The Project Gutenberg EBook of Gedichte der Gefangenen, by Ernst Toller This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have to check the laws of the country where you are located before using this ebook. Title: Gedichte der Gefangenen Ein Sonettenkreis (Nr. 44) Author: Ernst Toller Release Date: June 2, 2016 [EBook #52220] Language: German *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GEDICHTE DER GEFANGENEN *** Produced by Jens Sadowski GEDICHTE DER GEFANGENEN EIN SONETTENKREIS VON ERNST TOLLER (Nr. 44) Kamerad, in jeder Stadt, in jedem Dorf begleitet dich ein Gefängnis KURT WOLFF VERLAG MÜNCHEN BÜCHEREI »DER JÜNGSTE TAG« BAND 84 GEDRUCKT BEI E. HABERLAND IN LEIPZIG COPYRIGHT 1921 BY KURT WOLFF VERLAG A.-G. MÜNCHEN Den namenlosen Toten deutscher Revolution Wer die Pfade bereitet, stirbt an der Schwelle. Doch es neigt sich vor ihm in Ehrfurcht der Tod. AN DIE FREUNDE. Was ist ein Jahr und was ist eine Stunde, Im Acker Zeit, der brach zu unsern Füßen liegt. »Es kann nichts entsetzlicher sein, als daß die Handlungen eines Menschen unter dem Willen eines andern stehen sollen.« Kant, Fragmente VIII. »Trotzdem sie nur von Gesetzen reden: auch das Gesetz ist nicht frei von Menschlichkeit. Das Gesetz ist für uns Menschen nicht dazu gemacht, andern Menschen durch Ekel oder Schmerz das Leben zu nehmen.« Kleist Geschrieben in den Gefängnissen München (Militärarrestanstalt Leonrodstraße; Polizeigefängnis; Neudeck; Stadelheim), Würzburg, Eichstätt, Neuburg, Niederschönenfeld. 1918-1921 SCHLAFLOSE NACHT Metallne Schritte in die Nächte fallen, Die Posten buckeln durch die Höfe ohne Rast. Oh, jeder Schlag ist Herzschlag ungeheurer Last, Die uns bedrängt mit immer scharfen Krallen. Wir lauschen schlaflos in das starre Hallen, Ein schwarzes Schweigen wächst im schwarzen Glast, Deß toter Atem fröstelnd uns umfaßt, Zermartert Blicke an die Eisengitter prallen. Warum, mein Bruder, feindlich durch die Höfe schreiten? Uns alle band ein Schicksal an den gleichen Pfahl, Uns alle eint der Kreaturen tausendjährge Qual, Uns alle wirbelt dunkler Zwang durch die Gezeiten. Oh, Fluch gesetzter Grenzen! Menschen hassen ohne Wahl! Du, Bruder Tod, wirst uns vereint geleiten. DURCHSUCHUNG UND FESSELUNG (Dem Andenken des erschoßnen Kameraden Dorfmeister, München) Den nackten Leib brutalen Blicken preisgegeben, Betastet uns ein schamlos Greifen feiler Hände, In Fratzenbündel splittern graue Wände, Die wie Gepfeil gen unsre Herzen streben. Pflockt Arm und Fuß in rostige Kette, Brennt Narben ein den magren Händen, Ihr könnt, Ihr könnt den Leib nicht schänden, Wir stehen frei an der verfehmten Stätte! So standen vor uns all die Namenlosen, Rebellen wider des Jahrhunderts Tyrannei, Auf Sklavenschiffen meuternde Matrosen -- Der Promethiden ewig trotziger Schrei! So standen sie an Mauern der Geweihten. So starben sie am Rande der verheißnen Zeiten. WÄLDER Ihr Wälder fern an Horizonten schwingend, Vom abendlichen Hauche eingehüllt, Wie meine Sehnsucht friedlich euch erfüllt, Minuten Schmerz der Haft bezwingend. Ich presse meine Stirne an die Eisensäulen, Die Hände rütteln ihre Unrast wund, Ich bin viel ärmer als ein armer Hund, Ich bin des angeschoßnen Tieres hilflos Heulen. Ihr Buchenwälder, Dome der Bedrückten, Ihr Kiefern, Melodie der Heimat, tröstet Leid, Wie wobet ihr geheimnisvoll um den beglückten Knaben der fernen Landschaft wundersames Kleid ... Wann werde ich, umarmt vom tiefen Rauschen, Den hohen Psalmen eurer Seele lauschen? SPAZIERGANG DER STRÄFLINGE (Dem Andenken des erschoßnen Kameraden Wohlmuth, München) Sie schleppen ihre Zellen mit in stumpfen Blicken Und stolpern, lichtentwöhnte Pilger, im Quadrat, Proleten, die im Steinverließ ersticken, Proleten, die ein Paragraph zertrat. Im Eck die Wärter träg und tückisch lauern. Von Sträuchern, halb verkümmert, rinnt ein trübes Licht Und kriecht empor am Panzer starrer Mauern, Betastet schlaffe Körper und zerbricht. Vorm Tore starb der Stadt Gewimmel. »Am Unrathaufen wird im Frühling Grünes sprießen ...« Denkt Einer, endet mühsam die gewohnte Runde, Verweilt und blinzelt matt zum Himmel: Er öffnet sich wie bläulich rote Wunde, Die brennt und brennt und will sich nimmer schließen. BEGEGNUNG IN DER ZELLE Die Dinge, die erst feindlich zu dir schauen, Als wären sie in Späherdienst gezwängte Schergen, Sie laden dich zu Fahrten ein gleich guten Fergen, Und hegen dich wie schwesterliche Frauen. Es nähern sich dir all die kargen Dinge: Die schmale Pritsche kommt, die blauen Wasserkrüge, Der Schemel flüstert, daß er gern dich trüge, Die Wintermücken wiegen sich wie kleine Schmetterlinge. Und auch das Gitterfenster kommt, das du verloren, Mit Augen, die sich an den schwarzen Stäben stachen, Anstarrtest, während deine Arme hilflos brachen, Und Köpfe der Erschoßnen wuchsen aus versperrten Toren. Das Gitterfenster ruft: Nun, Lieber, schaue, schaue, Wie ich aus Wolken dir ein Paradies erbaue. LIED DER EINSAMKEIT Sie wölbt um meine Seele Kathedralen, Sie schäumt um mich wie brandend Meer, Der Gosse sperrt sie sich wie eine Wehr, Und wie ein Wald beschützt sie meine Qualen. In ihr fühl' ich die Süße abendlicher Stille, Auf leeren Stunden blüht sie maienliches Feld, Ihr Schoß gebiert das Wunder der geahnten Welt, Ein stählern Schwert steilt sich metallner Wille. Sie schmiegt sich meinem Leib wie schlanker Frauen Hände, In meine Sehnsucht perlt sie aller Märchen Pracht, Ein sanftes Schwingen wird sie hingeträumter Nacht ... Doch ihre Morgen lodern Brände, Sie sprengen Tore schwerer Alltagszelle, Einstürzen Räume, aufwächst eisige Helle. GEFANGENE MÄDCHEN Wie kleine arme Dirnen an belebten Straßenecken Sich schüchtern fast und wieder roh bewegen, Im Schatten der Laternen sich erst dreister regen Und den zerfransten Rock kokett verstecken ... Wie Waisenkinder, die geführt auf Promenaden, Je zwei und zwei in allzu kurzen grauen Verschoßnen Kleidern sehr verschämt zu Boden schauen Und Stiche fühlen in den nackten Waden ... So schlürfen sie umstellt von hagren Wärterinnen, Die warmen Hüften wiegend auf asphaltnen Kreisen, Sie streichen heimlich mit Gebärden, leisen, Das härne Kleid, als strichen sie plissiertes Linnen, Und wie sich in gewölbten Händen Brüste runden, Befällt sie Grauen ob der Last der leeren Stunden ... FABRIKSCHORNSTEINE AM VORMORGEN (Dem Andenken des erschoßnen Kameraden Lohmar, München) Sie stemmen ihre schwarze Wucht in Dämmerhelle, Gepanzert recken sie sich drohendsteil, Sie spalten zarte Nebel wie getriebner Keil, Daß jeder warme Hauch um sie zerschelle. Aus ihren Mäulern kriechen schwarze Schlangen In blasse Fernen, die ein Silberschleier hüllt. Sie künden lautlos: »Wir sind Burg und Schild! Die Gluten winden sich, in uns gefangen.« Der Morgen kündet sich mit violettem Lachen, Den Himmel füllt ein tiefes Blau, Da gleichen sie verfrornen Posten, überwachen, Und werden spitz und kahl und grau, Und stehen hilflos da und wie verloren Im lichten Äther, den ein Gott geboren. DIE MAUER DER ERSCHOSSENEN Pietá Stadelheim 1919 Wie aus dem Leib des heiligen Sebastian, Dem tausend Pfeile tausend Wunden schlugen, So Wunden brachen aus Gestein und Fugen, Seit in den Sand ihr Blut verlöschend rann. Vor Schrei und Aufschrei krümmte sich die Wand, Vor Weibern, die mit angeschoßnen Knien »Herzschuß!« flehten, Vor Männern, die getroffen sich wie Kreisel drehten, Vor Knaben, die um Gnade weinten mit zerbrochner Hand. Da solches Morden raste durch die Tage, Da Erde wurde zu bespienem Schoß, Da trunkenes Gelächter kollerte von Bajonetten, Da Gott sich blendete und arm ward, nackt und bloß, Sah man die schmerzensreiche Wand in großer Klage Die toten Menschenleiber an ihr steinern Herze betten. DER GEFANGENE UND DER TOD (Meinem lieben Zellennachbarn Valtin Hartig) Der Gefangene spricht: Ich denke deinen Namen, Tod, und um mich bricht Der Zellenbau in Trümmer, Fundamente liegen bloß, Aus Pfosten reißen sich die schweren Eisengitter los Und krümmen sich im maskenlosen starren Licht. In meiner Seele gellt ein Schrei. Ein Zittern wirft verschüchterte Gebärde Ins Blut, darin das Leben pochend schwingt -- Und wie die Kreißende um sich und um ihr Junges ringt, So ringt mein Blut verzweifelt um den Quell der Erde. Oh, daß ich fliehen könnte! Denn dir hilflos hingegeben, Heißt hilflos sich zerstören. Wer sich aufgibt, Wählt dich zum Freund. Ich aber will das Leben! Ich will das Leben so, daß mich das Leben liebt Und seinen Rhythmus durch mich strömt, mich Welterfüllten, Deß trunkne Erdenlust nicht tausend Jahre stillten. Der Tod spricht: Da du das Leben willst, warum Erbleichen, Wenn meine Melodie in deiner Seele tönt? Wer mich erträgt, der atmet wie versöhnt, Sein Herz kann nicht mehr greller Klang erreichen. Ist tot der Baum im Herbst der Abendweiten? Ist tot die Blume, deren Blüte fallend sich erfüllt? Ist tot der schwarze Stein, der glutne Kräfte hüllt? Ist tot die Erde über Gräbern menschlicher Gezeiten? Oh, sie belogen dich! Auch ich bin Leben, Ein Märchen sprachen sie: der Tod sei in der Welt. Ich bin das Ewige im Spiel der Formen, die Vollendung weben, Dem Einen nahe, das den Sinn in Händen hält. Ich bin der Wanderer, der überwand die tiefsten Wunden, Und wer mich fand, der hat den Schoß der Welt gefunden. PFADE ZUR WELT Wir leben fremd den lauten Dingen, Die um die Menge fiebernd kreisen, Wir wandern in den stilleren Geleisen Und lauschen dem Verborgnen, dem Geringen. Wir sind dem letzten Regentropfen hingegeben, Den Farbentupfen rundgeschliffner Kieselsteine, Ein guter Blick des Wächters auslöscht das Gemeine, Wir fühlen noch im rohen Worte brüderliches Leben. Ein Grashalm offenbart des Kosmos reiche Fülle, Die welke Blume rührt uns wie ein krankes Kind, Der bunte Kot der Vögel ist nur eine Hülle Des namenlosen Alls, dem wir verwoben sind. Ein Wind weht menschlich Lachen aus der Ferne, Und uns berauscht die hymnische Musik der Sterne. SCHWANGERES MÄDCHEN AUF DEM GEFÄNGNISHOF Du schreitest wunderbar im Glast der mittaglichen Stunde, Um deine Brüste rauscht der reife Wind, Ein Lichtbach über deinen Nacken rinnt! Oh, Hyazinthen blühen süß auf deinem Munde! Du bist ein Wunderkelch der gnadenreichen Empfängnis liebestrunkner Nacht, Du bist von Lerchenliedern überdacht, Und deine Last ist köstlich ohnegleichen. Wer wird die Hand dir halten am verheißnen Tag, Da Mutterwehen wimmern zitternde Spiralen? Ich seh dein Auge, das vom rohen Wort erschrak, Ich seh hinwelken deine Hüften in den fahlen Jahren der Gefangenschaft. Ich seh die Wärterin, die ohne Scham Das heimatlose Kind von deinen vollen Brüsten nahm. DÄMMERUNG (Romain Rolland dankbar) Am frühen Abend lischt das Leuchten deiner Zelle, Von grauen Wänden gleiten schlanke Schatten, Wer trotzig schrie, wird träumerisch ermatten, Die braune Stille schwingt wie eine milde Welle. Und oft erfüllt den engen Raum opalne Helle, Gestalten deines Herzens locken dich zu heitrem Reigen, Da wird ein Tanz im schweren Mantel Schweigen, Da wird ein bunter Klang im dämmernden Gefälle. Dein Atem ist ein Ruf, ein einziger Ruf! Die Wächter schlürfen durch die Gänge, scheele Gäste. Du bist so reich und lüdst sie ein zum Feste, Das dir Genosse Abend schuf. Doch grämlich drücken sie ans Guckloch trockne Schläfe ... Es ist kein Ruf, der ihre Herzen träfe. VERWEILEN UM MITTERNACHT Um Mitternacht erwachst du. Glocken fallen Wie Stürme an die Schwelle deines Traums. Unendlich schwingt das Leben im Gefäß des Raums, Ob allen Sternen muß sein Herzschlag hallen. Es steigen an die Klänge, die sich ründen. Die alte Stadt fühlt hilflos die gewordne Zeit, Sie beugt sich tief: sie ist bereit, In Schoß der Quelle einzumünden. Hinschwingt ein letzter Klang in ferne Sphären. Der Wandernde verweilt und lauscht: Nur tiefer Stille wird Gebären, Wer in der Erde wurzelt, rauscht. Aus Stunden formt sich Antlitz gen die Zeiten Und schwebt im Licht der Ewigkeiten. NÄCHTE Die Nächte bergen stilles Weinen, Es pocht wie schüchtern Kindertritt an deine Wand, Du lauschst erschreckt: Will jemand deine Hand? Und weißt: Du reichst sie nur den Steinen. Die Nächte bergen Trotz und Stöhnen, Und wilde Sucht nach einer Frau, Die Not des Blutes bleicht dich grau, Aus Träumen blecken Fratzen, die dich höhnen. Die Nächte bergen niegesungne Lieder, In Nachttau blühn sie, samtne Schmetterlinge, Sie küssen die verborgnen Dinge, Du willst sie haschen und sie sind verweht, Kein Weg ist, der zu ihnen geht. Nie hörst du ihre Melodien wieder. NOVEMBER Wie tote ausgebrannte Augen sind die schwarzen Fensterhöhlen Im Dämmerabend der verhangenen Novembertage, Wie Flüche wider Gott, hilflose Klage Wider die Zwingherrn der verruchten Höhlen. Die Städte sind sehr fern, darin die Menschen leben. Ein Knäuel würgt die Kehle dir, ein Grauen Betastet deine Glieder. Wer wird Freiheit schauen? Wenn endlich wird sich dieses müde Sklavenvolk erheben? Oh, niemand löscht die Stunden der Gefängnishöfe, die in wirren Träumen uns gleich Fieberlarven schrecken, antlitzlosen, Wir sind verdammt von Anbeginn, wir müssen wie Leprosen, Unstete, durch die Jahre unsrer Jugend irren. Was ist das Leben uns? Ein formlos farbenleer Verfließen .... Und gnädig sind die Nächte, die wie Särge uns umschließen. EIN GEFANGENER REICHT DEM TOD DIE HAND Erst hörte man den Schrei der armen Kreatur. Dann poltern Flüche durch die aufgescheuchten Gänge, Sirenen singen die Alarmgesänge, In allen Zellen tickt die Totenuhr. Was trieb dich, Freund, dem Tod die Hand zu reichen? Das Wimmern der Gepeitschten? Die geschluchzten Hungerklagen? Die Jahre, die wie Leichenratten unsern Leib zernagen? Die ruhelosen Schritte, die zu unsern Häuptern schleichen? Trieb dich der stumme Hohn der leidverfilzten Wände, Der wie ein Nachtmahr unsre Brust bedrückt? Wir wissen's nicht. Wir wissen nur, daß Menschenhände Einander wehe tun. Daß keine Hilfebrücke überbrückt Die Ströme Ich und Du. Daß wir den Weg verlieren Im Dunkel dieses Hauses. Daß wir frieren. BESUCHER Die Augen sind vom Haßschrei der Gefängnismauern Verstört gleich Tauben, die ein Marder überfiel, Und die verschüchtert flattern ohne Ziel, Erblindet vor den Zähnen, die in Blutdurst lauern. Dann Mitleid scheu erblüht wie blauer Klang der Harfen, Die Herzen klammern sich an des Gefangnen Hand -- Oh, viele bittre Nächte weinten wie verbannt, Seit Waffenknechte den Empörer ins Gefängnis warfen. Der aber wuchs aus Last erstarrter Zellen, Und seine Seele ward entrückt dem Rhythmus kleinen Lebens, Er lebt nach innen, lebt an Gottes Quellen -- Und der Besucher friert und fühlt, er kam vergebens. Ein Pilger, der den Weg zum Freund verloren ... Und tiefer noch vereinsamt, weint er vor geschloßnen Toren. GEMEINSAME HAFT Sie sind gepfercht in einen schmalen Käfiggang, Gleich Tieren, die an Gitterstäben wund sich biegen, Und die von Heimweh krank am Boden liegen Und fast erschrecken vor der eignen Stimme Klang. Sie dorren hin und träge wird ihr Blut, Nur böser Giftstrom bricht aus ihrem Munde, Der sucht und ätzt des Nachbarn offne Wunde -- Die eingesperrten Menschen sind nicht gut. Die eingesperrten Menschen sind gleich Kranken, Sie wurden taub und stumm und blind, Sie hassen sich, weil sie so ärmlich einsam sind. Weil sie im Chaos ihres Ichs versanken, Weil grobe Nähe auch des Freundes Antlitz roh und häßlich macht, Weil jeder über jeden zu Gerichte sitzt und hämisch lacht. ENTLASSENE STRÄFLINGE 1918 (Meiner Mutter) Sie träumen, Trunkne, durch vertraute Gassen, Gefäß, darin ein Lichtmeer brandet, In tausend Farben schäumt, im Asphalt strandet -- Form kann die Fülle noch nicht fassen. Wie Auferstandne tasten sie mit durstgen Blicken Nach Blätterknospen, die im Frühlingsatem schwellen ... Sie streifen von sich modrig Kleid verwester Zellen Und wachsen flammend auf in irdischem Entzücken. Doch Stadt erschreckt sie jäh wie fremdgespenstig Land ... Dann wieder sind sie tief in sich verklungen ... Unendlich fern die Zeit, da sie gebannt In grauen Sarg, und hohle Wände Totenlied gesungen. Zerbrechlich lächeln sie, als ob sie irgendwo Erloschnes fänden, Und streichen fremdes Kind mit scheuen, unbeholfnen Händen. UNSER WEG Die Klöster sind verdorrt und haben ihren Sinn verloren, Sirenen der Fabriken überschrillten Vesperklang, Und der Millionen trotziger Befreiungssang Verstummt nicht mehr vor klösterlichen Toren. Wo sind die Mönche, die den Pochenden zur Antwort geben: »Erlösung ist Askese weltenferner Stille ...« -- _Ein_ Hungerschrei, _ein_ diamantner Wille Wird an die Tore branden: »_Gebt uns Leben!_« Wir foltern nicht die Leiber auf gezähnten Schragen, Wir haben andern Weg zur Welt gefunden, Uns sind nicht stammelndes Gebet die Stunden, Das Reich des Friedens wollen wir _zur Erde_ tragen, Den Unterdrückten aller Länder Freiheit bringen -- _Wir müssen um das Sakrament der Erde ringen!_ INHALT Seite Schlaflose Nacht 9 Durchsuchung und Fesselung 10 Wälder 11 Spaziergang der Sträflinge 12 Begegnung in der Zelle 13 Lied der Einsamkeit 14 Gefangene Mädchen 15 Fabrikschornsteine am Vormorgen 16 Die Mauer der Erschossenen 17 Der Gefangene und der Tod 18 Pfade zur Welt 20 Schwangeres Mädchen auf dem Gefängnishof 21 Dämmerung 22 Nächte 23 Verweilen um Mitternacht 24 November 25 Ein Gefangener reicht dem Tod die Hand 26 Besucher 27 Gemeinsame Haft 28 Entlassene Sträflinge 29 Unser Weg 30 End of the Project Gutenberg EBook of Gedichte der Gefangenen, by Ernst Toller *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GEDICHTE DER GEFANGENEN *** ***** This file should be named 52220-8.txt or 52220-8.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/5/2/2/2/52220/ Produced by Jens Sadowski Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you do not charge anything for copies of this eBook, complying with the rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, performances and research. They may be modified and printed and given away--you may do practically ANYTHING in the United States with eBooks not protected by U.S. copyright law. Redistribution is subject to the trademark license, especially commercial redistribution. START: FULL LICENSE THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free distribution of electronic works, by using or distributing this work (or any other work associated in any way with the phrase "Project Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project Gutenberg-tm License available with this file or online at www.gutenberg.org/license. Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm electronic works 1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to and accept all the terms of this license and intellectual property (trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. 1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be used on or associated in any way with an electronic work by people who agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works even without complying with the full terms of this agreement. See paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic works. See paragraph 1.E below. 1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation" or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the collection are in the public domain in the United States. If an individual work is unprotected by copyright law in the United States and you are located in the United States, we do not claim a right to prevent you from copying, distributing, performing, displaying or creating derivative works based on the work as long as all references to Project Gutenberg are removed. Of course, we hope that you will support the Project Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with the work. You can easily comply with the terms of this agreement by keeping this work in the same format with its attached full Project Gutenberg-tm License when you share it without charge with others. 1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in a constant state of change. If you are outside the United States, check the laws of your country in addition to the terms of this agreement before downloading, copying, displaying, performing, distributing or creating derivative works based on this work or any other Project Gutenberg-tm work. The Foundation makes no representations concerning the copyright status of any work in any country outside the United States. 1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg: 1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed, copied or distributed: This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have to check the laws of the country where you are located before using this ebook. 1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived from texts not protected by U.S. copyright law (does not contain a notice indicating that it is posted with permission of the copyright holder), the work can be copied and distributed to anyone in the United States without paying any fees or charges. If you are redistributing or providing access to a work with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or 1.E.9. 1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted with the permission of the copyright holder, your use and distribution must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the permission of the copyright holder found at the beginning of this work. 1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm License terms from this work, or any files containing a part of this work or any other work associated with Project Gutenberg-tm. 1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this electronic work, or any part of this electronic work, without prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with active links or immediate access to the full terms of the Project Gutenberg-tm License. 1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any word processing or hypertext form. However, if you provide access to or distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than "Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org), you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm License as specified in paragraph 1.E.1. 1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. 1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided that * You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. The fee is owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he has agreed to donate royalties under this paragraph to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments must be paid within 60 days following each date on which you prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax returns. Royalty payments should be clearly marked as such and sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the address specified in Section 4, "Information about donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation." * You provide a full refund of any money paid by a user who notifies you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm License. You must require such a user to return or destroy all copies of the works possessed in a physical medium and discontinue all use of and all access to other copies of Project Gutenberg-tm works. * You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the electronic work is discovered and reported to you within 90 days of receipt of the work. * You comply with all other terms of this agreement for free distribution of Project Gutenberg-tm works. 1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm electronic work or group of works on different terms than are set forth in this agreement, you must obtain permission in writing from both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and The Project Gutenberg Trademark LLC, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark. Contact the Foundation as set forth in Section 3 below. 1.F. 1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread works not protected by U.S. copyright law in creating the Project Gutenberg-tm collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic works, and the medium on which they may be stored, may contain "Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. 1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGE. 1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a written explanation to the person you received the work from. If you received the work on a physical medium, you must return the medium with your written explanation. The person or entity that provided you with the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a refund. If you received the work electronically, the person or entity providing it to you may choose to give you a second opportunity to receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy is also defective, you may demand a refund in writing without further opportunities to fix the problem. 1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS', WITH NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. 1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any provision of this agreement shall not void the remaining provisions. 1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance with this agreement, and any volunteers associated with the production, promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works, harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following which you do or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause. Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of electronic works in formats readable by the widest variety of computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation information page at www.gutenberg.org Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state's laws. The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its volunteers and employees are scattered throughout numerous locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation's web site and official page at www.gutenberg.org/contact For additional contact information: Dr. Gregory B. Newby Chief Executive and Director [email protected] Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide spread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these requirements. We do not solicit donations in locations where we have not received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state visit www.gutenberg.org/donate While we cannot and do not solicit contributions from states where we have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us with offers to donate. International donations are gratefully accepted, but we cannot make any statements concerning tax treatment of donations received from outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation methods and addresses. Donations are accepted in a number of other ways including checks, online payments and credit card donations. To donate, please visit: www.gutenberg.org/donate Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works. Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be freely shared with anyone. For forty years, he produced and distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper edition. Most people start at our Web site which has the main PG search facility: www.gutenberg.org This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, including how to make donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.