Der Teemeister

By Melchior Vischer

The Project Gutenberg EBook of Der Teemeister, by Melchior Vischer

This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
almost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away or
re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
with this eBook or online at www.gutenberg.org


Title: Der Teemeister

Author: Melchior Vischer

Release Date: February 21, 2012 [EBook #38947]

Language: German


*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER TEEMEISTER ***




Produced by Jens Sadowski





Melchior Vischer

Der Teemeister






MCMXXII

Jakob Hegner, Hellerau






   ». . . Wahrlich!
   Rikyu war einer unter tausend
   unter den Teemeistern . . .«

      Okakura Kakuzo







Haus brannte, auch papierner Lampion fing Feuer, Nachthimmel war
gar nicht so schwarz, eher bläulich, nun goss Rot von unten in gischtender
Garbe hoch, Zikaden zirpten erwachend auf, ungeheuer leise, doch gleichwohl
schrill für gläserne Ohren, verzweifelter Greis fiel zu Boden und weinte;
auch die andern, bestürzt schauend, schienen dasselbe zu tun, währenddem
mitten drinnen im sonderbar heulenden Brandesbad stilles Heldenschicksal
sich schlicht vollzog, ohne dass Zuschauer dafür Zeugnis ablegen konnten;
einfach und mit zwingender Notwendigkeit blühte das Grosse auf, denn auf
schon lichterloh brennendem Tokonoma stand die alte Teeschale, unermesslich
kostbar, mehr als tausend Jahre am Leben, fern von China hergekommen, aus
ehrwürdiger Hand des grossen Lu Yü, stand sie und war in Gefahr; ein Stück
seltenster Schönheit; wild kochte schon erste Flamme, ihr sehr nahe.
Trotzdem knapp vor Tod, vergass er keinen Moment, sie in grösster Verehrung
zu schätzen; heisser, immer noch heisser schritt Ende an, Verzweifelter sah
um sich, kein Ausweg, Feuerring schloss präzis, liess keinen Auslug, dicht
kroch Siedehitze am Boden, beleckte tastend Füsse, züngelte höher,
Kimonosaum ward hell, da erfasste nun schon mutig gestellter Blick in
aufschäumender Liebe die schöne Tasse, innig, ganz. Kehle von
Verbrennungsqualm schon sehr umkrallt, schwankte er hin, griff das
Porzellan, behutsam, kleines Seitenmesser beinah schon heiss, schnell
gezückt, schnitt Bauch auf, Schmerz und Feuer stach Augen blind, dennoch
tieferer Schnitt nun, gütig machten Eingeweide Platz, Tasse ward sicher
eingebettet, tastend, gleichwohl mit aller Sorgfalt, Blut siedete schon,
Haut legte sich schützend darüber, bedeckte abwehrend, erste Flamme frass,
ein kurzer Laut, zerbissen in stürzendes Bambusgerüst geächzt, verging
schwach, Feuer herrschte unentwegt bis zum Schluss: Weisse Blüte roch
betäubend, streifender Kimono war purpurrot, Geflüster in Nähe beinah
klagend, gepanzert schellender Tritt des Wächters draussen, Blick des Taiko
war Zirkel, der stach wie Blitz, scharf, ganz glühendes Auge des Herrschers
schwebte in warmer Luft, bis sich, was wahrnehmbaren Sinnen ferne lag,
wirklich vollzog; denn er, Rikyu, der Teemeister, stand, erschüttert von
eben ingeschautem Erlebnis, das ihn durchtobt, umbebt von Vision, die noch
brodelte, schaute nun auf, hin zum Taiko, dessen eines Auge fiebernd im
Raum zu schweben schien; und Ereignis, wunderbar, ward: Der Herrscher
sprach auf einmal Sätze, fremdsam, aus Elfenbein geschnitzt, chinesisch
verschnörkelt, Sätze, die er, Rikyu selbst, eben im Innern seiner Seele
erlebte, erschaute; er konnte nicht sprechen, doch der Taiko sprach laut,
was Traumland seines Hirns schön durchfuhr:

»Da fanden die Mönche, als jenes heilige einsame Haus zu Asche
niedergebrannt und das Feuer verebbt war -- die Sonnengöttin Amaterasu,
erst erzürnt, ward nun milde und schenkte den suchenden bangen Mönchen, die
eben die sechzig geweihten Chrysanthemen gebadet hatten, Richtung und Ziel,
denn grenzenlos milde kann sein Amaterasu -- sie fanden sofort unter
spärlichen Brandresten noch spärlicheren Körperrest, gänzlich verkohlt,
Leib des unglücklichen stummen Bruders, von dessen ewiger Tat, ewiger
Meister würdig, sie noch nichts wussten, sonst hätten sie alle ihre
Gewänder zerrissen und nackt zu den Sternen frohlockt; doch die Sterne
waren nicht rein, nicht hell, nicht glänzend, die Sterne standen blass und
fern, um lauen Himmel, der nicht mehr schwarz; nur Blutkruste war
pechschwarz, und verriet noch nichts. Und das war gut, langsam musste die
Frucht reifen in ihrem Herzen, damit sie bereit wurden zu letzter
Erkenntnis. Es war ein verkohlter Leichenrest, weiter nicht seltsam, nur
traurig anzusehen. Da standen sie lange erst stumm, dann legten sie ihn auf
eine Bahre, trugen ihn durch Gärten, die erst bitter, hernach süss
dufteten, langsam dem morgendämmernden Himmel zu; Blumen, Kelche geöffnet,
neigten sich zu Boden, tief und gross, als der Zug vorüberging,
Paradiesvögel sangen, ein Kumabär weinte auf sein Fell herab, leichter
Ostwind brachte Regen, in dem erste Sonnenstrahlen sich spielten,
zerstreute Steine, scheinbar nutzlos, kollerten beiseite. So ehrten
offensichtlich leblose Dinge, gute Tiere, scheue Blumen, betaute Pflanzen,
den Märtyrerleichnam, den ahnungslose Mönche trugen, so wusste alle Natur
schon, was Menschen, in Trauer getaucht, noch nicht wussten. Als sie
ruhten, die beinernen Rosenkränze, geweiht von Schaka, nach
althergebrachter Weise unablässig drehten, und unterdessen brandleichige
Bahre im hohen geknickten Gras versunken stand, da flogen sehr grosse
Bienen herbei, noch nie hatte einer solche Bienen gesehn, auf Erden, noch
nie, karminrot waren ihre Flügel, dämmerblau ihre Leiber, meergrün ihre
Augen, die unendlich fern leuchteten -- es könnten vom Stich ihres Blicks
alle Spiegel der Welt zerschellen, Lügner würden schon ausgedachte Lüge im
Mund als Wahrheit hervorstossen -- flogen herbei, einen traumhaften
Glockenschlag lang, der silbern hell vom gefächerten Turm alter Pagode
weltvergessen herüberklang, ward Sonnenlicht verfinstert, nun zum
zweitenmal Morgendämmerung mit schnell folgendem Tageslicht von Sonnenglut,
südlich, umrahmt -- Flügelschlagen war sehr leise -- sassen auf dem Leib,
in geraden Linien, Wellen, befehlendes Zeichen »AKERU« stand mit Spitze
bauchzu, so geschrieben; die Mönche, aus betäubter Überraschung eilend,
lasen das Zeichen ab, zähneplärrend, doch nach den Gesetzen des heiligen
Kanon, sagten einmütig: ÖFFNEN, sehr hoffnungsvoll, nahes Wunder erahnend.
Weiss ward es vor ihren Augen, dann wie früher, Bienen waren weg, frischer
Leib der Bahre, irgendwie verklärt und verändert, heischte. Im Bewusstsein
der soeben erhaltenen Offenbarung liessen sie Scheu, hatten auch keinen
Ekel vor umkrustetem, brandgeschändetem Körper, tasteten erhöhten Bauch ab,
fühlten jetzt, erst jetzt, der Leib schien gesegneten Zustands, fuhren
beiseit, fielen zu Boden: Schwarz in Blut und Eingeweide gefasst,
Edelstein, ruhte die Tasse. Die solches geschaut, zerrissen ihre Kimonos,
indes ihnen die Augen übergingen: Auferstanden die Teeschale, die schon im
Nichts geruht, von den Toten! Seltsam kehrt sich um Natur, schnellt in
Bogen, stösst an zu Parabel: Schoss des Weibes war taub, Schoss aller
Weiber güst, einen Lichtblitz nur, rasend kurz, wo Blut springt zu Blut:
Zum ersten Mal ward ein Mann auf Erden befruchtet, in jenem furchtbar
ewigen Augenblick, der so deutlich schnitt, Zeugender war Feuersglut, von
Auge gesehn, von Haut gefühlt, wohltuender Beistand beim einzigen, sich
niemals wiederholenden Akt, Bewusstsein der Schönheit, sprang einer, ein
Mann, für alle Frauen sündig tändelnder Erde in die Bresche und ward ganz
Schoss. Nicht kennst du seinen Namen, Zeugnis legte ab nur die namenlose
Tat. Die Weiber wachten auf, alles war wie vordem, Natur schien nicht
verändert. Und die schmerzliche, von einem Manne beschämte Allmutter
Amaterasu schickte einen glühenden Sonnenstrahl als Sühne, gleichsam, der
sich vor dem toten Retter der Tasse -- trotzdem er tot, schien sein Leib
von eben getaner Geburt erschöpft zu sein -- ehrerbietig verneigte, ihn
dann mit Glut umgebend umfloss, so die männliche Mutter der Erde entzog:
Die Tasse blieb, nicht ungebärdig schreiend wie sonst frischgeborne Kinder,
war still, gut und schön. Der glückliche Gebärer der Schale, in lauem
Mondlicht gebadet, in kühlem Aether getrocknet, zur Gestalt erhoben, ging
ein in die Gefilde der Segnenden, sieht auf uns in grösster Milde, in
grösstem Verzeihen: die Schale, der Kelch auferstanden von den Toten,
wiedergeboren durch ihn, und unter uns wohnend. Wie glücklich wir! Gruss
dir und Dank Sonnengöttin Amaterasu, mehr noch Dank dir, grosser
Unbekannter, der du in verzehrender Stunde Mutter warst!«

Der Taiko hatte geendet und lauschte verzückt seinen Worten nach, sie
vergassen, dass der mit sehr milder Stimme eben gesprochen, härtester
Zwingherr war, triefend von Macht, gepanzert mit Gewalt, das alles schien
er jetzt nicht, sah eher geheimnisvoll kränklich aus, matt seine Rechte
über purpurne Stütze des Thrones hingegossen, fast edel, und in Angst
aufzublicken. Rikyu lächelte kühl. Satz nach Satz des nun ausruhenden
Sprechers war von ihm gewesen, stille Einflüsterung von ihm zum Taiko
hinüber, dessen Zunge gehorcht hatte. Leise strich glatte Hand am
Kimonosaum hinunter, in einer sehr gemessenen Linie, diese unscheinbare
Bewegung sprach, befahl, denn plötzlich fielen die sorgfältig geschnitzten
Ebenholzstatuen der zweitausenddreihundertzweiunddreissig Götter und
Göttinnen, reihum an Wänden des Kronsaals auf Gesims gestellt, mit einem
geradezu einzigen Krach herunter. Entsetzen pfiff, grausamer Pfeil, durch
Aller Körper. Rikyu hatte doch nur Saum, irgend einen zufälligen Saum,
leicht berührt, wilde Hunde heulten, von rostroten Schächern erpicht
gehetzt, plötzlich keuchend und mäjestätsverachtend quer durchs Gemach, die
leichten Matten, so kostbar, flogen empor, Papierwände wankten gross, in
letzter Angst suchten alle, auch der Taiko -- oh die vielen Gewänder, gelb,
blau, rot, violett, schwarz, grün, grün, teegrün, Gesicht, ach so steinern
ruhiges Gesicht des Teemeisters, der nun tief gebückt stand, plötzlich, und
sich wunderte, gewiss, gewiss! er hatte doch nur bunten Saum seines
einfarbigen Gewandes leicht berührt, die Tasse war schon lange
auferstanden, ruhte bei ihm in seltnem Kenzankästchen und beschützte sein
Haus -- der Lärm im Raum ward tobender, sie gesteten, die feierlich
gefalteten Staatskleider waren ungehörig verwalkt, verbogen, unsteif, der
erste Minister kugelte auf dem Boden, ganzer Estrich war Erdbeben, die Pose
des Narren frechte lästernd, der Meister fühlte nur, dass um ihn Lärm sein
müsse, hören konnte er nichts, alles so delikat gefährlich, verrückt, wie
in schiefen Träumen, aber er konnte seine Hände in Unschuld waschen, Unsinn
des Lebens klebte ihm auf merklich dörrender Zunge, Gelächtergebärde
streifte ihn, dicht, ganz nahe, doch Ton war unhörbar, verging wie die
Zeichnung eines Schlages, in rasch fliessendes Bachwasser hineingetan. Er
hatte die unwirklichen Bienen gesehn, dort ist einer in der Menge,
sicherlich, der den guten selbstlosen Kumabär, heute erst geboren, Fell so
kaninchenhaft weich, mild, Krallen noch nicht lebend, daher geradezu
samten, sicher erschlagen hatte, ohne zu wissen, warum, warum schwebte über
allen das Wort Warum wie eine böse giftaussprühende Schale, die opalen
zwar, doch furchtbar, ja, warum tötet man gute Tiere, warum? -- doch die
Tasse lebte, und das gab Gegenwärtigem einen ganz bestimmten, beglückenden
Schnitt, der Kelch, neiget euch alle vor dem Kelch, alle, alle, alle müsst
ihr Diener sein der grossen einzigen Teeschale, die eine Welt regiert,
besser als du, finstrer Taiko, die Welt, es muss ja Getöse unhörbar sein,
es muss, der Porzellankelch ruht fern, darf nicht von Lärm geweckt, aus
seinem so schön unsinnigen Sinnen gestört werden, neues Wunder einer
wunderlosen Welt, einer entwunderten Erde, Getöse ohne Klang von Getöse,
nur Schatten, Gespenst, Bild von Getöse, nur Schatten, Gespenst, Bild von
Getöse, sichtbare Bewegung, Laut aber erstorben, geschleudert ins Nichts,
ins böse Nichts, dann in zwingender Folge kommt Gelächter ohne Geräusch, oh
Lust zu sein! oh Unlust zu leben! das war nur ein noch unbekannter Schrei
im Innern, irgendwo, ohne hervorbrechenden Schall, nein, so schlug er die
Arme hoch, erst vors Gesicht, dann vor sich weg in den Raum, gar nicht
demütig, und vor allem frech gegen Zeremoniell verstossend, sprach Rikyu
sehr gelassen: »Er war im beginnenden und schliessend geschlossenem Kreise
mein Vater!« und giftgrüner, eben auf ihn fallender Blick des Taiko
verblich, ebenso ohne Geräusch, ganzer Raum war wie früher, er aber, er,
Rikyu, hatte Leben, stark donnerndes Leben ohne Donner, seines ersten und
ihm zunächst stehenden Ahnen, klein, trotzdem schlicht, doch das mit
grossen Weiten, bei sich, auf stiller Insel, umtost vom Kreislauf des
Blutes, in Nähe erst jetzt gebornen Herzens, das aufgeschäumt war, soeben
erlebt.

Nun wieder sprach der Taiko Belangloses, Herrschergemässes, Antworten der
Minister waren noch nichtiger, plätscherten unnützes Bachgemurmel, als
Rikyu furchtbar erschrak: Traum des Lebens lautlos barst, Wirkliches
verletzte, Worte des Mannes dort waren kreischend, dröhnten stärker als
Glockengeläut, da drehte der Teemeister ganzes Antlitz zum Thron hin, warum
war Geräusch noch immer nicht getötet, so darf Leben nicht mehr sein,
Geräusch ist Tod, Gott, der auf ewig, der Geräusch, auch geringst leisesten
Laut, nicht mehr hört, nun sprach er mit sicheren Lippen einen Satz, schwer
wie Bleigewicht, alle im Raum, selbst der Taiko, waren an seinen Mund
gekettet, fest, unerbittlich, kein Ton ward hörbar, obwohl sie alle
Gesichter genau ihm zugekehrt hatten, sämtliche Anwesende und ganzer Raum
ein Gesicht, das zusehends grösser werdender Frage glich. Sein Mund redete,
doch nur Schweigen schnellte über Zuhörer hin und legte sich schwer auf
oberflächliches Bewusstsein: So furchtbar war der Satz, den er aussprach,
den er schon gesprochen, leicht bewegte sich sein Gewand, er neigte sein
Haupt, tief, fast allzu tief, dass es schon bald als nicht geringer Hohn
klang wider den Taiko, dem ansetzendes Gelächter, sehr steil und
erschrocken auf halb lächelnder, jetzt gespenstig erstarrter Miene stehen
geblieben, sanfte Sandalen waren wiederum lautlos, oh seltsames Gemach, oh
furchtbar, zu wissen, dass zwischen seinem Blick und dem des vielleicht
jetzt gerade ungnädigen Herrschers ein Ozean strömte, nicht zu fassen für
die Menschheit, nur für ihn, Ozean mit so fernen Weiten, dass jede Parabel
sich schloss, Ferne zu Ferne stossend Nähe werden konnte, und sicher
zwingend bei ihm Nähe ward, Raum, auch Raumleere ist eins, ist in ihm, Welt
flutet durch sein Herz, Kontrapunkt des Kosmos, lauter Sturm ist die Welt,
stiller Sturm sein Herz, verschwistert der zarten Porzellanschale, so trat
er, Gottheit über sein Haupt als Gloriole getürmt, in den Stich der
Sonnenhitze hinaus, dass blauglänzende Wächter Schweiss vergassen, zu Boden
fielen, Knirschen junger Zähne in weissen feinen Sand hineinbargen. Einsame
Ebene, gross, horizontgeschwängert, sang eine dünne Melodie, selbst
lockender Schlag der Wachteln war nicht zu hören, nun fiel dicht vor seinen
Augen ein Spinnwebnetz nieder, vom Himmel zum Nordpunkt, bedeckte ganz
seine Pupillen, oder war es nur von Zweig zu Zweig zufälligen Kirschbaums
gespannt, da sah er nicht, da hörte er, so laut, so stark, den wilden Ozean
brausen, kochen, wirbeln, alles anströmte zu mächtiger Rhapsodie und war
doch durch hauchzarte, regenbogenfarben schimmernde Spinnwebzeichnung
einzig dies zu sehn, still, kolossal, schneebedeckte Majestät: Fuji.

Ob man dort oben an seinem Gipfel wohl Fische fangen könnte, meinte irgend
ein Widerhall auf eine alte, früher schon vor Jahren gestellte, seitdem
aber längst vergessene Frage in irgend einer Kammer seines Kopfes, der
Fujiyama säulte steil und unbedenklich in die Höh, Erdbeben war vor einem
Jahrtausend Grund seiner Geburt, smaragdgrüner Glockenturm, von Jade und
Glas gebaut, fiel, nur eine Spinne ward unter scharfen Trümmern erschlagen,
Netz riss: Orkan brüllte um seine Ohren, so war fern der allmächtige Fuji
zu schauen, da schwebte Rikyu zu Boden nieder, küsste das Moos, denn er
wollte noch nicht schauen wie die Schale hoch über dem Bergkoloss
leuchtete, beherrschend sichtbare und unsichtbare Welt, Taifune brandeten
an, zerschellten am dünnen Glast des alten Porzellans, das sorgfältig
chinesisch, Brausen voll Licht, Brausen voll Luft, Brausen voll Wasser war,
wesenlos, doch mächtige Pferdeschar, auf der sie herausschwebte und an sein
ein wenig erhitztes Hirn leichte Kühle warf. Schon umschwirrte ihn wieder
sicherliches Geschrei knallig bunter enger Gasse. Obwohl er durch arg
eilende Menge schritt, vernahm er doch nicht irgend einen Ton, bizarres
Schemen war so Strasse, Platz, lungensüchtiges Schemen die kuliumdrängte
Sänfte, die dahersegelte, ziemlich aufrecht, wie schwarzweisse Wildgans auf
gekräuselter Woge des Iwaresees, da hielten sie an, Mond schien ganz sicher
irgendwo vom Himmel, trotzdem Mittag, Sonne, Hitze beinah die elegant
gekrümmten Säbel glühend schmolz, als durch ovale Oeffnung sehr bleiches
Frauenantlitz -- Augen so schief mandelförmig standen, dass eben gewiss ein
blasser Mond Tagesfirmament beherrschen musste, ja auch die hohlen Kelche
der Blumen könnten, betaut, geschlossen sein, ein Schatten ist gestorben --
nun auf ihn blickte, mit schlanker Hand einen überaus bestimmten Wink gab,
doch er, im selben Augenblick wissend, dass im Kronsaal Missgünstige ihn
beim Taiko hämisch verleumdeten, sagte: »Ich bin der Ozean. Eine neue Blume
erfand ich soeben, in dieser Sekunde«, doch nur die Bewegung der Lippen war
wesentlich, sonst war nichts, vor allem kein Laut, gleichwohl trug er
selten geformte Blüte in Hand, mit unhörbarem Wehruf sank die Schöne in
Sänfte rück, Seidenvorhang, türkisblau, sternbespritzt, schloss, Erdboden
roch frisch nach grünem Blut, vom Tempel wehte das staatliche Sonnenbanner,
unten stritten zwei fette Bonzen, ein jeder Kind einer andern Weisheit, der
eine kreischte formelhaft: »Der Wind gibt der Fahne solch leichten Fluss
und Schwung«, der andre stülpte auf ihn wieherndes Gekrächz: »Sie bewegt
sich selbst und bewegt hiemit den Wind. Verneige dich, Tropf, und glaube
das Wunder, das noch sichtbar deinen blöden Augen, morgen vielleicht kann
das Schauspiel, selten und erhaben zugleich, nur ich bloss schauen,
übermorgen dann vielleicht auch ich nicht mehr!« damit er aber schon vom
andern eine rasche Ohrfeige erhielt, das alles schien jedoch nur zu sein,
um ihn, dort stürzte der Edelsteinhändler hinterrücks um, Genick gebrochen,
eine Maultrommel war vor einen Marktwagen gespannt, der mit Kürbissen
hochgeschwängert fuhr, und doch von allem kein Ton, nichts, lächelnd trat
er also in das Singhaus, sass neben der Geischa, sah Gesang, sah Kichern,
sah Saitenspiel auf mattem Koto, schlürfte schlechten Cha aus gewöhnlicher
Schale, auf dem kleinen Teespiegel neue Blumenblüte schwamm, ward an die
ferne stille grosse Königin allen Porzellans erinnert, lief, die
Windenblüte in der Hand fest haltend, jetzt krampfte er sie weit von sich
in Luft, die nebenan, vergewaltigter Zweig dazu stach in der andern Hand,
beging schon heimatlichen Kies, sie soll Winde heissen, sie ist eine Winde,
krummgebückter Diener hielt ihm einen Krug Essig hin, schnell trank er ihn
leer -- oh dass doch die Wesenheit des Kruges, jeden Gefässes der leere
Raum immer ist -- so betrat er nun den Vorraum zum Gemach der bald nahen
Zeremonie, wo seine Freunde schon warteten. Ein wenig Schweiss wischte er
sich noch von der Stirn. Leise Angst hatten die Freunde im Blick, als einer
von ihnen fragte: »Meister, wo warst du so lang? Wir haben grosse Stunden
auf dich gewartet, oftmals ist die Sonne auf-, der Mond untergegangen, der
Mond empor-, die Sonne herabgestiegen, vierzigmal ist das geschehn, wir
aber, obwohl wir nicht wussten Tag noch Stunde, wannen du kommen wirst,
haben gewacht, es war Zeit, dass du kamst, siehst du nicht, wie Streit ist,
wenn du nicht hier?« alle schauten, noch war letzte Frage nicht zu Ende
gesprochen, auf einmal nach links, entgegengesetzt dem Ort, wo er gerade
überrascht stand, papierne Wand rollte unhörsam beiseit: wilder Garten mit
kleinem Weiher war Bild, zwei unendlich dummschlau aussehende Tölpel
standen da, ganz hokusayisch gefügt, wie aus dem Yehon schenjimon
geschnitten, ein Pfau, kostbar bunt, quirlte Räder, gross, sich durch die
Zwei dazwischenschiebend, stelzte sehr selbstbewusst vor ihnen, der eine
lachte wie Gong, das geborsten, allerdings, trieb verfettete Hände meckernd
über seinen Bauch hin, so frech, dass der andre, wütend und neidisch, Zuruf
ihm hinwarf wie madigen Speck: »Sohn eines Aases, was plärrst du wie eine
schmutzige Messingpfanne, auf der Reisbrei verbrennt, Tropf, Tolpatsch,
Tor?« »Laotse scheint nicht dein Vater zu sein, auch nicht Jimmo, du Enkel
einer räudigen Fliege, siehst du nicht, dass ich mich freue, weil sich der
Pfau so fröhlich freut?« hielt erster zur Antwort hin, sprudelte unablässig
schallendes Gelächter. -- »König aller Dummköpfe Asiens, du bist kein Pfau,
wie kannst du, eingetrocknetes Kolibrihirn, wissen, ob der Vogel sich
freut?« -- schlug der andere entgegen und ward ganz zu unzüchtiger Geste.
»Hühnerphilosoph, du bist nicht ich, wie willst du also, bekoteter unnützer
Ringelschwanz du eines Schweins, wissen, wieso ich nicht weiss, dass der
Pfau sich freut?« der Gegner. -- Unterdessen war der Pfau ihm, der doch von
seiner Freude -- wie harmlos ist eine Pfauenfreude -- so genau wusste, ganz
nahe gekommen, fauchte tückisch, vergiftend glühten böse Augen, zornig
türmte er Gefieder auf, suchte mit Schnabel, spitz, geschliffen, nach der
einen menschlichen Hand zu hacken, unausgesetzt, da liefen beide Streiter
aufheulend, jedoch unzweifelhaft mutig weg, verschwanden im weiten Schnee
der Blüten, Rikyu riss rasche Geste, stirnumwölkt, ungeduldig, alles war
wieder so gewöhnlich, denn er sah und hörte, hörte, hörte, alles war Trug
gewesen mit der Geräuschlosigkeit des Lebens, warum ist Natur nicht aus der
Welt zu schaffen, warum verfolgen die Gesetze, einfach und klar, ständig
ihn, warum fiel Mond nicht auf Sonne, beide hernach, Mond und Sonne
zugleich auf Erde, er würde sicher dann Weltgefüge knirschen hören, ein
Sprung auf spiegelglatter Wölbung grenzenloser Sphäre wär erquickliche
Labung, und alles wäre gut, doch so hörte er wieder, hörte: »Meister, wir
dachten, die Tasse sei krank, und so haben wir sie besucht, sie war
gefangen gewesen in dem Lackkästchen, und wir haben sie herausgenommen, sie
war nackt anzusehn, und wir haben sie mit dem zitronengelben Seidenschleier
behangen. Wir konnten jedoch den Tee nicht bereiten, nur du kannst über die
Schale gebieten. Nun bist du da, Meister, wir sind froh, dass du endlich
bei uns bist«, solche Worte verwirbelten in der Luft, die vom Garten schwer
einströmte wie gesegnete Frau, er hörte -- entsagungsvoll hatte er
Widerstand gegen Geräusche aufgegeben -- sich wie aus sehr weiter Ferne
sprechen, und zwar diese Worte: »Was ihr meinem Kelch getan habt, habt ihr
mir getan«, einiges Glück rauschte in den Augen der Freunde hoch, wenn auch
vergehend, kurz, nochmals warf er eine beherrschte Geste, die aus ihm
unbewusst dunkel trieb, Wand glitt auf Rillen zu, legte sich wie traumene
Mauer schützend vor Sicht seines verklärten Blicks, sehr viele Hände hoben
sich beschwörend, machten das Gemach weithin gestreckter, lauschender,
fielen dann wieder jäh und schlaff herab, neigten Köpfe, auch Rikyu liess
langsam sein Haupt sinken: der Taiko hatte Besuch angesagt, so war er schon
im Raum, hielt die Hand lass an seiner Brust und war sehr ernst.

Da Rikyu wusste, dass sein wertvollstes Gut in seiner Abwesenheit von
Freunden so sorglich umbangt gewesen, trat eine gewisse Wärme in seinen
Blick, mit dem er den Taiko nun bewillkommte. Sommertag war, Geruch von
Lilien floss ein, der Blumenordner, als graziöse Silhouette im offnen
Türrahmen zu sehn, beschnitt mit kleinem Messer die Stengel grosser
Blattpflanzen, soeben brachte er wunderbar erlesene Blüten mit einer
winzigen Säge -- erinnernd an überraschendes Taschenspielerkunststück, war
das Instrument auf einmal in seiner Hand -- zu Fall, niemand schien die
vielen Todesschreie der Blumen zu hören, nur er, Rikyu, den sonst
sehenswerten Garten mit beleidigend eilendem Blick streifend, hörte das für
gewöhnliches Ohr unhörbare Geschrei der Gefolterten und langsam Sterbenden,
überirdisch leise war Todesmelodie, vergehender blumener Schwanengesang:
Duft, unendlich süss, hielt Luft gefangen, fest drückte er an seine Brust,
wo neue Blume gesichert verborgen, war, unter Gewandbausch, der Taiko, auf
einmal der Taiko, nickte ihm freundlich, doch merkbar ungeduldig zu, er
besann sich, hielt ein kleines Lächeln, unbestimmbar, es konnte ebenso Ja
wie Nein bedeuten, oder auch etwas ganz Fernes, das gewiss kaum hergehörte,
wenigstens schien es bis jetzt unbekannt, ausdrücken, zu allem bereit über
Gesicht gelagert, zugleicherzeit machte seine Rechte förmlichen Ansatz zu
einer Handbewegung, die im selben Augenblick mit seinem Mund sagte:
»Wollest du bedankt sein, grossmächtiger Herrscher, dass du zu mir
Unwürdigen gekommen bist, möge dir mein dürftiges Dach nicht zu gering
erscheinen, gib diesem schmutzigen Ort mit deiner herrlichen Anwesenheit
die Gottesweihe, ich wage, dich ergeben zu begrüssen«, so liess er den
Taiko vorausgehn, sie folgten, alle die andern, er zuletzt, äusserste
Schiebewand schwebte weg, Teeraum lag in grösster Schönheit da, wie Oase in
eintönige Wüste, erfrischend, erhaben, stumm grüssten bang Eintretende die
unsymmetrische Stätte ganz ungeheuer künstlerischen Leerseins, die sie doch
schon so oft geschaut und die immer wieder noch abwechselnd Unfassbares bei
jedem erneuten Betreten den Sinnen brachte. Entlebt standen sie da, kurzen
Moment bloss, in tiefem Schweigen, nur des Teemeisters Augen schienen
heller zu werden, zu leuchten, er war gegenwärtig der Einzige, der lebte,
im vollsten Bewusstsein, der Taiko, eigentlich störend in den Raum
stossend, ungelenk, für dieses Gemach, übrigens auch für nipponsches
Verhältnis viel zu gross, bei weitem, wusste wohl, dass dies alles etwas zu
bedeuten hatte, ebenso auch, dass es Würde des Herrschers erheische, die
bestimmten Zeremonien des Tees inne zu haben, die er ja eigentlich schon
genug oft eingeübt hatte, sah nun aber -- wahrscheinlich presste ihn in
innerster Selbstkritik dieser Mangel schwer: die Erkenntnis nicht voll
genommen zu werden -- beinah blöd aus, was die andern, die im stärksten
Geniessen der stillen Messe, im verzückten Verharren waren,
weiheschändrisch unliebsam erweckte, was noch stärker ward, als sehr
ungehaltnes, schier verletztes Gefühl alle Teejünger umschlich, als er, da
er der Herrscher ist, hat er wohl das Recht, laut in die Hände klatschte
und mit ungefüger Stimme die Aufwartung befahl. Jetzt sahn sie auch, dass
der Taiko Harmonie gegenwärtiger und noch kommender Handlung gäh
durchrissen, denn alle hatten leicht grünliche Gewänder, die zu dem lichten
Gelb der Wände und zu dem etwas schmutzigern der Matten sehr verwandt
schienen, nur er trug einen roten Kimono, einen purpurroten, das war ein
Misston, schroff und entschieden. Rikyu stellte unter einem zum Taiko
hinüberzielenden, beinah liebenswürdigen Lächeln fest: das ist eine
Blasfemie, ungeheuer frevlerisch, es ist eine noch nie erhörte und
erschaute Gotteslästerung gegen die Schale. Nur gut, dass sie im sorgfältig
geschreinten kleinen Lackschranke lebte, verdeckt, und nicht jene
Missachtung sehn konnte. Nun ward ihm auch unumstössliche Gewissheit, dass
jener rohe Bauch dort drüben, jener Mann ohne Tee in sich, obwohl er mit
schrecklicher Macht über Mensch, Tier, Land, Luft, Wasser gegürtet war, nie
und nimmer dieses blau und rot leuchtende Erlebnis, das jenes, jetzt
unermesslich hassenswerter, wulstiger Mund vor kurzem in Worte gelegt schön
von sich gegeben, allein hätte schauen können, nur weil er damals im Raum,
war diese merkwürdige Strahlung für einen Moment von ihm ausser Acht
gelassen, auf jenen Unwürdigen gestürzt, das ärgerte Rikyu sehr, jetzt,
sein Blick wurde boshaft, schief, und suchte von unten den Taiko zu
treffen, der in einer ganz plötzlichen Aufwallung Hass bei dem Teemeister
fühlte, infolgedessen, irgendwie in Trotz, ironisch und stolz, sein Haupt
zurückwarf.

Rikyu hielt Lippen hart, fest gehemmt, die verdeckten: auf den blanken
Zähnen darunter stand unerbittlich der Satz: Der Taiko muss sterben. Wer
wider meinen Kelch ist, der steht wider mich! Dies tönte schrankenlos laut,
immer und immer wieder, durch seinen Körper, der äusserlich jedoch, stark
beherrscht, nichts verriet. Eher wurden jetzt seine Augen freundlich, wie
sich seine Miene glättete, grosse Erkenntnis strömte: Dem Todfeind muss man
mit überschwemmender Leere, die undurchforschbar, begegnen, in dieses
Vakuum muss der Widersacher hineinstürzen, ferne Grenzen, sie würden
schliessen, der Wehrlose wäre ihm ausgeliefert wie das Wasser, welches in
die Leere der Kanne fliesst, dann gefangen ist, genau so, die Leere ist das
Furchtbarste auf der Welt, das Gefährlichste, wer sie als Waffe verwenden
kann, ist der Mächtigste der Mächtigen. Der Taiko wird mittels Leere
gefesselt werden, was dann mit ihm zu tun sei, überlegte er jetzt noch
nicht, doch wusste er das eine, dass bei heutiger Teezeremonie jene Schale,
die durch des Taikos anstössiges Gewand beleidigt, nicht zu gebrauchen sei:
So ward sie vorenthalten. Auch der Tee war gewöhnlich, grün, die Blätter
derb wie eingekerbte Falten der Juchtenstiefel tschungusischer Barbaren,
beim Einwerfen in das eiserne, mit einer leichten Patina belegte
Kochgefäss, fühlten sie sich an wie vertrocknete Apfelschalen, im Wasser
alsbald entfaltet, zogen sie dunkeln Wolkenfetzen gleichend hin, verquollen
schon im Dampf voller Unkontur, nun trank man und sprach nichts.

Stille.

Rikyu erschaute aus den Wölkchen über des Taiko Tasse dessen nicht
allzufernes Geschick, das tödlich, doch gerecht sich darinnen, in dem
scheinbar ganz zufälligen Gewirbel -- das vom Schalenrand pyramidenförmig
in die satte Luft, so ins Unsichtbare verflüchtend, anstieg -- als Vision
voraussagte. Das machte seine Bewegungen, nebensächliche Gesten freier,
Sinn und Miene nahezu heiter. Als in gewissem, auf einen Höhepunkt
hinzielenden Augenblick die Freunde sein Auge suchten, bittend um
Beantwortung der einen Frage, warum er dem hohen Gast nur eine gewöhnliche
Porzellanschale gereicht, ohne Alter, ohne Herkunft, da lächelte er sehr
fein, mit einem geradezu gütigen Nebenton, tat schlicht unauffallender
Stimme diese Worte kund: »Ich schaue dies: Eine kleine Weile, und mein
Kelch wird vergangen sein; und wieder eine kleine Weile, und mein Kelch
wird abermals erscheinen«, gläsern flog sein Blick jetzt ins Weite, dann
sprach er nach Atempause ganz leise zu sich letzten Satz schmerzlich
beglückend nochmals mit einer geringen Veränderung: »Und ihr werdet mich
nicht mehr sehn.«

Die Freunde, obzwar nicht wissend, was des Teemeisters seltsame Rede
bedeute, mussten doch eine Ahnung fühlen, da sie auf einmal alle verstohlen
zu dem Taiko hinsahn. Der kotzte Gelächter.

Robuste Lachwellen brachen sich an den papiernen Wänden, machten diese
fluten, keiner aus der Teegruppe fragte, warum denn der Taiko so wiehere,
alle behielten ernsten Blick und straff nüchterne Gebärden, nur leises
Knistern vergewaltigten Papiers der Raumgrenzen war anklagender Hinweis auf
des Herrschers frech frevlerischen Lärm, so wollte der Gekrönte sich
entschuldigen: »Es fiel mir plötzlich possierliche Geschichte meiner
tartarischen Amme ein, die von dem chinesischen lustigen Kaiser, der immer
viel und scharmant gelacht hat; am meisten darüber, dass alle um ihn herum
starben. Nur er konnte nicht sterben. Darüber war er voll Übermut, der also
niemals starb, weil er nie gelebt hat, deshalb hat er, und ich gegenwärtig
mich seiner erinnernd, soviel gelacht!«

Rikyu, über den anwesenden sich selbst unterhaltenden hohen Gast brüsk
hinwegsehend, zog dreimal mit der Linken Kreise in die Luft, letzter Teil
der Zeremonie, zischte den Satz, der sonst das Gemach nahezu göttlich
vergoldete, ohne Scheu hervor: »Ich bin der Tee des Lebens! Ihr habt davon
genossen, ich danke euch.«

Dann standen sie alle auf, auch der Taiko war dazu gezwungen, Rikyu tat
eine schlichte Verbeugung, hernach alle, nun der Taiko erst zum Teemeister,
dann zu den andern hin, draussen schlugen drei unschön dröhnende Gongs, man
schritt aus, Garten war gebreitet wie kleiner See, Wogen von Duft und
Blüten gingen hoch, winzige Silberglöckchen sangen von den Zweigen,
harmonisch von sachtem Wind gestreichelt, damit alle Vögel, auch die des
Himmels, gescheucht würden und nicht auf ihrer Nahrungssuche die guten
Blüten töten könnten, vor jeder grösseren Blume stand ein sorgfältig
gekleideter Diener, gelb, wischte mit einer weichen Bürste aus
Schwanenflaum ungehörigen Staub vorsichtig von den Blättern ab, darüber
verwunderte sich der Herrscher -- Zartheit ist Fürsten immer verwunderlich
und nach ihrem Sinne zu verwerfen -- dies steigerte sich aber bis zu
verblüffter Starrheit, als eine Kapelle von zwanzig Künstlern mit den
verschiedensten Instrumenten eine unbegreiflich melodiöse Musik zu spielen
begann, den Blumen zu Ehren, damit sie, die sonst ohne Feste zu leben
gezwungen waren, sich daran ergötzen konnten, das begriff der Taiko,
zwischen Lachen und Stirnrunzeln schwankend, nicht, zum Ende gewann
Finsterzucken über Gesicht Oberhand, denn ein Marmorstein war mitten im
Beet aufgerichtet, mit Zeichen versehn, die der Fürst nicht zu lesen
vermochte, das ist Amt des Aktenverlesers, der aber heute im Gefolge
fehlte, dreihundert Stockhiebe auf die vergesslichen Sohlen, nun stiess
sein scheeler Blick wieder an, den merkwürdigen Stein: »Es ist das Denkmal
zur Erinnerung an eine schöne Blume, die der Teemeister sehr geliebt,«
suchte Stimme eines Gunstbuhlers zu erklären, schneller schritt der Taiko
aus, Kies knirschte gell unter seinen festen Tritten. Er wollte zerstören,
töten, das war fester Entschluss, gleichgültig was! Da sonnte sich eine
Zikade auf gelblicher Sandhelle des Pfades, rasch hob der plötzlich
Zornviolette, hochmütig siegesbewussten Herrscherblick zu Rikyu hinwerfend,
den rechten Fuss und liess ihn mit Wucht auf das winzige Tier niedersausen,
im selben Augenblick brüllte ein Tiger von fern. Hohnlachend liess der
Taiko sein Auge wartend auf dem Teemeister haften, dessen Gesichtsmuskel
nicht im mindesten aufzuckten, nichts verratend, als er ohne Betonung
fragte: »Hast du das Brüllen des Raubtiers gehört?« Auf seinen Zähnen, die
von hart zusammengebissenen Lippen wiederum verbaut waren, stand abermals
in heimlicher Abgeschiedenheit, nunmehr in blutiger Geschrift, furchtbarer
Satz, der unabänderlich auf immer: Der Taiko muss sterben! Denn jetzt war
der grausam hingerichtete Leib der vor kurzem noch so fröhlichen Zikade
missgestalt zu Brei zerdrückt zu sehn; schwere Last wie ungeheures
Eisengewicht lag atemberaubend auf mitleidiger Herzgrube Rikyus.

Ein wenig Unwillen war doch schon blass eingekerbt in die glattseinwollende
Stirnebene, als er nochmals mit Stimme, merklich bebend, den Grausamen
fragte: »Hast du das Brüllen des Tigers gehört, mit dem nachfolgenden
schwachen Schrei? Könnte das Raubtier nicht dein Kind, unwissend spielend
mit Goldperlen und Erdbeeren im Walde, zerrissen haben?«

Da lief der Taiko, gespreizte Arme in verzweifelten Wind wirbelnd,
stampfend weg, so dass sein Gefolge ihm kaum nachkommen konnte. Rikyu blieb
versäult stehn, Kinn fiel tief auf Dach seiner Brust herab, sinnend, dachte
Pyramiden, während die Jünger ihn wartend umkreisten, Sonnenblumen, anseit
des Weges ragend, schienen grösser zu sein als sie. Mitten vom rasend
rauschenden Leben der Blumen und Bäume umwogt, kam er selbst wieder zu
Leben, als einer von seinen Schülern nun Antwort bat auf dies: »Meister,
ganzen Hergang der Handlung, so undenkbar, verstanden wir nicht, weil uns
das alles sich wie ohne Geschehn darbot.«

Masslos milde klang seine Stimme und klar: »Der Sturm in der Teeschale ist
furchtbarer als der auf dem Meere, dies ist der Grundsatz und Tee meines
Lebens, das allem Leben zuströmt. Liebe Freunde, hinter jeder Handlung,
hinter jeder Erscheinung verbirgt sich Vorgang des Vorgangs, Erscheinung
der Erscheinung. Ein Augenaufschlag von Blick zu Blick schöpft mehr
Geschehen als tobend schreiende Schlacht von sechzig Tagen. Lasst eure
Blicke kreisen: Tod ist nicht der Tod, irgendwo ward er schon vorher
getötet, Leben ist nicht das Leben, irgendwo ward es schon vorher gelebt,
vorherbestimmend unter der Fläche. Es gibt keinen Zufall, ein Gesetz aber
ist. Ihr seht nur die Wirkung, ich aber schaue im ewigen Wechsel des
unsterblichen Tao den Grund. Mir ward gegeben, Höchstes zu gewinnen: Ich
schuf aus mir selbst einen leeren Raum, in den ich, allmächtig,
allumfassend, was irden ist, zwingen kann. Der Taiko trug entgegen
Vorschrift ein purpurrotes Gewand, der Taiko zertrat die schuldlose Zikade,
deren Tod ich lange vor der Tat erschaute. Ich sehe das Schicksal des Taiko
schon vollzogen, unerbittlich, nicht aufzuhalten, Freunde, der hell
glänzende gläserne Sand zu Füssen des Wegs sticht eure Augen. Nicht der
Kies leuchtet, die Sonne ist grelle Fackel, fern und hinter euerm Rücken.
Ewig ist der Duft der Blüten, versuchet mich nicht wieder, merket nur das
Eine: Ich habe viele Stürme in der Schale erlebt. Der Blumengeruch ist
stark und satt, lasst uns ihn atmen!«

Da es schon langsam Abend geworden, verliessen sie ihn, der still vor dem
kleinen Hause stand und vom Wald herüber den Tiger rufen hörte.

Eine Weile blieb er so.

Dann er durch Zähne hell hineinpfiff in den dunkeln Odem, den ihm reifende
Nacht schwer entgegenkeuchte, jähen Laut.

Drüben und fern erstarb Gebrüll.

Einsame Stille stieg an sein Knie.

Natur schien ohne Blutschlag.

Nun ein dumpf kurzes Tappen, wie wenn ein Stück gerundetes Blei auf üppigen
Samt fällt, dann ein Zischen, doch immer noch weit, zwei Leuchtkugeln am
Gartenhorizont, die jetzt hochfuhren, näher in einem schief zur Erde
sausenden Wurf gedoppelt pfeilten, durch Sprung kühl gewordene Luft prallte
an Rikyus Wangen, mit vergähnendem Knurrlaut lag der Tiger horsam zu seinen
Füssen, prankenstill, ruhig, gut.

Zwingende Hand drückte Schnauze in den Sand zum Ruch, wo Ausdünstung
robuster Fusspuren des Taiko sicher noch über dem Weg lag, schnell gehende
Nüstern sogen gierig, Hand liess nach, glühendes Augenpaar suchte Blick des
Herrn, aus dessen gespitztem Mund ein langer, lind züngelnder Rollpfiff
sprang, dem schrilles Wort nachschnellte: »Tod!«

Warmes Zittern floss durch Nachtwind: Der Tiger hatte seinen Rachen weit
aufgerissen, nun schloss er ihn wieder, Augen grellten vor Feuer, leckte
ergeben treuer Zunge den vorgestemmten Fuss des Meisters, satzte dann, eine
Weile schönen wilden Kopf hin- und herschlagend, in einer geraden Richtung
ab, verschwand im Bauch der Nacht, die schon alle Landschaft aufgefressen
hatte.

Rikyu stand lange, regungslos, ohne die schwarze Kühle zu fühlen, die
dichter und dichter ward und ihn, der Blick nach innen gerichtet, ganz
umschwälte. Pfeil auf Pfeil durchzuckte sein Hirn, Herz aber ward nicht
getroffen, langsam begann sein Körper licht zu werden, bis er vollends
Licht geworden war, dass er kein Stück von Finsternis mehr hatte, und es
war, wie wenn ein Licht mit hellem Blitz ihn erleuchte, und immer und immer
wieder sagte er sich das vor, im Innern, acht zu haben, dass nicht das
Licht in ihm wieder zur Finsternis werde, so hielt er die Hände weit weg
vom Saum seines Kimonos, wollte an nichts mehr denken, an nichts. Endlich
warf er seinen strahlend hellen Blick zum Himmel hoch, sah die grosse
Kuppel sternlos, selbst die treue, die Ampel, sonst stets über schlafendem
Garten hängend, war erloschen oder gar nicht entzündet, denn Mond war diese
Nacht nicht.

Schwachen Seufzer zerkauend, ganzes Sinnen ohne Herz auf den Auftrag
erfüllenden Tiger eingestellt, wandte er sich ab, trat durch finsteres Tor,
zeniten über seinem Haupt sich wölbend -- seltsam, früher war das doch karg
schmale Tür bloss, jetzt, von nächtlichen Schatten umwittert, ähnelte sie
dem Tor des rächenden Gesetzes im peinlichen Gerichtshause, im grauen,
steingequaderten, und war Tor -- ruhig ein, brannte einen Lampion an,
schritt gemächlichen Gangs in letztes Gemach, in heiligen Raum, der roch
nach Tee. Hinkauerte er sich vor dem Tokonoma auf die Matte, gebärdete
Gebete vor sich weg in das Schweigen, das durch seins noch gesättigter
ward. Dann erstarrte Antlitz, Körper, blieb so drei Stunden lang: Da war
der Vater, der Sohn und der noch Kommende einer Ahnung, einer fremden
Traumlandschaft. Nun sank Denken ein: Keine Gesichte ballten sich am
windstill hingeneigten See seines Hirns, nichts schaute er, nichts fühlte
er, nichts dachte er: Seele war weg, im farblosen Äther des Nicht-Seins.
Ausserhalb Hauses schossen erwachende Geister Blicke durch mählich
hinsinkende Nacht: Sterne aufschrien am Himmel, doch schwach, auch der Mond
goss seltsam blasskühles Licht auf matten Traum des Gartens, alle Winde
schliefen in der noch unsichtbaren Böschung, purpurnes Gewand zog als
schemenhaft nächtlicher Wolkenschleier über den mondenen Tsuki hin,
tropfend, von schwerem Nass: Blut könnte Vorahnung sein.

Drinnen erwachten Fingerspitzen, Hand, Arm, Brust, Kinn, Lippen, Lider,
Augen, endlich ganzer Leib des Teemeisters aus glücklicher Starre, neigte
dreimal Kopf zur Ahnenurne hin, richtete sich auf, glühte Feuer an,
Eisentopf summte Wasser, mit schlichten reinen Händen ward heiliger Kelch
dem Ruhort entnommen -- die Schale! die Schale Lu Yüs, von Vernichtung
errettet und wiedergeboren durch Vater, der Held: Mutter gewesen -- sanft
floss Tee, Tee seltenster Sorte, in sie, Lampion war müd geworden,
aufdämmernder Morgen war frisch, leise ringelte sich Dampf über
Porzellanrand hoch, Schnörkel voll Zeichen, die Rikyu nicht enträtseln
wollte, plötzlich setzte er die Schale mundab, stieg auf, schritt zum
Tokonoma, hob vom Boden entfallene Blumenblüte: Winde, gestern entdeckt,
neue Blüte wurde von ihm inniglich begrüsst und in nächste Vase geborgen,
dann eilte er wieder auf andere Seite des Raums, schemelte nieder, ergriff
hutsam die Schale, führte sie zum Mund: Dampf schleuderte Bilder,
entsetzenschwanger, die er sofort begriff: Tiger hetzte durch Nacht, durch
Stadt, Soldaten am Tor des schwarzmarmornen Palastes zerriss er, durch!
Gänge, Fliesen hinauf, hinunter, Eunuchen, schlaftrunken mit ungeschickten
Säbeln schrillkeuchendem Eindringling Entgegenstürzende, hatten Mal, blutig
und sechsfach so gross wie rubines Medaillon, schnell und unabwendbar am
Hals sitzen, schon war kochender Atem im purpurnen Schlafgemach und siedete
es heiss, Lefzen, nass sickernd von schrecklichem Tod, setzten an zu
letzter krönender Tat: Dort der Taiko, stark und ekelhaft gereckt, war
weinlächelnden Munds in Schlaf und Ahnungslosigkeit, unbewusst pochendes
Herz, umtraumt, würde bewusst und wach nie mehr klopfen, Pranken ruhten,
zitternd auf bald losschnellenden Hieb. Da erwachte die Geliebte des
Fürsten, auf deren schlaff müden Schenkeln eingetrockneter verspritzter
Samen des Taiko durch des Tigers siedenden Atem flüssig ward, nun auf der
milden Haut des Weibes wie heisses Wasser brannte.

Erschreckt fuhr sie auf, letzte Traumfladen wichen sofort, sah den
Brennpunkt von den glühenden Augen des Raubtiers und die Gefahr, ergriff
laut schreiend den scharfen Dolch des Taiko -- anseit der Ruhestatt
friedsam liegend -- und stürzte sich, selbst mitten im Schrei ganz Raubtier
werdend, auf den Tiger, stach, stach, stach, ihre Brüste waren schon
zerfetzt, als der Tiger noch immer kaum ernstlich verwundet schien, sie
nochmals ausholte mit katzenhafter Tücke, aber grosses Katzenraubtier war
tückischer, lohend in Wut Tatze schlug: Wo Liebesbucht ihres Leibs behaart,
troff jetzt dunkelrotes Blut, in Tod sich verkrampfend hielt sie noch die
grosse schöne weibliche Geste ihres Körpers und ihres Daseins auch im
Sterben bereit, doch blutrünstiger Tiger krallte ihr sein Prankenschild
schmerzvoll auf die Scham, dass ihr alles verging.

Nun, vom Getöse dieses ungleichen Kampfes erwacht, schrie der Taiko
unglaublich laut, rückwärtige Wache, Männer, gepanzert, Kurzschwert
gezückt, drangen ein, selbst stark verwundeter Tiger liess nach, sprang Weg
zurück, den er gekommen: Teeschale war: So wusste Rikyu auch sein Ende,
denn der Taiko, wohl zu mächtig, um die unsichtbaren Zusammenhänge zu
erkennen, hatte desto mehr Spürsinn für sichtbare, auf der Oberfläche
abspielende laute Ereignisse, ahnte daher sofort, woher plötzlicher Tiger,
sich an das seltsame, fürs erste irrsinnig sich anhörende Gebaren des
Teemeisters, als das Raubtier rief, sogleich erinnernd, dass dieser nicht
von selbst in den Palast eingebrochen: Tiger brüllte draussen, einsam war
das Haus, Rikyu stand auf, ging vor die Tür, hingekuschtes Tier drängte
Blut an seine Füsse, er gab ihm streichelnde Hand und wusste nun. Dann lief
der Tiger sehr langsam, fast matt weg, eine dunkle Spur auf den Kies hinter
sich nachkerbend, und verschwand im Wald, der ihn mit gütiger Finsternis
umschloss.

Der Garten mit allen erwachenden Blumen schwamm im jungen Meer
aufschäumenden Morgenrots, das sich am Horizont an Berge gattete und Grate
mit Blut benetzte.

Als erster Ostwind schon anstrich, hochmütig gebläht, ging er festen
Schritts wieder ins Haus hinein, durch, zum Teeraum, setzte Gerät in
Ordnung, zuletzt die Schale; sie nun in den kleinen Schrank zurückgebend,
sagte er: »Ich ehre dich, hoher Kelch, und bin dir untertan. Nie war in dir
schlechter Tee, immer war er erlesen und gut. Und dieser Tee war in mir und
hat in mir gewohnt. Dein Tee ist auch jetzt in mir und erfüllet mich ganz,
ich selbst bin der Tee des Lebens, das sich nicht bei mir, sondern vor oder
auch nach meiner Leiblichkeit, irgendwo fern und unzeitlich vollzieht,
vollzogen hat, vollziehen wird. Dein Tee lebt mich, und ich lebe deinen
Tee: Das ist mein einziges Wissen. Ich liebe dich, denn du bist mehr als
kostbares Porzellan, mehr als alt, du bist, obzwar aus Fernen stammend,
Formung heimatlichen Gefühls, Formung heimatlichen Wesens, ja du bist
heiliges Nihon selbst, und dazu paart sich letzte Macht: Du
versinnbildlichst die Welt, alle Welt vom Aufgang bis zum Niedergang, du
bist dem Uneingeweihten die kleine Bewegung, dein grosses Wirken aber ist
die Welt um uns, über uns, in uns. Dank dir, Vater, der du Kelch und Welt
zugleich gerettet hast, damit uns übrig bleibt, das grosse Werk zu
vollenden. O Schale du, sei meinem Herzen gnädig und tu dich kund, so wird
meine Seele heil!« Blasse Hand barg die Tasse in sandelholzduftendem
Schrein, dann schritt er -- wissend, dass die Drei die heilige Zahl sei,
die alles, auch ihn beherrsche. Erst der Vater, der wunderzeugend Mutter
ward der Porzellanschale, dann ist er, und er, welcher noch kommen wird,
fern, unverheissen, steht noch nicht im Buche des Lebens, das überirdisch
sichtbar liegt, zwar weiss die Schale noch nichts von ihm, aber er wird
kommen, das göttliche Werk krönen, dumpf pochten dunkle Ahnungen an seine
Schläfen, doch Hirnsee darunter schlief, und wieder fiel die Drei auf ihn
herab: Mit dem Taiko geschah der erste Trunk, dann kam der, einsam,
zusammen mit der Heiligen von Porzellan, das war sein Mahl am Vorabend des
geahnten letzten Mahles mit den Freunden allen, ja, das wird das dritte
sein, der Abschluss und die Vollendung bis zur nächsten Wiederkehr, hernach
wird herrschen die Vier, die jener erwecken wird und erfüllen, der erst
kommen soll, fern, wenn Sonne merklich kühler geworden, und Jahrtausend auf
Jahrtausend für Menschen verglüht, die Vier der Auferstehung, und darum ihm
noch fremd, vielleicht jetzt auch nahezu feind -- von unirdischer Furcht
geschüttelt hinaus, in den Garten, liess den warmen Sonnentau durch seine
Finger gleiten, war den Blumen und ganzem Garten väterlicher Freund, lange
wird er das leise Brausen nicht hören, die farbenperlende Augenmusik nicht
mehr schauen, denn Kreissen erfüllte die Luft, schwanger von Rache,
Bitternis und Erdentod.

Bald wird Gewitter niederbersten.

Auch guter Vorsatz, den Taiko töten zu wollen, der unbekanntes Gottsein
geschmäht, fällt unter entherztes Richtbeil, das unerbittliches Gesetz des
Traums furchtbar niedersausen lässt, in ewig gerechter Sühne; Traum ist
Gesetz. Das Gesetz.

»Du hast vergessen deine Rache, Rikyu«, schrie eine Stimme irgendwo aus
einer entlegenen Muskelfaser heraus ungebärdig im Innern des Teemeisters.
Da liess er sein Haupt schwer, wie grösstes Gewicht bei Altarwage im Tempel
der Gerechtigkeit und der Richter, sinken, weil er wusste, dass seine Rache
nicht Blut sei, nicht Tod, dass seine Rache aber Furchtbarstes, auf Erden
noch nie vollzogen, und dass er sie vollbringen sollte.

Dieser Gedanke fing sein Sinnen ein, wie ein Lasso, der von wildem Krieger
geschnellt die junge Hirschkuh umstrickt, bis ein grosses Lächeln kam und
sein ganzes Gesicht küsste. Da ward er heiter, vergass, was kommen musste,
spielte mit allen Blumen, verneigte sich in Anbetung der Lilie, bedauerte,
dass er vor dem Lotos des weisen Schaka nicht sich versinnen konnte, jetzt,
denn seine Seele war nicht bereit dazu, hauchte der Chrysantheme einen
bewundernden Gruss auf ihre Blüte, auf einmal schmerzlich vermissend, dass
er nie eine Frau besessen, dass er, knapp vor dem Ende stehend, nicht
wusste, was Liebe sei, doch da läuteten die kleinen Glocken, die silbernen,
von den Kirschbäumen, der Kumabär kam und sah ihn an, Zikaden zirpten
betörend, ewiges Grün war um ihn, höllisch wilde Wüstenpferde trabten
draussen ausserhalb des Gartens auf Ebene, die fernem leuchtenden Licht
entgegenschoss, so blickte er von Anhöhe um sich, gen Westen trotzten
Mauern der Stadt zu nervösen Wolken empor, und Firmament war gross gewölbt,
da entsprang Lächeln der Landschaft seines Antlitzes, Abend war seine
Miene, Haupt senkte sich, so schritt er hauszu, empfing den fürstlichen
Boten, der ihm eine Kralle des Tigers als Kundschaft reichte vom Taiko:
Tod.

Richtstätte zuckte auf, henkersrot, befehlender höchster Zuschauer und
Vorsitzender der peinlichen Richter purpurrot.

Sein Haupt bejahte.

Da reichte ihm der Bote, einen formelhaften sehr höflichen Satz sprechend,
zum Zeichen der Gnade des Herrschers den gelben Edelstein.

So schlug Rikyu seine Augen voll in die des Boten: Der Taiko, in
unbegreiflicher Gnade, in unendlichem Verzeihen, in unausdenklicher Güte,
liess ihn der königlichen Lust der Selbstentleibung teilhaft werden, der
Taiko sei gepriesen.

Verklärt kreuzte der Teemeister die Hände über seine Brust, blieb so, den
Blick ins Weite gegossen.

Wiehern des Pferdes galoppierte um den Boten, der hinter Gehügel
verschwand.

Er stand und schaute sein Ende.

Allmutter Amaterasu warf, zum Zeichen der Trauer unter den Göttern, und
auch zum Gruss, einen unerhört leuchtend schillernden Bogen -- der alle
Farben, harmonisch gereiht, harfte -- über den Himmel hin, dass die
Menschen sofort wussten: Einer von ihnen, bestimmt zur Einkehr in die
Gefilde der Ewigen, gehe von hinnen. Ein unbekannter Gott stürzte Stürme in
das Brausen aller Sphären und orgelte die grosse Orgel, die in gewaltigem
Brüllen zitternd und gischtend auf den unendlich stillen Ozean niederschoss
und ihn umfing.

Der Ozean kochte hoch, stieg zum Himmel und riss die Sonne herab -- und
Ozean war überall.

Als endlich still geworden alle Elemente, hörte man das leise Weinen
Rikyus, der immer noch dort stand, wo er die Botschaft erhalten hatte, und
stehn blieb, lange, bis zum Wunder ewigen Einverständnisses die Sonne
finster ward und vor sich den Mond als Schild trug.

Und da waren schon die Freunde und Gefährten, zwölf waren gekommen, in den
festlichen Gewändern, nicht grün, trauerfarben trugen sie jene, weiss waren
die Kimonos, da breitete Rikyu ihnen die Hände entgegen und schwieg.

Er liess sie vorausgehn und folgte ihnen als Dreizehnter und Letzter,
entlang dem Gartenpfade zum Teehaus, ungewöhnlich langsam schritten sie,
alle vergegenwärtigten sich noch einmal tiefen Sinn schöner Zeremonie, den
ihnen heute zum letzten Mal der Teemeister deuten sollte, auf immer wird
dann Schönheit gestorben sein, Heimat wird dorren, immer wird Sonne
schwarz, Himmel grau schauen, wenn er nicht mehr sein wird, so gingen sie
auf dem Pfad, der, aus der schreiend bösen Welt führend, die erste Stufe zu
dem wahren Teeopfer war, allmählicher Übergang zu innerer Erleuchtung.

Und deshalb schritten sie langsam. Schon grüsste der Eingang des Hauses,
aus dem Weihrauch sacht hervorwolkte. Trotz Tageslichtes brannten links und
rechts je eine Steinlaterne, und eine über der Tür, die nur drei Fuss hoch
ging, dieses Gelicht war aber grau, herbstlicher Grabgesang im wollüstigen
Schrei der Sonnenlandschaft, aber ja auch die Sonne war verfinstert, grau,
und so hielten sie still. Drei von ihnen waren Samurais, entgürteten sich
der Schwerter und legten sie unter den Sims des Daches: Frieden wohnt im
Hause des Teemeisters. Dann traten sie alle ein. Als Letzter Rikyu.

Als sie im Hause verschwunden waren, liess der Mond von der Sonne ab und
ging von ihr. Die Blumen hatten ihre Kelche geschlossen, und die Tiere
waren verkrochen. Auch der ganze Himmel war krank und blass.

Im Vorraum warteten sie alle eine kleine Weile, sahen zu, wie der Meister
das Teegerät kunstgerecht in Wasser abspülte, dann war Vorhalle weiter, und
was noch als beschwerlich abzulegen war, legten sie ab.

Gefasst, und obwohl traurig, doch gehoben, schritten sie ein in den
Teeraum, die Zwölf, Rikyu nicht, und verneigten sich vor dem Tokonoma. In
der Vase stak in niegeschauter Anmut die Winde, umhauchte mit schlichtem
Dufte den Lackschrein, der die kostbare Schale barg.

Dann kam Rikyu und stellte den Eisenkessel auf die dreibeinige
Kohlenpfanne. Alle hockten im Kreise nieder, auf den Matten, dem Teemeister
liessen sie den Ehrenplatz. Aus dem eckigen Krug schüttete er Quellwasser,
hoch vom Gebirg, in den Kessel, gab ein wenig Salz bei, Blasebalg zischte
Flamme an, Flamme züngelte unter Rund, Rikyus Augen waren still, erwartend
die drei Grade des Kochens, schon stiegen kleine Blasen, als reckten
hungrige Fische ihre Münder aus dem Teiche, nun rollten Kristallperlen,
emsig, sie suchten mütterlichen Felsenbrunnen, die kleinen Silberstückchen,
am Grunde des Kessels lose gelegen, wirbelten auf, tönten zugleich mit dem
Summen des Wassers eine ganze Sinfonie: Katarakte tosten, Meer scholl auf,
donnerte ans Gestade in verklingendem Brüllen, Brandung, bald stark, bald
leise, barst an den Riffen, von denen alle Sturmschwalben entsetzt
abflohen, Hochwald stand in ersterbendem Feuer sehr greiser Sonne, die
Tannen, hochgelenkig wie koreanische Königstöchter, sausten zu Tal,
begruben den Wildtöter, nun brausten Glocken, vom Tempel, von Pagode, vom
Palast, Dreiklang erschlug die Schreie der Möven, Boote kehrten am Abend
ermüdet heim, behangen mit vollen Fischnetzen, traurige Mutter, sie legte
Ratsche und viele Steine, bunt und abgespült, auf kleines Grab kaum
gelebten Kindes, damit der gute freundliche Gott Jizo mit ihm spielen
könne, die Wächter an den eisernen Toren des Schlosses hielten stumm ihre
bläulichen Speere, hinsank die unglücklich Liebende vor der Statue, der
hilfsbereiten, allen Schmerz verstehenden Kwannon und weinte kleine Gebete,
auf den Flüssen schwammen papierne Boote, gerieten jetzt in Flammen, zogen
tanzend hinunter, meerzu, und vom Strand sah man hinaus, wie überall bis
zum Horizont, in den Nachthimmel versickernd, die Boote der Toten brannten,
ihnen zu Ehren, selig sind, die reinen Herzens sind, und wie von den
Flüssen die sausenden Flammen ins Meer einströmten, gespenstisch, doch
wunderbar schön, und mehr Flammen über Wasser noch wurden, und alles Meer
ward, Meer und wieder Meer: Denn die Wogen im Kessel kochten wild,
quirlten, schäumten: Dritter Grad war erreicht, Rikyu griff, während die
andern noch versunken träumten, zur karminroten Lackbüchse, und der
seltenste Tee, wohlriechend, von dem heiligen Uji-Distrikt bei Kioto, ganz
weisser Tee entflockte seinen Fingern, schwebte ein in den Dampf des
Wassers. Nun fielen sie zu Boden, küssten mit ihren Köpfen die Matten:
Heilige Handlung vollzog sich, geheimnisvoll: Aus dem abgeschiedenen
Schrein ward der Leib der Schale, blauschwarz, Porzellan, dünner als Glasur
von einem sanften Hühnerei, genommen und allen zugewiesen.

Dann floss der liebliche Tee in sie.

Rikyu sass nun selbst still, nahm den Kelch, hob ihn hoch, segnete ihn,
trank daraus, segnete ihn wieder, dankte ihnen, die im Teekreis sassen,
reichte ihn nun dem Nächsten dar und sprach: »Trinket alle daraus!« Als die
Schale einem jeden von ihnen die Zunge gefeuchtet, sie wiederum in seine
Hand zurückgelangt war, füllte er sie von neuem, solche Worte schenkend:
»Der Kelch ist mein Herz, der Tee ist mein Blut, welches vergossen wird für
viele zur Vergeltung der Sünden!« damit goss er allen Inhalt auf die Matte,
bogte nun neuerdings das schöne Getränk ein, reichte es reihum, es war die
zweite Schale nach dem siebengefalteten Kanon, sie zerbricht die
Einsamkeit, sie war leer getrunken, nun hielt er ihnen die dritte hin, die
unfruchtbares Gedärm ausspült, nachdem sie auch diese geschlürft, sprach er
wieder: »Freunde, sehet her! Ich bin der Weiser zum fernen Leben. Liebet
ihr mich, so haltet meine Gebote!«

Nun kredenzte er schon die vierte, Nacht herrschte draussen unumschränkt,
auf aller Stirnen perlte kühler Schweiss, leicht, Hirn jedoch geriet in
Brand, und einer fragte: »Wie sollen wir deine Gebote halten?«

Stille lag gleich Ewigkeit im Raum. Sich immer mehr verklärender Mund des
Teemeisters tönte endlich: »Indem ihr nicht klaget!« hiemit machte er die
fünfte Schale zurecht, liess sie kreisum gehn, erst hatte er getrunken,
dann die Freunde, in jedem von ihnen hatte sich innere Reinigung vollzogen,
Schweiss war gewichen, Augen bekamen Glanz, ruhten gepaart auf Stirn
Rikyus, in Eintracht versammelt, der nun vorherigen Satz, dunkel, weiter
erklärte: »Denn wisset und glaubet, ich habe ein ganz anderes Leben gelebt
als ihr und alle, was ich gelebt, kann ich mit Worten nicht deuten, nur
fühlen kann ich es selbst dunkel bewusst, darum gehe ich heute ein ins
Unbekannte, das mir mit entirdischter Seele schon bekannt, noch ehe ich
leiblich geboren, ohne Furcht, voller Vertrauen schreite ich voraus, aber
nach mir wird einer kommen, fremd seine Sonne, Schnitt der Augen anders,
der wird die Kraft haben, auszusprechen, was ich nicht vermochte, wohl aber
er« -- und hier ward geschwisterliches Augenpaar im Schauen zeitloser
Erleuchtung für Moment glanzlos -- »wird gemartert werden für seine Worte.
Doch über ihm hat Macht die Vier, auch er kann trotz dem Untergang nicht
vergehn, ich bin für immer bei euch!« Seine wie schwächer werdenden Hände
schütteten fast den letzten Tee aus der Kanne in die jetzt von einem
seltsamen Gloriolenschein umstrahlte Schale; es war die sechste Runde, sie
ihnen darreichend, sprach er, schon merklich leiser als vorhin: »Darum
klaget nicht!«

Und sie tranken, Lippen waren entbittert, Augen, fremd erglänzend, hatten
einen matten überirdisch aufdämmernden Strahl, nur der aus des Teemeisters
Antlitz war inniger, in ihn schritt mählich Unsterblichkeit ein, die seine
Jünger bloss wünschen konnten, früher erlebtes Wunder ward wiederum: Ohren
hörten nichts, geräuschlos war Sein.

Nun losch das Feuer unter der Kohlenpfanne, letzter, beinah kalter Tee rann
in die Schale, wurde ganz kalt, Rikyu setzte an und trank sie allein leer,
denn es war die siebente, die glückliches Tor des ewigen Horeisan
erschliesst; als er getrunken, die zwölf andern waren alle unermesslich
still, stellte er die Tasse vor sich hin und lächelte geradezu verzückt,
durchtobt von dem Wissen, dass hier ganze Welt mit allem Ozean vor ihm
stünde und dass, wenn dieser Kelch zerschelle, ganze Welt hinsinken müsse
in unendlichem Sterben, dass er damit auch den Taiko treffe -- warum kam
der bloss in frechfarbenem Gewand, warum zertrat er nur die Zikade, warum?
Das wird seine Rache sein: Welt wankt und birst -- damit nahm er die Schale
in seine hohle, fürsorgliche Hand, zerdrückte sie, dass sie brach, hob die
Zertrümmerte zum Mund, wie man vom Quell Wasser mit gewölbten Händen zu
nehmen pflegt, und schluckte ihre Splitter, weicher denn Staub. Dann
zerriss er sein Prunkgewand und stand im edeln Totenkleid; noch in letzt
ausholend menschlicher Güte lächelnd, gab er einem jeden von seinen
Freunden, denen die Augensterne schier vergingen, etwas von den Geräten und
Stücken des Teeraums, bis er alles verteilt. Nur der kleine Dolch,
unscheinbar, blieb auf Matte, wartend.

Nacht draussen atmete kaum.

Jetzt sprach Rikyu mit vergehender Stimme, ohne dass er sich selbst hörte:
»Und nun habe ich euch alles gesagt, ehedenn es geschieht, auf dass, wenn
es also geschehn sein wird, ihr glaubet, steht auf und lasset uns von
hinnen gehn!«

Da erhoben sie sich, traten aus dem von der nahenden Heiligkeit schon
durchschwängerten Raum in den morgenden Garten, Sonne riss eine brandrote
Gebärde, der Teemeister blieb allein zurück.

Der Jüngste aus ihrer Mitte warf sich draussen im Vorgemach vor die Tür und
wartete, bis es vollbracht wäre, drinnen von Rikyu.

Und es ward vollbracht.

Die unendlich grosse, auch unendlich kleine Parabel: Von Vater auf Sohn
schloss sich, und Welt: Teeschale, mit Mandorla umglänzt, in ihm
auferstanden, geeint, fest, zarter als geheimer Duft der Kirschenblüte am
ersten Morgen, trat vor langsam zersehendes Auge, als sein ganzes Gesicht
unirdisch glücklich in grösster, sowie fernster Güte lächelte und sein
schon lang zum Letzten bereiter Leib in grenzenlosem Vergehen geweihten
Dolch hingebungsvoll küsste.






   Die Stahlstempel der
   in diesem Buch zum
   erstenmale verwendeten
   Schrift wurden
   von Georg Mendelssohn
   in Hellerau
   geschnitten; den Guss
   besorgte die Schriftgiesserei
   der Brüder
   Butter in Dresden-N.
   Satz und Druck wurden
   bei Jakob Hegner,
   Hellerau, hergestellt.






End of the Project Gutenberg EBook of Der Teemeister, by Melchior Vischer

*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER TEEMEISTER ***

***** This file should be named 38947-8.txt or 38947-8.zip *****
This and all associated files of various formats will be found in:
        https://www.gutenberg.org/3/8/9/4/38947/

Produced by Jens Sadowski

Updated editions will replace the previous one--the old editions
will be renamed.

Creating the works from public domain print editions means that no
one owns a United States copyright in these works, so the Foundation
(and you!) can copy and distribute it in the United States without
permission and without paying copyright royalties.  Special rules,
set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to
copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to
protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark.  Project
Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you
charge for the eBooks, unless you receive specific permission.  If you
do not charge anything for copies of this eBook, complying with the
rules is very easy.  You may use this eBook for nearly any purpose
such as creation of derivative works, reports, performances and
research.  They may be modified and printed and given away--you may do
practically ANYTHING with public domain eBooks.  Redistribution is
subject to the trademark license, especially commercial
redistribution.



*** START: FULL LICENSE ***

THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE
PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK

To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free
distribution of electronic works, by using or distributing this work
(or any other work associated in any way with the phrase "Project
Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project
Gutenberg-tm License (available with this file or online at
https://gutenberg.org/license).


Section 1.  General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm
electronic works

1.A.  By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm
electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to
and accept all the terms of this license and intellectual property
(trademark/copyright) agreement.  If you do not agree to abide by all
the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy
all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession.
If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project
Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the
terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or
entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8.

1.B.  "Project Gutenberg" is a registered trademark.  It may only be
used on or associated in any way with an electronic work by people who
agree to be bound by the terms of this agreement.  There are a few
things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works
even without complying with the full terms of this agreement.  See
paragraph 1.C below.  There are a lot of things you can do with Project
Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement
and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic
works.  See paragraph 1.E below.

1.C.  The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation"
or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
Gutenberg-tm electronic works.  Nearly all the individual works in the
collection are in the public domain in the United States.  If an
individual work is in the public domain in the United States and you are
located in the United States, we do not claim a right to prevent you from
copying, distributing, performing, displaying or creating derivative
works based on the work as long as all references to Project Gutenberg
are removed.  Of course, we hope that you will support the Project
Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by
freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of
this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with
the work.  You can easily comply with the terms of this agreement by
keeping this work in the same format with its attached full Project
Gutenberg-tm License when you share it without charge with others.

1.D.  The copyright laws of the place where you are located also govern
what you can do with this work.  Copyright laws in most countries are in
a constant state of change.  If you are outside the United States, check
the laws of your country in addition to the terms of this agreement
before downloading, copying, displaying, performing, distributing or
creating derivative works based on this work or any other Project
Gutenberg-tm work.  The Foundation makes no representations concerning
the copyright status of any work in any country outside the United
States.

1.E.  Unless you have removed all references to Project Gutenberg:

1.E.1.  The following sentence, with active links to, or other immediate
access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently
whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the
phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project
Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed,
copied or distributed:

This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
almost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away or
re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
with this eBook or online at www.gutenberg.org

1.E.2.  If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived
from the public domain (does not contain a notice indicating that it is
posted with permission of the copyright holder), the work can be copied
and distributed to anyone in the United States without paying any fees
or charges.  If you are redistributing or providing access to a work
with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the
work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1
through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the
Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or
1.E.9.

1.E.3.  If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted
with the permission of the copyright holder, your use and distribution
must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional
terms imposed by the copyright holder.  Additional terms will be linked
to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the
permission of the copyright holder found at the beginning of this work.

1.E.4.  Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm
License terms from this work, or any files containing a part of this
work or any other work associated with Project Gutenberg-tm.

1.E.5.  Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this
electronic work, or any part of this electronic work, without
prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with
active links or immediate access to the full terms of the Project
Gutenberg-tm License.

1.E.6.  You may convert to and distribute this work in any binary,
compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any
word processing or hypertext form.  However, if you provide access to or
distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than
"Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version
posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org),
you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a
copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon
request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other
form.  Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm
License as specified in paragraph 1.E.1.

1.E.7.  Do not charge a fee for access to, viewing, displaying,
performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works
unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9.

1.E.8.  You may charge a reasonable fee for copies of or providing
access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided
that

- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
     the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method
     you already use to calculate your applicable taxes.  The fee is
     owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he
     has agreed to donate royalties under this paragraph to the
     Project Gutenberg Literary Archive Foundation.  Royalty payments
     must be paid within 60 days following each date on which you
     prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
     returns.  Royalty payments should be clearly marked as such and
     sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the
     address specified in Section 4, "Information about donations to
     the Project Gutenberg Literary Archive Foundation."

- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
     you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he
     does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm
     License.  You must require such a user to return or
     destroy all copies of the works possessed in a physical medium
     and discontinue all use of and all access to other copies of
     Project Gutenberg-tm works.

- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any
     money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the
     electronic work is discovered and reported to you within 90 days
     of receipt of the work.

- You comply with all other terms of this agreement for free
     distribution of Project Gutenberg-tm works.

1.E.9.  If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm
electronic work or group of works on different terms than are set
forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark.  Contact the
Foundation as set forth in Section 3 below.

1.F.

1.F.1.  Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
collection.  Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
works, and the medium on which they may be stored, may contain
"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
your equipment.

1.F.2.  LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right
of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project
Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all
liability to you for damages, costs and expenses, including legal
fees.  YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3.  YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE
LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
DAMAGE.

1.F.3.  LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a
defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can
receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a
written explanation to the person you received the work from.  If you
received the work on a physical medium, you must return the medium with
your written explanation.  The person or entity that provided you with
the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
refund.  If you received the work electronically, the person or entity
providing it to you may choose to give you a second opportunity to
receive the work electronically in lieu of a refund.  If the second copy
is also defective, you may demand a refund in writing without further
opportunities to fix the problem.

1.F.4.  Except for the limited right of replacement or refund set forth
in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS' WITH NO OTHER
WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.

1.F.5.  Some states do not allow disclaimers of certain implied
warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
the applicable state law.  The invalidity or unenforceability of any
provision of this agreement shall not void the remaining provisions.

1.F.6.  INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
with this agreement, and any volunteers associated with the production,
promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
that arise directly or indirectly from any of the following which you do
or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.


Section  2.  Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of computers
including obsolete, old, middle-aged and new computers.  It exists
because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come.  In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
and the Foundation web page at https://www.pglaf.org.


Section 3.  Information about the Project Gutenberg Literary Archive
Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service.  The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541.  Its 501(c)(3) letter is posted at
https://pglaf.org/fundraising.  Contributions to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
permitted by U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations.  Its business office is located at
809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
[email protected].  Email contact links and up to date contact
information can be found at the Foundation's web site and official
page at https://pglaf.org

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     [email protected]


Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements.  We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance.  To
SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
particular state visit https://pglaf.org

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including including checks, online payments and credit card
donations.  To donate, please visit: https://pglaf.org/donate


Section 5.  General Information About Project Gutenberg-tm electronic
works.

Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone.  For thirty years, he produced and distributed Project
Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.


Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily
keep eBooks in compliance with any particular paper edition.


Most people start at our Web site which has the main PG search facility:

     https://www.gutenberg.org

This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.