Was heißt: sich im Denken orientieren?

By Immanuel Kant

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Title: Was heißt: sich im Denken orientieren?

Author: Immanuel Kant

Release Date: February 3, 2012 [EBook #38754]

Language: German


*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK WAS HEIßT: SICH IM DENKEN ***




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  [ Anmerkungen zur Transkription:

    Der Text stammt aus: Immanuel Kants Werke. Band IV. Schriften von
    1783-1788. Herausgegeben von Dr. Artur Buchenau und Dr. Ernst Cassirer.
    Berlin: Bruno Cassirer 1913. S. 349-366 und 547-548 (Lesarten).

    Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen;
    lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. Eine Liste
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Was heißt: sich im Denken orientieren?


Wir mögen unsere Begriffe noch so hoch anlegen und dabei noch so
sehr von der Sinnlichkeit abstrahieren, so hängen ihnen doch noch
immer =bildliche= Vorstellungen an, deren eigentliche Bestimmung es
ist, sie, die sonst nicht von der Erfahrung abgeleitet sind, zum
=Erfahrungsgebrauche= tauglich zu machen. Denn wie wollten wir auch
unseren Begriffen Sinn und Bedeutung verschaffen, wenn ihnen nicht
irgendeine Anschauung, (welche zuletzt immer ein Beispiel aus
irgendeiner möglichen Erfahrung sein muß), untergelegt würde? Wenn wir
hernach von dieser konkreten Verstandeshandlung die Beimischung des
Bildes, zuerst der zufälligen Wahrnehmung durch Sinne, dann sogar die
reine sinnliche Anschauung überhaupt weglassen: so bleibt jener reine
Verstandesbegriff übrig, dessen Umfang nun erweitert ist und eine Regel
des Denkens überhaupt enthält. Auf solche Weise ist selbst die
allgemeine Logik zustande gekommen; und manche =heuristische= Methode zu
denken liegt in dem Erfahrungsgebrauche unseres Verstandes und der
Vernunft vielleicht noch verborgen, welche, wenn wir sie behutsam aus
jener Erfahrung herauszuziehen verständen, die Philosophie wohl mit
mancher nützlichen Maxime, selbst im abstrakten Denken, bereichern
könnte.

Von dieser Art ist der Grundsatz, zu dem der sel. MENDELSSOHN, soviel
ich weiß, nur in seinen letzten Schriften (den _Morgenstunden_ S. 165-66
und dem _Briefe an Lessings Freunde_ S. 33 und 67) sich ausdrücklich
bekannte: nämlich die Maxime der Notwendigkeit, im spekulativen
Gebrauche der Vernunft, (welchem er sonst in Ansehung der Erkenntnis
übersinnlicher Gegenstände sehr viel, sogar bis zur Evidenz der
Demonstration zutraute), durch ein gewisses Leitungsmittel, welches er
bald den =Gemeinsinn= (Morgenstunden), bald die =gesunde Vernunft=, bald
den =schlichten Menschenverstand= (an Lessings Freunde) nannte, sich zu
=orientieren=. Wer hätte denken sollen, daß dieses Geständnis nicht
allein seiner vorteilhaften Meinung von der Macht des =spekulativen=
Vernunftgebrauchs in Sachen der Theologie so verderblich werden sollte,
(welches in der Tat unvermeidlich war); sondern daß selbst die gemeine
gesunde Vernunft bei der Zweideutigkeit, worin er die Ausübung dieses
Vermögens im Gegensatze mit der Spekulation ließ, in Gefahr geraten
würde, zum Grundsatze der Schwärmerei und der gänzlichen Entthronung der
Vernunft zu dienen? Und doch geschah dieses in der =Mendelssohn=- und
=Jacobi=schen Streitigkeit, vornehmlich durch die nicht unbedeutenden
Schlüsse des scharfsinnigen Verfassers der =Resultate=;(1) wiewohl ich
keinem von beiden die Absicht, eine so verderbliche Denkungsart in Gang
zu bringen, beilegen will, sondern des letzteren Unternehmung lieber als
_argumentum ad hominem_ ansehe, dessen man sich zur bloßen Gegenwehr zu
bedienen wohl berechtigt ist, um die Blöße, die der Gegner gibt, zu
dessen Nachteil zu benutzen. Andererseits werde ich zeigen, daß es in
der Tat =bloß= die Vernunft, nicht ein vorgeblicher geheimer
Wahrheitssinn, keine überschwengliche Anschauung unter dem Namen des
Glaubens, worauf Tradition oder Offenbarung ohne Einstimmung der
Vernunft gepfropft werden kann, sondern, wie MENDELSSOHN standhaft und
mit gerechtem Eifer behauptete, bloß die eigentliche reine
Menschenvernunft sei, wodurch er es nötig fand und anpries, sich zu
orientieren; ob zwar freilich hiebei der hohe Anspruch des spekulativen
Vermögens derselben, vornehmlich ihr allein gebietendes Ansehen (durch
Demonstration) wegfallen und ihr, sofern sie spekulativ ist, nichts
weiter als das Geschäft der Reinigung des gemeinen Vernunftbegriffs von
Widersprüchen und die Verteidigung gegen =ihre eigenen= sophistischen
Angriffe auf die Maximen einer gesunden Vernunft übrig gelassen werden
muß. -- Der erweiterte und genauer bestimmte Begriff des
=Sich-Orientierens= kann uns behülflich sein, die Maxime der gesunden
Vernunft in ihren Bearbeitungen zur Erkenntnis übersinnlicher
Gegenstände deutlich darzustellen.

  (1) =Jacobi=, Briefe über die Lehre des =Spinoza=. Breslau 1785. --
  =Jacobi=, Wider =Mendelssohns= Beschuldigung betreffend die Briefe
  über die Lehre des =Spinoza=. Leipzig 1786. -- Die =Resultate= der
  Jacobischen und Mendelssohnschen Philosophie, kritisch untersucht von
  einem Freiwilligen. Ebendas.

Sich =orientieren= heißt in der eigentlichen Bedeutung des Worts: aus
einer gegebenen Weltgegend, (in deren vier wir den Horizont einteilen),
die übrigen, namentlich den =Aufgang= zu finden. Sehe ich nun die Sonne
am Himmel und weiß, daß es nun die Mittagszeit ist, so weiß ich Süden,
Westen, Norden und Osten zu finden. Zu diesem Behuf bedarf ich aber
durchaus das Gefühl eines Unterschiedes an meinem eigenen =Subjekt=,
nämlich der rechten und linken Hand. Ich nenne es ein =Gefühl=, weil
diese zwei Seiten äußerlich in der Anschauung keinen merklichen
Unterschied zeigen. Ohne dieses Vermögen, in der Beschreibung eines
Zirkels, ohne an ihm irgendeine Verschiedenheit der Gegenstände zu
bedürfen, doch die Bewegung von der Linken zur Rechten von der in
entgegengesetzter Richtung zu unterscheiden und dadurch eine
Verschiedenheit in der Lage der Gegenstände a priori zu bestimmen, würde
ich nicht wissen, ob ich Westen dem Südpunkte des Horizonts zur Rechten
oder zur Linken setzen und so den Kreis durch Norden und Osten bis
wieder zu Süden vollenden sollte. Also orientiere ich mich
=geographisch= bei allen objektiven Datis am Himmel doch nur durch einen
=subjektiven= Unterscheidungsgrund; und wenn in einem Tage durch ein
Wunder alle Sternbilder zwar übrigens dieselbe Gestalt und ebendieselbe
Stellung gegeneinander behielten, nur daß die Richtung derselben, die
sonst östlich war, jetzt westlich geworden wäre, so würde in der
nächsten sternhellen Nacht zwar kein menschliches Auge die geringste
Veränderung bemerken und selbst der Astronom, wenn er bloß auf das, was
er sieht und nicht zugleich, was er fühlt, achtgäbe, würde sich
unvermeidlich =desorientieren=. So aber kömmt ihm ganz natürlich das
zwar durch die Natur angelegte, aber durch öftere Ausübung gewohnte
Unterscheidungsvermögen durchs Gefühl der rechten und linken Hand zu
Hülfe, und er wird, wenn er nur den Polarstern ins Auge nimmt, nicht
allein die vorgegangene Veränderung bemerken, sondern sich auch
ungeachtet derselben =orientieren= können.

Diesen geographischen Begriff des Verfahrens sich zu orientieren kann
ich nun erweitern und darunter verstehen: sich in einem gegebenen Raum
überhaupt, mithin bloß =mathematisch= orientieren. Im Finstern
orientiere ich mich in einem mir bekannten Zimmer, wenn ich nur einen
einzigen Gegenstand, dessen Stelle ich im Gedächtnis habe, anfassen
kann. Aber hier hilft mir offenbar nichts als das Bestimmungsvermögen
der Lagen nach einem =subjektiven= Unterscheidungsgrunde; denn die
Objekte, deren Stelle ich finden soll, sehe ich gar nicht; und hätte
jemand mir zum Spaße alle Gegenstände zwar in derselben Ordnung
untereinander, aber links gesetzt, was vorher rechts war, so würde ich
mich in einem Zimmer, wo sonst alle Wände ganz gleich wären, gar nicht
finden können. So aber orientiere ich mich bald durch das bloße Gefühl
eines Unterschiedes meiner zwei Seiten, der rechten und der linken. Eben
das geschieht, wenn ich zur Nachtzeit auf mir sonst bekannten Straßen,
in denen ich jetzt kein Haus unterscheide, gehen und mich gehörig wenden
soll.

Endlich kann ich diesen Begriff noch mehr erweitern, da er denn in dem
Vermögen bestände, sich nicht bloß im Raume d. i. mathematisch, sondern
=überhaupt im Denken= d. i. =logisch= zu orientieren. Man kann nach der
Analogie leicht erraten, daß dieses ein Geschäft der reinen Vernunft
sein werde, ihren Gebrauch zu lenken, wenn sie von bekannten
Gegenständen (der Erfahrung) ausgehend sich über alle Grenzen der
Erfahrung erweitern will und ganz und gar kein Objekt der Anschauung,
sondern bloß Raum für dieselbe findet; da sie alsdann gar nicht mehr
imstande ist, nach objektiven Gründen der Erkenntnis, sondern lediglich
nach einem subjektiven Unterscheidungsgrunde, in der Bestimmung ihres
eigenen Urteilvermögens, ihre Urteile unter eine bestimmte Maxime zu
bringen.(2) Dies subjektive Mittel, das alsdann noch übrig bleibt, ist
kein anderes als das Gefühl des der Vernunft eigenen =Bedürfnisses=. Man
kann vor allem Irrtum gesichert bleiben, wenn man sich da nicht
unterfängt zu urteilen, wo man nicht soviel weiß, als zu einem
bestimmenden Urteile erforderlich ist. Also ist Unwissenheit an sich die
Ursache zwar der Schranken, aber nicht der Irrtümer in unserer
Erkenntnis. Aber wo es nicht so willkürlich ist, ob man über etwas
bestimmt urteilen wolle oder nicht, wo ein wirkliches =Bedürfnis= und
wohl gar ein solches, welches der Vernunft an sich selbst anhängt, das
Urteilen notwendig macht und gleichwohl Mangel des Wissens in Ansehung
der zum Urteil erforderlichen Stücke uns einschränkt, da ist eine Maxime
nötig, wornach wir unser Urteil fällen; denn die Vernunft will einmal
befriedigt sein. Wenn denn vorher schon ausgemacht ist, daß es hier
keine Anschauung vom Objekte, nicht einmal etwas mit diesem
Gleichartiges geben könne, wodurch wir unseren erweiterten Begriffen den
ihnen angemessenen Gegenstand darstellen und diese also ihrer realen
Möglichkeit wegen sichern könnten, so wird für uns nichts weiter zu tun
übrig sein, als zuerst den Begriff, mit welchem wir uns über alle
mögliche Erfahrung hinauswagen wollen, wohl zu prüfen, ob er auch von
Widersprüchen frei sei; und dann wenigstens das =Verhältnis= des
Gegenstandes zu den Gegenständen der Erfahrung unter reine
Verstandesbegriffe zu bringen, wodurch wir ihn noch gar nicht
versinnlichen, aber doch etwas Übersinnliches wenigstens tauglich zum
Erfahrungsgebrauche unserer Vernunft denken; denn ohne diese Vorsicht
würden wir von einem solchen Begriffe gar keinen Gebrauch machen können,
sondern schwärmen anstatt zu denken.

  (2) Sich im Denken überhaupt =orientieren=, heißt also: sich, bei der
  Unzulänglichkeit der objektiven Prinzipien der Vernunft, im
  Fürwahrhalten nach einem subjektiven Prinzip derselben bestimmen.

Allein hiedurch, nämlich durch den bloßen Begriff, ist doch noch nichts
in Ansehung der Existenz dieses Gegenstandes und der wirklichen
Verknüpfung desselben mit der Welt (dem Inbegriffe aller Gegenstände
möglicher Erfahrung) ausgerichtet. Nun aber tritt =das Recht des
Bedürfnisses= der Vernunft ein als eines subjektiven Grundes, etwas
vorauszusetzen und anzunehmen, was sie durch objektive Gründe zu wissen
sich nicht anmaßen darf, und folglich sich im Denken, im unermeßlichen
und für uns mit dicker Nacht erfülleten Raume des Übersinnlichen
lediglich durch ihr eigenes Bedürfnis zu =orientieren=.

Es läßt sich manches Übersinnliche denken; (denn Gegenstände der Sinne
füllen doch nicht das ganze Feld aller Möglichkeit aus), wo die Vernunft
gleichwohl kein Bedürfnis fühlt, sich bis zu demselben zu erweitern,
viel weniger dessen Dasein anzunehmen. Die Vernunft findet an denen
Ursachen in der Welt, welche sich den Sinnen offenbaren (oder wenigstens
von derselben Art sind als die, so sich ihnen offenbaren), Beschäftigung
genug, um noch den Einfluß reiner geistiger Naturwesen zu deren Behuf
nötig zu haben; deren Annehmung vielmehr ihrem Gebrauche nachteilig sein
würde. Denn da wir von den Gesetzen, nach welchen solche Wesen würken
mögen, nichts, von jenen aber, nämlich den Gegenständen der Sinne,
vieles wissen, wenigstens noch zu erfahren hoffen können; so würde durch
solche Voraussetzung dem Gebrauche der Vernunft vielmehr Abbruch
geschehen. Es ist also gar kein Bedürfnis, es ist vielmehr bloßer
Vorwitz, der auf nichts als Träumerei ausläuft, darnach zu forschen oder
mit Hirngespinsten der Art zu spielen. Ganz anders ist es mit dem
Begriffe von einem ersten =Urwesen= als oberster Intelligenz und
zugleich als dem höchsten Gute, bewandt. Denn nicht allein, daß unsere
Vernunft schon ein Bedürfnis fühlt, den =Begriff= des Uneingeschränkten
dem Begriffe alles Eingeschränkten, mithin aller anderen Dinge(3) zum
Grunde zu legen; so geht dieses Bedürfnis auch auf die Voraussetzung des
=Daseins= desselben, ohne welche sie sich von der Zufälligkeit der
Existenz der Dinge in der Welt, am wenigsten aber von der Zweckmäßigkeit
und Ordnung, die man in so bewunderungswürdigem Grade (im Kleinen, weil
es uns nahe ist, noch mehr wie im Großen) allenthalben antrifft, gar
keinen befriedigenden Grund angeben kann. Ohne einen verständigen
Urheber anzunehmen, läßt sich, ohne in lauter Ungereimtheiten zu
verfallen, wenigstens =kein verständlicher= Grund davon angeben; und ob
wir gleich die Unmöglichkeit einer solchen Zweckmäßigkeit ohne eine
erste =verständige Ursache= nicht =beweisen= können; (denn alsdann
hätten wir hinreichende objektive Gründe dieser Behauptung und bedürften
es nicht, uns auf den subjektiven zu berufen), so bleibt bei diesem
Mangel der Einsicht doch ein genugsamer subjektiver Grund der
=Annehmung= derselben darin, daß die Vernunft es =bedarf=, etwas, was
ihr verständlich ist, vorauszusetzen, um diese gegebene Erscheinung
daraus zu erklären, da alles, womit sie sonst nur einen Begriff
verbinden kann, diesem Bedürfnisse nicht abhilft.

  (3) Da die Vernunft zur Möglichkeit aller Dinge Realität als gegeben
  vorauszusetzen bedarf und die Verschiedenheit der Dinge durch ihnen
  anhängende Negationen nur als Schranken betrachtet, so sieht sie sich
  genötigt, eine einzige Möglichkeit, nämlich die des uneingeschränkten
  Wesens als ursprünglich zum Grunde zu legen, alle anderen aber als
  abgeleitet zu betrachten. Da auch die durchgängige Möglichkeit eines
  jeden Dinges durchaus im Ganzen aller Existenz angetroffen werden muß,
  wenigstens der Grundsatz der durchgängigen Bestimmung die
  Unterscheidung des Möglichen vom Wirklichen unserer Vernunft nur auf
  solche Art möglich macht, so finden wir einen subjektiven Grund der
  Notwendigkeit, d. i. ein Bedürfnis unserer Vernunft selbst, aller
  Möglichkeit das Dasein eines allerrealesten (höchsten) Wesens zum
  Grunde zu legen. So entspringt nun der =Cartesianische= Beweis vom
  Dasein Gottes: indem subjektive Gründe, etwas für den Gebrauch der
  Vernunft, (der im Grunde immer nur ein Erfahrungsgebrauch bleibt),
  vorauszusetzen, für objektiv -- mithin =Bedürfnis= für =Einsicht= --
  gehalten werden. So ist es mit diesem, so ist es mit allen Beweisen
  des würdigen =Mendelssohn= in seinen Morgenstunden bewandt. Sie
  leisten nichts zum Behuf einer Demonstration. Darum sind sie aber
  keinesweges unnütz. Denn nicht zu erwähnen, welchen schönen Anlaß
  diese überaus scharfsinnigen Entwickelungen der subjektiven
  Bedingungen des Gebrauchs unserer Vernunft zu der vollständigen
  Erkenntnis dieses unsers Vermögens geben, als zu welchem Behuf sie
  bleibende Beispiele sind; so ist das Fürwahrhalten aus subjektiven
  Gründen des Gebrauchs der Vernunft, wenn uns objektive mangeln und wir
  dennoch zu urteilen genötigt sind, immer noch von großer Wichtigkeit;
  nur müssen wir das, was nur abgenötigte =Voraussetzung= ist, nicht für
  =freie Einsicht= ausgeben, um dem Gegner, mit dem wir uns aufs
  =Dogmatisieren= eingelassen haben, nicht ohne Not Schwächen
  darzubieten, deren er sich zu unserem Nachteil bedienen kann.
  =Mendelssohn= dachte wohl nicht daran, daß das =Dogmatisieren= mit der
  reinen Vernunft im Felde des Übersinnlichen der gerade Weg zur
  philosophischen Schwärmerei sei, und daß nur Kritik ebendesselben
  Vernunftvermögens diesem Übel gründlich abhelfen könne. Zwar kann die
  Disziplin der scholastischen Methode (der =Wolffi=schen z. B., die er
  darum auch anriet), da alle Begriffe durch Definitionen bestimmt und
  alle Schritte durch Grundsätze gerechtfertigt werden müssen, diesen
  Unfug wirklich eine Zeitlang hemmen, aber keinesweges gänzlich
  abhalten. Denn mit welchem Rechte will man der Vernunft, der es einmal
  in jenem Felde, seinem eigenen Geständnisse nach, so wohl gelungen
  ist, verwehren, in ebendemselben noch weiter zu gehen? und wo ist dann
  die Grenze, wo sie stehen bleiben muß?

Man kann aber das Bedürfnis der Vernunft als zwiefach ansehen:
=erstlich= in ihrem =theoretischen=, =zweitens= in ihrem =praktischen=
Gebrauch. Das erste Bedürfnis habe ich eben angeführt; aber man sieht
wohl, daß es nur bedingt sei, d. i. wir müssen die Existenz Gottes
annehmen, wenn wir über die ersten Ursachen alles Zufälligen,
vornehmlich in der Ordnung der wirklich in der Welt gelegten Zwecke,
=urteilen wollen=. Weit wichtiger ist das Bedürfnis der Vernunft in
ihrem praktischen Gebrauche, weil es unbedingt ist und wir die Existenz
Gottes vorauszusetzen nicht bloß alsdann genötigt werden, wenn wir
urteilen =wollen=, sondern weil wir =urteilen müssen=. Denn der reine
praktische Gebrauch der Vernunft besteht in der Vorschrift der
moralischen Gesetze. Sie führen aber alle auf die Idee des =höchsten
Gutes=, was in der Welt möglich ist, sofern es allein durch =Freiheit=
möglich ist: die =Sittlichkeit=; von der anderen Seite auch auf das, was
nicht bloß auf menschliche Freiheit, sondern auch auf die =Natur=
ankommt, nämlich auf die größte =Glückseligkeit=, sofern sie in
Proportion der ersten ausgeteilt ist. Nun =bedarf= die Vernunft ein
solches =abhängiges= höchste Gut und zum Behuf desselben eine oberste
Intelligenz als höchstes =unabhängiges= Gut anzunehmen; zwar nicht, um
davon das verbindende Ansehen der moralischen Gesetze oder die
Triebfeder zu ihrer Beobachtung abzuleiten; (denn sie würden keinen
moralischen Wert haben, wenn ihr Bewegungsgrund von etwas anderem als
von dem Gesetz allein, das für sich apodiktisch gewiß ist, abgeleitet
würde); sondern nur, um dem Begriffe vom höchsten Gut objektive Realität
zu geben, d. i. zu verhindern, daß es zusamt der ganzen Sittlichkeit
nicht bloß für ein bloßes Ideal gehalten werde, wenn dasjenige nirgend
existierte, dessen Idee die Moralität unzertrennlich begleitet.

Es ist also nicht =Erkenntnis=, sondern gefühltes(4) =Bedürfnis= der
Vernunft, wodurch sich MENDELSSOHN (ohne sein Wissen) im spekulativen
Denken orientierte. Und da dieses Leitungsmittel nicht ein objektives
Prinzip der Vernunft, ein Grundsatz der Einsichten, sondern ein bloß
subjektives (d. i. eine Maxime) des ihr durch ihre Schranken allein
erlaubten Gebrauchs, ein Folgesatz des Bedürfnisses ist und =für sich
allein= den ganzen Bestimmungsgrund unsers Urteils über das Dasein des
höchsten Wesens ausmacht, von dem es nur ein zufälliger Gebrauch ist,
sich in den spekulativen Versuchen über denselben Gegenstand zu
orientieren: so fehlte er hierin allerdings, daß er dieser Spekulation
dennoch so viel Vermögen zutraute, für sich allein auf dem Wege der
Demonstration alles auszurichten. Die Notwendigkeit des ersteren Mittels
konnte nur stattfinden, wenn die Unzulänglichkeit des letzteren völlig
zugestanden war: ein Geständnis, zu welchem ihn seine Scharfsinnigkeit
doch zuletzt würde gebracht haben, wenn mit einer längeren Lebensdauer
ihm auch die den Jugendjahren mehr eigene Gewandtheit des Geistes, alte
gewohnte Denkungsart nach Veränderung des Zustandes der Wissenschaften
leicht umzuändern, wäre vergönnet gewesen. Indessen bleibt ihm doch das
Verdienst, daß er darauf bestand, den letzten Probierstein der
Zulässigkeit eines Urteils hier wie allerwärts nirgend als =allein in
der Vernunft= zu suchen: sie mochte nun durch Einsicht oder bloßes
Bedürfnis und die Maxime ihrer eigenen Zuträglichkeit in der Wahl ihrer
Sätze geleitet werden. Er nannte die Vernunft in ihrem letzteren
Gebrauche die gemeine Menschenvernunft; denn dieser ist ihr eigenes
Interesse jederzeit zuerst vor Augen, indes man aus dem natürlichen
Geleise schon muß getreten sein, um jenes zu vergessen und müßig unter
Begriffen in objektiver Rücksicht zu spähen, um bloß sein Wissen, es mag
nötig sein oder nicht, zu erweitern.

  (4) Die Vernunft fühlt nicht; sie sieht ihren Mangel ein und wirkt
  durch den =Erkenntnistrieb= das Gefühl des Bedürfnisses. Es ist hiemit
  wie mit dem moralischen Gefühl bewandt, welches kein moralisches
  Gesetz verursacht; denn dieses entspringt gänzlich aus der Vernunft,
  sondern durch moralische Gesetze, mithin durch die Vernunft verursacht
  oder gewirkt wird, indem der rege und doch freie Wille bestimmter
  Gründe bedarf.

Da aber der Ausdruck: =Ausspruch der gesunden Vernunft=, in vorliegender
Frage immer noch zweideutig ist und entweder, wie ihn selbst MENDELSSOHN
mißverstand, für ein Urteil aus =Vernunfteinsicht= oder, wie ihn der
Verfasser der Resultate zu nehmen scheint, ein Urteil aus
=Vernunfteingebung= genommen werden kann, so wird nötig sein, dieser
Quelle der Beurteilung eine andere Benennung zu geben, und keine ist ihr
angemessener als die eines ==Vernunftglaubens==. Ein jeder Glaube,
selbst der historische, muß zwar =vernünftig= sein; (denn der letzte
Probierstein der Wahrheit ist immer die Vernunft), allein ein
Vernunftglaube ist der, welcher sich auf keine andere Data gründet als
die, so in der =reinen= Vernunft enthalten sind. Aller =Glaube= ist nun
ein subjektiv zureichendes, objektiv aber =mit Bewußtsein=
unzureichendes Fürwahrhalten; also wird er dem =Wissen= entgegengesetzt.
Andrerseits, wenn aus objektiven, obzwar mit Bewußtsein unzureichenden
Gründen etwas für wahr gehalten, mithin bloß =gemeinet= wird, so kann
dieses =Meinen= doch durch allmähliche Ergänzung in derselben Art von
Gründen endlich ein =Wissen= werden. Dagegen, wenn die Gründe des
Fürwahrhaltens ihrer Art nach gar nicht objektiv gültig sind, so kann
der Glaube durch keinen Gebrauch der Vernunft jemals ein Wissen werden.
Der historische Glaube z. B. von dem Tode eines großen Mannes, den
einige Briefe berichten, =kann ein Wissen werden=, wenn die Obrigkeit
des Orts denselben, sein Begräbnis, Testament usw. meldet. Daß daher
etwas historisch bloß auf Zeugnisse für wahr gehalten, d. i. geglaubt
wird, z. B. daß eine Stadt Rom in der Welt sei, und doch derjenige, der
niemals da gewesen, sagen kann: =Ich weiß=, und nicht bloß: =Ich
glaube=, es existiere ein Rom, das steht ganz wohl beisammen. Dagegen
kann der reine =Vernunftglaube= durch alle natürliche Data der Vernunft
und Erfahrung niemals in ein =Wissen= verwandelt werden, weil der Grund
des Fürwahrhaltens hier bloß subjektiv, nämlich ein notwendiges
Bedürfnis der Vernunft ist (und, solange wir Menschen sind, immer
bleiben wird), das Dasein eines höchsten Wesens nur =vorauszusetzen=,
nicht zu demonstrieren. Dieses Bedürfnis der Vernunft zu ihrem sie
befriedigenden =theoretischen= Gebrauche würde nichts anders als reine
=Vernunfthypothese= sein, d. i. eine Meinung, die aus subjektiven
Gründen zum Fürwahrhalten zureichend wäre; darum, weil man, gegebene
=Wirkungen zu erklären=, niemals einen andern als diesen Grund erwarten
kann und die Vernunft doch einen Erklärungsgrund bedarf. Dagegen der
=Vernunftglaube=, der auf dem Bedürfnis ihres Gebrauchs in =praktischer=
Absicht beruht, ein =Postulat= der Vernunft heißen könnte; nicht, als ob
es eine Einsicht wäre, welche aller logischen Forderung zur Gewißheit
Genüge täte, sondern weil dieses Fürwahrhalten, (wenn in dem Menschen
alles nur moralisch gut bestellt ist), dem Grade nach keinem Wissen
nachsteht,(5) ob es gleich der Art nach davon völlig unterschieden ist.

  (5) Zur =Festigkeit= des Glaubens gehört das Bewußtsein seiner
  =Unveränderlichkeit=. Nun kann ich völlig gewiß sein, daß mir niemand
  den Satz: =Es ist ein Gott=, werde widerlegen können; denn wo will er
  diese Einsicht hernehmen? Also ist es mit dem Vernunftglauben nicht so
  wie mit dem historischen bewandt, bei dem es immer noch möglich ist,
  daß Beweise zum Gegenteil aufgefunden würden, und wo man sich immer
  noch vorbehalten muß, seine Meinung zu ändern, wenn sich unsere
  Kenntnis der Sachen erweitern sollte.

Ein reiner Vernunftglaube ist also der Wegweiser oder Kompaß, wodurch
der spekulative Denker sich auf seinen Vernunftstreifereien im Felde
übersinnlicher Gegenstände orientieren, der Mensch von gemeiner, doch
(moralisch) gesunder Vernunft aber seinen Weg, sowohl in theoretischer
als praktischer Absicht, dem ganzen Zwecke seiner Bestimmung völlig
angemessen vorzeichnen kann; und dieser Vernunftglaube ist es auch, der
jedem anderen Glauben, ja jeder Offenbarung zum Grunde gelegt werden
muß.

Der =Begriff= von Gott, und selbst die Überzeugung von seinem =Dasein=,
kann nur allein in der Vernunft angetroffen werden, von ihr allein
ausgehen und weder durch Eingebung, noch durch eine erteilte Nachricht
von noch so großer Auctorität zuerst in uns kommen. Widerfährt mir eine
unmittelbare Anschauung von einer solchen Art, als sie mir die Natur,
soweit ich sie kenne, gar nicht liefern kann, so muß doch ein Begriff
von Gott zur Richtschnur dienen, ob diese Erscheinung auch mit allen dem
übereinstimme, was zu dem Charakteristischen einer Gottheit erforderlich
ist. Ob ich gleich nun gar nicht einsehe, wie es möglich sei, daß
irgendeine Erscheinung dasjenige auch nur der Qualität nach darstelle,
was sich immer nur denken, niemals aber anschauen läßt, so ist doch
wenigstens soviel klar, daß, um nur zu urteilen, ob das Gott sei, was
mir erscheint, was auf mein Gefühl innerlich oder äußerlich wirkt, ich
ihn an meinen Vernunftbegriff von Gott halten und darnach prüfen müsse,
nicht ob er diesem adäquat sei, sondern bloß, ob er ihm nicht
widerspreche. Ebenso: wenn auch bei allem, wodurch er sich mir
unmittelbar entdeckte, nichts angetroffen würde, was jenem Begriffe
widerspräche, so würde dennoch diese Erscheinung, Anschauung,
unmittelbare Offenbarung oder wie man sonst eine solche Darstellung
nennen will, das =Dasein= eines Wesens niemals beweisen, dessen Begriff,
(wenn er nicht unsicher bestimmt und daher der Beimischung alles
möglichen Wahnes unterworfen werden soll), =Unendlichkeit= der Größe
nach zur Unterscheidung von allem Geschöpfe fodert, welchem Begriffe
aber gar keine Erfahrung oder Anschauung adäquat sein, mithin auch
niemals das Dasein eines solchen Wesens unzweideutig beweisen kann. Vom
Dasein des höchsten Wesens kann also niemand durch irgendeine Anschauung
=zuerst= überzeugt werden; der Vernunftglaube muß vorhergehen, und
alsdann könnten allenfalls gewisse Erscheinungen oder Eröffnungen Anlaß
zur Untersuchung geben, ob wir das, was zu uns spricht oder sich uns
darstellt, wohl befugt sind für eine Gottheit zu halten und nach
Befinden jenen Glauben bestätigen.

Wenn also der Vernunft in Sachen, welche übersinnliche Gegenstände
betreffen, als das Dasein Gottes und die künftige Welt, das ihr
zustehende Recht, =zuerst= zu sprechen bestritten wird, so ist aller
Schwärmerei, Aberglauben, ja selbst der Atheisterei eine weite Pforte
geöffnet. Und doch =scheint= in der =Jacobi=schen und =Mendelssohni=schen
Streitigkeit alles auf diesen Umsturz, ich weiß nicht recht,
ob bloß der =Vernunfteinsicht= und des Wissens (durch vermeinte
Stärke in der Spekulation) oder auch sogar des =Vernunftglaubens=,
und dagegen auf die Errichtung eines andern Glaubens, den
sich ein jeder nach seinem Belieben machen kann, angelegt.
Man sollte beinahe auf das letztere schließen, wenn man den
=Spinozistischen= Begriff von Gott als den einzigen mit allen
Grundsätzen der Vernunft stimmigen(6) und dennoch verwerflichen Begriff
aufgestellt sieht. Denn, ob es sich gleich mit dem Vernunftglauben ganz
wohl verträgt einzuräumen, daß spekulative Vernunft selbst nicht einmal
die =Möglichkeit= eines Wesens, wie wir uns Gott denken müssen,
einzusehen imstande sei: so kann es doch mit gar keinem Glauben und
überall mit keinem Fürwahrhalten eines Daseins zusammenbestehen, daß
Vernunft gar die =Unmöglichkeit= eines Gegenstandes einsehen und dennoch
aus anderen Quellen die Wirklichkeit desselben erkennen könnte.

  (6) Es ist kaum zu begreifen, wie gedachte Gelehrte in der =Kritik der
  reinen Vernunft= Vorschub zum Spinozism finden konnten. Die Kritik
  beschneidet dem Dogmatism gänzlich die Flügel in Ansehung der
  Erkenntnis übersinnlicher Gegenstände, und der Spinozism ist hierin so
  dogmatisch, daß er sogar mit dem Mathematiker in Ansehung der Strenge
  des Beweises wetteifert. Die Kritik beweiset, daß die Tafel der reinen
  Verstandesbegriffe alle Materialien des =reinen= Denkens enthalten
  müsse; der Spinozism spricht von Gedanken, die doch selbst denken, und
  also von einem Accidens, das doch zugleich für sich als Subjekt
  existiert: ein Begriff, der sich im menschlichen Verstande gar nicht
  findet und sich auch in ihn nicht bringen läßt. Die Kritik zeigt: es
  reiche noch lange nicht zur Behauptung der Möglichkeit eines selbst
  gedachten Wesens zu, daß in seinem Begriffe nichts Widersprechendes
  sei (wiewohl es alsdann nötigenfalls allerdings erlaubt bleibt, diese
  Möglichkeit anzunehmen); der Spinozism gibt aber vor, die
  Unmöglichkeit eines Wesens einzusehen, dessen Idee aus lauter reinen
  Verstandesbegriffen besteht, wovon man nur alle Bedingungen der
  Sinnlichkeit abgesondert hat, worin also niemals ein Widerspruch
  angetroffen werden kann, und vermag doch diese über alle Grenzen
  gehende Anmaßung durch gar nichts zu unterstützen. Eben um dieser
  willen führt der Spinozism gerade zur Schwärmerei. Dagegen gibt es
  kein einziges sicheres Mittel, alle Schwärmerei mit der Wurzel
  auszurotten, als jene Grenzbestimmung des reinen Vernunftvermögens. --
  Ebenso findet ein anderer Gelehrter in der Kritik d. r. Vernunft eine
  =Skepsis=; obgleich die Kritik eben darauf hinausgeht, etwas Gewisses
  und Bestimmtes in Ansehung des Umfanges unserer Erkenntnis a priori
  festzusetzen. Imgleichen eine =Dialektik= in den kritischen
  Untersuchungen, welche doch darauf angelegt sind, die unvermeidliche
  =Dialektik=, womit die allerwärts dogmatisch geführte reine Vernunft
  sich selbst verfängt und verwickelt, aufzulösen und auf immer zu
  vertilgen. Die Neuplatoniker, die sich =Eklektiker= nannten, weil sie
  ihre eigenen Grillen allenthalben in älteren Autoren zu finden wußten,
  wenn sie solche vorher hineingetragen hatten, verfuhren gerade ebenso;
  es geschieht also insofern nichts Neues unter der Sonne.

Männer von Geistesfähigkeiten und von erweiterten Gesinnungen! Ich
verehre Eure Talente und liebe Euer Menschengefühl. Aber habt Ihr auch
wohl überlegt, was Ihr tut, und wo es mit Euren Angriffen auf die
Vernunft hinaus will? Ohne Zweifel wollt Ihr, daß =Freiheit zu denken=
ungekränkt erhalten werde; denn ohne diese würde es selbst mit Euren
freien Schwüngen des Genies bald ein Ende haben. Wir wollen sehen, was
aus dieser Denkfreiheit natürlicherweise werden müsse, wenn ein solches
Verfahren, als Ihr beginnt, überhandnimmt.

Der Freiheit zu denken ist =erstlich= der =bürgerliche Zwang=
entgegengesetzt. Zwar sagt man: die Freiheit zu =sprechen= oder zu
=schreiben=, könne uns zwar durch obere Gewalt, aber die Freiheit zu
=denken= durch sie gar nicht genommen werden. Allein wie viel und mit
welcher Richtigkeit würden wir wohl =denken=, wenn wir nicht gleichsam
in Gemeinschaft mit andern, denen wir unsere und die uns ihre Gedanken
=mitteilen=, dächten! Also kann man wohl sagen, daß diejenige äußere
Gewalt, welche die Freiheit, seine Gedanken öffentlich =mitzuteilen=,
den Menschen entreißt, ihnen auch die Freiheit zu =denken= nehme; das
einzige Kleinod, das uns bei allen bürgerlichen Lasten noch übrig
bleibt, und wodurch allein wider alle Übel dieses Zustandes noch Rat
geschafft werden kann.

=Zweitens= wird die Freiheit zu denken auch in der Bedeutung genommen,
daß ihr der =Gewissenszwang= entgegengesetzt ist; wo ohne alle äußere
Gewalt in Sachen der Religion sich Bürger über andere zu Vormündern
aufwerfen, und statt Argument durch vorgeschriebene, mit ängstlicher
Furcht vor der =Gefahr einer eigenen Untersuchung= begleitete
Glaubensformeln alle Prüfung der Vernunft durch frühen Eindruck auf die
Gemüter zu verbannen wissen.

=Drittens= bedeutet auch Freiheit im Denken die Unterwerfung der
Vernunft unter keine andere Gesetze, als =die sie sich selbst gibt=; und
ihr Gegenteil ist die Maxime eines =gesetzlosen Gebrauchs= der Vernunft,
(um dadurch, wie das Genie wähnt, weiter zu sehen als unter der
Einschränkung durch Gesetze). Die Folge davon ist natürlicherweise
diese, daß, wenn die Vernunft dem Gesetze nicht unterworfen sein will,
das sie sich selbst gibt, sie sich unter das Joch der Gesetze beugen
muß, die ihr ein anderer gibt; denn ohne irgendein Gesetz kann gar
nichts, selbst nicht der größte Unsinn, sein Spiel lange treiben. Also
ist die unvermeidliche Folge der =erklärten= Gesetzlosigkeit im Denken
(einer Befreiung von den Einschränkungen durch die Vernunft) diese: daß
Freiheit zu denken zuletzt dadurch eingebüßt und, weil nicht etwa
Unglück, sondern wahrer Übermut daran schuld ist, im eigentlichen Sinne
des Worts =verscherzt= wird.

Der Gang der Dinge ist ungefähr dieser. Zuerst gefällt sich das =Genie=
sehr in seinem kühnen Schwunge, da es den Faden, woran es sonst die
Vernunft lenkte, abgestreift hat. Es bezaubert bald auch andere durch
Machtsprüche und große Erwartungen und scheint sich selbst nunmehr auf
einen Thron gesetzt zu haben, den langsame, schwerfällige Vernunft so
schlecht zierete; wobei es gleichwohl immer die Sprache derselben
führet. Die alsdann angenommene Maxime der Ungültigkeit einer zu oberst
gesetzgebenden Vernunft nennen wir gemeine Menschen ==Schwärmerei==;
jene Günstlinge der gütigen Natur aber =Erleuchtung=. Weil indessen bald
eine Sprachverwirrung unter diesen selbst entspringen muß, indem, da
Vernunft allein für jedermann gültig gebieten kann, jetzt jeder seiner
Eingebung folgt, so müssen zuletzt aus inneren Eingebungen durch äußere
Zeugnisse bewährte Fakta, aus Traditionen, die anfänglich selbst gewählt
waren, mit der Zeit =aufgedrungene= Urkunden, mit einem Worte, die
gänzliche Unterwerfung der Vernunft unter Fakta d. i. der ==Aberglaube==
entspringen, weil dieser sich doch wenigstens in eine =gesetzliche Form=
und dadurch in einen Ruhestand bringen läßt.

Weil gleichwohl die menschliche Vernunft immer noch nach Freiheit
strebt, so muß, wenn sie einmal die Fesseln zerbricht, ihr erster
Gebrauch einer lange entwöhnten Freiheit in Mißbrauch und vermessenes
Zutrauen auf Unabhängigkeit ihres Vermögens von aller Einschränkung
ausarten, in eine Überredung von der Alleinherrschaft der spekulativen
Vernunft, die nichts annimmt, als was sich durch =objektive= Gründe und
dogmatische Überzeugung rechtfertigen kann, alles übrige aber kühn
wegleugnet. Die Maxime der Unabhängigkeit der Vernunft von ihrem
=eigenen Bedürfnis= (Verzichttuung auf Vernunftglauben) heißt nun
==Unglaube==; nicht ein historischer, denn den kann man sich gar nicht
als vorsätzlich, mithin auch nicht als zurechnungsfähig denken, (weil
jeder einem Faktum, welches nur hinreichend bewährt ist, ebensogut als
einer mathematischen Demonstration glauben muß, er mag wollen oder
nicht); sondern ein =Vernunftunglaube=, ein mißlicher Zustand des
menschlichen Gemüts, der den moralischen Gesetzen zuerst alle Kraft der
Triebfedern auf das Herz, mit der Zeit sogar ihnen selbst alle Autorität
benimmt und die Denkungsart veranlaßt, die man ==Freigeisterei== nennt,
d. i. den Grundsatz, gar keine Pflicht mehr zu erkennen. Hier mengt sich
nun die Obrigkeit ins Spiel, damit nicht selbst bürgerliche
Angelegenheiten in die größte Unordnung kommen; und da das behendeste
und doch nachdrücklichste Mittel ihr gerade das beste ist, so hebt sie
die Freiheit zu denken gar auf und unterwirft dieses, gleich anderen
Gewerben, den Landesverordnungen. Und so zerstört Freiheit im Denken,
wenn sie so gar unabhängig von Gesetzen der Vernunft verfahren will,
endlich sich selbst.

Freunde des Menschengeschlechts und dessen, was ihm am heiligsten ist!
Nehmt an, was Euch nach sorgfältiger und aufrichtiger Prüfung am
glaubwürdigsten scheint, es mögen nun Fakta, es mögen Vernunftgründe
sein; nur streitet der Vernunft nicht das, was sie zum höchsten Gut auf
Erden macht, nämlich das Vorrecht ab, der letzte Probierstein der
Wahrheit(7) zu sein! Widrigenfalls werdet Ihr, dieser Freiheit unwürdig,
sie auch sicherlich einbüßen und dieses Unglück noch dazu dem übrigen
schuldlosen Teile über den Hals ziehen, der sonst wohl gesinnt gewesen
wäre, sich seiner Freiheit =gesetzmäßig= und dadurch auch zweckmäßig zum
Weltbesten zu bedienen!

  (7) =Selbstdenken= heißt: den obersten Probierstein der Wahrheit in
  sich selbst (d. i. in seiner eigenen Vernunft) suchen, und die Maxime,
  jederzeit selbst zu denken, ist die =Aufklärung=. Dazu gehört nun eben
  so viel nicht, als sich diejenigen einbilden, welche die Aufklärung in
  Kenntnisse setzen; da sie vielmehr ein negativer Grundsatz im
  Gebrauche seines Erkenntnisvermögens ist und öfter der, so an
  Kenntnissen überaus reich ist, im Gebrauche derselben am wenigsten
  aufgeklärt ist. Sich seiner =eigenen= Vernunft bedienen, will nichts
  weiter sagen, als bei allem dem, was man annehmen soll, sich selbst
  fragen, ob man es wohl tunlich finde, den Grund, warum man etwas
  annimmt, oder auch die Regel, die aus dem, was man annimmt, folgt, zum
  allgemeinen Grundsatze seines Vernunftgebrauches zu machen. Diese
  Probe kann ein jeder mit sich selbst anstellen; und er wird
  Aberglauben und Schwärmerei bei dieser Prüfung alsbald verschwinden
  sehen, wenn er gleich bei weitem die Kenntnisse nicht hat, beide aus
  objektiven Gründen zu widerlegen. Denn er bedient sich bloß der Maxime
  der =Selbsterhaltung= der Vernunft. Aufklärung in =einzelnen
  Subjekten= durch Erziehung zu gründen, ist also gar leicht; man muß
  nur früh anfangen, die jungen Köpfe zu dieser Reflexion zu gewöhnen.
  Ein =Zeitalter= aber aufzuklären, ist sehr langwierig; denn es finden
  sich viel äußere Hindernisse, welche jene Erziehungsart teils
  verbieten, teils erschweren.

Königsberg.

    I. =Kant=.




Lesarten


Drucke:

1. Berlinische Monatsschrift. Oktober-Heft 1786. S. 304-330.

2. I. Kant. Kleine Schriften. Neuwied 1793. Haupt. 8o. S. 104-138.

3. I. Kant. Zerstreute Aufsätze. Frankfurt und Leipzig 1793. S. 122-147.

4. I. Kants sämmtliche kleine Schriften. 4 Bände. 8o. Königsberg und
Leipzig (Voigt, Jena) 1797-98. Bd. III, S. 275-304.

5. I. Kants vermischte Schriften. 3 Bände. Halle 1799. (Tieftrunk.)
Bd. III, S. 61-88.

6. Kant. Vorzügliche kleine Schriften und Aufsätze, hrsg. mit Noten von
F. Ch. Starke. 2 Bände. Leipzig 1833 und Quedlinburg 1838. Bd. I,
S. 85-102.

                   *       *       *       *       *

351, 6 wollten (A)] sollten Vorl. (wohl Df.?) 355, 27 noch (A)] nicht
(T) 357, 5 bewunderungswürdigem (A, 93, Ak)] bewundernswürdigen T, H,
Vorl. 357, 11 eine erste (A, 93, Vorl.)] eine T, H, R 357, 33 Gutes,
was] Gutes, auf das, was (Maier in Ak.). Unnötig. 360, 1 v. u. d. Anm.
Sachen (A, 93, T)] Sache (H, Vorl.) 361, 2 diese (A, 93, T)] die (H,
Vorl). 362, 15 d. Anm. Unmöglichkeit] Hartenstein hält das für falsch
und schlägt vor: »Notwendigkeit« zu lesen. 364, 22 äußere Zeugnisse (H)]
Zeugnisse äußere (A, 93)




  [ Im folgenden werden alle geänderten Textzeilen angeführt, wobei
    jeweils zuerst die Zeile wie im Original, danach die geänderte Zeile
    steht.

  bleibt, und wodurch allein wider alle Ubel dieses Zustandes noch Rat
  bleibt, und wodurch allein wider alle Übel dieses Zustandes noch Rat

  ]






End of the Project Gutenberg EBook of Was heißt: sich im Denken orientieren?, by 
Immanuel Kant

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