Sie ihm,
er kann herein!« Da sie nun das demütige Gesicht des Akaki Akakiewitsch
und dessen abgetragene Uniform sah, kehrte sie sich ihm zu und schrie
ihn ohne weiteres an: »Was wollt Ihr?« Mit ihrer schneidenden, harten
Stimme, die sie zu Hause im Zimmer ganz allein vor dem Spiegel geprobt
hatte, eine Woche schon, bevor sie ihren jetzigen Posten und den
Generalsrang erhalten hatte. Akaki Akakiewitsch fühlte auch so die
gebührende Ehrfurcht, war gleich verwirrt und erzählte, soweit
Redefreiheit ihm erlaubt war, daß sein Mantel ganz neu, daß er auf eine
ganz unmenschliche Weise beraubt worden wäre, daß er sich jetzt an seine
Exzellenz wende, damit seine Exzellenz durch ihre Fürsprache etwa ...
damit sie sich in Verbindung setze mit dem Herrn Oberpolizeimeister
oder sonst jemandem von der Polizei und auf diese Weise nach dem Mantel
gesucht werde. Seiner Exzellenz erschien nun diese Sprache zu familiär.
»Was heißt denn das, mein Herr,« unterbrach er ihn, »kennen Sie nicht
die Vorschrift? Wohin sind Sie denn überhaupt gekommen? Wissen Sie
nicht, wie man in einem solchen Falle vorzugehen hat? Sie hätten zuerst
ein Bittgesuch in der Kanzlei einreichen sollen, so wäre es zuerst in
die Hände des Kanzleivorstehers gekommen, dieser hätte es dem Sekretär
übergeben, und der Sekretär hat es dann mir einzuhändigen.«

»Ach, Eure Exzellenz,« erwiderte Akaki Akakiewitsch, indem er alles,
was er an Mut in seiner Seele barg, herausholte und fühlte, daß er ganz
entsetzlich schwitze, »ich war so frei, Eure Exzellenz selber damit zu
belästigen, weil die Sekretäre ... weil sich auf die Sekretäre doch kein
Mensch auf der Welt verlassen kann!«

»Was, was, was?« rief die hochstehende Persönlichkeit. »Woher dieser
Geist? Woher solche Gedanken? Welcher Geist des Aufruhrs unter den
jungen Leuten gegen ihre Vorgesetzten!« (Die hochstehende Persönlichkeit
schien gar nicht zu bemerken, daß Akaki Akakiewitsch schon seine
fünfzig Jahre beisammen hatte und daß er nur im Vergleiche zu einem
Siebzigjährigen etwa noch jung genannt werden konnte.) »Wissen Sie,
zu wem Sie reden? Wissen Sie, wer vor Ihnen steht? Wissen Sie das
oder nicht, frage ich?« Hier stampfte die Exzellenz mit dem Fuße auf
den Boden und schrie so laut, daß sich auch ein anderer als Akaki
Akakiewitsch gefürchtet hätte. Akaki Akakiewitsch verging vor Angst,
zitterte am ganzen Körper und konnte sich kaum auf den Beinen erhalten;
wenn die Diener ihn nicht gehalten hätten, wäre er zu Boden gesunken;
sie trugen ihn wie leblos heraus. Die hochstehende Persönlichkeit,
zufrieden damit, daß der Erfolg ihre Erwartungen übertroffen, ja
berauscht von dem Gedanken, daß ein Wort von ihr einen Menschen des
Bewußtseins zu berauben vermochte, sah den Freund von der Seite an, um
sich zu vergewissern, wie dieser sich dabei benehme, und sie sah nicht
ohne Vergnügen, daß dieser Freund sich äußerst unbehaglich fühlte und
seinerseits auch schon Angst zu spüren begann.

Wie er die Treppe herunter, wie er weiter auf die Straße gekommen sei,
daran konnte Akaki Akakiewitsch sich nicht erinnern. Er spürte weder
Hand noch Fuß; in seinem ganzen Leben war er noch nicht von einem
General angeschrien worden, noch dazu von einem fremden. Auf der Straße
wehte der Schnee, Akaki Akakiewitsch ging mit offenem Mund, der Wind
blies wie immer in Petersburg von allen vier Seiten, im Nu hatte er sich
erkältet, so kam er zu Hause an, ohne die Kraft zu haben, auch nur ein
Wort zu sagen. Er fror und legte sich ins Bett. Den nächsten Tag lag
er im Fieber. Dank dem großmütigen, hilfsbereiten Petersburger Klima
schritt die Krankheit schneller vor, als man sonst hätte erwarten
dürfen, und nachdem der Doktor ihm den Puls gefühlt hatte, fand er
nichts anderes mehr zu tun vor, als ein Rezept zu schreiben, nur damit
der Kranke nicht ganz ohne die wohltätige Hilfe der Medizin sei, und
erklärte ihm auch, daß er nicht mehr als höchstens zwei Tage werde zu
leben haben; und sich zur Wirtin kehrend, setzte er hinzu: »Und Ihr,
Alte, verliert nur keine Zeit und bestellt lieber gleich einen Sarg aus
Fichtenholz; einer aus Eiche ist für ihn sowieso zu teuer.« Hatte Akaki
Akakiewitsch diese für ihn so überaus trostreichen Worte gehört oder
nicht, haben sie ihn zu erschüttern vermocht, bedauerte er jetzt sein
sorgenreiches, erbärmliches Leben -- niemand vermag es zu sagen, denn
Akaki Akakiewitsch befand sich die ganze Zeit über im Delirium. Ein
Gesicht nach dem anderen ohne Unterbrechung jagte durch sein Gehirn:
Petrowitsch erschien ihm, und er bestellte bei ihm einen Mantel, in- und
auswendig voll von Fallen gegen die Diebe; diese lagen unter dem Bett,
und er schrie nach der Wirtin, sie sollte einen von ihnen unter seiner
Bettdecke, wohin dieser schon geraten sei, hervorziehen. Dann fragte
er, warum vor ihm die alte Kapuze hänge, da er jetzt doch einen neuen
Mantel besäße; auch schien ihm, er stünde vor dem General und ließ
sich herunterreißen und sagte nur immer wieder: Verzeihung, Exzellenz,
Verzeihung! Dann wieder fluchte er und nahm so entsetzliche Worte in den
Mund, daß sich die Wirtin bekreuzigte; noch nie hatte sie solche Worte
aus diesem Munde vernommen, und jetzt folgten diese Flüche stets
unmittelbar auf: »Eure Exzellenz«. Später sprach er nur mehr noch ganz
sinnloses Zeug, man konnte nur unterscheiden, daß sie alle sich um ein
und denselben Mantel drehten. Endlich gab der arme Akaki Akakiewitsch
seinen Geist auf.

Weder seine Zimmer noch irgendwelche Sachen darin wurden mit dem
staatlichen Siegel versehen, denn erstens hatte er keine Erben und
zweitens hinterließ er nur sehr wenig und zwar: ein Bündelchen mit
Gänsefedern, ein Buch Amtspapier, drei Paar Socken, zwei bis drei
abgerissene Hosenknöpfe und dann die dem Leser bekannte Kapuze. Wem das
alles blieb, weiß Gott; ich gestehe, daß ich mich auch weiter darum
nicht gekümmert habe.

Sie trugen Akaki Akakiewitsch heraus und begruben ihn. Und Petersburg
blieb nun ohne Akaki Akakiewitsch, als wie wenn er niemals in dieser Stadt
gelebt hätte. Mit ihm schwand hin und verbarg sich für ewig ein Geschöpf,
das keines Menschen Schutz genossen hatte, niemandem teuer und für
niemand von irgendwelchem Interesse und nicht einmal die Aufmerksamkeit
eines Naturforschers auf sich zu ziehen imstande war, als welcher es ja
nicht einmal verschmäht, eine gemeine Fliege aufzuspießen und unter dem
Mikroskop zu betrachten -- ergeben hatte er den Hohn seiner Kollegen
ertragen und stieg, ohne irgendeine außerordentliche Tat verrichtet zu
haben, ins Grab hinab. Doch auch er ist einmal, ganz kurz vor seinem
Lebensende, im Licht gestanden, und der Mantel hatte für einen
Augenblick sein armseliges Leben reich gemacht, und dann fiel ihn das
Unglück an, nicht anders als es die Mächtigen der Erde anfällt.

Einige Tage nach seinem Tode wurde aus dem Ministerium ein Diener in
sein Quartier geschickt mit dem Befehle, sofort zu erscheinen, der
Vorstand will es; doch kam der Amtsdiener ohne ihn zurück mit der
Antwort, Akaki Akakiewitsch könne nicht mehr kommen. Auf die Frage:
warum? erwiderte er: »Darum, er ist tot; vor vier Tagen haben sie ihn
begraben.« So erfuhren sie im Amte den Tod des Akaki Akakiewitsch, und
am nächsten Tage saß schon ein neuer an seiner Statt; dieser war viel
größer und schrieb die Buchstaben bei weitem nicht mehr in so gerader
Linie, sondern eben viel schiefer.

Doch wer kann sich vorstellen, daß hier noch nicht alles von Akaki
Akakiewitsch gesagt ist, daß dieser vielmehr verurteilt war, noch einige
Tage fortzuleben nach seinem Tode, gleichsam zum Ersatz dafür, daß sein
Leben so unbemerkt geblieben war. Es hatte sich jedenfalls so zugetragen,
und unsere nüchterne Erzählung nimmt jetzt ganz unerwartet ein
phantastisches Ende.

In Petersburg entstand plötzlich das Gerücht, daß in der Umgebung der
Kalinkinbrücke sich nachts ein Gespenst zeige, es gleiche einem Beamten,
der so tue, als ob er einen Mantel suchte, den man ihm genommen hätte,
und nun von allen Schultern, ohne Unterschied des Ranges und Berufes, in
der Meinung, es sei sein eigener, alle Mäntel reiße, ob diese nun mit
Katzen-, Biber-, Fuchs-, Nerz- oder Bärenfell oder auch nur mit Watte
gefüttert wären. Ein Ministerialbeamter sah mit eigenen Augen das
Gespenst und erkannte in ihm sofort Akaki Akakiewitsch, und er bekam
davon einen solchen Schrecken, daß er auf und davon stürzte, das
Gespenst nicht genauer betrachten konnte und nur sah, wie dieses ihm mit
dem Finger drohte. Von allen Seiten liefen Klagen ein, daß nicht nur
Titular-, sondern auch Hofräte von einer tüchtigen Erkältung befallen
wären, weil ihnen der Pelz von den Schultern gerissen worden wäre. Die
Polizei machte Anstalten, des Gespenstes tot oder lebendig habhaft zu
werden und hatte den Beschluß gefaßt, dieses aufs strengste, anderen
zur Warnung, zu bestrafen, doch blieb jede Bemühung ohne Erfolg. Einmal
hatte ein Wachtposten in der Kiryschkingasse das Gespenst schon am
Kragen, gerade im Augenblicke, als dieses einem verabschiedeten
Musikanten, der seinerzeit die Flöte geblasen hat, den Mantel rauben
wollte. Er hatte es schon, sage ich, fest und rief nur zwei Kameraden,
die sollten ihn halten, solange bis er aus dem Stiefel seine Tabaksdose
gezogen hätte, um seine mindestens schon sechsmal erfrorene Nase zu
erfrischen, doch war der Tabak derart, daß ihn nicht einmal ein Gespenst
aushalten konnte. Kaum hatte der Wachtposten, mit dem Finger das rechte
Nasenloch zuhaltend, ins linke den Schnupftabak gezogen, als das
Gespenst so heftig zu niesen begann, daß es nur so in aller drei Augen
spritzte. Und so, während sie sich noch die Augen rieben, verschwand
das Gespenst, und sie wußten später nicht einmal, ob sie es wirklich in
Händen gehabt hätten oder nicht. Seitdem hatten die Wachtposten alle
eine solche Furcht vor Gespenstern, daß sie es nicht mehr wagten, diese
lebend zu fangen, und ihnen nur von weitem zuriefen: »Du, geh du nur
deines Weges!« und das Gespenst des Titularrats sich jetzt schon
jenseits der Kalinkinbrücke zeigte und dort allen furchtsamen Leuten
keine geringe Angst einjagte.

Doch wir haben ganz und gar die hochstehende Persönlichkeit sitzen
lassen, die doch in Wirklichkeit die Ursache davon war, daß unsere wahre
Geschichte nun eine so phantastische Richtung genommen hat. Zunächst
sind wir es der Gerechtigkeit schuldig zu berichten, daß sie bald
nachdem seinerzeit der arme, heruntergerissene Akaki Akakiewitsch
herausgegangen war, etwas wie Bedauern fühlte. Mitleid war ihr ja nicht
fremd: ihr Herz war guter Regungen entschieden fähig, wenn sie auch ihr
Rang meist daran hinderte, diese zu äußern. Sowie sie aber ihr Freund
verlassen hatte, fing sie an, sich über den armen Akaki Akakiewitsch
Gedanken zu machen. Und seitdem sah er jeden Tag im Geiste den bleichen
Titularrat vor sich, niedergedrückt von seinem Verweis. Ja der Gedanke
an ihn beunruhigte ihn so, daß er nach einer Woche beschloß, zu ihm
einen Beamten zu schicken, um zu erfahren, wer er denn sei und in
welcher Lage, und ob man nicht etwas für ihn tun könnte; und als ihm
berichtet wurde, daß Akaki Akakiewitsch kurz darauf an Fieber gestorben
wäre, war er ganz betroffen, fühlte Gewissensbisse und konnte den ganzen
Tag nicht in Stimmung kommen.

Doch er wollte sich ein wenig zerstreuen und den peinlichen Eindruck
vergessen, und darum fuhr er abends zu einem seiner Kameraden, wo er
Leute aus der guten Gesellschaft vorfand und, was noch wichtiger war,
alle beinahe denselben Rang hatten, so daß er sich ganz frei bewegen
konnte. Und das hatte eine wunderbare Wirkung auf sein Gemüt. Er war
aufgeweckt, war sehr zuvorkommend im Gespräche, liebenswürdig -- mit
einem Worte, verbrachte den Abend äußerst angenehm. Zum Souper trank
er zwei Gläser Champagner -- bekanntlich kein schlechtes Mittel, die
Heiterkeit zu heben. Sie machten ihn zu tollen Streichen aufgelegt, das
heißt: er beschloß, nicht nach Hause, sondern zu einer ihm bekannten
Dame, Katharina Iwanowa, zu fahren, einer Deutschen, zu der er in sehr
freundschaftlichen Beziehungen stand. Es muß noch gesagt werden, daß die
hochstehende Persönlichkeit nicht mehr sehr jung, ein sehr guter Gatte
und sehr ehrbarer Familienvater war. Zwei Söhne, von denen einer schon
in der Kanzlei Dienst tat, und eine liebliche, sechzehnjährige Tochter
mit einer hübschen, ein wenig gebogenen Nase gaben ihm jeden Morgen
einen Kuß und sagten »bonjour, papa«. Seine Gattin, die weder alt noch
häßlich war, reichte ihm jedesmal zuerst ihre Hand zum Kusse und küßte
dann das Innere der Hand ihres Gatten. Trotzdem also die hochstehende
Persönlichkeit mit den häuslichen Zärtlichkeiten sich durchaus
zufrieden geben konnte, fand sie es doch sehr schicklich, für ihre
Freundschaftsbedürfnisse eine Freundin in einem anderen Stadtteil zu
haben. Diese war weder hübscher noch jünger als seine Frau, aber es
gibt nun schon solche Rätsel im Leben der Menschen, und die zu lösen ist
hier nicht meine Aufgabe. Die hochstehende Persönlichkeit ging also die
Stiege hinab, setzte sich in den Schlitten und rief dem Kutscher zu: »Zu
Katharina Iwanowa!« In ihren kostbaren, warmen Mantel eingewickelt,
befand sie sich in der Gemütslage, die jeder Russe für die glücklichste
hält, das heißt: er selber denkt an nichts, während so ein angenehmer
Gedanke nach dem anderen ihm durch den Kopf geht, ohne daß er die Mühe
hätte, nach ihnen zu jagen und sie zu suchen. Seine Exzellenz dachte an
die Gesellschaft, aus der sie kam, erinnerte sich an alle die treffenden
Aussprüche, mit welchen sie den ganzen Kreis zum Lachen gebracht hatte;
einige wiederholte sie jetzt halblaut vor sich und fand, daß sie eben
noch so witzig wären wie vorhin und daß es darum gar nicht dumm sei, wenn
sie selber darüber gelacht habe. Nur zuweilen störte ihre gute Stimmung
ein heftiger Windstoß, der sie, Gott weiß woher und warum, plötzlich
überfiel, ihr ins Gesicht Schneeflocken trieb und den Mantelkragen ganz
wie ein Segel blähte und diesen ihr mit unnatürlicher Kraft um den Kopf
schlug, so daß ihre Kraft kaum reichte, sich da herauszuarbeiten. Doch
da fühlte sie schon, daß jemand sie sehr fest am Kragen packe. Sie drehte
sich um, sah einen Menschen von kleinem Wuchs in einer alten, abgetragenen
Uniform, und erkannte in ihm nicht ohne Schrecken Akaki Akakiewitsch.
Das Gesicht des Beamten war bleich wie Schnee, und er blickte wie ein
Toter. Doch der Schrecken der hochstehenden Persönlichkeit war ohne
Grenzen, da sie sah, daß der Mund des Toten sich auftat und, indem er
einen entsetzlichen Leichengeruch ausströmte, die Worte sprach: »Da bist
du endlich. Jetzt habe ich dich ... Deinen Mantel brauche ich! Du hast
dich nicht um meinen gekümmert, du hast mich heruntergerissen! Jetzt her
mit deinem!«

Die hochstehende Persönlichkeit wäre vor Schreck beinahe gestorben. Wenn
sie in der Kanzlei auch viel Mut besaß und jeder, der ihr männliches
Gesicht und ihre Figur ansah, ausrief: O was für ein Kerl! doch jetzt
empfand sie gleich vielen Riesen eine solche Angst, daß sie nicht ohne
Grund für ihre Gesundheit fürchtete. Sie selber nahm von ihrer Schulter
den Mantel und schrie dem Kutscher zu: »Nach Hause, so schnell du
kannst!« Da der Kutscher die Stimme hörte, die gewöhnlich so nur in sehr
entschlossenen Augenblicken tönte und dann meist von etwas begleitet
war, das sehr handgreiflich war, duckte er seinen Kopf, schwang die
Peitsche und kehrte wie der Blitz um. In sechs Minuten war die
hochstehende Persönlichkeit schon vor der Einfahrt ihres Hauses. Bleich,
geängstigt, ohne Mantel fuhr sie also statt bei Katharina Iwanowa bei
sich selber vor, stahl sich irgendwie in ihr Zimmer und brachte dort
die Nacht in solcher Unruhe zu, daß am nächsten Morgen beim Tee das
Töchterchen zu ihr sagte: »Du bist aber bleich heute, Papa.« Doch Papa
schwieg und sprach zu niemandem ein Wort von dem, was sich mit ihm
zugetragen hätte, wo er gewesen wäre und wohin er fahren wollte.
Das Erlebnis machte auf ihn einen starken Eindruck. Er redete schon
bedeutend seltener seine Untergebenen an mit dem bekannten: Wie können
Sie es wagen? Wissen Sie, wer vor Ihnen steht? Und wenn es schon nicht
anders ging, so geschah es doch niemals, bevor er nicht gehört hätte,
worum es sich handelte.

Aber noch bemerkenswerter erscheint mir, daß sich seitdem das Gespenst
nicht mehr gezeigt hat. Anscheinend hatte ihm der Generalsmantel
vollkommen gepaßt; zum mindesten hat man nicht mehr von Fällen gehört,
daß nachts Mäntel von den Schultern der Passanten gerissen worden wären.
Natürlich ließen sich einige geschäftige Leute nicht beruhigen und
erzählten, in entfernten Stadtteilen hätte sich das Gespenst des Beamten
wieder gezeigt. Und ein Wachtposten hat sogar mit eigenen Augen gesehen,
wie die Erscheinung aus einem Hause gekommen sei, doch da er eher schwach
von Kräften war -- so daß ihn einmal ein gewöhnliches ausgewachsenes
Schwein, das aus einem Hof gestürzt kam, umwarf zum größten Gelächter
der umstehenden Droschkenkutscher, von denen er sich dann einen Groschen
für Tabak ausbat, weil sie Spott mit ihm getrieben hätten -- ich sage,
da er eher schwach von Kräften war, wagte er nicht, es anzuhalten,
vielmehr ging er ihm in der Finsternis nach so lange, bis sich das
Gespenst plötzlich umdrehte und ihn fragte, was er eigentlich von ihm
wolle, und ihm dabei eine solche Faust zeigte, wie man sie an Lebendigen
nicht sieht. Der Wachtposten antwortete nur: »Nichts!« und drehte im
Augenblick um. Nur war das Gespenst viel größer als der Titularrat und
trug einen ungeheuren Schnurrbart. Es ging mit großen Schritten auf die
Obuchoffsche Brücke zu und verschwand dort endgültig im Dunkel der
Nacht.




Nachwort


Dostojewski schreibt an einen Freund: »Wir alle kommen aus dem =Mantel=.«
Aus diesem Satze erhellt deutlich die Bedeutung dieser unvergleichlichen
Erzählung. Es handelt sich hier nicht um eine neue Kunstform oder eine
neue Stimmung, vielmehr ganz und gar um einen neuen Menschen. Was die
Fresken Masaccios für die Renaissance bedeuten, das bedeutet Gogols
»Mantel« für die großen Erzähler des russischen Volkes. In Dostojewskis
»Karamasows« hat das, was im »=Mantel=« begonnen wurde, sein Ende und
sein größtes Maß erreicht. Der Mensch im »Mantel« erst ist die völlige
Überwindung des Menschen des achtzehnten Jahrhunderts, er ist es und
nicht die Romantiker oder Edgar A. Poe oder der Mensch Balzacs.

                                                                   R. K.

           Gedruckt in der Spamerschen Buchdruckerei, Leipzig




Im Insel-Verlag zu Leipzig erschienen:

TAUSEND UND EINE NACHT. Aus der von _Felix Paul Greve_ besorgten
vollständigen Ausgabe ausgewählt von _Paul Ernst_. Doppeltitel,
Initialen und Einbandzeichnung von _Marcus Behmer_. Vier Bände.
In Halbleinen mit Überzug nach Zeichnung von _Marcus Behmer_ 16 M.;
in Leder 28 M.

Durch unsere vollständige Ausgabe erhielt der deutsche Leser zum
erstenmal einen Begriff von der echten Dichtung der Tausend und ein
Nächte, die bisher nur in Bearbeitungen bei uns bekannt war. Auch die
neue Insel-Auswahl beruht auf der vollständigen Übertragung und ist
wirklich Auswahl, nicht aber Kürzung und Bearbeitung.

                   *       *       *       *       *

DIE ERZÄHLUNGEN AUS DEN TAUSEND UND EIN NÄCHTEN. Erste vollständige
deutsche Ausgabe in zwölf Bänden, auf Grund der Burtonschen englischen
Ausgabe besorgt von _Felix Paul Greve_. Mit einer Einleitung von _Hugo
von Hofmannsthal_ und einer Abhandlung von Professor _Karl Dyroff_ über
Entstehung und Geschichte des Werkes. Titel- und Einbandzeichnung von
_Marcus Behmer_. Geheftet 60 M.; in Leinen 72 M.; in Leder 84 M.

                   *       *       *       *       *

TAUSEND UND EIN TAG. Orientalische Erzählungen. Ausgewählt und
eingeleitet von _Paul Ernst_. Übertragen von _Felix Paul Greve_ und
_Paul Hansmann_. Titel- und Einbandzeichnung von _Marcus Behmer_. Vier
Bände. In Leinen 20 M.; in Leder 28 M.

Eine Sammlung, die die besten derjenigen Märchen und Erzählungen
enthält, die in 1001 Nacht fehlen. Hermann Hesse im »März«: Wer Tausend
und eine Nacht liebt, wird die Aussicht auf weitere vier Bände solcher
orientalischer Geschichten mit heller Freude begrüßen.

                   *       *       *       *       *

DOSTOJEWSKI: SCHULD UND SÜHNE. Deutsch von _H. Röhl_. In Leinen 3 M.; in
Leder 5 M.

                   *       *       *       *       *

MICHAEL LERMONTOFF: EIN HELD UNSERER ZEIT. Ein Roman. Übertragung von
_Michael Feofanoff_. In Leinen 4 M.; in Leder 5 M.

                   *       *       *       *       *

JWAN TURGENJEFF: GEDICHTE IN PROSA. Übertragen von _Th. Comichau_.
_Zweite Auflage._ In Leinen 3 M.; in Leder M. 3.50.

                   *       *       *       *       *

JWAN TURGENJEFF: VÄTER UND SÖHNE. Roman. In der vom Dichter selbst
revidierten Übertragung. In Leinen 3 M.; in Leder 5 M.

                   *       *       *       *       *

GUSTAVE FLAUBERT: FRAU BOVARY. Rom. Übertrag. v. _A. Schurig_. In Leinen
3 M.; in Leder 5 M.

                   *       *       *       *       *

GUSTAVE FLAUBERT: SALAMBO. Roman. Übertragen von _A. Schurig_. In Leinen
3 M.; in Leder 5 M.

                   *       *       *       *       *

GUSTAVE FLAUBERT: DIE LEGENDE VON ST. JULIAN DEM GASTFREIEN. Deutsch von
_Ernst Hardt_. In Pappband M. --.50.

                   *       *       *       *       *

ABBÉ PRÉVOST D'EXILES: GESCHICHTE DER MANON LESCAUT UND DES CHEVALIER
DES GRIEUX. Deutsche Übertragung von _Julius Zeitler_. Mit 4 Vollbildern
von _Fr. von Bayros_. _2. Auflage._ In Halbleder M. 6.50, in Leder
M. 7.50.

                   *       *       *       *       *

HENRI MURGER: DIE BOHÊME. Szenen aus dem Pariser Künstlerleben. Mit
Titelzeichnung und fünf Vollbildern von _Franz von Bayros_. _Zweite
Auflage._ In Leinen 6 M., in Leder M. 8.50. -- Nichtillustrierte
Ausgabe: in Leinen 3 M., in Leder 5 M.




[ Im folgenden werden alle geänderten Textzeilen angeführt, wobei
jeweils zuerst die Zeile wie im Original, danach die geänderte Zeile
steht.

hängen. Doch kaum hatte er verstanden, warum es sich wieder handle, als
hängen. Doch kaum hatte er verstanden, worum es sich wieder handle, als

worum es sich handelte
worum es sich handelte.
]





End of the Project Gutenberg EBook of Der Mantel, by Nicolaj Gogol

*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER MANTEL ***

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with this agreement, and any volunteers associated with the production,
promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
that arise directly or indirectly from any of the following which you do
or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.


Section  2.  Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of computers
including obsolete, old, middle-aged and new computers.  It exists
because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come.  In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
and the Foundation web page at https://www.pglaf.org.


Section 3.  Information about the Project Gutenberg Literary Archive
Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service.  The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541.  Its 501(c)(3) letter is posted at
https://pglaf.org/fundraising.  Contributions to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
permitted by U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations.  Its business office is located at
809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
[email protected].  Email contact links and up to date contact
information can be found at the Foundation's web site and official
page at https://pglaf.org

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     [email protected]


Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements.  We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance.  To
SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
particular state visit https://pglaf.org

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including including checks, online payments and credit card
donations.  To donate, please visit: https://pglaf.org/donate


Section 5.  General Information About Project Gutenberg-tm electronic
works.

Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone.  For thirty years, he produced and distributed Project
Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.


Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily
keep eBooks in compliance with any particular paper edition.


Most people start at our Web site which has the main PG search facility:

     https://www.gutenberg.org

This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
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