Student und Alkohol

By Leopold Loewenfeld

The Project Gutenberg EBook of Student und Alkohol, by L. Loewenfeld

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Title: Student und Alkohol
       Vortrag gehalten am 21. Februar 1910

Author: L. Loewenfeld

Release Date: July 5, 2009 [EBook #29327]

Language: German


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Im gleichen Verlag erschienen:

Schriften des Sozialwissenschaftlichen Vereins in München:

    Heft 1: ~Die Arbeiterwohnungsfrage~ in den Städten mit besonderer
    Berücksichtigung Münchens von Professor ~Dr. Lujo Brentano~. Preis
    Mk. --.80.

    Heft 2: ~»Wohlfahrts«-Einrichtungen und »Betriebs«-Einrichtungen~
    von ~Dr. Adolf Günther~ (München). Preis Mk. 1.20.

    Heft 3: ~Die soziologische Methode in der Privatrechtswissenschaft~
    von ~Dr. H. Sinzheimer~ (Frankfurt a. M.). Preis Mk. --.80.

    Heft 4: ~Die Raja-Bevölkerung in der Türkei~ von ~Ernst Yper~. Preis
    Mk. --.60.

    Heft 5: ~Nationale Kolonialpolitik~ von ~Dr. Moritz Julius Bonn~.
    Preis Mk. 1.--.




     Schriften des Sozialwissenschaftlichen Vereins der Universität

     1910                       München                      Heft 6




                          Student und Alkohol.


                                Vortrag

                      gehalten am 21. Februar 1910

                                  von

                          ~Dr. L. Loewenfeld~.


                             ~München 1910~
                M. Rieger'sche Universitäts-Buchhandlung
                              (G. Himmer)




Wenn man die Stellung der deutschen Studentenschaft der Gegenwart zur
Alkoholfrage besprechen will, stößt man zunächst anscheinend auf eine
Schwierigkeit. Es ist, als ob man die Stellung der Deutschen überhaupt
zur Alkoholfrage behandeln wollte. Wir wissen aber, daß bei unseren
lieben deutschen Mitbürgern alle Abstufungen und Variationen der
Ansichten vertreten sind, die überhaupt in Bezug auf die Alkoholfrage
vorkommen. Von den Anhängern der absoluten Abstinenz, die am liebsten
die Alkoholproduktion aus der Welt schaffen würden, bis zu Jenen, die
ihren höchsten Lebensgenuß im Trinken erblicken, finden wir bei den
Angehörigen der deutschen Nation alle Übergänge, und ähnlich liegen die
Dinge bei der Studentenschaft.

Und doch kann man nicht behaupten, daß die Studenten in Bezug auf die
Alkoholfrage nichts Besonderes bieten und lediglich die verschiedenen
Auffassungen der Gesamtbevölkerung vertreten. Bei näherer Betrachtung
ergibt sich nämlich, daß bei einem großen Teile der deutschen Studenten,
vielleicht gegenwärtig noch der Majorität derselben, eine Ansicht
besteht, die in gleicher Weise nicht bei anderen Klassen der Bevölkerung
ausgebildet ist, und der man deshalb eine gewisse Eigenart nicht
absprechen kann. Diese Ansicht läßt sich ungefähr folgendermaßen
formulieren:

Das Biertrinken bildet ein Attribut des Studententums; es gehört
gewissermaßen zum Wesen des Studentseins. Der richtige Student trinkt
Bier, und wenn er dabei auch gelegentlich über die Schnur haut, so ist
dies von gar keiner Bedeutung. Diese Ansicht, so große Verbreitung sie
auch noch derzeit besitzt, ist für den nüchtern Denkenden keineswegs
ohne Weiteres verständlich. Die Assoziation von Studentsein und
Biertrinken ist ja in der Natur der Sache nicht begründet, so daß sie
Jedermann einleuchten müßte. Wir wissen, daß bei uns die schwer
arbeitenden Klassen das Biertrinken für nötig halten, weil sie den
irrtümlichen Glauben hegen, daß sie hierdurch allein die für ihre Arbeit
nötige Kraft erlangen können. Wir wissen auch, daß gewisse Berufsarten,
z. B. die des Gastwirtes, des Weinhändlers, den Genuß geistiger Getränke
sozusagen mit sich bringen. Von etwas derartigem ist bei dem Studenten
keine Rede. Es kann niemand behaupten, daß die berufliche Tätigkeit des
Studenten, das Studium, besonderen Durst oder überhaupt einen
Körperzustand hervorruft, der das Biertrinken nötig macht, oder daß
letzteres die geistige Leistungsfähigkeit erhöht und damit das Studieren
erleichtert. Man weiß zur Genüge, daß das Gegenteil der Fall ist. Die
Assoziation von Studentsein und Biertrinken läßt sich auch nicht auf die
Ansicht zurückführen, daß der Student als junger Mann Anspruch auf einen
gewissen Lebensgenuß hat und ein solcher ohne Bierkonsum nicht möglich
ist. Die Studenten in anderen Ländern, so insbesonders in England und
Amerika, sind dem Lebensgenusse gewiß ebensowenig abhold wie die
deutschen Studenten und halten hiefür das Biertrinken nicht für
erforderlich. Soweit meine Kenntnis reicht, verzichtet auch die
allerdings noch nicht sehr erhebliche Anzahl deutscher Studierender, die
der Alkoholabstinenz huldigen, keineswegs auf die der Jugend gebührenden
Freuden.

Wenn wir zu einer Erklärung der fraglichen Assoziation gelangen wollen,
erübrigt uns daher nur, unseren Blick in die Vergangenheit zu wenden,
d. h. wir müssen uns etwas mit der Geschichte des Studententums in
Deutschland befassen und zusehen, wie sich die noch gegenwärtig in der
Studentenwelt herrschenden Trinksitten und die damit zusammenhängenden
Anschauungen entwickelt haben. Da ergibt sich nun folgendes:

                   *       *       *       *       *

Die Studenten wurden im Mittelalter, namentlich in den ersten Zeiten
nach Gründung der deutschen Universitäten in strenger, fast
klösterlicher Zucht gehalten. Unternehmungslustige Magister mieteten mit
Erlaubnis der Universitätsbehörden Privathäuser, richteten sie
entsprechend ein und warben dafür Scholaren als Mieter, denen sie
Wohnung und Verköstigung boten. Alsbald wurde den Scholaren das Wohnen
in den Bursen -- so wurden die erwähnten Anstalten bezeichnet -- sogar
durch Universitätsstatut befohlen, und nur ausnahmsweise das Wohnen
außerhalb einer Burse gestattet. In den Bursen wurde die Einhaltung
einer strengen Hausordnung verlangt; die Studenten mußten sehr früh
aufstehen, durften ohne Erlaubnis nicht ausgehen und die Nacht nicht
außerhalb der Burse zubringen. Der Wirtshausbesuch war verboten. Die
Verpflegung war eine sehr einfache; es wurde auch Bier gereicht, doch
kaum in Mengen um Exzesse zu gestatten. Auch die Tracht war genau
vorgeschrieben; dieselbe ähnelte der der Kleriker, und durch eine Reihe
von Erlassen suchte man immer wieder diese Vorschriften einzuschärfen.

Trotz alledem mangelte es schon im Mittelalter nicht an Klagen über das
Verhalten der Studenten, wobei auch Trinkexzesse eine Rolle spielten.
Die Bursenvorsteher leisteten in der Überwachung der Scholaren nicht,
was ihnen zukam; sie gestatteten aus Gewinnsucht ihren Pensionären, um
sich dieselben möglichst zu erhalten, die größten Freiheiten und ließen
jede Ungebühr passieren. So kam es, daß die Bursen allgemach einen
geradezu verderblichen Einfluß auf das studentische Leben ausübten, und
man beispielsweise das _Collegium illustre_ in Tübingen eine Wohnung des
Lasters und Müßiggangs nannte. Im 16. Jahrhundert verschwanden unter dem
Einflusse der Reformation und des aufblühenden Humanismus die Bursen,
die sich offenbar überlebt hatten. An den neugegründeten
protestantischen Universitäten verzichtete man auf die Schaffung dieser
Anstalten, und an den älteren wurden sie mehr und mehr aufgegeben. Die
Studierenden nahmen zumeist bei Professoren eine Art Pension und
erlangten das, was man die =akademische Freiheit= nannte. Allein der
Gebrauch, den sie von dieser Freiheit machten, war in manchen
Beziehungen, namentlich auch in bezug auf die Trinkgewohnheiten, kein
sehr erfreulicher.

Man darf, wenn man das studentische Leben jener Zeit richtig würdigen
will, nicht außer acht lassen, daß die Kultur der Gesamtbevölkerung
Deutschlands damals noch sehr tief stand. Die Sitten waren roh, die
Neigung zum Trinken, das Erbübel der germanischen Rasse, machte sich
namentlich in Norddeutschland in ungezügelter Weise geltend, und
=Luther= hatte wohl recht, wenn er den Ausspruch tat, daß derjenige, der
das Bierbrauen erfand, _ille fuit pestis Germaniae_.

An einer besseren, gebildeten Gesellschaft, der sich die Studenten
hätten anschließen können, mangelte es noch gänzlich, und so begreift es
sich, daß die Studenten, die auf sich angewiesen waren, in ihren Sitten
sehr verwilderten und sich dies insbesonders im Konsum geistiger
Getränke äußerte. Während aber anfänglich jeder im Trinken seiner
Neigung folgen konnte, trat schon im 16. und noch mehr im 17.
Jahrhundert in den studentischen Trinkgebräuchen eine folgenschwere
Änderung ein, deren Überreste noch heutzutage nicht überwunden sind. Es
entwickelten sich gewisse Trinkmanieren, die sich zu einer Art
Zechgesetz, einem Trink- oder Saufkomment ausbildeten, der in der Folge
die geselligen Zusammenkünfte der Studenten beherrschte. Hiebei spielte
das Zutrinken und Volltrinken eine solche Rolle, daß weltliche und
geistliche Fürsten, sowie die akademischen Obrigkeiten Mandate dagegen
erließen, was jedoch dem Unwesen wenig Einhalt tat.

Die älteste der Urkunden, die wir über die studentischen Trinkkomments
besitzen, bildet das _Jus potandi_ des _Blasius Multibibus_ vom Jahre
1616. Darnach trank man schon damals »_totales_ und _partiales_«, man
trank sich zu und mußte mit demselben Quantum Bescheid tun. Man trank
auf Brüderschaft und ließ einen ungeheuren Becher »das römische Reich«
die Runde machen; dazu wurden Kneiplieder gesungen. Diese Gestaltung
nahmen die studentischen Trinksitten erst im 17. Jahrhundert an. Bier
war der gewöhnliche Stoff, der bei den studentischen Gelagen konsumiert
wurde, und daß es dabei an Uebermaß nicht fehlte, hiefür spricht nur zu
deutlich eine Äußerung Abels »wohlerfahrener Leibmedikus derer
Studenten«: »Jetztund währet das Saufen bis in die finstere Nacht; da
trinket man erstlich aus Durst, darnach aus Wollust, dann zur
Trunkenheit, und endlich bis alle Vernunft gebrochen und man ganz toll
worden, ja dem unvernünftigen Vieh gleich.«

Bemerkenswert ist, daß, während die akademischen Behörden vielfach gegen
die Trinkunsitten eiferten, einzelne Professoren dieselben aus Habsucht
begünstigten, ja die bei ihnen in Pension sich befindenden Studenten zum
Trinken sogar verleiteten. Insbesonders wurde hierüber in Jena geklagt.
Dort hatten die Professoren das Recht, im Kollegienbrauhause das für
ihre Familie und Hausgenossen nötige Bierquantum tranksteuerfrei
herzustellen. Dies benützten einzelne Professoren dazu, daß sie neben
ihrer akademischen Lehrtätigkeit das Gewerbe eines Schankwirtes ausübten
und förmliche Zechstuben für die Studenten hielten. Selbst in den
Hörsälen wurden geistige Getränke verabreicht und ein Wittenberger
Visitationsdekret von 1616 lautet dahin, »daß aller Bier- und Weinschank
im Juristenkolleg als einer uns an der Tranksteuer, daneben der Jugend
und Bürgerschaft schädlicher Steuerung wieder abgeschafft und der
Universität unter den Lektionen im großen Churfürstenkollegium Gäste zu
setzen, keineswegs nachgelassen werden soll.« Es scheint demnach, daß
man gelegentlich Hörsäle auch als Trinkstuben benützte. Auch das
Branntweintrinken nahm allmählich unter den Studenten überhand.

                   *       *       *       *       *

Das studentische Kneipleben im 18. Jahrhundert fand im wesentlichen
nicht in Wirtshäusern, sondern auf den Buden statt. Man nannte diese
Kneipen »Hospiz«, da sie von dem Budenbesitzer, dem »Hospes«
veranstaltet und geleitet wurden. Ursprünglich war der Hospes ein
Pennäle (angehender Student), der seine Landsleute invitierte. Die
Bewirtung begann mit Kaffee und Brötchen und ging dann zur eigentlichen
Kneiperei über. Der Hospes war, falls er nicht das Amt einem erwählten
Vizehospes abtrat, _eo ipso_ Kneipwart und Präses, sein Abzeichen der
Hausschlüssel, mit dem er _Silentium_ gebot. Er hatte unbeschränkte
Macht, konnte Jeden zu jedem beliebigen Quantum verdonnern und brauchte
nur _pro libito_ zu trinken, d. h. zu nippen. So blieb er imstande,
seiner Verpflichtung als Wirt nachzukommen und konnte seine Absicht,
alle Anwesenden »naß zuzudecken«, bequem erreichen. Man trank dabei auf
das Wohl der Geliebten, und wenn zwei Zechgenossen auf dieselbe Dame
Anspruch erhoben, so wurde die Sache durch Trinkduelle entschieden. Dem
Hospes erstattete man den Dank durch Vortrinken von »Ganzen«, und so kam
die Kneiperei gehörig in Zug. Ein tüchtiger Student mußte nach der
damaligen Auffassung Bedeutendes im Biertrinken und im Tabakrauchen
leisten.

Ende des 18. Jahrhunderts kamen neben dem Hospiz auch als »Kommers« oder
»Kommersch« bezeichnete studentische Veranstaltungen auf, die einen
etwas feierlicheren Charakter trugen. Dieser Charakter wurde am Anfang
des 19. Jahrhunderts nach den Freiheitskriegen durch die Aufnahme des
»Landesvaters« noch ausgeprägter. Man hatte nun zwei Arten geselliger
Veranstaltungen, bei denen das Bier eine große Rolle spielte: die
gewöhnliche Kneiperei, die anfänglich vorherrschend auf den Buden der
Studierenden noch stattfand und erst allmählich, insbesonders mit der
Entwicklung der studentischen Verbindungen in bestimmte Gastlokale
(Kneipen genannt) verlegt wurde, und den Kommers mit seinen feierlichen
Zutaten, die der Pflege des patriotischen Geistes dienten. Die aus den
früheren Jahrhunderten überkommenen Trinksitten erhielten sich hiebei in
erheblichem Maße (Vor- und Nachtrinken, Trinken von »Ganzen«, Trinken in
der Runde &c.). Wie sich die Dinge im Verlaufe des letzten Jahrhunderts
weiter gestalteten, hierauf weitläufig einzugehen, kann ich mir
ersparen, da Ihnen die Hauptsache wohl bekannt ist.

Wenn auch die deutsche Studentenschaft im allgemeinen den
Trinkgewohnheiten früherer Jahrhunderte mehr oder weniger huldigte, so
waren es doch hauptsächlich die farbentragenden Korporationen, welche
diese Sitten kultivierten und die Beachtung derselben als eine _conditio
sine qua non_ von ihren Mitgliedern verlangten. Eine entschiedene
Änderung in dieser Hinsicht ist erst seit etwa 20 Jahren zu bemerken.
Die Antialkoholbewegung und die Tätigkeit der Vereine gegen den
Mißbrauch geistiger Getränke sind nicht ohne Einfluß auf das
studentische Leben geblieben. Der Konsum geistiger Getränke ist, soweit
meine Kenntnis reicht, in den studentischen Kreisen erheblich
zurückgegangen. Auch in den Korporationen hat man, wie ich höre, die
Trinkanforderungen herabgesetzt, und es soll in einzelnen derselben der
Trinkzwang sogar schon beseitigt sein. Man hat offenbar auch in
studentischen Kreisen bereits angefangen, die Schädlichkeit der ererbten
Trinksitten mehr und mehr einzusehen, und diese Erkenntnis auch
praktisch zu betätigen. Allein wie schon Eingangs erwähnt wurde, äußern
bei der Majorität der Studentenschaft die von alters her übernommenen
Trinksitten noch immer eine gewisse Herrschaft. Man hält an dem
Irrglauben fest, daß mit dem Aufgeben dieser Gepflogenheiten die
studentische Geselligkeit einen irreparablen Stoß erfahren und damit das
studentische Leben einer seiner schönsten Seiten beraubt würde. Daß
derartige Anschauungen sich noch bei einem so großen Teile der
Studentenschaft erhalten konnten, ist m. E. wesentlich darauf
zurückzuführen, daß die Hygiene keinen Unterrichtsgegenstand an den
Gymnasien bildet und deshalb der junge Student zumeist ohne sachgemäße
Aufklärung über die eminente hygienische und soziale Bedeutung der
Alkoholfrage in das Universitätsleben eintritt. Er unterliegt daher dem
suggestiven Einflusse der herrschenden Trinksitten und muß vielfach erst
durch ungünstige persönliche Erfahrungen darüber belehrt werden, daß die
vulgären, auch in den studentischen Kreisen noch so verbreiteten
Anschauungen über den Alkoholgenuß irrtümlich sind.

Ich kann nicht unterlassen, hier zu erwähnen, daß man bei uns (in
Bayern) maßgebenden Ortes bisher die Aufklärung der Gymnasialschüler
über die Alkoholfrage eher zu verhindern als zu fördern geneigt war, und
ich bin in der Lage, hiefür zwei prägnante Belege anzuführen. Einer
meiner hiesigen Kollegen, Hofrat Dr. Theilhaber, unternahm vor
einigen Jahren an einem Münchener Gymnasium die Gründung eines
Alkoholabstinenzvereines, dessen Tendenz war, die Mitglieder nicht nur
zur Abstinenz von geistigen Getränken anzuhalten, sondern auch durch
Veranstaltungen von Ausflügen &c. an eine Geselligkeit ohne Biergenuß zu
gewöhnen, gewiß ein löbliches, dem Gymnasialstudium nur förderliches
Unternehmen. Und das Merkwürdige geschah: nach kurzem Bestehen wurde der
Verein, der schon etwa 70 Mitglieder zählte, vom Rektorate, zweifellos
auf höhere Weisung hin, aufgelöst.

Der zweite Fall ist nicht minder bezeichnend. Der hiesige ärztliche
Verein richtete vor einigen Jahren an das Kultusministerium eine
Zuschrift, in welcher er sich erbot, an den hiesigen Gymnasien Vorträge
über Hygiene zu veranstalten, bei welchen natürlich auch die
Alkoholfrage entsprechend behandelt worden wäre. Daraufhin erhielt der
Verein vom Ministerium den Bescheid, er möge die beabsichtigten Vorträge
in einem von ihm gemieteten Lokale abhalten, und die Gymnasialschüler
könnten dann von ihren Rektoraten die Erlaubnis erwirken, den Vorträgen
anzuwohnen. Der ärztliche Verein hat selbstverständlich diese Zumutung
lediglich _ad acta_ genommen.[1]

  [1] Ich möchte nicht unterlassen beizufügen, daß nach neuerlichen
  Nachrichten man sich bei uns höheren Orts gegen einen
  Hygieneunterricht an den Gymnasien nicht mehr so ablehnend verhalten
  soll, nachdem ein Hygieniker an die Spitze der bayrischen
  Sanitätsverwaltung getreten ist.

Wir ersehen aus dem Angeführten, daß die Trinksitten unserer
akademischen Jugend keine Wurzel im modernen Leben und keinen
Zusammenhang mit diesem haben. Sie bilden einen Ueberrest aus einer
Periode der Sittenverwilderung und Unkultur, einen Ueberrest, der nicht
wie so manches andere Altherkömmliche der Pflege würdig ist, sondern
endlich aufgegeben werden sollte angesichts des Umstandes, daß dem
Studierenden heutzutage, namentlich in den größeren Universitätsstädten,
höhere, der geistigen und körperlichen Gesundheit förderlichere Genüsse
zu Gebote stehen als die alkoholischen.

                   *       *       *       *       *

M. D. u. H. Die kurze mir zur Verfügung stehende Zeit, gestattet mir
selbstverständlich nicht, die verschiedenen Seiten der so wichtigen
Alkoholfrage auch nur flüchtig zu berühren. Ich muß mich darauf
beschränken, auf einige für Sie besonders wichtige Punkte hinzuweisen.
Wenn wir die Wirkungen des Alkohols in Betracht ziehen, so stoßen wir
auf zwei Reihen von Tatsachen, die wenn auch scheinbar entgegengesetzter
Natur, doch innig zusammenhängen. Man könnte, um ein Bild zu gebrauchen,
sagen, diese Tatsachen sind auf zwei Seiten eines und desselben Blattes
verzeichnet. Auf der einen Seite finden wir Alles Schöne und Gute, das
man dem Alkohol zuschreibt, auf der anderen Seite alle Mißstände und
Übel, alles Elend, das auf den Alkohol sich zurückführen läßt.
Betrachten wir uns zunächst das Schöne und Gute, die Annehmlichkeiten
und Vorteile, die der Alkoholgenuß bringen soll. Diese sind es ja auch,
welche die ungeheuere Verbreitung des Alkoholgenusses von den ältesten
Zeiten bis zur Gegenwart bewirkt haben. Man rühmt dem Alkohol nach, daß
er die geistige Tätigkeit anregt, den Geist sozusagen flüssiger macht,
daß er ein Gefühl des Wohlbehagens und erhöhter Kraft erzeugt, daß er
die Stimmung hebt, Frohsinn hervorruft, die düsteren Seiten des Lebens
aus dem Bewußtsein verdrängt und dadurch auch die Sorgen verscheucht --
er ist ja der Sorgenbrecher _par excellence_ --, daß er die sogenannte
Gemütlichkeit und die Geselligkeit fördert, und dadurch die Menschen
einander näher bringt. Man hat auch behauptet, daß er die Fantasie des
Dichters und des bildenden Künstlers anregt und dadurch deren
Produktivität in günstiger Weise beeinflußt. Es ist nun keineswegs zu
leugnen, daß diese Behauptungen wenigstens zum großen Teile der Wahrheit
entsprechen. Aber unsere Schätzung der Vorteile und Annehmlichkeiten des
Alkoholgenusses muß eine wesentliche Einbuße erfahren, wenn wir
zusehen, auf welche Weise dieselben zustande kommen. Sind die seelischen
Veränderungen, welche der Alkohol herbeiführt, ein Geschenk, eine
Wohltat, für die keine Kompensation geleistet werden muß, oder haben wir
für dieselben zu bezahlen mit einer Einbuße an unserem psychischen
Vermögen? Die Erfahrungen des täglichen Lebens wie die experimentellen
Forschungen der Neuzeit lassen hierüber keinen Zweifel. Um es vorweg
kurz und brüsk zu sagen, die Annehmlichkeiten, die wir dem Alkohol
verdanken, müssen erkauft werden durch eine Herabsetzung unseres
intellektuellen Niveaus, die bei den höheren Graden der
Alkoholintoxikation bis zur Verblödung sich steigert. Wenn ein Mensch
eine Heiterkeit in sich fühlt und nach Außen dokumentiert, für welche in
seinen Verhältnissen kein Grund besteht, wenn er ohne äußere Ablenkung
seine Sorgen, d. h. die für ihn wichtigsten Angelegenheiten vergißt,
wenn er gesprächiger wird, als es seiner Gewohnheit entspricht, und die
im geselligen Verkehre beobachtete Reserve aufgibt (gemütlich wird), so
weist dies darauf hin, daß bei ihm die höchsten psychischen Leistungen
eine Verringerung erfahren haben. Manches zu dem Wohlbehagen und der
gehobenen Stimmung des Trinkenden mag die durch den Alkohol bewirkte
erleichterte Auslösung von Bewegungsimpulsen beitragen. Ungleich
bedeutungsvoller für das psychische Verhalten des Trinkers ist jedoch
der Umstand, daß unter dem Einflusse des Alkohols, und zwar schon bei
recht mäßigen Gaben, das Bewußtsein seiner Lebenslage und damit auch der
regulierende Einfluß desselben auf sein Denken und Handeln -- die höchst
stehende psychische Leistung -- abgeschwächt wird. So erklärt es sich,
daß der Schweigsame redselig, der Trockene scheinbar witzig, der
Zaghafte waghalsig, der Skeptische gläubig und vertrauensvoll wird. Aber
dieses Plus an psychischer Aktivität bedeutet keine Überlegenheit des
Trinkers, sondern in Wirklichkeit eine Inferiorität desselben, da sie
auf einem Ausfall hemmender Momente beruht. Neben den höchststehenden
werden auch die einfacheren psychischen Vorgänge, wie durch eine
Überfülle von Experimenten, insbesondere durch die Untersuchungen
Kraepelins und seiner Schüler, erwiesen ist, durch den Genuß schon sehr
mäßiger Alkoholmengen verschlechtert (Schnelligkeit der Reaktion auf
einen bestimmten Sinneseindruck, des Lesens, Addierens, des
Auswendiglernens &c.). Wichtiger aber als diese an sich gewiß
beachtenswerte Tatsache ist der Umstand, daß die durch den Alkohol
bewirkte Herabsetzung der intellektuellen Leistungsfähigkeit sich nicht
auf die Zeit des Genusses beschränkt, sondern, und zwar auch bei Gaben,
die man allgemein noch als ganz mäßig betrachtet (60-80 ccm Alkohol =
2 l Bier), sich auf einen Zeitraum von 24 und mehr Stunden erstrecken
mag. Für Sie ergibt sich hieraus der gewiß sehr zu berücksichtigende
Umstand, daß ein Studierender, der gewohnheitsmäßig Tag für Tag 2 l Bier
konsumiert, -- dies ist ein Fall, der gewiß sehr häufig vorkommt --,
seine geistige Arbeitskraft in einem Zustande andauernder Verminderung
erhält.

Wie Sie ersehen, ist der habituelle, sogenannte mäßige Alkoholgenuß für
den geistig Arbeitenden keine ganz gleichgiltige Sache. Daß die
Unmäßigkeit in _alcoholicis_ viel üblere Folgen hat, ist Ihnen wohl zur
Genüge bekannt. Sie verringert nicht nur die Arbeitsfähigkeit in höherem
Maße, sie führt auch zu einem Sinken des moralischen Niveaus, einer
Abschwächung des Ehr- und Pflichtgefühls, einer Vernachlässigung der
Rücksichten, die man seiner Stellung, seiner Familie und seinem Stande
schuldet. An der Verbummelung von Semestern mit ihren unliebsamen
Folgen, an den Durchfällen und schlechten Resultaten bei den Prüfungen,
an dem gänzlichen Scheitern so mancher studentischen Existenz hat der
Alkohol zweifellos den Hauptanteil, und auch diejenigen Studierenden,
welche die ihnen durch den Alkohol zugefügte Schädigung ihrer
Arbeitskraft durch große Willensanspannung allmählich überwinden, haben
in ihrem späteren Leben häufig genug noch unter den Folgen ihres allzu
flotten Studentenlebens zu leiden.

Was nun die dem Alkohol zugeschriebene anregende Wirkung auf die
Produktivität der Dichter und bildenden Künstler anbelangt, so beruht
dieselbe im wesentlichen auf einer Täuschung. Es mag wohl sein, daß
durch den Alkohol im Einzelfalle die Fantasie zu lebhafterer Tätigkeit
angeregt wird, allein damit wird noch nicht die Schaffung eines
Kunstwerkes erleichtert. Die unter dem Einflusse des Alkohols
entstandenen Geistesprodukte sind minderwertig, da an ihnen die
erforderliche Kritik nicht geübt wird. Altmeister Goethe hat über diesen
Sachverhalt keinen Zweifel gelassen. In seinen Gesprächen mit Eckermann
bemerkt er bezüglich des dramatischen Dichters: »Wollte er (der
dramatische Dichter) durch geistige Getränke die mangelnde Produktivität
herbeinötigen, die unzulängliche dadurch steigern, so würde dies
allenfalls auch wohl gehen, allein man würde es allen Szenen, die er auf
solche Weise gewissermaßen forciert hätte, =zu ihrem großen Nachteile=
anmerken.«

Bezüglich seines großen Freundes Schiller bemerkt er: »Er hat nie viel
getrunken, er war sehr mäßig; aber in solchen Augenblicken körperlicher
Schwäche suchte er seine Kraft durch Likörs oder ähnliches Spirituoses
zu steigern. Das aber zehrte an seiner Gesundheit und war auch =der
Produktion selbst schädlich, denn was gescheute Köpfe an seinen Sachen
aussetzen, leite ich aus dieser Quelle her=.«

Unter den Dichtern der Gegenwart hat eine ganze Anzahl sich sehr
absprechend über den Einfluß des Alkohols auf das poetische Schaffen
geäußert.

Mit der Einwirkung des Alkohols auf die Muskelkraft verhält es sich
ähnlich wie mit der auf die intellektuelle Leistungsfähigkeit. Bei uns
besteht zwar noch in weiten Volkskreisen, insbesondere in der
Arbeiterschaft, der Glaube, daß der Alkohol die Muskelkraft steigere und
deshalb die Verrichtung körperlicher Arbeit erleichtere. Bei unserer
biertrinkenden Bevölkerung kommt noch die Meinung dazu, daß das Bier
eine Art flüssiger Nahrung darstelle und der schwer Arbeitende beim
Verzicht auf dessen Genuß der Entkräftung ausgesetzt sei.

Indes haben auch hier die wissenschaftlichen Untersuchungen wie die
praktischen Erfahrungen an den verschiedensten Klassen von Individuen
über allen Zweifel dargetan, daß der erwähnte Glaube ein Irrglaube ist.
Der Alkohol ist nur vorübergehend imstande, die Muskelkraft zu steigern
und das Ermüdungsgefühl zu beseitigen. Auf diese vorübergehende Anregung
folgt eine dauernde Herabsetzung, die mit Steigerung des
Ermüdungsgefühls einhergeht. Der Alkohol gleicht in seinen Wirkungen auf
den Organismus der Peitsche, die vorübergehend bei dem ermüdeten Tiere
einen erhöhten Kraftaufwand herbeiführt, aber nicht dem Hafer, der
nachhaltig die Kraft steigert. Diese Tatsachen sind auch bereits seit
längerer Zeit, wenigstens in den Kreisen des gebildeten Publikums zur
Genüge bekannt und verwertet worden. Wer sich für irgend einen Sport
trainiert und seine physische Leistungsfähigkeit möglichst steigern
will, enthält sich alkoholischer Getränke. Sie alle wissen auch, daß man
bei größeren anstrengenden Radtouren, bei schwierigen Bergbesteigungen,
insbesonders Hochtouren, welche andauernde Kraftleistungen erheischen,
sich des Alkohols enthalten muß, und unsere Heeresleitung hat bereits
seit einigen Jahren in der Manöverzeit den Truppen den Genuß geistiger
Getränke während der Märsche aus guten Gründen untersagt. Man hat auch
die Erfahrung gemacht, daß die Strapazen im tropischen wie im arktischen
Klima ungleich leichter von Alkoholabstinenten als von Trinkern ertragen
werden.

Wenn demnach der Glaube, daß der Alkohol die körperliche
Leistungsfähigkeit erhöht, auf Täuschung beruht, so steht es nicht viel
besser mit der bei uns so viel verbreiteten Ansicht, daß das Bier ein
für den Arbeiter unentbehrliches flüssiges Nahrungsmittel sei. Das Bier
repräsentiert allerdings, was bei dem Alkohol an sich nicht der Fall
ist, ein Nahrungsmittel, soferne es etwa 4% Zucker und 0,7% Eiweiß
enthält. Allein der im Bier enthaltene Alkohol vermindert wie der
Alkohol überhaupt die Arbeitskraft, und der Nährwert des Bieres ist im
Verhältnisse zu seinem Preise so gering, daß man dessen Verwendung als
Nahrungsmittel seitens der Arbeiterklasse nur als ungeheuerliche
Verschwendung betrachten kann. Das Bier ist bei Zugrundelegung der
bayerischen Bierpreise 5mal teurer als Weißbrot, 8mal teurer als
Schwarzbrot und 18mal teurer als Kartoffel.

Wenn die Herabsetzung der geistigen und körperlichen Arbeitskraft durch
den Alkohol auch einen nicht zu unterschätzenden Schaden für das
Individuum bedeutet, so ist dieselbe doch noch mit einem Körperzustand
vereinbar, der keine auffällige Abweichung von der Gesundheit darbietet.
Allein bei einer sehr großen Anzahl von Trinkern kommt es früher oder
später zu Gesundheitsstörungen, die auf den gewohnheitsmäßigen
Alkoholgenuß allein oder z. T. zurückzuführen sind. Diese Folge tritt
zwar vorwaltend, aber doch keineswegs ausschließlich in den Fällen ein,
in welchen es sich um Unmäßigkeit im landläufigen Sinne, d. h. häufige
Berauschung oder habituellen Konsum ungewöhnlich großer Alkoholmengen
ohne solche Folgen handelt.

                   *       *       *       *       *

Unter den Krankheitszuständen, die durch alkoholische Exzesse
herbeigeführt werden, hat von jeher die als Säuferwahnsinn (_delirium
tremens_) bezeichnete Geistesstörung besondere Aufmerksamkeit erregt,
und man betrachtet dieselbe vielfach als die häufigste oder gewöhnliche
Folge der Unmäßigkeit in _alcoholicis_. Das _Delirium tremens_ spielt
jedoch unter den gesundheitlichen Schäden, die auf den Alkohol
zurückzuführen sind, keineswegs die Hauptrolle, obwohl dasselbe kein
seltenes Vorkommnis bildet. Wir begegnen dieser Geistesstörung in den
Ländern, in welchen der Schnapskonsum in den unteren Klassen
vorherrscht, weit häufiger als bei unserer Bier trinkenden Bevölkerung.
Wir haben dafür dem Alkohol eine andere Bescherung zu danken, das
Bierherz, eine von Bollinger zuerst näher beschriebene Vergrößerung und
Entartung des Herzens, die auf den habituellen Genuß sehr großer
Bierquantitäten zurückzuführen ist. Über die Häufigkeit des _Delirium
tremens_ und des chronischen Alkoholismus gibt das statistische Jahrbuch
für den preußischen Staat eine gewisse Auskunft. In den allgemeinen
Krankenhäusern und Irrenanstalten Preußens wurden im Jahre 1902 13994
Männer und 912 Frauen an Säuferwahnsinn und chronischem Alkoholismus
behandelt. Hiemit ist jedoch nur ein Teil der durch den Alkohol
verursachten oder mitverursachten Geistesstörungen berührt. Die
Irrenärzte schätzen die Zahl der in den Irrenanstalten verpflegten
Geistesgestörten, an deren Erkrankung der Alkohol einen Anteil hat, auf
25-40% der Anstaltsinsassen, und man darf daher annehmen, daß von 150000
in deutschen Anstalten verpflegten Irren bei etwa 50000 der Alkohol als
Krankheitsursache allein oder neben anderen Momenten wirksam war. In der
hiesigen psychiatrischen Klinik fanden im Jahre 1905 1373 Personen
Aufnahme, darunter 836 Männer, 537 Frauen; die alkoholischen Psychosen
betrugen bei den Männern 30,3, bei den Frauen 5,6% der Gesamterkrankungen.
Das _Delirium tremens_ war nur in 10% der Alkoholpsychosen vertreten.

Wie auf das Gehirn übt der Alkohol auch auf das Rückenmark und die
peripheren Nerven seinen schädigenden und zerstörenden Einfluß aus, und
so begreift es sich, daß neben den Geistesstörungen und Neurosen
(_Epilepsie_) alkoholischer Provenienz, auch viele andere
Nervenkrankheiten gleichen Ursprungs vorkommen. Neben dem Nervensystem
unterliegen der Verdauungsapparat, das Cirkulationssystem und die Niere
ungemein häufig schweren und schwersten Schädigungen durch den Alkohol,
die zum großen Teile zum tötlichen Ausgange führen. Im Magen und Darm
kommt es unter dem Einflusse des Alkoholmißbrauches zu tiefgreifenden
und überaus hartnäckigen katarrhalischen Zuständen, die Leber erkrankt
in Form einer chronischen in Schrumpfung ausgehenden Entzündung, die
schweres Siechtum und schließlich den Tod herbeiführt. Das Herz wird von
Hypertrophie und Entartung befallen, eine Veränderung, die wie wir schon
erwähnten, besonders häufig in unserem lieben München gefunden wurde
(das Bierherz Bollingers), die Gefäße unterliegen der als Verkalkung
gemeinhin bezeichneten Erkrankung, die durch Schlaganfälle oft zu frühem
Ende führt. Die Nieren werden wie die Leber Sitz einer chronischen
unheilbaren Entzündung, die den gleichen Ausgang wie das Leberleiden zur
Folge hat.

Auch an der Verursachung der Stoffwechselkrankheiten, der Gicht und
Fettsucht, insbesondere aber auch der Zuckerkrankheit, hat der Alkohol
einen großen Anteil. Damit ist jedoch die körperliche Schädigung, welche
der Alkoholmißbrauch bedingt, noch nicht umgrenzt. Bei den Trinkern
finden wir in der Regel eine verminderte Widerstandsfähigkeit des
Gesamtorganismus, die sich bei interkurrenten Erkrankungen
verschiedenster Art, insbesondere fieberhaften, bei Wunden und
operativen Eingriffen, sowie in erhöhter Disposition zu Infektionen,
speziell zur Tuberkulose kundgibt. Trinker sind durch ernstere
Erkrankungen jeder Art mehr gefährdet als nüchterne Individuen, sie
überstehen Narkosen und Operationen schwerer und verfallen der
Tuberkulose häufiger.

Der Mißbrauch des Alkohols hat aber auch noch andere Gefahren für
Gesundheit und Leben im Gefolge. Er spielt unter den Ursachen der
Unfälle eine ganz hervorragende Rolle. Wie häufig Angetrunkene durch
Unvorsichtigkeit schwere Verletzungen sich zuziehen, selbst ums Leben
kommen, ist bekannt. Allein auch die Nachwirkungen von Alkoholexzessen
führen oft zu einer Vernachlässigung von Vorsichtsmaßregeln und damit zu
Unfällen, und darauf ist es zurückzuführen, daß in industriellen
Etablissements an Montagen die Zahl der Unfälle am größten ist. Auch der
sogenannte mäßige Genuß geistiger Getränke ist nicht ohne Einfluß auf
die Herbeiführung von Unfällen, und unsere Verkehrsverwaltung hat sicher
weise gehandelt, indem sie dem Zugpersonale den Konsum geistiger
Getränke während der Fahrzeit untersagte. Könnte man den Schaden, den
der Alkohol direkt und indirekt an Gesundheit und Leben herbeiführt,
genauer umgrenzen, es würde sich ein Tatbestand ergeben, der auch viele
Alkoholfreunde erschrecken müßte. Und dabei ist noch besonders
bedauerlich, daß der Alkohol nicht lediglich in den unteren
Volksklassen, der Masse der Ungebildeten, seine Opfer findet. Auch in
den Kreisen der intellektuell Höherstehenden und Gebildeten, bei denen
man mehr Einsicht und Selbstzucht erwarten sollte, führt der
unglückliche Hang für Alkoholfreuden, die Liebhaberei für
feucht-fröhliche Geselligkeit keineswegs selten zu Siechtum und Tod.
Dazu kommt nun noch, daß der gesundheitliche Schaden, den der Trinker
sich zufügt, sich nicht auf seine Person beschränkt. Es ist zur Genüge
bekannt, daß die Nachkommenschaft der Trinker zum großen Teile mit
körperlichen und geistigen Defekten behaftet, schwächlich, kränklich und
einem frühen Untergange geweiht ist. Selbst ein einmaliger Rausch kann
für den in diesem Zustand erzeugten Sprößling verhängnisvoll werden.

                   *       *       *       *       *

Einen anderen Abschnitt in dem Verzeichnisse des Elends, das der Alkohol
der Menschheit beschert, bildet der Anteil desselben an der
Kriminalität. Ich kann mich in bezug auf diesen Punkt kurz fassen. Man
hat berechnet, daß bei etwa 1/3 aller Straftaten, die im Deutschen
Reiche alljährlich zur Verurteilung gelangen, das ist bei etwa 180000
Delikten, der Alkohol eine Rolle spielte. Was diese Verurteilungen an
materiellem und moralischem Schaden für die betreffenden Individuen und
ihre Familien bedeuten, bedarf keiner weiteren Ausführung. Besonders
prägnant zeigt sich der Einfluß des Alkohols bei den schweren
Körperverletzungen, und man darf getrost behaupten, daß diese zum
größten Teile mit Alkoholexzessen in Zusammenhang stehen. Der Anteil der
Studentenschaft an der Kriminalität ist erfreulicherweise ein geringer,
wenn man von nächtlichen Ruhestörungen, Sachbeschädigungen &c. absieht,
die ja auch nicht selten recht unliebsame Folgen haben. Dafür kommt
jedoch bei der Studentenschaft ein anderes sehr bedauerliches Moment in
Betracht -- das sind die Ehrenhändel mit ihrem Gefolge von Duellen, die
sicher weit überwiegend auf Angetrunkenheit des einen oder beider
Beteiligten zurückzuführen sind.

An die Verbrechen, die dem Einflusse des Alkohols zuzuschreiben sind,
reihen sich die von unseren Strafgesetzen nicht erreichbaren
unmoralischen Handlungen der Trinker an, unter deren Folgen die
Angehörigen derselben zu leiden haben. Der Trinker vernachlässigt seinen
Beruf, seine Arbeit, vergeudet seinen Verdienst oder sein Einkommen in
Spirituosen, während er seine Familie darben läßt, mißhandelt Frau und
Kinder, eignet sich nicht selten sogar den Verdienst der Frau an, um
seinem Laster zu fröhnen. Unsagbar ist das Elend, das über viele
Arbeiterfamilien durch die Trunksucht des Ehemanns heraufbeschworen
wird. Aber auch in den besser situierten Klassen führt die Unmäßigkeit
des Familienoberhauptes gewöhnlich zu den traurigsten Verhältnissen; das
Gleiche gilt natürlich für die Trunksucht der Frau.

                   *       *       *       *       *

Sie können hier nun einwenden: über die traurigen Folgen der Unmäßigkeit
in _alcoholicis_ besteht allerdings kein Zweifel, damit ist jedoch
bezüglich des mäßigen Alkoholgenusses nichts bewiesen. Sie können ferner
darauf hinweisen, daß eine sehr große Anzahl von Personen beider
Geschlechter bei mäßigem Alkoholgenuß ein sehr hohes Alter erreicht und
Gesundheit und Arbeitsfähigkeit bis in das Alter hinein sich erhalten
hat. Sie können ferner in bezug auf die geistige Arbeitskraft noch
erwähnen, daß die hervorragendsten Männer unserer Nation Luther,
Schiller, Goethe, Kant, Schopenhauer, Bismarck keine Anhänger der
Alkoholabstinenz waren. Hieraus könnte anscheinend gefolgert werden, daß
die Abstinenz in _alcoholicis_ gegenüber der andauernden Mäßigkeit in
bezug auf Gesundheit und Arbeitskraft keinen Vorteil biete. Doch wäre
diese Folgerung ein Irrtum. Zunächst haben wir zu berücksichtigen, daß
man eine genaue Definition dessen, was man unter =mäßigem Alkoholgenuß=
zu verstehen hat, nicht geben kann, weil die individuelle
Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkungen des Alkohols zu verschieden
ist. Der Eine mag durch den Konsum von 2-3 Glas Bier bereits in einen
Zustand von Angeheitertheit geraten, der bei einem Anderen (einem
Trinkfesten) nach dem Konsum des vierfachen dieses Quantums noch nicht
eintritt. Die vulgäre Anschauung geht dahin, daß die Unmäßigkeit erst da
beginnt, wo das »Zuviel«, d. h. das Berauschtsein mehr oder minder
deutlich sich geltend macht, oder auch ganz außergewöhnlich große
Alkoholmengen gewohnheitsmäßig konsumiert werden. Soll nun der, von 2-3
Glas Bier Angeheiterte als unmäßig, der nach Genuß von 12 Glas Bier noch
nüchtern Scheinende als mäßig gelten? Die unselige Idee, daß man
dasjenige Quantum, welches noch keine deutlichen Zeichen von Berauschung
hervorruft, ob es größer oder kleiner ist, noch als mäßig und deshalb
als hygienisch harmlos betrachtet, hat die Folge, daß zahllose Menschen
sich durch ihre alkoholischen Gewohnheiten gesundheitlich schädigen,
ohne daran zu denken, daß bei ihnen etwas derartiges vorliegt. Wenn wir
für die Bestimmung der Mäßigkeit an Stelle des Nüchternbleibens einen
anderen Gesichtspunkt, die Vermeidung gesundheitlicher Nachteile
verwerten wollen, so stoßen wir auf ähnliche Schwierigkeiten. Der
gewohnheitsmäßige Gebrauch kann lange Jahre hindurch scheinbar ohne
nachteiligen Einfluß auf den Organismus bleiben, und dann kommt es doch
noch zur Entwicklung von Krankheiten, die auf den Alkoholgenuß allein
oder neben anderen Momenten zurück zu führen sind. Dies gilt
insbesonders für die Erkrankungen des Herzens und der Gefäße, der
Nieren, die Gicht und die Fettsucht. Das gleiche Quantum, das in dem
einen Falle bis in die 60er und 70er Jahre ohne erkennbaren
gesundheitlichen Schaden konsumiert wird, führt in einem anderen Falle
schon in den 50er Jahren, wenn nicht früher zu einer Erkrankung oder
begünstigt die Entwicklung einer solchen.

Sie sind nun in der Lage zu beurteilen, was man von dem Erwerb einer
gewissen Trinkfestigkeit zu halten hat, die man namentlich in
korpsstudentischen Kreisen als nötig erachtet, damit der Student in
jeder Gesellschaft seinen Mann stellen kann und auch bei größerem
Alkoholkonsum seiner Direktion nicht verlustig geht. Die Trinkfestigkeit
bedeutet nicht eine erhöhte Widerstandsfähigkeit des ganzen Organismus
gegen Alkoholeinwirkung, sondern lediglich eine gewisse Angewöhnung des
Gehirns an größere Alkoholmengen. Bei der ausgesprochensten
Trinkfestigkeit kann aber der Organismus durch den habituellen
Alkoholkonsum den schwersten Schaden erleiden. Ein recht bezeichnendes
und lehrreiches Beispiel liefern die Arbeiter im Braugewerbe und die
ihnen nahestehenden Geschäftsleute. Die hiesigen Braugehilfen erhielten
in meiner Jugendzeit noch 16 bis 18 l Bier täglich, und tranken dieses
Quantum jedenfalls zum größten Teile. Sie waren selbstverständlich sehr
trinkfeste Leute, und dabei auch gewöhnlich von Haus aus von robuster
Konstitution, da man schwächliche Individuen im Braugewerbe kaum
verwenden kann. Und doch hat die Erfahrung gelehrt, daß ein großer Teil
dieser kräftigen Menschen bereits in den 40er Jahren zu Grunde ging, und
zwar namentlich an Herzleiden, die zweifellos durch den täglichen
Bierkonsum der Betreffenden verursacht wurden.[2]

  [2] Sehr beachtenswert ist auch die große Sterblichkeit der
  Braugehilfen an Tuberkulose. Nach Sendtner starben in München von
  1859-1888 28,9% der Brauer an Schwindsucht.

Ich selbst hatte Gelegenheit, einen Bierwirt zu behandeln, der während
eines Zeitraums von 20 Jahren täglich 18-20 l Bier ohne irgendwelche
Berauschung zu sich genommen hatte. Er starb ebenfalls Ende der 40er
Jahre und es fand sich bei ihm das Münchener Bierherz in ausgeprägtester
Form. Diese Herzerkrankung entsteht nicht über Nacht, sie entwickelt
sich in schleichender Form. Die Aufnahme so großer Flüssigkeitsmengen,
wie sie der frühere tägliche Bierkonsum der hiesigen Braugehilfen mit
sich brachte, bedingt eine bedeutende Vermehrung der Herzarbeit. Diese
verursacht zunächst eine Hypertrophie der muskulösen Wandungen des
Organs, die bei Fortdauer der enormen Flüssigkeitszufuhr unter dem
toxischen Einflusse des Alkohols allmählich in Entartung übergeht, einen
Zustand, der früher oder später zur Erlahmung des Herzens führt.

In schleichender Weise entwickeln sich auch die sogenannte
Arterienverkalkung, die Leber- und Nierenleiden der trinkfesten Trinker.
In beklagenswerter Verblendung fahren diese mit ihren alkoholischen
Gewohnheiten fort, bis ein Stadium der Erkrankung eintritt, das keinen
Zweifel mehr über die schädigende Wirkung ihrer Trinkgewohnheiten läßt.
Die Einsicht, die damit gewonnen wird, und die Einschränkung des
Alkoholgenusses oder gänzlicher Verzicht auf denselben hält aber dann
oft den schlimmen Ausgang des Leidens nur wenig auf.

Wir sind also nicht in der Lage, anzugeben, welches Quantum Alkohol,
wenn wir von ganz kleinen Mengen absehen, bei andauerndem täglichem
Genusse sicher ohne schädigenden Einfluß auf den Organismus bleibt,
und deßhalb ist die Abstinenz vom hygienischen Standpunkte aus,
der Mäßigkeit in _alcoholicis_ entschieden vorzuziehen. Dies
ergibt sich auch aus den Tatsachen, welche mehrere englische
Lebensversicherungsgesellschaften bezüglich der Lebensdauer und
der Häufigkeit der Erkrankungen bei Abstinenten und mäßigen
Trinkern ermittelt haben. So ergab sich bei der englischen
Lebensversicherungsgesellschaft _Sceptre_, daß bei den von ihr
versicherten Abstinenten in einem Zeitraum von 5 Jahren nahezu 19%
weniger Todesfälle vorkamen als bei den versicherten Nichtabstinenten,
obwohl auch diese sich zum großen Teile aus Personen zusammensetzten,
bei denen man entschiedene Mäßigkeit voraussetzen kann.

Eine andere englische Lebensversicherungsgesellschaft »_Temperance and
General Provident Institution_« hatte bei den Abstinenten sogar 29%
weniger Todesfälle als bei den übrigen Versicherten. Ebenso ergab ein
Vergleich der Krankheitswochen bei den Mitgliedern verschiedener
Krankenkassen, daß die Abstinenten bedeutend weniger von Erkrankungen
heimgesucht wurden, als die Nichtabstinenten. Die Zahl der
Krankheitswochen betrug für den Zeitraum von fünf Jahren bei den _Sons
of Temperance_ (Abstinenten) 7,48 Wochen, bei nicht abstinenten
Kassenmitgliedern 24,68 bis 27,66 Wochen. Diese Zahlen sprechen sehr
deutlich, und der Hinweis auf die Hochbetagten, die täglich ein gewisses
Bier- oder Weinquantum zu sich nehmen, wird dadurch der Beweiskraft
bezüglich der Unschädlichkeit mäßigen Alkoholgenusses völlig beraubt.
Die Betreffenden sind eben Individuen, die entweder eine ungewöhnliche
Resistenz gegen die Alkoholwirkung oder, was wahrscheinlicher ist,
überhaupt eine ungewöhnlich robuste Konstitution besitzen, und aus ihrem
Verhalten läßt sich daher keine Folgerung für den Durchschnitt ziehen.

                   *       *       *       *       *

Was nun den Einfluß des Alkohols auf die Arbeitskraft der geistig
Höchststehenden betrifft, so gibt man sich einer Täuschung hin, wenn man
denselben für völlig irrelevant hält. Eine gewiß in dieser Sache
kompetente Persönlichkeit, Altmeister Goethe, hat uns in einer jeden
Zweifel ausschließenden Weise darüber belehrt, daß auch bei den größten
Geistern der nachteilige Einfluß des Alkohols auf die Arbeitskraft
ähnlich wie beim Durchschnittsmenschen sich äußert. In seinen
Tagebüchern vom Jahre 1779 (Goethe war damals 30 Jahre alt), ist
bemerkt: »Seit drei Tagen keinen Wein. Man könnte noch mehr, ja das
Unglaubliche leisten, wenn man mäßiger wäre.« Und an einer anderen
Stelle: »Wenn ich den Wein abschaffen könnte, wäre ich glücklich. Ich
trinke fast keinen Wein mehr und gewinne fast täglich mehr Blick und
Geschick zum tätigen Leben.«

Interessant ist auch, was er 1808 an seinen damals in Heidelberg
studierenden Sohn August schrieb: »Es ist mir lieb, zu hören, daß Du
Dich auch vor dem so sehr zur Gewohnheit gewordenen Getränk (dem Wein)
in Acht nimmst, das mehr, als man glaubt, einem besonnenen, heiteren und
tätigen Leben entgegen wirkt.«

Und Bismarck, der große Kanzler, hat nach Moritz Busch über das Bier
sich dahin geäußert, daß es dumm, faul und impotent macht.

Daneben darf nicht außer acht gelassen werden, daß auch manche große
Geister, Dichter, bildende Künstler, Komponisten, durch Alkoholexzesse
nicht nur ihre Schaffenskraft geschmälert, sondern sich geradezu geistig
und körperlich ruiniert und ihr Leben verkürzt haben.

Wir haben in Deutschland in den letzten Jahren wieder einige recht
traurige Beispiele dieser Art erlebt, die Männer betrafen, deren
frühzeitiger Heimgang von allen Gebildeten bedauert wurde und unserer
Nation sicher erspart geblieben wäre, wenn die Betreffenden ihre Neigung
für die feuchtfröhliche Geselligkeit besser gezügelt hätten.

Nicht minder wichtig als die hygienische ist die finanzielle Seite der
Alkoholfrage. Es ergibt sich dies ohne weiteres aus der Tatsache, daß im
Deutschen Reiche ungefähr 3 1/2 Milliarden alljährlich für geistige
Getränke verausgabt werden.[3] Das ist dreimal so viel als der so sehr
beklagte Aufwand für Heer und Marine, und siebenmal so viel als die
Kosten für die Unterhaltung der öffentlichen Schulen ausmachen. Auf den
Kopf der Bevölkerung (63 Millionen) berechnet beträgt die Ausgabe für
geistige Getränke 55 Mk. pro Jahr. Wenn man aber berücksichtigt, daß
Kinder, Frauen und Greise einen wesentlich geringeren Anteil am
Alkoholkonsum haben als die erwachsene männliche Bevölkerung im Alter
von 20-60 Jahren, wird man für letztere einen durchschnittlichen
Jahresverbrauch für alkoholische Getränke von 80-90 Mk. annehmen müssen.
An einzelnen Orten wie namentlich in München ist jedoch der
durchschnittliche Aufwand für geistige Getränke seitens der erwachsenen
männlichen Bevölkerung bedeutend höher.

  [3] Nach anderen Angaben betrug in den letzten Jahren der Aufwand für
  geistige Getränke 3300 Millionen Mark.

Die ungeheueren Summen, welche der Alkohol verschlingt, werden jedoch
nur zum kleinsten Teile von der Klasse der Reichen und Wohlhabenden
aufgewendet, sie fließen in der Hauptsache aus den Taschen der großen
Menge, der wenig Bemittelten und der Mittellosen, die sich einen solchen
Luxus nicht gestatten können, ohne die Ausgaben für die wichtigsten
Lebensbedürfnisse für Wohnung, Nahrung, Kleidung, in einer höchst
bedauerlichen Weise herabzusetzen. Und unter dieser Herabsetzung haben
die Betreffenden nicht nur selbst, sondern noch mehr deren Familien,
Frauen und Kinder, zu leiden. Daß die alkoholischen Neigungen der Masse
die Erzielung von Ersparnissen hochgradig erschweren, unterliegt
ebenfalls keinem Zweifel. Allein der materielle Schaden, den der
Alkoholkonsum unserem Volke zufügt, ist mit der oben angegebenen Summe
keineswegs völlig dargetan. Dazu kommen die Verluste an Verdienst, die
nicht nur durch die Trunksucht, sondern auch durch vorübergehende
Alkoholexzesse verursacht werden, die Ausgaben für Verpflegung von
Alkoholikern in Kranken- und Irrenanstalten und für die Unterstützung
ihrer Familien, die materiellen Folgen der Straftaten, die von
Alkoholikern begangen werden und der Unfälle, die auf den Alkohol
zurückzuführen sind.

Wir können, wenn wir dies alles erwägen, nicht den geringsten Zweifel
darüber hegen, daß der derzeitige Alkoholkonsum in Deutschland den
Volkswohlstand wie die Volksgesundheit in gleich schwerer Weise
schädigt. Aus dieser Sachlage ergibt sich, wie ich glaube, für Jeden,
der Interesse an dem Gemeinwohl hat, die Verpflichtung, an dem Kampfe
gegen die Trinksitten unseres Volkes durch Wort und Tat teilzunehmen.
Was bisher durch die Bemühungen der Abstinentenvereine und der Vereine
gegen den Mißbrauch geistiger Getränke erreicht wurde, ist zwar nicht
ganz zu unterschätzen, aber doch im Verhältnis zu dem Nötigen nur
sozusagen ein Tropfen auf eine glühende Platte. Wir dürfen nicht
verkennen, daß die materielle Seite der Alkoholfrage sehr große
Schwierigkeiten in sich schließt. Riesige Summen sind in den
Alkoholgewerben angelegt, und die Regierungen gewinnen einen erheblichen
Teil ihrer Steuereinnahmen aus dem Konsum alkoholischer Getränke. Es ist
daher begreiflich, daß man bei dem Kampfe gegen die Trinksitten unseres
Volkes auch mit mächtigen Gegnern zu rechnen hat, mit Gegnern, die zum
Teil nicht aus Ueberzeugung, sondern ihres materiellen Vorteils halber
der Antialkoholbewegung entgegentreten, sie lächerlich oder verächtlich
zu machen suchen. Wenn wir bei der großen Masse eine entschiedene
Besserung in bezug auf ihre Trinkgewohnheiten herbeiführen wollen,
genügt nicht, wie man bisher zumeist glaubte, die Aufklärung durch Rede
und Schrift. Die Kreise der Gebildeten und Bessersituierten müssen ein
Beispiel geben, das erzieherlich auf die Masse wirkt. Wenn man
heutzutage den Arbeitern Abstinenz oder wenigstens größere Mäßigkeit
predigt, so hat man immer zu gewärtigen, daß auf die sogenannten
besseren Stände hingewiesen wird, deren Angehörige neben den sonstigen
sich ihnen bietenden Lebensgenüssen auch im Konsum geistiger Getränke
sich ein reiches Maß gestatten. Da wird auch auf Sie, m. H., und auf
Ihre Trinksitten hingewiesen. Sie dürfen daher nicht glauben, daß Ihr
Beispiel für die Massen ohne Bedeutung ist. Sie repräsentieren die
gebildete Jugend des Landes _par excellence_ und haben daher die
Aufgabe, als die künftigen Träger der Staatsgewalt und als Angehörige
der höheren, der gelehrten Berufe, ein Vorbild für die Massen zu geben,
ein Vorbild, das sie nicht in ihren Trinkgewohnheiten bestärken, sondern
von denselben abbringen mag.

                   *       *       *       *       *

Ich eile zum Schlusse. Es würde mich zwar sehr freuen, wenn ich Sie Alle
zur Alkoholabstinenz bekehren könnte, allein ich bin nicht so
phantastisch und sanguinisch, um etwas derartiges zu erwarten. Meine
Wünsche und Hoffnungen sind bescheidener. Ich würde es schon als einen
sehr schönen Erfolg betrachten, wenn ich Sie dazu bestimmen könnte, der
Alkoholfrage das Interesse zu schenken, das sie verdient, und Ihren
Alkoholgenuß, wenn Sie schon von diesem nicht ganz lassen wollen,
wenigstens so zu beschränken, daß durch denselben weder Ihre
Arbeitskraft noch Ihre Gesundheit leidet. Sie müssen dabei, wie ich
nicht verhehlen darf, vor allem auf den gewohnheitsmäßigen täglichen
Genuß von Bier und Wein verzichten, Ihren Konsum auf einzelne Tage
beschränken und in sehr bescheidenen Grenzen halten. Daß dadurch die
Freuden der studentischen Geselligkeit geschmälert werden müßten, ist
eine völlig ungerechtfertigte Annahme. »Jugend«, sagt Goethe, »ist
Rausch ohne Wein«. Sie bedürfen nicht des verdummenden Einflusses der
_Alcoholica_, um sich in eine gesellige Stimmung zu versetzen. Sie
besitzen in Ihrer Jugend, Ihrer Bildung und Ihren freundschaftlichen
Beziehungen zu gleichgesinnten Kameraden genügende Quellen geistiger
Anregung. Sie müssen aber ferner in jenen Zeiten, in welchen besonders
hohe Anforderungen an Ihre geistige Arbeitskraft gestellt werden, in der
Zeit der Vorbereitung für ein Examen, sich des Alkoholgenusses dauernd
und gänzlich enthalten. Es ist dies keine allzu schwere Aufgabe und eine
Aufgabe, der Sie gerecht werden müssen, wenn Sie den Anforderungen Ihrer
gegenwärtigen und künftigen Stellung genügen und Ihre Gesundheit
ungeschmälert erhalten wollen. Sie dürfen eben nicht übersehen, daß die
gemütlichen Zeiten des Studentenlebens schon lange vorüber sind. Auch
der Student wird heutzutage von dem Kampf ums Dasein, von dem Drucke
einer stetig sich steigernden Konkurrenz sehr bedeutend berührt. Die
Fortschritte in allen Wissenschaften bedingen es, daß das
wissenschaftliche Material, das der Student sich anzueignen hat, wächst,
und damit die Prüfungsanforderungen zunehmen. Dazu kommen die mißlichen
Verhältnisse, welche die enorme Überfüllung der gelehrten Berufe im
Laufe der Jahre mit sich gebracht haben. In der gewaltig gesteigerten
Konkurrenz hat der weniger Befähigte und weniger Unterrichtete ungleich
geringere Chancen als früher, eine befriedigende Stellung zu erlangen.

Für die Juristen hat der den Bedarf weit übersteigende Nachwuchs bereits
die Folge gehabt, daß Maßnahmen als notwendig erachtet wurden, die auf
eine stärkere Auslese der Kandidaten durch die Examina abzielen. Nach
verbürgten Nachrichten sollen diejenigen, welche die dritte Note im
Staatskonkurs erhalten, künftig als durchgefallen gelten, was eine
außerordentliche Verschärfung der Examensanforderungen bedeuten
würde.[4] Sie sehen, daß große und in Zukunft noch steigende Ansprüche
an Ihre Arbeitskraft gestellt werden und Sie daher allen Grund haben,
diese als ein kostbares Gut zu betrachten, das Sie sich ungeschmälert
erhalten müssen. Dies kann aber nur dadurch geschehen, daß Sie sich
nicht mit der landläufigen Mäßigkeit in _alcoholicis_ begnügen, sondern
sich entweder zur Abstinenz oder wenigstens zu der von mir angedeuteten
Beschränkung des Alkoholkonsums entschließen. Die Durchführung dieses
Entschlusses erheischt jedoch etwas, was Viele von Ihnen noch nicht in
genügendem Maße besitzen: das Freisein von Vorurteilen, die auch in den
studentischen Kreisen noch allzusehr verbreitet sind, und eine gewisse
moralische Festigkeit. Sie müssen sich von der Idee völlig losreißen,
daß derjenige, der ungezählte Seidel hinunterstürzen kann, der richtige
Mann ist, daß das scheinbare Vertragen eines großen Bierquantums ein
Zeichen von Kraft und Männlichkeit bildet und die Beschränkung im
Alkoholgenuß auf Unmännlichkeit und Schwäche hinweist. Es lastet noch,
wie ich nicht verkennen will, wie ein Fluch auf dem deutschen Volke, daß
man die Unmäßigkeit im Trinken nicht so ungünstig beurteilt, wie die im
Essen, ja, daß man sie sogar vielfach noch als eine schätzenswerte
Eigenschaft betrachtet, wenn ihr eine gewisse Trinkfestigkeit zur Seite
steht. Von Ihnen darf ich nun wohl erwarten, daß Sie von diesen
Vorurteilen sich gänzlich frei machen, durch den Anschein der
Trinkfestigkeit sich nicht länger täuschen lassen und stets
berücksichtigen: Nicht die Trinkfesten sind es, die den höchsten
geistigen und körperlichen Anstrengungen gewachsen sind, sondern die
Abstinenten und die im Alkoholgenuß sich sehr Beschränkenden. Sie
werden, wenn Sie dies erwägen, auch allezeit die Festigkeit besitzen,
den Grundsätzen, die Sie in der Alkoholfrage als die richtigen erkannt
haben, treu zu bleiben, und auf deren Befolgung nicht aus irgendwelchen
gesellschaftlichen Rücksichten zu verzichten. Sie werden Ihre
Männlichkeit dadurch beweisen, daß Sie nicht wie der gemeine Haufe
einfach mittun, wo getrunken wird, blos um keine Ausnahme zu machen und
unliebsame Bemerkungen auf sich zu laden, sondern Ihren Standpunkt in
der Alkoholfrage sowohl dem Einzelnen als der Masse gegenüber wahren,
unbekümmert darum, was die Rückständigen und Versumpften von Ihnen
halten mögen. Sie werden durch dieses selbstbewußte Vorgehen sich
Achtung verschaffen, Ihre Zahl wird sich, wenn auch nur langsam, mehren,
und allmählich wird es dahin kommen, daß Sie, die jetzt nur eine kleine
Minorität in den studentischen Kreisen bilden, die Majorität erlangen
und der Welt zeigen, daß die Fröhlichkeit des Studentenlebens nicht an
den Gambrinusdienst gebunden ist. Sind aber einmal die Trinksitten der
akademischen Jugend auf den Aussterbeetat gesetzt, dann kann eine Reform
in bezug auf die Trinkgewohnheiten unserer ganzen gebildeten
Gesellschaft nicht ausbleiben. Die Studierenden werden das, was sie in
den Universitätsjahren geübt, in das praktische Leben hinübernehmen, und
das Beispiel, das sie als Männer in den verschiedensten Lebensstellungen
geben, wird vorbildlich auf die ganze gebildete Gesellschaft wirken.
Dann, aber auch erst dann wird es möglich sein, jene Änderungen in den
Trinkgewohnheiten der großen Masse, der unteren Volksschichten
herbeizuführen, die im Interesse der Volksgesundheit und des
Volkswohlstandes schon längst nötig gewesen wären.

  [4] Inzwischen ist der Ministerialerlaß, der die in Frage stehende
  Änderung in der Notenbewertung betrifft, publiziert worden.




Literatur betreffs der studentischen Trinksitten.


=O. Dolch=: Geschichte des deutschen Studententums, von der Gründung der
deutschen Universitäten bis zu den deutschen Freiheitskriegen. Leipzig:
Brockhaus 1858.

=R. Fick=: Auf Deutschlands hohen Schulen. Eine illustrierte
kulturgeschichtliche Darstellung deutschen Hochschul- und
Studentenwesens. Berlin-Leipzig: H. L. Thilo 1900.

=A. Tholuck=: Das akademische Leben des 17. Jahrhunderts. Halle: Anton
1853.

=A. Richter=: Bilder aus der deutschen Kulturgeschichte. II. Band 1893.
Studentenleben im 16. und 17. Jahrhundert.




         Druck der =J. P. Himmer='schen Buchdruckerei Augsburg.




  [ Im folgenden werden alle geänderten Textzeilen angeführt, wobei
    jeweils zuerst die Zeile wie im Original, danach die geänderte Zeile
    steht.

      von ~Dr. H. Sinzheimer~ (Frankfurt a. M.) Preis Mk. --.80.
      von ~Dr. H. Sinzheimer~ (Frankfurt a. M.). Preis Mk. --.80.

  studentische Leben eine seiner schönsten Seiten beraubt würde. Daß
  studentische Leben einer seiner schönsten Seiten beraubt würde. Daß

  zurückzuführen, daß die Hygiene kein Unterrichtsgegenstand an den
  zurückzuführen, daß die Hygiene keinen Unterrichtsgegenstand an den

  auf einen Ausfall hemmender Momente beruht. Neben den höchststehenden
  auf einem Ausfall hemmender Momente beruht. Neben den höchststehenden

  hiesigen psychiatrischen Klinik fanden im Jahre 1905, 1373 Personen
  hiesigen psychiatrischen Klinik fanden im Jahre 1905 1373 Personen

  Volksklassen der Masse der Ungebildeten, seine Opfer findet. Auch in
  Volksklassen, der Masse der Ungebildeten, seine Opfer findet. Auch in

  seinem Laster zu fröhnen. Unsagbar ist das Elend das über viele
  seinem Laster zu fröhnen. Unsagbar ist das Elend, das über viele

  Quantum jedenfalls zumgrößten Teile. Sie waren selbstverständlich sehr
  Quantum jedenfalls zum größten Teile. Sie waren selbstverständlich sehr

  Gewohnheiten fort, bis ein Stadium der Erkrankung eintritt, das kein
  Gewohnheiten fort, bis ein Stadium der Erkrankung eintritt, das keinen

  abwohl auch diese sich zum großen Teile aus Personen zusammensetzten,
  obwohl auch diese sich zum großen Teile aus Personen zusammensetzten,

  Kassenmitglieder 24,68 bis 27,66 Wochen. Diese Zahlen sprechen sehr
  Kassenmitgliedern 24,68 bis 27,66 Wochen. Diese Zahlen sprechen sehr

  Nation sicher erspart geblieben wäre, wenn die Betreffenden ihrer Neigung
  Nation sicher erspart geblieben wäre, wenn die Betreffenden ihre Neigung

  ein Vorbild, das Sie nicht in Ihren Trinkgewohnheiten bestärken, sondern
  ein Vorbild, das sie nicht in ihren Trinkgewohnheiten bestärken, sondern

  =A. Tholuck=: Das akademische Leben des 17. Jahrhrhunderts. Halle: Anton,
  =A. Tholuck=: Das akademische Leben des 17. Jahrhunderts. Halle: Anton

  ]





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*** START: FULL LICENSE ***

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work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.


Section  2.  Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of computers
including obsolete, old, middle-aged and new computers.  It exists
because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need, are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come.  In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
and the Foundation web page at http://www.pglaf.org.


Section 3.  Information about the Project Gutenberg Literary Archive
Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service.  The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541.  Its 501(c)(3) letter is posted at
http://pglaf.org/fundraising.  Contributions to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
permitted by U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations.  Its business office is located at
809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
[email protected].  Email contact links and up to date contact
information can be found at the Foundation's web site and official
page at http://pglaf.org

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     [email protected]


Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements.  We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance.  To
SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
particular state visit http://pglaf.org

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
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against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including checks, online payments and credit card donations.
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works.

Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone.  For thirty years, he produced and distributed Project
Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.


Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily
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