Die Jungfrau von Treiden

By Adelbert Cammerer

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Title: Die Jungfrau von Treiden

Author: Adelbert Cammerer

Release Date: June 4, 2007 [EBook #21680]

Language: German


*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE JUNGFRAU VON TREIDEN ***




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DIE

JUNGFRAU von TREIDEN.


EIN

HISTORISCH-ROMANTISCHES GEMÄLDE AUS
DER VORZEIT LIVLANDS

VON

ADELBERT CAMMERER.


_Motto_: Honorem meum nemini cedo.


ZEIT DER BEGEBENHEIT 1600 à 1620.


RIGA, 1848.
BEI H. SCHNAKENBURG.


Der Druck dieser Schrift wird unter den gesetzlichen Bedingungen gestattet.
_Riga_, den 4. Mai 1848.                       Dr. C. E. NAPIERSKY, Censor.




      Seiner Hochwohlgeboren

              dem

Herrn Assessor am livl. Hofgerichte zu Riga,

      Collegienrath und Ritter

        MAGNUS VON WOLFFELDT,

welcher den Preis-Juwel jungfräulichster Grossthat, aus
  228jährigem Grabesmoder, mühevoll an das Licht, vor
      die Augen und Herzen der Welt gebracht,

              dankbar gewidmet

                              von

                        _dem Verfasser._




Die

Jungfrau von Treiden.




I.

Prolog.


    Zu dir, _Livonen-Schweiz_, hinan,
      Und deiner Vorzeit Leben:
    Lass mich, auf _Clio's_ treuer Bahn,
      Den _Sänger_-Flug erheben!

            *    *    *

    Wo schimmern dort, von Sonnengold
      Und Abendroth beschienen:
    _Kremon_, _Thoreida_, _Segewold_,
      In klagenden Ruinen;

    Wo seit dem Blutwerk' ihrer Schlacht,
      Herab in Blumen-Auen,
    Von ihrem Thurm bei Mitternacht,
      Die todten Ritter schauen;

    Wo Feinde nun ein Grab versöhnt;
      Und, auf der Vorwelt Leichen,
    Der Hügelreihen Stirne krönt
      Ein Bürgerkranz von Eichen;

    Wo _Flora's_ holde Kinder mir
      Das Pfühl zum Lager breiten;
    Pomona dort, und Ceres hier,
      Ein Erntefest bereiten;

    Wo nach _Mäander_-Krümmen-Tanz
      Des Stromes, die _Najade_,
    Bei lauer Welle Silberglanz,
      Dem _Amor_ winkt zum _Bade_;

    Wo aus der _Felsengrotte_ spricht
      Der Heidenwelt _Sibylle_;
    Und bei _Dryaden_ Kränze flicht
      Die _Muse_ der _Idylle_;

    Wo hell, zum Morgenstern empor,
      Der Haine Lieder wallen;
    Und Wehmuth schwelgt im Tausendchor
      Von _Hölty_-Nachtigallen: --

    Zu dir hinan, _Livonen-Schweiz_!
      Nach deiner Vorzeit Leben,
    Und deiner _Anmuth_ Blüthenreiz',
      Will ich den Flug erheben.

    _Thoreida_ sei des Fluges Ziel!
      _Asträa_ soll mich führen! --
    Ein _Opfer_, das dem Herrn gefiel,
      Soll tief die Seele rühren!

            *    *    *

    Nicht _Männer_ aus der _Ritter_ Zahl,
      Gegossen wie von Eisen;
    Nicht _Helden_ von Granit und Stahl,
      Will meine Harfe preisen:

    Der _Weltgeschichte_ stolze Macht
      Hat ihren Kranz gewunden;
    Sie kann nicht leben ohne Schlacht,
      Nicht ohne Völker-Wunden!

    Ihr _Griffel_ hat so manchen _Wicht_
      Gigantisch aufgemessen;
    Und mancher _stillen_ Grösse Licht,
      Das _Welten_ strahlt, _vergessen_!

            *    *    *

    Die _Jungfrau_, die _mein Lied_ erkor,
      Zum Preis und Ehrenmale:
    Sie trat aus öder _Nacht_ hervor;
      Nicht aus dem Marmorsaale.

    Es war, in Gottes freier Luft,
      Ein Schlachtfeld ihre Wiege;
    Das Brautgemach -- die Todtengruft;
      Ihr Tod -- ein Sieg der Siege!

            *    *    *

    Hat _gross_ in Rom _Lucretia_
      Die Schmach in Blut begraben:
    So steht die _Deutsche_ -- _grösser_ da,
      Und fleckenlos erhaben.

    _Entweiht_ nur sank in Todeshand
      Die römische Matrone:
    Doch _sie_, _Livona's_ Tochter fand,
      Im Tod -- die Martyrkrone!

    Dort muss ein _Frauentod_ dem Staat'
      Die _Freiheit_ vorbereiten:
    Doch meiner _Jungfrau_ Heldenthat --
      _Entschwand_ dem Buch' der Zeiten!

    Sie lag, im Zweijahrhundertlauf',
      Der Nächte Nacht zum Raube;
    Da stieg sie neuem Leben auf,
      Aus Moderschutt und Staube.

    Und _Jener_, dem die _That_ gelang,
      Der Welt sie neu zu geben:
    Er möge nun im Lobgesang,
      Wie _seine Jungfrau_, leben![A]

[Footnote A: Unter dem Worte »_Jener_« ist, wie die Leser leicht einsehen
werden, wohl nur _der Mann_ zu verstehen: _Dem_ diese Blätter, und zwar mit
vollem Rechte, gewidmet werden.]




II.

Vor dem Burggetrümmer von Treiden.


    _Fremdling_, der sich mir gesellt!
      _Gast_, bei Mondenscheine!
    Sieh! von weiland stolzer Welt,
    Deren Denkmal hier zerfällt,
      Reden noch die Steine. --
    Und -- von jenem _Ritter_-Spiel,
    Das im Blute stieg und fiel:
    Zeugen, aus dem _Grab_-Gefild',
    Helm und Panzer, Schwert und Schild,
      Schädel und Gebeine; --
      _Segen_-Grossthat -- _keine_!

       *       *       *       *       *

      Oft, seit grauer Heiden-Nacht,
    Spielwerk roher Völkerstürme:
      Sank, _Thoreida_! deine Macht;
    Sanken deine Riesenthürme!

      Aber -- liess versöhnte Zeit
    Ihre Schlachtendonner schweigen:
      Sah das Volk die Herrlichkeit
    Wieder aus dem Grabe steigen.

      Völkermark und Heldenblut
    Sollte diese Fluren düngen!
      Stets erneuter Kämpfe Wuth
    Musste diese Welt verjüngen!

      Fürst und Ritter, Herr und Knecht,
    Schweden, Polen, Lithuanen,
      Und der Reussen Landesrecht:
    Fochten um den Sieg der Fahnen.

      Ritterthum und Mönch-_Asyl_ --
    Beidem klang die Todtenmette;
      Und von ihrem Trauerspiel'
    Blieb dem _Volke_ -- nur die _Kette_!

            *    *    *

      Aber -- als dem Siegerglück'
    _Treiden_ sank, im Opfertode:
      Gab dem Fest' -- ein _Weltgeschick_ --
    Noch ein Stück, als _Episode_!

      Und, wenn Bücher ohne Zahl,
    Hier, von Schlachtenruhm erzählen:
      Will ich nun, zum _Heldenmal'_,
    Nur die _Episode_ wählen.

            *    *    *

      _Jungfrau_, wie dein Schicksal gross!
    Grösser noch, in deinem Falle!
      Komm', aus tiefem Gräberschooss',
    In des Ruhmes Ehrenhalle!

      Manchem Helden sank der Muth,
    Sein Verhängniss zu ertragen:
      Aber _du_, in deinem _Blut'_,
    Hast dein Schicksal _mit_erschlagen!

            *    *    *

      Wand'le denn, mit deinem Ruhm',
    Durch die Wahrheit im Gedichte, --
      Von Minerva's Heiligthum',
    Hin, zum Tempel der _Geschichte_!




III.

Rosa Mai.


    _Luna_ schien zur Abendfeier,
    Und in ihrem Sternenschleier
      Kam die thränenfeuchte Nacht;
    Tausende, noch unbegraben,
    Geierbeute, Spiel der Raben,
      Trug das Blutgefild der Schlacht.

    Aber _Manche_, reich an Wunden,
    Die das Ende _nicht_ gefunden;
      Sah'n aus Leichenschutt hervor!
    Der Verzweiflung wilde Töne,
    Fluch, Gebet, und Angstgestöhne,
      Drangen noch zu Gott empor!

    Tochter, Gattin und Matrone,
    Fanden hier den Tod zum Lohne,
      Treu der Ehre, sonder Schmach!
    Ja, der Hekatombenspende
    Sandten auch die Würgerhände
      Noch das Kind der Wiege nach!

    Doch -- indess bei Mondenschimmer,
    Droben auf dem Burg-Getrümmer,
      Noch der Todesengel sass;
    Und die ungelad'nen Gäste,
    Bei _Thoreida's_ Todtenfeste,
      Lärmen, schwelgen, ohne Maass; --

    Während dort, wie Feuerdrachen,
    Brände durch die Lüfte krachen,
      Mit der Hölle Glutgewalt:
    Sieh, da wandelt, Gott-berufen,
    Einsam auf den Trümmerstufen,
      Eines _Freundes_ Huldgestalt!

    _Greif_, der _Schreiber_ auf dem Schlosse,
    Waffenlos im Kriegertrosse,
      Und dem _Sieger_ unterthan:
    Gründet sich, den Muth zum Schilde,
    Nieder zu dem Schlachtgefilde,
      Mühenvoll die schwere Bahn.

    Labsal für die rechte Stunde,
    Oel und Balsam für die Wunde,
      Und vielleicht das _letzte_ Brot:
    Trug er liebend und geschäftig;
    Trug der _Edle_, thatenkräftig,
      Für der Nöthen höchste Noth!

    Spähend nun im Leichenbette,
    Ob die Hand noch Leben rette:
      Warf er seinen Blick umher;
    Doch, bei allem Muth und Streben,
    Fand er keine Spur von Leben,
      Keinen Strahl der Hoffnung mehr.

            *    *    *

    Von des Todtenfeldes Mitte,
    Wandt er, klagenvoll, die Schritte,
      Wieder heim, an seine Pflicht;
    Aber _sieh_! die Blicke schauen --
    Noch ein _Bild_ von _Edelfrauen_,
      Weiss, wie Schnee, von Angesicht!

    Liebend folgte sie dem _Gatten_,
    Selber in das Reich der _Schatten_;
      Sein auf ewig, hier und dort!
    Denn vermählte Seelen tragen,
    Wann die Herzen nicht mehr schlagen,
      Ihre Liebe mit sich fort.

            *    *    *

    Und an ihrem starren Busen
    Lag, -- zu fernem Lied' der Musen,
      Grosser That noch aufbewahrt, --
    Von dem Schicksal auserlesen:
    Noch ein _kleines Engelwesen_,
      Gleich der Perle rein und zart!

    Halb dem Würger hingegeben,
    Mehr schon Leiche, kaum noch Leben,
      Mit dem Rest von Lebenslust:
    Sog das Kind am Nektarbronnen;
    Doch -- er war zu _Eis_ geronnen!
      Marmor blieb die kalte Brust!

            *    *    *

    _Greif_, der Edle, Muthbeseelte,
    _Greif_, der von dem Herrn Erwählte:
      Nahm das Kind in Vaterarm;
    Pflegte sein mit Lust und Bangen,
    Küsste Rosen auf die Wangen,
      Und die kalte Lippe warm.

    Wie von Sturmes Macht getrieben,
    Führt ihn _Liebe_ dann zur _Lieben_,
      Hin, zur _Gattin_, ihm vertraut:
    _Die_, von hohem Söller droben,
    Herz und Blick zu Gott erhoben,
      Einsam in die Ferne schaut.

            *    *    *

    Und er kam mit froher Kunde!
    Und aus seinem Rettermunde
      Klang der Liebe Zauberton:
    »_Mutter_, wirf den Kummer nieder!
    Eine _Tochter_ bring' ich wieder,
      Nach dem früh verklärten Sohn!« --

    Sieh! und Thau in holden Augen,
    Liess die Mutter _Kindlein_ saugen,
      An der Lebensfülle Born. --
    Beifall winken, aus der Ferne,
    Myriaden gold'ne Sterne;
      _Luna_ mit dem Silberhorn!

    »Für den _Sohn_, von Gott empfangen,
    Für den _Sohn_, zu Gott gegangen:
      Sei nun _Tochter_ diesem Haus!« --
    _Also_, nach dem Sturm' der Leiden,
    _Also_ sprechen -- _Eins_ die Beiden,
      Dankbar, ihren Segen aus.

            *    *    *

    So nun, an des Todes Thoren,
    Kaum dem Leben neu geboren,
      Nicht zum Opferlamme reif:
    Sieht der _Säugling_, zart umfangen,
    Mit der Liebe Kussverlangen,
      Auf den lieben Vater _Greif_.

    _Diesen_ führt, am nächsten Tage,
    Ringsumher die Sorgenfrage:
      Nach der Eltern Stammgeschlecht;
    Aber, ach, die Todten schweigen!
    Nimmer will sich Kunde zeigen;
      _Sein_ wird also _Vaterrecht_.

    Segen wird der _Herr_ verleihen;
    _Taufe_ soll die Tochter weihen,
      Durch geweihte Priesterhand:
    Doch, der Tempel, in Ruinen,
    Kann dem Himmel nicht mehr dienen;
      Sein Altar und Diener schwand! --

    »Gottes Vaterblicke wachen!
    Seine Gnade, stark in Schwachen,
      Werde Schild und Wanderstab!
    Seinen _Engel_ wird er senden;
    Unheil von dem _Kinde_ wenden,
      Dessen _Wiege_ war -- ein _Grab_!« --

    _So_, gestählt von solchem Worte,
    Wandelt _Greif_ zur Eisenpforte,
      Mitten durch die Kriegerschaar;
    Eilt dann, muthig, mit der _Kleinen_,
    Und im Treugeleit' der Seinen,
      Fernhin, zu des _Herrn_ Altar.

    Bei der _Taufe_ zu bekunden,
    _Wann_ die _Tochter_ aufgefunden,
      Und dem Tag' gewonnen sei:
    Nannte _Greif_ die Namenlose --
    =Rosa Mai=, die Maienrose,
      Nach dem Blüthenmonde _Mai_.

    Dank nach _Oben_ wird gesendet;
    Opfergabe dann gespendet,
      Wie sie dem Altar' gebührt;
    Und so kehren heim die Beiden,
    Wieder nach dem Schlosse _Treiden_,
      Und -- wohin der _Himmel_ führt.

    Dann -- wie _Vatergüte_ schalten,
    Dann -- wie _Muttertreue_ walten,
      Und die Liebe pflegen kann:
    Soll hinfort das _Kind_ erfahren! --
    Monde reifen so zu Jahren,
      Bis der Jugend Lenz begann.




IV.

Ihre Jugend, Erziehung und Geschäftigkeit.


    Sieh, und Kriegesdonner schweigen!
    Neue Lebensbäume steigen
      Aus dem feuchten Modergrab'!
    Holde Friedensengel schweben,
    Ueber Saat und Flurenleben,
      Für gemess'ne Zeit herab.

            *    *    *

    Wieder _neu_, zu _Gottes_ Ehre,
    Prangen Tempel und Altäre;
      Fester stieg der Festen Bau.
    Und von _Treidens_ Thurm und Saale,
    Grüsst der Blick im Blumenthale,
      Neu, die alte Bilderschau.

            *    *    *

    Glockenton und Liederklänge,
    Orgel und Choral-Gesänge,
      Tönen festlich, nah' und fern;
    _Rosa_ kniet im Kirchenstuhle,
    Horcht den Lehren in der Schule,
      Vor dem _Prediger_ des _Herrn_.

    _Seiner_ Pflege, _seinen_ Sorgen,
    Anvertraut am Jugendmorgen,
      Auch in Liebe zugethan:
    _Also_, stets bei regem Fleisse,
    Ringend nach dem Ehrenpreise,
      Blüht das _holde Kind_ heran.

    Keinem schnöden Wahn zum Raube,
    Tief gegründet, ruht ihr _Glaube_,
      Wie ein Fels im Meer' der Zeit!
    Nur dem Bund der _Christus_-Lehre,
    Frommer Sitte, Zucht und Ehre,
      Blieben Geist und Herz geweiht.

    _So_ dann führt der _Kirche_ Segen
    Sie dem Tagberuf' entgegen,
      Muthreich wider Missgeschick!
    Und so kehrt sie, achtzehnjährig,
    Wohl belehrt, zu Mehr gelehrig,
      In der _Lieben Arm_ zurück.

            *    *    *

    Kaum begrüsst im _Vaterhause_,
    Kennt ihr Walten keine Pause,
      Ihr Bemühen keine Rast;
    Allem Winke zu genügen,
    Schafft die Arbeit nur Vergnügen,
      Und die Sorge keine Last.

    Immer neuen Reiz entfalten,
    Hass in Liebe umgestalten,
      Gottes-Frieden in der Brust;
    Kummer scheuchen, Groll versöhnen.
    Auferbauen und verschönen:
      Ist ihr Tagwerk, ihre Lust!

            *    *    *

    Soll ich nun die _Zauber_ malen,
    Die aus ihrem Auge strahlen,
      Aus dem holden Angesicht'? --
    O, der Götterwelt Gebiete,
    Auch _Homer_ und seine Mythe,
      Malen ihre Zauber nicht!




V.

Die Freier.


    Rein, wie die Rose von _Eden_, erblüht
      _Rosa_, die herrliche _Maid_;
    Hauchend den Balsam in wundes Gemüth,
      Heilung in Kummer und Leid.

            *    *    *

    Nektar, wie _Hebe_, zu spenden bereit,
      Kämpfern mit bösem Geschick;
    Und zu verklären die Trübe der Zeit,
      Hell, mit dem sonnigen Blick':

    _Also_ nur war sie danieden, der Welt,
      _Himmel_ zu gründen bedacht! --
    Tage so wurden zu Tagen gesellt,
      Süss, wie die Träume der Nacht!

            *    *    *

    _Venus Urania_ -- sie nur beseelt,
      _Rosa_ dich, ohne Gefahr!
    Aber -- auch _Venus_ von _Knidos_ erwählt
      _Treiden_ zu ihrem Altar!

    _Amor_ entsandte, mit Zaubergewalt,
      Pfeile von seinem Geschoss;
    _Manche_ der _Freier_, von Heldengestalt,
      Hält er gefangen im Schloss!

    Lüstlinge reden von Wappen und Stand,
      Preisen im Grabe den _Ahn_;
    Zierlinge bieten vermessen die Hand;
      Rühmen, was Jeder gethan.

    Zärtliche Buhlen, von altem Geschlecht',
      Malen die Ferne so klar!
    _Redliche_ -- lieben nur schlicht und gerecht,
      Doch die Gefühle sind wahr.

    Aber -- ob Mancher dem Auge gefiel;
      Ob er auch liebe, so heiss!
    _Keiner_ gewann sich das herrliche Ziel:
      Liebe für Liebe den _Preis_!




VI.

Victor Heil, der Fremdling.

(Vom Lande Würtemberg.)


    Ein _Jüngling_, wie ein Göttersohn
      Aus weiland gold'nen Tagen,
    In dessen Auge seinen Thron
      Gott _Amor_ aufgeschlagen;

    Der Kraft und Schönheit Conterfei,
      Geschaffen, um zu siegen;
    Wie Tanne schlank, wie Ceder frei,
      Im Sturme sich zu wiegen:

    Ein _solcher Jüngling_, hehr und mild,
      Und frei von allem Fehle:
    War _Victor Heil_, das _Musterbild_,
      Von dem ich nun erzähle.

            *    *    *

    In _Würtemberg_, dem _Schlosse_ nah',
      Von dessen Blumenhügel
    Der _Ruhm_ von _Stauffen_ niedersah,
      Und schwang die Weltenflügel:

    _Da_ war dem jungen Heil die Zeit
      Der _Kindheit_ hingeschwunden;
    _Da_ grub in seine Seligkeit
      Sein _Loos_ -- auch _Todes_-Wunden!

    Im _Vaterhause_ früh gewöhnt
      Zu Regelmaas und Fleisse;
    Der Schule Vorbild, und gekrönt
      Mit manchem Ehrenpreise:

    Beschloss er, wach für jeden Keim,
      Der Kenntniss zum Gedeihen,
    Die volle Kraft dem _Musenheim_
      Von _Tübingen_ zu weihen.

            *    *    *

    Da -- zehrte _Brand_ am _Vaterhaus_!
      Und -- _Staub_ war seine Habe! --
    Dann starben ihm die Freuden aus,
      An seiner _Eltern Grabe_!

            *    *    *

    Ein _Oheim_, der die _Gartenkunst_
      In Meisterschaft betrieben:
    War noch, in langbewährter Gunst,
      Dem Jüngling _hold_ geblieben.

    Sein liebes Thal-_Asyl_ umwand
      Ein _Garten_, sonder Gleichen;
    Denn alle Gärten, weit im Land',
      Sie mussten diesem weichen.

    Und _hier_, in ländlicher Natur,
      Gewiegt auf ihrem Throne;
    Vertraut mit Blumen jeder Flur,
      Mit Blüthen jeder Zone!

    _Hier_, in der besten Schule war
      Die _Probe_ bald gelungen;
    Der _Jüngling_ sah, nach Einem Jahr,
      Den Meistergrad errungen!

            *    *    *

    Dann rief es ihn zu Wanderlauf,
      Nach aller Deutschen Weise,
    Gen _Westen_ wie gen _Süden_ auf,
      Zur langersehnten Reise.

    Gewandert viel, mit Forscherblick,
      Beschloss er, Mehr zu wagen;
    Bis Glückesruf und Missgeschick
      Nach _Norden_ ihn getragen.

            *    *    *

    Da hielt _Livona's_ Blumenkranz
      Den _Jüngling_ bald gefangen;
    Es war ein _Stern_ von Wunderglanz
      Am Himmel aufgegangen!

    Der holde _Stern_ gefiel sich dort,
      Und wollte nimmer scheiden;
    Und Zauber trug den Jüngling fort,
      Es war -- der _Stern_ von _Treiden_!

    Wie Pilger nach dem _Gnadenbild'_,
      Zu flehen dort um Segen:
    So pilgert _Heil_, im Thalgefild',
      Dem nahen Schloss entgegen.

    Der _Stern_, im _Rosa_-Farbenspiel,
      War sein Geleit' geblieben;
    Die _Burg_ umfing sein _Wonneziel_!
      Er kam -- und sah -- zu lieben!

            *    *    *

    Das Götterbild der Phantasei,
      Es prangt in vollem Leben!
    Der _Schatten_ soll, in _Rosa Mai_,
      Zu _Wahrheit_ sich erheben.

    Er schien mit ihrem Blick vertraut,
      Mit jedem Zug der Mienen;
    Es war ihm ja die Todesbraut
      In Träumen oft erschienen.

    Der _Holden_ klang sein Abendgruss,
      Wie Lied von gold'nen Zeiten;
    Und _Beiden_ kam ihr _Genius_,
      Mit allen Seligkeiten.

            *    *    *

    Dem _Alten_ war, gesehen kaum,
      Der Jüngling _werth_ erfunden;
    Und _diesem_ schwand, wie Engeltraum,
      Die seligste der Stunden.

    Der _Mutter_ kam ihr _Sohn_ zurück;
      Und lautlos horchten Alle:
    Da _Victor_ sprach von Jugendglück',
      Und von des Glückes Falle.

            *    *    *

    Darauf im Dichterfluge mass
      Der Jüngling noch die _Reise_;
    Und bei dem Abendbrot' vergass
      Der Frohe Trank und Speise.

    Denn ihm zur Seite strahlte _Sie_,
      Gleich einem Prachtjuwele:
    Das Kleinod seiner Phantasie!
      Das Leben seiner Seele!

       *       *       *       *       *

    Und zögernd schloss der _Sehnsucht Wort_
      Den Sabbath stiller Pause:
    »Mir ist so wöhlig hier am Ort',
      Wie fern im Vaterhause!

    O, lasset mich ein ödes Land
      Auf Eurem Grunde finden!
    Dann soll Euch meine _Gärtnerhand_
      Ein _Paradies_ begründen.«

       *       *       *       *       *

    Und _Greif_, dem jungen Eifer hold,
      Entgegnet, ohne Säumen:
    »Es fehlt, im nahen _Segewold_,
      Dir nicht an öden Räumen.

    Da führen an das off'ne Thor
      Noch Reste von Alleen;
    Auch war ein reicher Blumenflor,
      Dem Schlosse nah', zu sehen.

    Doch seit ihr _Pfleger_ sank dahin,
      Zu frühen Grabes Frieden:
    War auch die Blumenkönigin
      Von Segewold geschieden.

    Der _Schlossherr_, dessen hoher Gunst
      Die Meinen sich erfreuen:
    Will durch Genossen Deiner Kunst
      Die alte Pracht erneuen.

    Er hält den Mann aus _Deinem_ Land',
      Vor Allen, hoch in Ehren;
    Und wer die Probe treu bestand,
      Kann reichen Lohn begehren.

    So pflege denn für diese Nacht
      Der Ruhe noch in Treiden!
    Der nächste Tag, der uns erwacht,
      Soll über Dich entscheiden.«




VII.

Victor's kurze Nacht in Treiden.


    Die Schlossuhr kündet Mitternacht,
      Und Schlaf regiert im Hause;
    Nur _Heil_ und seine _Liebe_ wacht
      Noch einsam in der Klause.

    Die Geisterstunde ging und schwand,
      Wie Augenblicke schwinden;
    Doch -- was die volle Brust empfand,
      Liess keine Ruhe finden!

    Die Schatten der Vergangenheit,
      Bald heller und bald trüber:
    Sie zogen aus dem Grab' der Zeit,
      An seinem Blick vorüber.

    Dann voll der _Zukunft_-Sorge, schlug
      Der Geist an ihre Pforte;
    Und sandte dem Gedankenflug',
      Geflügelt nach, die _Worte_:

    »Hinweg denn mit dem Wanderstab!
      Mein Schicksal ist entschieden!
    Du Wiegenland und Vätergrab',
      O, grünet fort, im Frieden!

    Du Paradies der Heimathflur!
      Des Neckar-Landes Auen!
    Der Jüngling wird im _Traume_ nur
      Hinfort euch wieder schauen.

    Der _Gärtner_ zog durch Länder hin,
      Um fern, im Rosengarten,
    Der zarten Blumenkönigin
      Zu pflegen und zu warten.

    Und leb' ich nur vereint mit _Ihr_,
      Der _Einzigen_ auf Erden:
    Soll auch die starre _Wüste_ mir
      Ein Garten _Gottes_ werden!« --

            *    *    *

    Mit _solcher Tröstung_ schien dem Gast'
      Der Wünsche Ziel gefunden;
    Und einer Zukunft Weltenlast
      War seinem Traum geschwunden.

    Doch _draussen_ ging sein _Wunderstern_,
      Von Trauerflor umhangen!
    Und dräuend war, im Osten fern,
      Sein _Schicksal_ aufgegangen.




VIII.

Die Felsengrotte des Victor Heil.


    _Dort_, im Schattenkühl der _Guttmann'shöhle_,
      Deren Felsendach die Eiche _ziert_;
    _Wo_, seit _Rosen's_ Heimgang, _Philomele_
      Tief, wie Schwermuth, Dir die Seele rührt;

    _Wo_ der _Live_ seinem _Freudengotte_,
      Gern und einsam in der Sommernacht,
    Gaben senkend in den Quell der Grotte,
      Seine Dankesopfer dargebracht:

    _Dort_ auch fanden, nach der Tage Sorgen,
      Unter Blüthenduft im Abendschein,
    _Sich_ vertrauend und der Welt verborgen,
      _Victor Heil_ und _Rosa Mai_ sich ein.

            *    *    *

    _Amor_ lieh sein Flügelpaar den _Beiden_,
      Wann der Sonnengott zu Bette ging;
    _Ihm_ von Segewold und _Ihr_ von Treiden,
      Bis die Grotte dann ihr Glück umfing.

    _Greifen's Tochter_ war der Braut Geleite;
      Kind, das kaum den neunten Frühling sah:
    Blieb sie gern den _Lieben_ an der Seite;
      Winkes harrend, ihrem Wunsche nah',

            *    *    *

    Aus der _Ferne_ schon die _Maid_ zu schauen,
      War der _Jüngling_ bald bei Nacht bemüht:
    Noch ein _zweites_ Höhlenwerk zu bauen,
      Das der Fremdling noch zur Stunde sieht.

    _Droben_, dem _Naturgebäu_ zur Linken,
      Das sich _unten_ wölbt, in Thalesgrund:
    Seh'n wir heute _Victors Höhle_ winken,
      Denn _sein Name_ schmückt ihr Felsenrund.

            *    *    *

    Fleiss der Liebe, Fleiss der Hände schufen:
      Was gen _Segewold_ den Blick gewährt;
    Doch so manche, sonst bequeme Stufen
      Haben Zeiten und ihr Sohn zerstört!

            *    *    *

    Welche Freude kam auf ihre Seele:
      Da die _Holde_ nun dem Ziele nah',
    Droben aus dem Bauwerk seiner Höhle,
      Den _Geliebten_ in der Ferne sah!

    Und so weilte sie, bei Tagesneige,
      Mit der _Schwester_, an der _Grotte_ Rand':
    Bis sie, schauend durch das Grün der Zweige,
      Ihren _Freund_ auf seinem Wege fand.

    Wie das ew'ge Licht der Kathedrale,
      Hing der Abendstern am Himmelsdom;
    Widerstrahlend, längs dem Zauberthale,
      Sah der Vollmond aus dem Silberstrom.

    Unten sang ihr Lied die Grottenquelle;
      Ferne sprach der Mühle Wasserfall;
    Und im Laubdach auf der Felsenzelle
      Schlug die Flötenuhr der Nachtigall.

    Und die _Lieben_ sassen, wonnetrunken,
      Hand in Hand, auf moosig weichem Pfühl,
    In der _Liebe_ Seligkeit versunken,
      Voll der Andacht, voll von Dankgefühl!

            *    *    *

    Gleich dem Blüthenthal vor ihrem Blicke,
      Gleich des Stromes ungetrübtem Lauf':
    Fern dem Unheil, fern dem Missgeschicke,
      Ging die Zukunft ihren Träumen auf.

    Keine Ahnung jener Schicksalmächte,
      Die dem Glücke liefern blut'ge Schlacht:
    Weckte noch den süssen Schlaf der Nächte;
      Trübte noch der Tage Rosenpracht!

    _Ach_, -- und _morgen_, eh' dem Sonnenwagen
      Folgt der Abendröthe letzte Gluht:
    Hat Dich, _Rosa_, schon der _Mord_ erschlagen!
      Trank die Erde schon Dein Heldenblut!




IX.

Der 6. August.


    »Junker _Victor_ lässt Euch grüssen,
      Mit dem _Wunsch'_ an Euer Herz:
    Ihm noch, tröstlich, zu versüssen
      Bald'ger _Trennung_-Stunde Schmerz!

    Hat am Abend noch zu sorgen,
      Im Geschäfte für den _Herrn_:
    Aber schon der nächste Morgen
      Findet ihn -- dem Hause _fern_.

    Fräulein möge sich bequemen:
      Von dem _Treuen_ noch ein Wort,
    Vor der Reise zu vernehmen,
      Dort, am ihr bewussten Ort'!

    Heute, nach vollbrachtem Mahle,
      Bei der _Mittagsonne_ Strahl',
    Harret _Victor Heil_ im Thale;
      Und -- vielleicht -- zum _letzten_ Mal!«

    Diese trauervolle Kunde,
      Nicht der Liebe Träumen hold:
    Kam der _Braut_ aus _Boten-Munde_,
      Nach dem _Schein_, von _Segewold_.

            *    *    *

    Sinnend ob des Wort's Bedeuten,
      Sprach sie dennoch schnell gefasst:
    »Wenn sie heut' zu _Mittag_ läuten,
      Bin ich meines Trauten Gast.« --

            *    *    *

    Und der Bote zieht von dannen,
      Eilig wie Verhängnissflug:
    Seinem Orte zu, von wannen
      Ihn der Hölle Dämon trug.

       *       *       *       *       *

    Todeskälte, Fieberbeben,
      Namenloses Weh' und Leid:
    Ueberzog Dein Rosenleben,
      _Rosa_, wundersüsse Maid!

            *    *    *

    »Heute, nach vollbrachtem Mahle.
      Bei der _Mittagsonne_ Strahl,
    Harret _Victor Heil_ im Thale;
      Und -- vielleicht -- zum _letzten_ Mal?«

    »Welch Gebot ist dir geworden?
      Welche Sendung trägt dich fort? --
    Wer, um unser Glück zu morden,
      Sprach dir solches Unheilwort? --

    _Dich_, mein _Leben_, soll ich meiden,
      Noch im _Frühling_ deiner Bahn?
    Von dem _Himmel_ soll ich scheiden,
      Der sich kaum mir aufgethan? --

    Träger Morgen, nimm dir Schwingen!
      Mittagstunde, komm herbei!
    Sich're Kunde mir zu bringen,
      Ob mein Traum zu Ende sei. --

    _Kommen will_ ich, zu dir eilen:
      Einer flücht'gen Stunde Frist,
    Glücklich noch, bei _Dem_ zu weilen,
      Dessen Glück mein Himmel ist.« --

       *       *       *       *       *

    _Also_ tönt der Jungfrau Klage;
      Und sie eilt im Flügelschritt';
    Und den Pflegern ihrer Tage
      Theilt sie schnell die _Kunde_ mit.

    Bergend in der Brust die Wunde,
      Ruhig scheinend, ohne Ruh',
    Sprach sie; -- und der bösen Kunde
      Hören _bang_ die _Lieben_ zu.

    Inn're _Warnerstimmen_ sprechen,
      _Zweifel_ stürmt die alte Brust:
    _Rosa_ weiss den Sturm zu brechen,
      Sich nur _frommer_ That bewusst.

    Weich, wie Flötenklänge wehen,
      Zärtlich, wie das Auge sprach,
    Sendet sie der Blicke Flehen
      Noch einmal die _Worte_ nach:

    »Möge Vaterhuld gestatten,
      Was die Mutter nie versagt!
    Jener Gang im Abendschatten,
      Sei zu _Mittag_ heut' gewagt!« --

            *    *    *

    Und die _Lieben_? -- Sie gewähren
      Ihr, zu Tages heller Zeit,
    Neu, den alten Gang in Ehren,
      Und die _Schwester_ zum Geleit'.

            *    *    *

    Dann enteilt sie; wählt zum Kleide,
      Aus dem hellgebohnten Schrein,
    Ihren Festtagschmuck von Seide,
      Perlen auch und Edelstein.

    Alles muss den Reiz erheben,
      Was die schöne Welt entzückt;
    Was da ziert der _Liebe_ Leben,
      Und -- die _Braut_ im _Sarge_ schmückt.

    Dann der _Liebe_ zu genügen,
      Wählt sie noch ein _Busentuch_,
    Dessen _Rand_, in gold'nen Zügen,
      Darbot diesen _Römerspruch_:

    »Lass' des _Muthes_ Fahne wehen.
      Wenn den Stab dein Schicksal bricht!
    Lass' dein _Leben_ untergehen,
      Aber deine _Ehre_ nicht!«

            *    *    *

    »Ja,« so sprach sie, »diese Gabe,
      Seiner Liebe Brautgeschenk:
    Soll mich finden bis zum Grabe,
      Treu, des Treuen eingedenk!« --

       *       *       *       *       *

    Rosenroth, wie _Rosen's_ Wangen,
      Malet sich des Tuches Grund;
    Zarte, gold'ne Sterne prangen,
      Mitten d'rauf, im Zirkelrund.

    _Also_, wie zum Hochzeittage,
      Schmuckreich, glänzend angethan:
    Eilt sie, mit dem Glockenschlage;
      Und die Schwester geht voran.

    _Leutha_ hüpft im Jubelreigen,
      Durch den Hain, ihr Königreich;
    _Rosa_ folgt, in düst'rem Schweigen,
      Ihrem Todesengel gleich!

    Oft noch, wie von _Ahnung_ bange,
      Wendet sie den feuchten Blick,
    Auf des Lebens letztem Gange,
      Nach dem _Vaterhaus_ zurück!

    Und mit Augen, deren Milde
      Nur von Glück und Segen sprach:
    Schauen ihrem Engelbilde,
      Lange noch, die _Lieben_ nach.

            *    *    *

    Sinnend geht sie weit und weiter,
      Näher doch dem frühen Grab'!
    _Engel_, auf der Himmelsleiter,
      Steigen ihrem Traum' herab.

    Doch, die guten Engel _weinen_!
      Schmerz umflort ihr Angesicht!
    Und -- die _Zeichen_, die erscheinen,
      Melden Glück der Liebe nicht.

            *    *    *

    Raben, Krähen, Dohlen kreisen,
      Wie zu wehren diesem Gang';
    Und es tönt, in Schauerweisen,
      Um sie her wie Grabgesang!

            *    *    *

    Durch des Thales grüne Matten,
      Sucht und wählt sie neue Bahn;
    Sieh, da starrt ein bleicher _Schatten_
      Sie mit Todes-Augen an!

    _Horch_! und _Geisterworte_ schallen,
      Wie aus Gräbern, hohl und tief:
    »_Weh'_, der Würfel ist gefallen!
      _Todesbraut_ -- dein Schicksal rief!«

            *    *    *

    Doch, von Schrecken ungeblendet,
      Muthbewehrt am Schauerort,
    Ruft, dem _Schatten_ zugewendet,
      _Rosa Mai_ -- des _Bannes_ Wort:

    »Bist du _Gottes_: lass' mich wandern!
      Hab' in deinem Grabe _Ruh'_!
    Aber dienest du dem _Andern_,
      Weiche -- deiner Hölle zu!«

            *    *    *

    Und sie sah das Bild entschwinden,
      Wesenlos, in blauer Luft;
    Doch, von seiner _Heimath_ künden
      Schwefeldampf und Moderduft.

            *    *    *

    _Rosa_ weilt nun, an den Stufen,
      Deren Weg zur _Grotte_ führt;
    Aber -- _and're_ Stimmen rufen,
      Deren »_Ach_« die _Felsen_ rührt:

    »Nah' ist, _Jungfrau_, dein Verderben!
      Nah' der Rose Blüthenfall!« --
    Doch die Geistertöne sterben,
      Ohne Frucht, im Widerhall.

    Muth und Kraft der Liebe _siegen_;
      Das Phantom der Schrecken weicht;
    Und sie hat den Fels erstiegen,
      Und der Grotte Ziel erreicht.

    Ringsum, nach dem Stern des Lebens,
      Wendet sie den Blick umher:
    Doch ihr Auge sucht vergebens!
      _Rosa_ fand -- die Grotte _leer_.

            *    *    *

    Bleich und kalt, in _Weh'_ begraben.
      Schaut sie nach dem Thalgefild;
    Einsam, schweigend und erhaben,
      Wie am Grab' ein Marmorbild!

    _So_ ermass, am Felsenhügel,
      _Ariadne_ den Betrug:
    Der ihr Glück, mit Windesflügel,
      Flüchtig, in die _Ferne_ trug. --

            *    *    *

    Endlich naht es, -- auf den Zehen!
      Doch der Ton der Tritte gleicht --
    _Wolfesgang'_, der ungesehen,
      Leise nach dem _Raube_ schleicht.

    Wie ein Tiger gräbt die Zähne
      Tief dem Opfer in die Brust;
    Wie bei Nacht die Grabhyäne
      Nährt an Leichen Würgerlust:

    _Also_ naht in Gluht und Feuer,
    Ungezähmter _Gierde_ Raub,
    _Rosa_, Dir, das _Ungeheuer_!
    Tränkt mit Blut der Höhle Staub!

            *    *    *

    _Fremdling_! soll ich _Mehr_ Dir sagen?
    Heute, _Fremdling_, frage nicht!
    Aber, wird ein _Morgen_ tagen:
    Folge mir -- zum _Weltgericht_!




X.

Desselben Tages, noch spät am Abend.

Bericht und Klage, aus der Burg von Treiden: an den Landrichter, zu
Neuhof.


    Versammelt war das _Landgericht_,
      Zu _Neuenhof_, bei _Treiden_:
    Um über Klage von Gewicht
      So eben zu entscheiden.
    Da kam, entsandt von diesem Schloss,
    Wie Sturm, ein Reiter, hoch zu Ross;
      Und brachte, spät am Tage,
      Noch diese Schauerklage:

    »Erschlagen hat, in blinder Wuth,
      Ein wildes _Ungeheuer_:
    Ein _Mägdlein_, fromm und engelgut,
      Uns Allen werth und theuer!
    Sie war die _Braut_ vom Gärtner _Heil_;
    Im Blute lag das kurze _Beil_,
      Das _er_, in diesen Tagen,
      Im Gürtel stets getragen.

    Ihr Blut bedeckt den Bodenstaub
      Der _ihr_ geweihten _Höhle_;
    Nicht aber sann auf schnöden Raub
      Die freche Mörderseele.
    Der Mörder will nicht Räuber sein;
    Nicht Perle fehlt, noch Edelstein;
      Wir fanden ihr Geschmeide,
      Und ihr Gewand von Seide.

    Doch zeugen Spuren, am Gewand',
      Von Kämpfen um ihr Leben;
    Und Beilschlag, von verruchter Hand,
      Hat ihr den Tod gegeben.
    Ein _Rosatuch_, von Blut befleckt,
    Das, faltenreich, den _Hals_ bedeckt:
      Kann, von _demselben_ Eisen,
      Des Schlages Kraft beweisen.

    Will aber diese Waffe zwar
      Den jungen _Heil_ verrathen:
    So zeugt dagegen, offenbar,
      Ein Heer von Edelthaten.
    Sein Leben leuchtet makelrein!
    Und reiner mag kein Engel sein:
      Wie _er_, von uns gepriesen,
      In Wort und That bewiesen.

    Er übte magische Gewalt,
      Und flocht nur _Liebes_bande;
    Den _Edlen_ ehrte Jung und Alt,
      Und Herr und Knecht im Lande.
    Die Töchter blickten, nah' und fern,
    Nach ihm, wie nach dem Morgenstern;
      Und er gewann Vertrauen,
      Bei Männervolk und Frauen.

    Er eilte, wie sein _Herz_ gebot:
      Dem Armen, wie dem Reichen,
    Bei Sturmesnacht, bei Todesnoth,
      Die Bruderhand zu reichen.
    Er half, mit jedem Tage neu,
    Geschäftig, ohne Mühenscheu;
      Und ohne _Dankes_-Ehren,
      Noch _Lohnes_ zu begehren.

    Kein Wunder, wenn die _schönste Maid_,
      Für die sein Herz entbrannte,
    Ihr liebes Weh' und süsses Leid,
      Auch _ihm_, wie _er_, bekannte!
    Der blasse _Neid_, bei stillem Groll,
    War _selber_ doch des _Lobes_ voll:
      Es sei, sich zu verbinden,
      Kein schön'res Paar zu finden.

    Und Vater _Greif_ und sein _Gemahl_,
      Ein Paar, so fromm und bieder:
    Sie sahen auf so edle Wahl
      Mit Segenblick danieder.
    Gegeben war der _Treue_ Ring;
    Und bei Trompetenschall beging
      Die alte Burg von Treiden --
      _Verlobungfest_ der _Beiden_.

            *    *    *

    Der Gartenkünste Meister liess,
      Bei nimmermüdem Streben,
    Für _Segewold_ ein Paradies
      Auf Oeden sich erheben.
    Und noch ein _neues Werk_ erstand,
    Von seiner Kunst und Meisterhand:
      Die _Grotte_ sein, auf Höhen,
      Soll ferne Zeit noch sehen.

    Die _Liven-Grotte_ schuf _Natur_;
      Die _seine_, hoch daneben:
    Sieht unter sich, in Thalesflur,
      Der Landschaft Reiz und Leben.
    Da mass die Jungfrau _Segewold_;
    Und sah, bestrahlt von Abendgold,
      Den Liebling täglich eilen,
      Sein Glück mit ihr zu theilen.

    Hier mochte sie, auf grüner Bank,
      Den Bräutigam erwarten:
    Der, wenn sein Tag hinuntersank,
      Verliess den Blüthengarten.
    Mit _Blumen_ war, von ihm gepflückt,
    Die Grotte täglich neu geschmückt;
      Bis ihr von Rosenstunden
      Die _letzte_ heut' geschwunden!

    Denn _heut'_, in früher Morgenstund',
      (Was nie bisher geschehen!)
    Liess _Heil_ an sie, durch _Boten_-Mund,
      Den lauten _Wunsch_ ergehen:
    Sie möge nach dem Mittagmahl',
    Zum Gange nach dem Höhlenthal',
      In Liebe sich bequemen,
      Und -- »_Scheidegruss_« vernehmen!

    Er habe noch der Arbeit Viel
      Am Abend, zu besorgen;
    Und -- Fahrt ins Weite sei das Ziel,
      Schon für den nächsten Morgen.
    Er wolle, wenn sein Glück entweicht,
    Die Braut, zum _letzten_ Mal vielleicht,
      In seiner Grotte schauen;
      Und And'res -- _Gott_ vertrauen.

    Die _Eltern_, um ihr Wort befragt,
      Den Gang ihr zu gewähren:
    Sie mögen, was sie _nie_ versagt,
      Auch heute nicht verwehren. --
    Ob _Ahnung_, ob es _Laune_ war:
    Geschmückt, wie vor dem Traualtar,
      Erscheint, im Festgewande,
      Die schönste Braut im Lande.

    Und sieh, der letzte Gang beginnt!
      Er nimmt sie fort von _Treiden_!
    Sie aber wandelt still und sinnt,
      Und weilet noch im Scheiden! --
    Dann, wie der Sonne Majestät
    In Wolken freundlich untergeht,
      Und stirbt, im Abendrothe:
      Geht _Rosa-Mai_ -- zum _Tode_!...

            *    *    *

    Die _Freude_ sieht die Stunde nur
      Wie _Augenblick_ entschwunden;
    Der _Sehnsucht_ -- dehnt die Zeitenuhr
      Zu Tagen oft Sekunden!
    Vergebens fleht der _Alten_ Blick
    Die Tochter ihrem Haus zurück!
      _Sie_ wandelt hoch -- und ferne --
      Auf unbekanntem Sterne!

    Nicht heiter, wie der Bach entweicht,
      Nicht, wie die Quelle munter:
    Nur trüb', wie Sumpfgewässer, schleicht
      Der träge Tag hinunter! --
    Der Westen glüht, die Sonne sinkt;
    Und Schattenkühl im Thale winkt:
      Da schmachtet Herzverlangen,
      Die _Töchter_ zu empfangen!

            *    *    *

    Nun wird es laut am Eisenthor!
      Und sieh, empört, voll Grauen:
    Tritt _Heil_ von _Segewold_, hervor,
      Gespenstern gleich zu schauen!
    Wie Donner, trifft sein Wuthgeschrei:
    »Herbei, du _Vater Greif_, herbei!
      Im Blute liegt, erschlagen,
      Die du zur Welt getragen!« --

            *    *    *

    Die _Hölle_ flammt in seinem _Wort_!
      Ihr _Hohn_ ertönt im Schalle!
    Dann eilig stürmt der _Wilde_ fort;
      Und hinter ihm -- wir Alle.
    Wir folgen seiner Tritte Spur,
    Den Berg hinab, in Thales Flur;
      Empor dann, am Gelände,
      Zum Werke seiner Hände.

    Und _dort_ -- in _seiner_ Grotte lag:
      Die weiland Segenreiche!
    Die _Jungfrau_, todt durch Mörderschlag,
      Nun Marmor-starre Leiche!
    Sie lag in Blut, von Blut bedeckt;
    Und -- von _demselben_ Blut befleckt
      Lag jenes _Beil_ daneben,
      Das ihr den Tod gegeben!

    Wer solches Beil sein _eigen_ nennt:
      Kann _Mehr_ vom Morde sagen;
    _Wer_ aber, der den Jüngling kennt,
      Darf hier ein _Urtheil_ wagen? --
    Es ist, was ihm Verdammniss droht,
    Sein _Werkzeug_ hier, von Blute roth:
      Wenn volle Thatenreihen
      Ihn dort zum _Helden_ weihen. --

    Und so verlangt die erste Pflicht:
      Uns, _Herr_! an _Euch_ zu wenden;
    _Euch_ -- werden seine _Thaten_ nicht,
      Noch hier sein _Eisen_, blenden.
    Wir leben sorgvoll, ohne Ruh'!
    Und senden Euch den _Wagen_ zu;
      Bei _Bitte_, nicht zu weilen,
      Nach _Treidens_ Burg zu eilen!«




XI.

Am nächsten Tage.

(Zu Treiden.)


    Auf, _Gericht_, bei Morgenroth!
      Oeffne deine Schranken!
    Und es sei der _Jungfrau Tod_
      Seele der Gedanken!

    Fern dem Wahne, fern der Scheu,
      Wirf den Schein danieder;
    Und vernimm, der Wahrheit treu,
      Zeugen für und wider!

    Dort die Leiche, dort das Beil,
      Dort das Blut im Staube!
    Hier die _Klage_, hier der _Heil_,
      Hier gesunk'ner Glaube! --

       *       *       *       *       *

    Und sofort zu Kampfe zog,
      Wider _Heil_, die _Klage_;
    Und des Landes _Richter_ wog
      Mit der _Themis_ Waage.

    _Heil_, der Jüngling, trat hervor,
      Todesbleich die Wangen;
    Wie der Mond den Schein verlor,
      Von Gewölk umfangen.

    Tief gesunken und zerstört,
      Heldenthum's Ruine;
    Schmerz-gebrochen, Gram-verzehrt,
      Stand er auf der Bühne.

    Und der hohe _Richter_ spricht:
      »Lass' dich, _Jüngling_, fragen!
    Kennst du _diese Waffe_ nicht,
      Und, wer sie getragen?

    _Dich_ erkennt an solcher Spur,
      Wer sie aufgefunden;
    Und mit _solcher_ Waffe nur
      Schlägt man _solche_ Wunden. --

    War es nicht der Bote dein:
      Der, von Dir verblendet,
    Deine _Braut_, durch leeren Schein,
      In den _Tod_ gesendet?

    Gieb das zarte _Kind_ zurück:
      Das, durch _dich_ entschwunden;
    Dessen Spur auch _Vater_-Blick
      Nirgend noch gefunden!« --

            *    *    *

    _Heil_, im Auge seine _Braut_,
      Die der Mord erschlagen:
    Schien mit allem Tod' vertraut,
      Nicht mit solchen Klagen.

    Nun, bekannt mit seinem Loos,
      Rings um sich Verderben,
    Sprach der _Jüngling_, ruhig gross,
      Wie der Held im Sterben:

    »Jenes _Beil_, mein _Kläger_ hier,
      Meine Lieblingshabe:
    Wie es frommte mir und _Ihr_,
      Folg' es mir zu Grabe!

    _Solch_ ein Werkzeug nur allein
      Sollte mich begleiten:
    _Ihr_, im weichen Sandgestein,
      Obdach zu bereiten.

    Zürne nicht, verklärte _Braut_!
      Wenn ich _nicht_ verhehle:
    Dass ich nur für _Dich_ gebaut
      Jene zweite _Höhle_.

    _Was_ dem Blicke dort erstand,
      Stufen und Gelände:
    Schuf das _Beil_ in meiner Hand;
      Schufen diese Hände.

    Sank denn _Heil_ so tief herab:
      Sich ein Werk voll Grauen, --
    Seiner _Braut_ ein frühes Grab --
      Schmachvoll zu erbauen? --

    Doch, wir stehen vor _Gericht_;
      Und die Richter sagen:
    Jenes Beil im Blute spricht,
      _Er_ hat sie erschlagen!...

    Höret nun von mir Bescheid,
      Auf die _zweite_ Klage!
    Neues Weh' und neues Leid
      Weckt die _Boten_-Frage.

    Glaubet! meine Seele weiss
      Noch von keinem _Boten_:
    Der die _Braut_, auf mein Geheiss,
      Sandte zu den _Todten_.

    Nur bei Tages _Untergeh'n_
      War es uns beschieden:
    Dort zu feiern Wiederseh'n,
      In der Höhle Frieden.

    _Also_ war es Fug und Brauch
      Für die Zwei geblieben;
    _So_ betrat ich, _gestern_ auch.
      Meine Bahn zur _Lieben_:

    Noch zu enden war ein Theil,
      Hoch am Grottenrande;
    Und ich zog mein liebes Beil
      Aus dem Gürtelbande.

    Aber, als ich wohlgemuth
      Mein _Asyl_ erreiche:
    Weh', da lag, in ihrem Blut',
      Meiner Jungfrau _Leiche_!

    Da entsank das Beil der Hand;
      Kraftlos sank ich nieder;
    Und -- am Eis der Todten fand
      Mein Gefühl sich wieder!...

    Von dem _Kinde_ weiss ich nur
      _Dieses_ zu gestehen:
    Dass von _Leutha_ keine Spur.
      Gestern war zu sehen.« --

       *       *       *       *       *

    So erklang des _Jünglings_ Wort,
      Aus der Seele Tiefen!
    Wahrheit riss die Menge fort,
      Furcht und Wahn entschliefen.

    Eine Todten-Pause trug
      Tod in _Feindes_-Leben;
    Und das Herz der _Freunde_ schlug,
      _Wie_ bei Fieber-Beben.

    Doch -- der strenge _Richter_ spricht:
      »Wahrheit lebt in _Zeugen_!
    Wem der _Zeugen_ Mund gebricht,
      Muss der _Qual_ sich beugen!

    _Zeugen_, oder _Folter_-Qual,
      Will der Zeiten Sitte;
    Dich befreit, von solcher Wahl,
      Thräne nicht, noch Bitte.

    Fühllos, wie die Weltenuhr
      Schlägt den Takt der Zeiten:
    Mag Gesetz dem Rechte nur
      Kraft und Sieg bereiten.

    Soll _Gesetz_ im Staatenspiel'
      Bahn der Wahrheit brechen:
    Darf nicht Mitleid und Gefühl
      Richter-Wort bestechen.

    Darum, _Knechte_, führet ihn,
      Ob er sich bedenke,
    Nach den Thurm-Gewölben hin,
      Vor die Marter-Bänke!

    Dort, wo Heide oder Christ,
      Schrecken fühlt und Grauen:
    Mag' er jedes Qualgerüst',
      Nach der Stufe, schauen!

    Zeig't ihm jedes Marterholz,
      _Wie_ der Grad sich nenne!
    Dass vielleicht gebeugter Stolz,
      Frei, die Schuld bekenne.« --

       *       *       *       *       *

    _Heil_, ob Gram und Kummerlast
      Tief das Herz bewegen,
    Warf dem _Richter_, schnell gefasst,
      _Dieses Wort_ entgegen:

    »_Göttlich_ war das _Urgesetz_
      Für der Menschheit Leben;
    _Menschlich_ war das _Nachgesetz_,
      Das der _Mensch_ gegeben.

    Doch -- das Gold von gold'ner Zeit,
      Die uns Lieder preisen:
    Sank herab, im Völkerstreit';
      Wurde Blei und Eisen!

    Und der Zeiten Stahl und Blei,
      Würgend um die Wette:
    Brach des Ringes Gold entzwei
      An der Menschen-Kette!

    _So_, wie _Brennus_ nach dem Sieg',
      Einst am _Römer_-Tage:
    Warf ihr Schwert, wenn _Zweifel_ stieg,
      _Themis_, in die Waage. --

    _Also_ leg't Ihr _Herzen_ ein,
      In die _Folter_-Schrauben;
    Bis zu _Thaten_ wird der Schein,
      Und der Wahn zum _Glauben_. --

    Aber, weises _Landgericht_!
      _Heil_ und seine Ehre
    Fürchten Eure Folter nicht!
      Nicht der Qualen Schwere!

    Bitt're Qual, die mich bedroht,
      Soll mir _süss_ erscheinen!
    Denn mich wird ein _Martyr-Tod_
      Mit der _Braut_ vereinen.

    Da sie fiel, durch Mörderstahl,
      Die mir _Gott_ gegeben:
    Find ich nur im Leben Qual,
      Und im Tode Leben.

    Möge denn, an meinem Muth',
      Euer Holz und Eisen
    Seine Kraft und seine Wuth,
      Wie an _Ihr_, beweisen!...

    _Einen_ Wunsch, auf Erden hier.
      Hab' ich noch zu nennen:
    Wollet nur ein Grab mit _Ihr_,
      Gnädig mir vergönnen!

    Wenn das Opfer Euch erlag:
      Soll der Vorhang schwinden!
    Kommen wird ein _Rächer-Tag_,
      Und den Mörder finden.

    Oh, die _Ahnung_ sagt mir laut,
      _Wer_ die That begangen;
    Und, von _Wessen_ Stahl die _Braut_
      Solchen Tod empfangen!

    Eine _Geisterstimme_ tönt,
      Wie aus Gräberhallen:
    »_Die_ das Leben dir verschönt,
      Ist _für dich_ gefallen!«

    _Braut_, wir horchen deinem Ruf'!
      _Einig_ sind die _Beiden_!
    Wer die Zwei zu _Einem_ schuf,
      Wird sie nimmer scheiden. --

    Erdenleib, im Erdenrund',
      Fröhnt der _Mutter_-Scholle;
    Und der _Geist_, im Körper _wund_,
      Uebt nur _Sklaven_-Rolle.

    _Droben_, in der _Geister_-Bahn,
      Herrschen _Geister_-Mächte;
    _Sonnen_ sind dir unterthan,
      Und Planeten _Knechte_.

    _Wie_, und _Erde_ soll den _Geist_
      Weg von _Dir_ verbannen? --
    _Nein_, mit _Einem_ Tritte weist
      Sie der Muth von dannen!

    _Bess're_ Welt ist aufgethan
      Allem Erdenblicke;
    Thaten brechen dir die Bahn,
      Leiden sind die Brücke.

    Auf nun, _Henker_, sei bereit!
      Sieh die Qual mich tragen;
    Doch den Sieger auch im Streit
      Sein Geschick erschlagen!" --

       *       *       *       *       *

    _Also_ spricht er, und entschwebt.
      Laut beweint von Allen:
    Wie er frei und schön gelebt,
      Frei und gross zu fallen.

            *    *    *

    Und die Knechte führen ihn,
      Ob er sich bedenke,
    Nach den Thurmgewölben hin,
      Vor die Marterbänke.

    Dort, wo Heide oder Christ
      Schrecken fühlt und Grauen:
    Soll er jedes Qualgerüst',
      Nach der Stufe, schauen.

    _Folter_, die auch Felsen bricht,
      Oeffnet ihre Schrauben:
    Blut und Mark, nur Ehre nicht,
      Peinvoll ihm zu rauben.

    Und ein Sichel-Mühlwerk steigt,
      Knirschend, auf und nieder;
    Und die Eisenjungfrau zeigt
      Ihre Stachelglieder.

    Eine Hölle zieht herbei,
      Seinem Muth' entgegen;
    Doch -- er lächelt, wie der _Mai_
      Unter Blüthenregen.

    Himmelfriede, Seelenruh',
      Sind ihm treu verbunden;
    Und -- sein _Schicksal_ ruft ihm zu:
      "Du hast überwunden!"




XII.

Die Entscheidung.


    Während, in der Henker Mitte,
      _Heil_ durch alle Schrecken zieht;
    Und, mit jedem neuen Schritte,
      Neuer Qual entgegensieht:

    Schwanket noch die Richterwaage;
      Zweifel wandelt rings im Kreis:
    _Ob_ auch hier die _Marter_-Frage
      Mag erpressen Schuldbeweis.

            *    *    *

    Aber, eh' sie noch entscheiden,
      Mahnend sich an ihre Pflicht:
    Tritt der _Castellan_ zu Treiden,
      _Also_ sprechend, vor Gericht.

    »Weise Richter dieser Lande!
      Säumet mit dem Folterspruch!
    Denn, statt Ehren, zeugt er Schande,
      Und noch später Zeiten Fluch.

    Was vor Unbill uns bewahren,
      Und den Jüngling retten soll:
    Mag dem Richter offenbaren
      Ein Bekenntniss, grauenvoll!

    Elf der Monde, trüb und heiter,
      Sanken in der Zeiten Meer:
    Seit ich _zwei_ der _Lanzenreiter_
      Aufnahm, aus dem _Polen_-Heer.

    _Adam Jakubowski_ nannte
      Sich der Eine, Frag'-gerecht;
    _Peter Skudritz_, so bekannte
      Seine Schrift den zweiten Knecht.

    Beide waren, jung von Jahren,
      Flüchtig aus dem Polenstreit',
    Kriegeskundig, diensterfahren,
      Mir zu dienen, schnell bereit.

    Manchem Raubthier, unverdrossen,
      Folgten sie, bei Nacht und Tag';
    Doch -- das _Herz_ der Jagdgenossen
      Bald dem _bösen Feind'_ erlag!

    Nur dem Zank' und Trunk' ergeben,
      Höhnend Strafen und Gericht;
    Schonten sie der Hütte Leben,
      Wie das Burggesinde nicht.

    _So_, nach vielen Schuldbeweisen,
      Sann ich endlich nur darauf:
    Sie aus meinem Dienst' zu weisen,
      Nach vollbrachtem Jahreslauf'.

    Doch -- wie Espenzweige beben,
      Buhlt ein West im Blätterdach:
    _So_, mit Zittern, trat so eben
      _Skudritz_ ein, in mein Gemach.

    Höllenqual im Schuldgewissen,
      Wie sie nur ein _Gott_ erweckt:
    Haben ihm das _Wort_ entrissen,
      Das den _Mörder_ aufgedeckt.

    Draussen weilt er, rufgewärtig,
      Sein Verbrechen zu gesteh'n;
    Und, zu seinem Ende fertig,
      Nur um schnellen _Tod_ zu fleh'n.«

       *       *       *       *       *

    Und der _Richter_, ohne Säumen,
      Sendet nun den _Frohn_ sogleich:
    Nach des Thurmgewölbes Räumen,
      In der Folter Qualenreich.

    »Lass den Jüngling eilig führen,
      Nach dem Kerker, unversehrt!
    Bis er frei wird, nach Gebühren,
      Wenn der Tag ihn frei erklärt.«

    Spricht es; und der Pfortenschwelle
      Sind die Blicke zugeneigt:
    Wo der grause _Mordgeselle_
      Ein Gespenst der Gräber zeigt.

    Beben zuckt durch alle Glieder;
      Tod im Blicke, schreckenbleich:
    Sinkt er vor den Schranken nieder,
      Seiner Wildes-Beute gleich!




XIII.


      »Sag' an, bekenne sonder Scheu:
        Wie jener _Mord_ geschehen!
      Und künde deinem Richter frei,
        Was du gehört, gesehen!
      _Du_ aber, _Schreiber_, sei zur Hand!
      Und liefre mir den Thatbestand,
    Nach allen Haupt- und Nebenzügen;
    Der Pflicht und Wahrheit zu genügen!« --

            *    *    *

      Der Richter sprach es; und bereit,
        Sind Schreiber und Notare;
      Und leben soll, für alle Zeit,
        Die _Acte_ jener Jahre!
      Zwei hundert Jahre starben hin;
      Und Moder barg, und Grabruin:
    Was _hier_ des _Mordgesellen_ Klage,
    Für uns und Nachwelt bringt zu Tage.

      »Gericht und Volk von Treiden hier!
        Du Menschheit voll der Schwächen!
      Im Staube knieend, lass' mich Dir
        Bekennen mein Verbrechen!
      Weit über Folter, quält und plagt
      Der _Geier_, der am _Herzen_ nagt;
    Wann Ihr das Grässliche vernommen,
    Sind Tod und Henker mir willkommen!

      Mein Feldgenoss' und Waidkumpan
        War _Adam Jakubowski_,
      Im Polenheere zugethan
        Der Fahne von _Drompowski_;
      Voll Muthes, Riese von Gestalt,
      Und Feind der fremden Herrschgewalt;
    In Schlachten Held, bei Frauen Sieger;
    An Kräften Leu, an Wuth ein Tieger!

      Sein _Vater_, Schulherr einer Stadt,
        Erzog ihn seinem Dienste;
      Der _Knabe_, früh der Schule satt,
        Ging aus, auf and're Künste.
      Bei mancher Frucht des _Guten_ blieb
      Doch Mehr des _Bösen_ sein Betrieb;
    So trat der _Jüngling_, aus der Lehre,
    Zu _Siegmund's_ wildem _Polen_-Heere.

      Sein Blick in manche Wissenschaft,
        Dazu noch manche Gabe;
      Und Riesenleib, Athletenkraft,
        Empfahlen ihn dem _Stabe_.
      So stieg er bald, im Kriegeslauf',
      Bis zum Standarten-Junker auf;
    Und hat, im Felde nie bezwungen,
    Des Feldherrn Gnade sich errungen.

      Er folgte, kämpfend um den Preis,
        Dem grossen Hauptpaniere;
      Und drängte sich in jeden Kreis
        Der jungen Offiziere.
      Denn eitel war er, stolz und kühn;
      Und sah auf seines Gleichen hin:
    Wie auf ein Dornenfeld der Schnitter;
    Wie auf den Sklaventross der Ritter.

      _So_ war er manchem Neidesblick'
        Unheimlich gross erschienen;
      Mich aber zwang ein Missgeschick,
        Nur freundlich ihm zu dienen.
      Ich folgte seiner Lichtgestalt,
      Im Bann' von magischer Gewalt;
    Wie dort, mit ihrem Zauberzwange,
    Den Vogel zieht die Klapperschlange.

      Es lag auf mir, wie Berge schwer,
        Bei jeglichem Vereine;
      Ich kannte keinen Willen mehr,
        Sein Wille war der meine.
      Verwegen, lüstern, frech und wild,
      Dann wieder sanft und Bruder-mild:
    _So_ führte mich sein Doppelwesen,
    Zum Guten hier, und dort zum Bösen.

      Sein _Hauptmann_, der mit Vaterhuld,
        Herab auf ihn gesehen:
      Liess einmal doch, für schwere Schuld,
        _Verweis_ an ihn ergehen.
      Da gab er, wuthentbrannt, sogleich,
      Dem _Hauptmann_ einen Backenstreich;
    Dass _der_, betäubt vom Riesenschlage,
    Vom Stande sank zu Niederlage.

      Da galt, war Rettung noch versucht,
        Kein Weilen mehr, noch Säumen;
      _Er_ musste _gleich_, in schneller Flucht,
        Des Ruhmes Lager räumen.
      Sein Wort, das flehend zu mir sprach:
      Es zog mich seinem Schicksal nach;
    Wir jagten ruchlos in die Ferne;
    Das _Glück_ mit uns, und seine Sterne!

      Wir schlichen durch die Wäldernacht,
        Mit Füchsen um die Wette;
      Und fanden, war der Tag erwacht,
        Bei Wölfen unser Bette.
      Durch Moor und Sümpfe, Berg und Thal,
      Durch tausend Wege, sonder Wahl,
    Und durch ein Schlangenheer von Leiden.
    Errangen wir -- den _Weg_ von _Treiden_.

      Da zog ein _Ritter_, hoch zu Ross',
        Einher, auf seinem Rappen;
      Und hinter ihm ein flinker Tross
        Von Edelknecht und Knappen.
      Das war der _Treidner Castellan_,
      Der mir bis heute wohlgethan;
    _Der_ wollte, nach vernomm'nen Klagen,
    Sein Burgasyl uns nicht versagen.

      Wir dienten ihm, drei Monde lang,
        Mit Eifer, Lust und Ehren;
      Doch konnte seinem _Liebe_drang'
        Der Junker bald nicht wehren.
      Kaum war der dritte Tag vorbei:
      Als er der schönen _Rosa Mai_,
    Für die er, _Vielen_ gleich, entbrannte,
    Wie _stolz_ er war, die Gluth _bekannte_.

      Er folgte, wo sie ging und stand,
        Gleich wie dem Licht' der Schatten;
      Und bot ihr, als der Frühling schwand,
        Sich offen an, zum _Gatten_.
      Die _Jungfrau_ sprach: »Bin nicht mehr mein;
      Muss eines _Andern_ Liebe sein!
    Denn Herz und Hand, auf Tod und Leben,
    Sind an den Gärtner _Heil_ vergeben.« --

      Das fühlt der stolze Junker tief!
        Der Zahme wird ein Drache;
      Und, statt der _Liebe_, die entschlief,
        Erwacht ein Geist der _Rache_.
      Nur _der_ Gedanke war ihm süss:
      Die gold'ne Frucht, das gold'ne Vliess
    Der _Liebe_, mit _Gewalt_ zu stürmen;
    Ob Berge von Gefahr sich thürmen.

      Er wusste durch ein Schmeichelwort,
        Mich Armen zu bestechen;
      Und riss mich zum Entschlusse fort,
        Zu theilen sein Verbrechen.
      Von _Rache_ wurde nur geträumt,
      Und Herrngebot und Pflicht versäumt;
    Von _dem_ an, blieb das Räuberleben
    Der Hölle treuem Dienst' ergeben.

      Uns trieb die wilde Jagd umher,
        Wir höhnten aller Sitte;
      Und Schmach und Unheil drückte schwer,
        Selb auf des Armen Hütte!
      Bis unser _Herr_, von solcher Schmach
      Gerecht empört, das _Urtheil_ sprach:
    Das uns gebot, von _ihm_ und _Treiden_,
    Schon mit dem nächsten Mond, zu _scheiden_.

      Dem _Greif_ gefiel, _dieselbe_ Zeit,
        _Denselben_ Mond zu wählen:
      Vor allem Volk', in Festlichkeit,
        Das Brautpaar zu vermählen.
      Da gab es fürder keine Rast:
      Die _That_, worauf wir lang gefasst,
    Bevor sich Wind und Wetter wenden,
    Am nächsten Tage zu vollenden.

      Es hatten Braut und Bräutigam,
        Von Tages Werk entbunden,
      Alltäglich, wenn der Abend kam,
        Im _Thal_ sich eingefunden.
      Da gähnt, in hoher Felsenwand,
      Ein _Höhlenwerk_, von _seiner_ Hand;
    Hinfort benannt nach seinem Namen;
    _Wo sie_ und _er_ zusammen kamen.

      Wir wählten, ungestört zu sein,
        Die sich're _Mittag_stunde;
      Die _Braut_ empfing, zum Stelldichein,
        Am Morgen schon die _Kunde_:
      Dass _Heil_, der reisen soll, beklagt,
      Es sei der Abend ihm _versagt_;
    Er hoffe: nach dem Mittagmahle,
    Die Braut zu seh'n, im Höhlenthale. --

      Bereit zu Frevel und Gewalt,
        Zu That der Schande fertig:
      _So_ waren wir der _Huldgestalt_,
        Am Felsen schon gewärtig.
      Mit _Blumen_, nur von _Heil_ gepflückt,
      War rings die Höhle neu geschmückt;
    Wie Flora muss in _Pracht_ erscheinen,
    Wo wir am Sarg der Bräute weinen.

      Der hohen _Edeldame_ gleich,
        In festlichem Gewande:
      Erschien, -- doch wie von Ahnung bleich,
        Die schönste Braut im Lande!
      Sie sah, bestrahlt von Sonnengold,
      Hinüber nur, nach _Segewold_;
    Gewiegt von Hoffnung und Vertrauen,
    Den holden _Liebling_ zu erschauen. --

      _Wohl_ ging es meiner Seele nah':
        Als ich, im Laub' verborgen,
      Des trüben Auges _Thräne_ sah,
        Wie Perlenthau am Morgen!
      Doch gab der böse Feind nicht Ruh';
      Er warf mir _Hohnes_-Blicke zu!
    Die Schauerstunde war erschienen,
    Mit ihm verschworen, ihm zu dienen!

      Indess' ihr Geist den hohlen Raum
        Nach Segewold gemessen;
      Und Alles, nur den süssen Traum
        Der _Liebe_ nicht vergessen:
      Erscheinen _wir_, wie Blitz der Nacht;
      Wie Donnersturm der Polenschlacht!
    Und, mit der Hölle vollem Segen,
    Ertönet ihr das _Wort_ entgegen:

      »Sei mir willkommen, holde _Braut_!
        Du Schönste aller Zeiten!
      Dein Leben ist auf _Heil_ gebaut:
        Ich will dir Heil _bereiten_.
      Sei unverzagt, und zittre nicht!
      Dein todtenkaltes Angesicht
    Soll ungesäumt, in meinen Armen,
    Am Feuer dieser Brust erwarmen!« --

      Die _Jungfrau_, bis zum Tode matt,
        Bei diesem frechen Hohne:
      Und bebend, wie ein welkes Blatt,
        Auf hoher Eichenkrone:
      Erhob sich bald, in Majestät!
      Wie Fels in Meereswogen steht!
    Und wie die Wogen sich _empören_,
    _So_ lässt sie nun das _Urtheil_ hören:

      »Was hat mein Leben dir gethan?
        Hinweg von dieser Stelle!
      Der Weg zum _Heil_ ist meine Bahn,
        Der deine führt zur Hölle!
      _Dir_ wird die Jungfrau nicht zu Theil;
      Mein _Erden_-Heil beruht in _Heil_!
    Bei _dir_ ist Unheil und Verderben;
    Dem _Heil_ nur leb' ich, ihm zu sterben.« --

      Darauf das freche Wort erscholl,
        Wie aus dem Höllen-Pfuhle:
      »Der nicht dein _Gatte_ werden soll,
        Umarme dich als _Buhle_!
      _Die_ mir des _Gatten_ Glück versagt:
      Sei _Dirne_ mir, auch ungefragt!
    Dein _Unheil_ wirst du, wohl berathen,
    Dem lieben _Heil_ ja nicht verrathen.« --

      Mit diesen Worten stürmt er ein,
        Auf Lebensglück und Ehre;
      Die zarte _Jungfrau_ stand _allein_;
        Verlassen, ohne Wehre!
      Sie rang, mit der Verzweiflung Kraft;
      Bis, in den Staub dahin gerafft,
    _Sie_, machtlos, neu sich zu erheben,
    Nur bat, ihr schnellen _Tod_ zu geben. --

      Ihr Goldgelock in meiner Hand,
        _So_ hielt ich sie darnieder;
      Er aber riss das Gürtelband
        Von ihrem blauen Mieder.
      Ein _Rosatuch_, das ihm gefiel,
      Entfallen ihr im Kampfgewühl':
    Erwählte _Gott_, in _seinen_ Händen,
    Der Schande Schmach von ihr zu wenden!

      Denn _sie_, mit Flötenton, begann:
        »Dir gilt mein Habsal _wenig_!
      Doch wisse: wer das _Tuch_ gewann,
        Ist reicher, denn ein König!
      _Kein_ Tuch, in allem Erdenreich',
      Ist dieser _Wundergabe_ gleich;
    Zu _eigen_ soll es dir gehören,
    Doch lass' mich ziehen, _frei_, mit _Ehren_!

      »Es wohnt im Tuche _Zauber_-Macht!
        Sein Schmuck, in bösen Stunden,
      Und auch im Dampfe wilder Schlacht:
        Befreit von Todeswunden.
      Es rettet Leben Dir und Leib; --
      Dem starken Mann, dem schwachen Weib',
    Vermag nicht Blei, noch Stahl und Eisen,
    Die sich're Seele zu entreissen.« -- --

      Sofort der wilde _Junker_ spricht:
        »Lass' deine Künste fahren!
      Mich retten deine Zauber nicht;
        Mich soll der _Muth_ bewahren!
      Wenn Schwert und Panzer nicht beschirmt,
      Wo mir der Tod entgegenstürmt;
    Nicht Muth und Kraft mir Sieg verleihen,
    Kann mich dein _Flitter_ nicht befreien.« --

      Er wirft die gold'ne Busenzier
        Der keuschen Brust entgegen;
      Und fühlt nur freche Lustbegier
        Das Räuberherz bewegen.
      Er stürmt auf sie, wie Wetterstrahl!
      Da bleibt ihr nur die _Todes_wahl;
    Und horch! ihr Schicksal zu beschämen,
    Lässt muthvoll _sie_ das _Wort_ vernehmen:

      »Den _Zauber_, der im Tuche wohnt,
        Soll deine That beweisen!
      Vertraue mir! das Tuch verschont
        Den Leib vor deinem Eisen.
      Mich lähmt kein Schlag von dieser Welt;
      Und auch kein Tropfen Blutes fällt:
    Ob Dolche, Schwerter, Lanzenspitzen,
    Des Feindes, auf mich niederblitzen.

      »Umringt den Hals mein _Rosatuch_,
        Wie gleich es mag geschehen:
      So bet' ich meinen Zauberspruch,
        Dann sollt ihr Wunder sehen.
      Erhebe deinen Stahl der Schlacht!
      Fall' aus mit deiner Riesenmacht!
    Nur ziele muthig nach der Kehle!
    Dann _sicher_ bleibt mir Leib und Seele.« --

      Wie nun den weissen Hals umwand
        Das Tuch von Gold und Seide:
      Entriss mit Ingrimm seine Hand
        Den Würgerstahl der Scheide.
      Besessen, wie von Tiegerwuth,
      In seinem Blick' der Hölle Gluth:
    _So_ liess, dem _Satan_ heimgefallen,
    Der Wüthrich _diesen Ruf_ erschallen:

      »Ist _also_ dem, so wäre schier
        Dein Flitterstaat zu loben;
      Sei denn bereit! ich will an dir
        Des _Tuches Kraft erproben_.
      Das _Eine_ soll entschieden sein:
      Das _Tuch_ ist, oder _Du_ bist mein!
    Mein _Schicksal_ ruft! es soll erklären,
    Ob deine _Wunder_ sich _bewähren_!« -- --

      Ich sah nun, kurze Weile fort,
        Den Rosenmund sich regen;
      Mir aber klang das leise Wort,
        Als wär' es _Zauber_-Segen.
      Es war jungfräuliches _Gebet_,
      Um letzte Kraft, von _Gott_ erfleht!
    _Das_ hab' ich gläubig erst empfunden,
    Da schon ihr Leben war entschwunden.

      Sie warf den milden Scheideblick
        Nach _Segewold_ hinüber;
      Da mass sie das verlorne Glück!
        Da ward ihr Auge trüber!
      Doch schnell die Augen abgewandt,
      Den letzten Blick zu _Gott_ gesandt:
    Lag sie bereit, dahin zu gehen --
    Dem grossen Tod' das schöne Leben. --

      O, weh' mir, dem es nicht gelang,
        Ihr Schicksal noch zu wenden!
      Denn eilig schon der Mörder schwang
        Den Stahl mit beiden Händen!
      Und, zielend nach dem _Rosatuch'_,
      Vertrauend auf den Zauberspruch:
    So liess er, meinem Blick zum Grausen,
    Den Schlag, wie Blitz, darniedersausen! -- --

      Entflogen war des Lebens Traum! --
        Weit offen gähnt die Wunde!
      Kein _Ach_ erscholl! sie zuckte kaum,
        Mit dem nun bleichen Munde!
      Sie starb, mit allem Heldenmuth'!
      Ein Purpurquell von klarem Blut',
    Beschloss, als rauchende Fontäne,
    Die hoch erhab'ne _Trauer-Scene_!...

      Dem Markstein an der Grenze gleich,
        Gebannt an seine Stelle:
      So standen _Beide_, starr und bleich,
        Der _Mord_ und sein _Geselle_! --
      Ein _Angstruf_, den ich laut vernahm,
      Der aus der nahen Tiefe kam:
    Vermochte nicht mit seinem Schrecken,
    Der _Zeugen_ Furcht in mir zu wecken. --

      Das Tüchlein blieb ein Zaubertuch,
        Für uns von Weltenschwere!
      Es trug in sich der Nachwelt Fluch;
        Der _Jungfrau_ -- Preis und Ehre!
      Der Mörder sah zum Opfer hin,
      Wie _Kain_ nach dem Mord erschien:
    Und nach hinabgewürgtem Grimme,
    Vernahm ich der _Verzweiflung_ Stimme:

      »O, _du_, getaucht in Martyrblut:
        Du _Gott_-gesandte _Gabe_!
      Du _Zaubertuch_, das Wunder thut,
        Im Sarge noch und Grabe!
      _Gespinnst_, wie du der Welt dich nennst:
      Gesponnen mir zum Nachtgespenst'!
    _Gewebe_, mir zur _Qual_ gewoben:
    Lass dich von deiner _Jungfrau_ loben!

      »O _Schönheit_, wie noch keine war!
        Von mir in Staub getreten!
      _Hier_ ist mein Tempel und Altar!
        _Hier_ lern' ich heute beten! --
      _Gebet_? -- Was solch ein _Mörder_ spricht:
      Erhört ein Gott im Himmel nicht!
    _Mir_ soll kein Paradies mehr grünen;
    Ich muss hinfort der _Hölle_ dienen

      »Die _Ehre_ -- war dein _Zauber_-Spruch,
        Dein Tuch dein Ritterorden!
      _Mir_ aber ist der Zeiten Fluch,
        Und Schmach zu Theil geworden.
      Ich _folge_ dir, in schnellem _Tod_,
      Doch nicht zu deinem Morgenroth!
    Mein Schwert empfängt die Felsenquelle;
    Den Leib der Strang, den Geist die Hölle!

      »Dir _Frieden_, Leib in deinem Blut!
        Dir _Freude_ dort, du Engelseele!
      Dein Grablied sei dein Heldenmuth!
        Dein Denkmal diese Zauberhöhle!
      Dein _Geist_, verklärt in _Liebe_, steigt,
      Wenn Hoffnung mir und Glaube schweigt.
    _Ich_ -- bin ein Labsal nur den _Raben_:
    _Dich_ wird der _ew'ge Ruhm_ begraben!

      »Du _lächelst_ noch im _Tode_ mild,
        Als ob du mir verziehen!
      _Ich_ -- werde deinem _Schattenbild'_
        Im Tode nicht entfliehen! --
      Hinaus! hinweg, von dieser Welt!
      Die Bühne _brach_, der Vorhang _fällt_!
    Komm', _Hölle_ du, mit deinen Qualen:
    Ich will dir meine Schuld bezahlen.« --

      Nach diesem stürmt er wild hinab,
        Den Richter in der Seele:
      Zum _Opfer_ am Sibyllengrab'
        Der alten _Liven_-Höhle.
      Da winkt ihm, unter festem Dach,
      Und schweigsam, wie ein _Lethe_-Bach,
    Und eisigkalt, doch rein und helle:
    Im Felsenbett', die _Felsenquelle_.

      Nun senkt er vor dem klaren Strom'
        Den Mörderstahl danieder;
      Und hohl ertönt im Felsendom
        Das _Wort_ des _Fluches_ wider:
      »Ein _Opferpriester_ komm' ich heut'!
      Dem Opfer fehlt noch Grabgeläut;
    So lass' denn, _Quelle_, _dich_ erwählen,
    Von uns dem Volke zu erzählen!

      »Du nahmest im Jahrtausendlauf',
        Bei deinem Tropfen-Spiele,
      So manche _Thräne_ schweigend auf,
        Und Opfergaben _viele_!
      Hier tränktest du den müden Gast;
      Hier fand er Schattenkühl' und Rast!
    Dir Dank für Labe zu beweisen.
    Empfange nun mein Mördereisen!

      »Es soll, von edlem Blut' geweiht,
        Zu dir hinab versinken;
      Dann lass' mich Allvergessenheit
        Aus deinem Borne trinken! --
      Ein Opferlamm, so weiss und rein,
      Geschlachtet auf dem Opferstein:
    Ein _Tugend_-Leben, kranzumwunden,
    Hat sterbend hier den _Preis_ gefunden!

      »Du _Berggeist_, der in _Tiefen_ thront
        In unentweihter Stille!
      Du, _Nixe_, die den _Quell_ bewohnt!
        Begraben du, _Sibylle_!
      Du reiner, flüssiger Kristall!
      Und du im Lenze, _Nachtigall_!
    Verkündet, wann ich längst gefallen,
    Der _Jungfrau Lob_ in diesen Hallen!« -- --

      Nach diesem, warf die Mörderfaust
        Den Mordstahl in die Quelle;
      Und, wie zum _Hohne_, zischt und braust
        Die wild empörte Welle.
      Darauf zu _mir_ der _Arge_ spricht:
      »Verfolge meine Wege nicht!
    Ergreife schnell die Flucht, und weiche,
    Bevor ich würge dich zur Leiche!« -- --

      Gejagt, von unsichtbarer Macht,
        Durch hell besonnte Fluren,
      Entschwand er in des Waldes Nacht;
        Ich -- folgte seinen Spuren.
      Es trieb mich, ohne Rast und Ruh',
      Den dicht belaubten _Höhen_ zu;
    Wo quälend, unter Laub der Bäume,
    Der _Schlaf_ mich senkt in _Todesträume_!

      Ich sah gezückt das Mordgewehr
        Die Schauerlüfte spalten;
      Gespenster zogen um mich her,
        In blutigen Gestalten;
      Bis nun die _Todesbraut_ erschien,
      In weisser Hand der _Palme_ Grün;
    Siegprangend, über Mord erhaben,
    Umschwebt von tausend Engelknaben!

      _So_ war ich unter meinem Baum,
        Verborgen, nicht geborgen;
      Bis endlich aus dem schweren Traum
        Mich weckt der junge Morgen.
      Mein _erster_ Blick, aus dem Versteck,
      Erlugte, mir zu neuem Schreck:
    Den _Mörder_, starr und ohne Leben;
    Der _selber_ sich den _Tod_ gegeben!

      Da hing, vergebens lang gesucht:
        Der _Flüchtling_ -- eine _Leiche_ --
      Wie eine _Gift_-belad'ne Frucht --
        Am Stamm der höchsten Eiche!
      Sein Angesicht, wie Asche grau;
      Die Lippe Schaum, die Zunge blau;
    Wie Wolfbrut fletschend, mit den Zähnen;
    Das Haar gesträubt, wie von Hyänen! --

      Und sieh, mein _Weltenrichter_ kam,
        Herab in seinem Grimme!
      Das Ohr in meiner Brust vernahm
        Die Donner seiner Stimme. --
      _Gewissen_ -- bleibt kein leeres Wort!
      _Gewissen_ -- treibt die Sünder fort:
    Was _tief_ im Busen sie bewahren,
    Dem hellen _Tag'_ zu offenbaren.

      _So_ trat ich vor die Schranken her, --
        Nicht, Mitleid zu erweinen;
      Ich will, von _Schuld_ beladen _schwer_,
        In voller Schuld erscheinen.
      Dem _Mörder_ war ich zugesellt!
      Und, _Feind_ des Lebens dieser Welt:
    Verlang' ich, _Tod_ mir zu gewähren;
    Doch _frei_ den _Jüngling_ zu erklären.« --

      _So_ sprach er; und die Halle glich
        Dem Grabe der Karthause;
      Und nur dem lauten _Ach_ entwich
        Des Volkes Todtenpause.
      Doch schien dem hohen Landgericht'
      Noch eine _Frage_ von Gewicht:
    Der _Mordgeselle_ soll besagen,
    Was sich mit _Leutha_ zugetragen.

      Mit Staunen ob der Frage, schweigt
        Der bleiche Mordgeselle;
      Doch sieh, von _Greif_ getragen, zeigt
        Das _Kind_ sich an der Schwelle!
      Die Tochter war noch schreckenblass:
      Und jedes Auge wurde nass:
    Da rührend nun die Gottgesandte,
    Was _sie_ vernommen, auch bekannte.

            *    *    *

      Geschäftig war das holde _Kind_,
        Vergissmeinnicht zu pflücken,
      Um liebend, mit dem Kranzgewind',
        Wie oft, die Braut zu schmücken.
      Da hörte sie ein Wehgeschrei;
      Und lief, den Stufen zu, herbei:
    Um in der _Grotte_, auf den Höhen,
    Zu sehen, was der Braut geschehen.

      Doch, wie den _Mörder_ sie erblickt,
        Am Höhleneingang droben,
      Den Mordstahl in der Hand gezückt,
        Zum Morde schon erhoben;
      Und wie der Schlag darniederfällt:
      Da schwindet ihrem Blick' die Welt;
    Und unter Wehruf, halb vernichtet,
    Ist sie der Ferne zugeflüchtet.

            *    *    *

      Die Tochter irrte nach _Cremon_,
        Das lieb sie aufgenommen;
      Doch schien der Todesengel schon
        Herab auf sie gekommen.
      Mit starrem Blick und ohne Wort,
      So blieb sie, fern dem Vaterort';
    Bis endlich _Boten_ sie erfragen,
    Und heim, zu ihren _Lieben_ tragen.

            *    *    *

      Sie fühlt, vom tiefen Schlaf' erwacht,
        Sich traut in Vaterarmen;
      Und neu das Leben, angefacht
        An Mutterbrust, erwarmen.
      Und da die _Sprache_ wiederkam,
      Genügend nun das Volk vernahm:
    Wie _Wahrheit_, aus der _Unschuld_ Munde,
    Den Mörder wies, durch sichre Kunde.

      Der _Henker_ sucht und findet bald
        An nachgewies'ner Stelle,
      Den _Mörder_, todt im fernen _Wald_',
        Den _Mordstahl_ in der Quelle;
      Um _Beides_, nach dem Richterspruch,
      Beladen mit dem Zeitenfluch,
    Und allem Volke zum Gedenken,
    In tiefen Schlammes Pfuhl zu senken.

            *    *    *

      Bereitet wird ein _Ehrengrab_,
        Der _Jüngling_ frei gesprochen;
      Und über _Skudritz_ wird der Stab
        Von Richterhand gebrochen.
      Und ungesäumt und ungetheilt,
      Die _Menge_ nach dem _Kerker_ eilt:
    Mit Preis und Lob, die ihm gebühren,
    Den _Heil_ zum _Heil_ herbeizuführen.




XIV.

Heil, im Garten von Segewold.


      _Garten_, dem ich _Leben_ gab:
    Senke deinen Stolz danieder!
      Deine _Flora_ ging zu _Grab_',
    Und kein Frühling weckt sie wieder!

      _Rosenblüthe_, weiss und roth:
    Neige deine Zauberfülle!
      Meine _Rosa_ brach der _Tod_:
    Schmücke nun die _Leichenhülle_!

      _Veilchen_, das der Hain verbarg,
    _Veilchen_ von der Alpenwiese:
      Blühet nun an _ihrem_ Sarg,
    Wie ein Kranz vom Paradiese!

      Ihr, _Jasminen_, reich an Duft:
    Leer sind ohne _sie_ die Räume!
      Füllet nun die Todtengruft,
    Mit dem Hauch der Blüthenträume!

      Farbenpracht im Schwester-Chor,
    Adelstolze _Georginen_!
      Hüllet euch in Trauerflor,
    Dort, auf meinen Weltruinen!

      Reich an Balsam, voll der Pracht,
    Labyrinthe süsser _Nelken_!
      Schmücket ihre Todesnacht,
    Eh', wie _sie_, die Blüthen welken!

      _Lilie_ der Blumenau,
    Rein wie _sie_, vor allen Reinen:
      Fülle dich mit Maienthau;
    Lass' ihn sanft daniederweinen!

      Kränze von _Vergissmeinnicht_,
    Die das Blau vom _Himmel_ saugen!
      Nacht begrub der Sonne Licht:
    Schliesset nun die Liebesaugen!

            *    *    *

      _Myrthenstamm_, den ich erzog,
    Du, der holden _Braut_ Verlangen,
      Den ich ihr zur _Laube_ bog:
    Nur am _Grabe_ wirst du prangen!

      _Loorber_-Schmuck und _Palmen_-Zier!
    Lohn dem Helden, Preis dem Ruhme,
      Durch den _Tod_ erkauft von _ihr_:
    Grünet nun im Heiligthume!

      _Oelzweig_, den nach müdem Flug,
    Friedebringend, _Noah's_ Taube,
      Nach der Wunderarche trug: --
    _Meine_ Arche -- fiel zu Staube!

      Schatten du vom _Lebensbaum_,
    Den mein Traum zu lang gemessen:
      Edler schmücken deinen Raum
    _Trauerweiden_ und _Cypressen_.

      _Baum_ der _Gräber_, du allein,
    Wirst hinfort, und nicht vergebens,
      Zierde meiner Hütte sein;
    Und _allein_ mir Baum des Lebens!

      Draussen, fern, im _Neckarthal_,
    Wo im Grab' die _Lieben_ wohnen:
      Gründ' ich ihr ein Todtenmal,
    Reich an Immortellen-Kronen.

      Nah' bei meiner _Clause_ blinkt,
    Klar und rein der _Quelle_ Spiegel;
      Und der _Holden Urne_ winkt,
    Freundlich mir, am Rosenhügel.

      Bis der Tage Ziel erscheint;
    Gram und Kummer dann entschwinden;
      Und wir _droben_, neu vereint,
    Was wir _lieben_, wiederfinden.




XV.

Der Jungfrau Todtenfeier.


    Es wallen edle Trauergäste,
      Und Pilger strömen ohne Zahl,
    Nach _Treiden_ hin, zum _Todtenfeste_,
      Zur _Jungfrau_, nach dem Rittersaal.

            *    *    *

    Im Schmuck' der Fürstengruft erscheinen
      Die Wände, wie der Säule Rund;
    Und gold'ne Todesengel weinen
      Danieder, von dem schwarzen Grund'.

    Kristall'ne Kronen, Kerzengarben,
      Versenden wie ein Strahlenmeer,
    Ein Sonnenlicht von allen Farben,
      Im weiten Trauersaal umher.

    Und mitten dort im Saal' vollendet
      Ein _Rosenhain_ den Zauberkreis;
    Der ringsum reiche Düfte sendet,
      Von tausend Blüthen, roth und weiss.

    Und mitten, hoch im Rosenhaine:
      Im Sarge von Cypressenholz,
    Da thronet _sie_, die Makelreine,
      Der Jungfrau Zier, der Frauen Stolz!

    Ein _Engel_ ruht auf Mund und Wangen,
      Den Liebreiz noch gefangen hält:
    Sie hat den grossen _Tod_ empfangen,
      Wie einen _Kuss von jener_ Welt.

            *    *    *

    Im zarten Lilien-Gewande,
      Den Myrthenkranz im blonden Haar;
    Umgürtet mit dem Rosabande,
      Das ihr Geleit' zum Tode war:

    So schlummert _sie_, dem Tod' zum Hohne;
      Der Traum ist lieblich, wundersam!
    Ein _Cherub_ zeigt die Palmenkrone;
      Ein _Seraph_ ist ihr Bräutigam.

    Sie mag den Freier nicht betrüben,
      Und spricht, dem Engel zugewandt:
    Ich will in dir den _Bruder_ lieben,
      Mein _Liebster_ wohnt im _Erden_land.

    So scheint im Traume sie zu sagen,
      Nur sagt es ihre Lippe nicht;
    Und so mag Liebe nie verzagen,
      Wenn auch der Tod das Leben bricht.

    Zu Häupten ihr, an Rosenzweigen,
      Sich neigend auf ihr Todtenbild:
    Darf sich das _Tuch_ der _Liebe_ zeigen,
      Ihr Schlachtpanier und Ehrenschild.

    Es zeugt von ihrem Heldenmuthe,
      Der ihrem Kampfe _Sieg_ verleiht;
    Es ist geweiht von ihrem _Blute_,
      Es ist von ihrem _Tod'_ geweiht.

            *    *    *

    Zu ihren Füssen kniet der _Arme_:
      Der alles Glück mit ihr verlor!
    Sein Leben wohnt in seinem Harme;
      Sein Reichthum ist -- ein _Trauerflor_!

            *    *    *

    _Wer_ wankt herbei an seinem Stabe,
      Der Erde satt, dem Himmel reif? --
    _Der sie_ gerettet aus dem Grabe;
      Das ist der alte Vater _Greif_!

    Die _Mutter_ weint auf ihrem Bette,
      Von Schmerzen wund, zum Tode müd';
    Sich sehnend nach der Schlummerstätte,
      Zu der voran die _Holde_ schied!

    Und alles Volk, und alle stöhnen,
      Die _sie_, die _Liebende_ geliebt:
    Bezeugen nun im Strom von Thränen,
      Wie tief der Schlag ihr Herz betrübt.

    Doch draussen weilt ein _Trauerwagen_;
      Und horch, die Gräberstunde schlug!
    Zur _Kirche_ wird sie fortgetragen,
      Bestrahlt von hellem Fackelzug. --

    Choral, Gebet und Hymne wühlen,
      Es wühlt der klagende _Sermon_:
    In Seelentiefen und Gefühlen;
      Und Alles wird nur Klageton.

            *    *    *

    Dann endet sich das Fest der Trauer;
      Das Leben senkt den Tod hinab! --
    Zur Linken an der Tempelmauer,
      Da gähnt der Schlund von ihrem Grab'!

    Das _Amen_ folgt dem Priestersegen! --
      Die _Uhr_, die Jeder schlagen hört:
    Ist nur das _Herz_, mit seinen Schlägen;
      Ist nur der Schmerz, der sich empört!

    Es regnet _Kränze_! dann entrollen,
      Wie Würfel aus verweg'ner Hand,
    Hinab zu Grab', die Gräberschollen;
      Bis _Rosa_ mit dem Sarg -- _verschwand_.

            *    *    *

    Dann bringt ihr _Heil_ ein Kreuz von Eisen:
      Das soll der Heldin _Orden_ sein:
    Dann bringt die Welt -- den Stein der Weisen,
      Den inhaltschweren _Todtenstein_.

    Mit Felsen würfeln Erdvulkane,
      Mit _Steinen_ würfelt auch die Luft;
    Und _Steine_ wirft der Mensch im Wahne,
      Auf Bruderglück und seine Gruft!

            *    *    *

    Zeitlose _Du_, nicht Zeitenlose!
      Dein Wandel geht durch _alle_ Zeit.
    Von Dornen frei, Du, keusche _Rose_,
      Bist _Rosa_ nun, der Ewigkeit!

    Der _Maienrose_ Duft und Leben:
      Sie locken Wurm und Tod herbei;
    Indess nun Engel Dich umschweben,
      Und treu Dich pflegen, _Rosa Mai_!




XVI.

Heil, noch einmal vor dem Richter.


    Der Jüngling _Heil_, nun _Mann_ geworden,
      Durch _Leiden_, die er _gross_ bestand:
    Er sehnt sich aus dem Land des Norden,
      Zur Heimath, in sein Wiegenland.

    Doch eh' das Grabmal seiner Freuden
      Von ihm empfing die letzte Pflicht:
    Da trat er, sonder Groll zu scheiden,
      Noch, _also_ sprechend, vor _Gericht_:

    »Es ward ein theures Blut vergossen,
      Der Mörder fand verdientes Grab;
    _Nun_ -- habet Ihr den Tod beschlossen,
      Auf einen, der mir Leben gab.

    Denn, wäre _Skudritz_ Euch entflüchtet,
      So wie es stand in seiner Macht:
    So hätte _Folter_ mich vernichtet,
      Und _Schande_ mir der Tod gebracht.

    Dann auch bedenket Eure Lage,
      Vor Thron, Gewissen und der Welt:
    Wenn _Gott_ die Wahrheit hier zu Tage,
      Den Frevel an das Licht gestellt!

    Der _Skudritz_ war, an seiner Stelle,
      Berückt, bethört, von blindem Wahn;
    Nur Sklave blieb der Mordgeselle,
      Und stets dem Mörder unterthan.

    So lasset Huld ihm angedeihen! --
      Den _Schatz_, der mir im Grabe ruht,
    Soll _nicht_ unreines Blut entweihen;
      Nicht schänden mir das edle Blut.« --

            *    *    *

    Dem _Richter_ wollte nicht behagen,
      Was _Heil_ gesprochen, allzukühn;
    Doch will er Gnade nicht versagen,
      Da _Greif_ um gleiche Gunst erschien.

    Dem _Jüngling_ war _zu weh'_ geschehen;
      Vergeben wurde, _wie_ er sprach;
    Der Richter liess den Spruch ergehen,
      Und _Milde_ folgt dem _Rechte_ nach.

    »Der _Skudritz_ mag im Thurm' noch büssen,
      Für seine Schuld, die er bekannt;
    Dann sei er aus dem Land' gewiesen,
      Und ende _fern_, von hier _verbannt_!« --

    _So_ sprach der _Richter_, vor dem Scheiden
      Von dem durch Mord entweihten Ort';
    Erfreuend _so_ das Herz der _Beiden_,
      Mit seiner That, mit seinem Wort'.




XVII.

Die Nacht am Grabe.


    Die Landschaft ruht in tiefem Schlummer,
      Der _Mond_ nur und ein _Jüngling_ wacht;
    In Frieden _jener_, _der_ in Kummer,
      Doch Beide wandeln durch die Nacht.

    Und _Heil_, am _Grabe_, Mond-beschienen,
      Verklagt in süsser Melodie,
    Sein _Glück_, auf dessen Prachtruinen;
      Und _also_ klang die _Elegie_:

    »Bist Du so früh emporgeschieden,
      Nach kurzem Traum von Erdenglück?
    Und führt, von Deinem Gottesfrieden;
      Kein Weg in Freundes Arm zurück?

    Kann Liebe Dir nicht wiedergeben,
      Was Erdentod dem Leben nahm?
    Kann keine Thräne mehr beleben
      Den Leib, der von der Erde kam? --

    Vergebens! -- In die Nacht der Zeiten
      Verliert sich meiner Klage Ruf!
    Nur _Einer_ kann mir _Trost_ bereiten:
      Wer Licht aus Nacht der Nächte schuf.

    Nur _Du_, von _Dem_, seit Welten kreisen,
      Die Phantasie kein Bild entwarf!
    Nur _Du_, Den wir »_Allvater_« preisen,
      Der Alles gab, und Nichts bedarf!

            *    *    *

    Nun weihet mich, ihr _Todtenhügel_!
      Ein Erdsohn will sein _Fest_ begeh'n;
    Komm', _Seraph_, leih' mir deine Flügel,
      Ich will die _Braut_ im _Lichte_ seh'n.

    Die Erde soll wie Nebel schwinden;
      Die Sonne lass' ich weit zurück!
    Will sich der _Geist_ zum _Geiste_ finden,
      Verlangt es nur den Augenblick. --

            *    *    *

    _Geliebte Du_, in fernen Räumen!
      Wann sich die Geisterstunde neigt:
    Umfangen wir Dein Bild in Träumen;
      Dein Bild, das uns die _Palme_ zeigt.

    Dein treu bewährtes Tugendleben,
      So lang es hier auf Erden ging:
    War eine _Landschaft_, mild und eben,
      Gefasst in einen Blumenring.

    Da war kein Berg mit Silberminen,
      Kein Alpenstrom, der Gold verhiess;
    Kein Schloss der Vorzeit in Ruinen,
      Kein Thurm mit seinem Burgverliess.

    Es war die reichste Blumenwiese;
      Durch die sich, wie ein Ordenband,
    Ein Perlenquell vom Paradiese,
      Vorbei an Frucht-Alleen wand.

    Nur Unschuld, Ehre, Treue gingen
      Einher, bei frohem Lerchensang;
    Und _Engel_ nur mit Rosaschwingen.
      Umflogen sie auf jedem Gang.

    Ein _Hüttchen_ stand, im Sonnenglanze:
      Da flocht, bei stillem Heitersinn,
    Ein _Gärtner_ an dem Bürgerkranze,
      Für seines Glückes _Königin_.

    Doch -- neidisch brachten dunkle Mächte,
      Dem Glück', des Todes Richterspruch!
    Der Sonne folgten Schauernächte;
      Da war die _Flur_ ein _Leichentuch_!

    Mein Himmel schwand! -- Wie dort in Flammen
      So mancher Weltenbau verging:
    _So_ fiel mein _Paradies_ zusammen;
      Und -- _Grab_ nur blieb, was ich umfing!

    _Du_ aber konntest nicht verlieren --
      Den _Schmuck_, der auch den _Engel_ ziert!
    Das Schicksal wollte Dich verführen,
      _Du_ aber hast den _Tod_ verführt.

    _Charakter_ -- porenloser Wille,
      Der gold'ne Saat für Welten trägt:
    Hat Dir, in Deiner Sabbathstille,
      Gedankengold zu _That_ geprägt.

    Nur _so_ gelang es Deinem Muthe:
      Bei frech bestürmender Gefahr,
    Zu _siegen_ noch in Deinem Blute;
      Zu _retten_, was Dir heilig war. --

            *    *    *

    Dich nennt zwar keine Weltgeschichte,
      Sie schreibt ja nur bei Dämmerlicht!
    Es gingen Völker zum Gerichte,
      Und die Geschichte kennt sie nicht!

    Oft hat der _Unschuld_ Gottvertrauen
      Den Sieg der Feinde schnell besiegt;
    Tyrannengrimm ein Blick der _Frauen_,
      Am Thränenquell, in Schlaf gewiegt;

    An unsichtbarem Spinngewebe
      Hing oft der Staaten Weltgeschick:
    Doch _selten_ lebt, wer uns beschriebe
      Der Webzeit Ersten Augenblick! --

    Ein _Saemann_ schrieb die Erste Rolle,
      Die Segen auf die Völker trug;
    Sein Jahrbuch war die Erdenscholle,
      Sein Zaubergriffel war -- sein _Pflug_.

    Mit _solchem_ Griffel schrieb er _Thaten_,
      Kein Prahlwort, in der Zeiten Buch;
    Mit _solchem_ Schriftwerk hob er Staaten:
      Und seine _Saaten_ trifft kein Fluch!

    Kann aber uns _Geschichte melden_:
      Wer solch ein Götterwerk erdacht? --
    Ihr Labsal ist nur Mark der Helden;
      Ihr Nektar, Blut der Völkerschlacht!

            *    *    *

    So grabe denn der Helden Leben,
      _Geschichte_, deinem Marmor ein!
    Doch -- _Ihr_ auch wird ein Tag sich heben,
      Und _Rosa_ nicht vergessen sein!

    Es kommen Söhne ferner Zeiten,
      An die noch keine Zeit gedacht:
    _Die_ werden Dir ein _Fest_ bereiten,
      Zum Jahrtag Deiner Todesnacht. --

    Die Hand der _Liebe_ sä't in Grüfte
      Den Keim zu manchem Wunderbaum;
    Die Krone spielt im Reich' der Lüfte,
      Die Wurzel fand im Grabe Raum':

    Da grünt ein Stamm aus Deinem Staube;
      Aus Thränen wird ein Wasserfall;
    Und in der _Linde_ Mai-Gelaube
      Besingt Dein Lob die Nachtigall.

            *    *    *

    Der Vollmond hebt die Augenlieder;
      Ein Pilger eilt dem Hügel zu;
    Und neigt sich auf Dein Grabmal nieder,
      Zu schlafen süssen Schlaf, wie _Du_!

            *    *    *

    O _Du_, verklärt, in lichten _Sphären_:
      Gieb _Segen_ meinem Pilgerlauf!
    Und nimm _hinab_, des _Dankes_ Zähren,
      Und meinen _Kuss_, zu Dir _hinauf_!

    Mein Glaube wohnt auf Deinem _Hügel_,
      Die Hoffnung reicht den Wanderstab;
    Bis mich zu _Dir_ der _Liebe_ Flügel,
      Emporhebt, über Zeit und Grab.

    Dein _Rosatuch_ -- sei mir _Geleite_,
      _Wohin_ auch mein _Verhängniss_ ruft!
    Es folge mir im Erdenstreite,
      Und dann zum Frieden, meiner Gruft!

    _Du_ aber, _Staub_ der _Gräber_-Auen:
      Lass hier bei Mond- und Sonnenschein.
    Das _Leben_ sich am _Tod_ erbauen,
      Dann wird kein _Tod_ im _Leben_ sein!«




XVIII.

Das Ende.


    Nachdem er so die Mitternacht,
    Dann Morgenroth herbei gewacht:
      Erhob sich _Heil_ gen _Treiden_;
    Und sprach dort, in der _Lieben_ Haus,
    Den letzten Wunsch und Willen aus,
      Auf immerdar, _zu scheiden_.

    Nicht dreifach hoher Ehrensold,
    Erboten ihm von _Segewold_,
      Kann seine Schritte bannen.
    Er wirft den thränefeuchten Blick
    Nach seinem _Paradies_ zurück,
      Und eilet nun von dannen.

    Des _Tiefgebeugten_ Brust bewegt:
    Nicht _Greif_, der _Rosa Mai_ gepflegt;
      Nicht Bitte, noch Vertrauen.
    Die _Höhle_, die sein _Glück_ umfing,
    In _der_ sein _Himmel_ unterging:
      Erregt ihm Scheu und Grauen.

      Vergebens klang, am trauten Ort',
      Noch einmal Ruf und Freundeswort;
        Der _Alten_ Wunsch und Flehen!
    Mit seinem _Rosatuch_ entschwand
      Der _Jüngling_, heim, zum _Väterland_;
        Und -- ward nicht mehr gesehen!


Druck von H. Schnakenburg's litho- & typogr. Anstalt in Riga.





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providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
with this agreement, and any volunteers associated with the production,
promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
that arise directly or indirectly from any of the following which you do
or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.


Section  2.  Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of computers
including obsolete, old, middle-aged and new computers.  It exists
because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come.  In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
and the Foundation web page at https://www.pglaf.org.


Section 3.  Information about the Project Gutenberg Literary Archive
Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service.  The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541.  Its 501(c)(3) letter is posted at
https://pglaf.org/fundraising.  Contributions to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
permitted by U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations.  Its business office is located at
809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
[email protected].  Email contact links and up to date contact
information can be found at the Foundation's web site and official
page at https://pglaf.org

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     [email protected]


Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements.  We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance.  To
SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
particular state visit https://pglaf.org

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including including checks, online payments and credit card
donations.  To donate, please visit: https://pglaf.org/donate


Section 5.  General Information About Project Gutenberg-tm electronic
works.

Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone.  For thirty years, he produced and distributed Project
Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.


Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily
keep eBooks in compliance with any particular paper edition.


Most people start at our Web site which has the main PG search facility:

     https://www.gutenberg.org

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including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
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