Napoleon: Eine Novelle

By Carl Sternheim

The Project Gutenberg EBook of Napoleon, by Carl Sternheim

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Title: Napoleon
       Eine Novelle

Author: Carl Sternheim

Release Date: November 17, 2012 [EBook #41384]

Language: German


*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK NAPOLEON ***




Produced by Jens Sadowski








NAPOLEON


EINE NOVELLE
VON
CARL STERNHEIM


LEIPZIG
KURT WOLFF VERLAG
1915


Mit drei Lithographien von Ottomar Starke.
Gedruckt bei Poeschel & Trepte in Leipzig
Juli 1915 als neunzehnter Band der Bücherei
»Der jüngste Tag«


COPYRIGHT 1915 BY KURT WOLFF VERLAG · LEIPZIG


FÜR THEA, MEINE LIEBE FRAU




NAPOLEON


NAPOLEON wurde 1820 zu Waterloo im Eckhaus, vor dem sich die Steinwege nach
Nivelles und Genappes trennen, geboren. Sein Kinderleben verließ
historischen Boden nicht.

Über die durch Hohlwege gekreuzten Flächen, auf denen des Kaisers
Kürassiere in Knäueln zu Tode gestürzt waren, gingen seine Soldatenspiele
mit Gleichalterigen. Sie lehrten ihn ewige Gefahr, Wunden und Sieg.

Zwölf Jahre alt, nahm er von Kameraden beherrschten Abschied, sprang zum
Vater in die Kalesche und fuhr nach Brüssel hinüber, wo er vor ein Gasthaus
abgesetzt wurde. In der Küche des Lion d'or lernte er Schaum schlagen, Fett
spritzen, schneiden und schälen. Gewohnter Überwinder der Kameraden auf
weltberühmter Walstatt, ließ er auch hier ganz natürlich die Mitlernenden
hinter sich und war der erste, der die Geflügelpastete nicht nur zur
Zufriedenheit des Chefs zubereitete, sondern auch nach den Gesetzen
zerlegte.

Er selbst blieb von allen Speisenden der einzige, den der Vol-au-vent nicht
befriedigte, doch nahm er Lob und ehrenvolles Zeugnis hin, machte sich,
siebenzehnjährig, auf den Weg und betrat an einem Maimorgen des Jahres 1837
durch das Sankt Martinstor Paris.

Als er von einer Bank am Flußufer die strahlende Stadt und ihre Bewegung
übersah, wurde ihm zur Gewißheit, was er in Brüssel geahnt: Nie würde er
aus den allem Verkehr fernliegenden Küchenräumen jene enge Berührung mit
Menschen finden, die sein Trieb verlangte. Tage hindurch, solange die
ersparte Summe in der Tasche das Nichtstun litt, folgte er den Kellnern in
den Wirtschaften gespannten Blicks mit inniger Anteilnahme; verschlang ihre
und der Essenden Reden, Lachen, Gesten. An einem hellen Mittag, da eine
Dame Trauben vom Teller hob, den ihr der Kellner bot, trat er stracks in
die Taverne auf den Wirt zu und empfahl sich ihm durch Gebärden und flinken
Blick als Speisenträger.

Nun brachte er Mittag- und Abendmahl für alle Welt herbei. Es kam von
beiden Geschlechtern jedes Alter und jeder Beruf zu seinen Schüsseln und
sättigte sich. Unermüdlich schleppte er auf die Tische, fing hungrige
Blicke auf und satte, räumte er ab. Nachts träumte er von malmenden
Kiefern, schlürfenden Zungen und ging anderes Morgens von neuem ans Tagwerk
im Bewußtsein seiner Notwendigkeit.

Erst allmählich sah er Unterschiede des Essens von schmatzenden Lippen ab.
Er kannte den gierigen, weitgeöffneten Rachen des Studenten, durch den
unsortierte Bissen in ein niegestopftes Loch fielen, unterschied den
Vertilger eines nicht heißhungrig ersehnten, doch regelmäßig gewohnten
Mahles von jenem Überernährten, der ungern zum Tisch sich niederließ und
gelangweilt Leckerbissen kostete und zurückschob. Er prägte sich die
kauende, trinkende Menschheit in allen Abstufungen fest und bildhaft ein.

Durch Kennerschaft wurde er ihr Berater und Führer; wies den Hungrigen
feste Nahrung, bediente die ewig Satten mit Schaum und Gekröse; von ihm zu
allen Tischen lief ein Band des Verständnisses. Hob der Gast nur die Karte,
fiel von Napoleons Lippen erlösend der gewünschten Speise Name.

Jahrelang blieben die seine Lieblinge, deren leibliche Not die Kost stillen
sollte. Ein saftiges Stück Fleisch, von kräftigen Zähnen gebissen, schien
ihm die gelungenste Vorstellung. Doch machte er Unterschiede zwischen den
Sorten. Ließ er Kalb und Lamm im Hinblick auf ihre festere Zusammensetzung
gelten, war ihm Wild und Geflügel wenig sympathisch. Von Fischen, Austern
und Verwandtem hielt er der lockeren Struktur wegen nicht das Geringste.
Inbegriff guter Nahrung war ihm das Rind. Unwillkürlich sah er beim Hin-
und Heimweg die Begegneten auf die Beschaffenheit ihrer Muskulatur hin an.
Die erschienen ihm wohl bereitet, die über straffem Knochenbau gedrängte
Materie trugen. Die Mageren verachtete er, und die mit losem Fett
Gepolsterten waren ihm verhaßt. Einem gut aufgesetzten Körper folgten seine
Blicke zärtlich und zerlegten ihn augenblicklich in gigots, selle, côtes
und Kotelettes. In der Einbildung streute er Pfeffer und Salz hinzu,
garnierte, schnitt und servierte das Ganze mit passendem Salat; dann
lächelte das junge Gesicht, und hingerissen, ahnte er nicht, in welcher
Zeit er lebte; unterschied Sommer und Winter, Trockenheit und Regen,
Überfluß und Notdurft nicht und wußte nur: dies freut den Gast.

Immer hitziger wurde sein Trieb, dem zu Bedienenden sättigende Kost zu
bieten. Gewürz und Zutat sah er nur in dem Sinn, wie sie die bestellte
Speise fest und ausdauernd machen möchten. Es bildete sich in seine
Vorstellung der Raum des leeren Magens, in den er wie aus Betonklötzen die
Nahrung baute.

Ging der Gesättigte, der schlappen Schrittes gekommen, wuchtig zur Tür
hinaus, hing Napoleons Blick an dem Schreitenden, als sei dessen
Lebendigkeit sein Werk. Er brauchte das Bewußtsein schöpferischer Tat, um
vor sich bestehen zu können und steigerte es allmählich zur Überzeugung,
ohne ihn und seine Pflege sei die Lebensarbeit der Betroffenen nicht
möglich. Diese festzustellen, merkte er die Namen der Gäste; nahm an ihrem
Vorwärtskommen teil.

                   *       *       *       *       *

Es geschah, als er am freien Tage durch die Wege der Versailler Parks
schritt, in der Einbildung, er habe gerade eine riesige Wurst mit den
Höchstwerten menschlicher Nährstoffe gestopft und schnitte den Wartenden
Scheiben herunter, daß aufschauend sein Auge zu einem jungen Weibe fiel,
das am entblößten Busen ein Kind hängen hatte. Gebannt wurzelte Napoleon am
Boden und prägte sich in aufgetane Sinne das Bild rosiger, geblähter
Rundheiten an der Frau und dem Säugling ein. War das eine Apotheose seiner
Träume von kraftvoller Nahrung und ihrem besten Verbrauch! Er hätte an die
Nährende niederfallen und durch Umschlingung ihres und des Kindes Leibes an
dem erhabenen Vorgang teilnehmen mögen.

Das geschaute Bild verließ ihn nicht und veranlaßte ihn, flüssigen Stoffen
gesteigerte Aufmerksamkeit zu schenken; dann aber hob es den Wert der Frau,
der bis heute ihrer geringen Lust zum Essen wegen für seine Welt nicht groß
gewesen war, sich jetzt aber unter einem anderen Gesichtspunkt auf das
beste ins große Tableau tafelnder Menschheit einordnete. Zum ersten Mal
besah er das Mädchen an der Anrichte, dem er bisher nur den kräftigen
Gliederbau hatte bestätigen müssen, und immer eindringlicher, als prüfe er
es auf gewisse ihm nun einleuchtende Möglichkeiten. Er fand, sie nähme als
Nahrung zu viel leichtes Zeug, belade sich mit Geblasenem und Aufgerolltem,
das im Magen zu einem Nichts zusammenfiele, warnte sie vor Klebrigkeit und
Süßem und forderte sie eines Tages geradezu auf, mit ihm irgendwo ein Mahl
zu nehmen, das bis ins kleinste von ihm zusammengestellt, in seinem Wert
für sie erörtert werden solle. Das Mädchen nahm des Mannes Kauderwelsch für
einen Umschweif, willigte ein, und sie gingen an einem der nächsten Tage
gemeinsam ein Stück über Land und traten in einen Gasthof ab.

Dort verschwand Napoleon und erklärte zurückkommend der schmollenden
Suzanne, er habe in der Küche selbst bis ins Kleinste vorgesorgt. Mit einem
Ragout vom Hammel in einer Burgunderweinsauce beginne man und gehe, alle
falschen Vorspiegelungen verschmähend, geradezu auf ein wundervolles,
halbblutiges Rindslendenstück zu, an das er englische Gurken und Zwiebeln
habe braten lassen.

Als das Essen aufgetragen war, wies er sie, die Bissen langsam zu kauen und
ohne Zukost von Brot zu schlucken. Er ruhte nicht, bis das letzte Teilchen
auf der Schüssel vertilgt war und befahl ihr und sich selbst ein Gläschen
Schnaps zu besserem Bekommen an.

Da nach Tisch sie draußen im Gras lagen, breitete er Arme und Beine von
sich und riet ihr, ein Gleiches zu tun. Er sei ein schmächtiger Bursch
gewesen und nur durch vernünftige Nahrung und angemessene Verdauung sein
Gewebe fest und kräftig geworden. Dabei ließ er durch Beugung die Muskeln
der Arme und Waden zu kleinen Bällen schwellen, worauf sie, in der
Eitelkeit verletzt, auch ihre Glieder spielen ließ und ihn zur Prüfung der
festen Beschaffenheit einlud. Doch bestritt er alles von vornherein,
meinte, es sei bei ihrer bisherigen Ernährung gar nicht möglich und
forderte sie auf, in Zukunft nach seinen Vorschriften zu leben. Dann werde,
was nicht da sei, kommen.

Er gefiel ihr. Dieser nüchterne Sinn machte Eindruck auf sie, und sie
bemühte sich, seine Erwartung zu erfüllen. Bei den nächsten Ausflügen blieb
sie plötzlich stehen, bäumte den Arm auf und ließ seine Hände die
Anschwellung fühlen. Doch kam durch Wochen nichts als ein Schnalzen von
ihm, das ihr immerhin bedeutete, sie sei auf rechtem Weg. Bis eines Tags
beim Versuch, sich ein gelöstes Schuhband zu knüpfen, sie ihm ein so
mächtiges Rückenstück entgegenhob, daß eine runde Anerkennung seinen Lippen
entfuhr. Gleich lag sie an seiner Brust; bot ihm den Mund zum Kuß.

Der Besitzer der Taverne starb, und Napoleon wurde Inhaber des
Speisehauses. Er konnte nun schalten, wie er wollte, und entfernte vollends
alle Spielereien von der Karte. Die gleichbleibende Kundschaft, er selbst
und Suzanne waren gewichtig auftretende Personen geworden, die eine Rede
deutlich in den Mund nahmen. Es gab in seinen Räumen kein Getuschel,
sondern zu schallenden Worten dröhnendes Lachen. Ein forsches Zugreifen und
Fortstellen. Überzeugte Meinungen und Entschlüsse für kühne Taten.

Napoleons Vaterunser und Einmaleins hieß: in allen Molekülen drängende
Kraft. Von Suzannes Kind, das sie von ihm unter dem Herzen trug, rechnete
er, es müsse nach Menschenermessen ein Herkules werden.

                   *       *       *       *       *

Der Ruf des Hauses hatte sich verbreitet. Einer rühmte es dem andern und
brachte ihn zu einem Versuch mit. Schließlich reichte der Raum nicht, die
Gäste zu fassen. Einen freiwerdenden Stuhl besetzte sofort ein anderer
Hungriger. Große Tagesumsätze wurden erzielt und immer bedeutendere.
Verglich aber zum Jahresabschluß der Wirt Einnahme und Ausgabe, kam kaum
ein Guthaben zu seinen Gunsten heraus. Anfangs, bevor er das Ziel seines
großen Rufs erreicht, ließ er es gehen; als aber dieser über ganz Paris
feststand, begann die schlechte Abrechnung ihn zu wurmen. Er war nun
dreißig Jahr alt, hatte große Pläne, und schien Reichtum auch nicht seine
letzte Absicht, mußte er doch mit dem übrigen kommen. Nochmals nahm er die
Bücher gründlich vor und stellte fest, der geforderte Preis war in
Anbetracht der hervorragenden Beschaffenheit und Menge der gereichten
Speisen zu niedrig. Da ihm aber einleuchtete, der Konkurrenz wegen könne er
einen Preisaufschlag nicht eintreten lassen, stand er vor der Entscheidung,
alles beim alten zu lassen oder die Qualität des Gebotenen zu
verschlechtern. Treu seinen bisherigen Grundsätzen entschloß er sich zu
ersterem, stand aber den Essenden jetzt nicht mehr mit alter Unbefangenheit
gegenüber. Bei jedem Filet, das der Kellner mit schönem Schwung zum Gast
niedersetzte, stellte er den Vergleich zwischen Ware und erzieltem Preis an
und kam bald dazu, daß ihn eine Platte, je besser sie gelungen und je
reichlicher sie serviert wurde umsomehr in qualvolle Erregung versetzte.
Besonders konnte er den Blick von einem Gast nicht wenden, der mit dem
Gebotenen anfangs nicht zufrieden, die Bedienung und die Küchenbrigade
durch anfeuernde Reden zur höchsten Leistung für ihn angespornt hatte und
nun wahre Fleischtrümmer vorgesetzt bekam, die er mit Mengen alles
Erreichbaren würzte. Dazu warf er Napoleon triumphierende und anerkennende
Blicke zu, die diesen anfangs erbitterten, schließlich zu heller Empörung
brachten. Der Vielfraß war ein Kanzleibeamter, von dem nie ein besonderes
Verdienst verlautet hatte, und der Herr des Gasthauses fragte sich
ergrimmt, mit welchem Recht, für welches bedeutende Vorhaben der
Betreffende eigentlich solche Anforderungen für seinen Magen stellte. Man
wisse schließlich zu welchem Ende, schlänge ein Thiers, ein Balzac solche
Mengen in seine Därme. Dieser Durchschnittsbürger aber schweife in geradezu
widerlicher Weise aus, garniere er den faulen Bauch täglich mit solchen
Prachtfleischstücken. Überhaupt begann der Wirt des Veau à la mode seine
Stammgäste auf ihre Verdienste hin anzusehen und stellte vor seinem
Gewissen fest, keiner habe durch Erfolge die Sorge vergolten, die man
jahrelang an seiner Ernährung genommen. Infolgedessen folgte er ihrem
Schlingen von nun an mit noch scheeleren Blicken, und als das Maß seines
Grolls aufs Höchste gestiegen war, brüllte er eines Tages dem Hauptkoch zu,
der über ein Tournedos ein volles achtel Pfund Butter goß, ob er von Gott
verlassen sei und ihn durchaus ruinieren wolle.

Über all das hatte er schlaflose Nächte, bis er zu fester Anschauung sich
durchgerungen hatte, die lautete: Es hat die Mahlzeit das Äquivalent zu
sein der durch die tägliche Arbeit verausgabten Kräfte. Und so stellte er
den Blick seiner Kundschaft gegenüber neu auf Feststellung dieser Tatsache
ein und fand, er könne ruhigen Gewissens mit der Beschaffenheit und dem Maß
der Portionen herunter gehen und leiste noch immer ein Mehr in den Magen
der Speisenden. Auch Suzanne gegenüber, die ihm ein Mädchen geboren hatte
und noch in derselben Stellung bei ihm war, nahm er jetzt diesen Standpunkt
ein. Auf Grund seiner Erziehung war sie gewöhnt, ihren und ihres Kindes
Körper gehörig mit ausgesuchter Eßware zu stopfen. Jetzt wies er sie hin,
es sei Schande, den ungeheueren Nahrungsmengen, die sie genösse, ein so
winziges Maß an Leistung gegenüberzustellen. Sie möge Leib und Geist mehr
tummeln oder ihren Eßverbrauch einschränken.

Damit aber hatte der Prozeß in ihm kein Ende. War gegen Mitternacht das
Geschäft vorbei, das Haus leer, blieb er am Herd zurück und begann,
schmorend und bratend, Versuche mit Surrogaten zu machen, die er den
Speisen beimischte, von der innigen Überzeugung geführt, er habe das Recht
und die Pflicht, es den Verbrauchern gleichzutun, die auch an Stelle
wirklichen persönlichen Wertes für das Menschengeschlecht falsches
Vorgeben, hohle Gesten und Phrasen gesetzt hatten.

Langsam begann er danach, seine theoretischen Erkenntnisse in die Praxis
umzusetzen. Äußerlich blieb alles, Name und Anrichtung der Speisen, beim
alten. Bedachte er aber, wie ein Stück Fleisch durch Klopfen und Lockern
der Atome angeschwollen, durch Beimischung scharfer Gewürze Kiefer und
Gaumen jetzt weniger durch Kauen als durch Beize beschäftigte, schmunzelte
er und trieb die entdeckte Kunst zu immer größerer Vollendung. Nun hatte er
zwar am Schluß des Jahres die Genugtuung eines außerordentlichen
Überschusses, fühlte aber, ihn befriedigten die Grundsätze, nach denen er
heute Wirt sei, weder in Bezug auf die Beschaffenheit der Gäste mehr, noch
hinsichtlich der Mittel, die er anwandte, ihre Erwartungen zu erfüllen.

An einem Sonntagabend lief dicht vor seinen Augen die Wendeltreppe zu den
Räumen im ersten Stock des Restaurants ein Persönchen empor, das mit
Rockrüschen und Volants wie ein Quirl über seiner Stirn hüpfte. Die Beine
in weißseidenen Strümpfen nahmen zwei, drei Stufen auf einmal, und bei
jedem Satz federte der Körper hoch auf in den Gelenken. Dazu flogen Haare,
Federn, Pelzwerk um den Kopf, und ein empörtes Hundekläffen kam von ihrem
vermummten Busen her. Mit einem Sprung schwang sie sich oben zu zwei Herren
an den Tisch und rief klingenden Stimmchens: »Hunger!« Napoleon, der auf
Zehen vor sie getreten war, durchfuhr's, hier sei seine ganze Speisekarte
fehl am Ort, und während Röte sein Antlitz malte, schlug das Herz
Generalmarsch in hastiger, aussichtsloser Erregung, was er diesem Püppchen
bieten könne.

Als Madame Valentine Forain stellte sie einer der Herren vor, und Napoleons
Unruhe wuchs zur Verzweiflung, als er hörte, er habe die berühmte Tänzerin
vor sich, die seit Wochen Paris bezaubere. »Stillen Sie meinen Hunger mit
Luft,« sagte sie, »die den Leib nicht beschwert. Sie sehen aus, als
verstehen Sie Ihre Kunst. Diesem süßen Ungeheuer,« sie wies auf das
safranrote Hundeschnäuzchen, das aus einer Spalte ihrer Taille schnüffelte,
»reichen Sie ein Schälchen zerkleinerter Kalbsmilch.«

Einen Augenblick blieb Napoleon auf dem Gang zur Küche im Dunkeln an einen
Pfeiler gelehnt, als habe er einen Schlag gegen die Stirn bekommen und
müsse sich erst zu neuem Leben sammeln. Gleich aber schoß die Stichflamme
der Erkenntnis in ihm hoch, hier gelte es die Zukunft, und schon spürte er
den aus den Kämpfen der letzten Wochen gesammelten Willen zu etwas gänzlich
Neuem als ein Lichtmeer über sich fluten. An den Herd er glitt, schnitt,
mischte, quirlte; hob es in kleinster Kasserole nur eben ans Feuer, nahm's
fort, als der erste Wrasen stieg, und mit vier Sprüngen die ganze Treppe
nehmend, servierte er das Schüsselchen in seiner frühesten Hitze:
Taubenpüree mit frischen Champignons.

Sie kostete, murmelte, schluckte und schlug ein Paar kornblumenblaue Augen
lächelnd zu ihm auf. Er stürzte in die Küche zurück, setzte den Herd in
größere Glut und ließ über eine Handvoll Spargelspitzen, die er den
jüngsten Sprossen abgeschnitten, heißen Dampf schlagen, in dem er sie gar
kochte. Im letzten Augenblick gab er eine Schwitze von Sahne und Sellerie
über das Ganze. Als drittes und letztes Gericht bot er frische, geschälte
Wallnüsse mit Himbeeren à la crême. Dem Hündchen aber hatte er Trüffeln an
die Kalbsmilch getan.

Nun stand er unauffällig in der Nähe, sah, wie nach wenigen Bissen von
jeder Platte schon die ganz sanfte Röte auf ihrer Haut lag, der Körper sich
tiefer in die Kissen des Sofas drückte und aus ihrem Munde ein Fauchen,
winzige Tropfen Feuchtigkeit aus den Augen kamen, ansagend, das zarte
Leibchen ziehe hingegeben jetzt Kraft aus dem Genossenen. Keiner der Herren
sprach in diesen Augenblicken, da auf dem Antlitz der Frau ein andächtiges
Lächeln lag, mit ihr, als sei es ausgemacht. Zitternden Zwerchfells lachte
Napoleon, schütternden Leibes in heller Seligkeit für sich dazu, bis ihm
die Augäpfel in Tränen schwammen. Er war mit ihm eins und lobte Gott in der
Höhe.

Die Begegnung wurde geänderten Lebens und neuer Ziele Anfang. Als er am
gleichen Abend heimkehrend den kräftigen Leib Suzannes in den Bettkissen
fand, schnitt er der Schlafenden eine angewiderte Grimasse. Wütend deckte
er ein freiliegendes Rundteil von ihr zu, schloß die Augen und träumte in
Wolken duftiger Seide und Band die behende Gestalt der Tänzerin. Vor seinem
geistigen Auge prüfte er die schlanken Arme, eine schmale Hand, ihre ganze
zierliche Erscheinung und stellte fest, wie wenig fleischliche Person die
Begnadete sei, und wie geringer Kost sie bedürfe zu künstlerischer
Leistung, durch die sie eine Nation zum Entzücken hinriß. Für welche Tat
aber sei der Leib neben ihm derart aufgemästet, zu welchen Fortschritten
brauche er seine täglichen mächtigen Rationen? Mit was für Gesindel habe
er, Napoleon, sich eigentlich bis über sein dreißigstes Jahr hin abgegeben,
und welch steilen Weg müsse er bis zu lohnendem Ziel noch ersteigen! Er
fühlte, keine Minute sei zu verlieren, und alles Heil ruhe im Anschluß an
die verehrte Gastin. So widmete er ihr vom zweiten Erscheinen an sein
Trachten und Vermögen. Dachte die Stunden bis zu ihrem Kommen nichts, als
was er ihr vorsetzen, wie er ihre Erwartungen übertreffen müsse. Lief
morgens vom Markt in Hallen und Krämereien; suchte, tüftelte das
Frischeste, Zarteste und Rarste heraus. Zur Vorstellung ihres winzigen
Kerns in einer Hülle von Tüll und Tand dichtete er aus Schaum, Krusten,
Farce und Saucen das assoziierende Speisengebild; schabte, preßte in
Tücher, seihte und überquirlte wohl ein dutzendmal, bis das Gekochte
schwebend gleich einer Wolke zum Teller niedersank. Dann sah er es entzückt
zwischen zwei leuchtenden Zahnreihen auf einer schmalen Zunge zergehen.

Einst gönnte sie ihm ein Wort der Anerkennung. Ihm schien's ein Rauschen
und hallte ihm lange im Ohr. Zum Schluß riet sie, das Stadtviertel des
soliden Bürgers eiligst zu verlassen und jenseits des Flusses, mitten im
Herzen des vornehmen Paris, ein Restaurant zu schaffen, das trotzdem bis
heute jeder entbehrte, der höchste Anforderungen an Küche und Keller zu
stellen gewillt sei. Sie würde mit Freunden kommen; wolle seiner
außerordentlichen Kunst Verkünderin sein.

                   *       *       *       *       *

So geschah's. Nachdem er in einer Seitenstraße bei der Oper das passende
Lokal gefunden, verkaufte er mit Nutzen die alte Wirtschaft, ließ die Wände
der gemieteten Räume mit weiß silbernen Malereien zieren, die zu dem
reichen Silber, der Wäsche der Tischreihen stimmten. Ein roter Teppich
deckte den Boden. Kraft eines Schlagwortes, das irgendwo auf und über die
Boulevards flog, wußte Paris plötzlich von der Existenz des Chapon fin, und
daß der Kenner eines gewählten Bissens dort auf seine Rechnung käme. Vier
Wochen nach Eröffnung ging die beste Welt regelmäßig bei Napoleon ein und
aus, als habe sie nie einen anderen Ort des Stelldicheins gekannt. Der Ruhm
seiner Küche beruhte auf der Vorzüglichkeit der leichten Platten. Man
konnte wohl ein Châteaubriant, ein Selle de chevreuil so gut wie anderswo
bekommen, doch wies der maitre d'hôtel den Gast mit Augenzwinkern auf die
Spezialität des Hauses: Muschelgerichte, Ragouts und Purées in Pfännchen;
Überraschungen in winzigen Schälchen und Kasserolen. Der Gast folgte und
war regelmäßig zufriedengestellt.

Denn was der Herr des Hauses für die Tänzerin erdacht, vervollkommnete,
vermehrte er von Tag zu Tag. Schalentiere ließ er aus den Krusten, Geflügel
vom Knochen brechen, nahm vom Tier das Gekröse, von den Gemüsen die
Spitzen. Frikassierte und mischte die verblüffendsten Gegensätze, verband
das Widerstrebende in Saucen von Sahne, kostbaren Eiersorten, Pilzen und
duftenden Essenzen. Das letzte Geheimnis seines Erfolges aber war die
»kurze Hitze«, in der die Speisen garwerden mußten. Der oberste Grundsatz
hieß: was zu lange Feuer gerochen, ist für den Ruch verdorben.

Nach wie vor blieb Valentine die erste, die jede neue Schöpfung kosten
mußte. Zwischen ihr und dem Patron webte nun eine schöne Vertraulichkeit,
geboren aus den Blicken dankbarer Anerkennung, mit denen die Essende nach
jeder von ihm selbst angerichteten Platte Napoleon beschenkt hatte.
Allmählich lernten die Augen sich auch sonst suchen, nach dem lauten
Scherzwort eines Gastes etwa, einer unzarten Bemerkung von irgendwoher, bei
jedem Vorkommnis. Und fühlten, wie es in der Blicktiefe des anderen ein
Geheimnisvolles gab, durch das das eigene Schauen wie an feinen Häkchen
schmerzvoll süß haranguiert wurde. Dazu fuhr die Frau mit
freundschaftlicher Würde fort, ihm Beobachtungen und Anregungen
mitzuteilen, die sie aus sich selbst und von anderen zur Vervollkommnung
des Betriebes nahm. Auch fragte sie ihn, legte er ihr die kostbare
Pelzhülle um die Schultern, letzthin nach dem praktischen Erfolg, und er
war glücklich, ihr von Mal zu Mal eine höhere Summe als erzielten Gewinn
zuflüstern zu können.

Die Gefährtin seiner Lehrjahre und ihr Kind hatte er mit einer Summe
abgefunden und aus seiner Nähe verbannt. Anfangs sah er sie noch hin und
wieder, dann aber stand sie plötzlich im Schrank seiner Erinnerungen als
Gleichnis der Hausmannskost und kleinbürgerlicher Umstände.

                   *       *       *       *       *

Auf den Rat seiner Gönnerin widmete er der Zufriedenheit jener Frauen
besondere Aufmerksamkeit, die in kostbaren Toiletten nach dem Theater in
Begleitung von Lebemännern aßen. Er merkte sich irgend ein Besonderes, eine
Laune der Betreffenden und spielte das nächste Mal vertraut
freundschaftlich darauf an. Das Luxusgeschöpf sieht sich vom ernsten Mann
ernst genommen, errötet vor Vergnügen und wird seine treue Kundin. Neben
dieser Kategorie und ihrem Anhang stellte er sich vor allem den Diplomaten
und Staatsmännern zur Verfügung, indem er ihnen, kamen sie mit wichtigen
Gesichtern von einer Sitzung, um zu einer Sitzung zu gehen, ein stilles
Eckchen anwies, wo sie ungestört blieben, nicht duldete, daß ein Kellner
sich näherte und sie durch ausgesuchte Leckereien der Bürde ihrer
Verantwortlichkeit für Augenblicke enthob. Da er aber fühlte, es ging ihm
im Umgang mit den Spitzen der politischen Abteilungen aus Unkenntnis ihres
Wirkens und Wollens die nötige Sicherheit noch ab, lud er sie in ein
abgelegenes Zimmer, durch dessen Wand er von seinem Kontor ihre Gespräche
hören, ihre Mienen beobachten konnte. Da lernte er alsbald, durch welche
Spitzfindigkeiten und Umschweife aus Eifersucht und Ehrgeiz der Handelnden
strittige Fragen zwischen politischen Parteien des Vaterlandes oder den
verschiedenen Nationen, aus ihrem logischen Gelenk gerissen, zu
Entscheidungen wurden, die Zwischenfälle, Krisen und ein Mißtrauensvotum
für das Ministerium hervorriefen. Er sah den Führern Frankreichs ihr
Stirnrunzeln, das ironisch überlegene Lächeln und die knackende
Handbewegung ab, die ein Ultimatum bedeutet, und hörte sich vollkommen in
die inner- und außerpolitischen Strömungen hinein. Bald konnte er es wagen,
dem eintretenden Minister, Attaché oder Abgeordneten eine so treffende
Anmerkung zur gerade wichtigen Affaire zuzuraunen, daß der einen
bedeutenden Eindruck von ihm bekam und weitergab. Aber auch die vollkommene
Kenntnis des galanten und des Geschäftslebens verschaffte sich Napoleon
durch seine Horchspalte, sah er verliebten Paaren, feilschenden Geldleuten
mit angespannter Aufmerksamkeit zu, bis die in der Erregung aufgesperrten
Kiefern sich krampften. Am erregendsten blieb es stets für ihn, verließ ein
Teil des Paares für Augenblicke das Zimmer, und der Zurückbleibende, sich
allein glaubend, verlor alle Haltung, wurde Mensch mit seinen Hoffnungen
und Sorgen, zählte in der Brieftasche die Barschaft oder suchte durch
Prüfung der zurückgebliebenen Kleidungsstücke des anderen auf dessen
wirkliche Lebensumstände zu schließen. Kurz, der Wirt des Chapon fin wurde
ein Kenner, der ins Unterbewußtsein der Menschheit hinabsah.

Binnen Jahresfrist lag Paris zu seinen Füßen. Er beherrschte es durch die
vollkommenste Kenntnis seines Magens als ein gütiger Fürst und lächelte,
als man ihn erst zaghaft und vereinzelt, dann ganz allgemein König Napoleon
im Gegensatz zum Kaiser nannte. Rührung und Glück aber ergriff ihn, als
Valentine das erstemal seine Hand suchte und drückte. Das war Beweis nicht
nur geschäftlichen Erfolges, sondern auch des erreichten gesellschaftlichen
Ansehens, da die Gefeierte einen sozial unter ihr Stehenden nicht vor aller
Welt so ausgezeichnet hatte. Nun wuchs er von Tag zu Tag mehr in eine
überlegen menschliche Haltung hinein, die veranlaßte, daß selbst der
höchstgestellte Gast ihm die Hand gab, ihm gutgelaunt auf die Schulter
klopfte.

Für den Mann der Provinz vollends ward es bei der Rückkehr in die Heimat
Glanzstück des Berichts der in der Hauptstadt erlebten Abenteuer, konnte er
nicht nur bemerken: Ich habe beim »König« gespeist, sondern hinzusetzen:
der mich auf die Schulter schlug und fragte: »Nun, Baron, wie wär's mit
einer Boule au jus tutu?«

                   *       *       *       *       *

Als er von einem fremdländischen Herrscher das erste Ritterkreuz erhalten,
dessen violette Rosette er am gleichen Abend im Knopfloch trug, forderte
Valentine ihn auf, sie am nächsten Tag um fünf Uhr nachmittags aufzusuchen.
Er erschien nach schlafloser Nacht, dem ruhelosesten Morgen, und fand sie
im Raum auf der Erde, wo sie mit dem Hund balgte. Sie sprang hoch, steckte
das entfesselte Haar auf und saß gleich in einem niedrigen Sessel so nah
ihm gegenüber, daß er das vergötterte Antlitz dicht vor sich hatte, es zum
erstenmal andächtig sich einprägen konnte. Sie machte keine Bewegung und
ließ ihn sich vollends sattsehen. Dann gab sie die Hand, die er inbrünstig
küßte. Sie war selbst einfacher Herkunft und ehrte die Tüchtigkeit, die ihm
seinen außerordentlichen Platz verschafft. Umgehend nur mit Männern
vornehmster Geburt, fesselte sie an ihn das Band etwa gleicher
Vergangenheit; bei ihm durfte sie Gefühle voraussetzen, die ihren Freunden
fremd waren. In die Erzählung der Mühsale auf dem steilen Weg zum Erfolg
vertieften sie sich, sprachen mit kräftig eindeutigen Worten und genossen
in vollen Zügen mit kicherndem Sichlustigmachen die Schadenfreude, die sie
irgendwie für eine Welt empfanden, über die sie heute jeder auf seine Art
herrschten. Napoleon kramte vor ihr seine kleinen Geheimnisse, alle Mittel
aus, mit denen er sich in das Vertrauen der oberen Tausend geschlichen,
erzählte von seiner durchsichtigen Kontorwand. Sein Vertrauen erwidernd,
gab sie ihm die Hauptdaten ihres Aufstiegs, nannte drei, vier Männer, denen
sie als Frau und Künstlerin verpflichtet war, und zeigte, alsbald vor ihm
tanzend, durch welche choreographischen Einfälle sie nacheinander die Menge
bezwungen hatte. Sie schwebte und bog sich ohne Ziererei vor ihm, und da
sie im leichten Hausrock war, wurde er durch Zufälle von Rock- und
Kleiderfall entzückt. Zum Schluß einen Csardas von hinreißendem Rhythmus
stampfend, kam sie aus der entfernten Ecke des Zimmers auf den Zehen gegen
ihn, bei jeder Taktsenkung das Bein wie einen bohrenden Pfeil gegen sein
Antlitz streckend.

Bei seinem zweiten Besuch ward sie mit reizender Natürlichkeit seine
Geliebte. Diese Frau, die den Männern bisher das Bild eines
buntschimmernden Vogels von phantastischer Seltenheit hatte geben müssen,
blasierter Ungeduld zu genügen, war an seinem Hals das schlichte, schlanke
Mädchen aus dem Volk voll naiver Hingabe. Es bedurfte nichts
Außerordentlichen von seiner Seite, die Sehnsucht der Umarmten zu stillen.

Doch blieb bei dem mannigfachen Glück, das sie einander gaben, die
gassenbübische Art, mit der sie alle offizielle Welt verhöhnten, höchster
Genuß. Napoleon besonders war darin unerschöpflich. Größen der Geldwelt,
Sterne der Wissenschaft und Kunst stellte er blitzschnell in gedrängter
Plastik hin und knickte dann mit witzigem Einfall das Pathos ihrer Geste.
Berühmte politische Personen ahmte er nicht nur in Tonfall und Haltung
nach, sondern auch, wie er in der Betroffenen Art mit riesigem Wortschwall
durchsichtige Tatsachen in ein Chaos verwirrte. Während sie vorgebeugt aus
den Kissen ihm zusah, führte er dramatische Szenen auf zwischen den
Botschaftern zweier Staaten etwa, in deren Verlauf die beiden, sich über
eine unsagbare Nichtigkeit unsagbar albern und aufgeblasen unterhaltend,
allmählich anstelle der verbindlichsten Umgangsformen eine immer steifere
Haltung, schroffere Bewegungen setzten, bis sie schließlich wie zwei
schmollende Gockel hochmütig auseinanderstelzten. Er erzählte, mit welchen
Torheiten und Zufällen sich das Schicksal der Gesetzesvorlagen in den
verschiedenen Kommissionen, die nach den offiziellen Sitzungen bei ihm
fortgetagt, meist entschieden hatte; sie gab ihm Einsicht in abertausend
Spitzfindigkeiten, die die auf die Liebe gestellte Frau der Gesellschaft
anwendet, sich ihre Launen und ihre Lust, am öffentlichen Leben
teilzunehmen, zu erfüllen. Wie oft habe sie selbst ihre Gönner in hohen
Stellungen aus Eigensinn zu unsinnigen, folgenschweren Entschlüssen
bestimmt und den Reportern, die ihr das Haus einliefen, noch dazu
phantastische Lügen aufgebunden! So reinigten sie sich, das Thema
unaufhörlich variierend, innerlich von dem Respekt, den proletarische
Herkunft ihrer Jugend auferlegt hatte, und wurden lächelnde Verächter der
feinen Lebensformen und des guten Tons, den sie wie den Stil in einem Drama
von Corneille oder einer Molièreschen Komödie agierten, während ihnen aus
ihrer Liebe ein herzliches Wort, eine menschliche Bewegung gleichnishaft
dazu immer gewärtig war.

Im Geschäft dehnte Napoleon die Herrschaft, die er über Franzosen besaß,
auf die übrige Welt aus. Er hatte London, Petersburg und Wien gesehen,
Verbindungen angeknüpft und befestigt, manche Anregung mit heimgenommen.
Sein Haus wurde an der Themse und Donau berühmt, bei Sacher und Claridge
fand man Platten »Au Chapon fin«. Es scheiterte auch sein Vormarsch an die
Newa nicht wie der seines unsterblichen Namensvetters. Als der fünfzigste
Geburtstag vor der Tür stand, war sein Ruhm über zwei Erdteile verbreitet,
der größere Teil der zivilisierten Menschheit aß streng nach seinen
Einfällen und Vorschriften. Er besaß ein fürstliches Einkommen und hatte
die kluge, ihn immer anfeuernde Frau an der Seite, zu der die Beziehungen
nicht legitimiert waren, die er aber leidenschaftlich und zärtlich liebte.

Da man vierzehn Tage vor seinem Fest vom Krieg mit Preußen zu sprechen
begann, und die Gäste stürmischer seine Meinung wollten, blieb er lächelnd
ruhig und verneinte jede Möglichkeit eines Ausbruchs von Feindseligkeiten.
Er wußte aus besten Quellen, kein ernsthafter Politiker glaube wirklich an
den Krieg; er war gewiß, es handle sich wieder einmal um die Prestigefrage,
das sattsam bekannte Händeknacken und schmollende Gockeltum. Aber auch als
die Regierung unter einem frivolen Vorwand die Schiffe hinter sich
verbrannt hatte, blieb Napoleon in tiefster Seele ruhig. Er, der wußte,
hohe Politik wird gemacht, um ein paar Dutzend Ehrgeizigen in jedem Land
Vorwand für eine Karriere zu geben und ihren Heißhunger nach öffentlichem
Bekanntsein und Sensationen, mit denen ihr Name verknüpft ist, zu
befriedigen, war überzeugt, man werde unverzüglich diesen Wichtigtuern
Genugtuung geben, indem man sie mit Titeln, Orden und sonstigen
Auszeichnungen von überallher so reichlich fütterte, daß sie satt werden
mußten. Was den Frieden bedeutete. Einen Willen der Völker stellte er nicht
in Rechnung. Er hatte gelernt, es wird mit ihnen kurzerhand nach Gutdünken
der Regierung verfahren. Sie sind es seit ewig gewohnt, wissen und wollen
nichts anders. Sagen heute zu schwarz schwarz und morgen zu schwarz weiß.
Es genügt, ihnen zuzurufen: Das Vaterland ist in Gefahr! Sie fragen
niemals: Durch wen im letzten Grund? Lassen sich bewaffnen, morden jeden
Beliebigen als Erbfeind, erst zögernd, dann, aus Gewohnheit, mit
Überzeugung und Hochrufen. Valentine gab ihm recht. Sie verspottete alles,
Regierende und Regierte. Verbreitete Erzählungen, die die Albernheit der
Diplomaten in ein fabelhaftes Licht setzten, militärische Maßnahmen des
Generalstabs dem Gelächter preisgaben. Beide griffen mit Wollust nach jedem
Gerücht, in dem sich irgendeine großartige Dummheit manifestierte,
fütterten, hätschelten es und waren vor Freude außer sich, akzeptierten es
selbst diejenigen mit feierlichem Ernst, die aus ihrer übergeordneten
Stellung heraus seine Sinnlosigkeit sofort hätten einsehen müssen. Mehr als
der Friede gab der Krieg ihnen unablässig Gelegenheit, die blöde Einfalt
der Welt auf Schritt und Tritt zu erkennen und sich über sie zu erheben.
Die einfache Tatsache, daß sie durch Einsicht in politische Zusammenhänge
die Lügenhaftigkeit aller Vorwände für den Krieg einsahen, gab ihnen
vollkommen innere Unabhängigkeit von ihm.

So konnten sie sich, während ringsum alle Welt immer tiefer in das
verwirrte Auf und Ab der Geschehnisse verstrickt wurde, auf Grund einer
wirklichen Überlegenheit entschieden von den Menschen trennen. In ihre
Seele trat das Bewußtsein höherer Bestimmung, das sich in den Antlitzen
malte. Sie lebten jetzt und webten auf Wolken hoch über dem gemeinen Volk.
Lächelten unbetroffen erhaben zu allen Unglücksfällen und Exzessen, die die
Folgezeit in unaufhörlichem Aufeinander brachte. Die vollendete Katastrophe
des Vaterlandes führte sie auf den höchsten Gipfel innerer Erhebung. Es
lagen ringsum nicht nur die Mitbürger ihrer erkannten Weisheit, Napoleon
und Valentine lagen einander und jeder sich selbst bewundernd und andächtig
zu Füßen.

                   *       *       *       *       *

Eines Tages trat auf in Paris, was man die Kommune nannte. Sie zerschlug
die Spiegelscheiben des Chapon fin, zertrümmerte alles Gerät im Innern und
setzte Valentine und Napoleon, jeden für sich, ins Gefängnis. Als es nach
Wochen Napoleon durch einen Zufall gelang, sich zu befreien, erfuhr er, die
Gefährtin seines Lebens sei, an die Wand gestellt, erschossen. Ihm fielen
die Beine unter dem Leib fort, und tagelang schleppte er sich aus Gassen in
Felder an Flußrändern entlang, ohne Licht und Finsternis scheiden zu
können. Das erste Bewußtsein von sich empfing er durch einen Stoß vor die
Brust, den ihm ein deutscher Landwehrmann gab. Doch schwand es wieder, bis
eines Nachts, da er auf einer Pritsche lag, Erinnerung an Valentine ihn
überfiel. Sie war rosa und wie eine tanzende Guirlande anzusehen, die sich
immer enger um ihn schlang und ihm endlich die erste Träne, dann
Tränenströme aus den Augen schnürte. Nun sank er hin, aufgelöst in ein
unendlich weiches und warmes Weh. Lange erschütterte es seine Glieder und
hüllte die Welt in feuchte Schleier. Es trat aber der Vergleich seiner
elenden jetzigen Lage und alles Gewesenen hinzu und erfüllte ihn mit Haß
gegen die Menschheit und den Schöpfer. Tiefer kroch er in sich hinein und
häufte Anklage auf Anklage gegen die Welt. In einer dunklen Nacht stand er
plötzlich vor den mit Brettern vernagelten Fenstern seines Lokals -- noch
hafteten einige goldene Buchstaben des Schildes -- und in das Loch
plötzlich riesengroßer Erkenntnis fiel die Summe fünfzigjährigen Lebens:
ein blankes Nichts und Einsamkeit.

Trotz und Empörung stachelten ihn zu neuem Tun. Gegen die Ungunst der
Verhältnisse wollte er sofort versuchen, Mittel zu neuem Anfang zu
schaffen, des gleichen Abends aber legte er sich irgendwohin nieder,
spürend, es leide seine Natur nicht, daß man sie um das bestehle, was ihr
vor allem notwendig sei: ungestörte, hingebende Trauer um Valentine. So
suchte er sich einen Platz, der ihm nur das tägliche Brot gab. Früh am
Nachmittag aber schon schloß er sich in seine Kammer ein, stopfte Fenster
und Schlüssellöcher, legte sich aufs Bett und begann, die Frau von den
Toten heraufzudichten. Nachdem er sie zuerst bis in die kleinste Einzelheit
körperlich vor sich wieder hergestellt, ging er sein Leben mit ihr vom
frühesten Anbeginn an durch. Um keinen Augenblick ließ er sich betrügen,
repetierte die einzelne Situation so oft, bis sie in lebendiger
Wahrhaftigkeit vor ihm stand. Jene erste, da sie mit Rockrüschen und
Volants wie ein Quirl über seiner Stirn die Treppe hinaufgehuscht war. Die
Beine in weißseidenen Strümpfen nahmen zwei, drei Stufen auf einmal, er
sieht sie im Gelenk flitzen, und da -- das aber hat er damals nicht gesehen
-- erscheint blitzend am Knie die goldene Strumpfbandschnalle. Wahrhaftig,
als Wirklichkeit dauerte, vor lauter Schauen und Staunen hatte sein
Bewußtsein sie nicht gefaßt. Und heute erstand sie das erstemal zum Leben,
beschworen durch seine unwiderstehliche Zärtlichkeit. So drang er inständig
weiter in Erinnerung ein und entriß ihr, mit Hingebung und Andacht um ein
Nichts und den Bruchteil einer Sekunde kämpfend, so viel Nichtgespürtes und
Nichterfahrenes, daß er ein völlig neues, reicheres Leben mit der
gestorbenen Freundin führte.

Als er bei jener Epoche angekommen war, in der sie ihr irdisches Leben
beendet hatte, brachte er sie leicht über die Klippe des leiblichen Todes
handelnd und redend in die jetzige Zeit hinüber und sah sie Stellung nehmen
zu seinem augenblicklichen Dasein. Er müsse, da die Verhältnisse sich
allmählich wieder zur Ordnung fügten, den sinnenden Zustand aufgeben, an
äußeres Fortkommen und eine neue bedeutende Einstellung zu neuen Umständen
denken.

Hatte ihm der Krieg nicht tiefere Einblicke in Fragen der Ernährung,
Möglichkeiten der Rohstoffverarbeitung gegeben, als jede Situation vorher?
Welche außerordentlichen Aufschlüsse hatte die zweckmäßige oder
unzweckmäßige Ernährung eines Heereskörpers, der Bevölkerung einer
belagerten Stadt, welche Klarheit vor allem das Befinden des eigenen
Körpers nach dieser oder jener leiblichen Zumutung ihm verschafft! Das eine
mindestens war zur Evidenz klargeworden: Weit über die Notdurft hatte der
Mensch vor dem Krieg gegessen und getrunken. Es schien Napoleon fernerhin
ein Unding, das bisher übliche Mittagsmahl von sechs oder sieben Platten,
ein Abendessen von fast gleichem Umfang zu servieren. Millionen hatten
größere Arbeitsleistung, höheren Schwung bei einem Stück Brot und wenigen
Kartoffeln bewiesen als Generationen vorher bei einer täglichen Unzahl von
Gerichten. Es schien ihm hohe Pflicht, die gewonnenen Erkenntnisse dem
Publikum sofort praktisch zu demonstrieren.

Er gab Valentine vollkommen recht. Sie habe nicht nur dem eigenen Leib nie
mehr als das Notwendige zugemutet, sondern sei auch Anlaß gewesen, daß er
den Gästen das Leichteste und Verdaulichste geboten. Doch in viel zu viel
Platten auf einmal. Von jetzt ab müsse er in zwei, drei Gerichte
zusammendrängen, was der Magen zur Speisung des Organismus brauche, und ihm
zugleich die volle Wollust eines reichlichen Mahles vermitteln.

Während er also die am Leben gebliebenen Gönner aufsuchte und zu seiner
Unterstützung vermochte, während die so lange leer gebliebenen Räume seines
alten Heimes allmählich in strahlenden Stand gesetzt wurden, unterrichtete
er sich methodisch über die wissenschaftliche Zusammensetzung der
verschiedenen Nahrungsmittel, über ihren Gehalt an Eiweiß, Kohlehydraten
und Fett. Er machte Tabellen und Exempel über Exempel und errechnete an
glückseligen Tagen eine neue ideale Speisenkarte, auf der er jeden, auch
den verführerischsten Namen einer Platte, sofort durch arithmetische Zahlen
ersetzen konnte; aus der man mittels zweier Speisen einen ausreichenden
Nenner sämtlicher für die Ernährung wichtigen Stoffe erzielen konnte. Hatte
aber anfangs Notwendigkeit, die gewollten Einheiten in ein Gericht
unterzubringen, vielleicht auf dessen gastronomische Vollkommenheit
gedrückt, ging jetzt auf Spaziergängen Napoleons Phantasie der erklügelten
Platte von allen Seiten zu Leibe, wie ihre Schmackhaftigkeit und Anrichtung
auf die höchste Höhe zu bringen sei. Und da ihm ein über das andere Mal die
Hitze des Entdeckerglücks ins Gesicht stieg, fixierte er endgültig die
Gerichte, mit denen er künftige Menschen aus der Schwächung durch den Krieg
zu frischem Leben führen wollte.

                   *       *       *       *       *

Der Erfolg an der wiedereröffneten Stelle war nicht so überraschend und
bedeutend wie das erstemal. Schon nach wenigen Tagen stellte der Wirt fest,
er hatte es mit lauter Unbekannten zu tun, die nicht Empfehlung, sondern
Zufall und Laune zu ihm geführt. Der riesige Kreis seiner alten Gäste war
vom Erdboden verschwunden. Doch stählte diese Erkenntnis seine Kräfte, da
ihm einleuchtete, es brachten die Neulinge auf Grund liebgewordener
Gewohnheiten keine Voreingenommenheit mit. So verließ er Monate die Küche
nicht, wo er mit Anspannung aller Kräfte die gewonnenen Grundsätze in die
Tat umsetzte. Vor allem mußte er die Köche von der Richtigkeit seiner
Ansichten überzeugen, daß die nötige Herzenslust zur Arbeit ihnen nicht
fehlte. Erst als unten die Wirtschaft geregelten Gang ging, betrat er die
Räume des Restaurants wieder und suchte Fühlung mit den Gästen.

Vom Ton zwischen ihnen und den Kellnern ward er zuerst betroffen. Es gab
keine Unterhaltung über die zu wählenden Speisen, nicht einen Scherz, kein
interessiertes Hin und Wider. Kurze Kommandos flogen. Der Bedienende,
geneigten Hauptes stumm, machte kehrt. Man aß schnell, ließ sich nicht mit
Behaglichkeit nieder. Kaum, daß man die Kissen drückte. Zur Verdauung gab
sich niemand Zeit. War der letzte Bissen genossen, fuhr der Gast in die
Höhe und verschwand. Rote Köpfe, fettgeränderte Lippen, müde Scheitel, die
sich in die Sofarücken lehnten, Hände, mit geschwollenen Adern aufs Gedeck
gebreitet, sah Napoleon nicht mehr. Es wehte nicht der Atem einer
allgemeinen glückseligen Sattheit nach Tisch und des Dankes gegen Gott und
den Wirt durch den Raum. Steif und gereizt fast saß der Kauende und
vermied, auch nur von sich fortzusehen. Das war nicht ein geänderter
Kundenkreis, das war das Gesicht einer anderen Welt, erkannte Napoleon.

Es war klar: andere Ideale herrschten in neuen Menschen. Der Krieg hatte
die Machthaber von ehemals vernichtet. Es saßen nicht mehr die Glieder
alter Familien an seinen Tischen, die in oft jahrhundertelangem Ringen
Ansehen und Vermögen an sich gebracht und es zu brauchen wußten; er
bediente nicht mehr die dreifache Aristokratie des Adels, ererbten
Reichtums und des Geistes. Hier trat eine Rasse auf, die durch den Umsturz
aller Verhältnisse an die Oberfläche gespült, behend zugegriffen und in der
allgemeinen Verwirrung, bei einer sentimentalen Erschlaffung der
Besitzenden, sich übermäßig und skrupellos bereichert hatte. Den Sack voll
Gold, saßen sie unkundig seines Verbrauchs, gierig, die Allüren der
Wissenden sich anzueignen, elend und leer mit der einzigen Geste
schweigender Abwehr. Stumm und in der Bewegung beherrscht, konnten sie für
unterrichtet gelten. Sprachen sie, wurde ein Wirken der Glieder notwendig,
klappten sie zu völliger Ohnmacht zusammen.

Nachdem er aber eingesehen, die Zurückhaltung der Gäste sei in einem
Zuwenig begründet, ließ er seine beherrschte Unterwürfigkeit und ging
langsam, doch eindringlich zum Angriff gegen die maskierte Gesellschaft
vor. Wie ein Dieb brach er in gepanzerte Unnahbarkeit, legte ein harmloses
Sätzchen als Köder vor und amüsierte sich göttlich, ließ der geschmeichelte
Heraufkömmling sich aufs Eis überkommener Begriffe locken und legte eine
geradezu erbarmungswürdige Blöße an den Tag. Hatte er hinter
undurchdringlicher Maske jemandes Vertrauen gewonnen, ließ er den
Getäuschten das eigene Selbstbewußtsein ausbreiten, das sich fast immer
stützte auf alberne, mit Emphase vorgetragene Gemeinplätze über den Krieg,
Heldentaten, die der Betreffende irgendwie während des Feldzugs vollbracht
haben wollte; dann kamen Napoleons Einwürfe aus dem Schatz des Herkommens,
Namen ausgezeichneter Menschen der Vergangenheit, bedeutender Erfindungen,
irgendeiner Geistesgroßtat. Am höchsten hüpfte sein Herz vor Freude, konnte
er durch einen einzigen Kulturbegriff, den er wie einen spitzen Pfeil dem
Gegner in die Parade flitzte, diesen bis auf die Haut entlarven.

Nun fing des Abends im Bett ein Gekicher an, das grausamer und
schonungsloser war, als jenes einstige Lachen mit Valentine über Narrheiten
einzelner Zeitgenossen vor dem Krieg. Hier fand Napoleon eine ganze Welt
närrisch; ihren einzigen Ehrgeiz, Geldgewinn und Beurteilung des Menschen
nach seiner Eignung dazu, über das Maß abgeschmackt und kahl. Während seine
Geschäfte noch gut gingen, sah er schon die Kluft sich auftun zwischen
einer modernen, rein merkantilen Weltauffassung und dem eignen
Universalismus. Mit Ergriffenheit spürte er, wie zum erstenmal er hier von
Valentine sanft sich schied. Er wußte, auch für die schrecklich veränderte
Welt hätte sie nur gutmütigen Spott gehabt, in ihm aber kam von Tag zu Tag
stärkere Empörung herauf, die ihn schließlich völlig beherrschte.

Ihm schien jetzt, die fröhliche Überlegenheit, die mit dem fortschreitenden
Alter Valentines immer friedlicher und harmloser geworden war, hätte ihn
schon in der letzten Zeit ihres Lebens gereizt. Hatte sie nicht
schließlich, nachdem man sich gehörig ausgelacht, immer eine
Entschuldigung, irgendeine Güte für den Verspotteten gehabt? Er war
durchdrungen, sie würde es heute nicht anders machen, ja sie möchte zur
Nachsicht noch viel geneigter sein, und zürnte ihr darum. Je mehr seine
Abneigung gegen das Publikum wuchs, je hassenswerter ihm die Erscheinungen
wurden, um so mehr schob er Valentine den unbeugsamen Willen zu, alles zu
begreifen und zu vergeben. Es begann ein täglicher Kampf, unaufhörliche
Auseinandersetzung mit der Welt einerseits und dem lebendigen Bild der
geliebten Frau auf der anderen Seite, der ihn zermürbte und elend machte.
Doch blieb allen Einwendungen gegenüber sein dumpfer Haß schließlich
siegreich. Jahre hindurch hatte er nun nichts mehr von Freundlichkeiten und
Lieblichkeiten des geselligen Lebens bei sich gesehen. Es war der Sinn für
Blumen und brillante Überraschungen, Tollheiten und geistreich
Unvorhergesehenes geschwunden, nicht mehr gab es die über das
Mannesbewußtsein als Spenderin alles Glücks erhöhte und angebetete Frau.
Kein Lachen herrschte mehr und kein Verschwenden, nicht Laune und
Überlegenheit. Wohin er hörte: Geschäfte. Ziffern, wohin er sah. Das Dach
des Hauses schien auf ihn zu stürzen, als eines Tages ein Gast, kühl und
korrekt, an dem er mit witziger Bemerkung sich gerieben, ihm ein Goldstück
als Trinkgeld anbot.

Da lief das bis zum Rand gefüllte Gefäß über. Von jenem Abend bis zum
andern Morgen grub sich eine Falte zwischen seine Brauen, die Lippen
preßten sich aufeinander. Er hatte fortan nicht nur keine Teilnahme für die
gute Bedienung der Gäste, sondern genoß mit Schadenfreude ein Glück, sah er
in irgendeinem Antlitz Enttäuschung über die angerichtete Speise. Schnell
ward sein geänderter Sinn den Kellnern, Köchen offenbar. Sorgfalt und
Gewissen floh. Immer häufiger gab es unzufriedene Gesichter der Essenden.
Unbewegter Miene schlürfte der Wirt jedes Quentchen Wut, dessen Ausdruck er
erhaschte, und berauschte sich daran. Ganz nach vorn wuchs sein Gesicht.
Stechenden Blicks, geblähter Nase schnüffelte er sich in das Empfinden der
neuen Welt; trank, wie bitter es schmeckte, sie völlig aus und spürte zum
anderen Male deutlicher und als Entscheidung: in dreißig Millionen Narren
besaß die Nation nur noch einen Sinn: das Geld, und jeder, dem der Erwerb
wie immer geglückt war, war im eigenen und im allgemeinen Urteil Person. In
Napoleons Auffassung aber war er ein Räuber, ein Scheusal, das die Anarchie
der Vernunft während des Krieges benutzt hatte, den durch Überlegenheiten
und Mühsale in Generationen erworbenen Familienbesitz des Landes an
irdischen und himmlischen Gütern zu zerstören. Es kamen die Häuptlinge der
neuen Geldaristokratie zu ihm. Fett, frech und verlegen stümperten sie mit
ihren Weibern Geselligkeit.

In Napoleons Hirn stieg wie ein Bläschen zuerst der Gedanke an Gift, das
ihnen zwischen die Speisen zu mischen sei. Bald machte er sich im Denken
breiter, und endlich beherrschte er sein Trachten ganz. Von irgendwoher
hatte er sich das ansehnliche Quantum Arsenik verschafft, das ihm nun seit
Tagen in der Tasche brannte: es wie ein harmloses Gewürz in die Teller zu
streuen, abzuwarten, bis die Wirkung, die in den Eingeweiden wühlte, ins
Auge brach. Glut stieg ihm ein über das andere Mal in die Haare, bis er
fühlte, im nächsten Augenblick widerstände er dem ungeheueren Verlangen
nicht mehr.

Da riß er die Tür zur Gasse auf, und barhäuptig im Galopp, als wälzten sich
Lavaströme auf seinen Fersen, entlief er der Straße, dem Stadtviertel, der
Bannmeile von Paris; sank draußen ins Feldgras, schluchzte, daß die Knochen
bebten, schluchzte sich und die Erde naß.

Er zog die Landstraßen entlang, durch Märkte und Städte. Blieb aus Zufall
irgendwo Monate, Jahre als Aufwärter, Hausknecht, Gelegenheitsarbeiter.
Sein Weltbild wurde auf gleicher Basis runder und mannigfaltiger. Überall
sah er die vom Kampf ums Dasein betäubten Massen, von rücksichtslosen
Unternehmern an Kessel und Maschinen geschmiedet, Waren verfertigen, für
die aus schließlichem Mangel an Absatz, so rechnete Napoleon, über kurz
oder lang durch neue Kriege mit neuen Hekatomben zerfleischter Menschen
neue Abnehmer in zu erobernden Provinzen gewonnen werden mußten.

Hellen Bewußtseins trat er aus diesem Lauf der Geschicke aus. Den Gedanken
an Erwerb riß er mit allen Wurzeln aus seiner Seele, erlaubte sich keinen
Besitz über die Notdurft. Das von aller Welt gesonderte Dasein gab ihm
Person und Überlegenheit; der Mangel an Eigentum, Unabhängigkeit und freie
Bewegung. Von einem Tag zum andern hatte er durch einen einzigen Entschluß
Verfügung über sich und die Welt nach allen Seiten gewonnen, und ein
erlöstes Lachen trat in sein Gesicht. Jetzt, wo er auch stand und ging, war
er bloßer Zuschauer der menschlichen Komödie, an der er, weil durch eigene
Qual nicht mehr verbunden, gutmütige Kritik übte. Da war es, daß er sich
dem vergessenen Andenken Valentines wieder offiziell und innig vermählte,
der er, wie er sich nun gestand, während seine Vernunft ihre Einflüsse
bekämpfte, ahnend nachgefolgt war.

Eines Tages stand er vor jenem Eckhaus, an dem sich die Steinwege nach
Nivelles und Genappes treffen; in dem er geboren war. Niemand kannte ihn
dort. Alles Verwandte war tot. Als zwölfjähriger Knabe war er hier
fortgegangen, der Wiedergekehrte zählte fünfundsechzig Jahre.

Aber im Wirtshaus wußte man seine Geschichte. Erzählte Grandioses, Historie
von ihm. Mehr war den Erfolgen dieses heimischen Napoleon die allgemeine
Teilnahme und Bewunderung zugetan, als dem Korsen. Man wies ihm, der sich
nicht zu erkennen gab, gerahmte Zeitungsnachrichten, in denen es hieß, wie
ganz Außerordentliches von ihm in verschiedenen Zeitläuften ausgerichtet
war -- »und angerichtet,« wie ein Witziger hinzufügte. Länder samt ihren
Fürsten, die zivilisierte Welt von West nach Ost habe schließlich ihm, dem
vlämischen Bauernsohn, einmütig zu Füßen gelegen. Mit nachdenklichem,
gerührtem Erstaunen hörte Napoleon die mannigfachen Erzählungen und entsann
sich der Kreuze und Sterne an rot und grünen, an gestreiften Bändern, die
irgendwo in einer Schublade lagen.

                   *       *       *       *       *

Am Rand des unvergleichlichen Wälderkranzes, der Brüssel einsäumt, liegt in
einer Talsenkung an der Straße von Quatre-bras nach Waterloo das Schlößchen
Groenendael; ein weißes, einstöckiges Haus aus dem Empire. In vergangenen
Zeiten eine Abtei, wurde es im neunzehnten Jahrhundert Wirtshaus, in das
die besseren Bürger Brüssels auf Ausflügen einkehren. Dort ganz nah der
Stätte seiner Geburt, nahm Napoleon einen Platz als Kellner. Seine Jahre,
die schwachen Füße erlaubten ihm angestrengten Dienst nicht mehr. Hier war
im Winter nichts, im Sommer an Wochentagen wenig zu tun. Nur Sonntags mußte
er sich ein wenig tummeln. Doch nahmen die Gäste seiner viel Rücksicht und
blickten mit neugieriger Erwartung ihm entgegen, trug er das hochbeladene
Brett auf sie zu. Jeder hatte ein Wort für ihn, dem er freundliche
Empfindung unterlegte, alle Anrede begann mit Umschreibung und
Entschuldigung fast. Nicht, was er brachte, er selbst, wie er's ausführte,
blieb Gegenstand teilnehmender Aufmerksamkeit, gutmütigen Staunens, und
stand das Gewünschte auf dem Tisch, strahlte ihm alles Verwunderung und
Anerkennung zu. Aber auch Napoleon selbst lachte in heller Befriedigung
über das ganze Gesicht. Der Wirt mit seiner Familie merkte das Gefallen der
Gäste an dem alten Mann, behandelte ihn mit Rücksicht und ließ ihn
ungestört und ungescholten seine Tage hinbringen.

So kam von außenher alsbald kein Mißlaut mehr in sein Leben, das im ruhigen
Gleichmaß ging. Den Frühling sah er, Gottes himmlische Wärme in bestimmten
Abschnitten über die Erde kommen, auf den Hügeln Buchen grünen, Kühe über
die beblumte Wiese weiden. Menschen aller Art aber wandelten zu allen
Jahreszeiten in einem schönen, landschaftlichen Panorama vor ihm. Lange sah
er sie als deutliche Figuren mit Lärm und eigener Bewegung, dann noch wie
scharfe Schatten. Allmählich aber lösten sie sich still in umgebende Natur
auf.

Die sich in seine Seele wie ein vollkommenes Gemälde spannte, das er mit
Andacht schaute. War die Sonne mild, trat er unter Bäume und blickte das
Warme an, das um ihn summte. Dort strahlte ein Vogel lang dasselbe Lied;
dann flog er wie Licht zum andern Baum hinüber. Hier putzte das Eichhorn
sich schnurrig geduldig zum Goldbraun der Stämme, Blindschleiche kroch mit
dem Schatten ins Helle und züngelte. Dann faltete Napoleon die Hände, stieß
entzückte Seufzer aus und legte sich lang ins Gras. Den Blick zum ewigen
Himmel aufgeschlagen, hatte er die gesamte Schöpfung, Ton, Raum und Licht
mit eins in der Netzhaut.

An Vergangenheit, viel Macht und Ehre, viel Leid und Elend, häusliches und
bürgerliches Wesen, an einzelnes erinnerte er sich nicht mehr. Manchmal
tätschelte er die Kuh, den Hund und dachte nichts dabei. Er wurde gar sehr
schwach. Das war ihm eitel Wollust. Als die letzte, größte Schwäche kam,
war er gut und fromm.

Von CARL STERNHEIM erschienen:

_IM INSEL-VERLAG_

DON JUAN

Eine Tragödie. Geh. M 5.--, Halbleder M 8.--

ULRICH UND BRIGITTE. Ein dramatisches

Gedicht. Geh. M 3.--, Leinen M 4.--

AUS DEM BÜRGERLICHEN HELDENLEBEN:

1. DIE HOSE. Lustspiel.

2. DIE KASSETTE. Komödie.

3. BÜRGER SCHIPPEL. Komödie.

4. DER SNOB. Komödie.

Jeder Band geheftet M 3.--, Leinen M 4.--

_KURT WOLFF VERLAG_

5. DER KANDIDAT. Politische Komödie.

6. 1913. Schauspiel.

Als vierzehnter Band der Bücherei »Der jüngste Tag«

BUSEKOW

Erzählung. Geheftet M 0.80, gebunden M 1.50





End of the Project Gutenberg EBook of Napoleon, by Carl Sternheim

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     you already use to calculate your applicable taxes.  The fee is
     owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he
     has agreed to donate royalties under this paragraph to the
     Project Gutenberg Literary Archive Foundation.  Royalty payments
     must be paid within 60 days following each date on which you
     prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
     returns.  Royalty payments should be clearly marked as such and
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     the Project Gutenberg Literary Archive Foundation."

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electronic work or group of works on different terms than are set
forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark.  Contact the
Foundation as set forth in Section 3 below.

1.F.

1.F.1.  Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
collection.  Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
works, and the medium on which they may be stored, may contain
"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
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1.F.2.  LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right
of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project
Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all
liability to you for damages, costs and expenses, including legal
fees.  YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3.  YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE
LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
DAMAGE.

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defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can
receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a
written explanation to the person you received the work from.  If you
received the work on a physical medium, you must return the medium with
your written explanation.  The person or entity that provided you with
the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
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providing it to you may choose to give you a second opportunity to
receive the work electronically in lieu of a refund.  If the second copy
is also defective, you may demand a refund in writing without further
opportunities to fix the problem.

1.F.4.  Except for the limited right of replacement or refund set forth
in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS', WITH NO OTHER
WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.

1.F.5.  Some states do not allow disclaimers of certain implied
warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
the applicable state law.  The invalidity or unenforceability of any
provision of this agreement shall not void the remaining provisions.

1.F.6.  INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
with this agreement, and any volunteers associated with the production,
promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
that arise directly or indirectly from any of the following which you do
or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.


Section  2.  Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of computers
including obsolete, old, middle-aged and new computers.  It exists
because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come.  In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
and the Foundation information page at www.gutenberg.org


Section 3.  Information about the Project Gutenberg Literary Archive
Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service.  The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541.  Contributions to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
permitted by U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations.  Its business office is located at 809
North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887.  Email
contact links and up to date contact information can be found at the
Foundation's web site and official page at www.gutenberg.org/contact

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     [email protected]

Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements.  We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance.  To
SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
particular state visit www.gutenberg.org/donate

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including checks, online payments and credit card donations.
To donate, please visit:  www.gutenberg.org/donate


Section 5.  General Information About Project Gutenberg-tm electronic
works.

Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone.  For forty years, he produced and distributed Project
Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.

Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily
keep eBooks in compliance with any particular paper edition.

Most people start at our Web site which has the main PG search facility:

     www.gutenberg.org

This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.