The Project Gutenberg eBook of Blockade-Brecher This ebook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this ebook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you will have to check the laws of the country where you are located before using this eBook. Title: Blockade-Brecher Author: K. E. Selow-Serman Release date: August 8, 2024 [eBook #74211] Language: German Original publication: Berlin: Verlag von August Scherl G. m. b. H, 1917 Credits: Peter Becker, Martin Oswald and the Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net (The digitized holdings of the Staatsbibliothek zu Berlin are available to all interested parties worldwide free of charge for non-commercial use.) *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK BLOCKADE-BRECHER *** Anmerkungen zur Transkription: Die Rechtschreibung und Zeichensetzung des Originals wurde weitgehend übernommen, lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. Die Originalvorlage ist in Fraktur gedruckt. Gesperrt gedruckter Text ist =so= markiert. Eine in der Originalvorlage fehlende Textzeile konnte nicht rekonstruiert werden; die betroffene Stelle ist vom Bearbeiter mit einer Fußnote versehen worden. Am Ende des Textes befindet sich eine Liste korrigierter Druckfehler. Blockade-Brecher [Illustration] Alle Rechte, auch das der Uebersetzung, vorbehalten. Copyright 1917 by August Scherl G. m. b. H., Berlin. Blockade-Brecher Von K. E. Selow-Serman [Illustration] =Mit zwei Karten= Druck und Verlag von August Scherl G. m. b. H. Berlin Inhalt Seite Der Munitionsdampfer 7 Durch die Bewachungslinien 14 Hilfe in der Not 23 Durch die Blockade 33 Am Ziel 41 Bei den Afrikanern 54 Entdeckt 75 In die Freiheit 86 Der Munitionsdampfer Ui .. ui .. ui .. uiiiii .. Wie grelles Jauchzen klingt es über dem Wasser auf. Ein schlanker, schwarzer Schatten schiebt sich aus der Nebelwand heraus, einzelne Kommandoworte, das Rasseln eines Maschinentelegraphen, Stampfen der Maschinen: ein Torpedoboot. In langsamer Fahrt strebt es der Ausfahrt zu, hinaus, auf Vorposten. Einen Augenblick kaum ist es zu sehen, dann taucht es im Nebel unter, und nur das durchdringende Gellen der Sirene verrät, wohin es sich wendet. Kaum ist das Torpedoboot verschwunden, als stärkeres Rauschen des Wassers das Nahen eines größeren Fahrzeuges kündet. In wuchtender Masse kommt es heran. Schornstein, Masten und Schiffswand zeigen gleichförmige graue Farbe, auf Vor- und Achterdeck stehen kleinere Geschütze. Ein Handelsdampfer, der offenbar Kriegszwecken dient. Ein Sperrbrecher, wie auch der Name: »Sp. 173« verrät. Als Sicherung gegen Minengefahr läuft er in minenverdächtigen Seegebieten seinem Schiffsverbande voraus. Ein gefahrvolles Handwerk, bei dessen Ausübung jede Sekunde das Ende bringen kann. Hat England doch zu tausenden Minen in der Nordsee ausgestreut. Mangelhaftes Material läßt sie sich bald losreißen. Unentschärft, wie es wohl englische Absicht ist, treiben sie dann in der Strömung, Feinden, Neutralen und eigenen Schiffen gleich gefährlich. Unsichtbar lauert der Tod, nur wenige Meter unter der Oberfläche. Dann fährt der Sperrbrecher voraus, bereit sich zu opfern. Wer denkt daran! Vergnügtes Lachen tönt zu der kleinen Pinasse herunter, die eben noch im letzten Augenblick dem grauen Riesen ausbiegen kann: »Ji sünd woll mall, us hier vor den Bug to loopen. Ji willt us woll den Kollisionsrum indrücken!« Dem Bootsführer, der eben den Mund zu einem kräftigen Fluche öffnet, schneidet jäh die ungeheuerliche Zumutung, dem Koloß mit seiner Nußschale den Kollisionsraum eindrücken zu wollen, den Faden ab. Ein beifälliges Grinsen, ein wohlwollendes Nicken. Er hat hart Ruder gelegt, um nicht doch noch zu Schaden zu kommen. Acht Glas. Von allen, im Hafen liegenden Schiffen klingen die kurz aufeinanderfolgenden vier scharfen Doppelschläge. Der Nebel gerät allmählich in Bewegung. Einzelne Fetzen lösen sich ab, dünner und dünner wird der Schleier, bis er sich ganz verzieht. Fahl spiegelt sich die im Osten hochkommende Sonne auf dem dunklen Wasser, das unter Oelflecken schwach opalisiert. Polternd rollt ein Güterzug heran. Ein schriller Pfiff, dann hält er querab von einem Dampfer, der dort festgemacht hat. Schwarz wächst der Schiffskörper aus der Kaimauer heraus, schwarz ist der Schornstein, der sich mitschiffs aus den Aufbauten erhebt. Weder von Heck noch Masten flattert Tuch, das Nationalität oder Reederei anzeigt. Ein richtiger gewöhnlicher Trampdampfer von über 3000 Tonnen, wie sie zu hunderten die Meere durchfurchen. Reine Frachtenträger, die wohl unheimliche Mengen von Lasten in ihrem Inneren aufzunehmen vermögen, die ihrer Besatzung aber nur die notdürftige Bequemlichkeit gewähren. An den Luks rattern die Winden, Ladebäume schwenken nach Land zu. Berge von Kisten türmen sich bereits auf der Kaimauer, und immer neue noch werden aus dem eben eingetroffenen Zuge entladen. Hunderte fleißiger Hände regen sich. Mit großer Behutsamkeit gleiten die schweren Frachten, deren Aeußeres schon verrät, daß sie wertvolles Gut bergen und für längeren Seetransport gebaut sind, aus den Wagen. Der Angelpunkt der Arbeit, die da vor sich geht, scheinen drei Männer zu sein, die, mit einem dicken Bündel Papiere in der Hand, aufmerksam jedem Griffe, der getan wird, folgen: Zwei Feuerwerker der Marine und ein Zivilist. Durch die Art seines Auftretens und die von ihm erteilten Befehle läßt sich allerdings unschwer erraten, daß auch er Seemann ist. Tatsächlich ist er der zweite Offizier des Dampfers »Marie«, der querab vor ihm liegt. Er ist für Ladung und sachgemäßes Stauen verantwortlich. Alle Augenblicke, fast ohne Unterbrechung hallt seine Stimme zum Schiff hinauf, wo die Leute an den Ladeluks stehen. »Zum Deubel! Wie oft soll ich euch denn sagen, daß ihr vorsichtiger heißen und fieren sollt! Ihr ladet doch keine Kartoffelsäcke. Wollt ihr denn durchaus, daß euch der ganze Zinnober um die Ohren fliegt?« Beschwichtigend wendet sich der alte Oberfeuerwerker ihm zu: »Lassen Sie man, Steuermann! Die Kisten können schon einen gehörigen Ruck vertragen. Wir schicken doch nicht zum erstenmal Munition ins Ausland.« Die Arbeit geht weiter. Eine Segeltuchbahn liegt auf der Kaimauer. Eine Kiste nach der andern wird auf die Schlinge gelegt, bis das Gewicht erreicht ist. Dann senkt sich die am Ladebaum entlangführende Stahlleine herab und faßt die Schlinge. Ein Hochheben der Hand; die Winde holt die Leine steif, ein leichtes Rucken. Ratternd rollt sie dem Stahlläufer um die Trommel, die Last schwebt Sekunden später hoch und verschwindet, vorsichtig geführt, im Schiffsbauch. Mehr und mehr lichtet sich der Raum auf der Kaimauer. Granaten, Zünder, Maschinengewehre, Gewehre, Patronen, Lafettenräder, in Zinkkisten verpackte Bekleidungsstücke, Lebensmittel, Dauerproviant verschiedenster Art, kurz alles, was ein Expeditionskorps bedarf, wird übergenommen. Und noch ist der Zug nicht entladen. Während so von Land aus eine Kiste nach der andern in das Schiff gefiert wird, schiebt sich von der Wasserseite ein ungeheueres Gebilde heran. Ein schwimmender Kran von Abmessungen, wie sie nur die modernste Technik herzustellen vermag. Ueber eisernem Unterbau erhebt sich turmartig ein stählernes Gitterwerk. Ein wagerechter Arm aus dem gleichen Material wächst in rechtem Winkel aus ihm heraus. Vorsichtig, mit dicken Rohr- und Korkfedern vor dem vierkantigen, breitschäumenden Bug legt er sich an den Dampfer heran. Von geschickter Hand geworfen, fliegen Leinen herüber, schwere Trossen werden nachgeholt, und Minuten darauf liegt das Ungetüm ruhig an dem Dampfer, dessen Rumpf es weit überragt. Mühelos, spielend heben sich vom Unterbau gewichtige Rohre. Wie leichte Hölzer handhabt der Kran die Lasten der schweren Geschütze. Und spielend fast, so genau und geräuschlos hält der stählerne Arm genau über den Luks. Wie vorher die Granaten, so verschwinden jetzt die Kanonen, eine nach der andern, tief im untersten Laderaum. Wie gewaltig das Gewicht ist, das der Kran hier einlädt, zeigt sofort das Tiefereintauchen des Schiffs. Viel braucht es nicht mehr, um die Tiefladelinie zu erreichen. Von der roten Schiffsbodenfarbe ist nichts mehr zu sehen, längst auch ist die Schraube unter der Oberfläche verschwunden. Im Wohnraum des Kapitäns sitzen zwei Männer in eifriger Unterhaltung. Der eine trägt die Uniform der Schutztruppe, der andere, wie der Offizier, der an Land die Ladung beaufsichtigt, Zivil. Eine schlanke, kräftige Gestalt mit hellblondem Haar und blauen Augen, mit energischem, tiefgebräuntem Gesicht: Kapitän Sörensen, der Führer der »Marie«. Aufmerksam folgt er den Ausführungen des Offiziers, ein leichtes Nicken ab und zu nur verrät, daß er die vorgebrachten Ansichten völlig teilt. Er scheint kein Freund vieler Worte. Eben als er sich zu einer Erwiderung anschickt, öffnet sich die Tür, und ein Korvettenkapitän tritt ein: »Na, mein lieber Sörensen, da wäre der Kriegsrat ja beisammen. Das letzte Geschütz ist soeben übergenommen, wie mir der Ladeoffizier sagt, ist er in höchstens zwei Stunden fertig. Den Teil des Unternehmens hätten wir ja nun geschafft!« Hier fällt der Schutztruppler ein: »Es wäre ja glänzend, wenn der Durchbruch gelänge. Was werden unsere Leute nur für Augen machen, wenn Sie mit Ihrer kostbaren Ladung drüben ankommen!« ... Der Seeoffizier läßt ihn nicht aussprechen: »Ach was, wenn! Unser Sörensen wird’s schon schaffen. Glück gehört ja allerdings ein ganzer Berg dazu! Na, was meinen Sie?« Sörensen hat sich bisher mit keinem Wort an der Unterhaltung beteiligt. Jetzt lacht er: »Wir werden’s schon machen. Wenn ich nur erst die englischen Sperrlinien nördlich von Schottland hinter mir habe, im Atlantik fassen sie mich so leicht nicht mehr. Und lieber versäufe ich das Schiff, bevor ich den Engländern die Ladung in die Hände fallen lasse.« Der Schutztruppenoffizier unterbricht ihn erregt: »Um Gottes willen, das wollen wir doch nicht hoffen! Die Möglichkeit der Verteidigung unserer letzten Kolonie hängt von dem Gelingen Ihrer Fahrt ab. Die ganze Welt staunt ja schon, daß Oberst von Lettow-Vorbeck sich bei der ungeheuren Uebermacht, die von allen Seiten gegen ihn andrängt, und den unbeschränkten Mitteln, die dem Gegner zur Verfügung stehen, noch hält. Wenn Sie aber erst da sind, Herr Kapitän, dann ist er aus dem Aergsten heraus.« Der Korvettenkapitän, der eine Zeitlang stumm dagesessen und auf der Karte den einzuschlagenden Weg verfolgt hat, wendet sich jetzt den beiden anderen wieder zu: »Die Jahreszeit ist ja jetzt so günstig wie möglich. Wir stehen dicht vor dem Neumond, die Nächte sind lang und dunkel; vor allem da oben sind die Tage noch kürzer als hier. Vielleicht kommt Ihnen Nebel noch zu Hilfe oder schlechtes Wetter, bei dem die englischen Patrouillenschiffe nicht gern zur See fahren! Aber wir wollen keine Worte weiter verlieren. Je eher Sie in See gehen, desto besser. Wir wissen schon, warum wir für diese Aufgabe gerade Sie ausgesucht haben.« Fast verlegen wehrt Sörensen ab: »Da wollen wir lieber kein Aufhebens von machen. Unter den deutschen Seeleuten sind hunderte, die es ebenso machen würden wie ich und« ... Der Erste Offizier ist eingetreten: »Herr Kapitän! Die Ladung ist über.« Sörensen erhebt sich. »Die Herren entschuldigen mich wohl einige Minuten. Ich will dann gleich seeklar machen lassen.« Querab von der Tür steht an der Reeling ein älterer Seemann mit grauem Haar und Bart. Unschlüssig, ob er den herankommenden Führer des Schiffes ansprechen solle, blickt er Kapitän Sörensen entgegen. Der überhebt ihn aber sofort der Sorge: »Na Eilers, wollen Sie denn nun wirklich mit? Haben Sie sich denn auch überlegt, daß Sie alter Mann nun in den Krieg gehen? Lassen Sie das doch lieber die Jungen besorgen. Sind genug da, die gern mit Ihnen tauschen würden!« Der Angesprochene schüttelt verneinend den Kopf: »Ach, Käpten! Ich bin ja so froh, daß Sie mich mitnehmen!« »Glauben Sie denn wirklich, daß Sie Ihren Jungen drüben wiedersehen werden?« Der Alte, der zuerst etwas erschreckt dreinblickte, beruhigt sich. »Ich weiß doch bestimmt, daß ich ihn zu sehen kriege. Ich hab’ ja man bloß den Einzigen, und der Junge ist sicher mit dem Leben davongekommen. So ’ne richtige Wasserratte ist er und zäh wie man einer. Wenn die Engländer ihn auf der »Königsberg« nicht totgeschossen haben, finde ich ihn sicher!« »Wie lang dient er denn? Ist er schon Obermatrose?« Der Alte lacht: »So wiet is he noch nich! Er war ja eben Siebzehn, als er eintrat!« »Na, denn fahren Sie in Gottes Namen nur mit. Sie sind ja ein seebefahrener Mann, und den können wir hier an Bord immer gebrauchen!« Eilers will danken, fast unwirsch aber wehrt ihm der Kapitän. »Ach lassen Sie man den Snak, ist doch selbstverständlich. Nu machen Sie nur, daß Sie ins Logis kommen!« Seit Stunden schon brennen die Feuer unter den Kesseln. Dichte Rauchwolken quellen aus dem Schornstein. Das Oberdeck ist aufgeklart, die Leinen sind klar zum Loswerfen. Zwei Schlepper liegen längsseit, um die »Marie« sicher hinauszubringen. Der Schutztruppenoffizier und der Korvettenkapitän sind inzwischen aus dem Wohnraum an Deck getreten. Kurze Worte werden noch gewechselt, dann geleitet sie Sörensen über die Stelling an Land. Ein fester Händedruck, ein »glückliche Fahrt«, dann ist es so weit. Harte Fäuste fassen zu und fahren die Stelling ab. Alles ist klar. »Maschine Achtung!« »Vorleinen los!« »Los die Achterleinen.« »Langsam voraus!« Die Schleppleinen straffen sich, Schrauben peitschen das Wasser, breit und breiter wird der Zwischenraum zwischen Land und Schiff. Langsam gleitet die »Marie« der Ausfahrt zu. Durch die Bewachungslinien Wie ein schmaler, bläulichdunkler Streifen zeichnet sich eine Zeitlang die deutsche Küste noch im Dunst des Wintertages ab, bis sie allmählich unter der Kimm verschwindet. Mit voller Fahrt strebt der Dampfer »Marie« nordwärts. An Backbord taucht in weiter Ferne Helgoland auf. Die schöne rote Sandsteinfarbe scheint vom Dunst aufgesogen, schwarz und steil springt das Land aus der See. Das Tauschobjekt für ein schönes Stück Ostafrika. Wie wertvoll aber der »Hosenknopf«, wie die Engländer früher so verächtlich das Felseneiland nannten, war, hat der Weltkrieg so recht bewiesen. Die Insel in englischen Händen hätte die vollständige Unterbindung jeder Operation der deutschen Flotte zur Folge gehabt, ein Durchbruch wie der jetzt geplante wäre ein nahezu aussichtsloses Unternehmen gewesen. Mußte es dann doch den Engländern ein leichtes sein, die Bewachungslinien zur Abriegelung der Häfen in der deutschen Bucht zu beiden Seiten der Insel nach dem Festland hinüberzuziehen. Dazu hätte es noch nicht einmal vieler Schiffe bedurft. Jetzt müssen sie ihre Sperrlinien hunderte von Seemeilen weit draußen, von Schottland nach Norwegen und Island legen, zahlreiche Schiffe jeder Art, vom riesigen Hilfskreuzer bis hinab zum bewaffneten Fischdampfer müssen Tag und Nacht die Kreuzer und Zerstörer, deren Zahl bei weitem für diese Aufgabe nicht ausreicht, unterstützen. Die Dämmerung bricht herein. Die grünen Wasser der Nordsee färben sich dunkler, bis sie allmählich tiefschwarze Farbe annehmen. Fahl leuchtend rauschen die weißen Schaumkronen der Wellen heran, mit dumpfen Schlägen prallt die See gegen die Bordwand, in Stagen und Wanten singt der auffrischende Westwind. Ruhig setzt der deutsche Dampfer seine Fahrt fort. Weit vorgeschoben noch stehen die deutschen Vorpostenboote, nicht ungesehen käme der Feind. Und wieder vergeht in gleichförmiger Stille eine Stunde. In dem dustern Grau des Winterabends blinkt ein Licht. Eine Sekunde kaum leuchtet es, verschwindet. Unmittelbar folgt ein zweites, in kurzen Zwischenräumen weitere. Lang ... kurz ... kurz ... lang: Ein Fahrzeug der äußersten deutschen Bewachungslinie, das die »Marie« gesichtet und sie sofort als Frachtdampfer erkannt hat. Kaum fünfhundert Meter ab liegt das kleine Schiff, das in der Dünung nach beiden Seiten stark überholt. Klein, unscheinbar, mit zwei Masten und einem Schornstein. Ein ehemaliger Fischdampfer, der sich unter seiner schützenden grauen Farbe kaum in schattenhaften Umrissen vom nebligen Hintergrund abhebt. Längst ist er vom Zeitpunkt, zu dem der Blockadebrecher passieren will, verständigt und fordert nun durch Morsen das verabredete Gegensignal. Minuten später liegt das Vorpostenboot achteraus und versinkt wieder im Dunkel der Nacht. Das letzte deutsche Schiff, das der Besatzung für lange Zeit, vielleicht für immer, vor Augen kommt. Bis hierher reicht der Schutz der deutschen Flotte. Von jetzt ab heißt es für Kapitän Sörensen, sich allein weiterhelfen, dem Glück und dem seemännischen Geschick des Führers und der Leute vertrauend. Jede Stunde steigert die Gefahren. Feindliche U-Boote, Kreuzer und Patrouillenschiffe können auftauchen. Ihnen gegenüber ist der deutsche Dampfer, sobald er als solcher erkannt ist, verloren. Es kommt nur darauf an, die feindlichen Fahrzeuge nach Möglichkeit zu umgehen. Es ist Neumondzeit. Kein Stern schimmert durch die nachtschwarzen Wolken, die in wilder Fahrt vor dem Wind nach Osten jagen. Trotzdem suchen mit scharfen Nachtgläsern bewaffnete Augen nach allen Seiten das Dunkel zu durchforschen. Kein Schimmer, nicht der kleinste Lichtschein dringt aus dem Schiff. Weder Positions- noch Dampferlaternen brennen, der blinde Zufall nur könnte den Feind auf die Spur bringen. Zwar sind die englischen Bewachungslinien noch weit, einzelne Kreuzerverbände aber können hier streifen. Auch sie fahren abgeblendet, um den deutschen U-Booten nicht zum Opfer zu fallen. Ein Flüstern ... eine ausgestreckte Hand ... da ... an Backbord ... ein schwarzer Schatten ... ein Schiff ... ein Feind ... nein, es ist nichts, eintönig nur rauscht die See, schrill pfeift der Wind. Noch dämmert der Morgen nicht, als sich auf dem Bootsdeck beim Schornstein ein eigenartiges Treiben entwickelt. Zwei mit Farbtopf und Pinsel bewaffnete Matrosen klettern am Schornstein hoch, und nach einer halben Stunde emsiger Arbeit unterbricht ein grellroter Ring das eintönige Schwarz. Es ist kein leichtes Stück, das Werk in See auszuführen, Kernworte in niederdeutscher Sprache feuern aber die »Künstler« und ihre Gehilfen, die von Deck aus die leiterartigen Gerüste halten, zu Glanzleistungen an. In kurzer Zeit schon ist die Farbe auf dem Ringe unter der Hitze, die der Schornstein ausströmt, getrocknet. Jetzt folgt die Feinmalerei. Soll das Schiff die Abzeichen der Robinsonline tragen, dann muß auf das rote Feld noch zu beiden Seiten ein weißer Stern. An Backbord sitzt der Matrose Gert, ihm gegenüber an Steuerbord Otten. Die beiden sind Ostfriesen; zusammen sind sie aufgewachsen, haben gleichzeitig auf demselben Schiff ihren Dienst in der Marine getan und sind einträglich und vergnügt an Bord der »Marie« gekommen. Ein edler Wettstreit herrscht zwischen ihnen. Gert ist zuerst mit seinem Stern fertig. Prüfend betrachtet er sein Werk und meint zu Otten, der eben den letzten Strich zieht: »Wenn John Bull min’ Sid süt, denn holt bei us nich an.« Otten ist zwar auch von der vorzüglichen Ausführung der Arbeit überzeugt, hat aber doch ernste Bedenken, daß das Kunstwerk einen »zu sauberen« Eindruck macht. »Un so en richtigen Collier mut en beeten sudelig sin!« Stundenlang verfolgt das Schiff seinen Kurs nordwärts, ohne ein verdächtiges Fahrzeug zu sichten. An Steuerbord sind dicht unter der Küste einige dänische Motorfischer emsig beim Schollenfang beschäftigt. Sie kümmern sich gar nicht um den Dampfer, der weit ab von ihnen vorbeizieht. Das Wetter ist klar, frei und offen liegt die See, bis auf zehn Seemeilen sichtig. Gegen zwei Uhr nachmittag meldet der Ausguck backbord voraus Rauchwolken. Beim schärferen Zusehen sind auch bald die eben über die Kimm tauchenden hohen Masten eines Schiffes zu erkennen, das anscheinend mit schneller Fahrt südwärts steuert. Ein Augenblick kurzer Ueberlegung, ein rascher Entschluß. Was da über der Kimm herauskommt, kann nur der Feind sein. Drei Schornsteine, aus denen in schweren Wolken dunkler Qualm dringt, heben sich ab: ein englischer Hilfskreuzer! Und schnurgerade führt ihn sein Kurs dem deutschen Dampfer entgegen. Jetzt heißt es ausweichen, was nur die Maschine hergibt. Einige Ruderkommandos, ein Rattern am Maschinentelegraphen. Ein leises Zittern geht durch das Schiff, als die Schraube schneller und schneller zu wirbeln beginnt. Höher kämmt das weiße Bugwasser die Bordwände längs. Mit hoher Fahrt strebt der deutsche Dampfer jetzt dem Skagerrak zu, als wenn er, von England kommend, quer über die Nordsee einen dänischen oder schwedischen Hafen anzusteuern beabsichtige. Der Hilfskreuzer ist inzwischen weiter heraufgekommen. Anscheinend ist es ein Cunarder, der im Dienste der britischen Admiralität fährt. An Gegenwehr ist gar nicht zu denken. Was sollte die »Marie« den 15-Zentimeter-Geschützen, die der drüben an Bord führt, entgegensetzen? Das einzige Heil liegt nur in der Flucht. Nicht eine Sekunde wird der nahende Gegner aus den Augen gelassen. Er hat eine Fahrt im Leibe, die dem deutschen Dampfer nur zu sehr überlegen ist. Zusehends wächst er aus dem Wasser heraus, wird größer und deutlicher. Und gerade jetzt, in diesem Augenblicke, der der ganzen Fahrt ein jähes Ende zu bereiten droht, die in dieser Jahreszeit so seltene Sichtigkeit! Die Sonne steht zwar schon ziemlich tief im Westen, bis zur völligen Dunkelheit aber mag noch eine halbe Stunde vergehen. Und was kann in der Zeit nicht alles geschehen! ... Eine Zeitlang scheint es, als ob der Hilfskreuzer den Trampdampfer, der die Abzeichen einer englischen Reederei trägt und seinem Kurs nach von England kommt, nicht beachten wolle. Ruhig setzt er seinen Weg fort. Dann aber, als er achteraus liegt, flattern drüben Signale hoch. Auf die vorläufig noch große Entfernung sind sie nicht abzulesen, zweifellos aber bedeuten sie das peinliche »J. D.«, den Befehl zum sofortigen Stoppen. Das entspricht nun allerdings nicht ganz den Absichten Sörensens. Wieder schrillt der Maschinentelegraph, noch stärker wird das Zittern, höher steigt die Umdrehungszahl der Schiffsschraube. Unten in Heiz- und Maschinenräumen wissen sie genau, was jetzt von ihnen abhängt. Stählerne Muskeln krampfen sich, zum Platzen gespannt treten die Adern hervor, in Strömen fließt der Schweiß. Schneller und schneller jagt der deutsche Dampfer durch die grüne See. Ob es gelingen wird? Starr blicken sie hinein in die rotflammende Sonne, zählen zum so- und sovielten Male die Minuten, in denen das schützende Dunkel endlich hereinbrechen muß, bis sich geblendet die Augen abwenden. Ein unterdrückter Ruf des Wachoffiziers, ein freudestrahlendes Gesicht wendet sich Sörensen zu. »Er folgt uns nicht!« Der Kapitän schüttelt den Kopf. Er weiß, welch überlegene Geschwindigkeit in dem englischen Hilfskreuzer steckt und daß es ihm, wenn er auch nur den geringsten Verdacht schöpft, ein leichtes ist, die Entfernung aufzuholen. Fast scheint es einen Augenblick, als ob die drei Schornsteine kürzer würden und der Engländer wieder langsam unter der Kimm verschwände. Er hält seinen südlichen Kurs durch. Es scheint nur. Plötzlich aber verkürzen sich die Umrisse des Cunarders, er dreht dem deutschen Dampfer nach. Sie haben Verdacht geschöpft, die Jagd beginnt. Fünf Minuten verstreichen ... langsam nähert sich der untere Sonnenrand dem Wasser, setzt auf .... Noch ist die Entfernung zu groß, als daß der Engländer von seinen Geschützen Gebrauch machen könnte, aber von Minute zu Minute bringt ihn die überlegene Geschwindigkeit näher heran .... Die Sonne ist verschwunden, graue Schatten ziehen von allen Seiten herauf. Die scharfen Umrisse der beiden Schiffe scheinen sich aufzulösen und mit der Dämmerung in eins zu verschwimmen. Auf dem Hilfskreuzer blitzt es auf, eine Reihe von Sekunden später kommt aus weiter Entfernung der kurze Knall eines Schusses herüber. Der Engländer sieht sein Ziel in der rettenden Dunkelheit verschwinden und versucht nun das letzte Mittel, es zum Halten zu bringen. Das Aufschlagen der Granate ist nicht mehr zu sehen, und von Sekunde zu Sekunde vertieft sich die Dunkelheit der schnell hereinbrechenden Winternacht. – Der Verfolger ist außer Sicht.... Mit Hartruder dreht Sörensen auf Nordkurs, um im Gegner die Ansicht zu erwecken, daß es sich um ein harmloses Handelsschiff handelt, das dem Aufgebrachtwerden und dem Verschleppen nach Kirkwall entgehen will. Weit entfernt an Backbord achteraus erhellt sich die Nacht, Scheinwerferkegel huschen über das Wasser und suchen den Flüchtling in östlicher Richtung. Abgeblendet in tiefstem Dunkel jagt der inzwischen unbehelligt nach Norden. Die letzte Stunde hat harte Arbeit von den Kesseln und in den Bunkern gefordert. Alles, was an Deck entbehrlich ist, das dienstfreie Maschinenpersonal, das sich von der letzten Wache kaum umgezogen hat, ist sofort, als der Verfolger auftauchte, wieder an die Arbeit gegangen. Jetzt muß aus dem Schiff herausgeholt werden, was Kessel und Maschine hergeben wollen, oder alles ist verloren, und es bleibt nur noch die Versenkung des Schiffes übrig. Ein gefüllter Kohleneimer nach dem andern kommt aus den Bunkern in den Heizraum, derbe Fäuste fassen sie, und durch die offenen Feuertüren sausen die Kohlen in mächtigem Schwunge auf die rotweiße Glut, die sich höher und höher türmt. Die Maschine vermag die Ueberfülle des Dampfes nicht zu verarbeiten. Längst ist der Zeiger des Dampfdruckmessers über den roten Polizeistrich hinausgewandert, jede Sekunde kann einer der auf diesen Ueberdruck nicht gebauten Kessel in die Luft fliegen. Zischend strömt der überschüssige Dampf aus den Sicherheitsventilen. Unentwegt wird weiter gearbeitet. Immer noch steht der Zeiger des Maschinentelegraphen auf äußerster Kraft, und der Befehl von der Brücke lautet, das letzte aus der Maschine herauszuholen. Die schweren Eisenteile wirbeln mit einer Geschwindigkeit, wie sie das gute Schiff sicher noch nicht gekannt hat, seit es die Bauwerft verließ. Dann, nach einer Stunde, kommt die erlösende Nachricht, daß der Verfolger abgeschüttelt ist und der Befehl, mit den Umdrehungen herunterzugehen. Mit der größten Spannung sieht alles an Bord dem heranbrechenden Morgen entgegen. Hoffentlich hat der Engländer nicht andere Schiffe alarmiert. Im Osten dämmert der Tag. An Steuerbord steigen dunkle Felsen aus der See hoch, weiß brandet der Gischt an starren Granitwänden. Eine Stunde später ist der Tag da. In hellem Sonnenglanze, weithin sichtbar liegt die See. Die gute Sichtigkeit ist zwar eine große Gefahr für das ganze Unternehmen, weil feindliche Kreuzer das deutsche Schiff nur zu leicht entdecken können, andererseits aber liegt an Steuerbord das neutrale Land, dessen Hoheitsgebiet leicht erreichbar ist, wenn eine verdächtige Rauchwolke auftaucht. Freilich ist es besser, wenn kein Feind in Sicht kommt; hat der Weltkrieg doch schon zur Genüge bewiesen, welch merkwürdige Begriffe von neutralen Grenzen England hat. Nichts ist zu sehen, einsam steuert der Dampfer seinen Kurs weiter. Gegen Mittag kommt die norwegische Küste aus Sicht. An Backbord voraus tauchen die Masten und weißen Flächen eines großen Seglers auf, der anscheinend von Kirkwall einem norwegischen Hafen zustrebt. Die Kurse der Schiffe kreuzen einander. Beim Näherkommen setzt die Bark die blaugelbe Flagge Schwedens. Wie lange mögen die Engländer wohl den armen Teufel widerrechtlich festgehalten haben! In schlanker Fahrt, leicht überliegend zieht das schöne Schiff unter der Last seiner schneeweißen Segel vorbei, um nach einer Stunde unter der Kimm unterzutauchen. Eintönig in gleichmäßigem Takt stampft die Maschine, in gleichen Umdrehungen mahlt die Schraube durch die See. Meile um Meile wird zurückgelegt, immer weiter ruckt der Zeiger aus dem Patentlog, immer näher kommt die gefährlichste Zone. Ein Schuß! ... Ein scharfer Knall zerreißt das gleichmäßige Rauschen der See. Mit einem Satz stürzen Kapitän und Wachoffizier nach der Nock der Brücke, von wo der Schall herüberdringt. Scharf, doppelt angestrengt spähen die Augen über die einsame See ... Da! ... ein grauer Turm ... niedrig, kaum über das leichtbewegte Wasser herausragend der Schiffskörper ... noch ist keine Zeit zu weiterer Überlegung, als es drüben, kaum fünf Seemeilen ab, aufblitzt. Heulend fegt die Granate dicht am Bug vorbei ... Flucht ist unmöglich. .. Es heißt dem bitteren Befehle folgen ... Hilfe in der Not Der Maschinentelegraph schrillt, die Umdrehungen der Schraube werden geringer, die Maschine stoppt. Eine Weile noch bleibt das Schiff in Fahrt, die Bugwelle wird kleiner, das Schraubenwasser verliert sich, und zischend entweicht der überschüssige Dampf durch den Schornstein. Leicht schlingert der gestoppte Dampfer in der Dünung. Scharfe Befehle hallen von der Brücke über das Schiff. Drüben liegt der Feind, vor dem ein Entkommen nicht mehr möglich ist, Schiff und Ladung aber sollen und dürfen ihm nicht in die Hände fallen. Der Gegner darf nicht einmal wissen, welch kostbares Gut das angehaltene Schiff barg, welch kühne Pläne es hatte. An verschiedenen Stellen, besonders im Maschinenraum und im Wellentunnel werden Sprengpatronen angebracht. Es bedarf nur noch des Befehls, um sie anzuschlagen. Während dieser Vorbereitungen geht auf dem U-Boot, das sich vorsichtig nähert und dann wieder, noch in sicherer Entfernung, stoppt, ein neues Signal hoch: Schicken Sie sofort ein Boot mit den Schiffspapieren. Noch ist der Wachoffzier beim Durchblättern des Signalbuches, als der Kapitän, der das U-Boot aufmerksam betrachtet hat, einen lauten Ruf ausstößt. Erschreckt fährt der Offizier hoch. »Schmeißen Sie Ihr Buch ruhig in die Ecke, kommen Sie schleunigst und sehen Sie mal hin! Das ist doch ein deutsches U-Boot!« Ungläubig starrt der Angerufene seinen Vorgesetzten an, wie mechanisch wiederholt er die vernommenen letzten Worte: »ein deutsches U-Boot?« Dann halb stammelnd, als ob er die Tragweite des eben Gehörten nicht recht begriffe, stößt er hervor: »Ja ... aber Herr Kapitän, was wollen wir denn dann eigentlich?« Mit einem Schlage springt die Stimmung an Bord, die eine Sekunde vorher noch äußerst gedrückt war, um. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht durch das ganze Schiff: »Ein deutsches U-Boot!« Auf der Back und auf dem Vorschiff winken die Leute mit ihren Mützen, stürzen dann mit freudigen Gesichtern auf das Bootsdeck, wo sofort eines der Boote soeben zu Wasser gefiert wird. Das U-Boot hat inzwischen die Fahrt auf den Dampfer zu wieder aufgenommen. Kaum drei Seemeilen mehr liegt es ab, deutlich sind alle Einzelheiten zu erkennen. Auf dem Turm stehen zwei Offiziere, die unentwegt den Dampfer mit ihren Doppelgläsern im Auge behalten, am Geschütz sind drei Leute klar zum Feuern. Das Rohr ist auf das Ziel eingestellt, die Abzugsleine eingehakt. Mit weißen Buchstaben leuchtet vorn am Bug die Nummer des Bootes aus der grauen Schiffswand heraus, die deutsche Kriegsflagge flattert über dem Turm. Auf dem Dampfer ist die Aufmerksamkeit übrigens nicht minder scharf wie drüben. Noch ist die Bezeichnung nicht genau zu erkennen, dann aber nach wenigen Minuten rufen drei Stimmen fast gleichzeitig: »U 157!« Das Boot ist zu Wasser gefiert, das Seefallrepp gleitet über die Reeling. Eben schickt sich der Erste Offizier an, mit den Schiffspapieren unter dem Arm die schmale Leiter herunterzuklettern, als Sörensen auch schon neben ihm steht. »Bleiben Sie mit den Papieren nur ruhig hier, ich will selbst hinüberfahren. Der Kommandant ist ein guter Bekannter von mir, der mir es auch trotz unseres Schornsteines glauben wird, daß wir keine Engländer sind.« Das Boot stößt ab. In gleichmäßigem Takte tauchen die Riemen ins Wasser, kräftige Fäuste holen scharf durch, um denen drüben zu zeigen, daß der Dampfer seine Bootsbesatzung in Trimm hat. Das gute Pullen scheint den U-Boots-Leuten, die dem kleinen Fahrzeug jetzt mit langsamer Fahrt entgegenkommen, auch etwas ganz Ungewöhnliches zu sein. Drüben stecken sie die Köpfe zusammen und tauschen wohl ihre Gedanken über diese eingefahrene Bootsbesatzung aus, die so sehr gegen die Bilder, die sich sonst beim Anhalten englischer Dampfer zeigen, absticht. Rasch aber findet das Rätsel seine Lösung. Im Augenblick, als das Boot anlegt, tönt vom Turm eine Stimme herunter: »Mensch, Sörensen, sind Sie das oder ist das Ihr Geist? Sie haben doch nicht bei den Engländern angemustert?« Die Hand des an Deck gestiegenen Kommandanten holt den Kapitän in kräftigem Schwung auf das Schiff herauf. Er kann so schnell gar nicht antworten, wie die Fragen hageln. In vertraulichem Gespräch ist aber rasch alles erörtert, was zu wissen nötig ist. Wenn der U-Boots-Kommandant auch das Ziel nicht kennt, dem der so merkwürdig vermummte Dampfer zustrebt, so bedarf es für ihn doch keiner langen Erklärung. Muß er sich doch selbst sagen, daß es sich hier wieder um eines jener kühnen Husarenstückchen handelt, wie sie in der deutschen Marine ja nicht selten sind. Und den Mann, der nach festem Händedruck wieder seinem Schiff zufährt, kennt er genau. Er weiß, daß dort die richtige Persönlichkeit auf dem richtigen Fleck steht. Minuten später ist das Boot geheißt, weißes Schraubenwasser quillt auf, der Dampfer setzt sich in Bewegung. Ein letzter Flaggengruß noch hüben und drüben, größer wird die Entfernung, und nach einer halben Stunde haben sich die beiden Schiffe aus Sicht verloren. Es ist, als hätte das U-Boot auch das gute Wetter mit sich genommen. Die bisher so klare Kimm verschwimmt in grauem Dunste, dichte Wolken beziehen den Himmel, ein trüber Wintertag senkt sich über die See. Kaum ist die Sonne verschwunden, als sich die Kälte der nördlichen Breite auch schon doppelt unangenehm fühlbar macht. Feucht dringt sie bis auf die Haut, nur kräftige Bewegung vermag das unangenehme Gefühl zu vertreiben. Immer näher schiebt sich von allen Seiten der Dunst heran. Nur wenige hundert Meter bleibt es sichtig. Im Frieden würde jetzt die Schiffsglocke ununterbrochen läuten, warnend würde die Dampfpfeife ihre tiefen Töne in den Nebel hineinbrüllen, aus dem andere Fahrzeuge wohl antworten würden. Jetzt heißt es, unbeobachtet und ungestört diese Breiten passieren. Kein Schiff darf auf die Spur gelenkt werden und auch nur ahnen, daß hier ein Dampfer die Sperrlinien durchbrechen will. Sörensen kann es nur recht sein, wenn das Wetter noch dicker wird. Diese Tarnkappe ist ein noch besserer und wertvollerer Schutz als die Nacht mit ihrer Dunkelheit. Die nächsten achtundvierzig Stunden bedeuten den Höhepunkt der Gefahr. Seit der Erklärung der Nordsee als Kriegsgebiet seitens England im November 1914 versuchen seine Kreuzer, Zerstörer und sonstigen Bewachungsschiffe, einen Gürtel vor den nördlichen Eingang zur Nordsee zu legen, um deutschen Schiffen das Auslaufen zu verwehren und die Neutralen unter scharfer Kontrolle zu halten. Bei klarem Wetter ist ein Durchkommen hier so gut wie ausgeschlossen, nur Nebel und schweres Wetter können dieses jedem Völkerrecht hohnsprechende Vorgehen zunichte machen. Um so vergnügter ist die Besatzung des Dampfers. Die Aussichten für das glückliche Durchschlüpfen sind um so günstiger, als vollkommene Windstille herrscht, die darauf schließen läßt, daß das diesige Wetter anhalten wird. Längst ist die Dunkelheit hereingebrochen. Vom Himmel ist nichts zu sehen, dicke Wolken decken alles. Der Ausguck ist doppelt besetzt. Vorn auf der Back, zu beiden Seiten und am Heck versuchen die Augen, den dichten Schleier, der die Nacht stockduster macht, zu durchdringen. Aufmerksam lauschen die Ohren, ob nicht irgend ein Geräusch zu vernehmen ist. Nur das Stampfen der Maschinen und das Rauschen der See an den Bordwänden ist hörbar, oder ab und zu die Laute der hoch über der Nebeldecke nach Süden ziehenden Seevögel. Kaum ein Auge schließt sich in dieser Nacht. Jeden Augenblick kann ein feindliches Schiff auftauchen. Dann heißt es, schleunigst in das rettende Dunkel entweichen oder, wenn es zu spät ist, die äußersten Folgen ziehen. Stunde um Stunde wird der Ausguck abgelöst. Nur das Maschinenpersonal hat sich in den Kleidern zu kurzer Ruhe auf die Koje gelegt. Ihr Körper muß unbedingt Ruhe haben, sollen die Leute den schweren Dienst weiter versehen können. Die angespannten Nerven arbeiten unaufhörlich weiter, auch gaukeln die wildesten Bilder herauf ... ein dumpfer Sirenenton ... ein Blitz ... ein schmetternder Schlag ... in gleichmäßigem Takte stampft die Maschine, bis endlich der tiefe Schlaf der Erschöpfung die Müden aufnimmt. Wenige Stunden später geht es wieder in den Heizraum und die Maschinen hinunter zu harter, alle Kräfte beanspruchender Arbeit. Ganz unmerkbar lichtet sich die Dunkelheit, und die grauen Nebelschleier, die im Duster der Nacht verschwunden zu sein schienen, werden wieder sichtbar. In dicken Massen, als wenn sie aus dem Wasser hochstiegen, liegen sie auf der von der Dünung leicht bewegten Oberfläche. Stellenweise scheint sich der dichte Schleier mitunter lichten zu wollen, es ist aber nur Täuschung. Kapitän Sörensen läßt sich durch das sonst so gefährliche Wetter nicht behindern. Mit voller Fahrt zieht sein Schiff auf Westkurs weiter. Heißt es doch die gute Gelegenheit rücksichtslos und bis zum Aeußersten auszunutzen. Seit Stunden schon fährt das Schiff zwischen Schottland und Norwegen, dem Gebiete, in dem die englische Admiralität mit Hilfe des Aufgebots ihrer Schiffe jegliches unbeobachtete Durchfahren zu verhindern versucht. Auch in diesem Augenblick sind sicherlich zahlreiche Fahrzeuge in See und pendeln unablässig die ihnen zugewiesenen Strecken auf und ab. Bei diesem Nebel aber muß es schon der blinde Zufall sein, der sie auf die Spur der Deutschen brächte. Während die Oberfläche vom Schiff aus wenigstens auf hundert Meter noch sichtbar ist, ist schon der obere Teil des Schornsteins von einem dünnen Schleier umwallt. Er wird dichter, je höher es geht und um die Masten brauen die Schwaden schon so sehr, daß die Stengen wie in Wolken verdämmern. Nichts ist zu hören. Wieder nur stampfen wie während der Nacht die Maschinen in gleichmäßigem Takte, schlagen die Kesselspeisepumpen, dringt ab und zu das Geräusch schließender Feuertüren unter den Kesseln herauf. Jeden anderen Laut scheint der Nebel aufzusaugen. Kapitän Sörensen ist die ganze Nacht nicht von der Brücke gekommen. Nur gegen Morgen hat es für ihn auf einem Stuhl hinter dem Schutzkleide der Brücke kurzen Schlummer gegeben. Die Gefahr läßt ihn keine Ruhe finden. Unablässig geht er von einer Nock der Brücke zur anderen, spornt die Ausguckmannschaften zur scharfen Aufmerksamkeit an, dann wieder wirft er einen Blick auf die im Kartenhaus ausgebreitete Karte und rechnet und wägt, wie lange es noch dauern kann, bis die Gefahr sich verringert. Wenn das Wetter nur noch den Tag über so bleibt, ist er morgen früh im Ozean, wo die Wahrscheinlichkeit, angehalten zu werden, fast gänzlich geschwunden ist. Bis kurz vor Mittag ereignet sich nichts. Gerade als die Ablösung an Deck kommt und der Wachhabende seinem Nachfolger den Dienst übergibt, kommt es plötzlich ganz unvermittelt aus dem Nebel heran. Zwei kurze, abgehackte Töne ... Eine Sirene! Noch ist der zweite Ton nicht verklungen, als auch schon der Befehl nach der Maschine hinunter kommt: »Stopp!« Einige Handgriffe, der Dampf ist abgestellt. Sofort hört das Stampfen der Maschinen auf, und in tiefem Schweigen schlingert der Dampfer in der Dünung. Kein Laut, der seine Anwesenheit verraten könnte, dringt nach außen. Gespannt, mit äußerster Aufmerksamkeit lauscht alles in den Nebel hinaus, späht, ob sich nicht im nächsten Augenblick ein dunkler Körper aus dem grauen Brodem heranschiebt ... Da ... wieder kommt es heran, deutlicher diesmal. Mehrere, in der Länge abgestufte, durchdringende Sirenentöne ... Ein Signal anscheinend, das von einem an Backbord nur wenige hundert Meter entfernten Schiff herrührt. »Steuerbord 20, langsame Fahrt voraus!« Leicht folgt das Schiff dem Ruder, dreht nordwärts und entfernt sich aus der gefährlichen Nachbarschaft. Fünf Minuten verstreichen ... da ... wieder klingen Töne heran, diesmal direkt voraus. Auch dort steht der Feind, der auf den Anruf jetzt antwortet. Wieder ein Kommando, und mit Backbordruder läuft der Dampfer mitten zwischen den beiden signalisierenden Schiffen hindurch. Eine Weile noch sind die unangenehmen Töne zu vernehmen, dann werden sie allmählich schwächer, bis sie ganz in der Ferne ersterben. Die Gefahr ist vorbei. Freilich, ein bloßer Zufall nur, daß es so glimpflich abging. Kam der Ton nur fünf Minuten später, dann lief der deutsche Dampfer schnurgerade dem Feind in die Arme. Gegen Mittag des nächsten Tages lichtet sich der Nebel. Längst liegt die Gefahrzone hinter den deutschen Seeleuten, in denen die langlaufende Dünung des Atlantik ein Gefühl der Erleichterung hervorruft. In großer Entfernung an Backbord muß Schottland liegen. Noch werden auf der Brücke die Gedanken darüber ausgetauscht, was die letzten Tage brachten und daß das Gröbste wohl überstanden sei, als Rauchwolken von Süden her gemeldet werden. Sie rühren anscheinend von einem niedrigen Fahrzeug mit mehreren Schornsteinen her! Ein Zerstörer, der in schneller Fahrt auf den Dampfer zuhält. Ein Engländer! Noch ist er einige Seemeilen ab, als an einer seiner Signalleinen die Aufforderung hochgeht: Setzen Sie Ihr Unterscheidungssignal. Sörensen hat den Anruf längst erwartet. Die Flaggen sind angesteckt, und im nächsten Augenblick flattern die Unterscheidungsbuchstaben des englischen Trampdampfers vor dem Winde aus. Der Zerstörer ist querab und stoppt. Bange Sekunden verstreichen. Genügt ihm diese Beantwortung der Frage oder hält er das Schiff zur Untersuchung an? Der nächste Augenblick muß die Entscheidung bringen. Während alles atemlos fast auf den Zerstörer hinüberblickt, schrillt dort plötzlich der Maschinentelegraph. Einige kurze Kommandos ertönen, dann dreht das Schiff mit voller Fahrt ab und hält mit äußerster Kraft auf einen großen Dampfer zu, der eben von Westen herankommt. Ein Norweger. Im Ablaufen noch setzt der Engländer das Signal: Bleiben Sie gestoppt liegen. Was nun? Anscheinend hat der Zerstörer, wie sein letzter Befehl zeigt, doch Verdacht geschöpft. Daß er den Neutralen nicht durchschlüpfen lassen will und ihn zuerst untersucht, bedeutet nur kurzen Aufschub. Die Stimmung ist recht ungemütlich. Nur ein Zufall kann die Gefahr abwenden. Kommen die Engländer an Bord, dann ist alles verloren. Und eine halbe Stunde später scheint sich das Geschick erfüllen zu wollen. Ein Prisenkommando begibt sich auf den Norweger, der Zerstörer dreht und kommt mit voller Fahrt heran. Nicht eine Sekunde lassen ihn die Gläser aus dem Gesichtsfelde. Jetzt ist er schon so nahe, daß alle Einzelheiten an Deck deutlich zu erkennen sind. Mehrere Offiziere und Mannschaften auf der Brücke, am Heck Leute, die plaudernd beisammen stehen. Kaum tausend Meter ist er ab ... eine weiße Sprengwolke, in die bräunlich-gelber Qualm sich mischt, erhebt sich mitschiffs, rötlicher Feuerschein strahlt auf, einzelne Schiffsteile wirbeln in der Luft ... ein dumpfer Krach ... entgeistert, wie gebannt starren die Augen hinüber, das Hirn kann den Vorgang, der sich hier in so unmittelbarer Nähe mit unheimlicher Schnelligkeit abgespielt hat, noch nicht fassen. Drüben, fast in greifbarer Nähe, lag Sekunden vorher der Feind, drohte wieder einmal Vernichtung. Die ganze Mühe, alle Pläne und Hoffnungen vergeblich, das ganze wertvolle Material, das dazu dienen sollte, unsere letzte Kolonie gegen die Engländer zu verteidigen, verloren auf dem Grund des Atlantik. Und jetzt! .. Dunkel und träge dringt das Öl zur Oberfläche herauf, deckt dort, wo eben der Zerstörer noch schlingerte, die Dünung, wächst und breitet sich weiter ... Kein Lebewesen ... nichts ... mit Mann und Maus in die Tiefe gegangen. Eine Mine? ... Halb unbewußt hat der Wachoffizier das Wort fallen lassen ... hier, so weit draußen? ... Eine ausgestreckte Hand deutet achteraus, ein Ruf ... ein U-Boot! ... weit ab schon jagt es dahin ... kaum noch ist der Turm, von dem im Scheine der tiefstehenden Sonne die deutsche Kriegsflagge weht, zu erkennen ... jetzt stoppt es in der Nähe des Norwegers ... Flaggensignale steigen auf ... Die Maschinen stampfen, wirbelnd mahlt die Schraube die blauen Wasser des Atlantik, das Schiff ist in voller Fahrt. Weit zurück liegen die durchbrochenen Sperrlinien. Frei ist die Bahn ... Durch die Blockade Die Biskaya mit ihren Stürmen liegt hinter dem deutschen Dampfer. Zwei Tage lang schien es, als wollte die grobe See alle Aufbauten hinwegfegen. Zu Bergen hatte der über den Atlantik brausende Südweststurm das Wasser aufgepeitscht und gegen das schwerbeladene Schiff anrollen lassen. Nur mit kleiner Fahrt konnte es dagegen ankämpfen. Gischt und Wasserdampf erfüllten die Luft, bis zum oberen Rand war der Schornstein grau vom Salz. Dazu die Kälte des Winters, die den Aufenthalt an Oberdeck besonders unangenehm machte. Trotz des Ölzeuges gab es keinen trockenen Faden am Leibe. Querab von der spanischen Küste läuft zwar noch hohe Dünung, von Tag zu Tag aber wird die See ruhiger und die Luft milder und wärmer. In der Biskaya waren nur wenige Schiffe gesichtet worden. Sie hatten mit Sturm und See zu kämpfen, wie die deutschen Seeleute und keine Zeit, sich um anderes als ihr eigenes Schiff zu bekümmern. Jetzt ist es anders geworden. Die Straße nach dem Mittelmeer ist eine der belebtesten. Frachtdampfer aller Art ziehen in mehr oder weniger großen Abständen vorbei, dann wieder taucht ein Lazarettschiff auf, ein riesiger Cunarder, der bis auf das letzte Plätzchen gefüllt scheint. Weit über See leuchtet der unter der Reeling die Schiffswand längs laufende breite grüne Streifen, darunter an mehreren Stellen das Rote Kreuz. Querab von der Einfahrt in die Straße von Gibraltar kommt aus dem Mittelmeer ein großer Hilfskreuzer heraus. Das mächtige Fahrzeug, ein früherer White-Star-Dampfer, trägt Kriegsschiffarbe. Grau sind die hohen Bordwände, Schornsteine und Masten, selbst das sonst so friedlich anmutende Weiß der Aufbauten ist unter dem deckenden Grau verschwunden. Auf Vor- und Achterdeck ragen die langen Rohre der Mittelartillerie über die Reeling hinaus, kleinere Geschütze stehen auf Back und Heck und auf dem Bootsdeck. Darüber auf besonders eingebauten Gerüsten sind riesige Scheinwerfer angebracht. Mit hoher Fahrt kreuzt er nur wenige Seemeilen entfernt den Kurs. Er kümmert sich ebensowenig wie die andern Fahrzeuge um den Trampdampfer; muß er sich doch sagen, daß das Schiff von Norden, also von England kommt und dort bereits die Kontrolle passiert hat. Dreimal senkt sich am Flaggenstock der »Marie« die Flagge. Drüben antworten sie. Sie können ja allerdings nicht hören, daß der Matrose, der eben die Flagge dippt, ihnen grinsend zuruft: »Junge, Junge, wenn du ne Ahnung harst, wo wi hen wüllt! Denn schust die woll bannig fix umdreih’n.« Der Engländer hat nun wirklich keine »Ahnung«. Ruhig setzt er seinen Weg fort und ist in einer halben Stunde bereits unter der Kimm verschwunden. Südlich von Madeira wird der Schiffsverkehr spärlicher. Nur selten zeigen sich jetzt Rauchwolken; das Wetter ist herrlich geworden. Ein wolkenloser Himmel lacht über der vom Passat leicht bewegten See, die ein märchenhaftes sattes Blau zeigt. Tümmler spielen vor dem Bug des Schiffes, fliegende Fische jagen in Schwärmen vor ihm auf. Ein idyllisches Bild tiefsten Friedens. Eine halbe Tagereise von den Kanarischen Inseln kommt von Süden her ein großer Dampfer der Union-Castle-Line entgegen. Auf ganz nahe Entfernung ziehen die Schiffe aneinander vorbei. Schon in größerem Abstand leuchtet die riesige Bugwelle, die durch eine anscheinend ungewöhnlich hohe Fahrt erzeugt wird. Merkwürdigerweise dauert es aber eine geraume Weile, bis der Engländer heran ist. Dann freilich löst sich zur großen Heiterkeit der deutschen Seeleute das Rätsel. Die Bugwelle ist nichts weiter als ein ungeheurer englischer Bluff, säuberlich aufgemalt und bestimmt, U-Boote über die Geschwindigkeit des Schiffes irre zu führen. Sie soll eine höhere Fahrt vortäuschen und die Deutschen veranlassen, ihren Schuß zu weit vorzuhalten. Englische Seeherrschaft! – Glühendheiß brennt die Tropensonne herunter. Längst schon sind die Sonnensegel gesetzt. Noch vor vierzehn Tagen lag der deutsche Blockadebrecher im hohen Norden, wo die Spritzer, die über die Reeling schlugen, sofort zu Eis gefroren. Langsam fiel, je mehr die deutschen Seeleute nach Süden kamen, eine Hülle nach der anderen. Längst sind Mäntel und Schals verstaut und die leichten weißen Tropenanzüge hervorgeholt. Unten im Heizraum, besonders aber in der Maschine ist die Temperatur fast bis ins Unerträgliche gestiegen. Nur mit dünner Hose und Holzpantinen bekleidet, ein Schweißtuch um den Hals gewickelt, arbeiten die Leute unentwegt. Sind doch die Breiten erreicht, in denen auf der anderen Seite Afrikas die Kolonie liegt, für deren Verteidigung die Ladung der »Marie« unumgänglich notwendig ist. Allerdings droht unmittelbar vor dem Ziel noch große Gefahr. England hat die enge Blockade der Küste erklärt, nicht das kleinste Fahrzeug soll unbehelligt von einem Hafen zum andern gelangen. Ununterbrochen streifen die Kreuzer die Küste herauf und herunter. Das kann einen deutschen Seemann nicht schrecken. Ist das schwierigste Stück, der Durchbruch durch die Sperrlinien im Norden glücklich gelungen, dann muß es schon mit dem Teufel zugehen, wenn es deutschem Seemannsgeist nicht glücken sollte, den Engländern auch hier ein Schnippchen zu schlagen. Es ist nicht so leicht, eine Blockade wirksam zu gestalten, wenn deutsche Schiffe sie brechen wollen. Mit englischer Großmäuligkeit allein ist es sicher nicht getan. Einzelne von Süden kommende Dampfer gleiten vorbei. Nur Masten und Schornsteine erscheinen oft über der Kimm, um nach wenigen Minuten wieder zu verschwinden, oder eine verwehte Rauchfahne zeigt, daß in der Ferne ein Dampfer seinen Weg zieht. Ruhig hält Sörensen seinen Kurs durch; wird hier doch niemand ein deutsches Handelsschiff vermuten. Auch feindliche Kriegsfahrzeuge dürften sich um den harmlosen Trampdampfer, der wahrscheinlich nach dem Kap oder nach Australien geht, wenig bekümmern. Kameruns Küste mußte längst durch schurkischen Verrat der Dualaneger dem übermächtigen Ansturm von allen Seiten weichen. Was sich an feindlichen Kriegsfahrzeugen jetzt noch hier herumtreibt, können höchstens kleinere oder ältere Kriegsschiffe sein, die der Vierverband kreuzen läßt. Der nächste Tag schon bringt eine Begegnung mit einem würdigen Vertreter des Feindes. Auf der Höhe von Dakkar taucht von Süden kommend ein Fahrzeug auf, dessen Takelage von weitem schon verrät, daß es sich um ein Kriegsschiff handelt. Eine geraume Weile vergeht, bis es ganz über der Kimm steht; nach einer halben Stunde erst ist es auszumachen. Ein uralter Pott mit hohen Masten und einem dünnen Schornstein. Kaum eine Seemeile ab schiebt er sich vorbei. An seiner Gaffel hängt fast bewegungslos ein Lappen. Die Nationalität wäre gar nicht auszumachen, wenn nicht die roten Pompons auf den Mützen verrieten, daß hier ein Vertreter der »Grande Nation« herumschwabbert, die sich zu Kriegszeiten nur, wenn es unbedingt sein muß, auf die See wagt. Ebenso dreckig wie die Flagge ist das ganze Schiff. Große Rostflecke am Rumpf und Schmutzbahnen unter den Ausgüssen verraten, daß Kommandant und Offiziere sich um das Aussehen des Schiffes nicht bekümmern und daß es ihnen völlig gleichgültig ist, welchen Eindruck es macht ... Eine unappetitliche Gesellschaft treibt sich drüben an Bord herum. Nach den Außenlinien kann es sich nur um das französische Kanonenboot »Surprise« handeln, das da in träger Fahrt vorbeizieht. Das kann nicht gefährlich werden. So unordentlich wie außen, sieht es sicherlich auch im Innern des Schiffes aus. Kessel und Maschinen sind wahrscheinlich so heruntergewirtschaftet, daß sie der »Surprise« alles eher als eine »überraschende« Schnelligkeit zu geben vermögen. Auf dem Papier zwar ist sie der »Marie« an Geschwindigkeit überlegen. Wenn sie aber die angegebene Fahrt wirklich je gelaufen hat, so ist das doch lange her. Sollte sie sich zur Verfolgung aufmachen, dann würde der deutsche Dampfer ihr sicherlich bald aus Sicht kommen können. Drüben kümmert sich aber kein Mensch um das Schiff, das da fast in Rufweite vorbeizieht. Die Linie wird passiert, die Fahrt führt allmählich wieder in gemäßigtere Breiten. Weit aus Sicht wird die Südspitze Afrikas gerundet, dann wieder geht es nordwärts auf das Ziel zu, fern vom Land ab, um nicht etwa von Kriegsschiffen gesichtet zu werden, die zufällig vom Blockadegebiet nach Kapstadt oder umgekehrt fahren sollten. Nichts aber zeigt sich, und unbehindert kann der Dampfer seinen Weg fortsetzen. Fast zwei Monate sind verstrichen, seit das Schiff aus dem deutschen Hafen auslief. Das Ziel liegt nah. Jetzt heißt es, wie damals im Gebiet der Sperrlinien, äußerste Vorsicht beobachten, um nicht im letzten Augenblick noch das ganze Unternehmen zu gefährden. Querab, nicht viel mehr als hundert Seemeilen, liegt deutsches Land, zählt die so lange schon von der Heimat abgeschnittene und nur auf die eigene Kraft angewiesene kleine Schar wohl schon die Tage und Stunden, bis die so wertvolle Ladung eintrifft. Wieviele Augen mögen nach See zu spähen, ob der Ersehnte nicht bald auftaucht. Mit blendendem Glanze strahlt die heiße afrikanische Sonne auf das tiefblaue Wasser des Indischen Ozeans. Leichte Dünung verläuft auf weißem Sande oder brandet donnernd gegen kahle, zerrissene Korallenriffe. Einsam, verlassen liegt die See. In weiter Ferne nur tauchen dann und wann die Umrisse eines Blockadekreuzers auf. Das deutsche Schiff, auf das sie warten, kommt nicht. Und doch ist seine Ankunft nötig, wird dringender von Tag zu Tag, soll die letzte Kolonie sich halten... Mit Westkurs dreht Sörensen auf Land zu. Kaum dreißig Seemeilen entfernt liegt die Küste, dazwischen aber die englischen Schiffe! In wenigen Stunden kann das Wagestück gelingen. Scharfer Ausguck späht von den Masten. Unter möglichst geringer Rauchentwicklung, damit nicht die aus dem Schornstein strömenden Wolken zum Verräter werden, schiebt sich der Dampfer näher und näher an Land heran. Hoch türmt sich unter den Kesseln die rote Glut, heißt es doch in dem Augenblicke, wo ein feindliches Schiff gesichtet wird, abdrehen und mit äußerster Geschwindigkeit wieder nach See zu laufen. Zwei Stunden noch, und die Küste muß in Sicht kommen. »Schiff ein Strich Steuerbord!« Noch ist der Ruf vom Ausguck des vorderen Mastes nicht verhallt, als das Schiff auch schon mit Backbord Hartruder und äußerster Kraft dreht und von Land abhält. Im nächsten Augenblick meldet der Ausguck zwei Masten, drei Schornsteine. Also ein Kriegsschiff! Es kann sich nur um einen englischen Kreuzer der Städteklasse handeln, der seinen Patrouillendienst im Blockadegebiet versieht. Welchen Kurs läuft er? Eine kurze Spanne Zeit verrinnt, dann kann der Ausguck aus der Neigung der Masten und dem bei der Windstille südwärts stehenden Rauch feststellen, daß der Kreuzer nach Norden fährt. »Stopp!« Längst ist einer der Offiziere zum Ausguck heraufgestiegen. Mit äußerster Spannung starrt alles zum Mast empor und wartet auf die Meldung, die die Entscheidung bringt, ob der Durchbruch heute noch möglich ist. Wenige Stunden nur noch ist’s Tag; die Einfahrt ist nicht so leicht zu finden. Zahlreiche Riffe liegen unter der Küste, keinerlei Seezeichen oder Leuchtfeuer weisen den gefährlichen Weg. An ein Einlaufen zur Nachtzeit ist nicht zu denken. Es bleibt nur übrig, wieder weit in See hinauszugehen und am nächsten Tage den Versuch erneut zu wagen. Hält der Kreuzer seinen nördlichen Kurs durch, dann ist die Luft rein. Ist doch damit zu rechnen, daß er allein ist, da er zur Sicherung des ihm zugewiesenen Gebietes vollauf genügt. Der nächste Augenblick bringt eine böse Überraschung. »Kreuzer stoppt, geht anscheinend vor Anker!« Wahrscheinlich will das Schiff in Sicht von Land liegen bleiben, um da die Nacht abzuwarten. Was nun? Ein Blick auf die Karte zeigt, daß der Weg zur Einfahrt in die Sudibucht kaum fünfzehn Seemeilen am Feinde vorbeiführt. Kapitän Sörensen schwankt nicht lange. Der Kreuzer hat sicherlich keine Ahnung, daß ein deutscher Blockadebrecher so dicht bei ihm steht. Wie gewöhnlich werden nach Abstellen von Kessel und Maschinen Offiziere und Mannschaften sich vor der heißen Sonne zu bergen trachten und ein schattiges Plätzchen aufsuchen. Nur auf die Wachsamkeit des Brückenpersonals kommt es an. Ist sie mangelhaft, dann kann das Wagnis glücken, und gerade damit rechnet der Kapitän. Die Feuer sind gereinigt, gleichmäßig hoch liegt die Glut unter den Kesseln, so daß der Dampfer rauchlos fahren kann, solange der Kreuzer in Sicht ist. Wie ein dumpfes Zittern geht es unter der hohen Spannung des nicht verbrauchten Dampfes durch den ganzen Schiffskörper. Der Maschinentelegraph schlägt an. »Äußerste Kraft voraus!« ... Wirbelnd dreht sich die Schraube, weißer Gischt quillt am Heck hoch ... in rasender Hast blitzen die schweren Eisenteile der Maschine, gleiten die Schieber in den Kulissen auf und ab ... in einer Minute schon hat das Schiff äußerste Fahrt aufgenommen und jagt auf Land zu... Näher und näher kommt der Kreuzer ... liegt querab ... gehen drüben Signale hoch, blitzt ein Schuß auf? ... Nichts rührt sich... Voraus die Küste ... Brandung .. Palmen... Dicht an Backbord ragen nur eben aus der See leicht umspülte Korallenriffe ... eine Bucht öffnet sich ... an beiden Seiten Land... Das Ziel... Die Blockade ist durchbrochen. Am Ziel »Donnerwetter, haben Sie einen Dusel gehabt, so ungeschoren hier hereinzukommen! Uns haben die Hosen geflattert, als wir Sie so dicht am Engländer vorbeijagen sahen!« meint Kapitän Schaap nach den ersten Worten der Begrüßung. Er hat lange Zeit einen kleinen Dampfer hier an der Küste gefahren und kennt jedes Loch wie seine Westentasche. Er ist der »Marie« in einem kleinen Boote entgegengefahren, um sie durch die gefährliche Einfahrt so weit aufwärts zu bringen, daß sie gegen Sicht von See aus geschützt ist und auch ohne besondere große Vorbereitungen löschen kann. Das blaue Wasser des Ozeans, das bei den geringeren Wassertiefen bereits eine zartgrüne Farbe angenommen hatte, macht jetzt trübem Braun Platz. Die Regenzeit herrscht noch, es gießt täglich mehrere Stunden vom Himmel herunter, alle Flußläufe führen Wasser, das in starkem Strom Schwemmland mit sich nach See zu reißt. Von beiden Seiten tritt das Land näher heran. Bis weit in das Wasser stehen an einzelnen Stellen üppige Mangrovebüsche, die in ihrer tropischen Fülle kaum einen Durchblick gestatten; dahinter breitet sich die Höhen hinan Urwald. Eine undurchdringliche grüne Mauer, durch die sich Lianen und Schlinggewächse ziehen, und durch deren Dunkel sicherlich noch kein Sonnenstrahl gedrungen ist. Den Boden bildet ein wirres Durcheinander gefallener Stämme, aus deren Moder in unerschöpflicher Fülle neues Leben emporsprießt. Die Erde hier trocknet nie aus und wehrt sich erfolgreich gegen jeden Eindringling. Hart arbeitet die Schraube gegen die Strömung an, die hier mehrere Meilen läuft. Der Dampfer muß unbedingt noch vor Anbruch der Nacht seinen Liegeplatz erreichen, um sich nicht am nächsten Tage durch aufsteigenden Rauch den Engländern, die draußen kreuzen und die Küste scharf beobachten, zu verraten. Eine vorspringende Huck wird gerundet. An Steuerbord öffnet sich der Busch, helle Häuser, Negerhütten, mit Stroh und Schilf gedeckt, treten an das Wasser heran, wo eine Aufschüttung das Anlegen von Leichtern ermöglicht: Ssudi. Querab rasselt zuerst der Steuerbord-, dann der Backbordanker in den Grund. Zweimal noch wird Kette gesteckt, bis genügend von ihr aus ist, dann liegt der Dampfer still. Mit einem Schlage, fast ohne Uebergang, bricht die Tropennacht herein. Kaum hundert Meter ab liegt das Land. Nichts ist zu sehen, tiefe Dunkelheit lagert gleichmäßig über der Bucht und den Ufern. An Land flackert ein kleines offenes Feuer. Mehrere Gestalten zeigen sich mitunter in seinem Scheine, huschen hin und her und verschwinden im Innern einer Hütte. Tiefe Stille breitet sich nach den Aufregungen des Tages. Kein Laut unterbricht sie. Das eintönige Rauschen des Flusses nur, der sich am Bug teilt, ist zu hören. Nach mehr als zwei Monaten die erste Nacht, in der das Stampfen der Maschine verstummt, in der nicht von Bord aus unablässig die Dunkelheit durchforscht werden muß. Kein Spähen nach dem Feinde. Wohltuende, völlige Entspannung aller Nerven. Auch heute liegt der Dampfer dicht abgeblendet, kein Lichtschimmer dringt nach außen. Diesmal freilich gilt die Vorsicht weniger dem Gegner als den Moskitos, die zu Tausenden längs des Flusses schwirren. Zum erstenmal auch seit langem sitzt die Mannschaft, bis auf die paar Leute, die in Heizraum, Maschine und an Oberdeck Wache halten, zusammen auf der Back. Helle Freude herrscht überall über die gelungene Fahrt. Besonders schmeichelhafte Urteile werden über den Engländer gefällt, der so liebenswürdig war, ihr Schiff ungestört seines Weges ziehen zu lassen. Was die nächsten Tage und Monate bringen werden, wie sich das weitere Schicksal der »Marie« gestalten wird, bekümmert sie heute nicht. Ist’s bisher gut gegangen, wird es auch ferner glücken. Bedeutend ernster ist die Stimmung unter den Offizieren, die im Salon versammelt sind. Der gefährlichste Teil des Auftrages ist allerdings ausgeführt, und was der geglückte Durchbruch bedeutet, welchen Einfluß die Ladung auf den Fortgang der Operationen haben wird, das erzählt ihnen jetzt Kapitän Schaap, der die Nacht über an Bord bleibt. Seit Stunden schon ist die Meldung über das unbemerkte Einlaufen abgegangen. Welche Freude mag sie auslösen! Freilich noch lange nicht ist die Gefahr geschwunden, immer noch ist es möglich, daß die Engländer den Dampfer nachträglich aufspüren. Wie leicht kann es ihm dann gehen wie dem Dampfer, der ein Jahr vorher schon mit ähnlicher Ladung unter Kapitän Christiansen die Blockade brach. Auch er war glücklich in die weiter nördlich gelegene Mansa-Bucht hereingekommen. Dabei aber spürte ihn der englische Kreuzer »Hyacinth« auf und eröffnete das Feuer auf ihn. Stundenlang wurde er beschossen, bis er brennend sank. Ein glückliches Geschick ließ ihn allerdings so wegsacken, daß keine Explosion erfolgte und die Ladung geborgen werden konnte. Unendlich mühselig war die Arbeit, monatelang dauerte es, bis die letzte Kiste an Land geschafft war. Vor allem gelten die Besprechungen dem Löschen der Ladung. So leicht und selbstverständlich die Befrachtung mit Hilfe der zahlreichen Einrichtungen in der Heimat durchzuführen war, so schwer gestaltet sich hier das Löschen, wo jede Hafeneinrichtung fehlt und wo menschlicher Geist für die Maschinen Ersatz suchen muß. Glücklicherweise ist ein Teil der Besatzung der »Königsberg« dazu bestimmt, mit Hand anzulegen und hat auch bereits Vorbereitungen getroffen. Frühzeitig begibt sich alles zur Ruhe. Der morgige Tag erfordert alle Kräfte. Draußen kreuzt der Feind, jede Stunde kann die Entdeckung bringen. Was dem Schiff selbst geschieht, ist zunächst gleichgültig, die Ladung aber muß in Sicherheit gebracht und so schnell wie möglich aus der gefährlichen Nähe des Gegners weg an die Front geschafft werden. Vorn und achtern in den Logis ist längst alles zur Ruhe gegangen. Auch im Salon verstummt allmählich das Gespräch. Einer nach dem andern sucht seine Kammer auf. Das Licht erlischt. Kein Laut mehr. Nur das gleichmäßige Auf und Ab der Wache klingt durch die Nacht. Die ersten Sonnenstrahlen schießen im Osten hoch. Der nachtdunkle Himmel erhellt sich, wird grau, heller und heller, geht für Sekunden in flammendes Rot über, bis die Sonne über den dichtbewaldeten Höhen erscheint. Die bläulichen Morgennebel, die über Fluß und Wald lagern, scheinen in sich zu zerfließen. Eine Weile noch haften sie am Grün, dann verschwinden sie und geben den Blick frei. Das Leben erwacht. Längst sind die Ladeluken geöffnet, der Dampf für die Winden wird zur Probe angelassen. Ratternd beginnen sie sich zu drehen, die Ladebäume neigen sich zum Hieven. Gleichzeitig fast mit den Vorbereitungen an Bord stoßen von Land mehrere Leichter ab. Von Weitem schon klingen fröhliche Zurufe herüber. Leute der »Königsberg« kommen mit zahlreichen Eingeborenen, um mit Hand anzulegen beim Löschen der Ladung. Längst bevor der Tag graut, ist der alte Eilers an Deck gekommen. Schon am Abend hat ihm Kapitän Sörensen mitgeteilt, daß Mannschaften der »Königsberg« hier an Land seien und morgen an Bord kämen. Seither hat er auch nicht einen Augenblick Ruhe gefunden. Während die andern im tiefen Schlummer der Erschöpfung noch gleichmäßig atmen, hat er sich erhoben und ist an Deck gehuscht. Ob sein Junge dabei sein wird? Sicher ist, daß er von den Kameraden Näheres über sein Schicksal erfährt. Seit dem Anbruch des Tages spähen seine Blicke ununterbrochen hinüber nach Land. Er sieht die vielen Gestalten der deutschen Seeleute, die dort an den Prähmen herumhantieren, aber die Entfernung ist zu groß, um die Gesichter erkennen zu können. Sie gleichen einander vorläufig alle. Dann endlich, viel zu langsam für seine Ungeduld, setzen sie ab und kommen bei der Strömung heran. Näher und näher. Jetzt sind Gesichter auszumachen. Tiefbraun, sonnenverbrannt. Die Stimmung unter ihnen scheint überaus vergnügt; leicht begreiflich. Gibt’s hier doch wieder seemännische Arbeit nach dem langen Einerlei der letzten Monate. Nicht eine Sekunde läßt sie der Alte aus den Augen, auf jedem einzelnen Gesicht haftet sein suchender Blick. Vorn der Junge, der könnte es wohl sein, wenn er nicht so breit und kräftig wäre, aber das Gesicht? ... Zitternd, als wenn ihm der Laut nicht aus der Kehle wollte, klingt es von der Reeling zum Boote hinunter: »Willem!« ... Und ein zweitesmal, lauter, kräftiger, als hätte er nun die Befangenheit überwunden. Mit einem Ruck fährt der Junge hoch, erstaunt sucht sein Blick nach dem, der ihn gerufen. Ein kurzes Stutzen, ein jauchzender Laut: »Vadder! Wo kumst du her? Büst du dat würklich?« Und ebenso die Antwort: »Jo, Junge, jo, ick bünt! Oh, wat’n Glück, dat ick di wedder seg!« ... Leinen fliegen hinunter auf die Leichter, sofort werden sie belegt, und nach Minuten sind die plumpen Fahrzeuge längsseit festgemacht. Der erste, der sich über die Reeling schwingt, ist der junge Eilers. Mit einem Satz ist er bei seinem Vater. Keine Umarmung. Nur fest umschließen sich die Hände, als wollten sie sich niemals loslassen. Lange blickt der Alte dem Sohn in die Augen, dann gibt er ihn frei. Kein Wort weiter wird gewechselt. Der Junge ist noch derselbe, wie er von ihm ging, nur gehärtet noch durch die fast zwanzig Monate Krieg. Kein Kind mehr; der da vor ihm steht, ist ein Mann geworden, mit dem er wohl zufrieden sein kann. Die Arbeit ruft. Was die beiden einander sich zu sagen haben, soll bis zum Abend aufgeschoben werden. Die Winden rattern, eine Kiste nach der andern wird geheißt, schwebt Sekunden über dem Deck und gleitet in die Leichter, die bald gefüllt nach Land zu streben, um anderen, leeren, Platz zu machen. Glühendheiß brennt die Tropensonne herunter. Längst arbeiten die Leute nur mit Troiern und Hosen bekleidet, während der Tropenhelm mit dem Nackenschleier sie gegen die sengenden Strahlen schützt. Unaufhörlich rinnt der Schweiß vom Körper. Ein flüchtiges Wischen mit dem braungebrannten Unterarm, und angespannt geht die Arbeit weiter. Sie wissen alle, worum es sich handelt. Nicht eine Sekunde darf verloren gehen, bis zum Aeußersten muß das Tageslicht ausgenutzt werden. Kaum daß die Leute sich Zeit zum Mittagessen gönnen. Lange schon haben sie handfeste deutsche Kost entbehrt und mit dem vorlieb nehmen müssen, was das Land ihnen bot. Noch aber ist der letzte Bissen nicht hinunter, als alle Hände schon wieder zugreifen. Hoch oben im Ausguck sitzt ein Matrose. Er lugt nach der Ausfahrt, um das Nahen eines Feindes zu melden. Zum Glück aber zeigt sich nichts, und ungehindert nimmt die Arbeit ihren Fortgang. Der Abend naht, und mit einem Schlage macht die Dunkelheit dem Treiben ein Ende. Ein Teil der »Königsberg«-Mannschaft bleibt die Nacht über an Bord, um beim Morgengrauen gleich zur Stelle zu sein ... Sie sitzen an Deck, hauen in die langentbehrten Speckerbsen ein und suchen dann den Moskitos durch mächtiges Qualmen entgegenzuwirken. Auf der Back hat sich um Eilers und seinen Jungen eine kleine Gruppe gebildet. Während des Tages haben die beiden kaum Gelegenheit gehabt, ein Wort zu wechseln. Jetzt tauschen sie, leise flüsternd, die Gedanken aus, die sie bewegen. Wie es mit dem Krieg geht, fragt der Junge, wie es in dem kleinen Häuschen zu Hause in Krautsand an der unteren Elbe aussieht, wer von den Freunden hinauszog und wer geblieben ist. Dann muß der Sohn dem Vater erzählen. Von seinen Erlebnissen, seit er Anfang Mai 1914 auf der »Königsberg« die Heimat verließ. Große Reden kann er nicht führen. Schlicht, wie sich eben alles in ihm abgespielt hat, berichtet er. Merkt nicht, wie das Gespräch um ihn mehr und mehr verstummt, wie sie alle an seinen Lippen hängen, gerührt von der Erzählung, die gerade so, wie der Junge sie wiedergibt, ein Bild des Heldentums der auf sich selbst angewiesenen und dem sicheren Tode geweihten Auslandskreuzer ist: »Daß wir Anfang Mai von Wilhelmshaven abfuhren, weißt du ja, Vadder, und meinen Brief aus Port Said werdet ihr wohl noch bekommen haben. Dann ging die Geschichte los. Wir waren eben auf unserer Station in Tanga angekommen. Es war Ende Juli, als die Depeschen von zu Hause kamen, daß es wohl bald Krieg geben würde. Zuerst wollten wir das gar nicht glauben, dann aber nahmen wir soviel Kohlen und hatten auch einen ganzen Haufen von an Deck stehen, daß wir uns selbst sagen mußten, es würde doch ernst werden. Dann gingen wir in See, um feindliche Handelsschiffe zu jagen. Na, es hat auch gar nicht lange gedauert. Am 6. August hatten wir schon den ersten gekitscht. Ein großer Kerl war es, ein Engländer, hieß »City of Winchester«. Paar Tage behielten wir ihn bei uns, dann haben wir ihn doch versäuft, wir konnten uns nicht länger mit ihm besacken. Vater, das machte wohl Spaß. Das Schönste kam aber, als wir den englischen Kreuzer »Pegasus« zu fassen kriegten. Dieser Kerl hatte die offenen Städte an der Küste beschossen, wo sie sich doch gar nicht verteidigen konnten. Ein paar Tage haben wir den Burschen umsonst gesucht. An der Küste war er nicht mehr, er konnte nur in Sansibar sein. Wir also möglichst vorsichtig heran. Es war Sonntag morgen und noch pickeduster. Weit draußen trafen wir ein englisches Wachschiff. Drei Schüsse, und es sackte weg. Eben ging die Sonne hoch, da meldet auch schon der Ausguck, daß im Hafen, von dem wir ungefähr sechs Seemeilen ab waren, unser Kreuzer liegt. Bis auf achtzig Hektometer, weißt du, Vater, das sind acht Kilometer, gingen wir heran, und dann haben wir herausgejagt aus unseren Kanonen, was nur heraus wollte. Und ich kann dir sagen: das war fein! In einer Viertelstunde brannte der Pott lichterloh und sackte weg. Wir sahen bloß noch, wie die Boote haste was kannste nach Land pullten. Den haben wir ja fein hingekriegt! Dann kamen aber bald böse Zeiten. Wir konnten schlecht Kohlen bekommen und waren schließlich in den Rufidji-Fluß hineingelaufen, wo einer von unseren Kohlendampfern lag. Ein halbes Dutzend Engländer ungefähr war uns auf dem Hals, und dort fanden sie uns. Herankommen an uns konnten sie nicht, weil sie zu tief gingen, aber sie wollten uns auch nicht wieder herauslassen; so haben sie einen von unseren Dampfern und einen Engländer in der Mündung versenkt. Da lagen wir nun fest. Es gab wohl noch ein paar andere Auswege nach See zu, aber da konnten wir nicht hinkommen, da es zu seicht war. Lange blieb uns auch gar nicht Zeit dazu. Sie hatten bald ein paar Kanonenboote mit Haubitzen von England geholt, die uns nun auf den Pelz rücken wollten. Das kannst du mir aber glauben, ganz leicht haben wir sie nicht an uns herangelassen. Wir waren so weit heraufgegangen, wie nur möglich, und lagen ganz schön versteckt hinter den Palmen, als die Schießerei losging. Die großen Schiffe hatten ja öfters schon von See aus auf uns gefeuert, aber die Granaten waren alle über uns weggeflogen. Hättest mal sehen sollen, wie der Schlick hochging, wenn ein dicker Brummer mitten hineinflog. Mit unseren Kanonen konnten wir auch nicht viel machen. Da haben wir sie an einer Seite abmontiert und an Land geschleppt. Das war eine Arbeit! Soweit wie möglich haben wir sie ja auseinandergenommen, dann ging es tagelang durch den Schlick und den Urwald nach der Mündung, ohne daß die Engländer etwas merkten. Bis zum Bauch sackten wir oft ein, aber es mußte geschafft werden, und unsere Offiziere haben uns fix herangekriegt. Immer wieder rissen wir uns hoch und keuchten weiter. Das schlimmste waren die Nächte in dem Gestrüpp. Kaum daß wir ein Plätzchen hatten, wo wir uns hinlegen konnten. Und dann die verfluchten Moskitos! Unser Doktor hatte uns aber ordentlich Chinin mitgegeben, und das aßen wir. Nach ein paar Tagen hatten wir aber auch unsere Kanonen schon aufgebaut, und als die Engländer wieder herankamen, ging’s los. Die haben ja Augen gemacht, als wir in ihrem Rücken zu ballern anfingen. Damit haben sie nicht gerechnet. Dann nahmen sie uns auch von See wieder unter Feuer. Das war ja wohl nicht ganz so schön. Die Granaten von den großen und kleinen Schiffen heulten nur so um uns herum. Äste, Zweige, ganze Baumkronen kamen von oben herunter. Trotzdem haben wir uns lange gehalten. Bis wir nicht mehr konnten. Darfst aber nicht glauben, daß vielleicht einer von uns schlapp gemacht hätte! Das gab es nicht! Die Tage wird wohl keiner von uns vergessen. Mitunter hatten wir achtundvierzig Stunden nichts zu essen. Nachts fand keiner durch den Urwald, nur die Neger, die die Wege genau kannten, brachten uns das Nötigste. Freilich, fett konnten wir dabei nicht werden. Aber wir freuten uns trotzdem, daß wir den Engländern doch ihre Geschichte mächtig versalzen haben. Als sie dann landeten und wir auch nicht recht mehr Granaten hatten, haben wir unsere Kanonen abgebaut und in Sicherheit gebracht. Nachgekommen sind sie uns nicht, dazu hatten sie viel zu viel Manschetten vor uns. Böse wurde der Kram, als die englischen Flieger kamen. Einen haben wir heruntergeknallt, zwei andere aber konnten nachher das Feuer doch so leiten, daß die arme »Königsberg« einen Treffer nach dem andern kriegte. Im Juli haben sie uns an zwei Tagen vom frühen Morgen bis in die Nacht hinein beschossen. Viel ist nicht übrig geblieben. Die Geschützmannschaften des Vorschiffes waren alle tot, der Kommandant auf der Brücke schwer verwundet, das ganze Oberdeck brannte. Im Achterschiff ging die Gebrauchsmunition an den Geschützen hoch, und schließlich fing alles Feuer. Dann ließ unser schwer verwundeter Kapitän die Munitionskammern fluten. Zweimal haben sie an Bord noch geschossen und mit dem letzten Schuß den einen von den beiden Fliegern heruntergeholt. Dann war es aus. Alles an Oberdeck war tot oder verwundet, auch der Klaus Mewes von Nachbars ist geblieben. Die noch lebten, nahmen die Verwundeten mit an Land, und dann hat unser Erster Offizier mit einem Torpedokopf unser schönes Schiff gesprengt, daß es in zwei Stücken auseinanderbrach. Die Flaggen wehten noch an den Masten, und eben vor dem Dusterwerden haben wir sie ganz zerschossen heruntergeholt und geborgen. Über acht Monate haben sich die Engländer an uns gequält, und glaub’s mir, Vater, wenn es nicht so viele gewesen wären, hätten sie uns überhaupt nicht gekriegt. Nur die Flieger und die Haubitzen haben’s gemacht. Wir haben aber auch ein paar Gefangene mitgebracht von dem Flugzeug, das wir vor Weihnachten abgeschossen hatten. Die Kerls mußten heruntergehen und trieben an Land. Da sind wir fix losgelaufen. Sie wollten wieder ausrücken, aber wir ihnen nach, in den Modder hinein. Schön sahen wir ja nicht aus, dafür aber hatte uns unser Oberleutnant belobt und auch dem Kapitän von uns erzählt. Dann wurden wir überall hin verteilt: ein paar kamen auf die großen Seen, andere sind bei der Schutztruppe, und auch wir an Land haben hier schon allerlei erlebt.« »Na, Gott sei Dank, daß nur dir nichts passiert ist, mein Jung! Das ist ja die Hauptsache!« »Ja, Vadder, jetzt geht’s uns ja tadellos. Wir haben ordentlich Schakulla gemacht. Weißt du, so sagen die Schwarzen hier, die sich am liebsten den ganzen Tag den Bauch vollschlagen möchten. Aber es ist man gut, daß du uns nicht gesehen hast, als wir vom Busch zurückkamen. Das schlimmste war die Regenzeit. Wochenlang hat es Tag und Nacht gegossen, daß wir mitunter kaum hundert Meter weit gucken konnten. Wir hatten uns wohl ein paar Hütten aus Schilf und Stroh gebaut, aber da ging das Wetter glatt durch. Unser Zeug wurde überhaupt nicht mehr trocken. Wir hatten es im Gestrüpp und an den Dornen kaputt gerissen und sahen aus, wie die Vagabunden. Dann hinterher die verfluchten Moskitos! Hungern haben wir auch manchmal dürfen. Alle paar Tage mußten wir den Hosenbund enger nähen, sonst wär’ uns die Bux weggesackt. Dann ist’s man schlecht mit dem Laufen, und das haben wir doch manchmal gemußt!« »Da kann ich auch einen Ton mitreden«, fällt einer der älteren Obermatrosen ein, der bisher ruhig neben dem alten Eilers saß und seine Freude daran hatte, wie der junge Kamerad die Mühseligkeiten im Busch und das Ende ihres Schiffes beschreibt. »Nu verklar deinem Vater man auch die Geschichte von unserer Prise!« »Donnerwetter ja, das hätte ich beinah vergessen! Das war ’n feinen Kram, Vadder, da haben wir die Engländer belurt! Mit ihren Kanonen konnten sie uns von See aus nichts tun, dichter heran ließ sie die Sandbank nicht. Und da hatten sie nun auf einen kleinen Schlepper ein paar Kanonen gestellt und versuchten, uns mit dem auf den Pelz zu kommen. Wir hatten unser Geschütz an einer andern Stelle aufgebaut, wovon die Kerls natürlich keine Ahnung hatten. Als sie nun an uns vorbei waren, haben wir ihnen einige Granaten hineingepfeffert. Versaufen wollten sie nicht, und in ihrer Angst jagten sie auf Land zu. Kaum hat unser Bootsmaat das gesehen, als er auch schon ruft: »Jungs, das ist ja unser alter Dampfer »Adjutant«, den kitschen wir uns!« Wir raus aus dem Busch, ins Wasser hinein, und in dem Augenblick, wo er aufläuft, haben wir ihn auch schon geentert. Die Engländer kamen überhaupt nicht zur Besinnung. Unser Kommandant machte ja nicht schlechte Augen, als wir mit unserem Schlepper längsseit kamen. Das schönste war ja, daß das Boot früher einmal uns gehört hatte. Es hatte auszubrechen versucht und war dabei abgefaßt worden. Sechs Kanonen mit der ganzen Munition haben wir erbeutet und einen Offizier und einundzwanzig Mann gefangengenommen.« Einige Male schon will der ältere dem jungen Eilers in die Rede fallen. Jetzt, als er geendet hat, wendet er sich an den Vater. »Stimmen tut ja nun woll die Geschichte, aber der Junge hat ganz zu erzählen vergessen, daß er der erste oben war und gleich den Führer an der Gurgel zu fassen kriegte. Und dabei brüllte er, daß die ganze andere Bande vor Schreck gar nicht mehr an Widerstand dachte. Mit Ihrem Jungen dürfen Sie woll zufrieden sein, das is ’n fixen Kerl.« Der Alte strahlt. Er spricht nicht, aber seine Augen leuchten, als er die Geschichte hört. Ist ja sein Junge, sein Einziger .... Bei den Afrikanern Tag für Tag geht es so in rastloser Arbeit dahin. Kaum ist die Sonne hochgekommen, als auch schon die Dampfwinden zu rattern beginnen. Tiefer und tiefer müssen die stählernen Läufer in die Laderäume hinuntergefiert werden, immer höher taucht das Schiff aus dem braunen Flußwasser. Die großen Leichter stoßen von Land ab, kommen längsseit und füllen sich. Andere treten an ihre Stelle, ohne Unterbrechung. Sengend brennt die Sonne, die Luft flimmert und flirrt, in blendendem Glanze strahlt die Oberfläche des Wassers. Noch nie haben die Schwarzen die Bana Kubas so schaffen gesehen. Daß die ihr Werk auch während der glühenden Hitze nicht unterbrechen und sich in den Schatten zurückziehen, um der Ruhe zu pflegen, ist ihnen noch nicht passiert. Das hetzende, unermüdliche Vorwärtsstreben, das keine Ermüdung zu kennen scheint, steckt schließlich aber auch sie an. Wie ein Heuschreckenschwarm stürzen sie auf die an Land aufgetürmten Kisten. Der ganze Betrieb ist wohlorganisiert. Aus den Dörfern der Umgebung sind alle Hilfsmittel aufgeboten, und willig haben sich die Schwarzen dem Befehle gefügt. Der größte Teil der Ladung geht auf Karren nach der weit ab liegenden Bahn. Knarrend und ächzend setzen sich die schweren Fahrzeuge in Bewegung und verschwinden im Dämmer des Waldes, aus dem eine Zeitlang noch das anfeuernde Geschrei der Treiber herüberdringt. Ein anderer Teil der Kisten aber wird geöffnet und der Inhalt zu Trägerlasten geteilt. Dann marschiert die lange Reihe der Schwarzen ab, das schwere Gewicht auf dem Kopfe balancierend. Das uralte System der Beförderung auf den schmalen Buschwegen, das sich noch immer bewährt. Das schwierigste Stück aber ist der Transport der Geschütze. Was zu Hause der riesige Kran spielend in einem Augenblick bewältigte, dafür gilt es hier mit Aufbietung aller vorhandenen Kräfte Mittel zu schaffen. Glücklicherweise stehen Hände genügend zur Verfügung. Sie müssen ersetzen, was sonst nur Maschinen leisten, und es ist geradezu verblüffend, wieweit die Erfindungsgabe reicht, die schweren Gewichte zu bewegen. Zwar geht stets fast ein ganzer Tag darauf, bis eines der Rohre vom Verlassen des Laderaums auf dem Landwege weiterrollt, aber es wird geschafft. Ein Glück nur, daß die Engländer nicht ahnen, was sich hier in so geringer Entfernung trotz ihrer »wirksamen Blockade« abspielt. Kapitän Sörensen hat bisher nicht einen Augenblick sein Schiff verlassen, trotzdem er wiederholt schon von den Besitzern der umliegenden Pflanzungen eingeladen wurde. Sie alle wollen den Mann kennenlernen, dessen kühnes Draufgängertum die Mittel herbeigeschafft hat, die Kolonie auch weiter mit Erfolg gegen die von allen Seiten herandrängenden Feinde zu verteidigen. Auf der naheliegenden Station will heute ein Offizier der Schutztruppe eintreffen. Der Ausguck von der Küstenwache meldet, daß vom Gegner nichts in Sicht sei. Der Kapitän kann also beruhigt von Bord gehen, da für den heutigen Tag eine Überraschung von seiten der Engländer ausgeschlossen ist. Die üppige afrikanische Vegetation umfängt ihn an Land. Längst ist hier durch die Hand des Europäers der Urwald zurückgedrängt, die Axt hat Lichtungen geschaffen, um den Boden trocknen zu lassen und die so gefährlichen Ausdünstungen nach Möglichkeit zu beseitigen. Eingeborenen-Dörfer, deren Bevölkerung sich allmählich an die Arbeit, die ihnen reichlichen Unterhalt bietet, gewöhnt hat, liegen im Busch verstreut. Längst herrscht geordnetes Leben. Überall ein Bild deutschen Fleißes. Weit dehnen sich die Felder, dann machen sie fast undurchdringlichem Wald Platz, dazwischen wieder Negerdörfchen mit Eingeborenenkulturen im kleinsten Maßstabe. Ein gesegnetes Land. Mehr und mehr wird das Bestreben der Engländer erklärlich, ihre Hand auf dieses Gebiet zu legen und ihre Gier, sich festzusetzen, um ihre Kap-Kairo-Bahn dann durch rein englisches Gebiet zu führen. Am liebsten freilich schluckte es ja ganz Afrika und würfe auch seine braven Ententegenossen, die Franzosen, hinaus, denen es ja schon bei Faschoda einen derben Riegel vor den Sudan legte. Aus tiefem Grün leuchten voraus helle Mauern und Dächer, die Gebäude der Pflanzung, auf. Mitten in wohlgepflegten Gärten erhebt sich das Wohnhaus mit der rundherumgeführten überdachten Veranda, darüber hinaus, als Schutz gegen die sengenden Sonnenstrahlen die ragenden Kronen hoher Palmen, dichtes Laub der Gummi- und Bananenbäume. Die Ankommenden werden schon erwartet. Weiß leuchten die Kleider der Europäer von weitem herüber. Wenige Minuten später begrüßt die Frau des Hauses die Gäste. Der Krieg mit seinen Schrecken ist bis hierher noch nicht vorgedrungen. Einige Male war es wohl so, als dränge dumpfer Kanonendonner vom Rufidji herüber, das war aber auch alles. Eine Anzahl der Plantagenarbeiter ist in die Schutztruppe eingereiht worden, die militärpflichtigen Weißen sind längst eingerückt und stehen seit langen Monaten im Felde, trotzdem geht auf den Plantagen der Betrieb seinen geordneten Gang. Die Sonne sinkt. Das Grün des Waldes färbt sich dunkler, bläuliche Abendnebel fallen ein. Es wird ruhig. Das Zirpen der Grillen und die Laute der Vögel verstummen allmählich. Noch weitere Gäste finden sich ein. Angestellte der benachbarten Plantagen, ein Missionar und der Kapitän eines der Dampfer der deutschen Ostafrikalinie, der sein Schiff in Daressalam liegen hatte und es auf Strand setzte, damit es den Engländern nicht in die Hände fiele. Ein Rufen draußen, Stimmengewirr. »Hallo, Fritz, ist der Bana Kuba zu Hause?« Rasche Schritte kommen die Treppe herauf, eine schlanke Gestalt in Schutztruppenuniform erscheint. Der letzte erwartete Gast. Alles ist wie daheim in Deutschland. Die weißgedeckte mit Blumen geschmückte Tafel, das Geschirr, die blitzenden Gläser. Nur die zahlreiche schwarze Bedienung verrät, daß die Heimat weit, weit ab ist. Die Gäste werden einander bekannt gemacht. Der Schutztruppenoffizier preßt die Hand Sörensens, als wolle er sie gar nicht mehr loslassen. »Sie glauben gar nicht, Herr Kapitän, welche Freude Sie uns mit ihrer Ankunft gemacht haben. Wie haben Sie es bloß fertiggebracht, durch die englischen Linien zu kommen?« Sörensen versucht sich zu sträuben, schließlich muß er aber doch berichten. Er macht nicht viel Aufhebens von seiner Fahrt, erzählt in einfachen Worten, wie sie im eisigen Nordwest herausgingen, berichtet das Abschütteln des Hilfskreuzers, die Begegnung mit dem vermeintlichen englischen U-Boot, die Hilfe in der Not und die gänzlich ungestörte Fahrt, bis der englische Blockadekreuzer hier ums Haar fast die ganze Unternehmung zum Scheitern gebracht hätte. So einfach und schlicht schildert er alles, als ob es die selbstverständlichste Sache von der Welt gewesen wäre, als wenn die ganze See so rein wie im tiefsten Frieden gelegen hätte. Er erwähnt ja nicht, daß Tage und Nächte kamen, in denen der bis zum äußersten angestrengte Körper nicht eine Sekunde Schlaf finden durfte, weil der Führer jederzeit auf seinem Posten sein mußte, in denen wieder und wieder jede einzelne Minute das Ende bringen konnte. Er ist bald mit seiner Erzählung zu Ende. Und als wollte er die Gedanken, die mit ihm soeben die gefährliche Fahrt durch die Linien der Feinde machten, ablenken, beginnt er von der Heimat zu erzählen. Wie sie da noch immer nach eineinhalb Jahren wie ein Mann ständen, wie die Mauern im Osten und Westen, die nicht wankten und wichen, sondern sich unwiderstehlich weiter vorschöben. Erzählt, wie die U-Boote hinauszögen, um ein Schiff nach dem andern zu versenken, wie die englische Flotte sich in die äußersten Winkel der schottischen Buchten verkröche und nicht herauszukommen wage. Er berichtet von den U-Booten, die in Gallipoli die englischen Schiffe zum Rückzug zwangen und dadurch den Kampf dort entschieden. Kurz bevor er die Heimat verließ, seien die Engländer dort sang- und klanglos im Nebel abgezogen, nachdem Hunderttausende von ihnen gefallen waren. Was er als alt berichtet, das scheint den Leuten, die mit ihm an der Tafel sitzen, ein Märchen, zu schön fast, es zu glauben; und ist doch alles Wahrheit. Hier sitzt einer, der diese gefährliche Waffe, die Englands ganze Seemacht lähmt, kennt, der ihr Wirken selbst beobachtet hat, der die kleinen grauen Gesellen oft von ihren glänzenden Fahrten hat zurückkehren sehen und ihre Führer kennt. Unaufhörlich muß er sprechen, erzählen, berichten, bis er sich dann dem Schutztruppler zuwendet. »Nun möchte ich Ihnen aber auch noch erzählen, wie stolz wir auf Sie sind. Es sind ja viele Nachrichten zu uns gekommen, und die Engländer haben das Blaue vom Himmel heruntergeflunkert, um der Welt weiszumachen, daß es nur noch Wochen dauern könnte, bis auch unsere letzte Kolonie in ihren Händen sein würde.« Der Schutztruppler lacht, daß die weißen Zähne nur so aus dem schwarzgebrannten Gesicht leuchten. »Na, so ganz einfach wollen wir ihnen die Sache doch nicht machen. Haare haben sie ja bisher schon mächtig lassen müssen!« »Die glänzendste Geschichte«, fügt Sörensen ein, »war wohl die bei Tanga. Die Engländer haben ja versucht, die Sache zu verschleiern: Zuerst kamen etwas unklare Nachrichten zu uns nach Deutschland, die so schön klangen, daß wir sie gar nicht glauben mochten. Kaum waren sie aber in den Blättern erschienen, als die Engländer auch schon für sich selbst eine glänzende Waffentat herauszulügen suchten.« Der Hausherr, der bisher geschwiegen hat, mischt sich in das Gespräch. »Sie glauben gar nicht, Herr Kapitän, wie sehr gerade dieser Sieg unser Ansehen bei den Eingeborenen gestärkt hat und wie die Schwarzen nachher mit uns durch dick und dünn gegangen sind.« »War denn einer von Ihnen dabei?« Lebhaft gibt die Hausfrau Auskunft: »Aber natürlich, der Herr Hauptmann hier, der hat doch die ganze Sache mitgemacht, er spricht ja sonst nicht gern, aber wenn wir ihn alle recht schön bitten, läßt er sich vielleicht erweichen und erzählt.« Der Offizier der Schutztruppe lächelt und verbeugt sich vor der Dame ihm gegenüber. »Ja, gnädige Frau, da wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als zu berichten. Den meisten von Ihnen sind die Ereignisse ja schon bekannt, aber Sie, Herr Kapitän, wird die Erzählung vielleicht interessieren. Zuerst hatten es die Engländer auf Daressalam abgesehen, um uns vor allem die Funkenverbindung mit der Heimat abzuschneiden. Zwei kleine Kreuzer haben ihr Heil vergeblich versucht. Sie erreichten bloß, daß wir die ganze Anlage abbauten und weiter nach dem Innern transportierten. Damit war es also nichts. Zum Glück hatte die Marine ihr Vermessungsschiff, die »Möwe«, bereits vorher versenkt, und auch das kleine Schwimmdock hatte dran glauben müssen. Das gleiche Manöver wie in Daressalam wiederholten die Gegner nun in Bagamojo. Auch hier aber setzten sie bloß durch, daß unsere Dampfer, um nicht von den Engländern weggeführt zu werden, sich freiwillig auf Strand setzten und die Maschinen unbrauchbar gemacht wurden. Auch an verschiedenen anderen Punkten der Küste kam es zu Schießereien, bei denen die Engländer nicht gerade Lorbeeren ernteten. Wir waren in der Zwischenzeit nicht müßig gewesen und den Engländern zu Lande bereits höllisch unangenehm geworden. Während sie ihre Zeit an der Küste vertrödelten und wohl annahmen, daß wir hilflos in unserer Abgeschlossenheit lahmgelegt wären und wohl längeren Widerstand gar nicht leisten könnten, hatten wir den Spieß bereits umgekehrt und waren ihnen in ihrem eigenen Gebiet auf den Pelz gerückt. Das war ja so’n Fressen für unsere Askaris. Die Kerls haben sich glänzend gemacht. An der Ostseite des Viktoriasees drangen wir gegen die Ugandabahn vor, um Missi zu besetzen, ebenso an der Westseite des Kilimandscharo, gegen die Zweigbahn, die nach Magadi führt. Die wurde vor allem durch Sprengung einer Brücke unbrauchbar gemacht. Eine dritte Abteilung stieß zur gleichen Zeit vom oberen Ende der Usambarabahn über die Grenze vor und besetzte Tavete, wo sie von seiten der Engländer nicht den geringsten Widerstand vorfand. Diese letzte Geschichte nun war den Engländern besonders unangenehm, da sie Angst hatten, daß wir sie durch Besetzung oder völlige Zerstörung der Bahn von der Küste abkneifen würden. Sie haben dann schleunigst Verstärkungen von Indien und anderen Kolonien herangeschafft, um Tanga zu nehmen. Das ist nämlich der Ausgangspunkt der Usambarabahn, die für unsere Operationen dort oben den Rückhalt bildete. Wahrscheinlich hofften sie aber auch längs der Bahn weiter vordringen zu können und uns abzuschneiden. Geschehen mußte von ihrer Seite unbedingt etwas, um ihr Ansehen bei den Schwarzen, den Arabern und Indern, die als Händler über das ganze Land verteilt sitzen, wieder herzustellen. Einen gehörigen Knacks hatte es schon weg, und unser Vorgehen hatte das englische Prestige bereits stark vermindert. Dazu kam noch die Furcht und die Wirkung, die unser weiteres Vordringen auf Indien ausüben mußte. Sie können sich nicht vorstellen, Herr Kapitän, wie schnell die Eingeborenen ohne Telegraph von solchen Geschichten Wind bekommen. Na, uns konnte das ja nur recht sein bei der schamlosen Verletzung der Kongoakte, die doch jeden Krieg zwischen Europäern und vor allem die Verwendung farbiger Truppen hier ausschließt. Das Tangaabenteuer sollte den Engländern sehr teuer zu stehen kommen. Ich war selbst da. Am 31. Oktober kam plötzlich die Meldung von der Signalstation, daß eine große Rauchwolke über der Kimm auftauche und bald darauf die Nachricht, daß ein Schiff sich der Küste nähere. Der Bursche stoppte, fuhr einige Male hin und her, stoppte neuerlich, lotete auch wahrscheinlich, kurz und gut, es konnte sich nur um ein Ausmessen des Fahrwassers handeln. Na, die Herren sollten ja einen guten Empfang bekommen. Wir zogen von Moschi und anderen Plätzen heran, was an Truppen nur irgendwie verfügbar war. Die Leute waren noch nicht alle angekommen, als die Geschichte auch schon losging. Am 2. November vormittags wurden abermals starke Rauchwolken gemeldet. Es war ein ganzes Geschwader, das da im Anmarsch schien. Voran ein Kriegsschiff, ein Kleiner Kreuzer, dahinter mehrere große Transporter. Alles in allem vierzehn Stück. Die Engländer gingen anscheinend aufs Ganze. Von unserer Anwesenheit durfte natürlich nichts verraten werden und der Gegner hatte auch sicher keinen Schimmer, daß uns das Erscheinen seines Schiffes tags zuvor schon alles mögliche berichtet hatte. Wir hatten außerhalb der Stadt Stellungen bezogen, hielten uns aber vor den Blicken der Engländer völlig verborgen. Von einem der Kriegsschiffe stieß sofort nach dem Ankern eine Pinasse mit der Parlamentärflagge ab, kam in den Hafen und forderte in bekannter englischer Bescheidenheit nicht mehr und nicht weniger als die bedingungslose Uebergabe der Stadt. Die Antwort war selbstverständlich ein glattes »Nein«. Sie waren sogar so gnädig gewesen, uns eine Frist zu bewilligen. Unsere Weigerung muß ihnen wohl gänzlich unerwartet gekommen sein! Wahrscheinlich hatten sie sich eingebildet, daß wir, eingeschüchtert durch die große Menge der Schiffe, uns auf Gnade oder Ungnade ergeben würden. Sie saßen also ruhig auf ihren Schiffen, wir vergnügt in unseren Stellungen an Land; sie warteten und wir warteten. Nach einer Weile wurde lebhaft signalisiert. Schon dachten wir, daß es jetzt mit Gewalt versucht werden sollte und trafen unsere Maßregeln; aber es war wieder nichts. Nach einiger Zeit ging zu unserem Staunen der ganze Schwarm Anker auf nach See zu und kam bald aus Sicht. Gegen Mitternacht aber kam plötzlich die Meldung von der östlich der Stadt direkt an der Küste liegenden Pflanzung Moehn, daß die Engländer landeten. Sie hatten sich vorsichtig der Küste genähert, die Boote zu Wasser gelassen, und versuchten nun mit den gelandeten Truppen, die etwa eineinhalb Bataillone Weiße und Farbige betragen mochten, die Stadt zu überrumpeln, indem sie quer durch die Pflanzung heranrückten. Die Sache dauerte gar nicht lange. Wahrscheinlich hatten sie wohl ein paar von diesen verfluchten indischen Halunken mit sich, die als Händler ins Land kommen, die Eingeborene in jeder Beziehung übervorteilen und aussaugen und dann, wenn sie ihr Schäflein im Trockenen haben, mit ihrem Raub wieder abziehen. Viel war ja nicht zu sehen, weil die Nacht dunkel war, so viel aber konnten wir doch erkennen, daß sie auf einen so herzlichen Empfang, wie wir ihnen da zuteil werden ließen, nicht gerechnet hatten. Im Gegenangriff gingen wir vor und trieben sie ans Wasser zurück. An dem Tage blieb es ruhig. Wir mußten aber damit rechnen, daß der Feind seine Absicht nur vorübergehend aufgegeben hatte und jetzt wohl über einen neuen Angriffsplan beriet. Bei uns waren ununterbrochen neue Verstärkungen und Geschütze eingetroffen, so daß wir den kommenden Ereignissen recht ruhig entgegensehen konnten. Unser Kommandeur, Oberstleutnant von Lettow-Vorbeck übernahm den Befehl über unsere Streitmacht. Sie müssen nun nicht etwa glauben, daß wir Gott weiß wie viel hier zusammenhatten. Was sich in den nächsten Tagen abspielen sollte, das haben ganze tausend Mann vollbracht. Einige Kompagnien Schutztruppe, Abteilungen der Polizeitruppe, fast nur Schwarze, zu denen wehrpflichtige eingezogene Deutsche und einige Mannschaften vom Vermessungsschiff »Möwe« traten. Im ganzen waren es rund zweihundertfünfzig Europäer und siebenhundertfünfzig Schwarze. Am 4. frühmorgens erschienen zunächst die Kriegsschiffe vor der Stadt und schossen hinein, was der Deubel wollte. Sogar 15-Zentimeter-Granaten waren dabei. Gegen das Feuer der Schiffsgeschütze konnten wir natürlich nichts ausrichten. Es hatte auch gar keinen Zweck, es mit unsern kleinen Feldkanonen zu beantworten, weil wir dadurch höchstens unsere Anwesenheit verraten hätten. Wie das erste Mal, kamen auch diesmal die Transporter näher, und die Leute wurden ausgeschifft. Nur ein kleiner Unterschied war jetzt dabei: Es waren bedeutend mehr, fast an zehntausend Mann. Hauptsächlich Inder. Wie wir nachher feststellten: Acht Regimenter Infanterie und Artillerie. An weißen Truppen hatten sie außer Marinemannschaften acht Kompagnien des North Lancashire-Regiments, also eine Übermacht, die den Engländern von vornherein schon den Erfolg sichern konnte. Das große Aufgebot bewies, wie sie uns fürchteten. Wir ließen sie auch diesmal wieder ruhig landen. Teilweise gelangten sie bis in die Stadt hinein, wo ihr Hauptziel der Bahnhof war. In der Zwischenzeit funkten die Kriegsschiffe ununterbrochen weiter. Heftige Kämpfe entspannen sich bald in der Nähe der Landungsbrücken und an dem dicht an der See liegenden Hospital. Wir hatten ihnen das Vordringen natürlich nicht ganz leicht gemacht, und als weitere Verstärkungen für uns eintrafen, nahmen wir sie hauptsächlich mit Maschinengewehr dermaßen in die Klemme, daß sie bald nicht aus noch ein wußten. Wir pfefferten auf die Kerle los, die auf dem verhältnismäßig schmalen Strich angesetzt waren, daß sie reihenweise sanken. Darauf waren sie wohl nicht im entferntesten gefaßt. Sonst hätten sie den Deubel getan, so geschlossen in dichter Masse anzurücken. Überdies muß auch wohl die Führung versagt haben. Sie taten, was sie konnten, hoben an einer Stelle sogar Schützengräben aus. Das half ihnen aber nichts. Durch das Buschwerk gedeckt, gelang es uns, ihnen in die Flanke zu kommen und die Maschinengewehre zur vollsten Wirkung zu bringen. Eine Weile noch versuchten sie, sich zu halten, immer wieder aber drängten wir vor; unsere Geschütze und Maschinengewehre machten tadellose Arbeit. Sie wichen, gingen mehr und mehr zurück, bis wir sie gegen Abend gänzlich geworfen und auf eine kleine, schmale Stelle in der Richtung auf Ras Casone an der Küste gedrängt hatten. Hier kam es am nächsten Tage noch zu mehreren kleinen Gefechten, das Schicksal war aber längst entschieden. Die Inder waren überhaupt nicht mehr zu halten. Gänzlich demoralisiert waren sie, unfähig, überhaupt noch Widerstand zu leisten. Wo immer wir auf sie stießen, hoben sie die Hände hoch, schrien und wollten sich ergeben. In der brutalsten Weise wurden sie von den Engländern mit Gewalt in die Boote gejagt und auf die Schiffe zurückgebracht. Diese Truppen waren für England vorläufig sicherlich gänzlich ausgeschaltet. Der Rest der Europäer schiffte sich am gleichen Abend in großer Eile ein. Unsere Geschütze nahmen es jetzt sogar mit den Kriegsschiffen, die nicht weit vom Land auf der Außenreede lagen, auf. Der Kreuzer »Fox« bekam ein tüchtiges Loch, im Hafen wurde ein Transportschiff in Brand geschossen und zum Überfluß dann noch durch zwei andere Fahrzeuge, die eiligst flüchteten, gerammt. Es sah wirklich heiter aus, wie ängstlich sie sich bemühten, aus dem Bereich unserer Geschütze zu kommen. Wie schwer die Verluste waren, die der Gegner erlitten hatte, konnten wir beim Absuchen der Plätze, an denen der Kampf mit besonderer Heftigkeit getobt hatte, feststellen. Auf dem Festplatz der Eingeborenen, dem sogenannten Ngomaplatz, wo unsere Maschinengewehre besonders gutes Schußfeld gehabt hatten, sah es furchtbar aus. Die Leichen lagen zu Haufen. Hier allein konnten wir über hundert Weiße zählen, die Farbigen gar nicht mit eingerechnet. Ebenso war es dort, wo die Engländer ihre Schützengräben ausgehoben und längeren Widerstand zu leisten versucht hatten. Überall lagen die Verwundeten umher, eine ganze Anzahl Schwerverletzter war darunter. Zwei Oberstleutnants und mehrere andere Offiziere konnten wir feststellen. Die Gesamtverluste betrugen nach unserer ersten Schätzung eintausendzweihundertfünfzig Mann. Verwundet und gefallen waren hundertfünfzig Weiße und siebenhundertfünfzig Inder, der Rest war gefangen. Dank des Angriffsplanes, den unser Kommandeur, Oberstleutnant von Lettow-Vorbeck, gemacht hatte, waren unsere Verluste glücklicherweise nur gering, in gar keinem Verhältnis zu denen der Engländer. Wollten wir alle verwundeten Engländer verbinden und weiter in Behandlung behalten, so wäre wahrscheinlich ein großer Teil unseres Sanitätsmaterials, das wir doch für uns selbst bitter benötigten, draufgegangen. Man konnte ja nicht wissen, wie lange der Krieg dauern würde. Wie überraschend den Engländern diese Niederlage gekommen war, bewies der nächste Tag. Da leiteten sie nämlich Unterhandlungen ein, um doch wenigstens einigermaßen eine Übersicht über die Zahl ihrer Toten, die Verwundeten und deren Schicksal zu bekommen. Auf den Schiffen mußte überdies eine heillose Verwirrung herrschen. Die Hals über Kopf in die Boote geflüchteten oder mit Gewalt hineingeprügelten Menschen hatten sich natürlich nicht mehr Zeit genommen, auf die eigenen Schiffe zu klettern, sondern waren eben zu demjenigen fahrbaren Untersatz gepullt, der gerade am nächsten lag. Von Land aus konnten wir beobachten, wie die Kerle ohne jede Ordnung unter Zurücklassung von Waffen und Gepäck, wie die Katzen an den Schiffswänden hochkletterten. Schade, daß wir nicht ein paar fünfzehn Zentimeter hatten, um da hineinzufunken. Das hätte ja einen schönen Schlamassel gegeben! Durch uns erfuhren also die Engländer zunächst mal die Höhe ihrer Verluste. Die Gefangenen und leichter Verletzten behielten wir selbstverständlich. Konnten wir unserer Bevölkerung im Innern doch gar keinen besseren Beweis des glänzenden Sieges bei Tanga geben, als durch diese lebenden Zeugen. Dagegen gingen wir bereitwilligst auf die Bitte ein, den Engländern die Mitnahme ihrer Schwerverwundeten zu gestatten. Die größte Freude machte unsern Leuten das Sammeln der Beute. Dabei stellte es sich erst heraus, wie umfangreich die Kämpfe waren, und in wie übereilter Flucht uns der Gegner das Feld überlassen hatte. Wir zählten allein acht Maschinengewehre, ungefähr fünfhundert Gewehre, eine halbe Million Patronen und Ausrüstungsstücke jeder Art. Das sind Ziffern, die Ihnen, Herr Kapitän, nach europäischem Maßstabe lächerlich gering vorkommen müssen. Sie dürfen aber nicht vergessen, daß das, was drüben ein Gefecht gewesen wäre, hier eine Schlacht bedeutete und zwar die größte, die bisher auf dem Boden unserer afrikanischen Kolonien geschlagen worden war. Der Stoß, den das englische Ansehen hier erhielt, wirkt noch heute auf das schwerste nach und hat nicht zum wenigsten dazu beigetragen, daß unsere Askaris zu uns ein felsenfestes Vertrauen faßten und in den späteren Gefechten wie die Deubels drauf losgingen. Der eine Sieg hier hat Unternehmungen reifen lassen, die denen in der Heimat an Schneid sicher nicht nachstehen. Eine recht angenehme Ueberraschung gab es für uns einige Tage nach dem Abzug der Engländer bei Ras Casone. Dort fanden wir nämlich einen angetriebenen Leichter, den der »Pegasus« seinerzeit gestohlen hatte. Die Engländer waren aber so liebenswürdig gewesen, ihn uns bis oben hinauf zu füllen. Da gab es über tausend wollene Decken, Material für Telegraphenlinien, dreißig Feldtelephonapparate, Hacken und Spaten, kurz, alles Sachen, die wir sehr gut gebrauchen konnten und die uns später noch gute Dienste leisten sollten.« Das Klirren und Klappern der Teller ist längst verstummt, die Mahlzeit ist beendet. Die Boys öffnen die Türen, die nach der Veranda führen. Bequeme Korbstühle sind dort aufgestellt, ein paar kleine Tischchen, auf denen bereits Getränke und Zigarren warten. Es dauert eine Weile, bis alles in angeregtem Geplauder seinen Platz gefunden hat und der Hauptmann der Schutztruppe in seiner Erzählung fortfahren kann. »Bei uns waren fünfzehn Deutsche gefallen, darunter unser alter Afrikaner, Hauptmann von Prince. Ein schwerer Verlust für unsere Kolonie, in der er einen großen Teil seines Lebens zugebracht hatte. Sein Adjutant, Leutnant von Hoffmann, hatte neben ihm den Tod gefunden. Am 7. fand eine feierliche Totenfeier für die Gefallenen statt, nachdem die englischen Schiffe am Abend zuvor mit Nordkurs in See gegangen waren. Fünfzehn brave Deutsche haben wir in die afrikanische Erde gesenkt, für die sie so wacker kämpften und gefallen sind. Seither ist ihnen noch so manch einer gefolgt.« Einen Augenblick herrscht Schweigen. Ein jeder denkt an die Freunde, die er im Felde weiß, die vielen Bekannten, die ihre Treue zum Vaterland bereits mit ihrem Blute bezahlt haben. ... Durch das Dunkel huschen die weißgekleideten Gestalten der Dienerschaft über den Kies ... leise rauscht der Wind durch die Kronen der Palmen und Brotbäume ... Das Zirpen der Heimchen dringt herauf, Glühwürmer schweben durch die Nacht ... wie aus weiter Ferne klingt das Kreischen einer aufgeschreckten Affenschar herüber. Schwer, wie traumverloren gleitet der Blick über den rauschenden Wald ... ein schönes Land, für das es sich schon lohnt, zu sterben ... Dann, als ob er sich von der Erinnerung an die toten Kameraden losrisse, wendet sich der Offizier wieder seiner Erzählung zu. »Während wir in Tanga gegen zehnfache Übermacht siegten, hatten unsere Truppen nordwestlich des Kilimandscharo ein größeres Gefecht mit den Engländern, deren Vorgehen zweifellos in Verbindung mit dem Angriff auf Tanga stand. Dreihundertfünfzig Europäer – es mögen wohl schon Buren gewesen sein, da wir bereits früher dort südafrikanische Truppen festgestellt hatten – eine europäische reitende Batterie, eine Kompagnie freiwilliger Europäer aus Indien und acht Kompagnien von zwei indischen Eingeborenen-Regimentern griffen unsere Stellungen am Longidoberge an, wo die Engländer bereits Ende September empfindlich zurückgeschlagen worden waren. Bis tief in die Dunkelheit hinein, ungefähr fünfzehn Stunden dauerte der Kampf. Auch hier machten unsere Maschinengewehre, besonders unter den Reitern, ganze Arbeit. Der Gegner zog sich fluchtartig zurück und ließ fünfunddreißig tote Inder und einige Europäer am Platze. Eine ganze Reihe bereits geschlossener Massengräber verriet uns aber, daß das nicht sämtliche Verluste gewesen waren. Auch hier gab es, wie bei Tanga, reiche Beute: Pferde, Munition und Gewehre fielen in unsere Hände. Der englische Vorstoß auf deutsches Gebiet war auch hier völlig mißglückt. Aber nicht nur an der Küste und an der Nordgrenze kam es zu Kämpfen. Von der Westseite rückten die Belgier beim Kiwusee und die Engländer weiter südlich zwischen Tanganjika- und Nyassasee vor. Alle Versuche aber, auf deutsch-ostafrikanischen Boden einzudringen, konnten von unseren Leuten, die natürlich überall in verschwindender Minderzahl waren, energisch zurückgewiesen werden. Dabei müssen Sie eines immer im Auge behalten, daß wir nur diejenigen Leute zum Militärdienst eingezogen hatten, die auf den Plantagen und in den Kontoren abkömmlich waren. Der ganze Betrieb in der Kolonie ging und geht seinen normalen Gang weiter. Ein besonderes Kapitel für sich waren die Kämpfe, die sich auf den Seen abspielten. Unsere paar kleinen Dampfer hatten ein hartes Leben, aber sie wehrten sich bis zum äußersten gegen eine überwältigende Uebermacht, gegen die es schließlich kein Aufkommen geben konnte. Es war für uns ein großes Glück, daß wir die Besatzung von der »Möwe« freibekamen und daß es uns außerdem noch gelungen war, den auf der Heimreise befindlichen Ablösungstransport des in der Südsee stationierten Vermessungsschiffes »Planet« hierher zu lenken. Das bedeutete einen äußerst wertvollen Zuwachs für die Schutztruppe, durch den auch der so empfindliche Mangel an Unterführern ausgeglichen werden konnte. Schon am 14. August ging die Schießerei auf dem Nyassasee los. Ein englischer Dampfer, der mit zwei Geschützen bewaffnet war, überraschte unseren kleinen Dampfer »Hermann von Wißmann« im Sphinxhafen. Kapitän und Steuermann hatten gar keine Ahnung, daß der Krieg ausgebrochen war. Sie wurden gefangen genommen und die Maschine des Schiffes unbrauchbar gemacht. Der kleine Dampfer hatte übrigens nur einen alten Böller an Bord, der wohl zum Salutschießen, aber nicht zur Verteidigung geeignet war; er konnte sich gar nicht wehren. Die Engländer freilich haben sich nicht gescheut, aus der Geschichte einen ungeheuren Seesieg zu machen. Im September konnten wir auf dem Viktoriasee dafür den Spieß umkehren. Unser kleiner Dampfer »Muansa« von vierundzwanzig Tonnen, also nicht viel größer ungefähr als die Barkasse eines Großkampfschiffes, griff den englischen Dampfer »Sybell« an, der hundertfünfzig Soldaten und mehrere Geschütze an der Karungabucht landen wollte. Wir hatten die »Muansa« durch eine kleine Kanone zum Hilfskreuzer umgebaut. Ihre Granaten fegten als Volltreffer in die »Sybell« hinein. Eine Zeitlang wehrte sie sich, dann aber dampfte sie schleunigst nach Norden ab. Die Engländer hatten es anscheinend auf die Zerstörung unserer Funkenstation in Muansa abgesehen gehabt. Auf dem Tanganjikasee arbeitete unsere »Flotte« im Verbande mit den Truppen in glänzender Weise. Die Belgier hatten am Südende des Sees unsere dortigen Stellungen angegriffen. Es war britisches Gebiet, wohin wir vorgedrungen waren. Anscheinend hatte der Gegner mit der zufälligen Ab- – – –[1] und »Kingani« gerechnet. Die »Hedwig« war der erste Dampfer auf dem See gewesen und schon 1900 da, die »Kingani«, die früher als Zollkreuzer an der Küste fuhr, hatten wir als Verstärkung zu Beginn des Krieges mit der Bahn hingebracht. Es waren also nur kleine Dinger. Eben als die Geschichte im schönsten Gang war, kam die »Hedwig« wieder zurück, grade zur rechten Zeit, um noch kräftig einzugreifen. Sie versenkte einen englischen Dampfer und sprengte einen anderen, der zur Reparatur auf Land gezogen war. [1] Anmerkung des Bearbeiters: Hier fehlt Text, der nicht mehr reproduziert werden kann. Zu Lande hatten wir inzwischen zahlreiche weitere Erfolge. Besonders übel erging es den Belgiern, die am Kiwusee vorgedrungen waren. Anfang Oktober waren sie in Stärke von vier Kompagnien herangekommen; sie erlitten schwere Verluste und mußten zurück. Ein anderer Posten wieder ergab sich nach einhalbstündigem Gefecht. Die Belgier haben sich nur Niederlagen geholt, wo immer sie es auch später noch versuchten. Genau so erging es den Engländern, die von Rhodesien her zwischen Tanganjika- und Nyassasee vorzudringen suchten. Anfang 1915 hatten wir auch im Norden bei Jassini einen schönen Erfolg, wo wir vier englische Kompagnien gefangen nahmen und ihnen außerdem noch einen Verlust von zweihundert Toten zufügen konnten. Das sind nur einige Gefechte, die mir gerade so einfallen. In Wirklichkeit hört der Kampf an den Grenzen im Norden, Osten und Westen eigentlich nie auf. Ununterbrochen wird gekämpft, und Sie können sich kaum einen Begriff davon machen, mit welchem Heldenmut die Leute auf ihrem Posten ausharren, was für Taten da im stillen vollbracht wurden. Mit was für einem Gegner wir es zu tun haben, das konnten wir gleich zu Beginn des Krieges bemerken. Völkerrecht und England sind Begriffe, die sich heute noch ebenso wenig vertragen wie seit jeher. Nur einige kleine Proben: Sie beschossen wiederholt ohne irgend welche Warnung oder Aufforderung zur Uebergabe offene Städte, wie Bagamojo und Kilwa, schreckten nicht einmal vor gemeinem Diebstahl zurück, plünderten und zerstörten verlassene Pflanzungen und enblödeten sich nicht, den armen Schwarzen ihr Geld und die paar Ziegen, die doch ihr ganzes Vermögen ausmachen, wegzunehmen. Die Krone der Gemeinheit haben sie sich wohl in Daressalam geleistet. Am 21. Oktober beschoß ein englisches Kriegsschiff die im Creek liegenden deutschen Dampfer »Feldmarschall« und »König«, die dabei erheblich beschädigt wurden. Nun kam im November der Kreuzer »Fox«, um sich von der Betriebsunfähigkeit der beiden Schiffe zu überzeugen. Nach Abmachung mit dem stellvertretenden Gouverneur sollte nur eine englische Pinasse in den Hafen hineinfahren; statt dessen kamen sie mit drei Pinassen, die mit Maschinengewehren bewaffnet waren. Die eine legte im Hafen Bojen, die anderen gingen an den Dampfern längsseit, sprengten die Maschinen und führten die Besatzungen gefangen fort. Hinterher haben sie die offene Stadt, wiederholt sogar, mit 30,5 cm Granaten beschossen. Der Schaden war natürlich beträchtlich. Nun stellen Sie sich mal diesen Kampf vor mit den wenigen Leuten, die wir zur Verfügung haben, mit den geringen Hilfsmitteln. Wer hat denn daran gedacht, daß der europäische Krieg nach Afrika übergreifen würde, daß man die Achtung vor den Europäern, die allein den wenigen ermöglicht, Millionen in Schach zu halten, so leichtsinnig aufs Spiel setzen würde? Mit unseren paar Menschen verteidigen wir ein Gebiet, das größer ist als Deutschland. Und über die ganze Grenze dringt von allen Seiten der Feind. Von Norden und Südwesten die Engländer, vom Westen die Belgier, die See ist blockiert, und im Süden dicht bei uns hier haben sich die Portugiesen endlich breitschlagen lassen, gegen uns vorzugehen. Sie sollen bereits Verstärkungen aus Europa erhalten haben. Das alles konnte uns nicht mürbe kriegen, uns nicht in die Enge treiben. So bietet England jetzt also noch die südafrikanischen Kolonien gegen uns auf, und wir haben bereits bestimmte Nachrichten, daß zwei Infanterie- und eine berittene Brigade, mit allen Hilfsmitteln des modernen Krieges ausgerüstet, sich im Norden sammeln. Wir hielten und waren sicher, auch weiter gegen noch größere Übermacht zu halten. Von Tag zu Tag aber wurden unsere Vorräte geringer. Noch mehr als früher begannen wir mit der Munition zu sparen, weil wir uns sagten, daß jeder Schuß unbedingt ein Treffer sein müßte. Und dennoch war bald der Zeitpunkt abzusehen, an dem die letzte Patrone verschossen, an dem keine Granate mehr für die Geschütze vorhanden sein würde. Vor einem Jahr hat uns der tüchtige Christiansen Luft geschafft. Jetzt aber, wo Sie da sind, sehen wir dem kommenden Kampfe mit neuem Vertrauen entgegen, und wenn wir heute mit Stolz sagen können, die beste und wertvollste Kolonie ist in unseren Händen, und wir haben die Möglichkeit, sie auch weiter noch zu verteidigen und so Gott will, auch uns zu erhalten, dann, Kapitän Sörensen, dürfen Sie einen großen Teil des Verdienstes für sich in Anspruch nehmen.« Entdeckt Es ist Spätnachmittag. Unter brausendem Hurra der Mannschaft stößt ein beladener Prahm vom Schiff ab und hält auf Land zu. Die schwere rastlose Arbeit der letzten Wochen, die ohne Unterbrechung vom frühen Morgengrauen bis in die Dunkelheit hinein geleistet wurde, ist beendet; die Aufgabe, die Kapitän Sörensen vor mehreren Monaten übernommen hatte, ist ausgeführt. Unter dem Schwarz der Bordwände taucht der rote Bodenanstrich aus dem Wasser, ein aufwärtsstehender Schraubenflügel ist deutlich zu sehen. Die Ladebäume werden aufgetoppt, das Rattern der Dampfwinden ist verstummt. Eine Weile noch zischt der Dampf wie verloren aus den Zuleitungsrohren, dann verraten nur noch die Schrammen und Kratzer an den Bordwänden unter den Luken, welch hartes Arbeiten hier gewesen ist. War es neben der Tüchtigkeit der Schiffsführung schon ein besonderer Glückszufall, daß beim Durchbrechen der Sperrlinien und während der Fahrt kein feindliches Schiff das Unternehmen zum Scheitern brachte, dann bedeutete es vollends eine ganz unerwartete, große Gunst des Schicksals, daß die »Marie« hier, sozusagen unter den Augen der Engländer, so lange unbehelligt liegen und, was das Wichtigste ist, ihre ganze wertvolle Ladung löschen konnte. Jede Minute aber muß die Entdeckung bringen. Vor dem nicht weit nördlich liegenden Lindi ankern sicher häufig englische Schiffe. Bei den zahlreichen zweifelhaften Elementen unter den indischen Händlern ist es sehr leicht möglich, daß das hier im Lande arbeitende englische Gold seine Wirkung tut und sich ein Verräter findet. Wird der Dampfer aber entdeckt, dann gibt es kein Entrinnen mehr. Es heißt daher, so schnell wie möglich auslaufen und die hohe See gewinnen. Wohin es gehen soll, wird sich draußen schon finden; groß ist die Wahl ja nicht. Für die Heimfahrt langen die Kohlen nicht, ein abermaliger Durchbruch durch die Sperrlinien wäre überdies jetzt, wo der Sommer mit seinen langen Tagen und Nächten naht, ein fast aussichtsloses Wagestück. Es muß also ein neutraler Hafen gewonnen werden: Holländisch-Indien, das noch am nächsten liegt und mit seinen zahlreichen Häfen auf Sumatra und Java schon irgendwo Unterschlupf gewähren wird. Fünf Mann der Besatzung gehen von Bord, um in den Reihen der Schutztruppe an der Verteidigung der Kolonie mitzuwirken. Sie werden durch stämmige Suahelis ersetzt. Der Proviant ist wieder aufgefüllt, Frischwasser an Bord genommen. Dann wird von den in den letzten Wochen so lieb gewordenen Menschen Abschied genommen. Hüben wie drüben ist die Zukunft ungewiß. Dort dringt von allen Seiten der Feind heran, wer weiß, wie lange Widerstand noch möglich sein wird, hier geht es hinaus in See, wo der Gegner jeden Augenblick auftauchen kann. Auf Gnade und Ungnade ist ihm das wehrlose Schiff preisgegeben. Alles ist klar. Seit Stunden schon brennen die Feuer unter den Kesseln; der Anker ist kurzstag gehievt, so daß er jeden Augenblick aus dem Grunde geholt werden kann. Die Nacht liegt über Land und Fluß. Das mit der Flut in die Bucht einströmende Wasser gluckst und plätschert an den Bordwänden längs, dunkel wölbt sich der Himmel. In tiefem Schwarz breiten sich die Ufer, hinter denen in scharfen Umrissen die bewaldeten Höhen ragen. Schwacher Lichtschein schimmert aus dem Zollamt in der Ferne. »Anker auf!« Polternd gleitet die Kette durch die Klüse auf das Vorderschiff, in wenigen Minuten ist der Anker aus dem Grund. »Langsame Fahrt voraus!« Zum erstenmal seit Wochen wieder mahlt die Schraube das Wasser, und ohne jeglichen Lichtschein gleitet der Dampfer der Ausfahrt zu. Ein schwieriges Manöver! Dank der sachkundigen Führung des Kapitäns Schaap aber, der hier jede Strömung und Untiefe genau kennt, hält das Schiff in sicherem Fahrwasser. Der Mond geht auf. In bleichem Schimmer leuchtet das in der Strömung leicht gekräuselte Wasser, klarer tauchen die Höhen an Land aus dem dunklen Waldmeer heraus. Die Huck, die solange einigermaßen Schutz gegen Sicht geboten hat, wird gerundet, gerade führt der Weg nach See zu. Zwei Uhr morgens. Voraus tauchen Lichter auf. Dicht über dem Wasser leuchten die roten und grünen Seitenlaternen von zwei Schiffen herüber. Es können nur kleinere Fahrzeuge sein, die anscheinend in die Bucht einlaufen wollen. Verraten! Ein unbemerktes Entweichen ist nicht mehr möglich, jeder Augenblick muß die Entdeckung bringen. Fünfzehnhundert Meter etwa noch stehen sie ab, als es drüben an mehreren Stellen zugleich aufblitzt. Heller Knall dringt durch die Nacht, zischend spritzen kleinkalibrige Geschosse heran. Der Feind. Noch weiß er nicht, wen er vor sich hat, ob nicht im nächsten Augenblick sein Feuer beantwortet wird. Nur zu bald haben die beiden Kanonenboote erkannt, daß ihnen keine Gefahr droht, daß es ihnen trotz der kleinen Geschütze, die sie an Bord haben, ein leichtes ist, den Wehrlosen vor ihnen zu vernichten. Sie kommen näher heran, um das Ziel unter sicheres Feuer nehmen zu können. Ununterbrochen blitzt es auf. Näher und näher heulen und zischen die 3,5-Zentimeter-Granaten heran, wie Fliegen umsurren sie das Schiff. Die ersten Schüsse gehen vorbei, bald aber sitzen sie. Schornsteine und Aufbauten werden getroffen, es kann nicht lange dauern, bis das Schicksal sich erfüllt ... Da ... ein dumpfer Schlag übertönt plötzlich das helle Hämmern der englischen Revolverkanonen, ein fahler Blitz erhellt sekundenlang das tiefe Schwarz unter Land. Wieder leuchtet es drüben auf, ein drittes- und viertesmal. Die deutsche Batterie an Land hat die Not des schwer bedrängten Schiffes erkannt und ist ihm zu Hilfe gekommen. Die Stimmung, die eine Sekunde vorher mit der sicheren Vernichtung vor Augen verzweifelt war, schnellt mit einem Ruck wieder empor. Beim dritten Schuß schon zeigt sich der Erfolg. Sofort verlangsamt sich das Feuer, vereinzelte Schüsse fallen noch, dann drehen die beiden nach See und bringen sich in größerer Entfernung in Sicherheit. Die Blitze zeigen noch, daß der Gegner schießt, längst aber erreichen seine kleinen Granaten das Ziel nicht mehr. Wie wenn zwei Köter vor dem drohend geschwungenen Stock ausrücken. In sicherem Abstand machen sie wohl noch einmal kehrt, kläffen, um ihren Mut zu zeigen, wütend, bringen sich dann aber schleunigst mit eingezogenem Schwanz in Sicherheit. Für den Augenblick ist die Gefahr beseitigt. Für den Augenblick nur! Das Tageslicht aber bringt den beiden Kanonenbooten gewiß Verstärkung, gegen die auch die Batterie an Land nichts ausrichten kann. Der Dampfer hat gedreht, um sich stromaufwärts dem Gegner zu entziehen. Kaum graut der Tag herauf, als das Auftauchen einer Rauchwolke in See gemeldet wird. Zwei dünne Masten und mehrere Schornsteine verraten, daß den beiden Kanonenbooten ein Kreuzer zu Hilfe kommt. Um acht Uhr morgens etwa ist er heran. Signale gehen auf den Schiffen hoch, unmittelbar hinterher blitzt es auf dem zuletzt angekommenen, das etwa fünf Kilometer absteht, auf, und der dröhnende Schall eines Schusses kommt herüber. Weißer Pulverqualm legt sich in dichten Schwaden um das graue Schiff, zieht im leichten Morgenwind langsam achteraus. Drei, vier Flammen spritzen gleichzeitig aus der Wolke, heulend fegen die Granaten heran. Über das Schiff hinweg schlagen sie in das Wasser ein, das sich zu hohen Säulen hebt. Aber näher, immer näher kommen sie. Dazwischen schwirren die kleinen Geschosse der beiden Kanonenboote, die sich jetzt, im Schutz des größeren, wieder heranwagen. Ein schmetternder Schlag. Rötlicher Feuerschein flammt auf, bräunlich weiß ballt sich Qualm auf dem Achterdeck. Ein Treffer. Sprengstücke schwirren umher, das Wasser zischt unter glühenden Splittern, zerrissene Holz- und Eisenteile wirbeln losgerissen durch die Luft .... Da, wieder ... ein zweiter Volltreffer auf das hilflose Schiff. Die Granate reißt eine schwere Eisenplatte wie ein Stück Papier aus der Reeling, krümmt sie zusammen und schmettert sie krachend auf den achtern Aufbau. Eine Stunde schon dauert die Beschießung und nimmt an Heftigkeit noch zu. Nicht nur dem Schiff gelten die schweren Geschosse, überall streuen sie das Land ab. Bald hier, bald da hebt sich aus dunklem Grün weißer Qualm, wie ein ragender Baum wächst er über die Umgebung hinaus. Der Wind faßt ihn und reißt Fetzen von ihm herab, die wie graue Nebelschleier über die Wipfel hinwegziehen. Dort peitschte die einschlagende Granate den weißen Sand hoch, drüben gräbt sich eine in den graubraunen Modder des Watts ein, daß die schweren Brocken klatschend hochjagen. Und näher tasten sie heran .... Ein dritter Treffer. Diesmal gilt es der Ladewinde am achtersten Luk. Die nächste Granate schlägt Sekunden darauf in die Wohnräume. Beizender Brandgeruch quillt aus den Seitenfenstern, das Holz, die Vorhänge, die ganze Einrichtung brennen. Die Besatzung hat untätig die Beschießung über sich ergehen lassen müssen. Vergebens hatte sie versucht, sich in einem Boot an Land in Sicherheit zu bringen. Kaum ist es gefiert, als es von Geschossen durchsiebt wird und sinkt. Und noch ist kein Ende abzusehen. Wieder fegt eine Fünfzehn-Zentimeter-Granate heran und schmettert auf einen schweren eisernen Ventilator auf. Als formlose Masse fliegt er zehn Meter weit gegen die Reeling. Andere Treffer durchschlagen die Bordwände über und unter der Wasserlinie. Wie ein Sieb ist das ganze Achterdeck durchlöchert, ein grauenvolles Durcheinander von zerrissenen und verbogenen Eisenteilen. Zwei Stunden dauert die Beschießung. Dann, mit einem Schlage, verstummt das Getöse, das ununterbrochen die Luft erfüllte. Als sich die Pulverschwaden, die in dichten Wolken fast bis zur Höhe der Masten auf dem Wasser lagern, allmählich verziehen, werden die Gegner, von denen man während der Beschießung nur den fahlen Blitz der Mündungsfeuer sah, wieder deutlich erkennbar. Der Kleine Kreuzer, der bisher in einem Abstand von fünf Kilometer gestanden hatte, hält in voller Fahrt nach See zu, die beiden Kanonenboote folgen. Drüben glauben sie offenbar, das Vernichtungswerk gründlich getan zu haben. Was vom deutschen Schiff nach der Beschießung mit achthundert Fünfzehn-Zentimeter-Granaten und tausenden kleineren Geschossen noch übrig ist, kann ihrer Ansicht nach nur zerbeultes und zerschmettertes Eisen sein, über das längst das Wasser der Bucht hinwegrauscht. Auch von der Besatzung kann längst nichts mehr leben, was an Bord blieb und nicht die rettende Küste zu erreichen vermochte. Selbst dort aber haben die englischen Geschosse alles abgestreut. Wie es in Wirklichkeit aussieht, wissen sie freilich nicht. Die beiden Kanonenboote haben bereits am frühen Morgen erlebt, daß die deutschen Geschütze tüchtig zu beißen verstehen. Die bitteren Erfahrungen, die sie mit den Deutschen an so manchen anderen Stellen auch gemacht haben, lassen ihnen Vorsicht als das bessere Teil der Tapferkeit erscheinen. So dünkt es ihnen also auch jetzt nicht geraten, sich durch einen Vorstoß von der wirklich erfolgten Vernichtung des Dampfers zu überzeugen. Ihrer Ansicht nach haben die beobachteten Treffer, die das Ziel dauernd in den Qualm der berstenden Granaten hüllten, vollauf genügt. Sahen sie doch selbst zum Schlusse, wie schwelender Rauch und züngelnde Flammen aus dem Wrack hervorbrachen. Beruhigt gehen sie in See und nach ihrem Stützpunkt, um dort die Ausführung des erhaltenen Auftrages zu melden. Noch haben sich die Nerven von der Beschießung, in der während zweier qualvoll langer Stunden die Luft vom Heulen der Granaten und dem berstenden Krachen der aufschlagenden Geschosse erfüllt schien, nicht beruhigt, als Kapitän Sörensen bereits Leute nach allen Stellen des Schiffes schickt, um vorerst festzustellen, wie schwer die Beschädigungen sind und ob überhaupt die Möglichkeit besteht, den Dampfer hier, wo man nur auf Bordmittel angewiesen ist, wieder instand zu setzen. Zum Glück ist von der ganzen Besatzung, so unglaublich es auch scheint, niemand verletzt. Ein Granatsplitter nur ist einem Matrosen gegen den Oberschenkel geprellt und hat ein Geldstück in seiner Tasche verbeult, um dann kraftlos an Deck zu fallen. Das ist aber, bis auf den blauen Fleck, den der Besitzer der rettenden Münze jedenfalls davongetragen hat, alles. Desto böser sieht das arme Schiff aus. An mehreren Stellen ist die Reeling durchschlagen, zackige Eisenfetzen starren binnenbords. Die achteren Aufbauten mit ihren Unterkunftsräumen sind wie weggeblasen, die Lukensülls verbogen und durchlöchert. Ein wirrer Haufen von zerschmettertem Eisen starrt, wie zu einem unlösbaren Ganzen zusammengeschweißt, vom Oberdeck empor, und mühselig heißt es darüber hinwegklettern, um nach dem Heck zu gelangen. Fast alle Boote sind zerschossen und unbrauchbar, die Davits sind krummgebogen oder gänzlich abrasiert. Die über Deck führende Ruderleitung ist zerrissen, wirr hängen die Ladebäume an den Masten. Stickig dunkler Rauch quillt aus den Wohnräumen der Offiziere und Mannschaften. Matratzen, Decken und Vorhänge haben Feuer gefangen und glimmen unter den Trümmern weiter. Schnell werden einige Leute abgeteilt, um den Brand zu löschen, dann geht es unter Deck. Zum Glück kann der leitende Maschinist melden, daß Maschine und Kessel nach oberflächlicher Untersuchung unversehrt sind. Zwar sind einige Splitter durch die Heizräume und Bunker gedrungen, sie haben aber keinen Schaden, der den Betrieb stören könnte, angerichtet. Die meisten Treffer haben die Bordwände des Achterschiffes abbekommen. An der Backbordseite sind sie an mehreren Stellen glatt durchgeschlagen, anderwärts wieder eingebeult. Am bösartigsten aber sind einige Treffer in und unter der Wasserlinie. Hier schwabbert das Wasser langsam durch ein Leck herein, dort strömt es in dickem Strahl in das Schiffsinnere. Das Plätschern verrät, daß noch mehr lecke Stellen vorhanden sein müssen und daß schon erhebliche Mengen in die untersten Räume eingedrungen sind. Hier vor allem muß eingegriffen werden, um das Schiff nur überhaupt schwimmend zu erhalten. Die Lenzpumpen werden angestellt. Ihr taktmäßiges Schlagen und gleich darauf ein Wasserschwall, der sich aus dem Lenzrohr nach außenbords ergießt, zeigen, daß sie heil geblieben sind und das Schiff über Wasser zu halten vermögen. Dann geht es nach kurzer Besprechung an das Dichten der zahlreichen Leckstellen. Pfropfen aus Holz werden mit Aexten und Sägen hergerichtet und in die Löcher getrieben, Zementpackungen davorgelegt, um das Wasser auch sicher abzuschließen. Tag und Nacht heißt es durcharbeiten, um das Abdichten möglichst schnell zu vollenden. Die Anwesenheit des Schiffes ist dem Feinde bekannt. Nur Tage kann es dauern, bis die Engländer erfahren, daß der Dampfer schwimmt, daß Rauch aus seinem Schornstein steigt; und kommen sie ein zweites Mal, dann ist es zu Ende. So schnell wie möglich also muß die Bucht verlassen werden. Wieder einmal senkt sich die tropische Nacht mit ihrem leuchtenden Sternenhimmel über die Ssudibucht. Heute gibt es keine Ruhe an Bord. Dumpfes Hämmern und Pochen dringt aus dem Innern, eine Säge kreischt, die Pumpen schlagen, in dickem Schwalle fließt das aus den Bilgen gesogene Wasser. Todmüde sinkt die Mannschaft auf notdürftig hergerichtete Lagerstätten zum kurzen Schlummer nieder, der erste Sonnenstrahl aber findet sie schon wieder an der Arbeit. Was unter Deck nur einigermaßen entbehrlich ist, muß helfen, das Oberdeck herzurichten, daß es wenigstens so weit gangbar wird, um die Sicherheit des Schiffes nicht zu beeinträchtigen. Ein schweres Stück Arbeit ist mit den teilweise ungenügenden Werkzeugen zu vollführen; die verbogenen Teile sind dort, wo sie den Verkehr stören, zu richten oder, wo das nicht mehr möglich ist, gänzlich zu beseitigen. Starrende Zacken werden mit schweren Hämmern zurückgeschlagen oder abgestemmt, zerfetzte Planken abgesägt. Zerschossene Stagen werden erneuert, andere nachgesetzt. Was nicht mehr herzustellen ist oder vom Feuer zerstört wurde, fliegt über Bord. Fieberhaft wird an allen Stellen gearbeitet. Ein jeder weiß, daß nur äußerste Anspannung die Rettung bringen kann. Jede Minute ist kostbar. Gerade nur die Zeit wird erübrigt, um in aller Hast die Mahlzeiten einzunehmen. Ein verlorener Augenblick kann das »Zu spät« bedeuten ... und dann scheint es, als ob all die furchtbare Anspannung dennoch vergeblich gewesen wäre: Der Feind! Mitten in die Arbeit klingt plötzlich der Ruf, die Engländer! Mehrere Rauchwolken werden gesichtet, Masten und Schornsteine kommen über die Kimm hoch, in schneller Fahrt nähert sich der Gegner. Zwei Kreuzer, zwei Kanonenboote und ein Wachfahrzeug gegen einen wehrlosen deutschen Frachtdampfer. Das Ende ... Und wieder, wie vor fünf Tagen, blitzen die Mündungsfeuer, rauscht die Luft unter den heranjagenden Granaten, wallt der Pulverdampf auf. Salve auf Salve wird gefeuert ... hoch stiebt an Land der Sand auf ... eine Lage dicht neben der anderen. Wie eine Wolke breitet sich ein Vorhang von Staub und Rauch. Prasselnd fahren die Geschosse in das Grün hinein, brechen Zweige, knicken und zerschmettern Kronen und reißen Lücken in den Wald. Der erste Schuß hat der Arbeit ein jähes Ende gemacht. Wozu jetzt noch die Anstrengung? Was sie mühevoll in fünf Tagen aufgerichtet haben, schmettert der nächste Treffer doch in Trümmer ... in sein Schicksal ergeben, starrt jeder auf die Stelle, wo er den nächsten Aufschlag erwartet ... er kommt nicht. Unaufhörlich feuern sie drüben und setzen ihre Schießerei fort. Bald auf diesem, dann wieder auf jenem Schiffe blitzt es auf, ohne Unterbrechung fast fegen die Granaten heran ... über das Schiff weg ... in den Sand ... als ob eine unsichtbare mächtige Hand die deutschen Seeleute beschützte ... zweieinhalb Stunden ... nicht ein einziger Treffer ... nur immer wieder das Getöse in der Luft und der jäh auseinanderstiebende Sand. Dann ist die Schlacht geschlagen, der britische Sieg gegen den Sand an der Sudibucht glorreich vollendet. Stolz ziehen die englischen Schiffe in Kiellinie seewärts ab ... Und wieder dröhnen Hämmer auf verbogenes oder zerfetztes Eisen, stemmen sich zum Zerreißen angespannte Muskeln unter schwere Platten ... ohne Ruhe ... ohne Pause ... tagelang, bis es geschafft ist. Auf der Brücke ist Kapitän Sörensen mit seinen Offizieren und Kapitän Schaap versammelt. Schiffsrat. Jeder Tag, der hier länger verweilt wird, kann den Gegner zum drittenmal heranbringen. Rauchfahnen zeigen, daß er auf Wache ist und die Küste weiter blockiert. Die Wahl der Wege ist nicht groß, nur zwei stehen zur Verfügung. Es heißt, entweder hierbleiben und das Schiff preisgeben oder den Durchbruch wagen und versuchen, den Dampfer in Sicherheit zu bringen. Der erste Weg ist einfach, der zweite ungeheuer schwierig, voll der größten Gefahren. Vor der Bucht liegen die englischen Kreuzer und Wachschiffe. Durch sie hindurch führt der Weg in die Freiheit. Da gibt’s kein Schwanken. Also, durch! ... In die Freiheit Dünner Rauch zieht aus dem Schornstein in die Luft, die unter der sengenden Tropensonne leicht flimmert. Die Seebrise faßt ihn und führt ihn landeinwärts, wo er verweht. Ruhig, wie in tiefstem Frieden liegt die Bucht. Am Ufer der weißleuchtende Sand, in dem sich deutlich noch die Krater, die englische Granaten hier eingewühlt haben, abzeichnen, dahinter der tiefgrüne Wald, der sich zu den Anhöhen hinaufzieht. Wattvögel stelzen über den Schlick, tauchen hier und da den Schnabel ein, um das Getier, das bei der Ebbe zurückblieb, zu haschen. Hoch oben kreisen zwei Bussarde. Langsam ziehen sie ihre Kreise, bis sie dann plötzlich in jähem Sturze herunterschießen auf ihre Beute. Die Sonne sinkt hinter die Höhenzüge, die im bläulichen Dunst des Abends herüberschimmern. Die Dämmerung bricht herein, in wenigen Minuten ist die Nacht da. Der leichte Qualm, der die letzten Stunden kaum sichtbar aus dem Schornstein zog, verdichtet sich zu schwarzen Wolken, die in breiter Bahn achteraus treiben. Bunkertüren klappen, gefüllte Eimer gleiten heraus, werden im Heizraum umgekippt, rote Glut strahlt aus geöffneten Feuerungen, in hohem Bogen prasselt eine Schaufel Kohle nach der anderen hinein. Dann wieder fahren lange Schüreisen über die Roste. Auf der Brücke liegen Seekarten ausgebreitet. Die beiden Kapitäne sind über sie gebeugt. Flüsternd tauschen sie noch einmal die Gedanken über das, was die nächsten Stunden bringen werden, messen mit dem Zirkel nach, prüfen, überlegen. Der leitende Maschinist meldet die Maschine betriebsklar, der Erste Offizier steht mit seinen Leuten klar zum Ankerlichten. Alles ist bereit. »Anker lichten!« Zischend strömt der Dampf in die Spillmaschine, der Anker kommt aus dem Grund, der Maschinentelegraph schrillt. Die Schraube dreht sich, ein Zittern geht durch das Schiff. Leicht schneidet der Bug das Wasser, das Schiff gleitet in die Fahrrinne und strebt in tiefer Dunkelheit der Ausfahrt zu. Kein Lichtschein dringt nach außen, jedes Geräusch wird vermieden, nur das Klatschen der aus dem Wasser schlagenden Schraubenflügel ist zu hören. Überall auf Back, Vorschiff und Brücke spähen die deutschen Seeleute in die Dunkelheit hinaus. Auf der Back stehen zwei Schatten, die unverwandt vorausstarren. Der alte Eilers mit seinem Jungen. Während der langen Monate im Busch hat die Malaria den Sohn gefaßt. Infolge mehrerer Rückfälle darf er an Stelle eines der fünf an Land Gebliebenen einspringen. Gespenstisch leuchtet aus dem tiefen Schwarz ein Streifen weißen Sandes herüber: das afrikanische Land. Eine Stunde lang dauert die Fahrt in die Nacht hinein, dann klingt es wie leises Rauschen herüber. Die Brandung. Das Schiff nähert sich der Ausfahrt. Frischer Seewind streicht über Deck, die leichte Dünung des Indischen Ozeans, die in die Bucht hineinsteht, läßt das Wasser stärker gegen die Bordwand klatschen. »Licht voraus!« Fünf Seemeilen ab schimmern die Laternen eines Schiffes durch die Nacht. Deutlich hebt sich zuerst ein Licht ab, bis dann mehrere auszumachen sind. Eine stärker leuchtende Lampe, die an Deck brennt, gedämpfterer Schein, der aus einigen Seitenfenstern im Vor- und Achterschiff dringt. Ein feindlicher Kreuzer. Die Lichter verändern ihre Stellung nicht, das Schiff liegt ruhig vor Anker. Durch das Sprachrohr geht der Befehl nach Heizraum und Maschine, daß kein Laut nach außen dringen darf. Flüsternd gibt Kapitän Schaap dem Rudergänger seine Anweisung. Leicht dreht der Dampfer nach Backbord, um dem Feind auszuweichen. Weiß leuchtet in nächster Nähe das Wasser, brandet die See gegen Korallenriffe, die eben nur über die Oberfläche ragen, hart an das Riff heran klemmt sich das Schiff. Dicht voraus wieder eine verräterisch brandende Stelle, auch dort sperrt eine Untiefe den Weg. Mit Steuerbordruder wird sie umgangen ... da ... voraus ein zweites englisches Schiff ... in nächster Nähe ... ein einziges kleines Licht nur brennt an Oberdeck ... wie in der Luft hängend ... vom Schiffskörper ist nichts zu sehen, er scheint eins mit dem Dunkel .... An Steuerbord die Lichter des Kreuzers, an Backbord Korallenriffe, voraus das zweite feindliche Schiff. Nur ein Weg steht offen, unmittelbar an dem soeben gesichteten Gegner vorbei ... Mit ganz langsamer Fahrt, lautlos schiebt sich der Dampfer heran. Hundert Meter noch steht er ab ... Der Schornstein ... zwei Masten ... der Rumpf ... die Brücke ... kein Mensch ..., und näher noch führt der Weg ... bis auf fünfzig Meter. Dann liegt er querab ... Deutlich treten drüben die Deckaufbauten hervor, fast greifbar nahe ... jede Sekunde muß die Entdeckung bringen ... Qualvoll ... Gellt nicht ein Schrei über Deck ... stürzen sie dort nicht aus den Niedergängen hoch ... ist denn keine Wache auf der Brücke ... kein Posten an Deck? ... nichts.... Langsam, geräuschlos schiebt sich der deutsche Dampfer vorbei ... die Aufbauten verschwimmen ... Masten und Schornstein verwischen sich ... der Rumpf scheint zu zerfließen ... mehrere hundert Meter achteraus liegt das Kanonenboot ... die Gefahr ist vorbei, voraus das schützende Dunkel .... Wie ein Aufatmen geht es durch die ganze Besatzung.... Die Maschine steigert ihre Umdrehungen, schneller mahlt die Schraube, immer größer wird die Entfernung. Voraus schießt ein greller Lichtkegel in die Nacht hinaus ... ein dritter Feind, noch gefährlicher als der frühere ... der wacht ... tastend streift sein Licht über die See ... scheint sich in weiter Ferne zu verlieren ... sucht ... spürt ... schlägt herum ... näher heran ... steht fest, als hätte es etwas gefaßt, dann wieder löst es sich ... jetzt ... jetzt kommt es heran ... bis zum Halse hoch schlägt das Herz ... zum Äußersten gespannt sind die Nerven ... wie gebannt starrt alles auf die Lichtbahn ... näher ... näher ... es steht ... schlägt um nach der entgegengesetzten Seite ... erlischt .... Mit höchster Fahrt jagt der Dampfer in die See hinaus. Die Maschinen stampfen, das Schiff zittert, in schnellen Schlägen peitschen die Schraubenflügel das Wasser. Zwei Stunden höchster Spannung noch, dann ist die Gefahrzone passiert. Kein Lichtstrahl der vor der Bucht ankernden Schiffe dringt bis hierher. Der nächste Morgen muß die deutschen Seeleute so weit wie möglich vom Land ab sehen. Mit unverminderter Kraft jagt der Dampfer dahin. Im Osten dämmert der Tag. In Sicherheit. Mehr als fünfzig Meilen hat die Nacht zwischen Küste und Schiff gebracht; wieder einmal ist ein Durchbruch geglückt. In märchenhafter Pracht blaut der Indische Ozean. Heiß strahlt die Tropensonne auf die vom Ostwind leicht bewegte Fläche herab. Nichts zeigt sich; einsam zieht der deutsche Dampfer seinen Weg nach den holländisch-indischen Inseln zu. Ein Bild tiefsten Friedens. Und die Stille und Ruhe in der Natur überträgt sich auch auf die Besatzung. Furchtbare Tage liegen hinter ihnen: Die aufreibende Arbeit des Löschens, das vom frühen Morgen bis in die Nacht hinein währte, das Klarmachen, die Vorbereitungen zum Durchbruch, die Beschießung am 11. April, die darauf folgende am 16. April und die unendlich mühevolle Beseitigung der Beschädigungen, um das Schiff wieder nur einigermaßen seeklar zu bekommen. Jetzt erst, wo die Nerven seit langem wieder einmal nicht ständig bis zum äußersten aufgepeitscht sein müssen, macht sich die furchtbare Abspannung fühlbar. Bleiern tief schlafen die Leute, die nicht auf Wache sind, und Kapitän Sörensen gönnt ihnen die Ruhe, die sie nach ihrem glänzenden Verhalten so wohl verdient haben. Von hier ab ist die Gefahr verhältnismäßig gering. Es gilt nur noch den Dampfertreck Kap-Indien, der infolge der Schwierigkeiten der Passage des Suezkanals jetzt mehr benutzt wird, zu kreuzen; voraussichtlich aber werden feindliche Kriegsschiffe nicht angetroffen werden. Alles, was auf den Ausland-Stationen nur irgendwie entbehrlich war, ist jetzt zur Sicherung der Schiffahrt um England, im Atlantik und im Mittelmeer dahin gezogen worden. Ruhig und ohne Zwischenfälle gehen die Tage dahin. Was noch repariert werden muß, wird jetzt vorgenommen. Das Achterdeck, das besonders schwer gelitten hat, wird aufgeklart und die Beschädigungen nach außenbords möglichst verborgen. Die Löcher, die sich dort an einigen Stellen wie ein Sieb aneinanderreihen, werden notdürftig geflickt und übermalt, um vorbeifahrenden Schiffen nichts nach außenhin Verdächtiges zu bieten. Außer den fünf Fünfzehn-Zentimeter-Granaten haben über hundert Treffer kleineren Kalibers die Bordwände und das Oberdeck beschädigt. Mit Stemmeisen, Hämmern, Sägen und sonstigem nur irgendwie geeignetem Handwerkszeug wird gearbeitet. Das Klopfen und Hämmern hört nur auf, wenn alle Hände gemeinsam zufassen müssen, um schwere Gewichte zu bewegen. Freilich, der Unterschied zwischen der Arbeit jetzt und dem atemlosen Hetzen vor wenigen Tagen in der Sudibucht, wo nur die Schnelligkeit gleichzeitig auch die Rettung bedeuten mußte, ist groß. Mitten in das Klingen und Hämmern fliegen Scherzworte, die zeigen, wie vergnügt die Stimmung an Bord ist. – »Mann über Bord!« Gellend klingt der Ruf vom Achterdeck und wird auf der Brücke aufgenommen. Mit einem Satz springt der wachhabende Offizier an die Backbordnock. Achteraus, dort, wo soeben in hohem Schwunge ein Ring auf die Oberfläche aufklatscht, treibt ein Mann im Wasser. Grell leuchtet der weiße Ring in der blendenden Sonne. »Stopp!« »Äußerste Kraft rückwärts!« »Wer ist da über Bord gefallen?« Vier Stimmen antworten gleichzeitig: »Der alte Eilers.« Eben als der Name erklingt, springt eine Gestalt unter die an der Backbordreeling stehenden Leute, die achteraus zeigen. Ein in der Aufregung halberstickter Schrei: »Mein Vater? ... Wo?« ... Seine Augen folgen den ausgestreckten Händen, und bevor noch jemand ihn halten kann, saust er mit einem Satz über die Reeling hinweg, über Bord ... Sekunden später ist er im Schraubenwasser. Unter dem Druck der Schraube, die sich mit äußerster Kraft dreht, wirbelt und strudelt die Oberfläche. Weiß schäumt das Wasser am Heck, reißt Trichter, in die sich brausend das Wasser stürzt, um sich an anderen Stellen wieder zu krausen Buckeln zu wölben .... Dreißig Meter hinter dem Schiff erst kommt der Körper wieder hoch ... auch ihm ist sofort ein Rettungsring nachgeflogen ... faßt er ihn? ... Wieder wirbelt es den treibenden Mann hinab ... stößt ihn hoch ... er greift zu ... er hält ihn ... Sekunden nur sind verflossen seit dem Augenblick, da der alte Mann über Bord stürzte und sein Sohn ihm nachsprang. Der Dampfer hat gestoppt und dreht auf die beiden im Wasser Schwimmenden zu. Das einzige noch heil gebliebene Boot wird schnell besetzt und gleitet gleich darauf mit langen Schlägen zunächst auf den alten Eilers zu. Jetzt sind sie dicht bei. Die Riemen werden eingenommen, kräftige Fäuste packen den Alten und ziehen ihn ins Boot. Er ist sichtlich erschöpft. Zum Glück hat er gleich den zugeworfenen Ring gefaßt und ist mit dessen Hilfe noch glimpflich davongekommen. Dann geht es zu dem näher am Schiff treibenden Jungen hinüber. Das Boot nähert sich. Die beiden Leute der vordersten Ducht rufen ihn an. Keine Antwort. Gleichmäßig heben die Wellen den Körper im Ring ... jetzt sind sie heran ... Ein dünner Blutstreifen sickert aus dem Haar über das blasse Gesicht. Jede Welle wäscht ihn weg, immer wieder aber zeigt sich der rote Faden von neuem ... er ist verletzt. Die Schraube muß ihn gefaßt haben. Vorsichtig wird er ins Boot gezogen. Schwer, wie leblos gleitet der Körper aus den Händen, die ihn fürsorglich ins Boot legen, neben den Alten hin. Der hat sich inzwischen auf die achterste Ducht gesetzt. Unendlich behutsam, wie man es den harten Seemannsfäusten gar nicht zumutet, bettet er den Kopf des Ohnmächtigen auf seinem Schoße. Hilfsbereit hat ihm der Bootssteuerer ein Taschentuch gereicht. Ununterbrochen wischt er das immer neu nachsickernde Blut seinem Jungen aus der Stirn. Ganz leise, schüchtern fast, als sollten es die anderen nicht hören, flüstert er ihm ins Ohr: »Willem ... Willem ... min leve Jung.« ... Er rührt sich nicht ... Die Augen in dem bleichen Gesicht bleiben geschlossen ... keine Antwort ... und wieder dringlicher jetzt, ängstlicher ... »Willem ... hörst du mi nich? ... Willem.« ... Bis die Stimme des Bootssteuerers ihn aufblicken läßt: »Lassen Sie man, Eilers, den kriegen wir an Bord schon wieder heil, dat is all nich so schlimm!« Das Boot ist beim Dampfer längsseit. Die Talljen werden eingehakt, langsam kommt es hoch. Was überflüssig ist, klettert an Deck. Jetzt ist es geheißt, wird eingeschwungen und eingesetzt. Die beiden Kapitäne und der Erste Offizier haben schon von Deck aus gesehen, daß der junge Eilers anscheinend verletzt und bewußtlos ist. Eine Matratze und Decken sind bereit gelegt, um sofort Wiederbelebungsversuche anzustellen. Sorgsam wird der regungslose Körper gebettet, und alles bemüht sich um ihn. Kein Lebenszeichen .... Eine Viertelstunde vergeht .... wächsern bleich bleibt das junge Gesicht, das mit einem Male ein seltsam strenges Aussehen bekommen hat, dicht geschlossen die farblosen, festaufeinandergepreßten Lippen ..... Nicht einen Blick verliert der Alte von den Leuten, die sich um seinen Sohn bemühen .... immer ratloser werden die Augen, hilflos, wie bittend .... bis er die ganze furchtbare Wahrheit erkennt .... tot .... sein Jung, sein Willem tot ..... Eine Hand legt sich ihm auf die Schulter, eine milde Stimme, die ihm Trost zuspricht. Er hebt den Kopf nicht. Als ob das Gesagte gar nicht von ihm erfaßt würde, schüttelt er wieder und immer wieder den Kopf. Kein Seufzer; ein so tiefer Gram aber spricht aus den faltigen Zügen, daß darüber jedes Trostwort verstummt. Die Nacht mit ihrem Sternenhimmel liegt über dem Dampfer, der gleichmäßig seinen Weg zieht. Oben auf der Brücke geht der Offizier die Mittelwache, am Ruder steht der Rudergänger, sieht auf den Kompaß und dreht ab und zu das Rad, um das Schiff auf dem befohlenen Kurs zu halten. An der Seite, querab vom Schornstein liegt die von sorgender Hand eingenähte Leiche des jungen Eilers. Auf einem Klappstuhl sitzt der Vater. Gebückt, den Kopf tief in die Hände vergraben, Stunde um Stunde. »Eilers!« Der Offizier ist an ihn herangetreten und klopft ihm leise auf die Schulter. »Eilers, lassen Sie sich nicht unterkriegen! Ist keiner von uns allen an Bord, der es Ihnen nicht nachfühlen würde, wie schwer diese Stunden für Sie sind und wieviel lieber Sie Ihr Leben hätten hingeben wollen für Ihren Jungen. Denken Sie aber daran, wieviel Väter in Deutschland heute um ihre Söhne trauern, wieviel täglich ihr Leben hergeben müssen ... Sie haben doch wenigstens Ihren toten Jungen bei sich, haben ihn in der letzten Stunde seines Lebens noch lachen sehen dürfen .... Wir alle haben ihn ja gern gemocht und uns gefreut an seinem frischen, lustigen, vergnügten Wesen. Denken Sie mal, mit welchem wunderschönen Gedanken der Junge sterben durfte: um seinen Vater zu retten. Und dann müssen Sie auch bedenken: Er starb ebenso den Tod fürs Vaterland wie alle drüben .... im Kampf um die Heimat.« Ein Augenblick ist Stille. Dann spricht der Alte. Schwer, wie gequält kommen zuerst die Worte: »Ja, ich weiß, Sie meinen es gut mit mir, Sie und alle ... aber ... is ja mein einziges Kind .... Wir beide sind lange allein gewesen ... Die Mutter ist ja früh gestorben, und da hab ich mich mehr um ihn quälen und sorgen müssen als manch anderer Vater. Er war noch so lüttjet damals, und es ist mir bannig schwer gefallen, ihn bei fremden Leuten zu lassen, wenn ich dann mit meinem Schiff auf lange Reisen wegging. Und wenn ich nach vielen Monaten erst binnen kam, da hätten Sie uns mal sehen sollen! Die ganzen Tage saß er bei mir an Bord. Ueberall kletterte er herum, jedes Tau und Segel hat er gekannt, bald besser als ein Vollmatrose. Er wollte ja auch nach See zu, da gab’s kein Halten. Ja, wenn ich noch so an denke, wie wir seine Schiffskiste packten und er als Junge mit ’n Hamburger Viermastbark nach der Westküste abging ..... Und wie er vergnügt als Leichtmatrose wiederkam. So schlank und rank und immer vergnügt .... und jetzt liegt er da und muß für mich alten Kerl sterben.« »Um Sie Eilers? Glauben Sie denn, daß er nicht jedem andern ebenso nachgesprungen wäre? Der hätte sich keinen Augenblick besonnen! So sind sie, unsere deutschen Jungs! Ohne Bedenken, wenn es gilt, ihr Leben herzugeben, ganz gleich, ob für den einzelnen Menschen oder für die große Sache. Denken Sie doch bloß an unsere Leute in der Flotte und auf den U-Booten! Glauben Sie denn, daß die sich vor dem Auslaufen große Gedanken machen, ob sie zurückkommen? Was quälen die sich um das harte Leben und die Gefahren, die ihnen in jeder Minute das Ende bringen können! Da denkt sicher keiner dran! Vom Admiral bis hinunter zum jüngsten Matrosen gehen sie drauf. Ran an den Feind und wenn sie mit ihm zusammen versinken. Und sehen Sie, so ein Kerl, auf den wir alle stolz sein dürfen, war Ihr Junge. Um solchen Sohn dürfen Sie nicht trauern. Das hätte der sicher selbst nicht haben wollen. Um den Tod werden ihn zu Hause viele beneiden. Einen schöneren konnten Sie selbst ihm nicht wünschen.« ... Der Tag bricht an. Sieben Uhr morgens. Die Mannschaft steht um die Leiche versammelt. Das Schiff hat gestoppt. Wenige schlichte, ergreifende Worte, ein Vaterunser, unter der deutschen Flagge weg gleitet die Leiche langsam in die See hinab. Leichte Kreise ziehen, streben auseinander, verebben .... Der Maschinentelegraph rasselt, die Maschine stampft, weiter zieht das Schiff nach Osten. Der Tod hat einen aus den Reihen der Besatzung weggeholt. Bald aber tritt das Leben mit seinen Anforderungen wieder in seine Rechte. Der Vormittag findet alles emsig beschäftigt. Es klingt und klopft, dröhnend schlagen die Hämmer auf Eisen, Sägen kreischen, Holz splittert. Immer weiter geht die Fahrt, näher heran rückt der sichere Hafen. Und Tag für Tag steigt die Sonne in gleicher tropischer Pracht aus dem tiefblauen Ozean, der bald spiegelglatt, bald unter den Aequatorialwinden leicht gekräuselt ist, brennt tagsüber auf weißschimmernde Sonnensegel, auf das Schiff, das noch immer aussieht, als sei es eben mit knapper Not einem schweren Sturm entgangen, und taucht abends mit roter Glut hinab in die See. Ohne Zwischenfälle verrinnen die Tage, werden zu Wochen, bis eines Morgens Backbord voraus niedrige tiefdunkelblaue scharfumränderte Wolken sich über der Kimm aus dem Wasser zu erheben scheinen: Land. Näher kommt der Dampfer heran, deutlicher heben sich jetzt die Bergketten Sumatras ab. Kapitän Sörensen hält dicht unter Land. Die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß hier plötzlich ein feindlicher Kreuzer oder ein Hilfskreuzer auftaucht und der Fahrt, die bisher glatt verlaufen ist, noch jetzt in letzter Stunde ein vorzeitiges Ende bereitet. Hier ist es ein leichtes, beim Auftauchen eines verdächtigen Fahrzeuges die holländische Hoheitsgrenze zu erreichen. Von der Küste bis hinauf zu den Bergen, deren Kuppen und Kämme oft in den Wolken zu verschwimmen scheinen, ist das ganze Land ein ungeheurer Wald, aus dem sich nur an einzelnen Stellen dicht am Wasser typische Baumformen abheben. Mitunter, selten allerdings nur, schmiegen sich, halb verdeckt unter dichtem Grün, braune Dächer von Eingeborenenhütten. Kleine Fischerboote mit Auslegern und viereckigen Mattensegeln kreuzen unter Land. Malaiische Fischer. Nachts leuchtet es dann bald hier bald da auf den Bergen gelblichrot auf. Waldbrände, die auf Sumatra nie aufhören. Primitive Eingeborenensitte, die durch Feuer Kulturland schaffen will. Der Urwald widersteht Axt und Säge. Einem kleinen Fleck nur ist die Flamme zugedacht, gierig aber frißt sie sich bei der ausreichenden Nahrung weiter, wochen-, monatelang, brennt, schwelt und glimmt, bis tropischer Regen und die Feuchtigkeit des Waldes sie ersticken. Die Ostspitze Sumatras ist erreicht, und mit nördlichem Kurs geht es in die Sundastraße hinein. Voraus an Steuerbord kommen die grünen Berge Javas in Sicht. Sechsunddreißig Stunden noch trennen die Deutschen von dem Ziel, dem sie nun seit bald drei Wochen zustreben. Über dem Wasser liegt leichter Dunst, der die Kimm verschwimmen macht. An Backbord achteraus schimmert ein kleines festes Feuer der Küste von Sumatra herüber, voraus an Steuerbord ein Blinkfeuer Javas. Zwischen beiden führt die Straße. Und wieder verstreicht Stunde um Stunde, geht die Fahrt ohne Störung weiter. Mitternacht. Die abgelöste Wache ist eben zur Koje gegangen, als an Backbord voraus ein Licht aufschimmert. Gleich darauf wird ein zweites gemeldet. Sie stehen dicht beisammen. Anscheinend fährt dort einer der holländischen Küstendampfer, die den Verkehr von den kleinen Küstenplätzen Javas und Sumatras nach den großen Ausfuhrhäfen vermitteln. Noch liegt er nicht querab, als plötzlich aus der dunklen Nacht grelles Scheinwerferlicht heranflutet. Wie ein wildes Tier, das sich mit einem Satz auf die Beute stürzt, schießt es jäh auf das Fahrzeug zu und hält es fest. Weiße Signalsterne steigen hoch in das Dunkel, senken sich in weitem Bogen auf das Wasser, erlöschen. Ein Kriegsschiff hält dort den Küstenfahrer, der ihm verdächtig scheint, an. Deutlich tritt in dem hellen Lichtkreis jeder Aufbau des Dampfers einzeln hervor. Ein kaum tausend Tonnen großes Schiff, das die ihm bevorstehende Untersuchung ruhig herankommen läßt. Die Holländer sind an die Anmaßung englischer Seepolizei bereits gewöhnt. Wie mit einem Schlage leuchten jetzt auf dem Kriegsschiff, das bisher abgeblendet lag, Lichter auf; gleichzeitig aber auch an zwei anderen Stellen unmittelbar voraus. Auch dort stehen Feinde. Schon beim Aufblitzen des Scheinwerfers hat der deutsche Dampfer gestoppt, um sich nicht durch das Aufleuchten der Bugwelle und des Schraubenwassers zu verraten. Kein Lichtschein dringt nach außen, in tiefem Dunkel liegt das Schiff, vom Gegner unbemerkt. Die Lichter voraus ziehen quer über die Straße hinweg nach dem angehaltenen Schiff zu. Dort mögen sie sich stundenlang beschäftigen. Mit langsamer Fahrt halten die Deutschen auf das an Steuerbord liegende Land zu. Auf hoher See wäre ein Entrinnen unmöglich gewesen. Die überlegene Geschwindigkeit der Kriegsschiffe hätte jeden Versuch schon vereitelt. Hier aber, so nahe am Ziel denkt keiner daran, einem Befehl zum Stoppen Folge zu leisten. Lieber wollten sie ihr Schiff auf Strand setzen. Achtet der Engländer auch die Hoheitsgrenze nicht, ihnen an Land zu folgen, dürfte ihm doch nicht rätlich scheinen. Es ereignet sich aber nichts. Die drei Kreuzer sind so eifrig an der Arbeit, daß sie für nichts anderes Sinn haben. Mehr und mehr verschwimmen die Lichter, kommen aus Sicht. Die Straße ist frei. Im Osten dämmert der Tag. Flammendes Rot leuchtet durch die Dunstwolken, die über den Bergen Javas liegen. Die Sonne steigt. Blitzend schießen ihre Strahlen durch den Schleier hindurch über grüne Wälder, auf die blauleuchtende See. Voraus steigen Rauchwolken in die Luft, Masten, Schornsteine, Schiffskörper heben sich vom dunklen Hintergrunde, Schuppen und Hafenbauten tauchen aus dem Grün. Im Morgengrauen steigt am Heck die deutsche Flagge hoch. Zwischen den Wellenbrechern hindurch, vorbei an einem holländischen Kriegsfahrzeug gleitet der Blockadebrecher in den Hafen von Tanjonk Priok hinein. Ein großer englischer Frachtdampfer, der sich, mit Zucker voll beladen, eben auszulaufen anschickte, hat schleunigst, als er die schwarzweißroten Streifen am Flaggenstock auswehen sieht, den Anker wieder in Grund geworfen. Hier, nach fast zwei Jahren Krieg, die deutsche Flagge? Das kann nur ein verkappter deutscher Hilfskreuzer sein. Längst schon sind ja die Taten der nach der Heimat zurückgekehrten »Möwe« nach Holländisch-Indien gedrungen. Wer weiß, ob hier nicht ein zweiter Vogel dieser Gattung naht. Da ist Vorsicht der bessere Teil. Während vom Engländer ängstliche Gesichter nach dem so plötzlich aufgetauchten deutschen Schiffe hinüberstarren, ist das ruhig an ihnen vorbeigeglitten. Gleich darauf rasselt polternd die Ankerkette in die Klüse. Einen Augenblick noch wirbelt braunes Wasser durch die rückwärtsschlagende Schraube am Heck hoch, dann liegt die »Marie« zwischen den zwei deutschen Dampfern »Hohenfels« und »Uhlenfels«, an deren Schornstein das schwarze Kreuz der deutschen Hansalinie Bremen sich abhebt, still. Schienen die beiden Deutschen einen Augenblick vorher noch in tiefem Schlaf befangen, so ändert sich jetzt rasch ihr Aussehen. Erregte Rufe schallen herüber, Leute stürzen aus den Niedergängen an die Reeling: Ein deutscher Dampfer! Fast unmöglich dünkt es ihnen. Und wie sieht er aus! Das Achterschiff zerstört, Decksaufbauten und Schornstein beschädigt, wo mag der wohl herkommen und welch schweres Wetter mag ihm so zugesetzt haben? Noch sind kaum zehn Minuten vergangen, als von allen Seiten auch schon Boote herannahen. Deutsche, die ihre Landsleute begrüßen und Näheres hören wollen. An Bord darf noch niemand, da das Schiff noch nicht einklariert ist. Die vollbesetzten Ruder- und Segelboote aber umringen die »Marie«, und lebhafte Rufe klingen zu den an der Reeling Stehenden hinauf. Im Januar aus Deutschland abgefahren? Von englischen Kreuzern beschossen? Unglaubliches Staunen malt sich auf allen Gesichtern. Nur zu bald aber weicht es jubelnder Freude und ehrlichem Stolz über die glänzende Leistung, die Kameraden da vollbracht haben. Das erste Schiff liegt hier, dessen Besatzung erzählen kann, wie es wirklich in der Heimat aussieht, die Feldgraue ausziehen sah und die Siege in der Heimat mitfeiern durfte. Vergessen sind die qualvoll langen Monate, während deren man hier auf die Nachrichten angewiesen war, die Reuter in die Welt zu setzen beliebte. Vom Pier naht in schneller Fahrt die Barkasse des Hafenmeisters. In wenigen Minuten ist sie längsseit und legt an dem inzwischen gefierten Fallrepp an. An Oberdeck empfängt Kapitän Sörensen den holländischen Beamten, dessen Blicke voll Mißtrauen das Fahrzeug mustern. Gott weiß, welche Geheimnisse und fürchterliche Absichten hier lauern, welch schreckliche Gefahr wieder einmal der holländischen Neutralität droht. Vorsichtig begiebt sich der Hafenmeister nach dem Vorschiff. Stehen dort nicht unter Segeltuch verborgen Geschütze? Nichts Verdächtiges. Sein Mißtrauen erhält aber erst recht Nahrung, als er nach dem Achterdeck geht und dort die noch nicht beseitigten Verwüstungen bemerkt. Von Geschützen aber auch hier keine Spur. Was mag das unheimliche Fahrzeug in seinen Laderäumen bergen? Ob nicht dort die Kanonen und Torpedorohre lauern? Kaum hat er den Wunsch ausgesprochen, als auch ohne das geringste Zögern die Luks geöffnet sind. Mit seinem Gefolge klettert der Holländer die Steigeisen hinunter. Gähnende Leere überall. Die Sache wird immer rätselhafter. »Wo kommen Sie her?« »Aus Deutsch-Ostafrika.« Ratloses Staunen verrät, daß dem Hafenmeister die ganze Angelegenheit immer schleierhafter wird. »Ihre Ladung?« »Ladung? Die haben wir längst gelöscht. Geschütze, Munition, Gewehre und anderes Kriegsmaterial. Aus Deutschland nach Deutsch-Ostafrika.« Jetzt erst ermannt sich der Hafenmeister: »Aha, also wie die »Möwe« ausgebrochen! Ja, aber wie sind Sie denn durch die Blockadelinien an der afrikanischen Küste gekommen, wie über die Ozeane, die von englischen Kriegsschiffen wimmeln? Ihr Wort in allen Ehren, Herr Kapitän, aber das ist unmöglich!« Nun endlich lüftet Kapitän Sörensen den Schleier. In wenigen Worten erzählt er von seiner Fahrt, von der zweimaligen Beschießung und vom Durchbruch durch die feindlichen Schiffe. Immer größer werden die Augen des Zuhörers, immer fassungsloser das Staunen, das sich auf seinem Gesicht ausdrückt. »Unmöglich, Herr Hafenmeister? Nein, gehen Sie ruhig an Land und erzählen Sie dort, was Sie hier gesehen und gehört haben, und dann mögen Sie gleich noch eines hinzufügen: das Wort »unmöglich« kennt der deutsche Seemann nicht!« Meldung der Manila Weekly Times vom 3. April 1917. Wir können unseren Lesern heute von einem unerhörten Wagestück deutscher Seeleute berichten. Kapitän Sörensen und die beiden Matrosen Iversen und Toft von dem in Batavia internierten deutschen Dampfer »Marie« beschlossen zu fliehen und zu versuchen, auf dem Wege über die Philippinen die Heimat zu erreichen. Mit den beiden Seeleuten Wells und Willer unternahmen sie es, die 1500 Seemeilen lange Fahrt nach Mindanao in einem nur sieben Meter langen offenen Segelboot anzutreten. Sechzig Tage lang kämpften die tapferen Männer mit Sturm und schwerem Seegang, der ihr gebrechliches Fahrzeug jeden Augenblick zu vernichten drohte, und während der ganzen sechzig Tage stand das Wasser stets knietief in dem Boote. In den beiden letzten Wochen gingen die Lebensmittelvorräte aus, so daß die Deutschen, als sie endlich in Celebes ankamen, dem Hungertode nahe waren. Trotzdem hielt es sie nicht. Nach einigen Wochen Erholung in Celebes wagten sie im gleichen kleinen seeuntüchtigen Boote die Weiterfahrt nach den Philippinen, und das Unglaubliche gelang. Nach unendlichen Mühseligkeiten glückte auch dieses Wagestück, und unversehrt liefen die wackeren Seeleute gestern in Manila ein. [Illustration: Uebersichtskarte der Fahrt des Dampfers »Marie«] [Illustration: Deutsch-Ostafrika mit der Sudi-Bucht, dem Landungsplatz des Dampfers »Marie«] Verlag August Scherl G. m. b. H., Berlin Deutsche Taten zur See Kapitänleutnant v. Möllers letzte Fahrt. Von =K. E. Selow-Serman=. Deutsche Helden zur See! Zu siebent in einem winzigen Segelschiffchen von Java bis Arabien! Eine neunzig Tage währende Fahrt voller Mühen und Gefahren. Dann, auf dem Marsch der bedrohten Heimat entgegen, in der Wüste hingemordet, von Beduinen, die mit englischem Gelde bestochen waren. Eine schmucklose Erzählung, aber ein unvergängliches Denkmal für die Braven, die ihre heilige Vaterlandsliebe mit dem Tode besiegelt haben. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. Emden. Von =Kapitänleutnant Hellmuth von Mücke=. Selbsterlebtes von den sagenhaften Fahrten des ruhmreichen Schiffes, das monatelang der Schrecken des seegewaltigen England und seiner Verbündeten war. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. Ayesha. Von =Kapitänleutnant Hellmuth v. Mücke=. Packend schildert der Verfasser seine abenteuerliche Fahrt über den Indischen Ozean und den gefahrvollen Zug von Hodeida durch die arabische Wüste. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. Emden-Ayesha. Beide Bücher des =Kapitänleutnants Hellmuth v. Mücke= als Geschenkwerk in einem geschmackvoll gebundenen Bande vereinigt. Preis 3 Mark. Oberheizer Zenne. =Der letzte Mann der »Wiesbaden«. Nach Mitteilungen des Oberheizers Zenne von Kapitänleutnant Freiherrn von Spiegel.= Der einzig Ueberlebende des Kleinen Kreuzers »Wiesbaden« berichtet durch die Feder des Verfassers seine Erlebnisse während der Seeschlacht am Skagerrak bis zum Untergang des Schiffes und seine Errettung nach 40stündigem Treiben auf den tosenden Wogen. Eine Heldenerzählung von deutschem Todesmut. – Mit vier Abbildungen. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. Kriegstagebuch »U 202.« =Kommandant: Kapitänleutnant Freiherr von Spiegel.= Wahrheitsgetreue, glänzende Schilderung unserer geheimnisvollen Unterseebootswaffe in ihrer gefahrvollen Tätigkeit vor dem Feinde. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. U-Boote im Eismeer. Von ***. Vom Kreuzerkrieg unserer U-Boote im hohen Norden mit seinen übermenschlichen Anstrengungen und herrlichen Erfolgen. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. U-Boot gegen U-Boot. Von =Oberleutnant z. S. Heino von Heimburg.= Temperamentvolle Berichte vom Kriegspfad im Mittelmeer und in den türkischen Gewässern. Das deutsche U-Boot befreit sich aus dem englischen Netz. Das englische U-Boot bleibt hängen. Fang eines französischen U-Boots. Stelldichein mit einem englischen U-Boot. Deutscher Torpedogruß. Kampf mit einem Russen. Die Explosion der »Ziegelsteine«. Silvesterfeier der Ententebrüder an Bord des deutschen U-Boots. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. »V 188«. =Meine Torpedoboot-Kriegsfahrten.= Der Verfasser, Kapitänleutnant =Callisen=, Kommandant eines Torpedobootes, schildert seine gefährlichen Erlebnisse auf den wechselvollen Fahrten in Nord- und Ostsee. – Mit 16 photographischen Aufnahmen. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. Im Torpedoboot gegen England. =Kriegserlebnisse= von =Fritz Graf=. Durchbruch durch feindliche Kreuzer – Rückkehr von New York – In französischer Gefangenschaft – Flucht und Ankunft in Kiel – Torpedoboot im Vorpostendienst – Beschießung der Ostküste Englands – Eine Fahrt durch Minenfelder – Fliegerangriff auf Cuxhaven – Die Kreuzerschlacht am 24. Januar. – Preis 1 Mark. Unser Seeheld Weddigen. Eine lebendige Schilderung der kurzen Heldenlaufbahn des unvergeßlichen Führers von »U 9« und »U 29« nebst Gedichten auf den Seehelden, einem faksimilierten Schreiben von der Hand Otto Weddigens sowie mit mehreren Bildnissen und Abbildungen. Von Dr. =Otto Weddigen=. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. Die Aushungerung Englands. =Eine volkswirtschaftliche Untersuchung=. Von =Dr. Gustav Seibt=, Geh. Regierungsrat. – Die Broschüre stellt auf Grund der englischen Handels-Statistiken die Niederzwingung Englands durch den U-Boot-Krieg in sichere Aussicht. Preis 50 Pfennig. Der Kampf um den Orient Breslau-Midilli. =Ein Jahr unter türkischer Flagge. Selbsterlebtes nach Tagebuchblättern von W. Wath.= Das Buch behandelt die Schicksale unseres Kleinen Kreuzers »Breslau«, der bei Kriegsbeginn in türkischen Besitz überging. – Mit vier Abbildungen. – Preis 1 Mark. Gallipoli. =Der Kampf um den Orient.= Von einem hohen Offizier aus dem Stabe des Marschalls Liman von Sanders. Ein vollständiges Bild vom schweren Ringen um die Dardanellen. – Mit einer Karte. – Preis 1 Mark. Mit den Türken an der Front. =E. Serman=, der Kriegsberichterstatter des »Berliner Lokal-Anzeigers«, schildert seine abenteuerlichen Erlebnisse auf den türkischen Kriegsschauplätzen. Der ägyptische Feldzug. Im Kaukasus. Um die Dardanellen. – Preis 1 Mark. Der Siegeszug durch Serbien. =Von Wilhelm Hegeler.= Die erste zusammenhängende Darstellung des serbischen Feldzuges vom Falle Belgrads bis zur weltgeschichtlichen Zusammenkunft des Deutschen Kaisers mit dem Zaren der Bulgaren. Aus eigenem Erleben. – Preis 1 Mark. Deutsche Helden der Luft Immelmann †. Meine Kampfflüge. Selbsterlebt und selbsterzählt von Oberleutnant =Max Immelmann=. – Das mit 28 Originalaufnahmen und Skizzen versehene Buch enthält die gesammelten Briefe, die unser volkstümlichster Kampfflieger während des Weltkrieges an seine Mutter geschrieben hat. Alles, was Immelmann während seiner Ausbildung und im Felde erlebt hat, seine ersten Flüge, seine abenteuerlichen Fahrten und aufregenden Luftkämpfe, hat er in seltener Klarheit und packender Anschaulichkeit geschildert. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. Doppeldecker »C 666«. =Als Flieger im Westen.= Von =Oberleutnant Heydemarck=. Der Verfasser gibt aus seinem unmittelbaren, täglichen Erleben uns in der Heimat und den feldgrauen Kameraden ein Bild von der aufopfernden Tätigkeit unserer Aufklärungsflieger. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. »Z 181«. Im Zeppelin gegen Bukarest. =Von dem Ersten Offizier eines »Z«-Luftschiffes.= Einer unserer jungen Zeppelin-Offiziere hat als erster die Erlaubnis erhalten, seine Erlebnisse bei einem erfolgreichen Luftangriff gegen Bukarest zu erzählen. Er gibt keine Phantasieschilderungen, er schreibt als Fachmann mit der Lebendigkeit und Anschaulichkeit eines Schriftstellers. Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. Als Kampfflieger am Suezkanal. =Von Leutnant Hans Henkelburg.= Frische, humorgewürzte Schilderung der Erlebnisse einer Jagdstaffel in Palästina und der Wüste. – Mit 16 Abbildungen. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. Aus neutraler Feder Frontberichte eines Neutralen. =3 Bände. 1. Polen und Karpathen. 2. Galizien und Bukowina. 3. Ostwärts.= Vom schweizerischen Major Tanner. Das Werk stellt der deutschen und österreichisch-ungarischen Kriegführung ein glänzendes Zeugnis aus, das besonders wertvoll ist, weil es ein Neutraler völlig unparteiisch ablegt. Ueber dreihundertfünfzig prächtige photographische Eigenaufnahmen ergänzen das fesselnde Wort des Verfassers zu einem packenden Ganzen. – Jeder Band einzeln 3 Mark, gebunden 4 Mark. »Barbaren«. =Eindrücke eines Schweden in Deutschland und an der Front im Osten.= Von =Arvid Knöppel=. In dem Buche des schwedischen Berichterstatters schreit jede Seite unsern Gegnern, die uns unaufhörlich in Wort und Schrift mit Schmutz bewerfen, entgegen: »Ihr seid Verleumder!« Denn immer wieder offenbart sich dem Landsmann Sven Hedins die dem deutschen Wesen angeborene durch Erziehung vertiefte Menschenliebe. – Aus dem Schwedischen. – Preis 1 Mark. Deutschlands Führer Feldmarschall von Hindenburg. Ein Lebensbild von =Bernhard von Hindenburg=. Aus der berufenen Feder des jüngeren Bruders des Generalfeldmarschalls. =Inhalt=: Einleitung – Vorgeschichte des Namens Beneckendorff – Die Familie in der Mark – Die Familie in Preußen; der Name Hindenburg – Die Heimat; Großeltern und Vater – Die Eltern; Posen, die Geburtsstadt – Das Kind in Pinne – Das Kind in Glogau – Der Kadett in Wahlstatt – Das Heimatgut Neudeck – Der Kadett in Berlin – Kriege – Heimat und Leben – Hannover. Stammtafel I-X. – Mit 44 Bildern. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. Feldmarschall von Mackensen. Ein Lebens- und Charakterbild von =Wilhelm Renner=. =Inhalt=: Das Kindheitsparadies – Auf der hohen Schule – Ideal und Wirklichkeit – Dennoch ein Leibhusar und sogar auf Kriegspfaden – Auf der Universität – In raschem Aufstieg – Der Leibhusaren-Kommandeur – Des Kaisers Flügel-Adjutant – Im Kreise der Familie – Der Kommandierende General – Im Weltkrieg – Schluß. – Mit 32 Bildern. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. General Ludendorff. Der =Generalstabschef Hindenburgs=. Von Dr. =Otto Krack=. Nach zuverlässigen Quellen bearbeitet. =Inhalt=: Feldmarschall und Generalstabschef – Die Vorfahren – Eltern und Geschwister – Kindheit und Jugend – Die militärische Laufbahn – Der Krieg (Ludendorff als Stratege; Lüttich; Die Lage im Osten; Tannenberg; Der Feldzug in Polen; Die Kämpfe östlich der Weichsel und die Winterschlacht in Masuren; Die Sommeroffensive) – Ehre, wem Ehre gebührt – Das dankbare Vaterland – Schlußwort. – Mit 15 Abbildungen. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. Generalfeldmarschall von Bülow. Von Dr. =Otto Krack=. =Inhalt=: Draußen und Daheim – Ein altes Geschlecht – Die Eltern – Jugenderinnerungen – Das Kriegstagebuch von 1866 – Erlebnisse im Deutsch-Französischen Krieg – Altona und Bromberg – Im Generalstab – Vom Regimentskommandeur bis zum Generalquartiermeister – Der Kommandierende General – Der Weltkrieg (Mobilmachung; Von Lüttich bis Namur; Der Vormarsch auf Paris; =Die Schlacht an der Marne=; Die Stellungskämpfe an der Somme) – Schlußwort. – Mit 31 Bildern und einer Karte. Preis 1 Mark. Unser Emmich. Ein Lebensbild. Von =Wilhelm Georg=. =Inhalt=: Vom Kriegsfreiwilligen bis zum General – Lüttich im Sturm genommen – Der Ehrentag des Feldartillerie-Regiments Prinz-Regent Luitpold von Bayern (Magdeburgisches) Nr. 4 – General von Emmich und der Belgierkönig – Im Schützengrabenkrieg in Frankreich – Das Korps Emmich in Galizien und Rußland – Der Dank des Generalfeldmarschalls von Mackensen an den General Emmich – Gedichte. – Mit zehn Bildern, darunter die letzten Aufnahmen des Generals im Felde und kurz vor seinem Ableben. – Preis 1 Mark. Bücher von den Fronten Panzer-Automobile gegen die Walachen. =Von Lt. d. R. Wilhelm Siemer.= Zum erstenmal hören wir von den Leistungen unserer neuen Aufklärungs- und Kampfwaffe, von der hohen Bedeutung ihrer Aufgabe. – Preis 1 Mark. Mit der Armee v. Falkenhayn gegen die Rumänen. Von =Karl Rosner=. Die heißen Kämpfe um Siebenbürgen, die schneidige Bezwingung der Grenzpässe, das unaufhaltsame Vorwärtsdrängen unserer herrlichen Truppen in der Walachei bis zum Sereth – ein Vorwurf, geschaffen für Rosners Erzählerkunst. – Preis 1 M. Vor dem Drahtverhau. =Bilder aus dem Grabenkriege im Westen.= Von =Karl Rosner=. Der Meistererzähler gibt die überwältigenden Eindrücke wieder, die er an unserer Westfront gewonnen hat. Voll strenger Wahrheitsliebe und dichterisch tief empfunden. In die wildbewegten Kampfszenen hat er Stimmungsbilder von wunderbarem Reiz eingefügt. – Preis 1 Mark. Der graue Ritter. =Bilder vom Kriege in Frankreich und Flandern.= Von =Karl Rosner=. Als Kriegsberichterstatter führt uns Rosner an die Aisne und vor Ypern; er schildert die große Herbstschlacht in der Champagne, das Leben unserer tapferen Feldgrauen in Unterständen und Erdhöhlen, in Etappen und Quartieren; er gibt uns Kunde von dem unbeugsamen Siegeswillen unserer grauen Ritter. – Preis 1 Mark. Sachsen im Felde (Ostfront). Von =Georg Freiherrn v. Ompteda=, Rittmeister. Der bekannte Romanschriftsteller stellt seine Landsleute in allen Kriegslagen dar. Die Skizzen erwecken unsere Freude an dem Lebenshumor der sächsischen Truppen und an der Erzählerkunst des Dichter-Rittmeisters. – Preis 1 Mark. Bei unseren Blaujacken und Feldgrauen. Flandrische Erlebnisse. Von =Wilhelm Hegeler=. Die Erfahrungen, die der Verfasser als Pfleger unserer verwundeten Blaujacken und Feldgrauen gesammelt hat. Ergreifende und erhebende Szenen, von sonnigem Humor bestrahlte Bilder deutschen Heldenmutes. – Preis 1 Mark. Kameraden vom Isonzo. Von =Otto König=. Der Autor erzählt in schlichter, fesselnder Art vom eisernen Feststehen der österreichischen Front gegen den treubrüchigen Bundesgenossen, von den trefflichen Führern und Truppen, der herzlichen Kameradschaft und dem stillen Heldentum unserer Treuverbündeten. – Preis 1 Mark. Als Adjutant durch Frankreich und Belgien. Der bekannte Schriftsteller =Otto von Gottberg= erzählt als Mitkämpfer in packender Darstellung seine Erlebnisse und Abenteuer in Feindesland. – Preis 1 Mark. Kriegs-Abenteuer Rund um die Erde zur Front. =Dem Flüchtling nacherzählt von Otto Anthes.= Die fesselnde Geschichte eines Deutschen, dem es nach zwei mißlungenen Fluchtversuchen endlich glückte, unter schrecklichen Gefahren und Entbehrungen aus russischer Gefangenschaft durch Sibirien in die Mongolei nach Peking, und von da über Japan, Amerika, England und Norwegen in die Heimat zu entkommen. – Mit acht Bildern. – Preis 2 Mark. Gebunden 3 Mark. Dem Reiche der Knute entflohen. Dem Flüchtling nacherzählt von =Alexander Geymann=. Voll frischer Anschaulichkeit, mit keckem Humor berichtet der junge deutsche Kaufmann über seine waghalsige Flucht aus dem Gefangenenlager Wijatka, seine mühselige Wanderung nach Archangelsk und seine Fahrt als blinder Passagier eines norwegischen Dampfers in die Freiheit. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. Aus der Hölle empor. Erlebnisse eines aus russischer Kriegsgefangenschaft Ausgetauschten. Von =Hans Zuchhold=. Ein in seiner Schlichtheit ergreifender Bericht über die unsäglichen Leiden, denen unsere verwundeten Kriegsgefangenen in Rußland preisgegeben sind. – Preis 1 Mark. Seine Hoheit – der Kohlentrimmer. Die Kriegsheimfahrt des Herzogs Heinrich Borwin zu Mecklenburg. Von =Johann zur Plassow=. Der Herzog wird in Amerika vom Ausbruch des Krieges überrascht. Die Engländer erschweren ihm die Rückkehr durch Aussetzen eines Fanggeldes von zweitausend Pfund. Mit stählerner Willenskraft kämpft sich der Herzog durch alle Schwierigkeiten und Gefahren hindurch und gelangt von New York aus als Kohlentrimmer über Kirkwall und Kristiania glücklich in die Heimat. – Mit vier Aufnahmen. – Preis 1 Mark. – Vorzugs-Ausgabe: geheftet 3 Mark, gebunden 4 Mark. Kriegsgefangen – =über England entflohen=! Von Lt. d. R. =Robert Neubau=. Der Verfasser, der in französische Gefangenschaft geraten war, erzählt seine Schicksale in Feindesland und die ihm mit geradezu indianerhafter List gelungene Flucht. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. Fremdenlegionär Kirsch. =Von Kamerun in den deutschen Schützengraben.= Von =Hans Paasche=. Der farbenreichen Erzählung der abenteuerlichen Erlebnisse des tapferen jungen Deutschen in Afrika und Frankreich sind authentische Photographien und Dokumente beigegeben. Ein fesselndes Buch, wert, dem heranwachsenden Geschlecht statt der Robinsonade in die Hand gegeben zu werden. – Preis 1 Mark. Gebunden 2 Mark. In Friedens- und Kriegszeiten in Kamerun. Von =Grete Kühnhold=, Schwester des deutschen Frauenvereins vom Roten Kreuz für die Kolonien. Die Schwester hat den ganzen Krieg in Kamerun miterlebt. Sie gibt einen anschaulichen Bericht über Leben und Leiden der Deutschen, über die Stimmung der Eingeborenen und den Verlauf der kriegerischen Ereignisse. Die Schrift ist ein wertvolles Zeit- und Kulturdokument. – Preis 50 Pfg. Bücher aus großer Zeit 500 Jahre Hohenzollern. =Ein Gedenkbuch zur Regierungsfeier unseres Kaiserhauses.= Prachtwerk, verfaßt vom Geheimen Archivrat Dr. =Georg Schuster=, Königlichem Hausarchivar. Kurzgefaßte, in großen Zügen erschöpfende Darstellung des Lebens und Wirkens der Hohenzollernfürsten. Quartformat. Mit 121 Abbildungen. Einband von Professor =E. Doepler d. J.= – Preis 3 Mark. Die Prachtausgabe 6 Mark. – Zum Besten unserer Verwundeten überweist der Verlag von jedem verkauften Buch dem Roten Kreuz 60 Pfennig bzw. 1 Mark 20 Pfennig. Kaiser Wilhelm II. und die Marine. Prachtwerk, herausgegeben und glänzend illustriert von Professor =W. Stöwer=, mit fesselndem Text von Admiralitätsrat =G. Wislicenus=. Historischer Ueberblick über das Entstehen unserer stolzen Flotte, des ureigenen Werkes unseres Kaisers. Mit 10 farbigen Vollbildern und 120 Textzeichnungen. – In Leinen gebunden 5 Mark. Vorzugs-Ausgabe 10 Mark. Singendes Schwert. Lieder aus großer Zeit von =Joseph v. Lauff=. Sammlung der Kriegslieder des vaterländischen Dichters, der in glühender Begeisterung unsere Helden feiert. – In künstlerischem Einband 1 Mark 25 Pf. Singendes Schwert. Neue Lieder aus großer Zeit von =Joseph v. Lauff=. Zweiter Teil. – In künstlerischem Einband 1 Mark 50 Pfennig. Landsturm. Kriegsgesänge von =Hans Breunert=. Ein köstliches Sammelbuch frischer, volkstümlicher Gedichte und Soldatenlieder, teilweise mit Melodie und Begleitung. – Preis 1 Mark. Kriegsalbum der »Woche« Enthält aus der Fülle der photographischen Berichterstattung mehrere hundert Bilder der heldenhaften Kämpfe unserer verbündeten Armeen und die amtlichen Meldungen der Heeresleitungen. =Erster Band= (22. Sonderheft der »Woche«): umfaßt die Zeit vom Beginn des Krieges bis Ende November 1914. – In künstlerischem Einband 3 Mark. =Zweiter Band= (23. Sonderheft der »Woche«): umfaßt die Zeit von Anfang Dezember 1914 bis Ende April 1915. – In künstlerischem Einband 3 Mark. =Dritter Band= (24. Sonderheft der »Woche«): umfaßt die Zeit von Anfang Mai bis Ende Oktober 1915. – In künstlerischem Einband 3 Mark. =Vierter Band= (25. Sonderheft der »Woche«): umfaßt die Zeit von Anfang November 1915 bis Ende April 1916. – In künstlerischem Einband 3 Mark. =Fünfter Band= (26. Sonderheft der »Woche«): umfaßt die Zeit von Anfang Mai 1916 bis Ende Januar 1917. – In künstlerischem Einband 4 Mark. Romane Die Opferschale. Roman von =Ida Boy-Ed=. Ein überzeugendes Zeitbild aus der rauhen Gegenwart, das uns die vom Weltkriege geleiteten Schicksale eines sympathischen Familien- und Freundeskreises meisterlich vor Augen führt. Die großzügige Dichtung setzt der Opferbereitschaft der deutschen Frau ein bleibendes Denkmal. – Preis 4 Mark. Gebunden 5 Mark. König und Kärrner. Roman von =Rudolph Stratz=. Ein Preislied auf den sonnigen Humor der fröhlichen Pfalz und die quellende Riesenkraft der deutschen Friedensarbeit. – Preis 4 Mark. Gebunden 5 Mark. Der große Rachen. Roman von =Olga Wohlbrück=. Ein moderner Roman, der mit packender Anschaulichkeit, bezwingender Darstellungskraft und fesselndem Humor die Spielwut schildert, die Lust und Leidenschaft zum Totalisator, die Existenzen verschlingt, Familien zugrunde richtet. – Preis 4 Mark. Gebunden 5 Mark. Die werdende Macht. Roman von =Otto von Gottberg=. Die Geschichte der Liebe und jungen Ehe eines Seeoffiziers. Aus der lebendigen Wirklichkeit vor Ausbruch des Krieges. Wir lernen alle Typen unserer Kriegsschiffe kennen, den schweren Dienst an Bord, die Stählung zu den kommenden Heldentaten. – Preis 3 Mark. Gebunden 4 Mark. Die das Leben zwingen. Zwei Erzählungen von =Sophie Kloerss=: »=Niemand hat größere Liebe=«, eine inhaltschwere Geschichte aus der »Franzosenzeit« Ostpreußens, und der gediegene Bauernroman »=Der Hoferbe=« von der mecklenburgischen Wasserkante. – In einem Band. Preis 3 Mark. Gebunden 4 Mark. Unter den Blutbuchen. Roman von =Emmi Lewald=. Die Schicksale junger Mädchen in einer Kleinstadt. Voll Humor und Tragik zugleich, meisterhaft geschildert. – Preis 3 Mark. Gebunden 4 Mark. Cornelie Arendt. =Roman aus Alt-Berlin von Felix Philippi.= Eine spannende Erzählung vom Menschenglück und Menschenleid aus dem Berlin der sechziger Jahre mit seinem eigenartigen Zauber trauter Heimlichkeit, verschwiegener Reize und verträumter Schönheiten. – Preis 3 Mark. Gebunden 4 Mark. Hotel Gigantic. Roman von =Felix Philippi=. Das buntbewegte internationale Leben und Treiben in einer der größten und prunkvollsten Karawansereien der Schweiz bei Ausbruch des Weltkrieges. Inmitten der Handlung der Kampf einer verführerisch schönen Spionin gegen einen deutschen Diplomaten, der mit wichtigen Dokumenten nach Berlin unterwegs ist. – Preis 3 Mark. Gebunden 4 Mark. Meine Tante Anna. Roman von =Hermine Villinger=. Frisch und humorvoll behandelt die Dichterin süddeutsches Leben in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Ein Familienroman im besten Sinne. – Preis 3 Mark. Gebunden 4 Mark. Der Rosenhof. Roman von =Lisa Wenger=. Die Geschichte einer Jugendliebe. Nach Leiden und Freuden, Entfremdung und Trennung endlich die Vereinigung. – Preis 3 Mark – Gebunden 4 Mark. Liste korrigierter Druckfehler Seite 16, »..,« hinter »ein Schiff« durch »...« ersetzt (... ein Schiff ... ein Feind ...) Seite 21, »dunke« durch »dunkle« ersetzt (An Steuerbord steigen dunkle Felsen aus der See hoch ...) Seite 31, »umittelbarer« durch »unmittelbarer« ersetzt (... das Hirn kann den Vorgang, der sich hier in so unmittelbarer Nähe mit unheimlicher Schnelligkeit abgespielt hat, noch nicht fassen.) Seite 34, ein Komma eingefügt hinter »Fahrzeug« (Das mächtige Fahrzeug, ein früherer White-Star-Dampfer, trägt Kriegsschiffarbe.) Seite 52, unpassendes Anführungszeichen vor »Wir raus« entfernt (»Jungs, das ist ja unser alter Dampfer »Adjutant«, den kitschen wir uns!« Wir raus aus dem Busch, ...) Seite 55, »Krahn« durch »Kran« und »verhandenen« durch »vorhandenen« ersetzt (Was zu Hause der riesige Kran spielend in einem Augenblick bewältigte, dafür gilt es hier mit Aufbietung aller vorhandenen Kräfte Mittel zu schaffen.) Seite 67, »Unternehmungn« durch »Unternehmungen« ersetzt (Der eine Sieg hier hat Unternehmungen reifen lassen, ...) Seite 68, »englichen« durch »englischen« ersetzt (... nachdem die englischen Schiffe am Abend zuvor mit Nordkurs in See gegangen waren.) Seite 71, hier fehlt in der Originalvorlage ein Stück Text, das nicht mehr reproduziert werden kann. Die Stelle wurde vom Bearbeiter durch Gedankenstriche und eine Fußnote markiert. Seite 92, »Seemansfäusten« durch »Seemannsfäusten« ersetzt (... wie man es den harten Seemannsfäusten gar nicht zumutet, ...) Seite 94, »den« durch »dem« ersetzt (... um das Schiff auf dem befohlenen Kurs zu halten.) Seite 94, »Dan« durch »Dann« ersetzt (Ein Augenblick ist Stille. Dann spricht der Alte.) Seite 98, »Sechsundreißig« durch »Sechsunddreißig« ersetzt (Sechsunddreißig Stunden noch trennen die Deutschen von dem Ziel, ...) Seite 104, Punkt hinter der Ziffer »3« eingefügt (vom 3. April 1917.) Seite 105, hinter »hingemordet« Punkt durch Komma ersetzt (... in der Wüste hingemordet, von Beduinen, die mit englischem Gelde bestochen waren.) Seite 112, »der vorigen« durch »des vorigen« ersetzt (... süddeutsches Leben in der Mitte des vorigen Jahrhunderts.) *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK BLOCKADE-BRECHER *** Updated editions will replace the previous one—the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg™ electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG™ concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you charge for an eBook, except by following the terms of the trademark license, including paying royalties for use of the Project Gutenberg trademark. 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If an individual Project Gutenberg™ electronic work is posted with the permission of the copyright holder, your use and distribution must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked to the Project Gutenberg™ License for all works posted with the permission of the copyright holder found at the beginning of this work. 1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg™ License terms from this work, or any files containing a part of this work or any other work associated with Project Gutenberg™. 1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this electronic work, or any part of this electronic work, without prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with active links or immediate access to the full terms of the Project Gutenberg™ License. 1.E.6. 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Except for the limited right of replacement or refund set forth in paragraph 1.F.3, this work is provided to you ‘AS-IS’, WITH NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. 1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any provision of this agreement shall not void the remaining provisions. 1.F.6. 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It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg™’s goals and ensuring that the Project Gutenberg™ collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg™ and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation information page at www.gutenberg.org. Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non-profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation’s EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state’s laws. The Foundation’s business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation’s website and official page at www.gutenberg.org/contact Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg™ depends upon and cannot survive without widespread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine-readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these requirements. We do not solicit donations in locations where we have not received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state visit www.gutenberg.org/donate. While we cannot and do not solicit contributions from states where we have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us with offers to donate. 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