The Project Gutenberg EBook of Die Piccolomini, by Friedrich Schiller This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have to check the laws of the country where you are located before using this ebook. Title: Die Piccolomini Author: Friedrich Schiller Posting Date: September 24, 2014 [EBook #6525] Release Date: September, 2004 First Posted: December 25, 2002 Language: German *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE PICCOLOMINI *** Produced by Gutenberg Projekt-DE This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar. Die Piccolomini Friedrich Schiller In Fünf Aufzügen Personen Wallenstein, Herzog zu Friedland, kaiserlicher Generalissimus im Dreißigjährigen Kriege Octavio Piccolomini, Generalleutnant Max Piccolomini, sein Sohn, Oberst bei einem Kürassierregiment Graf Terzky, Wallensteins Schwager,Chef mehrerer Regimenter Illo Feldmarschall, Wallensteins Vertrauter Isolani, General der Kroaten Buttler, Chef eines Dragonerregiments Tiefenbach, Chef eines Dragonerregiments Don Maradas, General unter Wallenstein Götz, General unter Wallenstein Colalto, General unter Wallenstein Rittmeister Neumann, Terzkys Adjutant Kriegsrat von Questenberg vom Kaiser gesendet Baptista Seni, Astrolog Herzogin von Friedland, Wallensteins Gemahlin Thekla, Prinzessin von Friedland, ihre Tochter Gräfin Terzky, der Herzogin Schwester Ein Kornet Kellermeister des Grafen Terzky Ein Kornet Friedländische Pagen und Bediente und Hoboisten Mehrere Obersten und Generale Erster Aufzug Ein alter gotischer Saal auf dem Rathause zu Pilsen, mit Fahnen und anderm Kriegsgeräte dekoriert. Erster Auftritt Illo mit Buttler, und Isolani. Illo. Spät kommt Ihr--Doch Ihr kommt! Der weite Weg, Graf Isolan, entschuldigt Euer Säumen. Isolani. Wir kommen auch mit leeren Händen nicht! Es ward uns angesagt bei Donauwerth, Ein schwedischer Transport sei unterwegs Mit Proviant, an die sechshundert Wagen.- Den griffen die Kroaten mir noch auf, Wir bringen ihn. Illo. Er kommt uns grad zupaß, Die stattliche Versammlung hier zu speisen. Buttler. Es ist schon lebhaft hier, ich seh's. Isolani. Ja, ja, Die Kirchen selber liegen voll Soldaten, (sich umschauend) Auch auf dem Rathaus, seh ich, habt ichr euch Schon ziemlich eingerichtet--Nun! nun! der Soldat Behilft und schickt sich, wie er kann! Illo. Von dreißig Regimentern haben sich Die Obersten zusammen schon gefunden, Colalto, Götz, Maradas, Hinnersam, Auch Sohn und Vater Piccolomini-- Ihr werdet manchen alten Freund begrüßen. Nur Gallas fehlt uns noch und Altringer. Buttler. Auf Gallas wartet nicht. Illo. (stutzt) Wieso? Wißt Ihr-- Isolani. (unterbricht ihn) Max Piccolomini hier? Oh! führt mich zu ihm. Ich seh ihn noch--es sind jetzt zehen Jahr-- Als wir bei Dessau mit dem Mansfeld schlugen, Den Rappen sprengen von der Brücke herab Und zu dem Vater, der in Nöten war, Sich durch der Elbe reißend Wasser schlagen. Da sproßt' ihm kaum der erste Flaum ums Kinn, Jetzt, hör ich, soll der Kriegsheld fertig sein. Illo. Ihr sollt ihn heut noch sehn. Er führt aus Kärnten Die Fürstin Friedland her und die Prinzessin, Sie treffen diesen Vormittag noch ein. Buttler. Auch Frau und Tochter ruft der Fürst hieher? Er ruft hier viel zusammen. Isolani. Desto besser. Erwartet' ich doch schon von nichts als Märschen Und Batterien zu hören und Attacken; Und siehe da! der Herzog sorgt dafür, Daß auch was Holdes uns das Aug' ergötze. Illo. (der nachdenkend gestanden, zu Buttlern, den er ein wenig auf die Seite führt) Wie wißt Ihr, daß Graf Gallas außen bleibt? Buttler. (mit Bedeutung) Weil er auch mich gesucht zurückzuhalten. Illo. (warm) Und Ihr seid fest geblieben? (Drückt ihm die Hand.) Wackrer Buttler! Buttler. Nach der Verbindlichkeit, die mir der Fürst Noch kürzlich aufgelegt-- Illo. Ja, Generalmajor! Ich gratuliere! Isolani. Zum Regiment, nicht wahr, das ihm der Fürst Geschenkt? Und noch dazu dasselbe, hör ich, Wo er vom Reiter hat heraufgedient? Nun, das ist wahr! dem ganzen Korps gereicht's Zum Sporn, zum Beispiel, macht einmal ein alter Verdienter Kriegsmann seinen Weg. Buttler. Ich bin verlegen, Ob ich den Glückwunsch schon empfangen darf, --Noch fehlt vom Kaiser die Bestätigung. Isolani. Greif zu! greif zu! Die Hand, die ihn dahin Gestellt, ist stark genug, Ihn zu erhalten, Trotz Kaisern und Ministern. Illo. Wenn wir alle So gar bedenklich sein wollten! Der Kaiser gibt uns nichts--vom Herzog Kommt alles, was wir hoffen, was wir haben. Isolani. (zu Illo) Herr Bruder! Hab ich's schon erzählt? Der Fürst Will meine Kreditoren kontenieren. Will selber mein Kaiser sein künftighin, Zu einem ordentlichen Mann mich machen. Und das ist nun das dritte Mal, bedenk' Er! Daß mich der Königlichgesinnte vom Verderben rettet und zu Ehren bringt. Illo. Könnt' er nur immer, wie er gerne wollte! Er schenkte Land und Leut an die Soldaten. Doch wie verkürzen sie in Wien ihm nicht den Arm, Beschneiden, wo sie können, ihm die Flügel!-- Da! diese neuen, saubern Forderungen, Die dieser Questenberger bringt! Buttler. Ich habe mir Von diesen kaiserlichen Forderungen auch Erzählen lassen--doch ich hoffe, Der Herzog wird in keinem Stücke weichen. Illo. Von seinem Recht gewißlich nicht, wenn nur nicht --Vom Platze! Buttler. (betroffen) Wißt Ihr etwas? Ihr erschreckt mich. Isolani. (zugleich) Wir wären alle ruiniert! Illo. Brecht ab! Ich sehe unsern Mann dort eben kommen Mit Gen'ralleutnant Piccolomini. Buttler. (den Kopf bedenklich schüttelnd) Ich fürchte, Wir gehn nicht von hier, wie wir kamen. Zweiter Auftritt Vorige. Octavio Piccolomini. Questenberg. Octavio. (noch in der Entfernung) Wie? Noch der Gäste mehr? Gestehn Sie, Freund! Es brauchte diesen tränenvollen Krieg, So vieler Helden ruhmgekrönter Häupter In eines Lagers Umkreis zu versammeln. Questenberg. In kein Friedländisch Heereslager komme, Wer von dem Kriege Böses denken will. Beinah vergessen hätt' ich seine Plagen, Da mir der Ordnung hoher Geist erschienen, Durch die er, weltzerstörend, selbst besteht, Das Große mir erschienen, das er bildet. Octavio. Und siehe da! ein tapfres Paar, das würdig Den Heldenreihen schließt: Graf Isolan Und Obrist Buttler.--Nun, da haben wir Vor Augen gleich das ganze Kriegeshandwerk. (Buttlern und Isolani präsentierend.) Es ist die Stärke, Freund, und Schnelligkeit. Questenberg. (zu Octavio) Und zwischen beiden der erfahrne Rat. Octavio. (zu Questenbergen an jene vorstellend). Den Kammerherrn und Kriegsrat Questenberg, Den Überbringer kaiserlicher Befehle, Der Soldaten großen Gönner und Patron Verehren wir in diesem würdigen Gaste. (Allgemeines Stillschweigen.) Illo. (nähert sich Questenbergen) Es ist das erste Mal nicht, Herr Minister, Daß Sie im Lager uns die Ehr' erweisen. Questenberg. Schon einmal sah ich mich vor diesen Fahnen. Illo. Und wissen Sie, wo das gewesen ist? Zu Znaym war's, in Mähren, wo Sie sich Von Kaisers wegen eingestellt, den Herzog Um Übernahm' des Regiments zu flehen. Questenberg. Zu flehn, Herr General? So weit ging weder Mein Auftrag, daß ich wüßte, noch mein Eifer. Illo. Nun! Ihn zu zwingen, wenn Sie wollen. Ich Erinnre mich's recht gut--Graf Tilly war Am Lech aufs Haupt geschlagen--offen stand Das Bayerland dem Feind--nichts hielt ihn auf, Bis in das Herz von Östreich vorzudringen. Damals erschienen Sie und Werdenberg Vor unserm Herrn, mit Bitten in ihn stürmend Und mit der kaiserlichen Ungnad' drohend, Wenn sich der Fürst des Jammers nicht erbarme. Isolani. (tritt dazu) Ja, ja! 's ist zu begreifen, Herr Minister, Warum Sie sich bei Ihrem heut'gen Auftrag An jenen alten just nicht gern erinnern. Questenberg. Wie sollt' ich nicht! Ist zwischen beiden doch Kein Widerspruch! Damalen galt es, Böhmen Aus Feindes Hand zu reißen, heute soll ich's Befrein von seinen Freunden und Beschützern. Illo. Ein schönes Amt! Nachdem wir dieses Böhmen, Mit unserm Blut, dem Sachsen abgefochten, Will man zum Dank uns aus dem Lande werfen. Questenberg. Wenn es nicht bloß ein Elend mit dem andern Vertauscht soll haben, muß das arme Land Von Freund und Feindes Geißel gleich befreit sein. Illo. Ei was! Es war ein gutes Jahr, der Bauer kann Schon wieder geben. Questenberg. Ja, wenn Sie von Herden Und Weideplätzen reden, Herr Feldmarschall-- Isolani. Der Krieg ernährt den Krieg. Gehn Bauern drauf, Ei, so gewinnt der Kaiser mehr Soldaten. Questenberg. Und wird um so viel Untertanen ärmer! Isolani. Pah! Seine Untertanen sind wir alle! Questenberg. Mit Unterschied, Herr Graf! Die einen füllen Mit nützlicher Geschäftigkeit den Beutel, Und andre wissen nur ihn brav zu leeren. Der Degen hat den Kaiser arm gemacht; Der Pflug ist's, der ihn wieder stärken muß. Buttler. Der Kaiser wär' nicht arm, wenn nicht so viel --Blutigel saugten an dem Mark des Landes. Isolani. So arg kann's auch nicht sein. Ich sehe ja, (indem er sich vor ihm hinstellt und seinen Anzug mustert) Es ist noch lang nicht alles Gold gemünzt. Questenberg. Gottlob! Noch etwas weniges hat man Geflüchtet--vor den Fingern der Kroaten. Illo. Da! der Slawata und der Martinitz, Auf die der Kaiser, allen guten Böhmen Zum Ärgernisse, Gnadengaben häuft-- Die sich vom Raube der vertriebnen Bürger mästen-- Die von der allgemeinen Fäulnis wachsen, Allein im öffentlichen Unglück ernten-- Mit königlichem Prunk dem Schmerz des Landes Hohnsprechen--die und ihresgleichen laßt Den Krieg bezahlen, den verderblichen, Den sie allein doch angezündet haben. Buttler. Und diese Ladenschmarutzer, die die Füße Beständig unterm Tisch des Kaisers haben, Nach allen Benefizen hungrig schnappen, Die wollen dem Soldaten, der vorm Feind liegt, Das Brot vorschneiden und die Rechnung streichen. Isolani. Mein Lebtag denk ich dran, wie ich nach Wien Vor sieben Jahren kam, um die Remonte Für unsre Regimenter zu betreiben, Wie sie von einer Antecamera Zur andern mich herumgeschleppt, mich unter Den Schranzen stehen lassen, stundenlang, Als wär' ich da, ums Gnadenbrot zu betteln. Zuletzt--da schickten sie mir einen Kapuziner, Ich dacht', es wär' um meiner Sünden willen! Nein doch, das war der Mann, mit dem Ich um die Reiterpferde sollte handeln. Ich mußt' auch abziehn unverrichteter Ding'. Der Fürst nachher verschaffte mir in drei Tagen, Was ich zu Wien in dreißig nicht erlangte. Questenberg. Ja, ja! Der Posten fand sich in der Rechnung, Ich weiß, wir haben noch daran zu zahlen. Illo. Es ist der Krieg ein roh, gewaltsam Handwerk. Man kommt nicht aus mit sanften Mitteln, alles Läßt sich nicht schonen. Wollte man's erpassen, Bis sie zu Wien aus vierundzwanzig Übeln Das kleinste ausgewählt, man paßte lange! --Frisch mitten durchgegriffen, das ist besser! Reiß' dann, was mag!--Die Menschen, in der Regel, Verstehen sich aufs Flicken und aufs Stückeln Und finden sich in ein verhaßtes Müssen Weit besser als in eine bittre Wahl. Questenberg. Ja, das ist wahr! Die Wahl spart uns der Fürst. Illo. Der Fürst trägt Vatersorge für die Truppen, Wir sehen, wie's der Kaiser mit uns meint. Questenberg. Für jeden Stand hat er ein gleiches Herz Und kann den einen nicht dem andern opfern. Isolani. Drum stößt er uns zum Raubtier in die Wüste, Um seine teuren Schafe zu behüten. Questenberg. (mit Hohn) Herr Graf! Dies Gleichnis machen Sie--nicht ich. Illo. Doch wären wir, wofür der Hof uns nimmmt, Gefährlich war's, die Freiheit uns zu geben. Questenberg. (mit Ernst) Genommen ist die Freiheit, nicht gegeben, Drum tut es not, den Zaum ihr anzulegen. Illo. Ein wildes Pferd erwarte man zu finden. Questenberg. Ein beßrer Reiter wird's besänftigen. Illo. Es trägt den einen nur, der es gezähmt. Questenberg. Ist es gezähmt, so folgt es einem Kinde. Illo. Das Kind, ich weiß, hat man ihm schon gefunden. Questenberg. Sie kümmre nur die Pflicht und nicht der Name. Buttler. (der sich bisher mit Piccolomini seitwärts gehalten, doch mit sichtbarem Anteil an dem Gespräch, tritt näher) Herr Präsident! Dem Kaiser steht in Deutschland Ein stattlich Kriegsvolk da, es kantonieren In diesem Königreich wohl dreißigtausend , Wohl sechzehntausend Mann in Schlesien; Zehn Regimenter stehn am Weserstrom, Am Rhein und Main; in Schwaben bieten sechs, In Bayern zwölf den Schwedischen die Spitze. Nicht zu gedenken der Besatzungen, Die an der Grenz' die festen Plätze schirmen. All dieses Volk gehorcht Friedländischen Hauptleuten. Die's befehligen, sind alle In eine Schul' gegangen, eine Milch Hat sie ernährt, ein Herz belebt sie alle. Fremdlinge stehn sie da auf diesem Boden, Der Dienst allein ist ihnen Haus und Heimat. Sie treibt der Eifer nicht fürs Vaterland, Denn Tausende, wie mich, gebar die Fremde. Nicht für den Kaiser, wohl die Hälfte kam Aus fremdem Dienst feldflüchtig uns herüber, Gleichgültig, unterm Doppeladler fechtend Wie unterm Löwen und den Lilien. Doch alle führt an gleich gewalt'gem Zügel Ein einziger, durch gleiche Lieb' und Furcht Zu einem Volke sie zusammenbindend. Und wie des Blitzes Funke sicher, schnell, Geleitet an der Wetterstange, läuft, Herrscht sein Befehl vom letzten fernen Posten, Der an die Dünen branden hört den Belt, Der in der Etsch fruchtbare Täler sieht, Bis zu der Wache, die ihr Schilderhaus Hat aufgerichtet an der Kaiserburg. Questenberg. Was ist der langen Rede kurzer Sinn? Buttler. Daß der Respekt, die Neigung, das Vertraun, Das uns dem Friedland unterwürfig macht, Nicht auf den ersten besten sich verpflanzt, Den uns der Hof aus Wien herübersendet. Und ist in treuem Angedenken noch, Wie das Kommando kam in Friedlands Hände. War's etwa kaiserliche Majestät, Die ein gemachtes Heer ihm übergab, Den Führer nur gesucht zu ihren Truppen? --Noch gar nicht war das Heer. Erschaffen erst Mußt' es der Friedland, er empfing es nicht, Er gab's dem Kaiser! Von dem Kaiser nicht Erhielten wir den Wallenstein zum Feldherrn. So ist es nicht, so nicht! Vom Wallenstein Erhielten wir den Kaiser erst zum Herrn, Er knüpft uns, er allein, an diese Fahnen. Octavio. (tritt dazwischen) Es ist nur zur Erinnerung, Herr Kriegsrat, Daß Sie im Lager sind und unter Kriegern.- Die Kühnheit macht, die Freiheit den Soldaten.- Vermöcht' er keck zu handeln, dürft' er nicht Keck reden auch?--Eins geht ins andre drein.- Die Kühnheit dieses würd'gen Offiziers, (auf Buttlern zeigend) Die jetzt in ihrem Ziel sich nur vergriff, Erhielt, wo nichts als Kühnheit retten konnte, Bei einem furchtbarn Aufstand der Besatzung Dem Kaiser seine Hauptstadt Prag. (Man hört von fern eine Kriegsmusik) Illo. Das sind sie! Die Wachen salutieren--Dies Signal Bedeutet uns, die Fürstin sei herein. Octavio. (zu Questenberg) So ist auch mein Sohn Max zurück. Er hat sie Aus Kärnten abgeholt und hergeleitet. Isolani. (zu Illo) Gehn wir zusammen hin, sie zu begrüßen? Illo. Wohl! Laßt uns gehen. Oberst Buttler, kommt! (zum Octavio.) Erinnert Euch, daß wir vor Mittag noch Mit diesem Herrn beim Fürsten uns begegnen. Dritter Auftritt Octavio und Questenberg, die zurückbleiben. Questenberg. (mit Zeichen des Erstaunens) Was hab ich hören müssen, Gen'ralleutnant! Welch zügelloser Trotz! Was für Begriffe! --Wenn dieser Geist der allgemeine ist-- Octavio. Drei Viertel der Armee vernahmen Sie. Questenberg. Weh uns! Wo dann ein zweites Heer gleich finden, Um dieses zu bewachen!--Dieser Illo, fürcht ich, Denkt noch viel schlimmer, als er spricht. Auch dieser Buttler Kann seine böse Meinung nicht verbergen. Octavio. Empfindlichkeit--gereizter Stolz--nichts weiter!- Diesen Buttler geb ich noch nicht auf; ich weiß, Wie dieser böse Geist zu bannen ist. Questenberg. (voll Unruh' auf und ab gehend) Nein! das ist schlimmer, oh! viel schlimmer, Freund! Als wir's in Wien uns hatten träumen lassen. Wie sahen's nur mit Höflingsaugen an, Die von dem Glanz des Throns geblendet waren; Den Feldherrn hatten wir noch nicht gesehn, Den allvermögenden, in seinem Lager. Hier ist's ganz anders! Hier ist kein Kaiser mehr. Der Fürst ist Kaiser! Der Gang, den ich an Ihrer Seite jetzt Durchs Lager tat, schlägt meine Hoffnung nieder. Octavio. Sie sehn nun selbst, welch ein gefährlich Amt Es ist, das Sie vom Hof mir überbrachten-- Wie mißlich die Person, die ich hier spiele. Der leiseste Verdacht des Generals, Er würde Freiheit mir und Leben kosten Und sein verwegenes Beginnen nur Beschleunigen. Questenberg. Wo war die Überlegung, Als wir dem Rasenden das Schwert vertraut Und solche Macht gelegt in solche Hand! Zu stark für dieses schlimmverwahrte Herz War die Versuchung! Hätte sie doch selbst Dem bessern Mann gefährlich werden müssen! Er wird sich weigern, sag ich Ihnen, Der kaiserlichen Ordre zu gehorchen.-- Er kann's und wird's.--Sein unbestrafter Trotz Wird unsre Ohnmacht schimpflich offenbaren. Octavio. Und glauben Sie, daß er Gemahlin, Tochter Umsonst hieher ins Lager kommen ließ, Gerade jetzt, da wir zum Krieg uns rüsten? Daß er die letzte Pfänder seine Treu' Aus Kaisers Landen führt, das deutet uns Auf einen nahen Ausbruch der Empörung. Questenberg. Weh uns! und wie dem Ungewitter stehn, Das drohend uns umzieht von allen Enden? Der Reichsfeind an den Grenzen, Meister schon Vom Donaustrom, stets weiter um sich greifend-- Im innern Land des Aufruhrs Feuerglocke-- Der Bauer in Waffen--alle Stände schwürig-- Und die Armee, von der wir Hilf' erwarten, Verführt, verwildert, aller Zucht entwohnt-- Vom Staat, von ihrem Kaiser losgerissen, Vom Schwindelnden die schwindelnde geführt, Ein furchtbar Werkzeug, dem verwegensten Der Menschen blind gehorchend hingegeben-- Octavio. Verzagen wir auch nicht zu früh, mein Freund! Stets ist die Sprache kecker als die Tat, Und mancher, der in blindem Eifer jetzt Zu jedem Äußersten entschlossen scheint, Findet unerwartet in der Brust ein Herz, Spricht man des Frevels wahren Namen aus. Zudem--ganz unverteidigt sind wir nicht. Graf Altringer und Gallas, wissen Sie , Erhalten in der Pflicht ihr kleines Heer-- Verstärken es noch täglich.--Überraschen Kann er uns nicht, Sie wissen, daß ich ihn Mit meinen Horchern rings umgeben habe; Vom kleinsten Schritt erhalt ich Wissenschaft Sogleich--Ja, mir entdeckt's sein eigner Mund. Questenberg. Ganz unbegreiflich ist's, daß er den Feind nicht merkt An seiner Seite. Octavio. Denken Sie nicht etwa, Daß ich durch Lügenkünste, gleisnerische Gefälligkeit in seine Gunst mich stahl, Durch Heuchelworte sein Vertrauen nähre. Befiehlt mir gleich die Klugheit und die Pflicht, Die ich dem Reich, dem Kaiser schuldig bin, Daß ich mein wahres Herz vor ihm verberge, Ein falsches hab ich niemals ihm geheuchelt! Questenberg. Es ist des Himmels sichtbarliche Fügung. Octavio. Ich weiß nicht, was es ist-was ihn an mich Und meinen Sohn so mächtig zieht und kettet. Wir waren immer Freunde, Waffenbrüder; Gewohnheit, gleichgeteilte Abenteuer Verbanden uns schon frühe-doch ich weiß Den Tag zu nennen, wo mit einemmal Sein Herz mir aufging, sein Vertrauen wuchs. Es war der Morgen vor der Lützner Schlacht-- Mich trieb ein böser Traum, ihn aufzusuchen, Ein ander Pferd zur Schlacht ihm anzubieten. Fern von den Zelten, unter einem Baum Fand ich ihn eingeschlafen. Als ich ihn Erweckte, mein Bedenken ihm erzählte, Sah er mich lange staunend an; drauf fiel er Mir um den Hals und zeigte eine Rührung, Wie jener kleine Dienst sie gar nicht wert war. Seit jenem Tag verfolgt mich sein Vertrauen In gleichem Maß, als ihn das meine flieht. Questenberg. Sie ziehen Ihren Sohn doch ins Geheimnis? Octavio. Nein! Questenberg. Wie? auch warnen wollen Sie ihn nicht, In welcher schlimmen Hand er sich befinde? Octavio. Ich muß ihn seiner Unschuld anvertrauen. Verstellung ist der offnen Seele fremd, Unwissenheit allein kann ihm die Geistesfreiheit Bewahren, die den Herzog sicher macht. Questenberg. (besorglich) Mein würd'ger Freund! Ich hab die beste Meinung Vom Oberst Piccolomini--doch--wenn-- Bedenken Sie-- Octavio. Ich muß es darauf wagen--Still! Da kommt er. Vierter Auftritt Max Piccolomini. Octavio Piccolomini. Questenberg. Max. Da ist er ja gleich selbst. Willkommen, Vater! (Er umarmt ihn. Wie er sich umwendet, bermerkt er Questenbergen und tritt kalt zurück.) Beschäftigt, wie ich seh? Ich will ihn nicht stören. Octavio. Wie, Max? Sieh diesen Gast doch näher an. Aufmerksamkeit verdient ein alter Freund; Ehrfurcht gebührt dem Boten deines Kaisers. Max. (trocken) Von Questenberg! Willkommen, wenn was Gutes Ins Hauptquartier Sie herführt. Questenberg. (hat seine Hand gefaßt) Ziehen Sie Die Hand nicht weg, Graf Piccolomini, Ich fasse sie nicht bloß von meinetwegen, Und nichts Gemeines will ich damit sagen. (Beider Hände fassend.) Octavio--Max Piccolomini! Heilbringend, vorbedeutungsvolle Namen! Nie wird das Glück von Österreich sich wenden, Solang zwei solche Sterne, segenreich Und schützend, leuchten über seinen Heeren. Max. Sie fallen aus der Rolle, Herr Minister, Nicht Lobens wegen sind Sie hier, ich weiß, Sie sind geschickt, zu tadeln und zu schelten-- Ich will voraus nichts haben vor den andern. Octavio. (zu Max) Er kommt vom Hofe, wo man mit dem Herzog Nicht ganz so wohl zufrieden ist als hier. Max. Was gibt's aufs neu denn an ihm auszustellen? Daß er für sich allein beschließt, was er Allein versteht? Wohl! daran tut er recht, Und wird's dabei auch sein Verbleiben haben.- Er ist nun einmal nicht gemacht, nach andern Geschmeidig sich zu fügen und zu wenden, Es geht ihm wider die Natur, er kann's nicht. Geworden ist ihm eine Herrscherseele, Und ist gestellt auf einen Herrscherplatz. Wohl uns, daß es so ist! Es können sich Nur wenige regieren, den Verstand Verständig brauchen--Wohl dem Ganzen, findet Sich einmal einer, der ein Mittelpunkt Für viele Tausend wird, ein Halt;--sich hinstellt Wie eine feste Säul', an die man sich Mit Lust mag schließen und mit Zuversicht. So einer ist der Wallenstein, und taugte Dem Hof ein andrer besser--der Armee Frommt nur ein solcher. Questenberg. Der Arme! Jawohl! Max. Und eine Lust ist's, wie er alles weckt Und stärkt und neu belebt um sich herum, Wie jede Kraft sich ausspricht, jede Gabe Gleich deutlicher sich wird in seiner Nähe! Jedwedem zieht er seine Kraft hervor, Die eigentümliche, und zieht sie groß, Läßt jeden ganz das bleiben, was er ist, Er wacht nur drüber, daß er's immer sei Am rechten Ort; so weiß er aller Menschen Vermögen zu dem seinigen zu machen. Questenberg. Wer spricht ihm ab, daß er die Menschen kenne, Sie zu gebrauche wisse! Überm Herrscher Vergißt er nur den Diener ganz und gar, Als wär' mit seiner Würd' er schon geboren. Max. Ist er's denn nicht? Mit jeder Kraft dazu Ist er's, und mit der Kraft noch obendrein, Buchstäblich zu vollstrecken die Natur, Dem Herrschtalent den Herrschplatz zu erobern. Questenberg. So kommt's zuletzt auf seine Großmut an, Wieviel wir überall noch gelten sollen! Max. Der seltne Mann will seltenes Vertrauen. Gebt ihm den Raum, das Ziel wird er sich setzen. Questenberg. Die Proben geben's. Max. Ja! so sind sie! Schreckt Sie alles gleich, was eine Tiefe hat; Ist ihnen nirgends wohl, als wo's recht flach ist. Octavio. (zu Questenberg) Ergeben Sie sich nur in gutem, Freund! Mit dem da werden Sie nicht fertig. Max. Da rufen sie den Geist an in der Not, Und grauet ihnen gleich, wenn er sich zeigt. Das Ungemeine soll, das Höchste selbst Geschehn wie das Alltägliche. Im Feld, Da dringt die Gegenwart--Persönliches Muß herrschen, eignes Auge sehn. Es braucht Der Feldherr jedes Große der Natur, So gönne man ihm auch, in ihren großen Verhältnissen zu leben. Das Orakel In seinem Innern, das lebendige-- Nicht tote Bücher, alte Ordnungen, Nicht modrigte Papiere soll er fragen. Octavio. Mein Sohn! Laß uns die alten, engen Ordnungen Gering nicht achten! Köstlich unschätzbare Gewichte sind's, die der bedrängte Mensch An seiner Dränger raschen Willen band; Denn immer war die Willkür fürchterlich-- Der Weg der Ordnung, ging' er auch durch Krümmmen, Er ist kein Umweg. Grad aus geht des Blitzes, Geht des Kanonballs fürchterlicher Pfad-- Schnell, auf dem nächsten Wege, langt er an, Macht sich zermalmend Platz, um zu zermalmen. Mein Sohn! Die Straße, die der Mensch befährt, Worauf der Segen wandelt, diese folgt Der Flüsse Lauf, der Täler freien Krümmen, Umgeht das Weizenfeld, den Rebenhügel, Des Eigentums gemeßne Grenzen ehrend-- So führt sie später, sicher doch zum Ziel. Questenberg. Oh! hören Sie den Vater--hören Sie Ihn, der ein Held ist und ein Mensch zugleich. Octavio. Das Kind des Lagers spricht aus dir, mein Sohn. Ein fünfzehnjähr'ger Krieg hat dich erzogen, --Du hast den Frieden nie gesehn! Es gibt Noch höhern Wert, mein Sohn, als kriegerischen; Im Kriege selber ist das Letzte nicht der Krieg. Die großen, schnellen Taten der Gewalt, Des Augenblicks erstaunenswerte Wunder, Die sind es nicht, die das Beglückende, Das ruhig, mächtig Dauernde erzeugen. In Hast und Eile bauet der Soldat Von Leinwand seine leichte Stadt, da wird Ein augenblicklich Brausen und Bewegen, Der Markt belebt sich, Straßen, Flüsse sind Bedeckt mit Fracht, es rührt sich das Gewerbe. Doch eines Morgens plötzlich siehet man Die Zelte fallen, weiter rückt die Horde, Und ausgestorben, wie ein Kirchhof, bleibt Der Acker, das zerstampfte Saatfeld liegen, Und um des Jahres Ernte ist's getan. Max. Oh! laß den Kaiser Friede machen, Vater! Den blut'gen Lorbeer geb ich hin mit Freuden Fürs erste Veilchen, das der März uns bringt, Das duftige Pfand der neuverjüngten Erde. Octavio. Wie wird dir? Was bewegt dich so auf einmal? Max. Ich hab den Frieden nie gesehn?--Ich hab ihn Gesehen, alter Vater , eben komm ich-- Jetzt eben davon her--er führte mich Der Weg durch Länder, wo der Krieg nicht hingekommen--oh! das Leben, Vater, Hat Reize, die wir nie gekannt.--Wir haben Des schönen Lebens öde Küste nur Wie ein umirrend Räubervolk befahren, Das, in sein dumpfig-enges Schiff gepreßt, Im wüsten Meer mit wüsten Sitten haust, Vom großen Land nichts als die Buchten kennt, Wo es die Diebeslandung wagen darf. Was in den innern Tälern Köstliches Das Land verbirgt, oh! davon--davon ist Auf unsrer wilden Fahrt uns nichts erschienen. Ocatvio. (wird aufmerksam) Und hätt' es diese Reise dir gezeigt? Max. Es war die erste Muße meines Lebens. Sag mir, was ist der Arbeit Ziel und Preis, Der peinlichen, die mir die Jugend stahl, Das Herz mir öde ließ und unerquickt Den Geist, den keine Bildung noch geschmücket? Denn dieses Lagers lärmendes Gewühl, Der Pferde Wiehern, der Trompete Schmettern, Des Dienstes immer gleichgestellte Uhr, Die Waffenübung, das Kommandowort-- Dem Herzen gibt es nichts, dem lechzenden. Die Seele fehlt dem nichtigen Geschäft-- Es gibt ein andres Glück und andre Freuden. Octavio. Viel lerntest du auf diesem kurzen Weg, mein Sohn! Max. O schöner Tag! wenn endlich der Soldat Ins Leben heimkehrt, in die Menschlichkeit, Zum frohen Zug die Fahnen sich entfalten, Und heimwärts schlägt der sanfte Friedensmarsch. Wenn alle Hüte sich und Helme schmücken Mit grünen Maien, dem letzten Raub der Felder! Der Städte Tore gehen auf, von selbst, Nicht die Petarde braucht sie mehr zu sprengen; Von Menschen sind die Wälle rings erfüllt, Von friedlichen, die in die Lüfte grüßen-- Hell klingt von allen Türmen das Geläut, Des blut'gen Tages frohe Vesper schlagend. Aus Dörfern und aus Städten wimmelnd strömt Ein jauchzend Volk, mit liebend emsiger Zudringlichkeit des Heeres Fortzug hindernd-- Da schüttelt, froh des noch erlebten Tags, Dem heimgekehrten Sohn der Greis die Hände. Ein Fremdling tritt er in sein Eigentum, Das längstverlaßne, ein; mit breiten Ästen Deckt ihn der Baum bei seiner Wiederkehr, Der sich zur Gerte bog, als er gegangen, Und schamhaft tritt als Jungfrau ihm entgegen, Die er einst an der Amme Brust verließ. Oh! glücklich, wem dann auch sich eine Tür, Sich zarte Arme sanft umschlingend öffnen-- Questenberg. (gerührt) Oh! daß Sie von so ferner, ferner Zeit, Und nicht von morgen, nicht von heute sprechen! Max. (mit Heftigkeit sich zu ihm wendend) Wer sonst ist schuld daran als ihr in Wien?-- Ich will's nur frei gestehen, Questenberg! Als ich vorhin Sie stehen sah, es preßte Der Unmut mir das Innerste zusammen-- Ihr seid es, die den Frieden hinder, ihr! Der Krieger ist's, der ihn erzwingen muß. Dem Fürsten macht ihr's Leben sauer, macht Ihm alle Schritte schwer, ihr schwärzt ihn an-- Warum? Weil an Europas großem Besten Ihm mehr liegt als an ein paar Hufen Landes, Die Östreich mehr hat oder weniger-- Ihr macht ihn zum Empörer und, Gott weiß! Zu was noch mehr, weil er die Sachsen schont, Beim Feind Vertrauen zu erwecken sucht, Das doch der einz'ge Weg zum Frieden ist; Denn hört der Krieg im Kriege nicht schon auf, Woher soll Friede kommen?--Geht nur, geht! Wie ich das Gute liebe, haß ich euch-- Und hier gelob ich's an, verspritzen will ich Für ihn, für diesen Wallenstein, mein Blut, Das letzte meines Herzens, tropfenweis, eh' daß Ihr über seinen Fall frohlocken sollt! (Er geht ab.) Fünfter Auftritt Questenberg. Octavio Piccolomini. Questenberg. O weh uns! Steht es so? (Dringend und ungeduldig.) Freund, und wir lassen ihn in diesem Wahn Dahingehn, rufen ihn nicht gleich Zurück, daß wir die Augen auf der Stelle Ihm öffnen? Octavio. (aus einem tiefen Nachdenken zu sich kommend) Mir hat er sie jetzt geöffnet, Und mehr erblick ich, als mich freut. Questenberg. Was ist es, Freund? Octavio. Fluch über diese Reise! Questenberg. Wieso! Was ist es? Octavio. Kommen Sie! Ich muß Sogleich die unglückselige Spur verfolgen, Mit meinen Augen sehen--Kommen Sie-- (Will ihn fortführen.) Questenberg. Was denn? Wohin? Octavio. (pressiert) Zu ihr! Questenberg. Zu-- Octavio. (korrigiert sich) Zum Herzog! Gehn wir. Oh! ich fürchte alles. Ich seh' das Netz geworfen über ihn, Er kommt mir nicht zurück, wie er gegangen. Questenberg. Erklären Sie mir nur-- Octavio. Und konnt' ich's nicht Vorhersehn? Nicht die Reise hintertreiben? Warum verschwieg ich's ihm?--Sie hatten recht, Ich mußt' ihn warnen--Jetzo ist's zu spät. Questenberg. Was ist zu spät? Besinnen Sie sich, Freund, Daß Sie in lauter Rätseln zu mir reden. Octavio. (gefaßter). Wir gehn zum Herzog. Kommen Sie. Die Stunde Rückt auch heran, die er zur Audienz Bestimmt hat. Kommen Sie!-- Verwünscht! dreimal verwünscht sei diese Reise! (Er führt ihn weg. Der Vorhang fällt.) Zweiter Aufzug Saal beim Herzog von Friedland Erster Auftritt Bediente setzen Stühle und breiten Fußteppiche aus. Gleich darauf Seni, der Astrolog, wie ein italienischer Doktor schwarz und etwas phantastisch gekleidet. Er tritt in die Mitte des Saals, ein weißes Stäbchen in der Hand, womit er die Himmelsgegenden bezeichnet. Bedienter. (mit einem Rauchfaß herumgehend) Greift an! Macht, daß ein Ende wird! Die Wache Ruft ins Gewehr. Sie werden gleich erscheinen. Zweiter Bedienter. Warum denn aber ward die Erkerstube, Die rote, abbestellt, die doch so leuchtet? Erster Bedienter. Da frag den Mathematikus. Der sagt, Es sei ein Unglückszimmer. Zweiter Bedienter. Narrenspossen! Das heißt die Leute scheren. Saal ist Saal. Was kann der Ort viel zu bedeuten haben? Seni. (mit Gravität) Mein Sohn! Nichts in der Welt ist unbedeutend. Das Erste aber und Hauptsächlichste Bei allem ird'schen Ding ist Ort und Stunde. Dritter Bedienter. Laß dich mit dem nicht ein, Nathanael. Muß ihm der Herr doch selbst den Willen tun. Seni. (zählt die Stühle) Eilf! Eine böse Zahl. Zwölf Stühle setzt, Zwölf Zeichen hat der Tierkreis; Fünf und Sieben, Die heil'gen Zahlen, liegen in der Zwölfe. Zweiter Bedienter. Was habt Ihr gegen Eilf? Das laßt mich wissen. Seni. Eilf ist die Sünde. Eilfe überschreitet Die zehn Gebote. Zweiter Bedienter. So? Und warum nennt Ihr Die Fünfe eine heil'ge Zahl? Seni. Fünf ist Des Menschen Seele. Wie der Mensch aus Gutem Und Bösem ist gemischt, so ist die Fünfe Die erste Zahl aus Grad' und Ungerade. Erster Bedienter. Der Narr! Dritter Bedienter. Ei, laß ihn doch! Ich hör ihm gerne zu, Denn mancherlei doch denkt sich bei den Worten. Zweiter Bedienter. Hinweg! Sie kommen! Da! zur Seitentür hinaus. (Sie eilen fort. Seni folgt langsam.) Zweiter Auftritt Wallenstein. Die Herzogin. Wallenstein. Nun, Herzogin? Sie haben Wien berührt, Sich vorgestellt der Königin von Ungarn? Herzogin. Der Kaiserin auch. Bei beiden Majestäten Sind wir zum Handkuß zugelassen worden. Wallenstein. Wie nahm man's auf, daß ich Gemahlin, Tochter Zu dieser Winterszeit ins Feld beschieden? Herzogin. Ich tat nach Ihrer Vorschrift, führte an, Sie hätten über unser Kind bestimmt Und möchten gern dem künftigen Gemahl Noch vor dem Feldzug die Verlobte zeigen. Wallenstein. Mutmaßte man die Wahl, die ich getroffen? Herzogin. Man wünschte wohl, sie möch' auf keinen fremden Noch lutherischen Herrn gefallen sein. Wallenstein. Was wünschen Sie , Elisabeth? Herzogin. Ihr Wille, wissen Sie, war stets der meine. Wallenstein. (nach einer Pause) Nun--Und wie war die Aufnahm' sonst am Hofe? (Herzogin schlägt die Augen nieder und schweigt.) Verbergen Sie mir nichts--Wie war's damit? Herzogin. Oh! mein Gemahl--Es ist nicht alles mehr Wie sonst--Es ist ein Wandel vorgegangen. Wallenstein. Wie? Ließ man's an der alten Achtung fehlen? Herzogin. Nicht an der Achtung. Würdig und voll Anstand War das Benehmen--aber an die Stelle Huldreich vertraulicher Herablassung War feierliche Förmlichkeit getreten. Ach! und die zarte Schonung, die man zeigte, Sie hatte mehr vom Mitleid als der Gunst. Nein! Herzog Albrechts fürstliche Gemahlin, Graf Harrachs edle Tochter, hätte so-- Nicht eben so empfangen werden sollen! Wallenstein. Man schalt gewiß mein neuestes Betragen? Herzogin. O hätte man's getan!--Ich bin's von lang her Gewohnt, Sie zu entschuldigen, zufrieden Zu sprechen die entrüsteten Gemüter-- Nein, niemand schalt Sie--Man verhüllte sich In ein so lastend feierliches Schweigen. Ach! hier ist kein gewöhnlich Mißverständnis, keine Vorübergehende Empfindlichkeit-- Etwas unglücklich, unersetzliches ist Geschehn--Sonst pflegte mich die Königin Von Ungarn immer ihre liebe Muhme Zu nennen, mich beim Abschied zu umarmen. Wallenstein. Jetzt unterließ sie's? Herzogin. (ihre Tränen trocknend, nach einer Pause) Sie umarmte mich, Doch erst, als ich den Urlaub schon genommen, schon Der Türe zuging, kam sie auf mich zu, Schnell, als besänne sie sich erst, und drückte Mich an den Busen, mehr mit schmerzlicher Als zärtlicher Bewegung. Wallenstein. (ergreift ihre Hand) Fassen Sie sich!-- Wie war's mit Eggenberg, mit Lichtenstein Und mit den andern Freunden? Herzogin. (den Kopf schüttelnd) Keinen sah ich. Wallenstein. Und der hispanische Conte Ambassador, Der sonst so warm für mich zu sprechen pflegte? Herzogin. Er hatte keine Zunge mehr für Sie. Wallenstein. Die Sonnen also scheinen uns nicht mehr, Fortan muß eignes Feuer uns erleuchten. Herzogin. Und wär' es? Teurer Herzog, wär's an dem, Was man am Hofe leise flüstert, sich Im Lande laut erzählt--was Pater Lamormain Durch einige Winke-- Wallenstein. (schnell) Lamormain! Was sagt der? Herzogin. Man zeihe Sie verwegner Überschreitung Der anvertrauten Vollmacht, freventlicher Verhöhnung höchster, kaiserlicher Befehle. Die Spanier, der Bayern stolzer Herzog Stehen auf als Kläger wider Sie-- Ein Ungewitter zieh' sich über Ihnen Zusammen, noch weit drohender als jenes, Das Sie vordem zu Regenspurg gestürzt. Man spreche, sagt er--ach! ich kann's nicht sagen-- Wallenstein. (gespannt). Nun? Herzogin. Von einer zweiten-- (Sie stockt.) Wallenstein. Zweiten-- Herzogin. Schimpflichern --Absetzung. Wallenstein. Spricht man? (Heftig bewegt durch das Zimmer gehend.) Oh! sie zwingen mich, sie stoßen Gewaltsam, wider meinen Willen, mich hinein. Herzogin. (sich bittend an ihn schmiegend) Oh! wenn's noch Zeit ist, mein Gemahl--Wenn es Mit Unterwerfung, mit Nachgiebigkeit Kann abgewendet werden--Geben Sie nach-- Gewinnen Sie's dem stolzen Herzen ab, Es ist Ihr Herr und Kaiser, dem Sie weichen. Oh! lassen Sie es länger nicht geschehn, Daß hämische Bosheit Ihre gute Absicht Durch giftige, verhaßte Deutung schwärze. Mit Siegeskraft der Wahrheit stehen Sie auf, Die Lügner, die Verleumder zu beschämen. Wir haben so der guten Freunde wenig. Sie wissen's! Unser schnelles Glück hat uns Dem Haß der Menschen bloßgestellt--Was sind wir, Wann kaiserliche Huld sich von uns wendet! Dritter Auftritt Gräfin Terzky, welche die Prinzessin Thekla an der Hand führt, zu den Vorigen. Gräfin. Wie, Schwester? Von Geschäften schon die Rede Und, wie ich seh, nicht von erfreulichen, Eh' er noch seines Kindes froh geworden? Der Freude gehört der erste Augenblick. Hier, Vater Friedland! das ist deine Tochter! (Thekla nähert sich ihm schüchtern und will sich auf seine Hand beugen; er empfängt sie in seinen Armen und bleibt einige Zeit in ihrem Anschauen verloren stehen.) Wallenstein. Ja! Schön ist mir die Hoffnung aufgegangen. Ich nehme sie zum Pfande größern Glücks. Herzogin. Ein zartes Kind noch war sie, als Sie gingen, Das große Heer dem Kaiser aufzurichten. Hernach, als Sie vom Feldzug heimgekehrt Aus Pommern, war die Tochter schon im Stifte, Wo sie geblieben ist bis jetzt. Wallenstein. Indes Wir hier im Feld gesorgt, sie groß zu machen, Das höchste Irdische ihr zu erfechten, Hat Mutter Natur in stillen Klostermauern Das Ihrige getan, dem lieben Kind Aus freier Gunst das Göttliche gegeben Und führt sie ihrem glänzenden Geschick Und meiner Hoffnung schön geschmückt entgegen. Herzogin. (zur Prinzessin) Du hättest deinen Vater wohl nicht wieder Erkannt, mein Kind? Kaum zähltest du acht Jahre, Als du sein Angesicht zuletzt gesehn. Thekla. Doch, Mutter, auf den ersten Blick--mein Vater Hat nicht gealtert--Wie sein Bild in mir gelebt, So steht er blühend jetzt vor meinen Augen. Wallenstein. (zur Herzogin) Das holde Kind! Wie fein bemerkt und wie Verständig! Sieh, ich zürnte mit dem Schicksal, Daß mir's den Sohn versagt, der meines Namens Und meines Glückes Erbe könnte sein, In einer stolzen Linie von Fürsten Mein schnell verlöschtes Dasein weiter leiten. Ich tat dem Schicksal Unrecht. Hier auf dieses Jungfräulich blühende Haupt will ich den Kranz Des kriegerischen Lebens niederlegen; Nicht für verloren acht ich's, wenn ich's einst, In einen königlichen Schmuck verwandelt, Um diese schöne Stirne flechten kann. (Er hält sie in seinen Armen, wie Piccolomini hereintritt.) Vierter Auftritt Max Piccolomini und bald darauf Graf Terzky zu den Vorigen. Gräfin. Da kommt der Paladin, der uns beschützte. Wallenstein. Sei mir willkommen, Max. Stets warst du mir Der Bringer irgendeiner schönen Freude, Und, wie das glückliche Gestirn des Morgens, Führst du die Lebenssonne mir herauf. Max. Mein General-- Wallenstein. Bis jetzt war es der Kaiser, Der dich durch meine Hand belohnt. Heut hast du Den Vater dir, den glücklichen, verpflichtet, Und diese Schuld muß Friedland selbst bezahlen. Max. Mein Fürst! Du eiltest sehr, sie abzutragen. Ich komme mit Beschämung, ja mit Schmerz; Denn kaum bin ich hier angelangt, hab Mutter Und Tochter deinen Armen überliefert, So wird aus deinem Marstall, reich geschirrt, Ein prächt'ger Jagdzug mir von dir gebracht, Für die gehabte Müh' mich abzulohnen. Ja, ja, mich abzulohnen. Eine Müh', Ein Amt bloß war's! Nicht eine Gunst, für die Ich's vorschnell nahm und dir schon volles Herzens Zu danken kam--Nein, so war's nicht gemeint, Daß mein Geschäft mein schönstes Glück sein sollte! (Terzky tritt herein und übergibt dem Herzog Briefe, welche dieser schnell erbricht.) Gräfin. (zu Max) Belohnt er Ihre Mühe? Seine Freude Vergilt er Ihnen. Ihnen steht es an, So zart zu denken; meinem Schwager ziemt's, Sich immer groß und fürstlich zu beweisen. Thekla. So müßt' auch ich an seiner Liebe zweifeln, Denn seine gütigen Hände schmückten mich, Noch eh' das Herz des Vaters mir gesprochen. Max. Ja, er muß immer geben und beglücken! (er ergreift der Herzogin Hand, mit steigender Wärme.) Was dank ich ihm nicht alles--oh! was sprech ich Nicht alles aus in diesem teuren Namen Friedland! Zeitlebens soll ich ein Gefangner sein Von diesem Namen--darin blühen soll Mir jedes Glück und jede schöne Hoffnung-- Fest, wie in einem Zauberringe, hält Das Schicksal mich gebannt in diesem Namen. Gräfin. (welche unterdessen den Herzog sorgfältig beobachtet, bemerkt, daß er bei den Briefen nachdenkend geworden). Der Bruder will allein sein. Laßt uns gehen. Wallenstein. (wendet sich schnell um, faßt sich und spricht heiter zur Herzogin.) Noch einmal, Fürstin, heiß ich Sie im Feld willkommen. Sie sind die Wirtin dieses Hofs--Du, Max, Wirst diesmal noch dein altes Amt verwalten, Indes wir hier des Herrn Geschäfte treiben. (Max Piccolomini bietet der Herzogin den Arm, Gräfin führt die Prinzessin ab.) Terzky. (ihm nachrufend) Versäumt nicht, der Versammlung beizuwohnen. Fünfter Auftritt Wallenstein. Terzky. Wallenstein. (in tiefem Nachdenken zu sich selbst) Sie hat ganz recht gesehn--So ist's und stimmt Vollkommen zu den übrigen Berichten-- Sie haben ihren letzten Schluß gefaßt In Wien, mir den Nachfolger schon gegeben. Der Ungarn König ist's, der Ferdinand, Des Kaisers Söhnlein, der ist jetzt ihr Heiland, Das neu aufgehende Gestirn! Mit uns Gedenkt man fertig schon zu sein, und wie Ein Abgeschiedner sind wir schon beerbet. Drum keine Zeit verloren! (Indem er sich umwendet, bermerkt er den Terzky und gibt ihm einen Brief.) Graf Altringer läßt sich entschuldigen, Auch Gallas--Das gefällt mir nicht. Terzky. Und wenn du Noch länger säumst, bricht einer nach dem andern. Wallenstein. Der Altringer hat die Tiroler Pässe, Ich muß ihm einen schicken, daß er mir Die Spanier aus Mailand nicht hereinläßt. --Nun! der Sesin, der alte Unterhändler, Hat sich ja kürzlich wieder blicken lassen. Was bringt er uns vom Grafen Thurn? Terzky. Der Graf entbietet dir, Er hab' den schwed'schen Kanzler aufgesucht Zu Halberstadt, wo jetzo der Konvent ist: Der aber sagt' , er sei es müd und wolle Nichts weiter mehr mit dir zu schaffen haben. Wallenstein. Wieso? Terzky. Es sei dir nimmer Ernst mit deinen Reden, Du wollst die Schweden nur zum Narren haben, Dich mit den Sachsen gegen sie verbinden, Am Ende sie mit einem elenden Stück Geldes Abfertigen. Wallenstein. So! Meint er wohl, ich soll ihm Ein schönes deutsches Land zum Raube geben, Daß wir zuletzt auf eignem Grund und Boden Selbst nicht mehr Herren sind? Sie müssen fort, Fort, fort! Wir brauchen keine solche Nachbarn. Terzky. Gönn ihnen doch das Fleckchen Land, geht's ja Nicht von dem deinen! Was bekümmert's dich, Wenn du das Spiel gewinnest, wer es zahlt. Wallenstein. Fort, fort mit ihnen--das verstehst du nicht. Es soll nicht von mir heißen, daß ich Deutschland Zerstücket hab', verraten an den Fremdling, Um meine Portion mir zu erschleichen. Mich soll das Reich als seinen Schirmer ehren, Reichsfürstlich mich erweisend, will ich würdig Mich bei des Reiches Fürsten niedersetzen. Es soll im Reiche keine fremde Macht Mir Wurzel fassen, und am wenigsten Die Goten sollen's, diese Hungerleider, Die nach dem Segen unsers deutschen Landes Mit Neidesblicken raubbegierig schauen. Beistehen sollen sie mir in meinen Planen Und dennoch nichts dabei zu fischen haben. Terzky. Doch mit den Sachsen willst du ehrlicher Verfahren? Sie verlieren die Geduld, Weil du so krumme Wege machst-- Was sollen alle diese Masken? sprich! Die Freunde zweifeln, werden irr an dir-- Der Oxenstirn, der Arnheim, keiner weiß, Was er von deinem Zögern halten soll. Am End' bin ich der Lügner, alles geht Durch mich. Ich hab nicht einmal deine Handschrift. Wallenstein. Ich geb nichts Schriftliches von mir, du weißt's. Terzky. Woran erkennt man aber deinen Ernst, Wenn auf das Wort die Tat nicht folgt? Sag selbst, Was du bisher verhandelt mit dem Feind, Hätt' alles auch recht gut geschehn sein können, Wenn du nichts mehr damit gewollt, als ihn Zum besten haben. Wallenstein. (nach einer Pause, indem er ihn scharf ansieht) Und woher weißt du, daß ich ihn nicht wirklich Zum besten habe? Daß ich nicht euch alle Zum besten habe? Kennst du mich so gut? Ich wüßte nicht, daß ich mein Innerstes Dir aufgetan--Der Kaiser, es ist wahr, Hat übel mich behandelt!--Wenn ich wollte, Ich könnt' ihm recht viel Böses dafür tun. Es macht mir Freude, meine Macht zu kennen; Ob ich sie wirklich brauchen werde, davon, denk ich, Weißt du nicht mehr zu sagen als ein andrer. Terzky. So hast du stets dein Spiel mit uns getrieben! Sechster Auftritt Illo zu den Vorigen. Wallenstein. Wie steht es draußen? Sind sie vorbereitet? Illo. Du findest sie in der Stimmung, wie du wünschest. Sie wissen um des Kaisers Forderungen Und toben. Wallenstein. Wie erklärt sich Isolan? Illo. Der ist mit Leib und Seele dein, seitdem du Die Pharobank ihm wieder aufgerichtet. Wallenstein. Wie nimmt sich der Colalto? Hast du dich Des Deodat und Tiefenbach versichert? Illo. Was Piccolomini tut, das tun sie auch. Wallenstein. So,meinst du, kann ich was mit ihnen wagen? Illo. --Wenn du der Piccolomini gewiß bist. Wallenstein. Wie meiner selbst. Die lassen nie von mir. Terzky. Doch wollt' ich, daß du dem Octavio, Dem Fuchs, nicht so viel trautest. Wallenstein. Lehre du Mich meine Leute kennen. Sechzehnmal Bin ich zu Feld gezogen mit dem Alten, --Zudem--ich hab sein Horoskop gestellt, Wir sind geboren unter gleichen Sternen-- Und kurz-- (geheimnisvoll) Es hat damit sein eigenes Bewenden. Wenn du mir also gutsagst für die andern-- Illo. Es ist nur eine Stimme unter allen: Du dürf'st das Regiment nicht niederlegen. Sie werden an dich deputieren, hör ich. Wallenstein. Wenn ich mich gegen sie verpflichten soll, So müssen sie's auch gegen mich. Illo. Versteht sich. Wallenstein. Parole müssen sie mir geben, eidlich, schriftlich, Sich meinem Dienst zu weihen,unbedingt. Illo. Warum nicht? Terzky. Unbedingt? Des Kaisers Dienst, Die Pflichten gegen Östreich werden sie Sich immer vorbehalten. Wallenstein. (den Kopf schüttelnd) Unbedingt Muß ich sie haben. Nichts von Vorbehalt! Illo. Ich habe einen Einfall--Gibt uns nicht Graf Terzky ein Bankett heut abend? Terzky. Ja, Und alle Generale sind geladen. Illo. (zum Wallenstein) Sag! Willst du völlig freie Hand mir lassen? Ich schaffe dir das Wort der Generale, So wie du's wünschest. Wallenstein. Schaff mir ihre Handschrift. Wie du dazu gelangen magst, ist deine Sache. Illo. Und wenn ich dir's nun bringe, schwarz auf weiß, Daß alle Chefs, die hier zugegen sind, Dir blind sich überliefern--Willst du dann Ernst machen endlich, mit beherzter Tat Das Glück versuchen? Wallenstein. Schaff' mir die Verschreibung! Illo. Bedenke, was du tust! Du kannst den Kaisers Begehren nicht erfüllen--kannst das Heer Nicht schwächen lassen--nicht die Regimenter Zum Spanier stoßen lassen, willst du nicht Die Macht auf ewig aus den Händen geben. Bedenk das andre auch! Du kannst des Kaisers Befehl und ernste Ordre nicht verhöhnen, Nicht länger Ausflucht suchen, temporisieren, Willst du nicht förmlich brechen mit dem Hof. Entschließ dich! Willst du mit entschloßner Tat Zuvor ihm kommen? Willst du, ferner zögernd, Das Äußerste erwarten? Wallenstein. Das geziemt sich, Eh' man das Äußerste beschließt! Illo. Oh! nimm der Stunde wahr, eh' sie entschlüpft. So selten kommt der Augenblick im Leben, Der wahrhaft wichtig ist und groß. Wo eine Entscheidung soll geschehen, da muß vieles Sich glücklich treffen und zusammenfinden-- Und einzeln nur, zerstreuet zeigen sich Des Glückes Fäden, die Gelegenheiten, Die, nur in einen Lebenspunkt zusammen Gedrängt, den schweren Früchteknoten bilden. Sieh! Wie entscheidend, wie verhängnisvoll Sich's jetzt um dich zusammenzieht!--Die Häupter Des Heers, die besten, trefflichsten, um dich, Den königlichen Führer, her versammelt, Nur deinen Wink erwarten sie--Oh! laß Sie so nicht wieder auseinandergehen! So einig führst du sie im ganzen Lauf Des Krieges nicht zum zweitenmal zusammen. Die hohe Flut ist's, die das schwere Schiff Vom Strande hebt--Und jedem einzelnen Wächst das Gemüt im großen Strom der Menge. Jetzt hast du sie, jetzt noch! Bald sprengt der Krieg Sie wieder auseinander, dahin, dorthin-- In eignen kleinen Sorgen und Interessen Zerstreut sich der gemeine Geist. Wer heute, Vom Strome fortgerissen, sich vergißt, Wird nüchtern werden, sieht er sich allein, Nur seine Ohnmacht fühlen und geschwind Umlenken in die alte, breitgetretne Fahrstraße der gemeinen Pflicht, nur wohl- Behalten unter Dach zu kommen suchen. Wallenstein. Die Zeit ist noch nicht da. Terzky. So sagst du immer. Wann aber wird es Zeit sein? Wallenstein. Wenn ich's sage. Illo. Oh! du wirst auf die Sternenstunde warten, Bir dir die irdische entflieht! Glaub mir, In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne. Vertrauen zu dir selbst, Entschlossenheit Ist deine Venus! Der Maleficus, Der einz'ge, der dir schadet, ist der Zweifel. Wallenstein. Du redst, wie du's verstehst. Wie oft und vielmals Erklärt' ich dir's!--Dir stieg der Jupiter Hinab bei der Geburt, der helle Gott; Du kannst in die Geheimnisse nicht schauen. Nur in der Erde magst du finster wühlen, Blind wie der Unterirdische, der mit dem bleichen Bleifarbnen Schein ins Leben dir geleuchtet. Das Irdische, Gemeine magst du sehn, Das Nächste mit dem Nächsten klug verknüpfen; Darin vertrau ich dir und glaube dir. Doch, was geheimnisvoll bedeutend webt Und bildet in den Tiefen der Natur,-- Die Geisterleiter, die aus dieser Welt des Staubes Bis in die Sternenwelt, mit tausend Sprossen, Hinauf sich baut, an der die himmlischen Gewalten wirkend auf und nieder wandeln, --Die Kreise in den Kreisen, die sich eng Und enger ziehn um die zentralische Sonne-- Die sieht das Aug' nur, das entsiegelte, Der hellgebornen, heitern Joviskinder, (Nachdem er einen Gang durch den Saal gemacht, bleibt er stehen und fährt fort.) Die himmlischen Gestirne machen nicht Bloß Tag und Nacht, Frühling und Sommer--nicht Dem Sämann bloß bezeichnen sie die Zeiten Der Aussaat und der Ernte. Auch des Menschen Tun Ist eine Aussaat von Verhängnissen, Gestreuet in der Zukunft dunkles Land, Den Schicksalsmächten hoffend übergeben. Da tut es not, die Saatzeit zu erkunden, Die rechte Sternenstunde auszulesen, Des Himmels Häuser forschend zu durchspüren, Ob nicht der Feind des Wachsens und Gedeihens In seinen Ecken schadend sich verberge . Drum laßt mir Zeit. Tut ihr indes das Eure. Ich kann jetzt noch nicht sagen, was ich tun will. Nachgeben aber werd ich nicht. Ich nicht! Absetzen sollen sie mich auch nicht--Darauf Verlaßt euch. Kammerdiener. (kommt) Die Herren Generale. Wallenstein. Laß sie kommen. Terzky. Willst du, daß alle Chefs zugegen seien? Wallenstein. Das braucht's nicht. Beide Piccolomini, Maradas, Buttler, Forgatsch, Deodat, Caraffa, Isolani mögen kommen. (Terzky geht hinaus mit dem Kammerdiener.) Wallenstein. (zu Illo) Hast du den Questenberg bewachen lassen? Sprach er nicht ein'ge in geheim? Illo. Ich hab ihn scharf bewacht. Er war mit niemand Als dem Octavio. Siebenter Auftritt Vorige. Questenberg, beide Piccolomini, Buttler, Isolani, Maradas und noch drei andere Generale treten herein. Auf den Wink des Generals nimmt Questenberg ihm gerad gegenüber Platz, die andern folgen nach ihrem Range. Es herrscht eine augenblickliche Stille. Wallenstein. Ich hab den Inhalt Ihrer Sendung zwar Vernommen, Questenberg, und wohl erwogen, Auch meinen Schluß gefaßt, den nichts mehr ändert. Doch, er gebührt sich, daß die Kommandeurs Aus Ihrem Mund des Kaisers Willen hören-- Gefall' es Ihnen denn, sich Ihres Auftrags Vor diesen edeln Häuptern zu entledigen. Questenberg. Ich bin bereit, doch bitt ich zu bedenken, Daß kaiserliche Herrschgewalt und Würde Aus meinem Munde spricht, nicht eigne Kühnheit. Wallenstein. Den Eingang spart. Questenberg. Als Seine Majestät Der Kaiser ihren mutigen Armeen Ein ruhmgekröntes, kriegserfahrnes Haupt Geschenkt in der Person des Herzogs Friedland, Geschah's in froher Zuversicht, das Glück Des Krieges schnell und günstig umzuwenden. Auch war der Anfang ihren Wünschen hold, Gereiniget ward Böheim von den Sachsen, Der Schweden Siegeslauf gehemmt--es schöpften Aufs neue leichten Atem diese Länder, Als Herzog Friedland die zerstreuten Feindesheere Herbei von allen Strömen Deutschlands zog, Herbei auf einen Sammelplatz beschwor Den Rheingraf, Bernhard, Banner, Oxenstirn Und jenen nie besiegten König selbst, Um endlich hier im Angesichte Nürnbergs Das blutig große Kampfspiel zu entscheiden. Wallenstein. Zur Sache, wenn's beliebt. Questenberg. Ein neuer Geist Verkündigte sogleich den neuen Feldherrn. Nicht blinde Wut mehr rang mit blinder Wut, In hellgeschiednem Kampfe sah man jetzt Die Festigkeit der Kühnheit widerstehn Und weise Kunst die Tapferkeit ermüden. Vergebens lockt man ihn zur Schlacht, er gräbt Sich tief und tiefer nur im Lager ein, Als gält' es, hier ein ewig Haus zu gründen. Verzweifelnd endlich will der König stürmen, Zur Schlachtbank reißt er seine Völker hin, Die ihm des Hungers und der Seuchen Wut Im leichenvollen Lager langsam tötet. Durch den Verhack des Lagers, hinter welchem Der Tod aus tausend Röhren lauert, will Der Niegehemmte stürmend Bahn sich brechen. Da ward ein Angriff und ein Widerstand, Wie ihn kein glücklich Auge noch gesehn. Zerrissen endlich führt sein Volk der König Vom Kampfplatz heim, und nicht ein Fußbreit Erde Gewann es ihm, das grause Menschenopfer. Wallenstein. Ersparen Sie's, uns aus dem Zeitungsblatt Zu melden, was wir schaudernd selbst erlebt. Questenberg. Anklagen ist mein Amt und meine Sendung, Es ist mein Herz, was gern beim Lob verweilt. In Nürnbergs Lager ließ der schwedische König Den Ruhm--in Lützens Ebenen das Leben. Doch wer erstaunte nicht, als Herzog Friedland Nach diesem großen Tag wie ein Besiegter Nach Böheim floh, vom Kriegesschauplatz schwand, Indes der junge weimarische Held Ins Frankenland unaufgehalten drang, Bis an die Donau reißend Bahn sich machte Und stand mit einem Mal vor Regenspurg, Zum Schrecken aller gut kathol'schen Christen. Da rief der Bayern wohlverdienter Fürst Um schnelle Hilf' in seiner höchsten Not,-- Es schickt der Kaiser sieben Reitende An Herzog Friedland ab mit dieser Bitte Und fleht, wo er als Herr befehlen kann. Umsonst! Es hört in diesem Augenblick Der Herzog nur den alten Haß und Groll, Gibt das gemeine Beste preis, die Rachgier An einem alten Feinde zu vergnügen. Und so fällt Regenspurg! Wallenstein. Von welcher Zeit ist denn die Rede, Max? Ich hab gar kein Gedächtnis mehr. Max. Er meint, Wie wir in Schlesien waren. Wallenstein. So! So! So! Was aber hatten wir denn dort zu tun? Max. Die Schweden draus zu schlagen und die Sachsen. Wallenstein. Recht! Über der Beschreibung da vergeß ich Den ganzen Krieg-- (Zu Questenberg.) Nur weiter fortgefahren! Questenberg. Am Oderstrom vielleicht gewann man wieder, Was an der Donau schimpflich ward verloren. Erstaunenswerte Dinge hoffte man Auf dieser Kriegesbühne zu erleben, Wo Friedland in Person zu Felde zog, Der Nebenbuhler Gustavs einen--Thurn Und einen Arnheim vor sich fand. Und wirklich Geriet man nahe g'nug hier aneinander, Doch, um als Freund, als Gast sich zu bewirten. Ganz Deutschland seufzte unter Kriegeslast, Doch Friede war's im Wallensteinischen Lager. Wallenstein. Manch blutig Treffen wird um nichts gefochten, Weil einen Sieg der junge Feldherr braucht. Ein Vorteil des bewährten Feldherrn ist's, Daß er nicht nötig hat, zu schlagen, um Der Welt zu zeigen, er versteh' zu siegen. Mir konnt' es wenig helfen, meines Glücks Mich über einen Arnheim zu bedienen ; Viel nützte Deutschland meine Mäßigung, Wär' mir's geglückt, das Bündnis zwischen Sachsen Und Schweden, das verderbliche, zu lösen. Questenberg. Es glückte aber nicht, und so begann Aufs neu das blut'ge Kriegesspiel. Hier endlich Rechtfertigte der Fürst den alten Ruhm. Auf Steinaus Feldern streckt das schwedische Heer Die Waffen, ohne Schwertstreich überwunden-- Und hier, mit andern, lieferte des Himmels Gerechtigkeit den alten Aufruhrstifter, Die fluchbeladne Fackel dieses Kriegs, Matthias Thurn, des Rächers Händen aus. --Doch in großmüt'ge Hand war er gefallen: Statt Strafe fand er Lohn, und reich beschenkt Entließ der Fürst den Erzfeind seines Kaisers. Wallenstein. (lacht) Ich weiß, ich weiß--Sie hatten schon in Wien Die Fenster, die Balkons vorausgemietet, Ihn auf dem Armensünderkarrn zu sehn-- Die Schlacht hätt' ich mit Schimpf verlieren mögen, Doch das vergeben mir die Wiener nicht, Daß ich um ein Spektakel sie betrog. Questenberg. Befreit war Schlesien, und alles rief Den Herzog nun ins hartbedrängte Bayern. Er setzt auch wirklich sich in Marsch--gemächlich Durchzieht er Böheim auf dem längsten Wege; Doch eh' er noch den Feind gesehen, wendet Er schleunig um, bezieht sein Winterlager, drückt Des Kaisers Länder mit des Kaisers Heer. Wallenstein. Das Heer war zum Erbarmen, jede Notdurft, jede Bequemlichkeit gebrach--der Winter kam. Was denkt die Majestät von ihren Truppen? Sind wir nicht Menschen? Nicht der Kält' und Nässe, Nicht jeder Notdurft sterblich unterworfen? Fluchwürdig Schicksal des Soldaten! Wo Er hinkommt, flieht man vor ihm--wo er weggeht, Verwünscht man ihn! Er muß sich alles nehmen; Man gibt ihm nichts, und jeglichem gezwungen Zu nehmen, ist er jeglichem ein Greuel. Hier stehen meine Generals. Caraffa! Graf Deodati! Buttler! Sagt es ihm, Wie lang der Sold den Truppen ausgeblieben? Buttler. Ein Jahr schon fehlt die Löhnung. Wallenstein. Und sein Sold Muß dem Soldaten werden, darnach heißt er! Questenberg. Das klingt ganz anders, als der Fürst von Friedland Vor acht, neun Jahren sich vernehmen ließ. Wallenstein. Ja, meine Schuld ist es, weiß wohl, ich selbst Hab mir den Kaiser so verwöhnt. Da! Vor neun Jahren Beim Dänenkriege, stellt' ich eine Macht ihm auf Von vierzigtausend Köpfen oder fünfzig, Die aus dem eignen Säckel keinen Deut Ihm kostete--Durch Sachsen Kreise zog Die Kriegesfurie, bis an die Schären Des Belts den Schrecken seines Namens tragend. Da war noch eine Zeit! Im ganzen Kaiserstaate Kein Nam' geehrt, gefeiert wie der meine, Und Albrecht Wallenstein, so hieß Der dritte Edelstein in seiner Krone! Doch auf dem Regenspurger Fürstentag, Da brach es auf! Da lag es kund und offen, Aus welchem Beutel ich gewirtschaft't hatte. Und was war nun mein Dank dafür, daß ich, Ein treuer Fürstenknecht, der Völker Fluch Auf mich gebürdet--diesen Krieg, der nur Ihn groß gemacht, die Fürsten zahlen lassen? Was? Aufgeopfert wurd ich ihren Klagen, --Abgesetzt wurd ich. Questenberg. Eure Gnaden weiß, Wie sehr auf jenem unglücksvollen Reichstag Die Freiheit ihm gemangelt. Wallenstein. Tod und Teufel! Ich hatte, was ihm Freiheit schaffen konnte. --Nein, Herr! Seitdem es mir so schlecht bekam, Dem Thron zu dienen, auf des Reiches Kosten, Hab ich vom Reich ganz anders denken lernen. Vom Kaiser freilich hab ich diesen Stab, Doch führ' ich jetzt ihn als des Reiches Feldherr, Zur Wohlfahrt aller, zu des Ganzen Heil, Und nicht mehr zur Vergrößerung des einen! --Zur Sache doch. Was ist's, das man von mir begehrt? Questenberg. Fürs erste wollen Seine Majestät, Daß die Armee ohn' Aufschub Böhmen räume. Wallenstein. In dieser Jahreszeit? Und wohin will man, Daß wir uns wenden? Questenberg. Dahin, wo der Feind ist. Denn Seine Majestät will Regenspurg Vor Ostern noch vom Feind gesäubert sehn, Daß länger nicht im Dome lutherisch Gepredigt werde--ketzerischer Greul Des Festes reine Feier nicht besudle. Wallenstein. Kann das geschehen, meine Generals? Illo. Es ist nicht möglich. Buttler. Es kann nicht geschehn. Questenberg. Der Kaiser hat auch schon dem Oberst Suys Befehl geschickt, nach Bayern vorzurücken. Wallenstein. Was tat der Suys? Questenberg. Was er schuldig war. Er rückte vor. Wallenstein. Er rückte vor! Und ich, Sein Chef, gab ihm Befehl, ausdrücklichen, Nicht von dem Platz zu weichen! Steht es so Um mein Kommando? Das ist der Gehorsam, Den man mir schuldig, ohne den kein Kriegsstand Zu denken ist? Sie, meine Generale, Seien Richter! Was verdient der Offizier, Der eidvergessen seine Ordre bricht? Illo. Den Tod! Wallenstein. (da die übrigen bedenklich schweigen, mit erhöhter Stimme). Graf Piccolomini, was hat er Verdient? Max. (nach einer langen Pause) Nach des Gesetzes Wort--den Tod! Isolani. Den Tod! Buttler. Den Tod nach Kriegesrecht! (Questenberg steht auf. Wallenstein folgt, es erheben sich alle.) Wallenstein. Dazu verdammt ihn das Gesetz, nicht ich! Und wenn ich ihn begnadige, geschieht's Aus schuld'ger Achtung gegen meinen Kaiser. Questenberg. Wenn's so steht, hab ich hier nichts mehr zu sagen. Wallenstein. Nur auf Bedingung nahm ich dies Kommando; Und gleich die erste war, daß mir zum Nachteil Kein Menschenkind, auch selbst der Kaiser nicht, Bei der Armee zu sagen haben sollte. Wenn für den Ausgang ich mit meiner Ehre Und meinem Kopf soll haften, muß ich Herr Darüber sein. Was machte diesen Gustav Unwiderstehlich, unbesiegt auf Erden? Dies: daß er König war in seinem Heer! Ein König aber, einer, der es ist, Ward nie besiegt noch als durch seinesgleichen-- Jedoch zur Sach'. Das Beste soll noch kommen. Questenberg. Der Kardinal-Infant wird mit dem Frühjahr Aus Mailand rücken und ein spanisch Heer Durch Deutschland nach den Niederlanden führen. Damit er sicher seinen Weg verfolge, Will der Monarch, daß hier aus der Armee Acht Regimenter ihn zu Pferd begleiten. Wallenstein. Ich merk, ich merk--Acht Regimenter--Wohl! Wohl ausgesonnen, Pater Lamormain! Wär' der Gedank' nicht so verwünscht gescheit, Man wär' versucht, ihn herzlich dumm zu nennen. Achttausend Pferde! Ja! Ja! es ist richtig, Ich seh es kommen. Questenberg. Es ist nichts dahinter zu sehn. Die Klugheit rät's, die Not gebeut's. Wallenstein. Wie, mein Herr Abgesandter? Ich soll's wohl Nicht merken, daß man's müde ist, die Macht, Des Schwertes Griff in meiner Hand zu sehn? Daß man begierig diesen Vorwand hascht, Den span'schen Namen braucht, mein Volk zu mindern, Ins Reich zu führen eine neue Macht, Die mir nicht untergeben sei. Mich so Gerad beiseit' zu werfen, dazu bin ich Euch noch zu mächtig. Mein Vertrag erheischt's, Daß alle Kaiserheere mir gehorchen, So weit die deutsche Sprach' geredet wird. Von span'schen Truppen aber und Infanten, Die durch das Reich als Gäste wandernd ziehn, Steht im Vertrage nichts--Da kommt man denn So in der Stille hinter ihm herum, Macht mich erst schwächer, dann entbehrlich, bis Man kürzeren Prozeß kann mit mir machen. --Wozu die krummen Wege, Herr Minister? Gerad heraus! Den Kaiser drückt das Paktum Mit mir. Er möchte gerne, daß ich ginge. Ich will ihm den Gefallen tun, das war Beschloßne Sache, Herr, noch eh' Sie kamen. (Es entsteht eine Bewegung unter den Generalen, welche immer zunimmt.) Es tut mir leid um meine Obersten, Noch seh ich nicht, wie sie zu ihren vorgeschoßnen Geldern, Zum wohlverdienten Lohne kommen werden. Neu Regiment bringt neue Menschen auf, Und früheres Verdienst veraltet schnell. Es dienen viel Ausländische im Heer, Und war der Mann nur sonsten brav und tüchtig, Ich pflegte eben nicht nach seinem Stammbaum Noch seinem Katechismus viel zu fragen. Das wird auch anders werden künftighin! Nun--mich geht's nichts mehr an. (Er setzt sich.) Max. Da sei Gott für, Daß es bis dahin kommen soll!--Die ganze Armee wird furchtbar gärend sich erheben-- Der Kaiser wird mißbraucht, es kann nicht sein. Isolani. Es kann nicht sein, denn alles ging' zu Trümmern. Wallenstein. Das wird es, treuer Isolan. Zu Trümmern wird alles gehn, was wir bedächtig bauten. Deswegen aber find't sich doch ein Feldherr, Und auch ein Kriegsheer läuft noch wohl dem Kaiser Zusammen, wenn die Trommel wird geschlagen. Max. (geschäftig, leidenschaftlich von einem zum andern gehend und sie besänftigend) Hör mich, mein Feldherr! Hört mich , Obersten! Laß dich beschwören, Fürst! Beschließe nichts, Bis wir zusammen Rat gehalten, dir Vorstellungen getan--Kommt, meine Freunde! Ich hoff, es ist noch alles herzustellen. Terzky. Kommt, kommt! im Vorsaal treffen wir die andern. (Gehen.) Buttler. (zu Questenberg). Wenn guter Rat Gehör bei Ihnen findet, Vermeiden Sie's, in diesen ersten Stunden Sich öffentlich zu zeigen, schwerlich möchte Sie Der goldne Schlüssel vor Mißhandlung schützen. (Laute Bewegungen draußen.) Wallenstein. Der Rat ist gut--Octavio, du wirst Für unsers Gastes Sicherheit mir haften. Gehaben Sie sich wohl, von Questenberg! (Als dieser reden will.) Nichts, nichts von dem verhaßten Gegenstand! Sie taten Ihre Schuldigkeit. Ich weiß Den Mann von seinem Amt zu unterscheiden. (Indem Questenberg mit dem Octavio abgehen will, dringen Götz, Tiefenbach, Colalto herein, denen noch mehrere Kommandeurs folgen.) Götz. Wo ist er, der uns unsern General-- Tiefenbach. (zugleich) Was müssen wir erfahren, du willst uns-- Colalto. (zugleich) Wir wollen mit dir leben, mit dir sterben. Wallenstein. (mit Ansehen, indem er auf Illo zeigt). Hier der Feldmarschall weiß um meinen Willen. (Geht ab.) Dritter Aufzug Ein Zimmer Erster Auftritt Illo und Terzky. Terzky. Nun sagt mir! Wie gedenkt Ihr's diesen Abend Beim Gastmahl mit den Obristen zu machen? Illo. Gebt acht! Wir setzen eine Formel auf, Worin wir uns dem Herzog insgesamt Verschreiben, sein zu sein mit Leib und Leben, Nicht unser letztes Blut für ihn zu sparen; Jedoch der Eidespflichten unbeschadet, Die wir dem Kaiser schuldig sind. Merkt wohl! Die nehmen wir in einer eignen Klausel Ausdrücklich aus und retten das Gewissen. Nun hört! Die also abgefaßte Schrift Wird ihnen vorgelegt vor Tische, keiner Wird daran Anstoß nehmen--Hört nun weiter! Nach Tafel, wenn der trübe Geist des Weins Das Herz nun öffnet und die Augen schließt, Läßt man ein unterschobnes Blatt, worin Die Klausel fehlt, zur Unterschrift herumgehn. Terzky. Wie? Denkt Ihr, daß sie sich durch einen Eid Gebunden glauben werden, den wir ihnen Durch Gaukelkunst betrüglich abgelistet? Illo. Gefangen haben wir sie immer--Laßt sie Dann über Arglist schrein, so viel sie mögen. Am Hofe glaubt man ihrer Unterschrift Doch mehr als ihrem heiligsten Beteuern. Verräter sind sie einmal, müssen's sein, So machen sie aus der Not wohl eine Tugend. Terzky. Nun, mir ist alles lieb, geschieht nur was, Und rücken wir nur einmal von der Stelle. Illo. Und dann--liegt auch so viel nicht dran, wie weit Wir damit langen bei den Generalen, Genug, wenn wir's dem Herrn nur überreden, Sie seien sein--denn handelt er nur erst Mit seinem Ernst, als ob er sie schon hätte, So hat er sie und reißt sie mit sich fort. Terzky. Ich kann mich manchmal gar nicht in ihn finden. Er leiht dem Feind sein Ohr, läßt mich dem Thurn, Dem Arnheim schreiben, gegen den Sesina Geht er mit kühnen Worten frei heraus, Spricht stundenlang mit uns von seinen Planen, Und mein ich nun, ich hab' ihn--weg auf einmal Entschlüpft er, und es scheint, als wär' es ihm Um nichts zu tun, als nur am Platz zu bleiben. Illo. Er seine alten Plane aufgegeben! Ich sag Euch, daß er wachend, schlafend mit Nichts anderm umgeht, daß er Tag für Tag Deswegen die Planeten fragt-- Terzky. Ja, wißt Ihr, Daß er sich in der Nacht, die jetzo kommt, Im astrologischen Turme mit dem Doktor Einschließen wird und mit ihm observieren? Denn es soll eine wicht'ge Nacht sein, hör' ich, Und etwas Großes, Langerwartetes Am Himmel vorgehn. Illo. Wenn's hier unten nur geschieht. Die Generale sind voll Eifer jetzt Und werden sich zu allem bringen lassen, Nur um den Chef nicht zu verlieren. Seht! So haben wir den Anlaß vor der Hand Zu einem engen Bündnis widern Hof. Unschuldig ist der Name zwar, es heißt, Man will ihn beim Kommando bloß erhalten. Doch wißt Ihr, in der Hitze des Verfolgens Verliert man bald den Anfang aus den Augen. Ich denk es schon zu karten, daß der Fürst Sie willig finden--willig glauben soll Zu jedem Wagstück. Die Gelegenheit Soll ihn verführen. Ist der große Schritt Nur erst getan, den sie zu Wien ihm nicht verzeihn, So wird der Notzwang der Begebenheiten Ihn weiter schon und weiter führen. Nur Die Wahl ist's, was ihm schwer wird; drängt die Not, Dann kommt ihm seine Stärke, seine Klarheit. Terzky. Das ist es auch, worauf der Feind nur wartet, Das Heer uns zuzuführen. Illo. Kommt! Wir müssen Das Werk in diesen nächsten Tagen weiter fördern, Als es in Jahren nicht gedieh--Und steht's Nur erst hier unten glücklich, gebet acht, So werden auch die rechten Sterne scheinen! Kommt zu den Obersten. Das Eisen muß Geschmiedet werden, weil es glüht. Terzky. Geht Ihr hin, Illo. Ich muß die Gräfin Terzky hier erwarten. Wißt, daß wir auch nicht müßig sind--wenn ein Strick reißt, ist schon ein andrer in Bereitschaft. Illo. Ja, Eure Hausfrau lächelte so listig. Was habt Ihr? Terzky. Ein Geheimnis! Still! Sie kommt! (Illo geht ab.) Zweiter Auftritt Graf und Gräfin Terzky, die aus einem Kabinett heraustritt, hernach ein Bedienter, darauf Illo. Terzky. Kommt sie? Ich halt ihn länger nicht zurück. Gräfin. Gleich wird sie da sein. Schick ihn nur. Terzky. Zwar weiß ich nicht, ob wir uns Dank damit Beim Herrn verdienen werden. Über diesen Punkt, Du weißt's, hat er sich nie herausgelassen. Du hast mich überredet und muß wissen, Wie weit du gehen kannst. Gräfin. Ich nehm's auf mich. (Für sich.) Es braucht hier keiner Vollmacht--Ohne Worte, Schwager, Verstehn wir uns--Errat ich etwa nicht, Warum die Tochter hergeforder worden, Warum just er gewählt, sie abzuholen? Denn dieses vorgespiegelte Verlöbnis Mit einem Bräutigam, den niemand kennt, Mag andre blenden! Ich durchschaue dich-- Doch dir geziemt es nicht, in solchem Spiel Die Hand zu haben. Nicht doch! Meiner Feinheit Bleibt alles überlassen. Wohl!--Du sollst Dich in der Schwester nicht betrogen haben. Bedienter. (kommt) Die Generale! (Ab.) Terzky. (zur Gräfin) Sorg nur, daß du ihm Den Kopf recht warm machst, was zu denken gibst-- Wenn er zu Tisch kommt, daß er sich nicht lange Bedenke bei der Unterschrift. Gräfin. Sorg du für deine Gäste! Geh und schick ihn. Terzky. Denn alles liegt dran, daß er unterschreibt. Gräfin. Zu deinen Gästen. Geh! Illo. (kommt zurück) Wo bleibt Ihr, Terzky? Das Haus ist voll, und alles wartet Euer. Terzky. Gleich! Gleich! (zur Gräfin.) Und daß er nicht zu lang verweilt-- Es möchte bei dem Alten sonst Verdacht-- Gräfin. Unnöt'ge Sorgfalt! (Terzky und Illo gehen.) Dritter Auftritt Gräfin Terzky. Max Piccolomini. Max. (blickt schüchtern herein). Base Terzky! Darf ich? (Tritt bis in die Mitte des Zimmers, wo er sich unruhig umsieht.) Sie ist nicht da! Wo ist sie? Gräfin. Sehen sie nur recht In jene Ecke, ob sie hinterm Schirm Vielleicht versteckt-- Max. Da liegen ihre Handschuh! (Will hastig darnach greifen, Gräfin nimmt sie zu sich.) Ungüt'ge Tante! Sie verleugnen mir-- Sie haben Ihre Lust dran, mich zu quälen. Gräfin. Der Dank für meine Müh! Max. Oh! fühlten Sie, Wie mir zumute ist!--Seitdem wir hier sind-- So an mich halten, Wort' und Blicke wägen! Das bin ich nicht gewohnt! Gräfin. Sie werden sich An manches noch gewöhnen , schöner Freund! Auf dieser Probe Ihrer Folgsamkeit Muß ich durchaus bestehn, nur unter der Bedingung Kann ich mich überall damit befassen. Max. Wo aber ist sie? Warum kommt sie nicht? Gräfin. Sie müssen's ganz in meine Hände legen. Wer kann es besser auch mit Ihnen meinen ! Kein Mensch darf wissen, auch Ihr Vater nicht, Der gar nicht! Max. Damit hat's nicht Not. Es ist Hier kein Gesicht, an das ich's richten möchte, Was die entzückte Seele mir bewegt. --O Tante Terzky! Ist denn alles hier Verändert, oder bin nur ich's? Ich sehe mich Wie unter fremden Menschen. Keine Spur Von meinen vor'gen Wünschen mehr und Freuden. Wo ist das alles hin? Ich war doch sonst In eben dieser Welt nicht unzufrieden. Wie schal ist alles nun und wie gemein! Die Kameraden sind mir unerträglich, Der Vater selbst, ich weiß ihm nichts zu sagen, Der Dienst, die Waffen sind mir eitler Tand. So müßt' es einem sel'gen Geiste sein, Der aus den Wohnungen der ew'gen Freude Zu seinen Kinderspielen und Geschäften, Zu seinen Neigungen und Brüderschaften, Zur ganzen armen Menschheit wiederkehrte. Gräfin. Doch muß ich bitten, ein'ge Blicke noch Auf diese ganz gemeine Welt zu werfen, Wo eben jetzt viel Wichtiges geschieht. Max. Es geht hier etwas vor um micht, ich seh's An ungewöhnlich treibender Bewegung; Wenn's fertig ist, kommt's wohl auch bis zu mir. Wo denken Sie, daß ich gewesen, Tante? Doch keinen Spott! Mich ängstigte des Lagers Gewühl, die Flut zudringlicher Bekannten, Der fade Scherz, das nichtige Gespräch, Es wurde mir zu eng, ich mußte fort, Stillschweigen suchen diesem vollen Herzen Und eine reine Stelle für mein Glück. Kein Lächeln, Gräfin! In der Kirche war ich. Es ist ein Kloster hier, zu Himmelspforte, Da ging ich hin, da fand ich mich allein. Ob dem Altar hing eine Mutter Gottes, Ein schlecht Gemälde war's, doch war's der Freund, Den ich in diesem Augenblicke suchte. Wie oft hab ich die Herrliche gesehn In ihrem Glanz, die Inbrunst der Verehrer-- Es hat mich nicht gerührt, und jetzt auf einmal Ward mir die Andacht klar, so wie die Liebe. Gräfin. Genießen Sie Ihr Glück. Vergessen Sie Die Welt um sich herum. Es soll die Freundschaft Indessen wachsam für Sie sorgen, handeln. Nur sei'n Sie dann auch lenksam, wenn man Ihnen Den Weg zu Ihrem Glücke zeigen wird. Max. Wo aber bleibt sie denn!--Oh! goldne Zeit Der Reise, wo uns jede neue Sonne Vereinigte, die späte Nacht nur trennte! Da rann kein Sand, und keine Glocke schlug. Es schien die Zeit dem Überselign In ihrem ew'gen Laufe stillzustehen. Oh! der ist aus dem Himmel schon gefallen, Der an der Stunden Wechsel denken muß! Die Uhr schlägt keinem Glücklichen. Gräfin. Wie lang ist es, daß Sie Ihr Herz entdeckten? Max. Heut früh wagt' ich das erste Wort. Gräfin. Wie? Heute erst in diesen zwanzig Tagen? Max. Auf jenem Jagdschloß war es, zwischen hier Und Nepomuk, wo Sie uns eingeholt, Der letzten Station des ganzen Wegs. In einem Erker standen wir, den Blick Stumm in das öde Feld hinaus gerichtet, Und vor uns ritten die Dragoner auf, Die uns der Herzog zum Geleit gesendet. Schwer lag auf mir des Scheidens Bangigkeit, Und zitternd endlich wagt' ich dieses Wort: Dies alles mahnt mich, Fräulein, daß ich heut Von meinem Glücke scheiden muß. Sie werden In wenig Stunden einen Vater finden, Von neuen Freunden sich umgeben sehn, Ich werde nun ein Fremder für Sie sein, Verloren in der Menge--"Sprechen Sie Mit meiner Base Terzky!" fiel sie schnell Mir ein, die Stimme zitterte, ich sah Ein glühend Rot die schönen Wangen färben, Und von der Erde langsam sich erhebend Trifft mich ihr Auge--ich beherrsche mich Nich länger-- (Die Prinzessin erscheint an der Türe und bleibt stehen, von der Gräfin, aber nicht von Piccolomini bemerkt.) --fasse kühn sie in die Arme, Mein Mund berührt den ihrigen--da rauscht' es Im nahen Saal und trennte uns--Sie waren's. Was nun geschehen, wissen Sie. Gräfin. (nach einer Pause mit einem verstohlnen Blick auf Thekla) Und sind Sie so bescheiden oder haben So wenig Neugier, daß Sie mich nicht auch Um mein Geheimnis fragen? Max. Ihr Geheimnis? Gräfin. Nun ja! Wie ich unmittelbar nach Ihnen Ins Zimmer trat, wie ich die Nichte fand, Was sie in diesem ersten Augenblick Der überraschten Herzens-- Max. (lebhaft) Nun? Vierter Auftritt Vorige. Thekla, welche schnell hervortritt. Thekla. Spart Euch die Mühe, Tante! Das hört er besser von mir selbst. Max. (tritt zurück) Mein Fräulein!-- Was ließen Sie mich sagen, Tante Terzky! Thekla. (zur Gräfin) Ist er schon lange hier? Gräfin. Jawohl, und seine Zeit ist bald vorüber. Wo bleibt Ihr auch so lang? Thekla. Die Mutter weinte wieder so. Ich seh sie leiden --Und kann's nicht ändern, daß ich glücklich bin. Max. (in ihren Anblick verloren) Jetzt hab ich wieder Mut , Sie anzusehn. Heut konnt' ich's nicht. Der Glanz der Edelsteine, Der Sie umgab, verbarg mir die Geliebte. Thekla. So sah mich nur Ihr Auge, nicht Ihr Herz. Max. Oh! diesen Morgen, als ich Sie im Kreise Der Ihrigen, in Vaters Armen fand, Mich einen Fremdling sah in diesem Kreise-- Wie drängte mich's in diesem Augenblick, Ihm um den Hals zu fallen, Vater ihn Zu nennen! Doch sein strenges Auge hieß Die heftig wallende Empfindung schweigen, Und jene Diamanten schreckten mich, Die wie ein Kranz von Sternen Sie umgaben. Warum auch mußt' er beim Empfange gleich Den Bann um Sie verbreiten, gleich zum Opfer Den Engel schmücken, auf das heitre Herz Die traur'ge Bürde seines Standes werfen! Wohl darf die Liebe werben um die Liebe, Doch solchem Glanz darf nur ein König nahn. Thekla. Oh! still von dieser Mummerei. Sie sehn, Wie schnell die Bürde abgeworfen ward. (Zur Gräfin.) Er ist nicht heiter. Warum ist er's nicht? Ihr, Tante, habt ihn mir so schwer gemacht! War er doch ein ganz andrer auf der Reise! So ruhig hell! So froh beredt! Ich wünschte, Sie immer so zu sehn und niemals anders. Max. Sie fanden sich, in Ihres Vaters Armen, In einer neuen Welt, die Ihnen huldigt, Wär's auch durch Neuheit nur, Ihr Auge reizt. Thekla. Ja! Vieles reizt mich hier, ich will's nicht leugnen, Mich reizt die bunte, kriegerische Bühne, Die vielfach mir ein liebes Bild erneuert, Mir an das Leben, an die Wahrheit knüpft, Was mir ein schöner Traum nur hat geschienen. Max. Mir machte sie mein wirklich Glück zum Traum. Auf einer Insel in des Äthers Höhn Hab' ich gelebt in diesen letzten Tagen; Sie hat sich auf die Erd' herabgelassen, Und diese Brücke, die zum alten Leben Zurück mich bringt, trennt mich von meinem Himmel. Thekla. Das Spiel des Lebens sieht sich heiter an, Wenn man den sichern Schatz im Herzen trägt, Und froher kehr ich, wenn ich es gemustert, Zu meinem schönern Eigentum zurück-- (Abbrechend, und in einem scherzhaften Ton.) Was hab ich Neues nicht und Unerhörtes In dieser kurzen Gegenwart gesehn! Und doch muß alles dies dem Wunder weichen, Das dieses Schloß geheimnisvoll verwahrt. Gräfin. (nachsinnend) Was wäre das? Ich bin doch auch bekannt In allen dunklen Ecken dieses Hauses. Thekla. (lächelnd) Von Geistern wird der Weg dazu beschützt, Zwei Greife halten Wache an der Pforte. Gräfin. (lacht) Ach so! der astrologische Turm! Wie hat sich Dies Heiligtum, das sonst so streng verwahrt wird, Gleich in den ersten Stunden Euch geöffnet? Thekla. Ein kleiner, alter Mann mit weißen Haaren Und freundlichem Gesicht, der seine Gunst Mir gleich geschenkt, schloß mir die Pforten auf. Max. Das ist des Herzogs Astrolog, der Seni. Thekla. Er fragte mich nach vielen Dingen, wann ich Geboren sei, in welchem Tag und Monat, Ob eine Tages--oder Nachtgeburt-- Gräfin. Weil er das Horoskop Euch stellen wollte. Thekla. Auch meine Hand besah er, schüttelte Das Haupt bedenklich, und es schienen ihm Die Linien nicht eben zu gefallen. Gräfin. Wie fandet Ihr es denn in diesem Saal? Ich hab mich stets nur flüchtig umgesehn. Thekla. Es ward mir wunderbar zumut, als ich Aus vollem Tageslichte schnell hineintrat, Denn eine düstre Nacht umgab mich plötzlich, Von seltsamer Beleuchtung schwach erhellt. In einem Halbkreis standen um mich her Sechs oder sieben große Königsbilder, Den Zepter in der Hand, und auf dem Haupt Trug jedes einen Stern, und alles Licht Im Turm schien von den Sternen nur zu kommen. Das wären die Planeten, sagte mir Mein Führer, sie regierten das Geschick, Drum seien sie als Könige gebildet. Der äußerste, ein grämlich finstrer Greis Mit dem trübgelben Stern, sei der Saturnus; Der mit dem roten Schein, grad von ihm über, In kriegerischer Rüstung, sei der Mars, Und beide bringen wenig Glück den Menschen. Doch eine schöne Frau stand ihm zur Seite, Sanft schimmerte der Stern auf ihrem Haupt, Das sei die Venus, das Gestirn der Freude. Zur linken Hand erschien Merkur geflügelt, Ganz in der Mitte glänzte silberhell Ein heitrer Mann, mit einer Königsstirn, Das sei der Jupiter, des Vaters Stern, Und Mond und Sonne standen ihm zur Seite. Max. Oh! nimmer will ich seinen Glauben schelten An der Gestirne, an der Geister Macht. Nicht bloß der Stolz des Menschen füllt den Raum Mit Geistern, mit geheimnisvollen Kräften, Auch für ein liebend Herz ist die gemeine Natur zu eng, und tiefere Bedeutung Liegt in dem Märchen meiner Kinderjahre Als in der Wahrheit, die das Leben lehrt. Die heitre Welt der Wunder ist's allein, Die dem entzückten Herzen Antwort gibt, Die ihre ew'gen Räume mir eröffnet, Mir tausend Zweige reich entgegenstreckt, Worauf der trunkne Geist sich selig wiegt. Die Fabel ist der Liebe Heimatwelt, Gern wohnt sie unter Feen, Talismanen, Glaubt gern an Götter, weil sie göttlich ist. Die alten Fabelwesen sind nicht mehr, Das reizende Geschlecht ist ausgewandert; Doch eine Sprache braucht das Herz, es bringt Der alte Trieb die alten Namen wieder, Und an dem Sternenhimmel gehn sie jetzt, Die sonst im Leben freundlich mitgewandelt. Dort winken sie dem Liebenden herab, Und jedes Große bringt uns Jupiter Noch diesen Tag, und Venus jedes Schöne. Thekla. Wenn das die Sternenkunst ist, will ich froh Zu diesem heitern Glauben mich bekennen. Es ist ein holder, freundlicher Gedanke, Daß über uns, in unermeßnen Höhn, Der Liebe Kranz aus funkelnden Gestirnen, Da wir erst wurden, schon geflochten ward. Gräfin. Nicht Rosen bloß, auch Dornen hat der Himmel, Wohl dir! wenn sie den Kranz dir nicht verletzen. Was Venus band, die Bringerin des Glücks, Kann Mars, der Stern des Unglücks, schnell zerreißen. Max. Bald wird sein düstres Reich zu Ende sein! Gesegnet sei des Fürsten ernster Eifer, Er wird den Ölzweig in den Lorbeer flechten Und der erfreuten Welt den Frieden schenken. Dann hat sein großes Herz nichts mehr zu wünschen, Er hat genug für seinen Ruhm getan, Kann jetzt sich selber leben und den Seinen. Auf seine Güter wird er sich zurückziehn, Er hat zu Gitschin einen schönen Sitz, Auch Reichenberg, Schloß Friedland liegen heiter-- Bis an den Fuß der Riesenberge hin Streckt sich das Jagdgehege seiner Wälder. Dem großen Trieb, dem prächtig schaffenden, Kann er dann ungebunden frei willfahren. Da kann er fürstlich jede Kunst ermuntern Und alles würdig Herrliche beschützen-- Kann bauen, pflanzen, nach den Sternen sehn-- Ja, wenn die kühne Kraft nicht ruhen kann, So mag er kämpfen mit dem Element, Den Fluß ableiten und den Felsen sprengen Und dem Gewerb die leichte Straße bahnen. Aus unsern Kriegsgeschichten werden dann Erzählungen in langen Winternächten-- Gräfin. Ich will denn doch geraten haben, Vetter, Den Degen nicht zu frühe wegzulegen. Denn eine Braut wie die ist es wohl wert, Daß mit dem Schwert um sie geworben werde. Max. Oh! wäre sie mit Waffen zu gewinnen! Gräfin. Was war das? Hört ihr nichts?--Mir war's, als hört' ich Im Tafelzimmer heft'gen Streit und Lärmen. (Sie geht hinaus.) Fünfter Auftritt Thekla und Max Piccolomini. Thekla. (sobald die Gräfin sich entfernt hat, schnell und heimlich zu Piccolomini) Trau ihnen nicht. Sie meinen's falsch. Max. Sie könnten-- Thekla. Trau niemand hier als mir. Ich sah es gleich, Sie haben einen Zweck. Max. Zweck! Aber welchen? Was hätten sie davon, uns Hoffnungen-- Thekla. Das weiß ich nicht. Doch glaub mir, es ist nicht Ihr Ernst, uns zu beglücken, zu verbinden. Max. Wozu auch diese Terzkys? Haben wir Nicht deine Mutter? Ja, die Gütige Verdient's, daß wir uns kindlich ihr vertrauen. Thekla. Sie liebt dich, schätzt dich hoch vor allen andern, Doch nimmer hätte sie den Mut, ein solch Geheimnis vor dem Vater zu bewahren. Um ihrer Ruhe willen muß es ihr Verschwiegen bleiben. Max. Warum überall Auch das Geheimnis? Weißt du, was ich tun will? Ich werfe mich zu deines Vaters Füßen, Er soll mein Glück entscheiden, er ist wahrhaft, Ist unverstellt und haßt die krummen Wege, Er ist so gut, so edel-- Thekla. Das bist du! Max. Du kennst ihn erst seit heut. Ich aber lebe Schon zehen Jahre unter seinen Augen. Ist's denn das erste Mal, daß er das Seltne, Das Ungehoffte tut? Es sieht ihm gleich, Zu überraschen wie ein Gott, er muß Entzücken stets und in Erstaunen setzen. Wer weiß, ob er in diesem Augenblick Nicht mein Geständnis, deines bloß erwartet, Uns zu vereinigen--Du schweigst? Du siehst Mich zweifelnd an? Was hast du gegen deinen Vater? Thekla. Ich? Nichts--Nur zu beschäftigt find ich ihn, Als daß er Zeit und Muße könnte haben, An unser Glück zu denken. (Ihn zärtlich bei der Hand fassend.) Folge mir! Laß nicht zu viel uns an die Menschen glauben. Wir wollen diesen Terzkys dankbar sein Für jede Gunst, doch ihnen auch nicht mehr Vertrauen, als sie würdig sind, und uns Im übrigen--auf unser Herz verlassen. Max. Oh! werden wir auch jemals glücklich werden! Thekla. Sind wir's denn nicht? Bist du nicht mein? Bin ich Nicht dein?--In meiner Seele lebt Ein hoher Mut, die Liebe gibt ihn mir-- Ich sollte minder offen sein, mein Herz Dir mehr verbergen, also will's die Sitte. Wo aber wäre Wahrheit hier für dich, Wenn du sie nicht auf meinem Munde findest? Wir haben uns gefunden, halten uns Umschlungen, fest und ewig. Glaube mir! Das ist um vieles mehr, als sie gewollt. Drum laß es uns wie einen heil'gen Raub In unsers Herzens Innerstem bewahren. Aus Himmels Höhen fiel es uns herab, Und nur dem Himmel wollen wir's verdanken. Es kann ein Wunder für uns tun. Sechster Auftritt Gräfin Terzky zu den Vorigen. Gräfin. (pressiert) Mein Mann schickt her. Es sei die höchste Zeit. Er soll zur Tafel-- (Da jene nicht darauf achten, tritt sie zwischen sie.) Trennt euch! Thekla. Oh! nicht doch! Es ist ja kaum ein Augenblick. Gräfin. Die Zeit vergeht Euch schnell, Prinzessin Nichte. Max. Es eilt nicht, Base. Gräfin. Fort! Fort! Man vermißt Sie. Der Vater hat sich zweimal schon erkundigt. Thekla. Ei nun! der Vater! Gräfin. Das versteht Ihr, Nichte. Thekla. Was soll er überall bei der Gesellschaft? Es ist sein Umgang nicht, es mögen würd'ge, Verdiente Männer sein, er aber ist Für sie zu jung, taugt nicht in die Gesellschaft. Gräfin. Ihr möchtet ihn wohl lieber ganz behalten? Thekla. (lebhaft). Ihr habt's getroffen. Das ist meine Meinung. Ja, laßt ihn ganz hier, laßt den Herren sagen-- Gräfin. Habt Ihr den Kopf verloren, Nichte?--Graf! Sie wissen die Bedingungen. Max. Ich muß gehorchen, Fräulein. Leben Sie wohl. (Da Thekla sich schnell von ihm wendet.) Was sagen Sie? Thekla. (ohne ihn anzusehen) Nichts. Gehen Sie. Max. Kann ich's, Wenn Sie mir zürnen-- (Er nähert sich ihr, ihre Augen begegnen sich, sie steht einen Augenblick schweigend, dann wirft sie sich ihm an die Brust, er drückt sie fest an sich.) Gräfin. Weg! Wenn jemand käme! Ich höre Lärmen--Fremde Stimmen nahen. (Max reißt sich aus ihren Armen und geht, die Gräfin begleitet ihn. Thekla folgt ihm anfangs mit den Augen, geht unruhig durch das Zimmer und bleibt dann in Gedanken versenkt stehen. Eine Gitarre liegt auf dem Tisch, sie ergreift sie, und nachdem sie eine Weile schwermütig präludiert hat, fällt sie in den Gesang.) Siebenter Auftritt Thekla. (spielt und singt) Der Eichwald brauset, die Wolken ziehn, Das Mägdlein wandelt an Ufers Grün, Es bricht sich die Welt mit Macht, mit Macht, Und sie singt hinaus in die finstre Nacht. Das Auge von Weinen getrübet. Das Herz ist gestorben, die Welt ist leer, Und weiter gibt sie dem Wunsche nichts mehr. Du Heilige, rufe dein Kind zurück, Ich habe genossen das irdische Glück, Ich habe gelebt und geliebet. Achter Auftritt Gräfin kommt zurück. Thekla. Gräfin. Was war das, Fräulein Nichte? Fy! Ihr werft Euch Ihm an den Kopf. Ihr solltet Euch doch, dächt' ich, Mit Eurer Person ein wenig teurer machen. Thekla. (indem sie aufsteht) Was meint Ihr, Tante? Gräfin. Ihr sollt nicht vergessen, Wer Ihr seid, und wer er ist. Ja, das ist Euch Noch gar nicht eingefallen, glaub ich. Thekla. Was denn? Gräfin. Daß Ihr des Fürsten Friedland Tochter seid. Thekla. Nun? und was mehr? Gräfin. Was? Eine schöne Frage! Thekla. Was wir geworden sind, ist er geboren. Er ist von alt lombardischem Geschlecht, Ist einer Fürstin Sohn! Gräfin. Sprecht Ihr im Traum? Fürwahr! Man wird ihn höflich noch drum bitten, Die reichste Erbin in Europa zu beglücken Mit seiner Hand. Thekla. Das wird nicht nötig sein. Gräfin. Ja, man wird wohl tun, sich nicht auszusetzen. Thekla. Sein Vater liebt ihn, Graf Octavio Wird nichts dagegen haben-- Gräfin. Sein Vater! Seiner! Und der Eure, Nichte? Thekla. Nun ja! Ich denk, Ihr fürchtet seinen Vater, Weil Ihr's vor dem, vor seinem Vater, mein ich, So sehr verheimlicht. Gräfin. (sieht sie forschend an) Nichte, Ihr seid falsch. Thekla. Seid Ihr empfindlich, Tante? Oh! seid gut! Gräfin. Ihr haltet Euer Spiel schon für gewonnen-- Jauchzt nicht zu frühe! Thekla. Seid nur gut! Gräfin. Es ist noch nicht so weit. Thekla. Ich glaub es wohl. Gräfin. Denkt Ihr, er habe sein bedeutend Leben In kriegerischer Arbeit aufgewendet, Jedwedem stillen Erdenglück entsagt, Den Schlaf von seinem Lager weggebannt, Sein edles Haupt der Sorge hingegeben, Nur um ein glücklich Paar aus euch zu machen? Um dich zuletzt aus deinem Stift zu ziehn, Den Mann dir im Triumphe zuzuführen, Der deinen Augen wohlgefällt?--Das hätt' er Wohlfeiler habe können! Diese Saat Ward nicht gepflanzt, daß du mit kind'scher Hand Die Blume brächest und zu leichten Zier An deinen Busen stecktest! Thekla. Was er mir nicht gepflanzt, das könnte doch Freiwillig mir die schönen Früchte tragen. Und wenn mein gütig freundliches Geschick Aus seinem furchtbar ungeheuren Dasein Des Lebens Freude mir bereiten will-- Gräfin. Du siehst's wie ein verliebtes Mädchen an. Blick um dich her. Besinn dich, wo du bist-- Nicht in ein Freudenhaus bist du getreten, Zu keiner Hochzeit findest du die Wände Geschmückt, der Gäste Haupt bekränzt. Hier ist Kein Glanz als der von Waffen. Oder denkst du, Man führte diese Tausende zusammen, Beim Brautfest dir den Reihen aufzuführen? Du siehst des Vaters Stirn gedankenvoll, Der Mutter Aug' in Tränen, auf der Waage liegt Das große Schicksal unsers Hauses! Laß jetzt des Mädchens kindische Gefühle, Die kleinen Wünsche hinter dir! Beweise, Daß du des Außerordentlichen Tochter bist! Das Weib soll sich nicht selber angehören, An fremdes Schicksal ist sie fest gebunden; Die aber ist die Beste, die sich Fremdes Aneignen kann mit Wahl, an ihrem Herzen Es trägt und pflegt mit Innigkeit und Liebe. Thekla. So wurde mir's im Kloster vorgesagt. Ich hatte keine Wünsche, kannte mich Als seine Tochter nur, des Mächtigen, Und seines Lebens Schall, der auch zu mir drang, Gab mir kein anderes Gefühl als dies: Ich sei bestimmt, mich leidend ihm zu opfern. Gräfin. Das ist dein Schicksal. Füge dich ihm willig. Ich und die Mutter geben dir das Beispiel. Thekla. Das Schicksal hat mir den gezeigt, dem ich Mich opfern soll; ich will ihm freudig folgen. Gräfin. Dein Herz, mein liebes Kind, und nicht das Schicksal. Thekla. Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme. Ich bin die Seine. Sein Geschenk allein Ist dieses neue Leben, das ich lebe. Er hat ein Recht an sein Geschöpf. Was war ich, Eh' seine schöne Liebe mich beseelte? Ich will auch von mir selbst nicht kleiner denken Als der Geliebte. Der kann nicht gering sein, Der das Unschätzbare besitzt. Ich fühle Die Kraft mit meinem Glücke mir verliehn. Ernst liegt das Leben vor der ernsten Seele. Daß ich mir selbst gehöre, weiß ich nun. Den festen Willen hab ich kennen lernen, Den unbezwinglichen, in meiner Brust, Und an das Höchste kann ich alles setzen. Gräfin. Du wolltest dich dem Vater widersetzen, Wenn er es anders nun mit dir beschlossen? --Ihm denkst du's abzuzwingen? Wisse, Kind! Sein Nam' ist Friedland. Thekla. Auch der meinige. Er soll in mir die echte Tochter finden. Gräfin. Wie? Sein Monarch, sein Kaiser zwingt ihn nicht, Und du, sein Mädchen, wolltest mit ihm kämpfen? Thekla. Was niemand wagt, kann seine Tochter wagen. Gräfin. Nun wahrlich! Darauf ist er nicht bereitet. Er hätte jedes Hindernis besiegt, Und in dem eignen Willen seiner Tochter Sollt' ihm der neue Streit entstehn? Kind! Kind! Noch hast du nur das Lächeln deines Vaters, Hast seines Zornes Auge nicht gesehen. Wird sich die Stimme deines Widerspruchs, Die zitternde, in seine Nähe wagen? Wohl magst du dir, wenn du allein bist, große Dinge Vorsetzen, schöne Rednerblumen flechten, Mit Löwenmut den Taubensinn bewaffnen. Jedoch versuch's! Tritt vor sein Auge hin, Das fest auf dich gespannt ist, und sag nein! Vergehen wirst du vor ihm, wie das zarte Blatt Der Blume vor dem Feuerblick der Sonne. --Ich will dich nicht erschrecken, liebes Kind! Zum Äußersten soll's ja nicht kommen, hoff ich-- Auch weiß ich seinen Willen nicht. Kann sein, Daß seine Zwecke deinem Wunsch begegnen. Doch das kann nimmermehr sein Wille sein, Daß du, die stolze Tochter seines Glücks, Wie ein verliebtes Mädchen dich gebärdest, Wegwerfest an den Mann, der , wenn ihm je Der hohe Lohn bestimmt ist, mit dem höchsten Opfer, Das Liebe bringt, dafür bezahlen soll! (Sie geht ab.) Neunter Auftritt Thekla. (allein) Dank dir für deinen Wink! Er macht Mir meine böse Ahnung zur Gewißheit. So ist's denn wahr? Wir haben keinen Freund Und keine treue Seele hier--wir haben Nichts als uns selbst. Uns drohen harte Kämpfe. Du, Liebe, gib uns Kraft, du göttliche! Oh! sie sagt wahr! Nicht frohe Zeichen sind's, Die diesem Bündnis unsrer Herzen leuchten. Das ist kein Schauplatz, wo die Hoffnung wohnt. Nur dumpfes Kriegsgetöse rasselt hier, Und selbst die Liebe, wie in Stahl gerüstet, Zum Todeskampf gegürtet, tritt sie auf. Es geht ein finstrer Geist durch unser Haus, Und schleunig will das Schicksal mit uns enden. Aus stiller Freistatt treibt es mich heraus, Ein holder Zauber muß die Seele blenden. Es lockt mich durch die himmlische Gestalt, Ich seh sie nah und seh sie näher schweben, Es zieht mich fort mit göttlicher Gewalt, Dem Abgrund zu, ich kann nicht widerstreben. (Man hört von ferne die Tafelmusik.) Oh! wenn ein Haus im Feuer soll vergehn, Dann treibt der Himmel sein Gewölk zusammen, Es schießt der Blitz herab aus heitern Höhn, Aus unterird'schen Schlünden fahren Flammen, Blindwütend schleudert selbst der Gott der Freude Den Pechkranz in das brennende Gebäude! (Sie geht ab.) Vierter Aufzug Szene: Ein großer, festlich erleuchteter Saal, in der Mitte desselben und nach der Tiefe des Theaters eine reich ausgeschmückte Tafel, an welcher acht Generale, worunter Octavio Piccolomini, Terzky und Maradas, sitzen. Rechts und links davon, mehr nach hinten zu, noch zwei andere Tafeln, welche jede mit sechs Gästen besetzt sind. Vorwärts steht der Kredenztisch, die ganze vordere Bühne bleibt für die aufwartenden Pagen und Bedienten frei. Alles ist in Bewegung, Spielleute von Terzkys Regiment ziehen über den Schauplatz um die Tafel herum. Noch ehe sie sich ganz entfernt haben, erscheint Max Piccolomini; ihm kommt Terzky mit einer Schrift, Isolani mit einem Pokal entgegen. Erster Auftritt Terzky. Isolani. Max Piccolomini. Isolani. Herr Bruder, was wir lieben! Nun, wo steckt Er? Geschwind an Seinen Platz! Der Terzky hat Der Mutter Ehrenweine preisgegeben, Es geht hier zu, wie auf dem Heidelberger Schloß. Das Beste hat Er schon versäumt. Sie teilen Dort an der Tafel Fürstenhüte aus, Des Eggenberg, Slawata, Lichtenstein, Des Sternbergs Güter werden ausgeboten Samt allen großen böhm'schen Lehen; wenn Er hurtig macht, fällt auch für Ihn was ab. Marsch! Setz' Er sich! Colalto und Götz. (rufen an der zweiten Tafel) Graf Piccolomini! Terzky. Ihr sollt ihn haben! Gleich!--Lies diese Eidesformel, Ob dir's gefällt, so wie wir's aufgesetzt. Es haben's alle nach der Reih' gelesen, Und jeder wird den Namen drunter setzen. Max. (liest) "Ingratis servire nefas." Isolani. Das klingt wie ein latein'scher Spruch--Herr Bruder, Wie heißt's auf deutsch? Terzky. Dem Undankbaren dient kein rechter Mann! Max. "Nachdem unser hochgebietender Feldherr, der Durchlauchtige Fürst von Friedland, wegen vielfältig empfangener Kränkungen, des Kaisers Dienst zu Verlassen gemeint gewesen, auf unser einstimmiges Bitten aber sich bewegen lassen, noch länger bei der Armee zu verbleiben, und ohne unser Genehmhalten sich Nicht von uns zu trennen; als verpflichten wir uns wieder ingesamt, und jeder für sich insbesondere, anstatt eines körperlichen Eides--auch bei ihm ehrlich und getreu zu halten, uns auf keinerlei Weise von ihm zu trennen, und für denselben alles das Unsrige, bis auf den letzten Blutstropfen, aufzusetzen, so weit nämlich unser dem Kaiser geleisteter Eid es erlauben wird. (Die letzten Worte werden von Isolani nachgesprochen.) Wie wir denn auch, wenn einer oder der andre, von uns, diesem Verbündnis zuwider, sich von der gemeinen Sache Absondern sollte, denselben als einen bundesflüchtigen Verräter erklären, und an seinem Hab und Gut, Leib und Leben Rache dafür zu nehmen verbunden sein wollen. Solches bezeugen wir mit Unterschrift unsers Namens." Terzky. Bist du gewillt, dies Blatt zu unterschreiben? Isolani. Was sollt' er nicht! Jedweder Offizier Von Ehre kann das--muß das--Dint' und Feder! Terzky. Laß gut sein, bis nach der Tafel. Isolani. (Max fortziehend) Komm' Er, komm' Er! (Beide gehen an die Tafel.) Zweiter Auftritt Terzky. Neumann. Terzky. (winkt dem Neumann , der am Kredenztisch gewartet, und tritt mit ihm vorwärts) Bringst du die Abschrift, Neumann? Gib! Sie ist Doch so verfaßt, daß man sie leicht verwechselt? Neumann. Ich hab sie Zeil' um Zeile nachgemalt, Nichts als die Stelle von dem Eid blieb weg, Wie deine Exzellenz es mir geheißen. Terzky. Gut! Leg sie dorthin, und mit dieser gleich Ins Feuer! Was sie soll, hat sie geleistet. (Neumann legt die Kopie auf den Tisch und tritt wieder zum Schenktisch.) Dritter Auftritt Illo kommt aus dem zweiten Zimmer. Terzky. Illo. Wie ist es mit dem Piccolomini? Terzky. Ich denke, gut. Er hat nichts eingewendet. Illo. Er ist der einz'ge, dem ich nicht recht traue, Er und der Vater--Habt ein Aug' auf beide! Terzky. Wie sieht's an Eurer Tafel aus? Ich hoffe, Ihr haltet Eure Gäste warm? Illo. Sie sind Ganz kordial. Ich denk, wir haben sie. Und wie ich's Euch vorausgesagt--Schon ist Die Red' nicht mehr davon, den Herzog bloß Bei Ehren zu erhalten. Da man einmal Beisammen sei, meint Montecuculi, So müsse man in seinem eignen Wien Dem Kaiser die Bedingung machen. Glaubt mir, Wär's nicht um diese Piccolomini, Wir hätten den Betrug uns können sparen. Terzky. Was will der Buttler? Still! Vierter Auftritt Buttler zu den Vorigen. Buttler. (von der zweiten Tafel kommend) Laßt Euch nicht stören. Ich hab Euch wohl verstanden, Feldmarschall. Glück zum Geschäfte--und was mich betrifft, (geheimnisvoll) So könnt Ihr auf mich rechnen. Illo. (lebhaft) Können wir's? Buttler. Mit oder ohne Klausel! gilt mir gleich! Versteht Ihr mich? Der Fürst kann meine Treu' Auf jede Probe setzen, sagt ihm das. Ich bin des Kaisers Offizier, solang ihm Beliebt, des Kaisers General zu bleiben, Und bin des Friedlands Knecht, sobald es ihm Gefallen wird, sein eigner Herr zu sein. Terzky. Ihr treffet einen guten Tausch. Kein Karger, Kein Ferdinand ist's, dem Ihr Euch verpflichtet. Buttler. (ernst) Ich biete meine Treu' nicht feil, Graf Terzky, Und wollt' Euch nicht geraten haben, mir Vor einem halben Jahr noch abzudingen, Wozu ich jetzt freiwillig mich erbiete. Ja, mich samt meinem Regiment bring ich Dem Herzog, und nicht ohne Folgen soll Das Beispiel bleiben, denk ich, das ich gebe. Illo. Wem ist es nicht bekannt, daß Oberst Buttler Dem ganzen Heer voran als Muster leuchtet! Buttler. Meint Ihr, Feldmarschall? Nun, so reut mich nicht Die Treue, vierzig Jahre lang bewahrt, Wenn mir der wohlgesparte gute Name So volle Rache kauft im sechzigsten!-- Stoßt euch an meine Rede nicht, ihr Herrn. Euch mag es gleichviel sein,wie ihr mich habt, Und werdet, hoff ich, selber nicht erwarten, Daß euer Spiel mein grades Urteil krümmt-- Daß Wankelsinn und schnell bewegtes Blut Noch leichte Ursach' sonst den alten Mann Vom langgewohnten Ehrenpfade treibt. Kommt! Ich bin darum minder nicht entschlossen, Weil ich es deutlich weiß, wovon ich scheide. Illo. Sagt's rund heraus, wofür wir Euch zu halten-- Buttler. Für einen Freund! Nehmt meine Hand darauf, Mit allem, was ich hab, bin ich der Eure. Nicht Männer bloß, auch Geld bedarf der Fürst. Ich hab in seinem Dienst mir was erworben, Ich leih es ihm, und überlebt er mich, Ist's ihm vermacht schon längst, er ist mein Erbe. Ich steh allein da in der Welt und kenne Nicht das Gefühl, das an ein teures Weib Den Mann und an geliebte Kinder bindet; Mein Name stirbt mit mir, mein Dasein endet. Illo. Nicht Eures Gelds bedarf's--ein Herz, wie Euers, Wiegt Tonnen Goldes auf und Millionen. Buttler. Ich kam, ein schlechter Reitersbursch, aus Irland Nach Prag mit einem Herrn, den ich begrub. Vom niedern Dienst im Stalle stieg ich auf, Durch Kriegsgeschick, zu dieser Würd' und Höhe, Das Spielzeug eines grillenhaften Glücks. Auch Wallenstein ist der Fortuna Kind, Ich liebe einen Weg, der meinem gleicht. Illo. Verwandte sind sich alle starken Seelen. Buttler. Es ist ein großer Augenblick der Zeit, Dem Tapfern, dem Entschloßnen ist sie günstig. Wie Scheidemünze geht von Hand zu Hand, Tauscht Stadt und Schloß den eilenden Besitzer. Uralter Häuser Enkel wandern aus, Ganz neue Wappen kommen auf und Namen; Auf deutscher Erde unwillkommen wagt's Ein nördlich Volk sich bleibend einzubürgern. Der Prinz von Weimar rüstet sich mit Kraft, Am Main ein mächtig Fürstentum zu gründen; Dem Mansfeld fehlte nur, dem Halberstädter Ein längres Leben, mit dem Ritterschwert Landeigentum sich tapfer zu erfechten. Wer unter diesen reicht an unsern Friedland? Nichts ist so hoch, wornach der Starke nicht Befugnis hat die Leiter anzusetzen. Terzky. Das ist gesprochen wie ein Mann! Buttler. Versichert euch der Spanier und Welschen, Den Schotten Leßly will ich auf mich nehmen. Kommt zur Gesellschaft! Kommt! Terzky. Wo ist der Kellermeister? Laß aufgehn, was du hast! die besten Weine! Heut gilt es. Unsre Sachen stehe gut. (Gehen, jeder an seine Tafel.) Fünfter Auftritt Kellermeister mit Neumann vorwärts kommend. Bediente gehen ab und zu. Kellermeister. Der edle Wein! Wenn meine alte Herrschaft, Die Frau Mama, das wilde Leben säh', In ihrem Grabe kehrte sie sich um!-- Ja! Ja! Herr Offizier! Es geht zurück Mit diesem edeln Haus--Kein Maß noch Ziel! Und die durchlauchtige Verschwägerung Mit diesem Herzog bringt uns wenig Segen. Neumann. Behüte Gott! Jetzt wird der Flor erst angehn. Kellermeister. Meint Er? Es ließ' sich vieles davon sagen. Bedienter. (kommt.) Burgunder für den vierten Tisch! Kellermeister. Das ist Die siebenzigste Flasche nun, Herr Leutnant. Bedienter. Das macht, der deutsche Herr, der Tiefenbach, Sitzt dran. (Geht ab.) Kellermeister. (zu Neumann fortfahrend) Sie wollen gar zu hoch hinaus. Kurfürsten Und Königen wollen sie's im Prunke gleichtun, Und wo der Fürst sich hingetraut, da will der Graf, Mein gnäd'ger Herre, nicht dahintenbleiben. (Zu den Bedienten.) Was steht ihr horchen? Will euch Beine machen. Seht nach den Tischen, nach den Flaschen! Da! Graf Palffy hat ein leeres Glas vor sich! Zweiter Bedienter. (kommt) Den großen Kelch verlandt man, Kellermeister, Den reichen, güldnen, mit dem böhm'schen Wappen, Ihr wißt schon welchen, hat der Herr gesagt. Kellermeister. Der auf des Friedrichs seine Königskrönung Vom Meister Wilhelm ist verfertigt worden, Das schöne Prachtstück aus der Prager Beute? Zweiter Bedienter. Ja, den! Den Umtrunk wollen sie mit halten. Kellermeister. (mit Kopfschütteln, indem er den Pokal hervorholt und ausspült) Das gibt nach Wien was zu berichten wieder! Neumann. Zeigt! Das ist eine Pracht von einem Becher! Von Golde schwer und in erhabner Arbeit Sind kluge Dinge zierlich drauf gebildet. Gleich auf dem ersten Schildlein, laßt mal sehn! Die stolze Amazone da zu Pferd, Die übern Krummstab setzt und Bischofsmützen, Auf einer Stange trägt sie einen Hut, Nebst einer Fahn', worauf ein Kelch zu sehn. Könnt Ihr mir sagen, was das all bedeutet? Kellermeister. Die Weibsperson, die ihr da seht zu Roß, Das ist die Wahlfreiheit der böhm'schen Kron'. Das wird bedeutet durch den runden Hut Und durch das wilde Roß, auf dem sie reitet. Des Menschen Zierat ist der Hut, denn wer Den Hut nicht sitzen lassen darf vor Kaisern Und Königen, der ist kein Mann der Freiheit. Neumann. Was aber soll der Kelch da auf der Fahn'? Kellermeister. Der Kelch bezeugt die böhm'sche Kirchenfreiheit, Wie sie gewesen zu der Väter Zeit. Die Väter im Hussitenkrieg erstritten Sich dieses schöne Vorrecht übern Papst, Der keinem Laien gönnen will den Kelch. Nichts geht dem Utraquisten übern Kelch, Es ist sein köstlich Kleinod, hat dem Böhmen Sein teures Blut in mancher Schlacht gekostet. Neumann. Was sagt die Rolle, die da drüber schwebt? Kellermeister. Den böhm'schen Majestätsbrief zeigt sie an, Den wir dem Kaiser Rudolf abgezwungen, Ein köstlich unschätzbares Pergament, Das frei Geläut' und offenen Gesang Dem neuen Glauben sichert wie dem alten. Doch seit der Grätzer über uns regiert, Hat das ein End', und nach der Prager Schlacht, Wo Pfalzgraf Friedrich Kron' und Reich verloren, Ist unser Glaub' um Kanzel und Altar, Und unsre Brüder sehen mit dem Rücken Die Heimat an, den Majestätsbrief aber Zerschnitt der Kaiser selbst mit seiner Schere. Neumann. Das alles wißt Ihr! Wohl bewandert seid Ihr In Eures Landes Chronik, Kellermeister. Kellermeister. Drum waren meine Ahnherrn Taboriten Und dienten unter dem Prokop und Ziska. Fried' sei mit ihrem Staube! Kämpften sie Für eine gute Sache doch--Tragt fort ! Neumann. Erst laßt mich noch das zweite Schildlein sehn. Sieh doch, das ist, wie auf dem Prager Schloß Des Kaisers Räte Martinitz, Slawata Kopf unter sich herabgestürzet werden. Ganz recht! Da steht Graf Thurn, der es befiehlt. (Bedienter geht mit dem Kelch.) Kellermeister. Schweigt mir von diesem Tag, es war der drei- Undzwanzigste des Mais, da man eintausen- Sechshundert schrieb und achtzehn. Ist mir's doch, Als wär' es heut, und mit dem Unglückstag Fing's an, das große Herzeleid des Landes. Seit diesem Tag, es sind jetzt sechzehn Jahr, Ist nimmer Fried' gewesen auf der Erden-- (An der zweiten Tafel wird gerufen:) Der Fürst von Weimar! (An der dritten und vierten Tafel:) Herzog Bernhard lebe! (Musik fällt ein.) Erster Bedienter. Hört den Tumult! Zweiter Bedienter. (kommt gelaufen) Habt ihr gehört? Sie lassen den Weimar leben! Dritter Bedienter. Östreichs Feind! Erster Bedienter. Den Lutheraner! Zweiter Bedienter. Vorhin, da bracht' der Deodat des Kaisers Gesundheit aus, da blieb's ganz mäuschenstille. Kellermeister. Beim Trunk geht vieles drein. Ein ordentlicher Bedienter muß kein Ohr für so was haben. Dritter Bedienter. (beiseite zum vierten) Paß ja wohl auf, Johann, daß wir dem Pater Quiroga recht viel zu erzählen haben; Er will dafür uns auch viel Ablaß geben. Vierter Bedienter. Ich mach mir an des Illo seinem Stuhl Deswegen auch zu tun, soviel ich kann, Der führt dir gar verwundersame Reden. (Gehen zu den Tafeln.) Kellermeister. (zu Neumann) Wer mag der schwarze Herr sein mit dem Kreuz, Der mit Graf Palffy so vertraulich schwatzt? Neumann. Das ist auch einer, dem sie zu viel trauen, Maradas nennt er sich, ein Spanier. Kellermeister. 's ist nichts mit den Hispaniern, sag ich Euch, Die Welschen alle taugen nichts. Neumann. Ei! Ei! So solltet Ihr nicht sprechen, Kellermeister. Es sind die ersten Generale drunter, Auf die der Herzog just am meisten hält. (Terzky kommt und holt das Papier ab, an den Tafeln entsteht eine Bewegung.) Kellermeister. (zu den Bedienten) Der Generalleutnant steht auf. Gebt acht! Sie machen Aufbruch. Fort und rückt die Sessel. (Die Bedienten eilen nach hinten, ein Teil der Gäste kommt vorwärts.) Sechster Auftritt Octavio Piccolomini kommt im Gespräch mit Maradas, und beide stellen sich ganz vorne hin auf eine Seite des Proszeniums. Auf die entgegengesetzte Seite tritt Max Piccolomini, allein, in sich gekehrt und ohne Anteil an der übrigen Handlung. Den mittlern Raum zwischen beiden, doch einige Schritte mehr zurück, erfüllen Buttler, Isolani, Götz, Tiefenbach, Colalto und bald darauf Graf Terzky. Isolani. (während daß die Gesellschaft vorwärts kommt) Gut' Nacht!--Gut' Nacht, Colalto--Generalleutnant, Gut' Nacht! Ich sagte besser, guten Morgen. Götz. (zu Tiefenbach) Herr Bruder! Prosit Mahlzeit! Tiefenbach. Das war ein königliches Mahl! Götz. Ja, die Frau Gräfin Versteht's. Sie lernt' es ihrer Schwieger ab, Gott hab' sie selig! Das war eine Hausfrau! Isolani. (will weggehen) Lichter! Lichter! Terzky. (kommt mit der Schrift zu Isolani) Herr Bruder! Zwei Minuten noch. Hier ist Noch was zu unterschreiben. Isolani. Unterschreiben, Soviel Ihr wollt! Verschont mich nur mit Lesen. Terzky. Ich will Euch nicht bemühn. Es ist der Eid, Den Ihr schon kennt. Nur einige Federstriche. (Wie Isolani die Schrift dem Octavio hinreicht.) Wie's kommt! Wen's eben trifft! Es ist kein Rang hier. (Octavio durchläuft die Schrift mit anscheinender Gleichgültigkeit. Terzky beobachtet ihn von weitem.) Götz. (zu Terzky) Herr Graf! Erlaubt mir, daß ich mich empfehle. Terzky. Eilt doch nicht so--Noch einen Schlaftrunk--He! (Zu den Bedienten.) Götz. Bin's nicht im Stand. Terzky. Ein Spielchen. Götz. Excusiert mich! Tiefenbach. (setzt sich) Vergebt, ihr Herrn. Das Stehen wird mir sauer. Terzky. Macht's Euch bequem, Herr Generalfeldzeugmeister! Tiefenbach. Das Haupt ist frisch, der Magen ist gesund, Die Beine wollen aber nicht mehr tragen. Isolani. (auf seine Korpulenz zeigend) Ihr habt die Last auch gar zu groß gemacht. (Octavio hat unterschrieben und reicht Terzky die Schrift, der sie dem Isolani gibt. Dieser geht an den Tisch, zu unterschreiben.) Tiefenbach. Der Krieg in Pommern hat mir's zugezogen, Da mußten wir heraus in Schnee und Eis, Das werd ich wohl mein Lebtag nicht verwinden. Götz. Jawohl! Der Schwed' frug nach der Jahreszeit nichts. (Terzky reicht das Papier an Don Maradas; dieser geht an den Tisch, zu unterschreiben.) Octavio. (nähert sich Buttlern) Ihr liebt die Bacchusfeste auch nicht sehr, Herr Oberster! Ich hab es wohl bemerkt, Und würdet, deucht mir, besser Euch gefallen Im Toben einer Schlacht als eines Schmauses. Buttler. Ich muß gestehen, es ist nicht in meiner Art. Octavio. (zutraulich näher tretend) Auch nicht in meiner, kann ich Euch versichern, Und mich erfreut's, sehr würd'ger Oberst Buttler, Daß wir uns in der Denkart so begegnen. Ein halbes Dutzend guter Freunde höchstens Um einen kleinen, runden Tisch, ein Gläschen Tokaierwein, ein offnes Herz dabei Und ein vernünftiges Gespräch--so lieb ich's! Buttler. Ja, wenn man's haben kann, ich halt es mit. (Das Papier kommt an Buttlern, der an den Tisch geht, zu unterschreiben. Das Proszenium wird leer, so daß beide Piccolomini, jeder auf seiner Seite, allein stehen bleiben.) Octavio. (nachdem er seinen Sohn eine Zeitlang aus der Ferne stillschweigend betrachtet, nähert sich ihm ein wenig) Du bist sehr lange ausgeblieben, Freund. Max. (wendet sich schnell um, verlegen) Ich--dringende Geschäfte hielten mich. Octavio. Doch, wie ich sehe, bist du noch nicht hier? Max. Du weißt, daß groß Gewühl mich immer still macht. Octavio. (rückt ihm noch näher) Ich darf nicht wissen, was so lang dich aufhielt? (Listig.) --Und Terzky weiß es doch. Max. Was weiß der Terzky? Octavio. (bedeutend) Er war der einz'ge, der dich nicht vermißte. Isolani. (der von weitem achtgegeben, tritt dazu.) Recht, alter Vater! Fall ihm ins Gepäck! Schlag die Quartier' ihm auf! Es ist nicht richtig. Terzky. (kommt mit der Schrift) Fehlt keiner mehr? Hat alles unterschrieben? Octavio. Es haben's alle. Terzky. (rufend) Nun! Wer unterschreibt noch? Buttler. (zu Terzky) Zähl nach! Just dreißig Namen müssen's sein. Terzky. Ein Kreuz steht hier. Tiefenbach. Das Kreuz bin ich. Isolani. (zu Terzky) Er kann nicht schreiben, doch sein Kreuz ist gut Und wird ihm honoriert von Jud und Christ. Octavio. (pressiert zu Max) Gehn wir zusammen, Oberst. Es wird spät. Terzky. Ein Piccolomini ist nur aufgeschrieben. Isolani. (auf Max zeigend) Gebt acht! Es fehlt an diesem steinernen Gast, Der uns den ganzen Abend nichts getaugt. (Max empfängt aus Terzkys Händen das Blatt, in welches er gedankenlos hineinsieht.) Siebenter Auftritt Die Vorigen. Illo kommt aus dem hintern Zimmer, er hat den goldnen Pokal in der Hand und ist sehr erhitzt, ihm folgen Götz und Buttler, die ihn zurückhalten wollen. Illo. Was wollt ihr? Laßt mich. Götz und Buttler. Illo! Trinkt nicht mehr. Illo. (geht auf den Octavio zu und umarmt ihn, trinkend) Octavio! Das bring ich dir! Ersäuft Sei aller Groll in diesem Bundestrunk! Weiß wohl, du hast mich nie geliebt--Gott straf' mich, Und ich dich auch nicht! Laß Vergangenes Vergessen sein! Ich schätze dich unendlich, (ihn zu wiederholten Malen küssend) Ich bin dein bester Freund, und, daß ihr's wißt! Wer mir ihn eine falsche Katze schilt, Der hat's mit mir zu tun. Terzky. (beiseite) Bist du bei Sinnen? Bedenk doch, Illo, wo du bist! Illo. (treuherzig) Was wollt Ihr? Es sind lauter gute Freunde. (Sich mit vergnügtem Gesicht im ganzen Kreise umsehend.) Es ist kein Schelm hier unter uns, das freut mich. Terzky. (zu Buttler, dringend) Nehmt ihn doch mit Euch fort! Ich bitt Euch, Buttler. (Buttler führt ihn an den Schenktisch.) Isolani. (zu Max, der bisher unverwandt, aber gedankenlos in das Papier gesehen) Wird's bald, Herr Bruder? Hat Er's durchstudiert? Max. (wie aus einem Traum erwachend) Was soll ich? Terzky und Isolani. (zugleich) Seinen Namen drunter setzen. (Man sieht den Octavio ängstlich gespannt den Blick auf ihn richten.) Max. (gibt es zurück) Laßt's ruhn bis morgen. Es ist ein Geschäft, Hab heute keine Fassung. Schickt mir's morgen. Terzky. Bedenk' Er doch-- Isolani. Frisch! Unterschrieben! Was! Er ist der jüngste von der ganzen Tafel, Wird ja allein nicht klüger wollen sein Als wir zusammen? Seh' Er her! Der Vater Hat auch, wir haben alle unterschrieben. Terzky. (zum Octavio) Braucht Euer Ansehn doch. Bedeutet ihn. Octavio. Mein Sohn ist mündig. Illo. (hat den Pokal auf den Schenktisch gesetzt) Wovon ist die Rede? Terzky. Er weigert sich, das Blatt zu unterschreiben. Max. Es wird bis morgen ruhen können, sag ich. Illo. Es kann nicht ruhn. Wir unterschrieben alle, Und du mußt auch, du mußt dich unterschreiben. Max. Illo, schlaf wohl. Illo. Nein! So entkömmst du nicht! Der Fürst soll seine Freunde kennenlernen. (Es sammeln sich alle Gäste um die beiden.) Max. Wie ich für ihn gesinnt bin, weiß der Fürst, Es wissen's alle, und der Fratzen braucht's nicht. Illo. Das ist der Dank, das hat der Fürst davon, Daß er die Welschen immer vorgezogen! Terzky. (in höchster Verlegenheit zu den Kommandeurs, die einen Auflauf machen) Der Wein spricht aus ihm! Hört ihn nicht, ich bitt euch. Isolani. (lacht) Der Wein erfindet nichts, er schwatzt's nur aus. Illo. Wer nicht ist mit mir, der ist wider mich. Die zärtlichen Gewissen! Wenn sie nicht Durch eine Hintertür, durch eine Klausel-- Terzky. (fällt schnell ein) Er ist ganz rasend, gebt nicht acht auf ihn. Illo. (lauter schreiend) Durch eine Klausel sich salvieren können. Was Klausel? Hol' der Teufel diese Klausel-- Max. (wird aufmerksam und sieht wieder in die Schrift) Was ist denn hier so hoch Gefährliches? Ihr macht mir Neugier, näher hinzuschaun. Terzky. (beiseite zu Illo) Was machst du, Illo? Du verderbest uns! Tiefenbach. (zu Colalto) Ich merkt' es wohl, vor Tische las man's anders. Götz. Es kam mir auch so vor. Isolani. Was ficht das mich an? Wo andre Namen, kann auch meiner stehn. Tiefenbach. Vor Tisch war ein gewisser Vorbehalt Und eine Klausel drin von Kaisers Dienst. Buttler. (zu einem der Kommandeurs) Schämt euch, ihr Herrn! Bedenkt, worauf es ankommt. Die Frag' ist jetzt, ob wir den General Behalten sollen oder ziehen lassen? Man kann's so scharf nicht nehmen und genau. Isolani. (zu einem der Generale) Hat sich der Fürst auch so verklausuliert, Als er dein Regiment dir zugeteilt? Terzky. (zu Götz) Und Euch die Lieferungen, die an tausend Pistolen Euch in einem Jahre tragen? Illo. Spitzbuben selbst, die uns zu Schelmen machen! Wer nicht zufrieden ist, der sag's! Da bin ich! Tiefenbach. Nun! Nun! Man spricht ja nur. Max. (hat gelesen und gibt das Papier zurück) Bis morgen also! Illo. (vor Wut stammelnd und seiner nicht mehr mächtig, hält ihm mit der einen Hand die Schrift, mit der andern den Degen vor) Schreib--Judas! Isolani. Pfui, Illo! Octavio, Terzky, Buttler. (zugleich) Degen weg! Max. (ist ihm rasch in den Arm gefallen und hat ihn entwaffnet, zu Graf Terzky) Bring ihn zu Bette! (Er geht ab. Illo, fluchend und scheltend, wird von einigen Kommandeurs gehalten, unter allgemeinem Aufbruch fällt der Vorhang.) Fünfter Aufzug Szene: Ein Zimmer in Piccolominis Wohnung. Es ist Nacht. Erster Auftritt Octavio Píccolomini. Kammerdiener leuchtet. Gleich darauf Max Piccolomini. Octavio. Sobald mein Sohn herein ist, weiset ihn Zu mir--Was ist die Glocke? Kammerdiener. Gleich ist's Morgen. Octavio. Setzt Euer Licht hieher--Wie legen uns Nicht mehr zu Bette, Ihr könnt schlafen gehn. (Kammerdiener ab. Octavio geht nachdenkend durchs Zimmer. Max Piccolomini tritt auf, nicht gleich von ihm bemerkt, und sieht ihm einige Augenblicke schweigend zu.) Max. Bist du mir bös, Octavio? Weiß Gott, Ich bin nicht schuld an dem verhaßten Streit. --Ich sah wohl, du hattest unterschrieben; Was du gebilliget, das konnte mir Auch recht sein--doch es war--du weißt--ich kann In solchen Sachen nur dem eignen Licht, Nicht fremdem folgen. Octavio. (geht auf ihn zu und umarmt ihm) Folg ihm ferner auch, Mein bester Sohn! Es hat dich treuer jetzt Geleitet als das Beispiel deines Vaters. Max. Erklär dich deutlicher. Octavio. Ich werd es tun. Nach dem, was diese Nacht geschehen ist, Darf kein Geheimnis bleiben zwischen uns. (Nachdem beide sich niedergesetzt.) Max, sage mir, was denkst du von dem Eid, Den man zur Unterschrift uns vorgelegt? Max. Für etwas Unverfänglich's halt ich ihn, Obgleich ich dieses Förmliche nicht liebe. Octavio. Du hättest dich aus keinem andern Grunde Der abgedrungnen Unterschrift geweigert? Max. Es war ein ernst Geschäft--ich war zerstreut-- Die Sache selbst erschien mir nicht so dringend-- Octavio. Sei offen, Max. Du hattest keinen Argwohn-- Max. Worüber Argwohn? Nicht den mindesten. Octavio. Dank's deinem Engel, Piccolomini! Unwissend zog er dich zurück vom Abgrund. Max. Ich weiß nicht, was du meinst. Octavio. Ich will dir's sagen: Zu einem Schelmenstück solltest du den Namen Hergeben, deinen Pflichten, deinem Eid Mit einem einz'gen Federstrich entsagen. Max. (steht auf) Octavio! Octavio. Bleib sitzen. Viel noch hast du Von mir zu hören, Freund, hast jahrelang Gelebt in unbegreiflicher Verblendung. Das schwärzeste Komplott entspinnet sich Vor deinen Augen, eine Macht der Hölle Umnebelt deiner Sinne hellen Tag-- Ich darf nicht länger schweigen, muß die Binde Von deinen Augen nehmen. Max. Eh' du sprichst, Bedenk es wohl! Wenn von Vermutungen Die Rede sein soll--und ich fürchte fast, Es ist nichts weiter--Spare sie! Ich bin Jetzt nicht gefaßt, sie ruhig zu vernehmen. Octavio. So ernsten Grund du hast, dies Licht zu fliehn, So dringendern hab ich, daß ich dir's gebe. Ich konnte dich der Unschuld deines Herzens, Dem eignen Urteil ruhig anvertraun, Doch deinem Herzen selbst seh ich das Netz Verderblich jetzt bereiten--Das Geheimnis, (ihn scharf mit den Augen fixierend) Das du vor mir verbirgst, entreißt mir meines. Max. (versucht zu antworten, stockt aber und schlägt den Blick verlegen zu Boden) Octavio. (nach einer Pause) So wisse denn! Man hintergeht dich--spielt Aufs schändlichste mit dir und mit uns allen. Der Herzog stellt sich an, als wollt' er die Armee verlassen; und in dieser Stunde Wird's eingeleitet, die Armee dem Kaiser --Zu stehlen und dem Feinde zuzuführen! Max. Das Pfaffenmärchen kenn ich, aber nicht Aus deinem Mund erwartet' ich's zu hören. Octavio. Der Mund, aus dem du's gegenwärtig hörst, Verbürget dir, es sei kein Pfaffenmärchen. Max. Zu welchem Rasenden macht man den Herzog! Er könnte daran denken, dreißigtausend Geprüfter Truppen, ehrlicher Soldaten, Worunter mehr denn tausend Edelleute, Von Eid und Pflicht und Ehre wegzulocken, Zu einer Schurkentat sie zu vereinen? Octavio. So was nichtswürdig Schändliches begehrt Er keinesweges--Was er von uns will, Führt einen weit unschuldigeren Namen. Nichts will er, als dem Reich den Frieden schenken; Und weil der Kaiser diesen Frieden haßt, So will er ihn--er will ihn dazu zwingen! Zufriedenstellen will er alle Teile Und zum Ersatz für seine Mühe Böhmen, Das er schon innehat, für sich behalten. Max. Hat er's um uns verdient, Octavio, Daß wir--wir so unwürdig von ihm denken? Octavio. Von unserm Denken ist hier nicht die Rede. Die Sache spricht, die kläresten Beweise. Mein Sohn! Dir ist nicht unbekannt, wie schlimm Wir mit dem Hofe stehn--doch von den Ränken, Den Lügenkünsten hast du keine Ahnung, Die man in Übung setzte, Meuterei Im Lager auszusäen. Aufgelöst Sind alle Bande, die den Offizier An seinen Kaiser fesseln, den Soldaten Vertraulich binden an das Bürgerleben. Pflicht--und gesetzlos steht er gegenüber Dem Staat gelagert, den er schützen soll, Und drohet, gegen ihn das Schwert zu kehren. Es ist so weit gekommen, daß der Kaiser In diesem Augenblick vor seinen eignen Armeen zittert--der Verräter Dolche In seiner Hauptstadt fürchtet--seiner Burg; Ja im Begriffe steht, die zarten Enkel Nicht vor den Schweden, vor den Lutheranern --Nein! vor den eignen Truppen wegzuflüchten. Max. Hör auf! Du ängstigest, erschütterst mich. Ich weiß, daß man vor leeren Schrecken zittert; Doch wahres Unglück bringt der falsche Wahn. Octavio. Es ist keinWahn. Der bürgerliche Krieg Entbrennt, der unnatürlichste von allen, Wenn wir nicht, schleunig rettend, ihm begegnen. Der Obersten sind viele längst erkauft, Der Subalternen Treue wankt; es wanken Schon ganze Regimenter, Garnisonen. Ausländern sind die Festungen vertraut, Dem Schafgotsch, dem verdächtigen, hat man Die ganze Mannschaft Schlesiens, dem Terzky Fünf Regimenter, Reiterei und Fußvolk, Dem Illo, Kinsky, Buttler, Isolan Die bestmontierten Truppen übergeben. Max. Uns beiden auch. Octavio. Weil man uns glaubt zu haben, Zu locken meint durch glänzende Versprechen. So teilt er mir die Fürstentümer Glatz Und Sagan zu, und wohl seh ich den Angel, Womit man dich zu fangen denkt. Max. Nein! Nein! Nein, sag ich dir! Octavio. Oh! öffne doch die Augen! Weswegen, glaubst du, daß man uns nach Pilsen Beorderte? Um mit uns Rat zu pflegen? Wann hätte Friedland unsers Rats bedurft? Wir sind berufen, uns ihm zu verkaufen, Und weigern wir uns--Geisel ihm zu bleiben. Deswegen ist Graf Gallas weggeblieben-- Auch deinen Vater sähest du nicht hier, Wenn höhre Pflicht ihn nicht gefesselt hielt. Max. Er hat es keinen Hehl, daß wir um seinetwillen Hieher berufen sind--gestehet ein, Er brauche unsers Arms, sich zu erhalten. Er tat so viel für uns, und so ist's Pflicht, Daß wir jetzt auch für ihn was tun! Octavio. Und weißt du, Was dieses ist, das wir für ihn tun sollen? Des Illo trunkner Mut hat dir's verraten. Besinn dich doch, was du gehört, gesehn. Zeugt das vefälschte Blatt, die weggelaßne, So ganz entscheidungsvolle Klausel nicht, Man wollte zu nichts Gutem uns verbinden? Max. Was mit dem Blatte diese Nacht geschehn, Ist mir nichts weiter als ein schlechter Streich Von diesem Illo. Dies Geschlecht von Mäklern Pflegt alles auf die Spitze gleich zu stellen. Sie sehen, daß der Herzog mit dem Hof Zerfallen ist, vermeinen ihm zu dienen, Wenn sie den Bruch unheilbar nur erweitern. Der Herzog, glaub mir, weiß von all dem nichts. Octavio. Es schmerzt mich, deinen Glauben an den Mann, Der dir so wohlgegründet scheint, zu stürzen. Doch hier darf keine Schonung sein--du mußt Maßregeln nehmen, schleunige, mußt handeln. --Ich will dir also nur gestehn--daß alles, Was ich dir jetzt vertraut, was so unglaublich Dir scheint, daß--daß ich es aus seinem eignen, --Des Fürsten Munde habe. Max. (in heftiger Bewegung) Nimmermehr! Octavio. Er selbst vertraute mir--was ich zwar längst Auf anderm Weg schon in Erfahrung brachte: Daß er zum Schweden wolle übergehn Und an der Spitze des verbundnen Heers Den Kaiser zwingen wolle-- Max. Er ist heftig, Es hat der Hof empfindlich ihn beleidigt; In einem Augenblick des Unmuts, sei's! Mag er sich leicht einmal vergessen haben. Octavio. Bei kaltem Blute war er, als er mir Dies eingestand; und weil er mein Erstaunen Als Furcht auslegte, wies er im Vertraun Mir Briefe vor, der Schweden und der Sachsen, Die zu bestimmter Hilfe Hoffnung geben. Max. Es kann nicht sein! kann nicht sein! kann nicht sein! Siehst du, daß es nicht kann! Du hättest ihm Notwendig deinen Abscheu ja gezeigt, Er hätt' sich weisen lassen, oder du --Du stündest nicht mehr lebend mir zur Seite! Octavio. Wohl hab ich mein Bedenken ihm geäußert, Hab dringend, hab mit Ernst ihn abgemahnt; --Doch meinen Abscheu, meine innerste Gesinnung hab ich tief versteckt. Max. Du wärst So falsch gewesen? Das sieht meinem Vater Nicht gleich! Ich glaubte deinen Worten nicht, Da du von ihm mir Böses sagtest; kann's Noch wen'ger jetzt, da du dich selbst verleumdest. Octavio. Ich drängte mich nicht selbst in sein Geheimnis. Max. Aufrichtigkeit verdiente sein Vertraun. Octavio. Nicht würdig war er meiner Wahrheit mehr. Max. Noch minder würdig deiner war Betrug. Octavio. Mein bester Sohn! Es ist nicht immer möglich, Im Leben sich so kinderrein zu halten, Wie's uns die Stimme lehrt im Innersten. In steter Notwehr gegen arge List Bleibt auch das redliche Gemüt nicht wahr-- Das eben ist der Fluch der bösen Tat, Daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären. Ich klügle nicht, ich tue meine Pflicht, Der Kaiser schreibt mir mein Betragen vor. Wohl wär' es besser, überall dem Herzen Zu folgen, doch darüber würde man Sich manchen guten Zweck versagen müssen. Hier gilt's, mein Sohn, dem Kaiser wohl zu dienen, Das Herz mag dazu sprechen, was es will. Max. Ich soll dich heut nicht fassen, nicht verstehn. Der Fürst, sagst du, entdeckte redlich dir sein Herz Zu einem bösen Zweck, und du willst ihn Zu einem guten Zweck betrogen haben! Hör auf! ich bitte dich--du raubst den Freund Mir nicht--Laß mich den Vater nicht verlieren! Octavio. (unterdrückt seine Empfindlichkeit) Noch weißt du alles nicht, mein Sohn. Ich habe Dir noch was zu eröffnen. (Nach einer Pause.) Herzog Friedland Hat seine Zurüstung gemacht. Er traut Auf seine Sterne. Unbereitet denkt er uns Zu überfallen--mit der sichern Hand Meint er den goldnen Zirkel schon zu fassen. Er irret sich--Wir haben auch gehandelt. Er faßt sein bös geheimnisvolles Schicksal. Max. Nichts Rasches, Vater! Oh! bei allem Guten Laß dich beschwören. Keine Übereilung! Octavio. Mit leisen Tritten schlich er seinen bösen Weg, So leis und schlau ist ihm die Rache nachgeschlichen. Schon steht sie ungesehen, finster hinter ihm, Ein Schritt nur noch, und schaudernd rühret er sie an. --Du hast den Questenberg bei mir gesehn; Noch kennst du nur sein öffentlich Geschäft-- Auch ein geheimes hat er mitgebracht, Das bloß für mich war. Max. Darf ich's wissen? Octavio. Max! --Des Reiches Wohlfahrt leg ich mit dem Worte, Des Vaters Leben dir in deine Hand. Der Wallenstein ist deinem Herzen teuer, Ein starkes Band der Liebe, der Verehrung Knüpft seit der frühen Jugend dich an ihn-- Du nährst den Wunsch--Oh! laß mich immerhin Vorgreifen deinem zögernden Vertrauen-- Die Hoffnung nährst du, ihm viel näher noch Anzugehören. Max. Vater-- Octavio. Deinem Herzen trau ich, Doch, bin ich deiner Fassung auch gewiß? Wirst du's vermögen, ruhigen Gesichts Vor diesen Mann zu treten, wenn ich dir Sein ganz Geschick nun anvertrauet habe? Max. Nachdem du seine Schuld mir anvertraut! Octavio. (nimmt ein Papier aus der Schatulle und reicht es ihm hin) Max. Was? Wie? Ein offner kaiserlicher Brief. Octavio. Lies ihn. Max. (nachdem er einen Blick hineingeworfen) Der Fürst verurteilt und geächtet! Octavio. So ist's. Max. Oh! das geht weit! O unglücksvoller Irrtum! Octavio. Lies weiter! Faß dich! Max. (nachdem er weitergelesen, mit einem Blick des Erstaunens auf seinen Vater) Wie? Was? Du? Du bist-- Octavio. Bloß für den Augenblick--und bis der König Von Ungarn bei dem Heer erscheinen kann, Ist das Kommando mir gegeben-- Max. Und glaubst du, daß du's ihm entreißen werdest? Das denke ja nicht--Vater! Vater! Vater! Ein unglückselig Amt ist dir geworden. Dies Blatt hier--dieses! willst du geltendmachen? Den Mächtigen in seines Heeres Mitte, Umringt von seinen Tausenden, entwaffnen? Du bist verloren--Du, wir alle sind's! Octavio. Was ich dabei zu wagen habe, weiß ich. Ich stehe in der Allmacht Hand; sie wird Das fromme Kaiserhaus mit ihrem Schilde Bedecken und das Werk der Nacht zertrümmern. Der Kaiser hat noch treue Diener, auch im Lager Gibt es der braven Männer gnug, die sich Zur guten Sache munter schlagen werden. Die Treuen sind gewarnt, bewacht die andern, Den ersten Schritt erwart ich nur, sogleich-- Max. Auf den Verdacht hin willst du rasch gleich handeln? Octavio. Fern sei vom Kaiser die Tyrannenweise! Den Willen nicht, die Tat nur will er strafen. Noch hat der Fürst sein Schicksal in der Hand-- Er lasse das Verbrechen unvollführt, So wird man ihn still vom Kommando nehmen, Er wird dem Sohne seines Kaisers weichen. Ein ehrenvoll Exil auf seine Schlösser Wird Wohltat mehr als Strafe für ihn sein. Jedoch der erste offenbare Schritt-- Max. Was nennst du einen solchen Schritt? Er wird Nie einen bösen tun.--Du aber könntest (Du hast's getan) den frömmsten auch mißdeuten. Octavio. Wie strafbar auch des Fürsten Zwecke waren, Die Schritte, die er öffentlich getan, Verstatteten noch eine milde Deutung. Nicht eher denk ich dieses Blatt zu brauchen, Bis eine Tat getan ist, die unwidersprechlich Der Hochverrat bezeugt und ihn verdammt. Max. Und wer soll Richter drüber sein? Octavio. Du selbst. Max. Oh! dann bedarf es dieses Blattes nie! Ich hab dein Wort, du wirst nicht eher handeln, Bevor du mich--mich selber überzeugt. Octavio. Ist's möglich? Noch--nach allem, was du weißt, Kannst du an seine Unschuld glauben? Max. (lebhaft) Dein Urteil kann sich irren, nicht mein Herz. (Gemäßigter fortfahrend.) Der Geist ist nicht zu fassen wie ein andrer. Wie er sein Schicksal an die Sterne knüpft, So gleicht er ihnen auch in wunderbarer, Geheimer, ewig unbegriffner Bahn. Glaub mir, man tut ihm Unrecht. Alles wird Sich lösen. Glänzend werden wir den Reinen Aus diesem schwarzen Argwohn treten sehn. Octavio. Ich will's erwarten. Zweiter Auftritt Die Vorigen. Der Kammerdiener. Gleich darauf ein Kurier. Octavio. Was gibt's? Kammerdiener. Ein Eilbot' wartet vor der Tür. Octavio. So früh am Tag! Wer ist's? Wo kommt er her? Kammerdiener. Das wollt' er mir nicht sagen. Octavio. Führ ihn herein. Laß nichts davon verlauten. (Kammerdiener ab. Kornet tritt ein.) Seid Ihr's, Kornet? Ihr kommt vom Grafen Gallas? Gebt her den Brief. Kornet. Bloß mündlich ist mein Auftrag. Der Generalleutnant traute nicht. Octavio. Was ist's? Kornet. Er läßt Euch sagen--Darf ich frei hier sprechen? Octavio. Mein Sohn weiß alles. Kornet. Wir haben ihn. Octavio. Wen meint Ihr? Kornet. Den Unterhändler! Den Sesin! Octavio. (schnell) Habt ihr? Kornet. Im Böhmerwald erwischt' ihn Hauptmann Mohrbrand Vorgestern früh, als er nach Regenspurg Zum Schweden unterwegs war mit Depeschen. Octavio. Und die Depeschen-- Kornet. Hat der Generalleutnant Sogleich nach Wien geschickt mit dem Gefangnen. Octavio. Nun endlich! endlich! Das ist eine große Zeitung! Der Mann ist uns ein kostbares Gefäß, Das wicht'ge Dinge einschließt--Fand man viel? Kornet. An sechs Pakete mit Graf Terzkys Wappen. Octavio. Keins von des Fürsten Hand? Kornet. Nicht, daß ich wüßte. Octavio. Und der Sesina? Kornet. Der tat sehr erschrocken, Als man ihm sagt', es ginge nacher Wien. Graf Altring aber sprach ihm guten Mut ein, Wenn er nur alles wollte frei bekennen. Octavio. Ist Altringer bei Eurem Herrn? Ich hörte, Er läge krank zu Linz. Kornet. Schon seit drei Tagen Ist er zu Frauenberg beim Generalleutnant. Sie haben sechzig Fähnlein schon beisammen, Erlesnes Volk, und lassen Euch entbieten, Daß sie von Euch Befehle nur erwarten. Octavio. In wenig Tagen kann sich viel ereignen. Wann müßt Ihr fort? Kornet. Ich wart' auf Eure Ordre. Octavio. Bleibt bis zum Abend. Kornet. Wohl. (Will gehen.) Octavio. Sah Euch doch niemand? Kornet. Kein Mensch. Die Kapuziner ließen mich Durchs Klosterpförtchen ein, so wie gewöhnlich. Octavio. Geht, ruht Euch aus und haltet Euch verborgen. Ich denk Euch noch vor Abend abzufert'gen. Die Sachen liegen der Entwicklung nah, Und eh' der Tag, der eben jetzt am Himmel Verhängnisvoll heranbricht, untergeht, Muß ein entscheidend Los gefallen sein. (Kornet geht ab.) Dritter Auftritt Beide Piccolomini. Octavio. Was nun, mein Sohn? Jetzt werden wir bald klar sein, --Denn alles, weiß ich, ging durch den Sesina. Max. (der während des ganzen vorigen Auftritts in einem heftigen, innern Kampf gestanden, entschlossen) Ich will auf kürzerm Weg mir Licht verschaffen. Leb wohl! Octavio. Wohin? Bleib da! Max. Zum Fürsten. Octavio. (erschrickt) Was? Max. (zurückkommend) Wenn du geglaubt, ich werde eine Rolle In deinem Spiele spielen, hast du dich In mir verrechnet. Mein Weg muß gerad sein. Ich kann nicht wahr sein mit der Zunge, mit Dem Herzen falsch--nicht zusehn, daß mir einer Als seinem Freunde traut, und mein Gewissen Damit beschwichtigen, daß er's auf seine Gefahr tut, daß mein Mund ihn nicht belogen. Wofür mich einer kauft, das muß ich sein. --Ich geh zum Herzog. Heut noch werd ich ihn Auffordern, seinen Leumund vor der Welt Zu retten, eure künstlichen Gewebe Mit einem graden Schritte zu durchreißen. Octavio. Das wolltest du? Max. Das will ich. Zweifle nicht. Octavio. Ich habe mich in dir verrechnet, ja. Ich rechnete auf einen weisen Sohn, Der die wohltät'gen Hände würde segnen, Die ihn zurück vom Abgrund ziehn--und einen Verblendeten entdeck ich, den zwei Augen Zum Toren machten, Leidenschaft umnebelt, Den selbst des Tages volles Licht nicht heilt. Befrag ihn! Geh! Sei unbesonnen gnug, Ihm deines Vaters, deines Kaisers Geheimnis preiszugeben. Nöt'ge mich Zu einem lauten Bruche vor der Zeit! Und jetzt, nachdem ein Wunderwerk des Himmels Bis heute mein Geheimnis hat beschützt, Des Argwohns helle Blicke eingeschläfert, Laß mich's erleben, daß mein eigner Sohn Mit unbedachtsam rasendem Beginnen Der Staatskunst mühevolles Werk vernichtet. Max. Oh! diese Staatskunst, wie verwünsch' ich sie ! Ihr werdet ihn durch eure Staatskunst noch Zu einem Schritte treiben--Ja, ihr könntet ihn, Weil ihr ihn schuldig wollt, noch schuldig machen. Oh! das kann nicht gut endigen--und mag sich's Entscheiden wie es will, ich sehe ahnend Die unglückselige Entwicklung nahen.-- Denn dieser Königliche, wenn er fällt, Wird eine Welt im Sturze mit sich reißen, Und wie ein Schiff, das mitten auf dem Weltmeer In Brand gerät mit einem Mal und berstend Auffliegt und alle Mannschaft, die es trug, Ausschüttet plötzlich zwischen Meer und Himmel, Wird er uns alle, die wir an sein Glück Befestigt sind, in seinen Fall hinabziehn. Halte du es, wie du willst! Doch mir vergönne, Daß ich auf meine Weise mich betrage. Rein muß es bleiben zwischen mir und ihm, Und eh' der Tag sich neigt, muß sich's erklären, Ob ich den Freund, ob ich den Vater soll entbehren. (Indem er abgeht, fällt der Vorhang.) End of the Project Gutenberg EBook of Die Piccolomini, by Friedrich Schiller *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE PICCOLOMINI *** ***** This file should be named 6525-8.txt or 6525-8.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/6/5/2/6525/ Produced by Gutenberg Projekt-DE Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you do not charge anything for copies of this eBook, complying with the rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, performances and research. They may be modified and printed and given away--you may do practically ANYTHING in the United States with eBooks not protected by U.S. copyright law. Redistribution is subject to the trademark license, especially commercial redistribution. START: FULL LICENSE THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free distribution of electronic works, by using or distributing this work (or any other work associated in any way with the phrase "Project Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project Gutenberg-tm License available with this file or online at www.gutenberg.org/license. Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm electronic works 1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to and accept all the terms of this license and intellectual property (trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. 1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be used on or associated in any way with an electronic work by people who agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works even without complying with the full terms of this agreement. See paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic works. See paragraph 1.E below. 1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation" or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the collection are in the public domain in the United States. If an individual work is unprotected by copyright law in the United States and you are located in the United States, we do not claim a right to prevent you from copying, distributing, performing, displaying or creating derivative works based on the work as long as all references to Project Gutenberg are removed. Of course, we hope that you will support the Project Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with the work. You can easily comply with the terms of this agreement by keeping this work in the same format with its attached full Project Gutenberg-tm License when you share it without charge with others. 1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in a constant state of change. If you are outside the United States, check the laws of your country in addition to the terms of this agreement before downloading, copying, displaying, performing, distributing or creating derivative works based on this work or any other Project Gutenberg-tm work. The Foundation makes no representations concerning the copyright status of any work in any country outside the United States. 1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg: 1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed, copied or distributed: This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have to check the laws of the country where you are located before using this ebook. 1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived from texts not protected by U.S. copyright law (does not contain a notice indicating that it is posted with permission of the copyright holder), the work can be copied and distributed to anyone in the United States without paying any fees or charges. If you are redistributing or providing access to a work with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or 1.E.9. 1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted with the permission of the copyright holder, your use and distribution must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the permission of the copyright holder found at the beginning of this work. 1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm License terms from this work, or any files containing a part of this work or any other work associated with Project Gutenberg-tm. 1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this electronic work, or any part of this electronic work, without prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with active links or immediate access to the full terms of the Project Gutenberg-tm License. 1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any word processing or hypertext form. However, if you provide access to or distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than "Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org), you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm License as specified in paragraph 1.E.1. 1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. 1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided that * You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. The fee is owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he has agreed to donate royalties under this paragraph to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments must be paid within 60 days following each date on which you prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax returns. Royalty payments should be clearly marked as such and sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the address specified in Section 4, "Information about donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation." * You provide a full refund of any money paid by a user who notifies you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm License. You must require such a user to return or destroy all copies of the works possessed in a physical medium and discontinue all use of and all access to other copies of Project Gutenberg-tm works. * You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the electronic work is discovered and reported to you within 90 days of receipt of the work. * You comply with all other terms of this agreement for free distribution of Project Gutenberg-tm works. 1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm electronic work or group of works on different terms than are set forth in this agreement, you must obtain permission in writing from both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and The Project Gutenberg Trademark LLC, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark. Contact the Foundation as set forth in Section 3 below. 1.F. 1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread works not protected by U.S. copyright law in creating the Project Gutenberg-tm collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic works, and the medium on which they may be stored, may contain "Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. 1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGE. 1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a written explanation to the person you received the work from. If you received the work on a physical medium, you must return the medium with your written explanation. The person or entity that provided you with the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a refund. If you received the work electronically, the person or entity providing it to you may choose to give you a second opportunity to receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy is also defective, you may demand a refund in writing without further opportunities to fix the problem. 1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS', WITH NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. 1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any provision of this agreement shall not void the remaining provisions. 1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance with this agreement, and any volunteers associated with the production, promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works, harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following which you do or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause. Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of electronic works in formats readable by the widest variety of computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation information page at www.gutenberg.org Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state's laws. The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its volunteers and employees are scattered throughout numerous locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation's web site and official page at www.gutenberg.org/contact For additional contact information: Dr. Gregory B. Newby Chief Executive and Director [email protected] Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide spread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these requirements. We do not solicit donations in locations where we have not received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state visit www.gutenberg.org/donate While we cannot and do not solicit contributions from states where we have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us with offers to donate. International donations are gratefully accepted, but we cannot make any statements concerning tax treatment of donations received from outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation methods and addresses. Donations are accepted in a number of other ways including checks, online payments and credit card donations. To donate, please visit: www.gutenberg.org/donate Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works. Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be freely shared with anyone. For forty years, he produced and distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper edition. Most people start at our Web site which has the main PG search facility: www.gutenberg.org This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, including how to make donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.