Die Tugend auf der Schaubühne

By Justus Möser

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Title: Die Tugend auf der Schaubühne
       oder: Harlekins Heirath; Ein Nachspiel in einem Aufzuge


Author: Justus Möser

Release Date: March 30, 2005  [eBook #15505]

Language: German


***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE TUGEND AUF DER SCHAUBüHNE***


E-text prepared by David Starner, Louise Hope, and the Project Gutenberg
Online Distributed Proofreading Team



Transkriptionsnotiz: Die folgenden Unregelmäßigkeiten wurden wie im
                     Original beibehalten:

                     "Harlekin's Heirath" tritt sowohl mit als auch ohne
                     Apostroph auf; ähnlich "Möser's Leben" in der
                     Fußnote _Funfzehnter_ hat keinen Umlaut;
                     "Siebenzehnter" ist so geschrieben

                     "jetzt" ist üblicherweise, aber nicht durchgehend,
                     "itzt" geschrieben.

                     Das gedruckte Buch ist in Fraktur ("Gothic") gesetzt.
                     Fremdsprachliche Wörter oder Phrasen sind in Antiqua
                     gesetzt und werden hier mittels *Asterisken*
                     wiedergegeben.

Transcriber's Note:  The following irregularities are present in the
                     original text:

                     "Harlekin's Heirath" appears both with and without
                     the apostrophe; similarly "Moeser's Leben" in the
                     footnote.

                     "Funfzehnter" has no umlaut; "Siebenzehnter" is
                     written that way.

                     "jetzt" is usually but not always written as "itzt".

                     The printed book is in Fraktur ("Gothic") type. Four
                     foreign words or phrases are in Roman type and are
                     denoted in this transcription by being placed
                     between *asterisks*.





DIE TUGEND AUF DER SCHAUBÜHNE

oder: Harlekins Heirath

Ein Nachspiel in Einem Aufzuge

von

J. MÖSER

Berlin und Stettin,
bey Friedrich Nicolai

1798







Personen des Nachspiels:

_Herr Barthold_, Principal der Bühne.
_Kolombine_, seine Tochter.
_Harlekin_, Schauspieler.
_Scapin_, Schauspieler.
_Isabelle_, Schauspielerin.
_Valer_, Schauspieler.
_Peter_, Lichtputzer.

Der Schauplatz ist auf dem Schauplatze.





Die Tugend auf der Schaubühne;

oder:

HARLEKIN'S HEIRATH


Ein Nachspiel in einem Aufzuge*.

[Fußnot: Man sehe über dies scherzhafte Stück die Nachricht,
welche ich in _Möser's Leben S. 81 f._ davon gegeben habe. Da
es in seiner Art merkwürdig ist, habe ich es auch besonders
abdrucken lassen. R.]




Erster Auftritt.

Herr _Barthold_, _Harlekin_.


    _Harlekin._ (macht drey tiefe Verbeugungen).

    _Barthold._ Was will Er, mein guter Freund?

    _Harl._ (Macht wieder einige Verbeugungen).

    _Barth._ Bücke Er sich so lange bis Er müde wird, und
dann kann Er mir sagen was Er zu sagen hat. Die jungen Leute
gewöhnen sich das itzt so an, daß sie einem die Zeit mit
tausend Komplimenten verderben. Wenn man in meiner Iugend
zu einem Mann im Amte ging: so machte man ihm einen einzigen
Bückling, und kam dann zur Sache. Das war eine gute Mode;
dabey sollte man es lassen.

    _Harl._ (in fremdem Ton) Hochedelgeborner und Gestrenger--

    _Barth._ Damit geht schon wieder eine Minute hin.

    _Harl._ Sie erlauben großgünstig--

    _Barth._ Wieder eine Minute.

    _Harl._ Daß ich mir die Freyheit nehme--

    _Barth._ Noch _ein_ Wort von solchem Schlage, und ich
prügle Dich zum Dinge hinaus.

    _Harl._ (im gewöhnlichen Ton) Ich komme, Herr Barthold,
wegen Ihrer jüngsten Tochter Kolombine; sie gefällt mir--

    _Barth._ Gehorsamster Diener, gehorsamster Diener, mein
werthester Herr Harlekin! Verzeihen Sie, daß ich Sie sogleich
nicht gekannt habe. Meine Augen vergehen mir allmählich, und
Sie redeten mir in einem solchen Candidatenstil, den ich an
Ihnen nicht gewohnt bin.

    _Harl._ Ich _kann_ heirathen, ich _muß_ heirathen, und ich
_will_ heirathen.

    _Barth._ Nun, das ist kurz. Das sind drey Hauptursachen,
die nicht von allen Leuten so recht verstanden und empfunden
werden. Was gedenken Sie denn aber Ihrer künftigen Witwe zum
Leibgedinge auszusetzen?

    _Harl._ Erstlich, gedenke ich nicht vor ihr zu sterben.

    _Barth._ Das ist freilich ein guter Vorsatz; allein
Ausführung kommt bisweilen gar sehr auf die Frau an: diese
hat vielerley Mittel, einen ehrlichen Mann in die Grube zu
bringen, ohne Gift und Messer. Der meinigen habe ich es, Gott
sey Dank, abgesessen. Es war ein heller Gast; aber sie wurde
so eingetrieben, daß sie sich aus dem sieben und zwanzigsten
Kindbette nie wieder erholen konnte. Sie sehen, ich habe mich
wohl gehalten.

    _Harl._ Das merke ich. Zweytens, hat sie, so lange ich
lebe, ein reichliches Auskommen. Meine Kunst als Harlekin hat
einen goldenen Boden, und Kolombinchen hat gewiß auch eine
Kunst worauf sie sich verlassen kann.

    _Barth._ Ach, die Künste verlassen einen mit der Zeit,
und wenn man alt wird, so ist nichts bequemers als von seinen
Renten zu leben. Da ist ein Haufen Mühe und Sorge erspart.

    _Harl._ Freylich, und ich denke eben deswegen ein Capital
zurück zu legen, wovon zweytausend Thaler auf den Witwenstuhl
kommen sollen, Nota Bene: wenn er keinen Haarbreit verrückt
wird.

    _Barth._ Das ist etwas hart; eine Witwe ist zu beklagen.
Ich fühle, mein lieber Harlekin, wie sauer es mir in meinem
sieben und siebenzigsten Iahre wird, mich nicht bisweilen auf
einen hübschen weichen Witwenstuhl zu setzen.

    _Harl._ Ich will es aber nun so; und darum gebe ich meiner
Witwe einen Stuhl mit vier Beinen, damit er recht feste stehe.
Zweytausend Thaler, wenn ich sie habe, sind, zum Henker, Geld.
Was Kolombine erspart, soll sie zu ihrem Nadelgelde behalten,
und wenn sie vor mir verstirbt, werde ich sie in ihrem besten
Hemde begraben lassen.

    _Barth._ Aber Sie vergessen die Morgengabe.

    _Harl._ Das bin ich selbst: Morgen- und Abendgabe. Bringt
mir aber Kolombine einen Sohn, wohl zu verstehen, wenn er mir
ähnlich sieht; denn das fordere ich ausdrücklich: so soll er
auch Barthold Harlekin heißen.

    _Barth._ Ich dachte in der That, Sie wollten ihr sodann
ein neues Kleid aufs Kindbette legen. Hören Sie, Herr
Harlekin, ich habe der Mädchen viele, und schaffe sie mir
gern vom Halse, weil sie auf ihren spitzen Absätzen leicht
einmal unvorsichtiger Weise zu Falle kommen können. Ich will
also nicht lange handeln. Kolombine ist die Ihrige; und zwar
diesen Abend, wenn Sie wollen. Das bitte ich mir aber aus, daß
Sie sie nicht heimlich entführen; ich würde sonst auf Ihrer
Hochzeit nicht trinken können.

    _Harl._ So weit sind wir noch lange nicht. Ich habe mich
nur erst vorläufig erkundigen wollen, ob Sie mir Ihre Tochter
wohl geben wollten, wenn ich *in forma* darum anhielte. Itzt
ist noch ein kleiner oder großer Punkt übrig. Sie wissen,
mein werthester Herr Barthold, daß man von den Comödiantinnen
mancherley sagt. Kolombinchen hat ein Paar so allerliebste
Tauben-Aeugelchen, sie hat so etwas, so etwas--ach, Herr
Barthold, ich kann es nicht sagen, aber was sie hat, das sagt
so viel--so viel--

    _Barth._ Nun, wie viel denn?

    _Harl._ Wenn eine Nuß leicht aus der Hülse fällt, ist sie
denn auch wohl schon vom Wurme gestochen?

    _Barth._ Ist das eine Frage für eine klugen Mann? Die
Wurmstichigen sitzen allemal fest in der  Hülse.

    _Harl._ Ach, Herr Barthold, sollte sie es nicht schon wohl
versuchet haben?

    _Barth._ Sie mag versucht haben was sie will, so hat sie
allzeit nur ihre Rolle gespielet. Ein Mädchen auf der Bühne muß
oft verliebt thun, oft küssen, oft lachen, und was dergleichen
mehr ist. Das bringt aber die Comödie so mit sich. Wenn
Kolombine die verschmitzte Buhlerinn vorstellt, so würde
es sich ja nicht schicken, daß sie die Mine einer Matrone
behielte. Wie oft hat sie nicht auch geweint! Meynen Sie aber,
daß sie um deswillen, sie zu Hause gekommen, immer betrübt
gewesen?

    _Harl._ Ich habe allzeit gehört, die Unschuld soll so etwas
Süßes, so etwas Körnichtes, so etwas von der braunen Kruste
seyn, daß ich nicht gern eine Frau nehmen mögte, welche diesen
Leckerbissen bereits verschenket hätte.

    _Barth._ O mein lieber Harlekin, sind Sie da verbrannt: so
rathe ich Ihnen gar keine Frau--anders als meine Kolombine zu
nehmen.

    _Harl._ Aber sehen Sie einmal Selbst, Herr Barthold,
alle diese schönen Herrn, welche hier vor unsrer Bühne sitzen.
Ihre Augen scheinen meinem lieben Kolombinchen das Mark aus
den Knochen zu ziehen; und wenn sie tanzt; ach, wenn sie tanzt:
so--so--tanzen alle Herzen mit ihr.

    _Barth._ Sollten sie das wohl thun?

    _Harl._ Wenn sie es _nicht_ thäten, so mögte ich
Kolombinchen nicht; und nun, _da_ sie es thun, so traue ich
Kolombinchen nicht recht. Denen Mädchen, die so hoch springen
wenn sie tanzen, kann leicht ein Blümchen entfallen; und wenn
das auch nicht wäre: so rühmt sich doch ein jeder, vielleicht
selten mit Recht, daß er eines aufgenommen habe. Herr Barthold,
Herr Barthold! eine hübsche Comödiantinn ist wohl selten,
selten, selten eine Kirsche woran nicht schon ein Vogel
gebissen hat.

    _Barth._ Possen! es ist _kein hübsches_ Mädchen in der
Welt, wovon man nicht eben diese Vermuthung hat. Nicht, weil
sie geschwinder Feuer fängt, als eine andere, sondern weil sie
Tag und Nacht verfolgt und also leicht einmal im Schlummer
überrumpelt wird. Wer sich aber daran stößt, der mag zu seiner
Strafe eine Häßliche nehmen, und versichert seyn daß sie vor
dem ersten Loche gefangen werde. Sie wird die Ehre, das Glück
und das Vergnügen, in ihrem sterblichen Leben _auch_ einmal
angebetet zu werden, so verliebt erkennen; sie wird so besorgt
seyn den Vogel nicht zu verscheuchen; sie wird so bange seyn,
die einzige Gelegenheit zu verlieren; sie wird so fertig seyn,
ihre vergängliche Waare an den Mann zu bringen, daß ich nicht
Eines auf sie, aber wohl hundert auf ein hübsches Mädchen
verwetten wollte, das die Wahl unter tausend Käufern hat.
Und dann, mein lieber Harlekin, ist es eine bestialische Sache,
eine garstige Hexe und _doch_ keine braune Kruste zu bekommen.
Für Kolombinen will ich allenfalls Bürge seyn.

    _Harl._ Die Bürgschaft ist in der That etwas bedenklich.
Ich hätte für meine Mutter nicht einstehen mögen.

    _Barth._ Ich mag die Grillen nicht länger anhören. Kurz
und gut, Sie nehmen sie, oder nehmen sie nicht; einige Gefahr
werden Sie allemal laufen. --Doch, warten Sie, wir wollen heute
einmal den Freyer vorstellen. Sie sollen der Bräutigam, und
meine Tochter Kolombine Ihre Braut seyn. Sie können sie dabey
auf die Probe stellen; und wenn es Ihnen dann nicht gefällt,
so sind Sie am Ende wieder frey, und Sie haben nur eine
verliebte Rolle gespielet.

    _Harl._ Der Einfall ist wirklich gut. Ein jeder Freyer
spielt doch nur eine Rolle; und wenn am Schlusse des Stücks
die Heirath vollzogen wird, so hat die Rolle nur gar zu früh
ein Ende.

    _Barth._ Holla! Kolombine!



Zweyter Auftritt

_Die Vorigen_, und _Kolombine_.


    _Barth._ Kolombine, Du sollst heute einmal die Braut seyn.

    _Kolombine._ Ach, Papa, das bin ich gerne. Ich spiele nichts
lieber als Braut und Bräutigam.

    _Harl._ (Vor sich) O Du-- Sie wissen aber doch, meine
schöne Kolombine, daß die Freyerey mit der Comödie ein Ende
hat.

    _Kolombine._ Nun, so können wir ja dasselbige Stück noch
einmal spielen. Ich wollte, daß wir gar kein anderes auf unsrer
Bühne hätten; und fast mögte ich das Heirathen verreden, um
allzeit Braut zu bleiben. Ach, es ist so allerliebst Braut zu
seyn.

    _Barth._ Man kann heirathen, und doch noch immer die Braut
spielen. Eine gute Partey kann man immer auf Abschlag nehmen;
und die jungen Mädchen thun übel, wenn sie die Hand eines
ehrlichen Mannes ausschlagen, um allzeit flattirt, adorirt,
courtisirt, carressirt, und endlich meprisirt zu werden. Bist
Du denn, meine Tochter, sonst noch nie die Braut als auf der
Schaubühne gewesen?

    _Kolombine._ Nein, Papa.

    _Barth._ Hören Sie wohl, Herr Harlekin?

    _Harl._ Ich höre und sehe, Herr Barthold.

    _Barth._ Wo ist Scapin und Peter? Sie sollen auch
herkommen, und den Freyer mitspielen. Isabelle, welche schon
oft die Braut vorgestellt, und erfahrner ist als Du, Kolombine,
soll Dir die rechte Manier zeigen.

    _Kolombine._ O, Papa, ich will schon fertig werden,
ich verstehe es schon.

    _Barth._ Nun, so macht Ihr Beyde den Anfang. Ich will
herumgehen, und den Uebrigen ihre Rollen ankündigen.



Dritter Auftritt

_Harlekin_ und _Kolombine_.


    _Kolombine._ Nun, Sie fangen an.

    _Harl._ Nein, fangen Sie an.

    _Kolombine._ Ach, nein! so habe ich es nicht gelernt.
Der Bräutigam fängt zuerst an, und sagt: Ach, meine theuerste
Schöne, wie lange habe ich mir nicht schon das Glück gewünscht,
Ihnen mein Herz zu eröffnen.

    _Harl._ Und was sagt denn die Braut?

    _Kolombine._ Sie antwortet: O! Sie schmeicheln mir zu viel;
ich weiß, es ist nur Ihr höflicher Scherz.

    _Harl._ Und was antwortet denn Er wieder?

    _Kolombine._ Er nimmt dann ihre Hand, küßt solche, und
sagt: Ach, mögten Sie in dieses Herz sehen; da würden Sie
lesen, daß mein aufrichtiger Wunsch niemals ein anderer
gewesen, als das Glück Ihnen zu gefallen, und diese schöne
Hand zu küssen.

    _Harl._ Und läßt sie das so geschehen?

    _Kolombine._ O ja, sie läßt ihm die Hand, und er küßt sie
noch hundertmal; und seufzet dann, bis endlich die Braut solche
nicht mehr zurückziehen kann, und mit ihrer ganzen Person
folget.

    _Harl._ Die Rolle mag ich nicht spielen.

    _Kolombine._ Auf welche Art wollen Sie dann?

    _Harl._ Ich sage: Kolombine, mein englisches
Magentröpfchen, wenn _Sie_ will, ich will wohl.

    _Kolombine._ Und was muß sie denn sagen?

    _Harl._ Sie spricht: Nun, ich will--

    _Kolombine._ Nun ich will--

    _Harl._ Fallen Sie mir doch nicht in die Rede. Sie muß
sagen: Nun, ich will nicht.

    _Kolombine._ Die Rolle mag ich nicht spielen.



Vierter Auftritt

Die _Vorigen_, und _Barthold_.


    _Barth._ Nun, meine Kinder, habt Ihr angefangen?

    _Kolombine._ Nein, Papa! In der Sache sind wir eins; wir
können uns nur über die Rolle nicht vergleichen. Herr Harlekin
will es besser wissen als ich, und mich dünkt, in diesem Stück
könnte ich lange sein Meister seyn. Ich bin von Iugend auf bey
dem Schauspiele erzogen; bin so mannichmal Braut gewesen, und
muß es vermuthlich besser wissen als er.

    _Barth._ Nun, Harlekin, so sollten Sie sich auch weisen
lassen. Kolombine führet Sie gewiß keinen unbekannten Weg.

    _Kolombine._ O nein! Ich dachte es eben so zu machen wie
die selige Mama.

    _Barth._ Wie ich meine selige Frau heirathete, folgte ich
ihr blindlings, und unsere Ehe würde nicht so gesegnet gewesen
seyn, wenn ich minder folgsam gewesen wäre. Sie war allzeit
fertig mich zu unterweisen, und ihr Exempel that bisweilen die
besten Dienste. Oft war mir ihr Unterricht sehr ungelegen; aber
das war, der Himmel weiß, ihre Schuld nicht.

    _Harl._ Das Schlimmste sind meine Scrupel; und ich
begreife noch nicht, Herr Barthold, wie solche durch unsre
Comödie werden gehoben werden. Stellt Kolombine die Braut gut
vor, so werde ich denken: sie versteht ihre Rolle; und stellt
sie solche nicht gut vor, so werde ich denken, sie versteht
_noch_ eine Rolle. Und der Himmel weiß, ob sie nicht noch eine
dritte versteht. Es ist doch schlimm, daß man das Ding nicht
auf die Goldwage bringen kann.

    _Barth._ Die beste Goldwage ist ein gutes Vertrauen; wer
das nicht hat, der ist schon wirklich betrogen; und wer es hat,
der ißt seinen Salat, schluckt eine Schnecke mit hinunter, und
findet ihn noch schmackhafter.

    _Harl._ Ich mögte darauf Ihr Gast nicht seyn. Wer heiraten
will, muß nicht Blinde-Kuh spielen, sondern wohl zusehen was er
greift.

    _Kolombine._ Oho! Herr Harlekin! itzt verstehe ich das
Ding mit der Goldwage. Auf ein Paar Aeßchen können Sie gewiß
rechnen, die ich schon verloren habe. Denn der Schneider hat
mir gar kein Eisen in meine neue Schnürbrust gemacht. Indeß,
da die Comödie aus ist, habe ich die Ehre mich Ihren Scrupeln
zu empfehlen.

    _Barth._ Ich meyne es auch so. Beschlafen Sie die Sache!
Ein guter Traum ist im Heirathen oft die beste Entscheidung.

        (Sie gehn Beyde ab.)



Fünfter Auftritt.

_Harlekin_. _Scapin_ und _Peter_.


    _Harl._ (vor sich) O weh! der erste Versuch ist nicht zum
Besten abgelaufen. Itzt mögt' _ich_ wohl, nun will _sie_ nicht.

    _Scapin._ Wird denn heute nicht gespielt? Herr Barthold hat
mich herbestellt, um den Freyer mit vorzustellen. Ich sehe aber
keine Anstalten.

    _Peter._ Ich sollte auch einen vorstellen--

    _Harl._ Ha, mein guter Peter, magst Du es denn gern thun?

    _Peter._ O ja. Ich muß sonst immer nur die Lichter putzen;
wenn aber der Freyer gespielet wird, so--so küsse ich, wollt'
ich sagen, Cathrinchen.

    _Harl._ Und Du, Scapin?

    _Scapin._ Meine Rolle in diesem Stück ist immer nur ein
Puckel voll Schläge, und ich könnte eben nicht sagen, daß ich
solche jetzt nöthig hätte.

    _Harl._ Hör' einmal, mein lieber Scapin! Ich weiß, Du bist
schlauer als mancher Dieb, der gehangen wird; ich muß Dir eins
im Vertrauen sagen.

    _Peter._ Ich hoffe doch nichts von Cathrinchen?

    _Harl._ Ich wäre wohl gesonnen, des Herrn Bartholds jüngste
Tochter Kolombinchen in allen Ehren zu heirathen--

    _Peter._ Giebt es denn auch Heirathen in Unehren?

    _Harl._ Allein, ich besorge, sie mögte schon--

    _Peter._ Was mögte sie schon?

    _Scapin._ Schweig, Peter, ich verstehe schon was
Harlekin meynt. Er besorgt, sie mögte schon einnal in
Unehren geheirathet haben.

    _Peter._ Nun verstehe ich es auch--

    _Harl._ Was meynst Du nun? Wie fange ich es an, um hinter
die Wahrheit zu kommen?

    _Scapin._ Du mußt sie vorher probiren.

    _Peter._ Bey meiner Treu, das ist vernünftig.

    _Harl._ Allein, wie mache ich das?

    _Peter._ O, das will ich wohl thun, wenn Sie es nicht
verstehen.

    _Scapin._ Ich weiß was zu thun ist. Wolltest Du wohl,
Harlekin, ihr zu gefallen, eine Tracht Schläge vorlieb nehmen?

    _Harl._ Die Schläge wohl, aber den Schimpf nicht.

    _Scapin._ Nun da ist Rath zu. Höre, ich will Dir das Kleid
meines Herrn verschaffen. Du weißt, er ist Hauptmann, und eine
Uniform hat heut zu Tage viele Freyheiten; damit sollst Du
diesen Abend zu ihr gehen. Läßt sie Dich nun zum Hause hinaus
prügeln, so kannst Du glauben, daß sie die Krone von allen
ehrlichen Mädchen ist. Nimmt sie Dich aber an, küßt und umarmt
Dich, so nimmst Du das auf dem Marsche vorlieb, und weißt wie
viel die Glocke geschlagen.

    _Harl._ O mein lieber Scapin, das ist unvergleichlich.
Ich danke Dir tausendmal für Deinen guten Rath. Mache mich
nur geschwind zum Hauptmann. Ich brenne vor Verlangen, jene
glückliche Tracht Schläge zu empfangen.

    _Peter._ Ich wahrhaftig nicht. In meiner Heimath probirt
man die Mädchen ganz anders.

    _Scapin._ In meiner auch. Aber man bekömmt zuweilen etwas,
was einem noch weit unangenehmer ist, als eine Tracht Schläge.
Nicht wahr, Harlekin?

    _Harl._ O Scapin, Du bist der klügste Schelm, den ich in
meinem Leben gekannt habe. Mache nur geschwind, daß ich das
Kleid von Deinem Herrn bekomme. Ich hoffe doch nicht, daß er
es übel nehmen wird, wenn der Schimpf hiernächst darauf sitzen
bleibt?

    _Scapin._ O im geringsten nicht. Eben das Kleid, was ich
Dir verschaffen will, hat schon mehrmal herhalten müssen. Ich
will hingehen um es Dir zu bringen. Du mußt mir aber auch
einmal wieder zu gefallen seyn, wenn Du nun ein Ehemann seyn
wirst.

        (Scapin geht ab)



Sechster Auftritt

_Harlekin_ und _Peter_.


    _Harl._ Du sagtest ja erst, Peter, man hätte in Deiner
Heimath eine andere Probe, um zu erfahren, ob die Braut noch
ächt sey.

    _Peter._ O ja, das haben wir auch.

    _Harl._ Wie macht Ihr denn das?

    _Peter._ Da kommen wir her und suchen uns eine aus, die
uns gefällt.

    _Harl._ Das kann ich wohl denken.

    _Peter._ Dann nehme ich mein Spinnrad, und gehe des Abends
zu ihr ins Haus, setze mich neben ihr hin und wir spinnen denn
alle Beyde.

    _Harl._ Nun, spinnt Ihr denn immer fort?

    _Peter._ Von ungefähr geht dann einmal die Lampe aus.

    _Harl._ Das kömmt der Sache näher--

    _Peter._ Spinnt die Braut nun im Finstern fort, ohne den
Faden zu verlieren, so ist das ein gutes Zeichen.

    _Harl._ Das ist wirklich so dumm nicht--

    _Peter._ Steht aber das Rad stille, bricht der Faden und
die Schnur schlägt wohl gar ab: so hohle es der Henker!

    _Harl._ Wahrhaftig, die Leute sind klug; und wer hat euch
das so gelehret?

    _Peter._ Ich glaube, es muß so von Vater auf Sohn
gekommen seyn. Denn wie unser Pastor einmal das Zusammenspinnen
abschaffen wollte, so sagten die Aeltesten im Dorfe: ihre Väter
hätten es gethan, ihre Großväter hätten es gethan, und ihre
Kinder sollten auch thun.

    _Harl._ In dem Dorfe mögte ich wohnen!



Siebenter Auftritt.

_Scapin_ mit einem Kleide unterm Arme,
und die _Vorigen_.


    _Scapin._ Stille! stille! wir wollen einen rechten Aufzug
haben. Isabelle und Valer kommen daher, um ihre Rolle zu
spielen. Es geht ihnen wie mir. Sie meynen, der Freyer werde
gespielet, und weil an ihnen die Reihe ist, aufzutreten, wenn
ich zum andernmale abgehe: so will ich itzt ganz ernsthaft
herausgehn. Ihr aber geht auf die Seite so lange. Hier ist
das Kleid, Harlekin, welches du immittelst anziehen kannst.

    _Harl._ Vortrefflich!

    _Peter._ Das ist des Henkers Comödie.

        (Gehn ab.)



Achter Auftritt.

_Isabelle_ und _Valer_.


    _Isabelle._ Nein, mein werthester Graf, so schmeichelhaft
es mir auch ist von Ihnen geliebt zu werden, und so sehr ich
von Ihren rechtschaffenen Absichten überzeuget bin, so wenig
finde ich mich vermögend Ihnen meine Hand zu geben. Mein
Schicksal hat mich einmal auf die Schaubühne geführt; ich
bin der Welt nichts mehr als eine Comödiantinn; und ich müßte
Sie, mein werthester Graf, minder hochschätzen und minder
lieben, wenn ich in Ihre Verbindung einwilligen und uns Beyde
beschimpfen sollte: Sie, daß Sie Sich so weit herablassen und
mich, daß ich einen Mann genommen, der so wenig Empfindung und
so wenig Zärtlichkeit gegen seine eigne Ehre gehabt hatte.

    _Valer._ Großmüthige Isabelle, je edler Sie Sich zeigen,
je weniger ist es mir möglich Ihren Befehlen zu gehorchen.
Ich kann ohne Sie nicht leben. Mein ganzes Glück beruhet auf
unsre Verbindung. Das Recht ist auf der Seite der Tugend, der
Schönheit und der Liebe. Vorurtheile dürfen uns nicht irre
machen.

    _Isabelle._ O! es giebt ehrwürdige, heilige Vorurtheile;
und die Wahrheit muß sich oft erst in unsre eigne Meynung, in
unser Vorurtheil verwandeln, ehe sie ihr Recht behaupten kann.

    _Valer._ Aber Ihre Geburt ist der meinigen nicht ungleich.
Sie sind von guter Familie, und daß das Schicksal Sie auf die
Bühne geführt--

    _Isabelle._ Nichts mehr hievon. Sie wissen, wie die
Welt denkt. Sie wissen, mit welchen übeln Vermuthungen sie
diejenigen verfolgt, welche sich der Bühne widmen, und es
sollte mir ewig leid seyn, als Comödiantinn einen Mann zu
beschimpfen, den ich als Prinzessinn glücklich zu machen
wünschte.

    _Valer._ Göttliche Isabelle!
        (Er will ihre Hand nehmen.)

    _Isabelle._ Auch diese Hand nicht, mein werthester Graf.
Ich bin stolz, stolz auf Sie, stolz auf mich; und da ich Muth
genug habe, meine Liebe Ihrer Ehre aufzuopfern, so müssen Sie
auch so billig seyn, und der meinigen schonen.

    _Valer._ Sie sind grausam. Sie handeln ungerecht mit
Sich, ungerecht mit mir. Ich und mein Unglück bleibt zu Ihrer
Verantwortung.

    _Isabelle._ Ich kenne diese Sprache; aber ich weiß was ich
mir von Ihrer Vernunft zu versprechen habe. Ueberlegen Sie nur
einmal Selbst, wie empfindlich es Ihnen und mir seyn würde,
wenn man in allen Gesellschaften vor uns fliehen, wenn jeder
Blick Ihnen einen Vorwurf und mir eine Verachtung zeigen,
wenn Ihre ganze Familie Sie hassen und mich verfolgen,
wenn jedermann argwohnen würde--

    _Valer._ Quälen Sie mich wenigstens nicht, wenn Sie mich
nicht glücklich machen wollen. Ich habe das alles, und noch
ein mehrers überlegt; ich habe mir alle diese Wahrheiten so
deutlich vorgestellt, daß ich glauben konnte, unparteyisch zu
urtheilen; und doch, schönste Isabelle, fiel der Schluß dahin
aus, daß das Glück unsrer Vereinigung Alles das unendlich
überwiegen würde.

    _Isabelle._ Sie wissen, Herr Graf, daß ich gegen dieses
Glück nicht unempfindlich bin. Sie wissen, daß mein ganzer
Stolz durch diese Verbindung befriedigt werden würde. Verzeihen
Sie mir aber, daß ich Sie auf eine zärtlichere Art liebe, und
meinem Vorsatze getreu bleibe.

    _Valer._ Sie begegnen einem Ieden sonst so gütig, Sie--

    _Isabelle._ Keine Vorwürfe, Herr Graf. Da ich die Bühne
betrete, so ist es meine Schuldigkeit, allen die dahin kommen,
Höflichkeit und Dankbarkeit zu zeigen. Ich würde sonst unsrer
Gesellschaft schaden, und eine Unanständigkeit begehen, die
in den Umständen worin ich bin, für den Einen oder Andern
beleidigend seyn könnte. Glauben Sie aber um deswillen ja
nicht, mein lieber Herr Graf, daß wir mit unsrer Gütigkeit
verschwendrischer sind als andre. Ieder Stand erfordert ein
eignes Betragen; und wenn man das weiß, so macht man keine
falsche Schlüsse.

    _Valer._ Ich glaube nicht, daß Sie mir dergleichen
Schuld geben können. Meine aufrichtige Liebe ist die beste
Widerlegung, und die sicherste Probe, daß ich Ihre Gütigkeit
in keinem Verdachte habe.



Neunter Auftritt.

Die _Vorigen_. _Harlekin_ und _Peter_.


    _Harl._ Ha! ha! ha! Spielen Sie hier eine Comödie?

    _Isabelle._ Nun, was fällt Dir ein, Harlekin? Die Reihe ist
ja gar nicht an Dir.

    _Harl._ Die Reihe mag an mir seyn oder nicht, so muß ich
Ihnen sagen, daß Herr Barthold sich versehen, und daß heute
gar nicht gespielt, sondern in allem Ernste an einer Heirath
gearbeitet wird.

    _Valer._ Aber, was bedeutet denn das?

    _Harl._ Was das bedeutet, wenn man heirathet?

    _Peter._ Wissen Sie das nicht?

    _Valer._ Herr Barthold und Ihr alle seyd verrückt. Ein
andermal soll man es mir zweymal sagen, ehe ich hierher kommen
und meine Rolle spielen will.
        (Geht ab.)

    _Isabelle._ Kann ich denn wohl so glücklich seyn, zu
erfahren, was es für eine Heirath sey, woran heute gearbeitet
wird?

    _Harl._ Sie soll zwischen einem Bräutigam der sich Scrupel
macht, einer Seits, und zwischen einer Braut die sich keine
macht, ander Seits, geschlossen und nicht geschlossen werden.

    _Isabelle._ Aus diesem räthselhaften Geschwätze schließe
ich, Harlekin, daß Du es bist, der sich Scrupel macht.

    _Harl._ Der Henker traue den Mädchen! Ich glaube, sie lesen
einem aus den Augen was man denkt. Aber, was hat man denn auch
anders in den Augen, wenn man erst zu Verstande kömmt, als die
Lust zu heirathen? Sehen Sie mir das nicht gleich an?

    _Isabelle._ O! das habe ich Dir lange angesehen, und
Kolombinen ebenfalls.

    _Harl._ Ey, schau doch, wie listig sie das Geheimniß
herauslocken will!

    _Isabelle._ So war denn doch die Heirath zwischen Dir und
Kolombinen das Geheimniß? Nun, so wünsche ich Dir viel Glück
damit; es ist ein braves Mädchen.

    _Harl._ Dürfte ich wohl unterthänigst fragen, was Sie
durch ein braves Mädchen verstehen? Ich habe sonst gemeint,
die Pferde würden nur brav genannt.

    _Isabelle._ Ich will damit nur sagen, daß Kolombine ihre
Rolle gut spielt, daß sie sehr geschickt, sehr schön, sehr
lustig, sehr gutherzig--

    _Harl._ Aber nicht auch sehr tugendhaft sey?

    _Isabelle._ O! das versteht sich von selbst; und ich kann
Dir zur guten Nachricht sagen, daß sie noch gar kürzlich ein
paar brillantene Ohrringe ausgeschlagen hat.

    _Harl._ Aber der Freyer, der sie ihr angeboten, sollte der
nicht so gewisse Vermuthungen gehabt haben, daß sie solche wohl
annehmen würde?

    _Isabelle._ Ich glaubte, Harlekin, Du dächtest besser
von unsrer Schaubühne. Wenn man alle diejenigen von uns
verurtheilen wollte, welche etwa einen freundlichen Blick
vergelten, oder sich eine Versuchung zuziehen, so würde man
sehr ungerecht gegen uns seyn.

    _Peter._ Nein, der Faden muß wenigstens abbrechen und die
Schnur vom Rade fallen, sonst kann man seiner Probe nicht
sicher seyn.

    _Isabelle._ Das dünkt mich auch, Peter; und wo ich Dich
recht kenne, so würdest Du mein Cathrinchen gern nehmen, ohne
Scrupel; und Du, Harlekin, thätest auch wohl, von der Probe
nach der Hochzeit zu reden.

    _Harl._ Das ist verflucht gefährlich, und zu seiner Zeit
eben nicht tröstlich.

    _Isabelle._ Ich wünsche Euch mit einander ein Paar Weiber,
die Euch die Köpfe zurechte setzen; und wenn Herr Barthold
seine selige Frau noch hätte, so würde er mich nicht hieher auf
April geschickt haben. Das sagt ihm nur, wenn Ihr ihn sehet.
        (Geht ab.)



Zehnter Auftritt.

_Harlekin_ und _Peter_.


    _Harl._ Nun, Peter, wo hast Du meine Companie gelassen?

    _Peter._ Hier ist sie (indem er ihm das Kleid holet und
übergiebt).

    _Harl._ (Zieht das Kleid über das seinige, und macht dabey
ein Theaterspiel).



Elfter Auftritt.

Die _Vorigen_ und _Scapin_.


    _Scapin._ Ha! willkommen, mein werthester Herr Hauptmann!

    _Harl._ Wie, Scapin, kennest Du mich denn nicht mehr?

    _Scapin._ In der That, wenn Dich Deine Stimme nicht
verrathen hätte, so würde ich Dich schwerlich erkannt haben.

    _Peter._ Aber die Hosen?

    _Scapin._ O! die kann man bey jedem Kleide tragen, und ein
Witwer mag sie so gar in der Trauer anziehn.

    _Peter._ Bey uns sagt man, es ist kein Herr so groß, oder
der Narr blickt irgendwo hervor.

    _Harl._ Ich bitte Dich, Peter, mache doch solche dumme
Vergleichungen nicht. Ich habe diese Hosen mit Fleiß behalten;
denn sollte die Probe unglücklich ablaufen, so hänge ich das
Kleid sogleich an den Nagel, und bin wieder der ich war. Aber,
was denkst Du, Scapin, sollte man mich wohl aus Achtung für die
Uniform  ungeschlagen zurückschicken?

    _Scapin._ Mache Dir doch nur solche Skrupel nicht. Wenn
Kolombine ein ehrliches Mädchen ist, und Du es recht bey ihr
anfängst, so mußt Du Deine Schläge bekommen, oder ich verliere
fünf Gulden.

    _Harl._ Gut! es ist ein Wort.

    _Peter._ Wahrhaftig, ich wette mit, Herr Harlekin.
Kolombine ist ein ehrliches Mädchen. Sie bekommen die Schläge
zuverlässig, und ich gewinne mein Geld, oder Sie haben es nicht
recht darnach angefangen.

    _Harl._ Peter, es gilt fünf Batzen; und mit Freuden will
ich sie euch beyden auszahlen. Eins fällt mir aber itzt bey:
ich habe gar kein Geld in der Tasche. Ich müßte doch wohl,
wenn ich einen Versuch wagen will, so irgend einen Beutel mit
Dukaten haben.

    _Scapin._ Glaubst Du denn nicht, daß ich weiß, was Dir in
solchen Fällen nöthig ist? Fühle nur einmal in die Taschen.
In der einen steckt meines Herrn leerer Geldbeutel mit
Zahlpfennigen, und in der andern das Futteral von seinen
Schuhschnallen. Kolombine wird Dukaten und Iuwelen darin
vermuthen, und wenn Du es ihr anbietest, Dir gewiß Beydes
an den Kopf werfen, ohne zuzusehen was darin ist.

    _Harl._ Weißt Du dies gewiß?

    _Scapin._ So gewiß als Du den Glauben auf den Puckel
bekommen wirst.

    _Peter._ Viel Glücks dazu.

    _Harl._ (zu Scapin) Wolltest Du mich wohl bey Kolombinen
melden?

    _Scapin._ Ey, warum nicht? Ich diene meines Herrn Uniform,
und schäme mich nicht, solche bey Kolombinen anzumelden.

    _Harl._ So gehe geschwind.



Zwölfter Auftritt.

_Harlekin_ und _Peter_.


    _Harl._ Der Scapin ist doch ein durchtriebner Kopf, und
weiß zu allem Rath.

    _Peter._ Nach meinem dummen Verstande gehört eben nicht
viel Witz dazu, Ihnen zu einer guten Tracht Schläge zu
verhelfen. Das wollte ich auch wohl thun.

    _Harl._ O mein guter Peter, das ist weit über Deinen
Horizont. Du weißt es nicht, wie angenehm mir diese Schläge
seyn werden.

    _Peter._ Nun, meinethalben. Alles wie Sie wollen. Wenn ich
nur meine fünf Batzen gewinne. Ich fange aber nunmehro an zu
fürchten, Sie werden, wenn die Wette verloren geht, in den
Beutel mit Zahlpfennigen greifen.

    _Harl._ Du sollst Deine fünf Batzen gewiß haben, oder ich
heiße nicht Hauptmann von Astaroth.

    _Peter._ Ach, meynen Sie nicht, daß die Leute Sie erkennen
werden? Ihre Stimme verräth Sie gleich.

    _Harl._ Die weiß ich schon zu verstellen. Ich will die
ordentliche Rolle eines Hauptmanns spielen, so wie ich sie
gelernt habe.



Dreyzehnter Auftritt

Die _Vorigen_ und _Scapin_.


    _Scapin._ Die Mademoiselle Kolombine Barthold läßt sich
dem Herrn Hauptmann von Astaroth gar schön zurück empfehlen,
und weil sie nicht glaubte, daß der Herr Hauptmann ihr etwas
Heimliches zu sagen haben würden, so wollte sie die Ehre haben,
denselben hier auf der Bühne zu empfangen.

    _Harl._ War sie allein?

    _Scapin._ Sie saß und nähete an einem Unterrocke, worin sie
mit Dir, wie ich hoffe, getrauet werden wird; ein allerliebstes
Röckchen von feuerfarbenem Atlas mit Spitzen eingefaßt, nicht
kostbar, aber niedlich.

    _Peter._ Sie kommt! Sie kommt!

    _Scapin._ Komm Peter, wir wollen in die nächste Schenke
gehn, und unsre künftige Wette vertrinken.

        (Letztere gehn ab.)



Vierzehnter Auftritt

_Harlekin_. _Kolombine_.


    _Harl._ Assah! Miß Pudding, wie stehts? Ist die Leber noch
frisch, und seyd Ihr diesen Winter gut bequartirt?

    _Kolombine._ Darf ich fragen: was zu des Herrn Hauptmanns
Befehl sey?

    _Harl._ Zu meinem Befehl? Drey Küsse auf eine Stelle, mein
Schatz, drey Küsse--

    _Kolombine._ Ich weiß nicht, ob ich es recht verstanden
habe, der Herr Hauptmann von Astaroth sind bey mir gemeldet
worden.

    _Harl._ Das bin ich im Original, mein kleines
Zuckermündchen. Darf ich aber auch wohl fragen, ob Sie
nicht die Mademoiselle Kolombine Bartholdinn sind?

    _Kolombine._ Ihnen aufzuwarten, Herr Hauptmann.

    _Harl._ Nun, so sind wir ja bekannte Leute und Nachbars
Kinder. Komm dann, mein Schatz, und küsse mich.

    _Kolombine._ Ich glaube immer noch, ich irre mich. Man hat
mir gesagt, daß Sie einige Bestellungen von einer sehr guten
Freundinn, die ich auf dem Lande habe, an mich hätten.

    _Harl._ Ia, recht, mein liebes Sauernüßchen. Hier habe ich
ein Paar orientalische, peruvianische Ohrringe, und dort einen
Beutel mit eintausend gerändelten Species-Dukaten. Was dünkt
Dir dabey, mein Rosenknöspchen?

    _Kolombine._ Ich begreife noch eigentlich nicht, wozu das
alles?

    _Harl._ Wozu, Mädchen? *Primo* sollst Du mich dafür neun
und neunzig Mal küssen.

    _Kolombine._ Ach, wer weiß bey welchem Mädchen Sie diese
Ohrringe wohl erbeutet haben, und ob Sie ihr nicht gar dabey
die Ohren ausgerissen!

    _Harl._ Ich eroberte sie in dem Laufgraben vor
Schweidnitz, und diese tausend Dukaten habe ich einem
französischen Marschalle *en rase campagne* abgenommen.

    _Kolombine._ Ich sehe wohl, Herr Hauptmann, Sie haben
an mich nichts zu bestellen, und ich will mich Ihnen nur
gehorsamst wieder empfehlen.

    _Harl._ O Prinzessinn! so wird es nicht gehn. Flugs
hierher!
        (Er nimmt sie bey der Hand, und stellet sie so daß
           sie ihm nicht entgehen kann.)
und diese Ohrringe, diese Dukaten, diese Küsse angenommen.
        (Er will sie küssen, und sie wehret sich.)

    _Kolombine._ Ich bitte Sie recht sehr, Herr Hauptmann,
mäßigen Sie Sich.

    _Harl._ Was mäßigen? Drey Iahre belagere ich eure verdammte
Schaubühne, als wenn ich eine Festung belagere; und beständig
habe ich meine Kanonen auf Dich gerichtet. Daß ich endlich
einmal Sturm laufe, mußt Du mir nicht verdenken. Sogleich
diese Ohrringe eingesteckt!
      (Er dringt ihr solche auf, sie fallen aber auf die Erde.)
und hier diese tausend Dukaten, oder
        (wie vorher.)
und nun gehts auf die Bresche los.
        (Er umarmt sie auf seine Art.)

    _Kolombine._ Ach mein Gott! Gewalt, Gewalt, Gewalt!



Funfzehnter Auftritt

Die _Vorigen_, _Barthold_, _Scapin_
und _Peter_ kommen von allen Seiten.


    _Barth._ Was ists, was ists, was ists?

    _Kolombine._ Sehen Sie nicht, der Herr Hauptmann will mich
mit Gewalt küssen, und mich zwingen tausend Dukaten und ein
Paar brillantene Ohrringe anzunehmen.

    _Barth._ Und darum schreyest Du so, Mädchen? Ich wette,
wenn ich den Herrn Hauptmann mit Gewalt zum Hause hinaus werfe,
er macht nicht einen solchen Lerm.

        (Kolombine hebt inzwischen das Kästchen auf und sieht
           aus Vorwitz hinein.)

    _Harl._ Ich bitte, sprechen Sie mit mehr Achtung von mir,
sonst will ich Ihnen was anders zeigen.

    _Barth._ Geschwind heraus damit, was wolltest Du mir anders
zeigen?

    _Harl._ Ich habe es nicht nicht bey mir; aber, wenn Sie
erlauben wollen, so will ich hingehen und es holen.

    _Barth._ Du bist sehr fein, wie ich merke; inzwischen,
wenn Sie es erlauben wollen, so will ich Ihnen vors erste
wohlmeynend eine Tracht Schläge mitgeben. Sie mögten es
vielleicht vergessen sie abzuholen.
        (Er prügelt ihn zur Schaubühne herunter. Scapin und
           Peter halten ihm überall wo er hin läuft, die Hände
           vor, um ihr Geld zu empfangen. Harlekin entflieht
           endlich.)
Wo ist der Beutel mit den tausend Dukaten, und wo sind die
demantenen Ohrringe? Diese erkläre ich hiermit für verfallen.
Ich muß dieses Urtheil nur geschwind selbst sprechen, damit
der Richter das *Corpus delicti* nicht zu sich nehme.

    _Kolombine._ Ach daß Gott erbarme! Lassen Sie doch diese
Sporteln immerweg dem Richter; er wird sie den Parteyen
treulich wieder ausliefern, und sich gern mit der Gebühr
befriedigen. Sehen Sie hier.

        (Er nimmt den Beutel und das Kästchen.)

    _Scapin._ Erlauben Sie, Herr Barthold, daß wir Ihnen eine
Vorstellung thun. Es war unser guter Harlekin, der hier, in des
Herrn Hauptmanns Kleidung, die Erfrischung zu sich genommen.

    _Barth._ Wie? Harlekin?

    _Peter._ Ia, bey meiner Treue; er hat die Schläge nur auf
des Herrn Hauptmanns Rechnung genommen, und ich bin froh, daß
er sie empfangen hat. Ich habe mit ihm um fünf Batzen gewettet,
und bereits die Hälfte davon vertrunken.

    _Kolombine._ O, der arme Harlekin! wenn ich das gewußt
hätte, ich würde ihm gewiß zu seiner mehrern Beruhigung noch
eins mitgegeben haben.

    _Scapin._Ich kann Sie versichern, er ist so froh von seinen
Schlägen, daß er sie gerne noch einmal nehmen wird, wenn er die
Ehre haben kann und Sie Sich die Mühe nehmen wollen.

    _Kolombine._Kömmt Zeit, kömmt Rath.

    _Barth._Aber es ärgert mich doch, daß die tausend Dukaten--
Fast hätte ich Lust, ihm den Prozeß machen zu lassen. Falsche
Münze! Nothzucht--wahrhaftig, eins von Beyden hat schon manchen
ehrlichen Mann an den Galgen gebracht. Aber still; hört, geht
Ihr hin, und trinkt Eure Zeche. Ich will alles gut machen. Sagt
ihm aber nichts davon, daß ich einige Nachricht von seiner
Verkleidung habe.

    _Scapin._ Sie sind ein redlicher Mann, Herr Barthold.
Kein Wort aus meinem Munde!
        (Er hält den Finger auf den Mund, und geht ab.)

    _Peter._ Auf Ihre und Mamsell Kolombinens Gesundheit!
        (Er hält die ganze Hand auf den Mund, und geht ab.)



Sechszehnter Auftritt.

_Barthold_ und _Kolombine_.


    _Barth._ Ich zweifle nicht daran; oder Harlekin wird itzt
kommen, nachdem er seine närrische Probe gemacht, und um Dich
anhalten. Euer sind viele, meine liebe Kolombine, und wenn
Harlekin bisweilen ein bisschen einfältig ist, so mußt Du
denken: daß diese seine Einfalt unsrer Bühne vielen Vortheil
bringt, und daß wir ohne ihn nicht wohl fertig werden konnen.
Was meynst Du also von ihm? Soll ich Ia, oder Nein sagen,
wenn er um Dich anhält?

    _Kolombine._ Nein, Papa!

    _Barth._ Nein, Papa! und warum denn, Nein, Papa?

    _Kolombine._ Aber ein Mann, der mir ein so schlechtes
Vertrauen beweißt? Der erst mit Schlägen zur Vernunft gebracht
werden muß?-- Der--

    _Barth._ O! die Liebe macht auch kluge Leute Narren; man
muß dieser Thorheit etwas zu gute halten, und Schläge auf der
Bühne beschimpfen Harlekin nicht. Das ist so seine tägliche
Rolle. Er wird zu allem geschlagen, und sogar zum Hahnrey.
Und Du kannst mir als Deinem Vater wohl glauben, _die_ Leute,
welche eine gewisse bekannte Art von Klugheit oder Narrheit
haben, sind am besten zu regieren. Die mehrsten Menschen
heirathen als Narren, und werden erst klug als Männer, wenn
sie auch im Ehestande nichts weiter lernen, als die Kunst
zu schweigen. Zu einer guten friedlichen Ehe gehört Iugend,
Gesundheit und Geld. Das übrige läßt sich entbehren,
insbesondere der Verstand, wenn man sein Brot mit der
Dummheit verdienen muß.

    _Kolombine._ Es sey darum wie es wolle; da wir keine
Comödie spielten, so hätte er mehr Verstand gebrauchen sollen.
Er ist so dumm nicht, wie Sie meynen, und ich habe von Natur
einen verzweifelten Trieb die Listigen zu überlisten.

    _Barth._ Du kannst ihn nicht besser überlisten, als wenn Du
ihn zum Manne nimmst.

    _Kolombine._ Erst soll er mir wenigstens hier vor allen
Leuten öffentlich Abbitte thun, und dann will ich sehen was ich
thue.

    _Barth._ Warum soll er denn aber für den Hauptmann von
Astaroth Abbitte thun, mein Kind? Wir brauchen es ja nicht zu
wissen, daß Harlekin sich so übel aufgeführt hat.



Siebenzehnter Auftritt.

Die _Vorigen_ und _Harlekin_.


    _Harl._ Nun, mein liebes Kolombinchen, wollen wir itzt
Braut und Bräutigam spielen? _Ich_ will wohl, wenn _Sie_ will.

    _Kolombine._ Ich will aber nicht.

    _Harl._ Wie? Du willst nicht?

    _Kolombine._ Haben Sie mich diese Antwort nicht selbst
gelehret?

    _Harl._ Ia, das habe ich gethan; aber das war nur eine
Rolle in der Comödie.

    _Kolombine._ Nun, ich spiele itzt die meinige. Ich will
nicht.

    _Barth._ Kinder, was Ihr thun wollt, das thut bald; es ist
meine Zeit zu trinken, und die versäume ich nicht gern.

    _Harl._ Noch einen Augenblick, Herr Barthold, ich muß Ihnen
erst einen listigen Streich erzählen. Kennen Sie den Herrn
Hauptmann von Astaroth?

    _Barth._ O ja, ganz gut. Ich habe noch eben die Ehre
gehabt, ihn aus meinem Hause zu prügeln.

    _Kolombine._ Es ist ein sehr schlechter Mensch.

    _Harl._ O wenn Sie es wüßten!
        (Er geht auf der Bühne herum, und freuet sich.)

    _Barth._ Ich denke doch nicht; daß er sich der empfangenen
Ehre rühmen wird?

    _Harl._ O, mein guter Herr Barthold, wenn Sie es wüßten!
Gelt? Sie glauben den Herrn Hauptmann von Astaroth geschlagen
zu haben? Ha! ha! ha!

    _Barth._ Ia, das meyne ich.

    _Harl._ Sehen Sie mich einmal recht an! und fühlen hier auf
meinen Rücken! He! he! he!

    _Barth._ Bey meiner Ehre, ich sollte fast glauben, daß ich
hieher geschlagen hätte. Ich kenne ungefähr meinen Zug. Aber,
wie geht das in aller Welt zu?

    _Kolombine._ O, mein lieber Harlekin, thun Sie mir den
Gefallen, und sagen mir, ob nicht ein wenig Hexerey mit
unterläuft?

    _Harl._ Nun, was soll ich haben, wenn ich Dir das Geheimniß
entdecke?

    _Kolombine._ Wir wollen auch oft Braut und Bräutigam mit
einander spielen.

    _Harl._ Unvergleichlich! aber erst, mein liebes
Kolombinchen, mußt Du mir im Vertrauen sagen, warum Du so
gern die Braut spielest?

    _Kolombine._ Das kann ich Ihnen nicht sagen; aber ich bin
denn so munter, so leicht, so aufgeräumt, so tanzend.

    _Harl._ Hast Du wohl schon so recht im Ernste getanzt?

    _Kolombine._ Nun, da Sie wieder so fragen, will ich das
Geheimniß gar nicht mehr wissen. Gehen Sie damit, und eröffnen
es meinem Cathrinchen.

    _Harl._ Du sollst es nun aber wissen.

    _Kolombine._ Nichts! Itzt durchaus nicht; und wenn Sie mir
auch tausend gerändelte Dukaten geben wollten.

    _Harl._ Ich merke schon--

    _Barth._ Vertrauen Sie es mir allein, Harlekin; bey Mädchen
sind die Geheimnisse ohnehin etwas lose verwahrt. Sie fallen
leicht aus der Hülse.

    _Harl._ Hören Sie, Herr Barthold; und St! St! Kolombine,--
_ich_ war der Hauptmann von Astaroth. Ich hatte nur seinen Rock
hier über den meinigen gezogen. Ha! ha! ha!

    _Barth._ Nimmermehr.

    _Harl._ In der That. Aber kannten Sie mich nicht hier an
meinen bunten Hosen? Ha! ha! ha!

    _Kolombine._ Ietzt besinne ich mich; ich sahe etwas davon
schimmern.

    _Harl._ Gelt! mein guter Herr Barthold, ich habe Sie einmal
rechtschaffen angeführt? Ha! ha! ha!

    _Barth._ Auf solche Art sollte der ehrlichste Mann betrogen
werden. Aber, ich bitte Sie tausendmal um Vergebung, daß ich
mich so nachdrücklich gegen Sie herausgelassen habe.

    _Harl._ O! Sie haben gar nicht Ursache. Ich bin vielmehr
froh, daß es so gekommen ist; denn nunmehr bin ich versichert,
daß Kolombinchen die Krone von allen Iungfrauen ist. Meine
Scrupel sind nun alle weg.

    _Kolombine._ Die meinigen gehen aber nun erst an.

    _Harl._ O, mein allerliebstes Lockvögelchen, Du kannst mich
nur wieder ein Vierteljahr auf die Probe nehmen, ich bin es
gerne zufrieden. Wenn _Sie_ will, _ich_ will wohl.

    _Kolombine._ Die Probe mögte schlecht ausfallen; ich weiß
schon, wie das geht.

    _Harl._ Wie? Du weißt es wie das geht?

    _Barth._ Haben Sie noch Scrupel?

    _Harl._ Ach nein! aber Sie weiß wie das geht.

    _Kolombine._ Ia, ich weiß wie das geht. Ein ehrliches
Mädchen, das einen Mann auf die Probe nimmt, muß ihn hernach
immer behalten; und das will ich nicht.

    _Harl._ Höre, mein Schätzchen, wenn Du willst, so will ich
es Dir schriftlich geben, daß die Probe nicht länger als einen
Monat währen soll.

    _Kolombine._ Bemühen Sie Sich nicht. Sie wissen, was Sie
mir zuvor sagten: Wenn die Comödie aus ist, so hat die Freyerey
ein Ende. Ich empfehle mich Ihnen ganz gehorsamst.
        (Sie will abgehn.)

    _Harl._ O Herr Barthold! Herr Barthold! das wäre zu viel,
erst Schläge, und nun gar einen Korb! Das ist eine Comödie und
auch keine Comödie.

    _Barth._ Hier, Kolombine! Die Comödie ist noch nicht zu
Ende. Du weißt, sie muß allezeit mit einer Heirath schließen.

    _Kolombine._ Nein, Papa! Das ist nicht nöthig; wir haben
viele Stücke auf unsrer Bühne, welche sich bloß mit Schlägen
endigen: und wenn es recht zugegangen wäre, so hätte Harlekin,
oder der Herr Hauptmann von Astaroth, auch damit zu Hause gehen
müssen.

    _Barth._ Ich rathe Ihnen, mein lieber Harlekin, hier meiner
Tochter Ihre Scrupel öffentlich abzubitten.

    _Harl._ O von Herzen gern! Siehe hier, mein Engels
Kolombinchen, ich liege hier vor Dir auf den Knieen, und
bitte öffentlich um Vergebung.

    _Kolombine._ Sie müssen mir erst Ihr Schwert übergeben.
Es schickt sich nicht, daß Sie solches in dieser Stellung an
der Seite tragen.
        (Er überreicht ihr seinen Säbel.)
Sie hätten verdient, Herr Hauptmann von Astaroth, daß ich Ihnen
jetzt mit Ihrem eigenen Säbel die Haut voll schlüge. --Weil Du
es aber bist, mein allerliebstes Harlekinchen, so will ich--

    _Harl._ O kein: will ich nicht! kein will ich nicht!

    _Kolombine._ So will ich--

    _Harl._ Nun, so will ich--

    _Kolombine._ So will ich die Strafe fürs erste noch
aufschieben--

    _Harl._ Nur nicht bis in den Ehstand!

    _Kolombine._ Aber mit der ausdrücklichen Bedingung: daß wir
noch immerfort alle Tage Braut und Bräutigam spielen.

    _Harl._ O ja! o ja!

    _Barth._ Ach, meine lieben Kinder, ihr wißt noch nicht, was
dazu gehört.

    _Harl._ Wie? Herr Barthold, so bekomme ich ja alle Tage von
der braunen Kruste.

    _Barth._ Die ist für eine tägliche Kost etwas zu hart; und
wenn man ein Stück zu oft wiederholt, so werden es sogar die
Zuschauer müde.

    _Kolombine._ Sorgen Sie nicht, Papa; ich weiß schon, wie
Harlekin sie am liebsten ißt. Er kann es ja probiren, und
wenn er sie dann nicht mehr mag, so will ich ihm was anders
vorsetzen.

    _Barth._ O du liebe Einfalt! aber kommt Kinder, weil der
Braten noch warm ist.

    _Kolombine._ Ich bin fertig.

    _Barth._ Ie nun; so wollen wir den Zuschauern eine
gesegnete Abendmahlzeit wünschen.

    _Harl._ Und zur Probe, eine braune Kruste.



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Foundation as set forth in Section 3 below.

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effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
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works, and the medium on which they may be stored, may contain
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LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
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that arise directly or indirectly from any of the following which you do
or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.


Section  2.  Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of computers
including obsolete, old, middle-aged and new computers.  It exists
because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come.  In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
and the Foundation web page at https://www.gutenberg.org/fundraising/pglaf.


Section 3.  Information about the Project Gutenberg Literary Archive
Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service.  The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541.  Contributions to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
permitted by U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations.  Its business office is located at
809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
[email protected].  Email contact links and up to date contact
information can be found at the Foundation's web site and official
page at https://www.gutenberg.org/about/contact

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     [email protected]

Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements.  We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance.  To
SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
particular state visit https://www.gutenberg.org/fundraising/donate

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including including checks, online payments and credit card
donations.  To donate, please visit:
https://www.gutenberg.org/fundraising/donate


Section 5.  General Information About Project Gutenberg-tm electronic
works.

Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone.  For thirty years, he produced and distributed Project
Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.

Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily
keep eBooks in compliance with any particular paper edition.

Most people start at our Web site which has the main PG search facility:

     https://www.gutenberg.org

This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
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